(33) Jealousy
„Eveline. Wir haben noch nicht miteinander geredet." stellte sie sich da vor, als hätte sie meine Gedanken gelesen und hielt mir ihre Hand hin. „Leonie, aber du kannst mich einfach Leo nennen." erklärte ich und sie lächelte. Irgendwie war sie mir sofort sympathisch. Nettes Mädchen. Ihr würde ich es gönnen, zu gewinnen. Naja, als könnte ich da mitreden. Es war alleine Collin's Entscheidung. Irgendwie glaubte ich aber immer noch nicht, dass er sich an eines dieser Mädchen binden würde. Er war eben einfach nicht so ein Beziehungs-Mensch. „Hey Leonie! An deiner Stelle würde ich mal sicher gehen, dass niemand mehr in dein Zimmer kommt." unterbrach da eine gehässige Stimme meine Gedanken.
Ich sah verwirrt erst zu Eveline und erkannte erst dann, wem die Stimme gehörte. Ich drehte mich zur anderen Kandidatin und sah sie feindselig an. Was meinte sie jetzt bitte damit? Und wie war sie so schnell zu uns heraus gekommen? „Sollte das jetzt eine Drohung sein, Blair?" fragte ich und sah dieser Schlange in die giftgrünen Augen. „Ich weiß nicht, was du meinst." behauptete sie mit einem scheinheiligem lächeln, das mehr und mehr zu einem schadenfrohen Grinsen wurde. Ich kniff die Augen zusammen und sah nochmal kurz zu Eveline, die uns mit scheinbar großen Augen beobachtete.
„War nett dich kennen zu lernen, Eveline." erklärte ich und tauchte dann an Blair vorbei in Richtung Strand. Was hatte Blair gemeint mit diesem 'mehr'? War es eine Andeutung, dass jemand in meinem Zimmer war? Ich sollte schnell nachsehen. Als ich aus dem Meer kam, brachte Deirdre sofort mein Handtuch. Anscheinend hatte sie mich kommen sehen. „Ich glaube Blair und zwei der anderen Kandidatinnen waren in deinem Zimmer. Sie haben so was angedeutet." meinte meine Freundin da aber und ich stöhnte leidend. „Verstößt es nicht irgendwelchen Regeln, wenn sie was mit meinen Sachen gemacht haben?" wollte ich wissen und sah sie hoffnungsvoll an.
Sie schien zu überlegen und zuckte dann die Schultern. „Vielleicht, wenn es dir... psychischen Schaden zu fügt." meinte sie und ich rümpfte die Nase. Nein. Diese Genugtuung würde ich Blair nicht geben. Ich würde es bestimmt auch nicht Collin verraten. Er würde vielleicht überreagieren oder mich als eines der oberflächlichen Mädchen sehen. Ich hatte eine bessere Idee. Ich würde Blair das zurück zahlen. Naja, zuerst müsste ich herausfinden, was 'das' genau war. „Ich geh mal in mein Zimmer, ja?" meinte ich zu Deirdre und sie nickte nur und ging zurück zu den anderen.
Ich wartete noch einen Moment, dann raffte ich mich zusammen, lief in Collin's Schloss und direkt zu meinem Zimmer. Als ich davor stand erstarrte ich. Die Tür war einen Spalt offen und ich war mir ziemlich sicher, dass das meine Klamotten auf dem Boden waren. Oh bitte nicht! Ich atmete nochmal tief durch und stieß die Tür weit auf. Ich konnte meinen Augen kaum trauen. Nicht nur meine Klamotten, sondern auch meine Studiumsnotizen lagen im ganzen Zimmer verstreut. Die Notizen waren jedoch vollkommen unbeschädigt. Zwar teilweise verknittert, aber das war okay.
Meine Klamotten im Gegensatz... Anscheinend wollte da irgendjemand unbedingt seine Wut mit einer Schere auslassen. Mist! Wie sollte ich das bitte Collin verschweigen? Es könnte wirklich schwierig werden. Ich sammelte eilig meine Notizen ein und öffnete das verschlossene Schreibtischfach. Ein Glück hatten sie den Schlüssel dafür nicht gefunden. Ich hatte ihn extra unten an das Bett geklebt. Ich legte meine Notizen sorgfältig in das Fach und nahm mein Handy heraus. Eilig wählte ich eine Nummer und wartete. „Leo? Wieso rufst du an? Wir sind im gleichen Haus." meinte Mike leise vor sich hin lachend.
Ich sah mir nochmal die im Zimmer verstreuten, zerstörten Klamotten an. „Ich brauche deine Hilfe. Komm so schnell wie möglich in mein Zimmer." erklärte ich knapp und legte wieder auf. So würde er sich ziemliche Sorgen machen und schneller her kommen. Gut so. Keine zwei Minuten später wurde meine Tür aufgestoßen und Mike kam herein gestürmt. Er sah sich alarmiert um und erstarrte dann geschockt, wie ich vorhin für einen Moment. „Woho. Was ist denn hier passiert?!" rief er erschrocken und sah mich perplex an, als hätte ich das angestellt. „Eifersüchtige Kandidatinnen." sagte ich und zuckte mit den Schultern.
Er war noch einen Moment ziemlich mit der Situation überfordert, dann machte er ein paar Schritte rückwärts und schloss meine Tür wieder. „Du musst das Collin sagen! Das geht gar nicht." meinte Mike aufgebracht und fing an im Zimmer hin und her zu tigern, während er meine Kleidung einsammelte und auf mein Bett warf. „Nein! Collin darf das nicht erfahren. Ich will mich selbst um diese Kandidatinnen kümmern. Ich brauch nur deine Hilfe, um einen Schlüssel für das Zimmer zu bekommen und shoppen gehen zu können." erklärte ich entschlossen und mein Freund sah mich verständnislos an.
„Du willst sie einfach damit durch kommen lassen? Wer war es?!" verlangte er zu wissen und ich erkannte deutlich seinen Beschützerinstinkt mir gegenüber. „Blair und zwei weitere. Deirdre hat sie gesehen. Frag sie wer genau, aber verrate es Collin nicht!" Die letzten vier Worte sagte ich voller Nachdruck und Mike gab sich geschlagen. „Kein Wort. Ich werde nur versuchen, sie für dich los zu werden. Mal sehen, was ich machen kann." meinte er und sah jetzt den Stapel Klamotten auf meinen Bett an. Das waren so ziemlich alle meine Klamotten, die ich hier her mit genommen hatte. Ausgenommen von den Sachen, die ich schon getragen hatte.
Mike's Blick wanderte zu mir zurück. „Haben sie noch andere Sachen von dir angefasst?" wollte er wissen und sah sich suchend im Zimmer um. Ich überlegte kurz, ob ich meine Notizen erwähnen sollte, entschied mich aber dagegen. Er war auch so schon aufgebracht genug. „Nein. Ist schon gut. Besorgst du den Schlüssel und Collin's Einverständnis, das Gelände zu verlassen?" bat ich und lenkte ihn somit wenigstens ab. Er nickte, warf nochmal einen leicht verstörten Blick auf meine zerstörten Klamotten und verschwand dann wieder aus meinem Zimmer.
Einige Minuten später klopfte es an meiner Tür und bevor ich etwas sagen konnte, wurde sie aufgerissen. „Hey Collin." sagte ich ohne zur Tür zu sehen und versuchte ruhig zu bleiben. Hatte Mike es ihm doch verraten? Wenn nicht, war ich froh, dass ich die zerschnittenen und zerrissenen Kleider in meinem Koffer versteckt hatte. „Du willst mit Mike Kaffee trinken gehen?" fragte er ohne auf meine Begrüßung einzugehen und schien seltsam... verletzt. Na toll. „Ja, aber wenn dir dabei nicht wohl ist, dann ist das auch in Ordnung." meinte ich und zeichnete gespielt unbeteiligt an einem Bild weiter.
Das Zeichnen beruhigte mich und ich hatte sofort damit angefangen, als meine Klamotten verstaut waren. Da es aber ziemlich unhöflich war, wie ich mich verhielt, schaute ich jetzt doch zu Collin und lächelte ihn leicht an. Er sah aus, als würde er sich entspannen und kam auf mich zu. „Was zeichnest du?" wollte er wissen und gesellte sich zu mir auf's Bett. Ich hielt ihm meine Zeichnung eines Lagerfeuers hin und sah, wie erstaunt er mal wieder über meine Fähigkeiten war. „Ich weiß ja schon, wie wundervoll du unter Zeitdruck arbeitest, aber etwas zu sehen, wofür du dir richtig Zeit lässt. Atemberaubend." meinte er staunend.
Ich zuckte leicht mit den Schultern. „Wenn es fertig ist, geh ich runter in den Hobbyraum und übertrage das Bild auf eine Leinwand." versprach ich und sofort fing er an zu strahlen. Es wunderte ihn anscheinend immer noch, dass ich ihm so bereitwillig meine Kunst schenkte. „Geh ruhig mit Mike Kaffee trinken und ich bin sicher, mit ihm gehst du viel lieber shoppen als mit mir, also lasst euch Zeit. Seid nur rechtzeitig zum Abendessen wieder da, ja?" gab er mir da wider Erwartung seine Einwilligung und ich grinste breit. Das war perfekt. „Natürlich. Darf ich dein tolles Auto nehmen, von dem ich noch den Schlüssel hab?" meinte ich als Scherz noch und er schien ernsthaft darüber nach zu denken.
Ein Glück war der Schlüssel im Schreibtischfach. Ich wollte gar nicht daran denken, was Blair und ihre Mitläuferinnen damit angestellt hätten. Wenn sie ihn gestohlen hätten, hätte ich Collin das nicht verheimlichen können. „Na gut nehmt meinen Wagen, aber wehe es ist ein Kratzer im Lack." riss Mister Arrogant mich aus meinen Gedanken und ich sah ihn erstaunt an. Das war ja mal genial! Er ließ mich sozusagen freiwillig seinen Wagen fahren! Ich grinste noch breiter, wodurch er mit den Augen rollte. „Danke und danach treffen wir uns?" fragte ich und er sah nochmal auf meine Zeichnung, bevor er nickte.
Da fiel mir etwas auf. „Hast du jetzt nicht eigentlich ein Date?" wollte ich verwirrt wissen. „Ich habe gerade so was, wie eine Pause." erklärte er grinsend und gab mir meinen Zeichenblock zurück. Es war irgendwie seltsam, dass wir uns so gut verstanden, wo wir das Anfangs doch so überhaupt nicht taten. „Wie lange geht denn diese Pause?" fragte ich und rückte etwas näher an ihn heran. Ich mochte seine Wärme, selbst wenn es draußen extrem heiß war. Er schlang unerwartet einen Arm um mich und zog mich noch näher. „Leider nicht mehr besonders lange. Ich muss gleich wieder gehen, aber du kannst natürlich versuchen, mich umzustimmen." antwortete Collin und ließ deutlich die Zweideutigkeit heraus hören.
Ich rollte mit den Augen und schubste ihn weg, wodurch er seinen Arm von mir lösen musste. „Und wovon träumst du nachts, Mister?" meinte ich mit spöttischem Unterton und musste trotzdem schmunzeln. „Sicher, dass du das wissen willst, Honey?" neckte er mich und grinste dreckig, was keinen Zweifel daran ließ, dass er das auch ziemlich... dreckig meinte. „Nein. Bloß nicht." lachte ich und rümpfte bei dem dämlichen Spitznamen angewidert die Nase. Ich musste dem Player unbedingt beibringen, dass er mich nicht mehr so nennen sollte. Der Kosename war einfach so klischeehaft.
„Na gut. Gehst du gleich mit Mike weg?" wechselte Collin das Thema und zog mich wieder zu sich. Was wurde das denn jetzt? „Wahrscheinlich. Er besorgt mir nur noch einen neuen Schlüssel für mein Zimmer. Hab den alten anscheinend verlegt." erklärte ich und Collin nickte nachdenklich. „Was?" fragte ich, als er nicht weiter reagierte. „Mein Bruder hat hier auch eine Aufgabe zu erledigen... könntest du ihn daran erinnern?" sagte Mr. Arrogant und sah mir in die Augen. „Werde ich." versprach ich und er nickte leicht. „Gut. Ich glaube, ich muss dann wieder gehen. Bis heute Abend." meinte Collin, drückte mich kurz und war dann auch schon wieder aus dem Zimmer verschwunden.
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