Prolog

Heather

Die Nacht hatte sich über die Stadt gelegt und umhüllte sie nun wie ein dunkler Mantel. Aus dem Wohnzimmer drangen die Stimmen meiner Freunde an meine Ohren. Diese hatte ich für heute, wie üblich, zu mir eingeladen, damit wir den Abend zusammen verbringen konnten. Jedenfalls hatten wir das in diesen Sommerferien oft gemacht. Wenn die Schule jedoch wieder beginnen würde, würden diese Treffen vermutlich nachlassen. Diese Erfahrung hatte ich schon oft genug getan.

Ich nahm die Champagnerflasche aus dem Kühlschrank und griff, so gut es ging, nach sechs Gläsern. Dann ging ich, ein wenig wankend, zurück ins Wohnzimmer. Dort hatten sich die anderen auf den langen Sofas niedergelassen und unterhielten sich angeregt. Lediglich Sebastian saß still da und lauschte den anderen.

Als ich auf sie zukam, hören sie nicht auf sich zu unterhalten, richteten ihren Blick jedoch auf mich und Everly, meine beste Freundin, schenkt mir ein freudiges Lächeln: "Da bist du ja wieder, Heather. Ich dachte schon, du kommst gar nicht mehr wieder."
Ich rollte nur amüsiert grinsend mit den Augen.

Ich stellte das Getränk und die Gläser auf dem gläsernen Wohnzimmertisch ab und ließ mich dann zwischen Everly und Alicia auf das Sofa fallen. Beide machten mir dafür Platz und Everly rückte dadurch noch ein Stück näher an ihren Freund Bradley heran. Er hatte einen Arm um ihre Schultern gelegt und unterhielt sich angeregt mit den Reed – Zwillingen.

„Also? Wem ist nach einem Glas Champagner?", fragte ich grinsend und blickte erwartungsvoll in die Runde.
„Mir", sofort zuckte Alicias Hand in die Höhe. Hayden, Everly und Bradley folgten ihrem Beispiel sofort, ohne zu zögern. Lediglich Sebastians Hände verharrten auf den Lehnen des Ledersessels meines Vaters. Sofort wusste ich, dass er spüren konnte, dass sich in diesem Moment all unsere Blicke in ihn bohrten.

„Komm schon, Sebastian", meldete sich nun Bradley zu Wort: "Nur ein Mal. Zum Anstoßen."
Ich seufzte und schaue den Jungen ernst an: "Lass ihn, wenn er nicht will, dann muss er auch nicht."
Dann reichte ich ihm die Flasche, damit er eine Aufgabe hatte und ihm nicht weiterhin irgendwas einzureden versuchen konnte.

Der angesprochene Sebastian seufzte einmal laut, gab dann aber nach: "Gut, aber nur dieses eine Mal und nur zum Anstoßen."
„Großartig", grinste ich breit und teilte die Gläser unter den anderen aus. Bradley entkorkte unterdessen die Flasche gekonnt und füllte unsere Gläser dann, als wir ihm diese hinhielten. Als Letztes füllte er sein eigenes.

Ich beobachte, wie der helle Schaum langsam verschwand, sodass nur noch die goldene Flüssigkeit übrig blieb. Dann hob ich den Kopf und sah in die Runde: "Leute, hebt die Gläser."
Auf diese Aufforderung hin machte ich den Anfang und reckte mein Getränk in die Höhe.

„Was?", Alicia schien in diesem Moment ein wenig schwer von Begriff zu sein. Doch Everly wusste genau, was ich vorhatte: "Ich denke, sie will, dass wir schwören."
Kurz sah ich zu ihr herüber und grinste sie breit an. Ich liebte es, wie es manchmal so wirkte, als könnte sie meine Gedanken lesen. In Wirklichkeit kannte sie mich aber einfach nur in- und auswendig.

Natürlich merkte ich, wie die anderen einander Blicke zu warfen, war allerdings zufrieden als sie ihre Gläser dann nach einigen Sekunden, wenn auch ein wenig zögerlich, hoben.
„Hiermit schwören wir", begann ich selbstbewusst vorzusprechen. Dabei konnte ich die neugierigen Blicke meiner Freunde auf mir spüren.
„Dass wir für immer beste Freunde bleiben", fuhr ich weiter fort und ließ mich nicht verunsicher: "Und, dass uns nichts auseinander bringen kann."

Da wir so etwas schon öfter getan hatten, wussten die anderen sofort, was sie zu tun hatten, und sprachen deshalb im Chor: "Ich schwöre."
Ich grinste zufrieden und ließ mein Glas wieder sinken.

Dann ließ ich mich in die Sofakissen sinken und begann an meinem Glas zu nippen. Die kalte Flüssigkeit prickelte angenehm in meinem Mund und ich musterte die anderen.

Früher hätte ich nie gedacht, dass ich jemals an diesem Punkt stehen würde. Denn eigentlich hatte ich diese Gruppe vor einem Jahr nur gegründet, weil ich das Gefühl hatte, dass die anderen mir meine Position an der Spitze der Schulhierarchie nehmen konnten. Ich hatte mich bedroht gefühlt und gehofft so die anderen ein wenig unter meiner Kontrolle zu halten. Dass daraus jedoch fünf gute Freundschaften wie diese entstehen würden, hätte ich niemals gedacht. Mittlerweile war aus dieser Gruppe so viel mehr entstanden, als ich jemals erwartete hatte. Doch zu diesem Zeitpunkt wusste ich aber noch nicht, was in Zukunft passieren würde.

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