5

Wie sehr ich Oliver vermisste, merkte ich erst in der handelsakademie als er nicht mehr in meiner Schule war - und wir auch sonst so gut wie keinen Kontakt mehr hatten, außer hin und wieder zusammen mit der Straßenbahn Nachhause zu fahren falls es sich zeitlich Gradeso ergab. Ich war erstaunt über seine sich immer ändernden Looks, lange Haare war der Trend, der mich am meisten überraschte. Unsere Gespräche waren immer viel zu kurz und es zerriss mir das Herz, wie er sich ohne mich weiter entwickelte und aufblühte. Ich genoss jede Sekunde seiner Gegenwart und jede Trennung fühlte sich an als wäre es diesmal für immer. Ich konnte mich gar nicht satt sehen an ihm - es war, als müsste ich seinen Anblick vor meinem inneren Auge festhalten, um in seiner Abwesenheit davon zehren zu können. Manchmal fuhr ich sogar 1 strassenbahnstation weiter mit ihm und ging dann den Rest zu meiner Wohnung wieder zurück durch einen sich zwischen diesen beiden destinationen erstreckenden Park. Als er einmal erwähnte, dass er nun eine Tanzschule besuchen wird, um mehr Leute des anderen geschlechts kennenzulernen da ihm das sonst auf der Straße nicht so gelingt, brach es mir fast das Herz - es war so naheliegend, aber ich brachte kein Wort hinaus. Ihn an der Seite eines anderen Mädchens zu wissen, würde mich wahnsinnig machen. Ich hatte schon zu oft die 2. Geige für irgendwelche Typen gespielt, oder war gar nicht in deren Orchester erwünscht gewesen, um ganz kampflos aufgeben zu können. Zum Glück musste ich ihn nie mit einer dieser aufgeblasenen und eingebildeten gören aus der Tanzschule sehen, aber wahrscheinlich hat es auch nicht allzu viele Freundinnen oder Bekanntschaften gegeben. Ich hingegen stürzte immer mehr Ab - trieb mich nächtelang in irgendwelchen lokalen herum und hing mit viel älteren Typen ab. Ich wurde zu meiner schlechtesten Version von mir selbst und, doch war nicht bereit diesen Zug meines Lebens, der jeden Moment zu entgleisen drohte, anzuhalten. Manchmal war ich fast 2 Wochen lang weg in den Sommerferien, wo meine Eltern nicht wussten, wo ich war, ich schlief bei Freunden oder auf der Straße. Ich ging nur mit Negligee und einer leggings im Leo-Print abends weg, ich war sogar für manche primitive jungs too much. Meine Mama versuchte mich manchmal noch zu suchen - am Anfang, dann gab sie es auf, doch ihr lebenstraum war zerplatzt. Ich lief weg vor jedem und allem, ich suchte eine freiheit, die ich dann doch nicht fand. Ich kostete mein Leben bis an die Grenzen aus und doch genoss ich es nicht. Ich habe viel gesehen und viel erlebt, und doch war quasi alles in einer gewissen Weise umsonst gewesen. Ich war Freiwild für etliche perverse Typen und ich liess mich drauf ein. Ich sah nicht mehr, wer es wirklich gut mit mir meint, ich war blind vor ungestillter Sehnsucht. Ich lief in mein eigenes Verderben - weit weg von Oliver und mit jedem Schritt entfernte ich mehr von ihm, von ihm und dem Leben, was er führte. Wenn man uns auf ein Blatt Papier aufmalen würde, wären wir wie 2 Parallele Linien, immer nahe beieinander, aber nie zusammen.

Glaubt ihr es ist besser, wenn Margot und Oliver weniger Kontakt zueinander haben oder schlechter?

Über votes und Kommentare würde ich mich wie immer sehr freuen

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top