Überstunden
TW für bisschen (angedeuteten?) Smut mit Handgreiflichkeiten. Always remember: Consent ist das A und O!
That being said - schönen Start in die Woche!
Yves verließ das Bad ein paar Sekunden vor Ablauf seiner Frist. An einigen Stellen war sein Haar noch feucht, seine Wangen vom Wasserdampf gerötet.
Ein Jammer, dass Judah ihn bald beseitigen würde. Er war wunderschön – und ich sollte so viel wie möglich von dieser Schönheit verschlingen, solange mir noch die Chance dazu blieb.
„Komm her." Ich lockte ihn näher, er gehorchte, setzte langsam einen Fuß vor den anderen, während ich meine Augen über ihn wandern ließ.
Es war schwierig zu beschreiben, was er trug. Es war eine Art Kleid, in leuchtendem Weiß, das provokant kurz und luftig an seinem Körper hing. Nur sein Kragen legte sich wie eine zweite Haut um seinen Hals, halb durchsichtig und mit besticktem Blumenmuster.
Er sah aus wie die jungfräuliche Opfergabe in einem okkulten Ritual.
„Das reicht." Ich musste die Worte nicht einmal in einer anderen als meiner gewöhnlichen Tonlage aussprechen, um ihn sofort inmitten seiner Bewegungen erstarren zu lassen, keinen halben Meter von mir entfernt. „Umdrehen."
Das Kleid endete vielleicht eine Handbreit unter seinem Gesäß, am Kragen befand sich ein Reißverschluss. Das Blumenmuster folgte ihm bis zum Beginn seiner Taille, ließ helle, glatte Haut hindurchblitzen. Seine Wirbel als sachte Erhebungen unter der Haut.
Ich erhob mich, stellte mich dicht hinter ihn und legte die Finger meiner rechten Hand einen nach dem anderen um seinen Hals, fuhr mit den Kuppen den Stoff nach. Er war weich, genauso, wie ich es von Augusts Meisterwerken gewöhnt war. Die Sachen, mit denen er Yves ausgestattet hatte, waren wie für ihn angefertigt, als hätte er ihn beim Skizzieren der Entwürfe vor Augen gehabt und nicht bloß die Maße angepasst.
„Mh." Ich summte zufrieden und nahm noch meine linke Hand hinzu, dieses Mal jedoch nicht, um das Kleid weiter zu befühlen, sondern um Yves' Haar über seine Schultern zu mir nach hinten zu holen. Es roch nussig, wie bei unserem Kennenlernen, und glitt wie Seide zwischen meinen Fingern hindurch. Bloß die feuchten Stellen blieben in meiner Handfläche liegen, eine Nuance dunkler als der Rest. „Lieblich." Die Textur und die Länge, die knapp über seinen Schulterblättern endete, in einem geraden Schnitt, der nach vorne hin etwas kürzer wurde.
„Vielen Dank, Sir." Yves' flüsterte, mit einer atemlosen Unruhe in der Stimme. „Ich habe gehofft, dass es Ihnen gefällt. Dass ich Ihnen gefalle."
So eine falsche Schlange. Wobei ich ihm glaubte, dass er wollte, dass ich Gefallen an ihm fand – die Frage war nur, weshalb.
„Tatsächlich?" Ich ließ von seinem Haar ab, umfasste sein Kinn und wandte sein Gesicht zu mir herum. „Und bist du erfolgreich in deinem Unterfangen?"
Seine Pupillen verschmolzen mit meinen. „Ich hoffe es sehr."
„Das ist nicht, wonach ich gefragt habe."
„Ich ..." Sein Blick wanderte tiefer, hin zu meinen Lippen, bevor sie wieder zurück nach oben fanden. „Ich weiß es nicht, Sir. Sie haben gesagt, dass ich nicht Ihr Typ bin, aber vom Gefühl her ..."
Ich betrachtete die fahlen Sommersprossen auf seinen Wangen. Im Sommer erblühten sie vermutlich selbst auf seinen Ohrmuscheln. „Sprich dich aus."
„Vom Gefühl her denke ich schon, dass Sie mich hübsch finden." Er wurde mit jeder Silbe leiser, das letzte Wort verrauchte selbst in der Stille des Raumes.
„Meine Aussage von damals war lediglich auf deine Charaktereigenschaften bezogen." Ich streckte seinen Hals durch, beugte mich tiefer und strich mit meinen Lippen seine freigelegte Hauptschlagader entlang. Wo sein Haar an Haselnüsse erinnerte, war da bloß ein Hauch von Nichts an seiner Haut. Als besäße er keinen Eigengeruch. „Dein Äußeres finde ich in der Tat sehr reizvoll."
„Hah." Er schauderte, neigte seinen Kopf weiter zur Seite, gab mir mehr Spielraum.
Allerdings wollte ich keinen. Zumindest nicht, wenn ich wusste, dass es ihm Vergnügen bereitete – und davon ging ich trotz seiner Schauspielkünste aus, weil sich Gänsehaut auf seinen Unterarmen erstreckte, die erst an den Ellbogen endete, wo sie von weißem Stoff eingehüllt wurde.
Ich streifte sein Ohr. „Nicht unerlaubt sprechen zu dürfen, beinhaltet jegliche Art von Lautäußerungen, Yves."
Er rührte sich nicht, nur seine Atmung stockte. „Tut mir leid, das ... das wusste ich nicht. Ich werde ab jetzt leise sein, Sir."
Ich schnaubte und trat hinter seinem Rücken hervor, umrundete ihn und blieb vor ihm stehen, sein Kinn immer noch fest im Griff. „Dafür, dass du angeblich bereits Erfahrungen mit deinem Ex-Mann gesammelt hast, bist du erstaunlich empfindlich. Was ist der Grund dafür?"
Mittlerweile waren ihm die Lider zugefallen, in purer Erwartungshaltung. „Es ist lange her, dass ich von einem Mann berührt wurde, von dem ich auch berührt werden will, Sir. Ich mochte Jakob nicht besonders."
Ein nett verpacktes Kompliment, aber nicht verwunderlich. Ich wusste um meine Wirkung bei anderen Menschen, unabhängig vom Geschlecht. Im Grunde müsste ich nicht auf Leon zurückgreifen, aber ich war es leid, mit Menschen zu verkehren, die irgendwann falsche Hoffnungen entwickelten. Was unproblematisch oder gar von Vorteil wäre, würden sie nicht dazu neigen, diese Hoffnungen mit mir zu teilen. Ich investierte meine Freizeit nicht gerne in unnütze Beziehungen, wenn es sich vermeiden ließ.
„Du stellst dir den Verlauf unserer kleinen Verabredung offensichtlich zu angenehm vor", meinte ich, sog das flüchtige Schaudern auf, das ihn auf den Satz hin ergriff, und brach unseren Körperkontakt schließlich ab. „Knie dich hin."
Seine Lider flatterten auf, bevor er hastig und ohne Widerrede in die Tiefe ging, mit seinem Gesicht direkt vor meiner Mitte, nur Zentimeter von ihr entfernt. Ich sah, wie sein Blick dort verharrte, wie er seine Lippen befeuchtete – sich aber nicht regte, sondern artig auf den nächsten Befehl wartete.
Wenigstens die Grunderziehung schien diesem Jakob gelungen zu sein.
Ich flocht die Finger meiner rechten Hand erneut in sein Haar, ballte sie zur Faust, nur probeweise, ehe ich wieder von ihm abließ. Die elendige Warterei bis zu diesem Zeitpunkt hatte zu lange gedauert, um den Moment nicht hinauszuzögern. Ich wollte jede einzelne Sekunde auskosten. Also entfernte ich mich von ihm, um den Raum zu verlassen, um ihn und mich selbst weiter hinzuhalten. Aber zuvor-
Ich schaute hinter mich. Yves kniete immer noch an derselben Stelle, stumm und bewegungslos, weil ihm nichts anderes auferlegt worden war. Weil er einen braven Jungen mimte, und es so hervorragend meisterte, dass ich ihn zum Weinen bringen wollte, damit er gegen meine Regeln verstieß und ich einen Grund hatte, ihn zu bestrafen. Nicht, dass es einen benötigte, aber es gab der Sache eine schmackhafte Note, wenn meine Spielpartner die Schuld einzig und allein bei sich suchen mussten und sie nicht in meiner bloßen Willkür vermuteten.
„Du wirst dich nicht rühren, bis ich dir eine andere Anweisung gebe." Ich riss meine Aufmerksamkeit wieder von ihm los und spazierte in den Flur und schließlich in sein Schlafzimmer. Mir war nicht danach, in seinen Habseligkeiten zu wühlen, mein Ziel war purer Zeitvertreib, um Yves in Geduld zu üben. Das Herumschnüffeln überließ ich Judah. Der hatte in unserer Jugend netterweise stets dort Abfall verteilt, wo er Dinge vor mir hatte verstecken wollen, und mir damit erfolgreich das Interesse an fremden Schubladeninhalten abtrainiert. Schuld war das Thema Konditionierung, das wir irgendwann in der Mittelstufe in der Schule behandelt hatten. Schuld war unsere Lehrerin, die damals verlautet hatte, man könnte mit dieser Technik nicht nur bei Tieren, sondern auch bei Menschen bestimmte Verhaltensweisen fördern oder eindämmen.
Es war nie gut, Judah seltsame Ideen in den Kopf zu pflanzen. Vor allem nicht, wenn ich letztlich der Leidtragende war.
Ich schnaubte und schob die Erinnerung beiseite, betrachtete die Hilfsmittel, die Yves auf seinem Nachttisch liegengelassen hatte. Sie sahen in der Tat gereinigt aus und würden sich mit Sicherheit in passenden Momenten in unsere Session einbauen lassen.
„Hm." Ich wandte mich ab und wechselte zu seinem Schrank hinüber, öffnete die Tür und betrachtete die Kleiderauswahl. Rechts waren sporadisch benutzte Regale angebracht. Es gab einige wenige Pullover und einfarbige T-Shirts oder Tops, ansonsten kurze Seidenshorts, die mehr an Unterwäsche als an Alltagskleidung erinnerten, und quer zwischen alldem verteilt rot-weiß-geringelte Plüschsocken. Links sah es nicht viel gefüllter aus, dort hingen lediglich die Outfits an Kleiderbügeln, die wir zusammen bei August erworben hatten.
Wenigstens was seine finanzielle Lage betraf, schien er nicht gelogen zu haben, ansonsten hätte er sich vermutlich besser ausgestattet.
Ich erlaubte es mir, die Outfits genauer zu betrachten – und mir in Erinnerung zu rufen, wie er darin ausgesehen hatte. Für unser nächstes Treffen würde ich ihm zurechtlegen, was er mir vorführen sollte.
Ich fuhr über den Lederkilt, den er an seinem ersten Arbeitstag getragen hatte, und erhaschte weiter unten im Schrank einen Blick auf einen Stapel Röcke neben zwei oder drei der Stoffhosen, in denen ich ihn bereits gesehen hatte. Die meisten von ihnen waren Faltenröcke, knappe Teile, mit denen er sich nicht einmal bücken könnte, ohne zumindest das Ende seiner Oberschenkel der gesamten Außenwelt zu präsentieren.
Ich leckte mir über die Lippen und drückte die Schranktür langsam wieder zu. Der Anblick seiner Kleider half mir nicht unbedingt bei der Entscheidung, ob ich ihn entblättert oder doch lieber mit Stoff bedeckt haben wollte. Beides hatte seinen unverkennbaren Reiz – oder ich würde ihn bloß zwingen, seinen Slip ausziehen, dann wäre der wichtigste Part seines Körpers frei zugänglich, während der Rest weiterhin hübsch verpackt blieb.
Für eine Sekunde schloss ich meine Augen, spürte, wie sich Hitze in mir ausbreitete, Vorfreude, ehe ich mich auf den Weg zurück zu Yves machte, der immer noch in derselben Position vor dem Sofa verharrte, von mir abgewandt. Und mit einer Hand unter seinem Kleid, einer Hand, die sehr offensichtliche Bewegungsmuster ausführte.
Ich schnalzte mit der Zunge. „Habe ich mich missverständlich ausgedrückt, als ich sagte, du solltest dich nicht rühren?"
Sofort schnellte Yves' Kopf in meine Richtung, so hastig, dass ich mir einbildete, ein leises Knacksen zu hören. „Herr Lindqvist, ich-" Er riss seine Hand wieder unter dem Kleid hervor und krallte sich mit ihr in das bisschen Stoff, dass seine Beine umschmeichelte. „Ich dachte, Sie würden länger weg sein und deswegen hab ich ... ich hab gedacht, dass-"
„Dass es in Ordnung ist, ungehorsam zu sein, solange es hinter meinem Rücken geschieht?" Ich schlich auf ihn zu, lauernd. „Oder wie soll ich deine Erklärung interpretieren?"
Er senkte den Blick, zog die Schultern an. „Es tut mir leid, Sir. Ich wollte das nicht. Ich wollte nicht ungehorsam sein."
„Ach?" Ich ging vor ihm in die Hocke, hob sein Gesicht am Kinn an. „Dann hat deine Hand spontan ein Eigenleben entwickelt und dich gegen deinen Willen befriedigt?"
Er biss sich auf die Unterlippe, verlagerte sein Gewicht von einem Knie auf das andere. „Wenn ich mich vorne anfasse, dann", er schluckte, „kann ich mich hintenrum leichter, ähm, entspannen. Und Sie haben gesagt, dass Sie vielleicht mit mir schlafen werden, deswegen hab ich gedacht, ich könnte mich schon mal ein bisschen vorbereiten. Für den Fall, dass ... dass ich entspannt sein muss."
Zugegeben, das war eine Erläuterung, mit der ich mich zufriedengeben konnte, weil sie ganz in meinem Interesse war. Was ich Yves selbstverständlich nicht mitteilen würde. Im Gegenteil.
Ich strich ihm sachte mit dem Daumen über die Wange, während ich mich wieder aufrichtete, bevor ich abrupt von ihm abließ, ausholte und ihm ohne Umschweife ins Gesicht schlug. Mit der flachen Hand und nicht sonderlich stark – nichtsdestotrotz fiel er zur Seite, musste sich mit beiden Händen abfangen, um nicht auf dem Boden aufzukommen.
„Es ist nicht deine Aufgabe, nachzudenken", sagte ich.
„Nein, Sir." Er blieb eine Weile in seiner schiefen Position, ehe er zurück auf seine Knie sank und zu mir aufschaute, meine Hand als rötlicher Abdruck auf seiner Haut. „Es ist nicht meine Aufgabe, nachzudenken."
Ich musterte ihn, verächtlich. „Mit deinem Bildungsstand bist du auch nicht unbedingt dazu in der Lage, hm?"
Ich war niemand, der im Schlafzimmer lobte. Meine Vorliebe lag darin, mir diejenigen Aspekte herauszupicken, von denen ich wusste, dass sie Unsicherheiten verkörperten, weil es nicht in meiner Intention lag, meine Partner lediglich zu triezen. Ich wollte, dass sie sich wertlos fühlten. Nicht würdig, in meiner Gegenwart zu existieren – wenn es den Abmachungen entsprach.
Aber bei Yves war es mir gleich. Einerseits, weil ich die gemeinsame Absprache vor der Session absichtlich insoweit gekürzt hatte, dass sie als solche kaum noch erkennbar war, andererseits schien ihm die Behandlung tatsächlich zu gefallen. Es war eine subtile Reaktion – ein Verschränken seiner Hände im Schoß, ein kurzes Zucken seiner Hüfte, die Zunahme seiner Atemfrequenz –, aber ich erkannte sie.
Sieh einer an.
Ich lächelte, innerlich, nach außen hin verzog ich missbilligend die Mundwinkel. „Berührst du dich wieder selbst, Yves? Nachdem ich dir vor keiner Minute verdeutlicht habe, was ich davon halte?"
Er gab ein kurzes, ersticktes Geräusch von sich und hob die Hände ruckartig von seiner Mitte. „Entschuldigung."
„Entschuldigung was?"
„Entschuldigung ... Sir?"
Ich hob eine Braue. „War das eine Antwort oder eine Frage?"
Seine Augen fanden meine, bloß für eine Sekunde, bevor er sie wieder abwandte. „Eine Antwort."
Stille. Ich wartete ab, aber da kam nichts mehr, er rutschte lediglich auf seinen Beinen herum und stahl fortlaufend flüchtige Blicke auf mich. Bis ihm nach fast vier Minuten ein Licht aufzugehen schien.
„Sir!", haspelte er. „Eine Antwort, Sir."
„Zu spät." Ich ließ Enttäuschung in meine Mimik fließen, obwohl es dafür keinen wirklichen Grund gab. Mit meinen anderen Spielpartnern erstellte ich vorab eine ellenlange Liste mit Regeln, auf dir wir uns gegenseitig einigten, Yves hingegen hatte ich lediglich einige Bröckchen hingeworfen. Zumal wir das erste Mal auf diese Weise miteinander verkehrten. Er konnte nicht ernsthaft wissen, was ich von ihm verlangte. Aber das brauchte er auch nicht, er würde schließlich nicht lange genug bleiben, um mich tatsächlich kennenzulernen. „Begib dich ins Schlafzimmer."
Er nickte mehrmals hastig und rappelte sich sofort auf.
Anfängerfehler.
Ohne zu zögern, packte ich ihn im Nacken und presste ihn zurück zu Boden, mit dem Gesicht voran, die Stimme zu einem Zischen gesenkt: „Habe ich mit einer einzigen Silbe verlauten lassen, dass du dafür aufstehen sollst?"
Er stemmte seine Hände neben seinen Hals gegen das Laminat, drückte sich mit ihnen hoch. Verzweifelt. „A-aber wie soll ich denn sonst ...?"
Ich verstärkte den Druck, bis sich zwischen ihm und dem Boden nur noch Zentimeter befanden. Wichtige Zentimeter, sonst müsste er sich seinen Mund waschen, bevor er auch nur in die ungefähre Nähe meines eigenen Mundes oder meiner Geschlechtsteile durfte. „Du sollst kriechen." Wie das Stück Dreck, das er war – wenn auch ein äußerst hübsches Stück Dreck.
Er schluckte, ließ die Gegenwehr bleiben. „Ja, Sir."
Zu schade, ich hätte ihn gerne weiter zurechtgewiesen. Aber die Nacht war noch jung.
„Ständig Ja, Sir und Nein, Sir, aber ich sehe nicht, dass du auch befolgst, was ich von dir verlange." Ich gab ihm einen letzten Stoß, ehe ich meinen Griff löste und mit verschränkten Armen beiseitetrat, ihn dabei beobachtete, wie er sich erneut auf die Knie kämpfte, nur um kurz darauf in den Vierfüßlerstand zu gehen. In dieser Position verharrte er einen Moment lang, zu mir linsend, bis er begann, langsam an mir vorbeizukriechen, als weitere Korrekturen oder Befehle meinerseits ausblieben.
Ich blieb stumm, sorgte einfach nur dafür, mich hinter ihm zu befinden, weil die Aussicht mir ausgesprochen gut gefiel – Yves' Kleid war durch die Beugung mittlerweile etwas nach oben gerutscht, gewährte mir freien Blick auf die Kurve seines Gesäßes, genau im Übergang zu seinen Oberschenkeln, auf sanfte, gepflegte Haut. Und ein winziges Muttermahl auf der linken Hälfte, geformt wie ein verlaufener Farbspritzer, den jemand in der Mitte gespiegelt hatte.
Ich streckte eine Hand aus und fuhr darüber, aber der Fleck war nicht erhaben genug, um ihn von seiner restlichen Haut unterscheiden zu können. „Wo besitzt du sonst noch Muttermale?"
„Unten an meinem Rücken, Sir." Er hielt inne, obwohl ich nichts dergleichen verlangt hatte. „Und in der Leiste. Dort hab ich vier nebeneinander."
„Interessant. Was ich allerdings interessanter finde, ist die Frage, weshalb du angehalten hast." Er wollte mir antworten, aber ich kam ihm zuvor. Mit einem festen Hieb gegen seinen Hintern. „Beweg' dich gefälligst."
„Ah." Er zuckte nach vorne weg, kratzte mit den Nägeln über das Laminat, als er die Hände zu Fäusten ballte. „Entschuldigung." Und nach einer flüchtigen Pause: „Sir."
Ich registrierte die Besserung seiner Manieren mit einem knappen Nicken und fokussierte mich wieder auf seine Kehrseite, die mittlerweile recht flink über den Flur krabbelte, als wäre er sich meiner Gier bewusst und würde versuchen wollen, ihr zu entkommen.
Als wäre er dazu imstande.
Ich folgte ihm, betrat sein Schlafzimmer das dritte Mal heute und beobachtete, wie er in der Mitte des Raumes stoppte.
So grässlich entzückend.
„Vor dein Bett." Noch während er zur Bettkante kroch, öffnete ich die Schnalle meines Gürtels. Er schien das Geräusch zu erkennen, ich sah ihn heftig schaudern. „Oberkörper auf die Matratze."
Er atmete stockend aus, tat aber, wie ihm geheißen, wenn auch mit Schwierigkeiten, weil die Betten, mit denen ich die Wohnungen ausgestattet hatte, erhöht waren. Es zwang ihn dazu, seine Beine durchzustrecken, sein Gesäß auf perfekter Höhe für eine anständige Züchtigung.
Zufrieden zerrte ich meinen Gürtel aus den Schlaufen meiner Stoffhose und umfasste die Schnalle mit der rechten Hand, immerhin wollte ich keine ernsthaften Spuren hinterlassen. Und ein ordentlicher Treffer mit der Schnalle würde seine Haut reißen lassen. „Farbe?"
„Grün, Sir." Bloß ein Wispern, gedämpft durch das Laken vor seinem Mund.
„Gut." Ich griff nach dem Ende seines Kleides und schob es sehr, sehr langsam höher, entblößte sein Gesäß, zeigte mir selbst die schwarze Spitze darunter, die sich eng an seine Rundungen schmiegte. Es waren Rosenmuster eingewebt.
Ich sollte August einen Geschenkkorb zuschicken. Er verwöhnte mich nahezu.
Andächtig fuhr ich mit den Fingern meiner linken Hand unter den Stoff, ließ sie über seine Haut wandern. Glatt und kühl und fest, aber gleich würde sie brennen. „Verstehst du, weshalb ich dich bestrafen muss?"
„Ja, Sir, ich-" Er schnappte nach Luft, als meine Finger die Spalte zwischen seinen Backen fanden. „Ich, ah, habe die Anrede vergessen ... und nicht richtig zugehört. Hab Dinge gemacht, die ich nicht hätte tun sollen. Hab mich angefasst, obwohl ich es nicht durfte."
„Richtig." Ich strich höher, hakte meinen Daumen in den Bund seines Slips. Ich wollte alles sehen. „Und wie viele Hiebe verdienst du für diese Vergehen?"
Er spähte über die Schulter zu mir. Seine Lider befanden sich auf Halbmast, seine Wangen waren gerötet, so sehr, dass ich meinen Handabdruck auf ihnen fast nicht mehr erkennen konnte. „Fünf, Sir. Oder ... oder ist das zu wenig? Ich kann auch mehr aushalten. Das kann ich. Wirklich. Wie viel Sie wollen."
„Fünf ist eine angemessene Zahl." Wobei ich zehn bevorzugt hätte, wäre es nicht sowieso meine Intention, etwas ruppiger vorzugehen und ihm für jeden Ton, der seine Lippen verließ, einen Strafhieb zu verpassen. Auf die Art würden wir auf kurz oder lang in jedem Fall mindestens die zehn erreichen.
Es brauchte nur meine Bestätigung und Yves drehte sich wieder von mir weg, krallte sich in das Bettlaken, während meine Aufmerksamkeit zurück auf seine Unterwäsche fiel. Würde es den Moment eventuell verführerischer gestalten, wenn ich sein misshandeltes Gesäß erst dann sah, wenn es bereits von Striemen übersät war?
Möglich.
„Du wirst die Schläge laut mitzählen und dich für jeden einzelnen von ihnen bedanken", sagte ich und wickelte das Leder des Gürtels zweimal um meine Hand, anstatt ihn weiter auszuziehen. Notfalls könnte ich ihn auch nach seiner Strafe noch entkleiden und ein paar Hiebe auf seine blanke Haut setzten. „Ansonsten will ich keinen Mucks von dir hören. Hast du das verstanden?"
Er atmete tief ein. Laut und überdeutlich. „Ja, Sir."
„Dann wiederhole es."
„Ich", das Laken unter seinen Händen knitterte, „werde jeden Schlag laut mitzählen und mich für sie bedanken. Und dabei still sein, Sir."
Allein mit dem ersten Hieb würde ich ihn schon die dritte Regel brechen lassen.
Ich straffte den Gürtel ein letztes Mal, schwang meinen Arm nach hinten und-
Just try to chillax, babe, you're wasting your breath.
Did I hear you imply that they don't deserve death?
Are they winners? Are they sinners?
'Cause it's cut and dry.
Fair is fair, an eye for an eye! *
Ich friemelte mein Handy gerade rechtzeitig aus meiner Hosentasche, um dem Refrain zu entkommen.
Wenn ich Judah in die Finger bekam, würde ich ihn lynchen.
Genervt, sehr genervt, starrte ich auf den Bildschirm, bereit, meinen Bruder wegzudrücken, als ich dort ein simples Haustelefon las. Und Judah war nicht bei mir zuhause, dort waren lediglich die Kinder. Meine Kinder, die wussten, dass sie mich nur auf der Arbeit stören durften, wenn es sich um einen akuten Notfall handelte.
Ich ließ meinen Gürtel fallen, startete augenblicklich das Gespräch und verließ ohne Erklärung das Schlafzimmer. Das Telefonat musste er nicht mit anhören, selbst wenn ich den Ton hinuntergeschraubt hatte. „Was ist los?"
„Papa?" Es war Ares und ich hörte Unsicherheit in seiner Stimme mitschwingen, ganz untypisch für ihn. Das war nicht gut. „Ich wusste nicht, ob ich dich anrufen soll, aber du hast gesagt, ich soll dir Bescheid geben, wenn böse Menschen zu uns kommen."
Böse Menschen?
Jetzt war es nicht mehr Privatsphäre, die ich suchte, jetzt war er der Weg aus Yves' Wohnung hinaus. Weil niemand meinem Nachwuchs Leid zufügen würde. Sie gehörten mir. „Sind sie im Haus? Wo sind deine Schwestern? Bist du in Sicherheit?"
„Bin ich, laufe gerade hoch zu Deli und Theresa. Hab ihnen gesagt, dass sie in ihrem Zimmer bleiben sollen." Ares' Getrampel war im Hintergrund zu hören. „Und die Menschen sind schon wieder gegangen. Hab trotzdem alle Türen und Fenster zugemacht."
Ich verlangsamte meine Schritte etwas, weil das hieß, dass sie nicht in unmittelbarer Gefahr schwebten. Nichtsdestotrotz hatte sich jemand zu ihnen getraut und es passte mir nicht, dass sie nun ungeschützt waren. Würde die Lage sich anders gestalten, hätte ich Judah zu ihnen geschickt, aber der befand sich in Valentinos Apartment, und das befand sich genauso weit von meinem Heim entfernt wie das Lokal. „Weißt du, wer diese Menschen waren?"
„Ja, sie haben mir durch das Küchenfenster gesagt, wer sie sind. Aber ich habe es nur gekippt, damit sie nicht reinkommen können."
Dass der Junge sich auch immer in Nichtigkeiten verlor.
Ich seufzte ungeduldig. Wenn es einer von Judahs unglücklichen Spionageopfern war, der ihn und mich miteinander verwechselt hatte, würde ich ihn gleich doppelt lynchen. Der letzte Vorfall hatte mir gereicht. „Wer war es, Ares? Sag es mir."
„Äh." Er zögerte. „Oma und Opa?"
Jetzt hätte Valentino einen Grund zu behaupten, eine catastrofe würde sich ereignen – denn das tat sie. Sechs Jahre lang hatte ich es geschafft, meine Eltern von meiner Familie fernzuhalten, hatte dafür regelmäßig mit ihnen telefoniert, war zweimal im Jahr für ein verkürztes Wochenende zu ihnen gefahren, während Judah oder Valentino auf die Kinder aufgepasst hatten, und das alles scheinbar für nichts.
Ich strich meine Hemdsärmel glatt, schloss den obersten Knopf meines Kragens und fuhr mir durchs Haar, brachte es in Ordnung. Ich hegte keinerlei Hoffnung, dass ich das Unheil würde komplett abwenden können, aber es sollte möglich sein, die Auswirkungen einzudämmen.
Aber selbst das war mir nicht vergönnt.
„Arbeitest du immer noch in diesem schmutzigen Loch?" Mein Vater stand zusammen mit meiner Mutter direkt vor der Bühne, als ich die Treppen hinuntereilte, und sah sich verächtlich um. „Du verdienst Besseres, mein Junge."
Ich blendete den Kommentar aus und setzte ein Lächeln auf mein Gesicht. Hätte Ares mich ein paar Minuten eher angeklingelt, hätte ich wenigstens verhindern können, dass sie hereinstolzierten. Ich trennte mein Privatleben sehr gerne von meiner Arbeit. „Mutter, Vater, es ist schön, euch wiederzusehen."
„Du könntest uns öfter sehen, wenn du uns zu dir einladen würdest, anstatt immer nur zu uns zu kommen." Meine Mutter war eine kleine Frau, sie musste den Arm heben, um mir über die Wange zu streicheln. „Wie geht es dir? Du siehst müde aus."
„Es geht mir gut." Ich umschloss ihre Hand, eine augenscheinlich sanfte Geste, die ich allerdings nur verwendete, um den Kontakt mit meinem Gesicht zu beenden. „Weshalb seid ihr hier?"
„Dürfen wir unseren Sohn etwa nicht einfach ohne Grund besuchen?" Sie kräuselte die Nase, als Torben mit seinen Katzenohren an uns vorbeirauschte. „Lasst uns gehen, bevor wir uns mit irgendetwas anstecken."
„Natürlich." Nur zu gerne. „In welches Hotel kann ich euch bringen?"
„Sei nicht albern!" Sie schnaubte. „Wir werden für unseren Aufenthalt selbstverständlich bei dir wohnen. Unsere Koffer sind noch draußen im Taxi, die müssten in deinen Wagen gebracht werden."
Großartig, sie planten demnach einen längeren Aufenthalt. Jetzt brauchte es tatsächlich viel Mühe, mein Lächeln aufrechtzuerhalten. „Dann werde ich euch das Gästezimmer herrichten." Ich komplimentierte die beiden zügig nach draußen, wo der Taxifahrer noch mit laufendem Taxameter auf sie wartete.
„Yorick", meine Mutter schlang ihren langen Mantel enger um ihre Brust, an meinen Vater gewandt, „bezahl den guten Mann. Und du", sie blickte zu mir, „sei so lieb und kümmere dich um unsere Koffer."
Ich lächelte gepresst und lief zur Rückseite des Taxis, hievte die zwei dort verstauten Koffer aus dem Inneren und schob sie zu meinem Auto. Glücklicherweise hatte ich heute direkt vor dem Lokal geparkt, sodass der Weg nur einige wenige Meter betrug.
„Danke, mein Schatz." Meine Mutter blieb neben einer der hinteren Türen meines VWs stehen, während mein Vater ihre Schulden bei dem Taxifahrer beglich, und blickte abwartend zu mir.
Wie ich diese Etikette verabscheute.
Ich kam ihrer stillschweigenden Aufforderung widerwillig nach und öffnete ihr die Tür. Sie nahm es mit einem knappen Nicken wahr und stieg ein, während ich an mich hielt, ihr nicht zu erklären, dass Judah und ich nicht ohne Grund derart weit von ihnen weggezogen waren. Allerdings konnte ich mich beherrschen und blieb höflich, bevor ich zurück zu den Koffern ging. Sie waren von einer unpraktisch enormen Größe, die dafür sorgte, dass ich sie minutenlang neu sortieren musste, um meinen Kofferraum überhaupt schließen zu können. Tetris hatte ich noch nie gemocht.
Endlich geschlossen, atmete ich tief und langsam aus. Ich mochte es nicht, wie ihre Anwesenheit mich gedanklich zurück in die Vergangenheit schickte, zurück in meine Jugend, die ich damit verbracht hatte, vor ihnen zu kuschen, weil jeder meiner Fehltritte darin resultiert war, dass Judah die Strafe für sie hatte erdulden müssen. Mitunter aufs Härteste. Und seine eigene Dummheit trug nun die Schuld daran, dass wir uns selbst im Erwachsenenalter nicht von dieser Dynamik lossagen konnten.
Ich erlaubte mir noch einen Moment, ehe ich mein Auto umrundete und zur Fahrerseite stiefelte – nur um zu bemerken, dass mein Vater weiterhin fehlte.
Angesäuert schaute ich mich um. War er der Meinung, mich seine Drecksarbeit erledigen lassen und sich dann einfach herumtreiben zu können, als wäre er nicht derjenige, der sich zu mir nach Hause eingeladen hatte?
Ich schnalzte mit der Zunge – jedoch blieb mir das Geräusch im Hals stecken, kaum entdeckte ich ihn am Eingang zu meinem Lokal. Zusammen mit Yves.
Das war suboptimal.
Hastig setzte ich mich in Bewegung. Ich musste unter allen Umständen verhindern, dass er etwas von sich gab, was meinen Vater auch nur entfernt auf den Trichter bringen könnte, ich wäre homosexuell. Wenn er davon erfuhr, würde er Judah-
Nein, das würde nicht passieren. Ich würde nicht zulassen, dass Judah zu Schaden kam. Ich hatte nicht meine gesamte Kindheit auf die Zufriedenheit meiner Eltern ausgerichtet, um jetzt zu versagen.
Allerdings hätte ich mir um meine sexuelle Orientierung keine Sorgen machen müssen. Es war etwas völlig anderes, das mich in eine beinahe genauso unangenehme Bredouille brachte.
„Darf ich euer Gespräch unterbrechen?", drängte ich mich zwischen sie, nicht wirklich gefasst auf die überaus erfreute Mimik meines Vaters.
„Davon hättest du deine Mutter und mich ruhig in Kenntnis setzen können, Josias."
Ich spürte Unbehagen in mir aufsteigen, als würde gleich jemand von mir verlangen, meine Hände ungeschützt in Gülle zu tauchen. „Wovon genau sprichst du?"
„Über deine Liaison mit dieser jungen Dame." Er legte Yves eine Hand auf die Schulter. Meine Augen folgten der Bewegung bis hin zu Yves' Gesicht, seinem unsicheren Blick, der meinen traf.
Was zum Teufel war hier bitte los?
„Ich denke", begann ich, „hier handelt es sich um-"
„Wir hatten uns schon Sorgen gemacht. Nachdem du dich die letzten Jahre geweigert hast, uns eine Frau vorzustellen, sind wir davon ausgegangen, dass der enge Kontakt, den du zu deinem Bruder hältst, sich negativ auf deine, nun, Lebensart ausgewirkt haben könnte. Eigentlich sind wir hergekommen, um euren Kontakt für die nächste Zukunft zu unterbinden."
Unterbinden. Sie wollten den Kontakt nicht reduzieren, sie wollten ihn als vollkommen unmöglich gestalten. Judah einsperren. Ihn mir wegnehmen. Und sie hatten die nötigen Mittel dazu.
Mein Puls beschleunigte sich. „Judah übt keinen negativen Einfluss auf mich aus. Er hat nichts damit zu tun, dass ich bislang keine feste Beziehung eingegangen-"
„Umso erfreulicher ist es, zu sehen, dass wir uns getäuscht haben. Scheinbar ist unser Eingreifen doch nicht vonnöten." Er nahm die Hand wieder von Yves' Schulter und platzierte sie stattdessen auf meiner.
Nicht vonnöten. Das hieß, der Fokus lag nicht länger bei Judah.
Mein Kreislauf beruhigte sich wieder.
„Es ist schon spät", sagte ich schließlich, bemüht ruhig. „Möchten du und Mutter euch nicht ausruhen? Ihr habt einen langen Weg hinter euch."
„Richtig, richtig." Er nickte, macht allerdings keine Anstalten, sich zu meinem Wagen zu begeben. Stattdessen betrachtete er Yves. Lächelnd. „Frau Wyss, meine Gattin und ich sind sehr selten bei unserem Sohn zu Besuch und würden diese Gelegenheit gerne dafür nutzen, Sie besser kennenzulernen. Kommen Sie doch morgen zum Abendessen vorbei. Passt Ihnen das?"
Oh nein, das passte überhaupt nicht. Es war eine Sache, meine Eltern für heute Abend im Glauben zu lassen, ich wäre irgendwie mit Yves verbandelt, aber ich würde ihn mit Sicherheit nicht zu mir nach Hause einladen. Ich würde ihm nicht die Chance geben, in meinen vier Wänden herumzugeistern und-
„Sehr gerne, Herr Lindqvist!" Yves strahlte meinen Vater an, bevor ich auch nur den Mund hätte öffnen können. „Ich freue mich, endlich die Eltern meines Verlobten kennenlernen zu dürfen!"
*Auszug aus "Hell is forever" aus der Serie Hazbin Hotel.
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