(7) Dinner
Durch diese unerwartete Wahrheit antwortete ich ebenfalls ehrlich. „Nein. Hab noch ein bisschen. Warum hast du es abgebrochen?" „Dad wollte nicht, dass ich etwas anderes mache, als sein Unternehmen nach ihm zu führen." erklärte Collin und ich starrte ihn nur leicht geschockt an. Seine Ehrlichkeit entwaffnete mich und ich fand keinen kecken Spruch darauf. Anscheinend merkte das auch Collin, denn sein Grinsen wurde breiten. „Okay, dann geh ich mal zu den ganzen Tussen." er ging zur Tür, aber da fiel es mir wieder ein. „Collin warte!" fragend drehte er sich wieder um.
Ich merkte, wie er sein Grinsen zu unterdrücken versuchte, als ich nicht sofort weiter redete. „Danke, dass du mich davor bewahrt hast, den Drink mit den K.O. Tropfen zu trinken." lächelte ich leicht verlegen. „Immer wieder gerne." sagte er erstaunlich ernst und ging aus dem Zimmer. Ich war wirklich erstaunt, wie... nett er eigentlich war. Bei unsrer ersten Begegnung hatte ich ihn zwar als vollkommen arrogantes Arschloch eingestuft, aber jetzt wo ich etwas mit ihm geredet hatte, fand ich ihn tatsächlich etwas nett. Ich war zwar leicht verwirrt, wie ich meine Meinung so schnell ändern konnte, aber so könnte ich dieses ganze Spiel vielleicht sogar überstehen.
Ich lernte noch ein paar Stunden, dann klopfte es erneut an der Tür. „Ist offen." witzelte ich und wappnete mich schon, wieder von Collin gestört zu werden. „Na. Was machst du die ganze Zeit. Ich war dreimal unten im Aufenthaltsraum und hab dich kein einziges mal dort gesehen." grinste Deirdre und schloss die Tür leise hinter sich. „Ich lerne." erklärte ich schlicht und hob mein Buch und meine Notizen leicht an. „Was? Du hast deinen Lernstoff mitgebracht?" lachte sie und ließ sich auf mein Bett plumpsen.
Ich rollte mit den Augen. Natürlich verstand sie das nicht. Sie studierte ja auch nicht Medizin. Manchmal fragte ich mich echt, wie ich so blöd sein konnte. „Ja. Medizinstudium ist ziemlich viel Arbeit." sagte ich und ließ mich neben ihr ins Bett fallen. „Medizin?! Oh. Wow." staunte Deirdre und sah jetzt doch neugierig geworden zu meinen Unterlagen. „Was lernt man da denn so?" wollte sie wissen. Ich seufzte. Mit ihr wollte ich jetzt nicht unbedingt darüber reden, auch wenn ich sie mochte. „Frag doch Collin. Er hat es auch mal studiert." schlug ich vor und ihr grinsen wurde breiter.
Ich wusste, was jetzt kam und am liebsten wäre ich davon weg gelaufen, aber Mädchengespräche gehörten eben dazu. „Apropos heißer Gastgeber. Was hast du mit ihm zu schaffen?" wollte sie wissen und stütze das Kinn auf ihre Hände, um mich besser anstarren zu können. Ich rollte gespielt mit den Augen. „Eigentlich nicht viel. Wir haben uns bloß ein einziges mal getroffen und das war im Phönix. Meine Schwester hat ihre Verlobung gefeiert und mich mitgeschleppt. Ich verstehe mich aber nicht besonders mit der Sorte Mensch, mit der sie sich anfreundet, also hab ich mich etwas abgeseilt und als ich mal nicht aufgepasst hab, hat mir ein Typ K.O. Tropfen in den Drink." erklärte ich.
„Und Collin hat dich davor gerettet?" fragte Deirdre in schwärmerischem Tonfall. „Ja, aber er war eigentlich nicht wirklich nett." lachte ich und sie kicherte mit. „Was machst du eigentlich? Also beruflich." versuchte ich, noch etwas Info über sie zu bekommen. „Ich bin Journalistin." erklärte sie und mir fiel der Mund auf. „Was? Äh... Ich meine, ich kann's verstehen. Du bist nett und hast mir grad eine kleine Story raus gequetscht." lachte ich leicht nervös und bemerkte, wie ich instinktiv versuchte den besten Eindruck zu machen.
Deirdre lächelte und setzte sich langsam auf. „Hihi. Ja. Ich hab dir sofort angesehen, dass du gute Schlagzeilen bedeutest, also werde ich jetzt deine beste Freundin hier." meinte sie und wir lachten wieder gemeinsam. Unsere Unterhaltung ging noch ewig weiter, bis ich auf die Uhr sah und erkannte, dass wir bald im Speisesaal sein müssen. „Mist, wir müssen runter, Deirdre!" sagte ich und sprang auf. Die kleine Journalistin tat es mir gleich und wir eilten durch die vielen, menschenleeren Gänge. Vorm Speisesaal hielten wir kurz inne, um wieder zu Atem zu kommen und gingen dann gemeinsam rein. Sofort richteten sich alle Blicke auf uns. „Guten Abend." sagte ich gespielt strahlend, als wären wir überhaupt nicht zu spät.
Mir fiel ein, was meine Mutter früher immer gesagt hatte. Du bist nie zu spät, Leonie, die anderen sind einfach nur immer zu früh. „Guten Abend, die Damen. Darf ich wissen, was der Grund für Ihre Verspätung ist?" sagte Collin und ich erkannte, dass nur noch zwei Plätze am anderen Ende des Tisches frei waren. „Wir waren wohl zu sehr in unserem Gespräch vertieft, Mister Black." erklärte Deirdre höflich und zog mich mit zu den Plätzen. „Über was haben Sie sich denn so angeregt unterhalten?" fuhr Mr. Arrogant mit seiner Fragerei fort. „Medizin und so. Du weißt schon." sagte ich, als wäre es vollkommen normal, dass ich mit Leuten über Medizin sprach.
Ein kleines Lächeln zuckte um Collin's Lippen, aber er versteckte es schnell. „Oh. Interessant. Ich habe selbst einmal angefangen Medizin zu studieren, wissen Sie." gab Collin an, als wäre unser Gespräch vorhin nicht existent. „Ja, natürlich." sagte ich nur mit gekünsteltem Lächeln und tat mir ein bisschen Penne auf den Teller. „Wieso haben Sie es abgebrochen?" führte Deirdre weiter Konversation und ich konnte in Ruhe essen. Sie wusste mittlerweile, was für ein Fan ich von gutem Essen war, obwohl man mir das nicht ansah. „Nun ja, mein Bruder... " fing Collin an, aber ich erkannte schon da, dass es eine Lüge werden würde.
Desinteressiert aß ich einfach und lauschte den Tischgesprächen. Am interessantesten waren Blair und eine andere Blondine mit grünen Augen, Chastity, wenn ich mich recht erinnerte. Sie flüsterten direkt neben mir, wie sie mit ihren 'Reizen' Collin für sich gewinnen wollten. „Also ich glaube, Blair hat da bessere Chancen als du, Chastity." flüsterte ich nach einer Weile. Ich wusste, dass so höchstens meine Schwester reagiert hätte, aber ich musste ein wenig die Konkurrenz gegeneinander aufbringen. So stiegen meine Chancen, zu gewinnen, wirklich enorm an.
Meine Eltern hatten mich so erzogen und ich konnte eben nichts dagegen tun. „Wer hat dich denn gefragt?!" fauchte Chastity und ich lächelte nur leicht. Ich würde nichts weiter tun müssen. Ich aß meine zweite Portion und lehnte mich dann zurück, um weiter fremden Unterhaltungen zu lauschen. „Dich sollte man nicht als Feindin haben." sagte Deirdre leise zu mir. Ich kicherte und erwiderte ebenso leise „Das wurde mir sozusagen antrainiert. Meine Eltern haben mich früher immer zu wichtigen Angelegenheiten mitgenommen, damit ich lernte, wie man Leute manipuliert und trotzdem gut dasteht."
Leider wurde unser Gespräch von Collin unterbrochen der auf stand und somit alle Aufmerksamkeit auf sich zog. „So, meine Damen. Bitte gehen Sie jetzt alle auf Ihre Zimmer. Nachtruhe beginnt heute schon um zehn Uhr, da sie alle einen sehr anstrengenden Tag hatten. Gute Nacht." sagte er und die anderen Mädchen erwiderten das schnell im Chor. Ich jedoch wartete noch und folgte ihm, als er aus dem Raum ging. „Gute Nacht, Collin." flötete ich und wehte an ihm vorbei. Ich liebte es ja doch irgendwie im Mittelpunkt zu stehen. Nur das herum zicken nervte.
In meinem Zimmer schlüpfte ich aus dem Kleid und stieg erstmal unter die Dusche. Collin hatte recht mit dem was er gesagt hatte. Der Tag war total anstrengend. Gerade als ich nur in einem Handtuch bekleidet aus dem Badezimmer kam, klopfte es an der Tür. „Ich komme!" rief ich, weil ich abgesperrt hatte. Es war lediglich eine Vorsichtsmaßnahme. Ich riss die Tür genervt auf, als das Klopfen nur lauter wurde und stand jetzt leider mal wieder Collin gegenüber. Ich knallte ihm, wie vorhin schon, die Tür vor der Nase zu und lief schnell in den Kleiderschrank, wo mein durchwühlter Koffer lag.
„Wird das jetzt zur Gewohnheit?" witzelte Mr. Arrogant und folgte mir geschwind. „Wenn du immer zu den unpassendsten Augenblicken kommen musst!" schnaubte ich und suchte mir ungerührt ein langes Shirt und kurze Stoffshorts aus meinen Koffer. „Wenn du immer dann, wenn ich komme etwas machst, bei dem ich die nicht stören sollte." konterte Collin und ich rollte nur mit den Augen. „Was willst du, Black?" „'Gute Nacht' sagen." Seine Engelsaugen bei dieser Antwort brachten mich zum lachen. „Ich glaub eher, du versuchst so viele der Mädchen wie möglich in Unterwäsche sehen." fuhr ich meine Erklärung auf.
Collin's Blick wanderte kurz über meinen Körper. „Oder mit noch weniger Bekleidung." ergänzte er süffisant grinsend und lehnte sich gelassen an den Türrahmen. „Wie auch immer. Verschwinde." sagte ich und blieb ungeduldig vor ihm stehen. Er verstellte mir die Tür ins Zimmer komplett und ich sah ihm genervt in die hübschen grün-blauen Augen. „Na gut. Schlaf schön, Honey." Als er den Kosenamen verwendete, den er schon im Club benutzt hatte, hätte ich ihn am liebsten angezischt, dass er das lassen sollte. Ich wusste nicht warum, aber ich war irgendwie allergisch auf dieses 'Honey'.
Als Mr. Arrogant sich tatsächlich von der Tür entfernte und mich vorbei ließ, war ich echt erstaunt. „Du auch, Mr. Arrogant." rutschte es mir einen ticken zu laut heraus und ich schlug mir schnell die Hand vor den Mund. „Ich glaube, das habe ich verdient... " seufzte Collin jedoch nur und ging zur Tür, die in den Gang führte. „Verlauf dich nicht in deinem Schloss." rief ich ihm noch hinterher und er blieb sofort stehen. „Ich doch nicht, aber wie hast du es geschafft, dich nicht zu verlaufen?" wollte er wissen, wandte mir aber weiter den Rücken zu. Ich streifte mir schnell das Shirt über den Kopf.
Ebenso schnell und unbemerkt schlüpfte ich auch in die Shorts. „Naja, ich hab mir einen Plan gezeichnet. Willst du ihn sehen?" sagte ich, als alles an Ort und Stelle saß und ging zum Schreibtisch, wo mein Skizzenbuch lag, auf dem ich noch vor ein paar Stunden gezeichnet hatte. „Klar." Collin war schneller bei mir, als ich erwartet hatte und nahm meine Skizzen in die Hand. „Ist das alles, was du hier bisher gesehen hast?" fragte er erstaunt und ich nickte nur. Zögernd blätterte Collin weiter.
Daran, dass sich seine Augen bewundernd weiteten, erkannte ich, dass er die Zeichnung vom Garten unten entdeckt hatte. „Du bist wirklich begabt." sagte er und blätterte staunend weiter. Ich spürte, wie meine Wangen anfingen zu glühen, drehte mich aber schnell zum Balkon, um sie vor Mr. Arrogant zu verbergen. Ich ging hinaus und sah der Sonne beim untergehen zu. Es sah wunderschön aus, wie sie im Wasser versank, als würde sie zu einer großen Pfütze zerfließen. „Collin? Kannst du mir mal mein Skizzenbuch und einen Bleistift bringen." bat ich eilig und kurz darauf kam er mit besagten Sachen.
Schnell schlug ich eine noch leere Seite auf und fing an diesen wundervollen Anblick in meinem Büchlein fest zu halten. „Atemberaubend schön, findest du nicht?" schwärmte ich Collin vor, obwohl er sowieso nicht auf's Meer, sondern auf mich starrte. „Ja." sagte er nur, wendete aber den Blick nicht von mir. „Du siehst ja nicht mal hin." murrte ich und machte schnell meine Zeichnung fertig. „Muss ich auch gar nicht. Ich kann in deinen Augen sehen, wie begeistert du vom Sonnenuntergang hier bist." erklärte er und strich mir über die rechte Schläfe. Ich antwortete einfach nicht.
Ich kontrollierte nochmal die Details und zeichnete dann ein Abbild davon. Die Seite mit der zweiten Zeichnung riss ich aus. „Hier." sagte ich und hielt sie Collin hin. Staunend sah er mir in die Augen und ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Offensichtlich war er solch kleine Geschenke nicht gewohnt. Ich konnte wetten, dass er wie ich früher alles hatte, was er wollte, dann aber überrascht war, wenn es etwas gab, dass er nicht kannte, bevor es ihm jemand zeigte und dass dann unbedingt wollte.
Ich wedelte ungeduldig mit dem Papier und der Player nahm die Zeichnung zögernd in die Hand. Er betrachtete sie aufmerksam und sah dann wieder zu mir. „Danke." sagte er und versuchte seine Begeisterung zu unterdrücken. „Jetzt weißt du, wie toll der Sonnenuntergang ist. Ich würde jetzt aber gerne Schlafen, also ciao. Bis morgen." erwiderte ich und schob ihn vom Balkon zu meiner Zimmertür. „Träum von mir." grinste er und ging dann endlich. Ich schloss die Tür hinter ihm und ließ mich in das riesige, weiche Bett fallen. Ich wusste schon jetzt, dass ich wundervoll schlafen würde.
Hey meine Lieben,
nochmal sorry, für das verspätete Kapi. In diesem Jahr wird es voraussichtlich kein Update mehr geben, weil ich es tatsächlich geschafft hab, in den Ferien Stress zu haben. Ich bin kaum 5 Tage Zuhause. Also schon mal:
Frohe Weihnachten und an gut'n Rutsch ins neue Jahr ;D
Alles liebe eure Ary-Lu ;*
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