(10) Don't stop

Leonie P.O.V.

Was hatte ich mir dabei nur gedacht? Collin stand mir nur stumm gegenüber. Ich hätte ihm nicht die Chance geben sollen, mich zu küssen. Das letzte Mal war es auch nicht gut ausgegangen. Ich sollte nicht so emotional handeln. Es tat mir nicht gut, wenn ich ihn so schnell wieder so nah an mich heran ließ. Ich atmete kurz durch und schob mich dann an ihm vorbei, um die Türe zu öffnen. „Hey, beste Freundin. Ich habe dir einen... " fing Skyla an, als sie herein kam, brach aber abrupt ab, als sie Collin mitten in meinem Zimmer stehen sah. Dieser wiederum musterte meine Freundin einen Moment nachdenklich und hielt ihr dann höflich eine Hand hin.
„Collin Black. Du bist dann wohl das Mädchen, dem ich zu verdanken habe, dass ich Leonie kennengelernt habe." stellte Mister Arrogant sich vor und Sky nahm mit großen Augen seine Hand entgegen. „Skyla Princeton." erwiderte meine beste Freundin etwas unsicher und warf nun auch mir einen fragenden Blick zu. „Hey, Sky. Collin und ich haben gerade über meine Kunst geredet." erklärte ich meiner Freundin und nahm ihr das Gebäck und den Kaffee ab, den sie mitgebracht hatte. „Ah." erwiderte sie einfallslos und musterte nun wieder Collin etwas unsicher.
Es war eindeutig, dass die Situation für alle Beteiligten immer peinlicher wurde und ich war mir nicht ganz sicher, wie ich das wieder auflockern konnte. „Was haltet ihr davon, wenn ich jetzt gehen und ihr... " fing Collin an und sofort sah ich ihn etwas zu erschrocken an. „Nein!" unterbrach ich ihn ziemlich schnell und wurde dann rot, als ich erkannte, wie das gewirkt haben musste. Skyla neben mir schaute kurz zwischen mir und Collin hin und her, bevor sie auf einmal anfing zu kichern. „Ihr zwei seid echt süß." meinte sie und jetzt wechselte ich einen Blick mit Collin. Dieser runzelte einen Moment die Stirn, bevor er ebenfalls zu lachen anfing. Ich rümpfte die Nase. Die beiden würde mich noch in den Wahnsinn treiben.
„Und ihr zwei... " setzte ich an, wurde aber sofort von Collin unterbrochen. „Sag lieber einfach nichts." meinte er grinsend und warf dann einen schnellen Blick auf die Tüte mit Gebäck, die ich in der Hand hielt. „Oh, das kannst du vergessen." erklärte ich ihm sofort, weil mir natürlich klar war, was er mit diesem Blick andeutete. Ganz sicher würde ich nicht mein Essen mit ihm teilen! Sky schien meinen Gedanken einigermaßen folgen zu können und nahm mir einen Kaffee, sowie das Gebäck wieder ab. „Ich mag sowieso nicht alles." erwiderte Collin und zog einen Schmollmund. „Das sagen sie immer und dann essen sie einem alles weg." konterte Sky und holte aus einem meiner Schränke zwei Teller.
Collin grinste wieder nur vor sich hin und nahm plötzlich meine Hand in seine. „Was hältst du davon, jetzt mit zu mir zukommen?" wollte er wissen und ich schüttelte lächelnd den Kopf. Es amüsierte mich, wie sich die beiden so neckten und ich hatte das Gefühl, dass die beiden das auch wussten. „Ist es für dich so schlimm, meine beste Freundin kennenzulernen?" wollte ich wissen und nahm einen Bissen von der Apfeltasche, die Sky mir gegeben hatte. „Naja... Wenn du damit meinst, ob ich lieber mit dir alleine wäre, dann ja!" erklärte der Player und ich rollte mit den Augen.
„Keine Sorge, ich wollte nur sehen, wie es meiner Freundin mit ihren Verehrern geht." schritt Sky ein und ich sah sie erstaunt an. Musste sie jetzt auch noch Sebastian da mit hineinbringen? Sie mochte meine Sorgen zwar als überflüssig einstufen, aber ich würde sicher nicht so locker damit umgehen. „Mehrere Verehrer?! Nicht nur ich?" fragte Collin und bemühte sich, nach außen Ruhe auszustrahlen, aber ich hatte die Bestürzung in seinen Augen schon gesehen. Ich seufzte. Na toll. Ich hätte ihm von Sebastian erzählen sollen. Ich wusste, dass er er früher oder später verstanden hätte.
Jetzt musste ich Schadensbegrenzung betreiben. „Sebastian ist weniger ein Verehrer. Viel mehr ein ehemaliger Freund, der nicht versteht, dass er mich in Ruhe lassen soll." bemühte ich mich, das Ganze ruhig zu erklären. Collin nickte langsam, erwiderte aber nichts weiter. Sein Blick auf Sky sprach dafür Bände. „Ich glaube, ich gehe lieber wieder." murmelte sie, warf mir einen entschuldigenden Blick zu und verschwand wieder aus dem Zimmer. Ich war ihr natürlich nicht böse. Woher sollte sie wissen, dass das Schwierigkeiten bereiten konnte? Ich wartete, bis die Zimmertüre wieder geschlossen war, bevor ich erneut versuchte Collin die Geschichte mit Sebastian zu erklären.
„Ich..." begann ich, doch Collins Blick brachte mich sofort wieder zum Schweigen. „Mach dir keine Sorgen, Leo. Ich bin nicht sauer. Es hätte mir klar sein müssen, dass du nicht alles mit mir teilst. Das muss ich mir erst verdienen. Ich habe dich zuerst enttäuscht." meinte der Player und ich war über die Maßen überrascht. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass er so entspannt blieb. Eher mit einem vor Wut übersprudelnden Vulkan. „Du bist nicht sauer?" hakte ich nochmal nach, wobei Collin nur zögernd nickte. „Ich bin selbst erstaunt darüber, glaub mir. Aber ich will dich nicht wegen so etwas wieder verlieren. Es hat gerade so gut geklappt und du hast selbst gesagt, dass er kein Verehrer ist und du nichts als Ruhe vor ihm willst." versuchte er sich zu erklären.
Da legte sich über meine Überraschung ein anderes Gefühl. Meinte er mit 'gut geklappt' den Beinahe-Kuss oder bildete ich mir diese Zweideutigkeit nur ein? In meinem Bauch fing es leicht an zu kribbeln und ich musterte Mister Arrogant prüfend. Plötzlich fiel es mir seltsam schwer, seine Mimik zu deuten. Langsam kam er einen Schritt näher. Würde ich ihn wieder abweisen können? Noch ein Schritt. Konnte ich meine Gefühle für ihn weiter leugnen? Nun stand er direkt vor mir. Mir wurde warm und ich hielt gespannt den Atem an. „Ich sollte... " fing ich einen atemlosen Satz an, vergaß aber augenblicklich, was ich sagen wollte, als Collin nach meiner Hand griff. Er legte das Gebäck und den Kaffee, den ich in der Hand gehalten hatte auf meinen Schreibtisch.
Da erfasste mich eine plötzlich Ruhe. Ich wusste, dass ich mich nicht länger dagegen wehren konnte. Collin hatte mein Herz im Sturm erobert und jetzt mit seinen Bemühungen um mich konnte ich nicht weiter widerstehen. Er hatte mich vollkommen in seinen Bann gerissen. „Vergiss das Atmen nicht." murmelte Collin und automatisch atmete ich einmal tief ein. Sofort schwang mir sein wunderbarer Duft entgegen und ich konnte nicht umhin, noch ein wenig näher an ihn heran zu treten. Ein belustigtes Lächeln erschien auf seinen Lippen, verschwand kurz darauf aber auch wieder.
Er hatte plötzlich einen ganz ernsten Ausdruck im Gesicht und ich musterte ihn verwirrt. Was hatte ich falsch gemacht? Augenblicklich verschwand meine Ruhe und ich spürte, wie meine Wangen anfingen, rot zu glühen. „Du bist so eine wundervolle Frau, Leonie McArthur." meinte der Player mir gegenüber und zog mich dann an sich. Ein erschrockener Laut kam über meine Lippen, dann lagen auch schon seine darauf und ich schmolz dahin. Mit äußerster Vorsicht erwiderte ich den Kuss. Erst etwas unsicher, dann hörte ich Collin seufzen und konnte mich nicht weiter zurückhalten.
Ich fuhr mit einer Hand in seinen Nacken und zog ihn fester an mich. Der Kuss wurde verlangender und auch Collin reagierte sofort. Er zog mich mit der einen Hand an meiner Taille und mit der anderen in meinen Haaren, in den Kuss hinein. Das Kribbeln in meinem Bauch nahm Überhand und ich wünschte mir, wir könnten für immer so stehenbleiben. Collin schien jedoch andere Pläne zu haben und löste sich abrupt und ziemlich atemlos von mir. „Nicht aufhören." hauchte ich noch, bevor ich mich zurück halten konnte und war im nächsten Moment peinlich berührt. Warum konnte ich mich auch nicht beherrschen? Collins Mundwinkel zuckte belustigt und ich wollte enttäuscht einen Schritt zurück machen. „Du machst mich verrückt." erklärte Mister Arrogant und schon lagen seine Lippen wieder auf meinen.
Diesmal erwiderte ich den Kuss ohne zu zögern. Es fühlte sich einfach zu gut an. Egal, was mein Kopf zu fassen versuchte, es funktionierte nicht. Meine Gedanken waren vollkommen von Collin eingenommen und ich genoss seine Nähe. Nicht einmal meine Zweifel an uns hatten die Macht, diesen Moment zu zerstören. Es war unser erster Kuss, nach diesem dummen 'Vorfall' und egal, welche Folgen das haben würde... ich wollte nicht, dass es endete. Collins zärtlicher Halt und dazu dieser stürmische Kuss brachten mich einfach aus meinem Gleichgewicht. Er nahm mich vollkommen ein.
Doch alles schöne endete mal. Collin nahm seine Lippen wieder atemlos von meinen und schien in meinen Augen nach etwas zu suchen. „Was?" kam der Hauch einer Frage über meine Lippen. Augenblicklich spürte ich eine heiße Röte in meine Wangen steigen. Schon wieder. „Ich will sichergehen, dass du das nicht falsch aufnimmst." murmelte der Player und ich musterte ihn nun ebenfalls. Hatte ich das etwa schon falsch aufgenommen? Hatte ich zu viel Hoffnung und Gefühl in diesen Kuss gelegt? Zu viel hinein interpretiert? „Was sollte ich denn falsch aufnehmen?" sagte ich leise. Ich wollte nicht durch mein zu-laut-sein eine negative Antwort herauf beschwören.
Seine grün-blauen Augen wanderten über mein Gesicht. Sanft strich er mir über die Wange. „Du solltest wissen, dass... dass das hier..." begann er zögerlich und brach ab, als es schon wieder an meiner Türe klopfte. Was wollte Sky jetzt schon wieder?! „Jetzt nicht!" erklärte ich laut genug, dass sie mich hören konnte und bemühte mich, Collins Blick fest bei mir zu halten. Ein belustigtes Grinsen erhellte sein wunderschönes Gesicht. „Ach, sie soll ruhig stören. Ich wollte dir nur sagen, dass das mit uns für mich... " „Wir müssen reden, Lenchen!" drang da Sebastians Stimme von der Türe heran. „Willst du mich verarschen?!" fauchte ich von einer plötzlichen Wut erfasst und stürmte nun doch an Collin vorbei.
Ich riss die Türe auf und starrte auf Sebastians nackten Oberkörper. Nicht weil mir gefiel, was ich sah, sondern weil es mich zutiefst erschrak. „Was zur Hölle hast du nur wieder angestellt?" flüsterte ich mit einem Hauch von Verzweiflung. Wir konnten nicht wieder damit anfangen. Nicht, nachdem ich jetzt endlich jemanden gefunden hatte, der mich nicht in Gefahr brachte und den ich nicht erneut verlieren wollte. „Es tut mir leid. Ich brauche deine Helfe." erklärte der Player mir gegenüber und da spürte ich plötzlich eine beruhigende Hand an meiner Schulter. Collin...

Nachdem ich jetzt endlich mal fertig mit dem Kapitel bin, dachte ich mir, ihr wollt es sicher direkt frühs haben und nicht noch bis heute Nachmittag warten. Ich weiß, das Ende ist wieder ein bisschen gemein, aber naja ^^

Alles Liebe,
Ary-Lu

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