(31) In a friendly way

Sie schien sichtlich belustigt von seiner eindringlichen Frage. „Keine Sorge. Leo liefert mir schon genug. Außerdem wäre ich nicht hier, wenn ich dir böses wollte und ich werde auch nicht austicken, wenn du mich raus wirfst. Du versuchst hier die Frau deines Lebens zu finden und das müssen die Ausgeschiedenen akzeptieren... wobei ich mir sicher bin, dass du deine Wahl schon längst getroffen hast." erklärte Deirdre ausführlich und wir kamen an der Treppe an. Collin führte uns wieder nach unten. Er zuckte mit den Schultern und sah schmunzelnd zu Boden. Oooh!

Ich stupste ihn in die Seite und wackelte mit den Augenbrauen. „Von wem ist denn die Rede?" wollte ich wissen und er hob den Blick. „Nicht wichtig." meinte er, zog uns durch's halbe Erdgeschoss und öffnete dann eine Tür, die mir nie aufgefallen wäre, so unauffällig war sie. Dahinter war eine Treppe und ich schüttelte grinsend den Kopf. „Schlau, schlau. Wartet mal kurz." bat ich und zeichnete schnell den Weg, den wir bisher zurückgelegt hatten. „Hätte ich mir denken können. Wo seit ihr oben alles herum gegeistert?" fragte Collin und sah neugierig auf meine Zeichnungen.

Ich gab ihm in Gedanken bei der Zeichnung, die ich gerade anfertigte, die passende Zeichnung zu seiner Frage. Er nahm sie entgegen und studierte die grob gezeichnete Karte. „Ihr habt in alle Räume geschaut, an denen ihr vorbei kamt?" stellte Collin fest, wobei es mehr eine Frage war. Ich hatte fertig gezeichnet und nahm Collin die andere wieder ab. „Jap. Wir waren eben neugierig und in den Regeln steht nicht, dass wir es nicht dürfen." erklärte ich und ging jetzt die Treppe runter in den Keller. Es war stockdunkel dort unten und man konnte nicht mal die eigene Hand vor Augen sehen.

Collin's Arm um meiner Taille war plötzlich weg und ich suchte sofort nach ihm oder Deirdre. Natürlich ohne ein Wort zu sagen. Ich fand eine Hand und erkannte sie nach einem Moment als Deirdre's. Plötzlich ging Licht an und ich erkannte, dass wir in einem langen Gang standen. Deirdre hatte sich an meinen Arm geklammert und ließ mich jetzt wieder los. „Und es wurde Licht." hörte ich Collin hinter uns und wandte mich zu ihm. Er stand an einem Lichtschalter, den er anscheinend gerade betätigt hatte. „Welcher Raum?" fragte ich und schon war wieder meine Neugier geweckt.

Collin zeigte geradeaus. „Die Tür am anderen Ende des Gangs." erklärte er und ich drehte mich wieder zu meiner Freundin. Sie grinste breit und nickte kurz. Ich zählte von drei runter und rannte dann zu dem Raum. Wir hatten ausgemacht, dass diejenige, die als erste in den Raum sah, auch als erste irgendwas da drin benutzen durfte. Ja, bescheuert, aber tja. Ich erreichte die Tür als erste und Deirdre kam japsend neben mir zum Stehen. „Und du willst eine Taucherin sein?" neckte ich sie und sie lachte, was aber fast so aussah, als würde sie gleich sterben.

Da stand Collin auch schon bei uns und hob wieder eine Braue. „Hatten ne Abmachung." erklärte ich und zog meinen Schlüssel hervor. Collin nickte verstehend, grinste aber wieder ziemlich dümmlich. Ich steckte den Schlüssel ins Schloss und drehte ihn. Ich hielt einen Moment die Luft an, dann gab das Schloss ein leises 'Klick' von sich. Der Schlüssel passte tatsächlich. Ich öffnete die Tür und mir stockte der Atem. Der Raum war in drei Bereiche eingeteilt, das sah man deutlich. In einem standen lauter Sportgeräte, der nächste war voll Musikinstrumente und dann noch 'der Rest', was man eben sonst noch so an Hobbys im Haus machen konnte. Am auffälligsten war jedoch die Staffelei, die zentral vor einer Glaswand stand.

Ich ging darauf zu und staunte nicht schlecht. Die Aussicht war atemberaubend und ich hatte nicht damit gerechnet, dass im Keller so große Fenster waren. Ich wirbelte wieder zu den anderen herum und strahlte Collin richtig an. „Farben?" fragte er eher rhetorisch und ging auf den Wandschrank rechts zu. Er öffnete eine Schranktür und nahm sämtliche Farben heraus. Ich staunte nicht schlecht und nahm sofort die Pinsel, die ich noch entdeckte. „Gefällt es dir?" fragte Collin und stellte die Farben auf einen Tisch neben mir. „Es ist grandios. Danke." erklärte ich und drückte ihm spontan einen Kuss auf die Wange.

Ich wandte mich der Leinwand zu und schaute mir die wunderbare Aussicht genauer an. Direkt vor dem Glas fing der Sandstrand an und endete dann im Meer. Wenn die Sonne unterging, würde es ein atemberaubender Anblick sein, das wusste ich schon jetzt. Ich fing an eine Blume mit dem Bleistift vorzuzeichnen. Collin und Deirdre blendete ich einfach aus und vertiefte mich ganz in das Portrait. Die Aussicht von hier würde ich auch noch zeichnen, aber erst, wenn die Sonne langsam ins Meer tauchte. So wie es jetzt war, war es zwar auch wunderschön, aber für meine Meinung noch zu wenige Farben.

Ich summte leise vor mich her, während ich jetzt anfing die Ölfarben zu verwenden, die Collin neben mich gestellt hatte. Die Blüte wurde langsam blau und bekam dann noch einen violetten Schimmer verpasst, während ich den Hintergrund mit verschiedenen Grüntönen und schwarz auffüllte. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit verging, war mir aber sicher, dass ich etwas länger als eine Stunde dauerte. Selbst wenn ich schnell zeichnete, war es schwieriger mit so vielen Farben zu arbeiten. Ich registrierte am Rand, wie jemand anfing an dem Flügel zu spielen, der hier stand.

Als ich dann fertig war, nahm ich einen ganz feinen Pinsel, tunkte ihn in die schwarze Farbe und signierte das Bild. „Du bist echt gut." meinte da Deirdre und ich zuckte kurz erschrocken zusammen. Ich drehte mich zu ihr um. Sie saß am Flügel und hatte aufgehört zu spielen, während Collin neben ihr saß und die Melodie, die sie anscheinend zusammen gespielt hatten, weiterführte. „Danke. Hab ziemlich viel Übung." erklärte ich und lächelte sie leicht an. Jetzt hörte auch Collin mit dem Spielen auf und sah auf mein Bild. „Wie lange dauert es, bis es getrocknet ist? Ich würde es gerne irgendwo aufhängen... Wenn ich darf." meinte er und schaute jetzt fragend zu mir.

„Klar darfst du. Es sollte mindestens bis morgen zum trocknen liegen." erklärte ich und fing an Pinsel und Farben aufzuräumen. „Okay. Wollen wir dann wieder hoch? Ich hab gleich noch ein Treffen und in zwei Stunden gibt's Abendessen." fragte Collin und sah Deirdre und mich abwechselnd an. Mein Blick ging zu meiner Freundin und sie zuckte mit den Schultern, als wäre es ihr egal. „Ja. Gehen wir. Ich muss sowieso noch mit deinem Bruder reden. Du weißt schon wieso." meinte ich und er nickte verstehend. „Uh. Worum geht's?" wollte Deirdre wissen und stand auf.

Ich sah kurz zu Collin und dachte mir dann eine Ausrede aus. Hoffentlich verbesserte er mich nicht. „Ich hab dir doch vorhin erzählt, wieso er hier ist. Ich helfe ihm ein bisschen und außerdem hat er sich bereit erklärt, mir als Testobjekt für die Praxis meines Studiums her zu halten. Normalerweise machen das meine beste Freundin und ihr Freund, aber die sind ja nicht hier." plapperte ich, hielt den Blick aber auf Collin gerichtet. Er legte kurz den Kopf schief, nickte dann aber wieder leicht. Ein Glück. Wahrscheinlich blieb er aber nur ruhig, weil Deirdre ja Journalistin war. Keine Ahnung.

Meine Freundin schien irgendwie zu grübeln und meinte dann „Wenn du willst, kann ich dir auch helfen wegen deinem Studium." Sie sah auf den Boden und ich unterdrückte ein Stirnrunzeln. Was sollte das denn? „Ja. Vielleicht wann anders. Ich muss dringend mit Mike reden." wich ich aus und sie nickte. „Reden?" fragte Collin mit misstrauisch hochgezogener Braue und musterte mich einen Moment. „Ja. Nur reden, Mister." antwortete ich und kniff leicht die Augen zusammen. Hatte er da eben angedeutet, dass ich wieder gegen die Regeln verstoßen würde?

Er zuckte mit den Schultern, als meinte er, dass eine andere Vermutung nahe lag. „Weißt du was, Deirdre? Könntest du schon mal voraus? Ich glaube, ich muss mit Collin noch was klären." bat ich sie, als wir vor der Tür ins Erdgeschoss standen. Sie sah grinsend zwischen uns hin und her, nickte dann und verschwand ins Erdgeschoss. „Was?" grummelte Collin und seine Stimmung schien rapide gesunken zu sein. „Wieso bist du denn jetzt sauer auf mich? Ich werde Mike nur sagen, dass du jetzt Bescheid weißt und er sich auf seine Aufgabe konzentrieren soll. Denkst du wirklich, ich würde so leichtfertig gegen die Regeln verstoßen? Das war nur ein schwacher Moment. Mehr nicht." fauchte ich leicht beleidigt.

Collin führte sich auf, als hätte ich ihn schwer beleidigt. Gut. Vielleicht empfand er das so, aber er sollte mich nicht verurteilen nur wegen einem schwachen Moment. „Ich mag es nicht, wenn er in deiner Nähe ist. Jetzt erst recht nicht. Du wirst dann immer so anders. Und ich will nicht, dass du wieder schwach wirst und euch jemand erwischt. Dich wegzuschicken wäre dann unvermeidlich. Ich hab dich aber lieber noch hier." gestand Collin seufzend und sah mir fest in die Augen. Ohne dass ich es verhindern konnte, breitete sich ein Grinsen auf meinen Lippen aus.

Er hatte mich lieber noch hier? „Hör auf so zu grinsen." brummelte er und sah weg. „Ach. Wieso denn?" entgegnete ich und er rollte mit den Augen. „Du bist echt nervig." meinte er, musste aber ein Lächeln unterdrücken. Das sah ich daran, dass er die Lippen fest zusammen presste. „Trotzdem hast du mich gerne in deiner Nähe." neckte ich ihn weiter und pikte ihn in die Seite. Er sah mich genervt an, lächelte jetzt aber langsam. „Na komm. Lass uns zu deinem Zimmer. Ich sag Mike, dass er vorbei kommen soll, dann könnt ihr alles klären und ich kann dann gleich zu deiner Zimmernachbarin."

Bei der Erwähnung meiner Zimmernachbarin hob ich fragend eine Braue. „Das Mädchen im Zimmer neben deinem. Sie heißt... Isabella. Glaube ich zumindest. Sie ist eines der Mädchen, die ich wahrscheinlich weg schicke." erklärte er und schob mich vor sich her ins Erdgeschoss. „Oh. Ich kenne sie gar nicht." stellte ich ziemlich schlau fest und er lachte leise. „Aber sie kennt dich. Wie es scheint, machst du dich sehr unbeliebt, weil du nicht nur meine, sondern auch Mike's Aufmerksamkeit bekommst." meinte Collin und ich rümpfte die Nase. Jap, die meisten der anderen Mädchen konnten mich nicht leiden. Schon verstanden.

So meine Lieben!

Das letzte Kapitel vor einer kleinen Pause. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Wir lesen uns *wink*

Alles Liebe eure Ary-Lu ;*

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top