(6) Lunch

Ich lachte und packte mein Handy wieder weg. „Ja. Sie ist älter als ich und ziemlich nervig. Hast du Geschwister?" betrieb ich noch ein bisschen Smalltalk. „Ja, einen älteren und zwei jüngere Brüder." grinste das Mädchen und ich sah in ihren Augen die Liebe zu ihren Geschwistern. „Aww. Ich hab mir schon immer jüngere Geschwister gewünscht!" schwärmte ich und Deirdre lachte. „Naja. So gut ist das auch nicht. Die können dir total auf die Nerven gehen, aber man liebt sie ja trotzdem." meinte sie und wir redeten noch eine Weile, bis auch Arline und Holly plappernd eintrafen und kurz darauf Linda.

Die Führung durch die Villa war ziemlich kurz und ich konnte mir alles gut einprägen. Im Grunde hatte Linda uns nur das Erdgeschoss gezeigt. Das zweite Stockwerk und die Dachterrasse waren für uns tabu. Ansonsten befand sich noch die Küche, ein Strandabschnitt, ein wunderschöner Garten und der Speisesaal hier unten. Als Linda uns dann endlich freigab, teilten wir vier uns wieder auf und gingen uns in unseren Zimmern 'frisch machen', wie Holly es ausdrückte. Ich ging einfach schnell duschen und zog mir das hübsche blaue Kleid an. Dazu noch schwarze Heels, meine Mondzyklus Kette und meine Mondzyklus Ohrringe. Ich fühlte mich sogar erstaunlich wohl in meiner Haut.

Als ich dann auch meinen Raumplan erweitert hatte, war es schon Zeit für's Mittagessen. Celina schien glücklicherweise aufgefallen zu sein, dass ich gut alleine klar kam und hatte mir ihre Nummer gegeben, damit ich sie so rief, wenn ich etwas brauchte. Ich lief schnell durch die Gänge und entdeckte keines der anderen Mädchen. Wahrscheinlich waren die schon unten und warteten, dass sie vielleicht mal einen Blick auf Collin werfen konnten. Mal sehen, wann Mr. Arrogant sich mal dazu herab ließ.

Als ich dann unten ankam, war jedoch kaum jemand im Speisesaal. Ich entdeckte auch Holly und Arline nicht, nur Deirdre, die sich mit einer etwas kleineren Brünette unterhielt. „Hey, Deirdre. Hallo, noch Fremde... Freya, richtig?" grüßte ich, als ich mich zu den beiden setzte. „Ähm ja... und du bist... äh... " Freya lief rot an und ich lachte leicht. „Leonie McArthur." stellte ich mich vor. „Oh, richtig! Ich hab gehört, wie Blair darüber geredet hat, dass deine Eltern eine wahre Berühmtheit sind!" meinte Freya und ich rümpfte die Nase. Ich hasste es, so mit meinen Eltern in Verbindung gebracht zu werden.

Deirdre schien zu bemerken, wie unangenehm die Stimmung wurde und tat etwas dagegen. „Apropos Blair. Die ist ja so was von... bösartig. Sie ist mit mir auf dem Gang und ich hab gehört, wie sie ihre Begleiterin angeschrien hat, weil die ihr lauwarmes und nicht kaltes Wasser gebracht hatte." flüsterte sie und wir steckten die Köpfe näher zusammen. Ich dauerte nicht lange, um heraus zu finden, wer diese Blair war. Eine der vielen Blondinen, die aber anscheinend die Schlimmste von ihnen war. „Hey ihr!" kamen dann auch Holly und Arline nach einer Weile zu uns und ich erkannte, dass schon fast alle Mädchen da waren.

Das Essen wurde hereingebracht und auf den langen Tisch gestellt. Während wir aßen, unterhielten wir uns und lachten immer wieder. Eine Sache fiel mir jedoch auch bei Arline, Holly und Freya auf. Sie aßen nur ein bisschen Obst und ließen wie der Rest der Mädchen die Finger von den kleinen Törtchen und allen anderen Süßigkeiten. Die einzige Normale in dieser Sicht war natürlich Deirdre, die neben mir saß und wie ich einige Kekse und Cupcakes auf dem Teller hatte. Ich piekte sie in die Seite und sie sah mich fragend an. „Ich glaube, die anderen sorgen sich um ihre Figur." kicherte ich leise und Deirdre sah sich um.

Sie fing ebenfalls an zu kichern und wir aßen weiter. „Ich glaube nicht, dass Collin es gerne sieht, wenn man nur so wenig ist, dass man glatt in Ohnmacht fällt." flüsterte sie, als sie herunter geschluckt hatte und wir kicherten wieder. „Was ist denn so witzig?" wollte Holly neugierig wissen und Deirdre und ich schüttelten nur kichernd die Köpfe. Ich glaubte, mit ihr könnte ich mich sogar gut anfreunden. Sie schien wirklich die einzige hier zu sein, die normal war.

Holly wandte sich schulterzuckend wieder ab und knabberten an der Erdbeere, die sie noch auf ihrem Teller hatte. Plötzlich wurden die Türen aufgemacht und alle verstummten. Verwirrt sah ich zur Tür und verschluckte mich beinahe an meinem Cupcake. Hustend griff ich nach dem Glas Wasser, dass ich mir vorhin eingeschenkt hatte. Sollte er nicht erst zum Abendessen kommen? Collin's grün-blaue Augen schweiften einmal über unsere Gruppe, bis er bei mir hängen blieb und seine Mundwinkel verdächtig zuckten. Ich war mittlerweile wieder zu Atem gekommen und starrte jetzt unverwandt zurück.

Der Player ließ seinen Blick noch einmal über alle schweifen, dann gab er ein kleines Zeichen und es kamen ein paar Kameraleute herein. Innerhalb von Millisekunden hatte ich mich wieder unter Kontrolle und setzte mein strahlendes Lächeln auf. Collin unterdrückte immer noch sein Grinsen und kam langsam in meine Richtung. Ich atmete erleichterte auf, als er an mir vorbei lief und sich an den Kopf des Tisches, einen Stuhl weiter setzte. Uns trennte zwar nur Deirdre, aber das war mir genug Abstand. „Guten Mittag, meine Damen. Ich bin froh, euch schon ein paar Stunden früher, als gedacht begrüßen zu dürfen." sagte er.

Sein Blick wanderte nachdenklich von meinem und Deirdre's Teller zu den anderen. „Habt ihr denn keinen Hunger? Oder schmeckt das Essen nicht?" fragte er gespielt verwirrt und ich konnte nur dank meiner eigenen, guten Schauspielkünste erkennen, dass er nicht wirklich verwirrt war. „Nein... Mister Black. Ich befürchte, die Mädchen sind einfach diese Aufregung nicht gewohnt." antwortete ich mit einem süßen Lächeln und er lachte kurz auf. Alle starrten uns an. Anscheinend verstanden sie den Witz nicht. Liegt wohl daran, dass sie zu eingebildet für meinen Sarkasmus sind, dachte ich nur.

Deirdre war mal wieder die Einzige, die es offensichtlich noch verstand und kicherte neben mir leise. „Nun, wenn das so ist, dann bin ich ja froh. Einen guten Appetit." sagte der Player noch in die Runde und setzte sich endlich hin. Ich wandte mich wieder meinem Essen zu und ignorierten die Eifersüchtigen Blicke auf mir. Stattdessen konzentrierte ich mich auf die Kameras, die mich möglichst vorteilhaft treffen sollten. „Leonie... " flüsterte mir Deirdre nervös zu und ich sah fragend zu ihr. „Ja?" fragte ich leise, als ich meinen Bissen herunter geschluckt hatte.

„Ich hatte dich gefragt, wie es deiner Schwester geht." grinste Collin und ich unterdrückte den Drang, einen genervten Kommentar abzugeben. „Prächtig. Sie ist seit Donnerstag verlobt." erklärte ich mit meinem gekünstelten Lächeln. „Oh. Deshalb warst du also im Phönix?" fragte der Gastgeber weiter und ich musste mich konzentrieren, ihn nicht an zu zischen, dass er endlich seine Klappe halten sollte. „Ja. Meine Schwester ist ziemlich oft dort." antwortete ich immer noch, als wäre ich das liebste kleine Mädchen hier. „In dem Phönix? Das in Los Angeles, zu dem nur Promis Zugang haben?" fragte Deirdre staunend und musterte mich mit großen Augen.

Ich lächelte und wurde tatsächlich leicht verlegen. „Ja. Weißt du noch, was Freya vorhin gesagt hat?" sagte ich und Deirdre kicherte, als sie Collin's neugierigen Blick auf sich bemerkte. „Ja... Anscheinend haben deine Eltern mehr Einfluss, als ich dachte." erklärte sie mit roten Wangen und versuchte, sich auf mich zu konzentrieren. Ich grinste und wandte mich an Collin, um etwas von meiner Verbündeten abzulenken. „Und wieso warst du im Phönix?" wollte ich wissen, hoffte aber nicht auf eine ehrliche Antwort. „Um süße Mädchen vor K.O. Tropfen zu beschützen?" grinste er.

Ich kicherte gekünstelt und bemerkte erst jetzt, dass uns jeder zuhörte. „Naja. Ich glaube, dafür werde ich dir noch danken, wenn wir einmal Zeit haben, in Ruhe zu reden." sagte ich und wandte mich wieder meinem Essen zu. Die anderen Mädchen taten es mir schnell gleich, aber ich spürte immer wieder böse Blicke von Blair, die am anderen Ende des Tisches und Freya, die auf Collin's anderer Seite saß. Auch Mr. Arrogant wandte sich dem Essen zu und es breitete sich Friedhofs-Stille aus. „Erzähl mir doch noch ein bisschen von deinen Brüdern. Was ist das schlimmste an jüngeren Geschwistern?" griff ich ein Thema von vorhin auf und schien damit das Eis zu brechen. 




Nach dem Mittagessen war Collin sofort verschwunden. War ja auch nichts anderes zu erwarten. Die anderen Mädchen sahen mich finster an, aber ich ignorierte sie gekonnt und verkroch mich in meinem Zimmer, während die anderen alle in den Aufenthaltsraum gingen. Wahrscheinlich in der Hoffnung, Collin wieder zu sehen. Glücklicherweise hatte ich meine Sachen zum Lernen mitgenommen und konnte mir in Ruhe ein wenig Stoff einprägen. Natürlich war diese Ruhe aber nicht von Dauer und jemand klopfte an meiner Tür.

Stöhnend stand ich auf und riss sie auf. Ein grinsender Collin stand vor mir und ich knallte sie ihm kurzerhand wieder vor der Nase zu. Das ließ er aber nicht auf sich sitzen und kam einfach herein. „Dir auch einen schönen Tag." sagte er gut gelaunt und ließ sich auf das mittlerweile dunkelblau bezogene Bett fallen. „Da das dein Haus ist, kann ich dich nicht aus dem Zimmer schmeißen oder?" seufzte ich und setzte mich wieder an den Schreibtisch. „Nope." antwortete Collin und ich lernte einfach weiter. Ein Medizinstudium war nichts, dass man so eben mal hinter sich brachte.

Collin nervte aber natürlich weiter und stellte sich so dicht hinter mich, dass ich seine Körperwärme spürte. „Was machst du überhaupt hier? Solltest du nicht eigentlich unter im Aufenthaltsraum sein und dich von diesen ganzen Tussen bequatschen lassen?" wollte ich wissen und klappte mein Buch und meine Notizen zu. „Eigentlich schon, aber mir war mehr nach kleiner, widerspenstiger Medizinstudentin." erklärte er und schaffte es sogar ernst zu klingen. „Ich bin nicht klein." schmollte ich und schaffte es sogar scheinheilig mit den Wimpern zu klimpern.

Collin lachte und schnappte sich mein Buch. „Hey! Gib mir das sofort wieder!" schrie ich, aber Mr. Arrogant beeindruckte das natürlich nicht. „Mh... Nein. Außer... was krieg ich dafür?" grinste er diabolisch und ich kniff beleidigt die Augen zusammen. „Keinen Arschtritt?" fauchte ich und er lachte wieder nur. „Nicht sehr überzeugend, Miss McArthur." meinte er und ich sprang an ihm hoch, erreichte aber mein Buch nicht. „Man Collin! Jetzt gib mir das verdammte Buch!" verlangte ich in jammerndem Tonfall und es schien, als hätte er einen Moment vergessen, dass er mich ärgern wollte.

Schnell hatte ich meine Sachen wieder und steckte sie in den verschließbaren Schub des Schreibtisches. „Wieso kannst du so gut schauspielern?" fragte er. „Wieso kannst du es?" konterte ich und grinste breit. „Gutes Argument. Warum Medizin?" wollte der Player weiter wissen. „Woran hast du erkannt, dass es Medizin ist?" sagte ich darauf um ihn etwas zu ärgern und fing mir einen beleidigten Blick ein. „Hab's selbst mal angefangen zu studieren. Bist du nicht bald fertig?" Ich war wirklich erstaunt über diese Antwort.

Durch diese unerwartete Wahrheit antwortete ich ebenfalls ehrlich. „Nein. Hab noch ein bisschen. Warum hast du es abgebrochen?" „Dad wollte nicht, dass ich etwas anderes mache, als sein Unternehmen nach ihm zu führen." erklärte Collin und ich starrte ihn nur leicht geschockt an. Seine Ehrlichkeit entwaffnete mich und ich fand keinen kecken Spruch darauf. Anscheinend merkte das auch Collin, denn sein Grinsen wurde breiten. „Okay, dann geh ich mal zu den ganzen Tussen." er ging zur Tür, aber da fiel es mir wieder ein. „Collin warte!" fragend drehte er sich wieder um. 



Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top