Minho PoV

Nach dem gestrigen Gespräch mit Jisung's Eltern, das zu meiner Überraschung weniger peinlich ablief als die gestrige Begegnung, war heute der erste Tag, den wir beide als Paar zur Schule gingen. Ich wusste nicht so recht, was ich dazu denken sollte, mich offen mit Jisung vor der Schule zu zeigen, aber ich hielt es für besser, als wenn uns irgendwann jemand zufällig gemeinsam sah und nur Gerüchte in die Gegend setzte.

Jisung war schon in der Schule und wartete vor dem Klassenraum auf mich.

"Und es ist wirklich okay für dich, wenn wir das öffentlich machen?", fragte er noch einmal nach. Vermutlich wollte er einfach nur sicher gehen, dass ich es mir nicht nochmal anders überlegt hatte.

"Ja, ist es. Keine Sorge, ich bin mir sicher und ich will zu meinem süßen, hübschen, wunderschönen Freund stehen."

"Ich bin wirklich stolz auf dich, Minho.", sagte er und lächelte. Dann gab ich ihm einen Kuss und wir gingen gemeinsam in den Klassenraum, wo mir Jisung noch an meinen Platz folgte.

"H-Hey, Minho. Ich wollte nur sagen, dass ich dich... ähm... echt cool finde, vor allem in letzter Zeit, also nicht, dass du davor scheiße gewesen wärst oder so... Ich... uhm... K-kann ich vielleicht deine Nummer haben?", fragte eines der eher zurückhaltenden Mädchen der Klasse. Den meisten anderen hier hätte ich jetzt einfach einen dummen Spruch an den Kopf geklatscht, aber weil sie eigentlich ganz nett wirkte, versuchte ich freundlich zu bleiben.

"Tut mir leid. Ich bin schon vergeben.", sagte ich und lächelte freundlich.

"Tzz... An wen denn bitte? Ich hab dich noch nie mit 'nem Mädchen gesehen.", kam es von einem der sehr von sich selbst überzeugten Mädchen, die vor mir saßen.

"An mich.", erwiderte Jisung.

"Hättest du wohl gerne. Also Minho, wer ist die Bitch, die du als Freundin hast? Sie sieht bestimmt nur halb so gut aus wie ich.", sprach sie weiter und klang so herablassend, dass ich ihr am liebsten eine gescheutert hätte, doch meine gute Erziehung hielt mich davon ab.

"ER sieht um Längen besser aus als du und hat auch nicht gelogen. Ich bin mit Jisung zusammen, also rede nicht so über ihn, nur weil du eifersüchtig bist.", erwiderte ich.

"Naww... Du bist so süß, wenn du einen auf protective Boyfriend machst, Baby.", meinte Jisung, legte seine Arme über meine Schultern und drückte sich annehmen. Ich könnte ihn knutschen für diese provokante Art.

"Das freut mich für euch. Viel Glück mit eurer Beziehung.", sagte das Mädchen freundlich, das nach meiner Nummer gefragt hatte, und ging auf ihren Platz. Die Aufmerksamkeit unserer ganzen Klasse lag nun auf mir und Jisung. Hatten die alle nichts Interessanteres zu tun?

"Ja, ja. Bestimmt. Das sagst ihr doch nur so, weil du keine Lust hast, dich mit uns abzugeben. Ihr Jungen seid doch einfach nur abgehoben und haltet euch für etwas besseres."

"Oh, glaub mir, wenn ich dir sage, dass Jisung jemand besseres ist als du.", meinte er und wendete sich dann zu mir.

"Tut mir leid, Babe. Anscheinend ist unsere ganze Beziehung fake, weil ich mir zu fein für die Mädchen hier bin.", meinte ich zu Jisung und beschloss, sein provokantes Spiel mitzuspielen.

"Also darf ich das hier nicht mehr machen?", fragte er frech und küsste mich für mehrere Sekunden, woraufhin dem Mädchen vor mir und der halben Klasse fast die Augen aus dem Kopf fielen. Wie sehr ich diesen Jungen doch liebte...

"Nope, darfst du nicht. Tut mir leid."

"Zu schade. Ich hab gerade angefangen mich dran zu gewöhnen."

Er drückte mir noch einen Kuss auf und setzte sich dann auf seinen Platz. Das Mädchen starrte erst mich und dann ihn ungläubig an.

Der Lehrer kam rein und begann mit dem Unterricht, dem ich wie immer nur mäßig interessiert folgte. Glücklicherweise findet alles Leid irgendwann sein Ende und so endete auch dieser Unterricht.

Ich ging gerade mit Jisung zu unseren Freunden, als Jeongin und ein weiterer Junge aus meiner Klasse uns aufhielten.

"Wir wollten nur sagen, dass wir es toll von euch fanden, wie ihr damit umgegangen seid. Ich habe selbst einen Freund und hätte es garantiert nicht geschafft, das gleiche in so einer Situation zu machen.", meinte Jeongin und der Junge neben ihm nickte.

"Uhm... Danke?", meinte Jisung und klang dabei eher fragend als alles andere. Der Junge neben ihm wollte gerade zum Reden ansetzen, als Hyunjin uns sah und ihn unterbrach.

"Innie? Seit wann unterhälst du dich mit Minho und Jisung? Du hattest doch bis jetzt noch keine wirkliche Lust meine Freunde kennen zu lernen."

"Du wolltest Seungmin und Chan doch auch nie kennenlernen. Außerdem war ich nicht sicher, ob sie mich überhaupt mögen würden.", erwiderte Jeongin und ich versuchte gerade zu verstehen was passierte. War Jeongin Hyunjins fester Freund?

"Wie könnte man dich nicht mögen? Du bist intelligent, süß und hast einen tollen Charakter.", zählte Hyunjin auf, weshalb der Junge, der vermutlich Chan oder Seungmin war, die Augen verdrehte.

"Und du bist gut im Bett.", hängte Hyunjin noch hinten dran, was Jeongin auf einen Schlag knallrot werden ließ und er versteckte sein Gesicht an Hyunjins Brust, wobei er den Älteren umarmte. Das bestätigte meine Vermutung über die Beziehung der beiden ziemlich gut.

"Maaaan... Jinnie, warum bist du so? Das ist peinlich..."

"Also bist du der Freund, von dem Hyunjin uns nur gesagt hat, dass er ihn hat, aber nie gesagt hat wer er ist?", fragte Jisung, der anscheinend ein bisschen länger gebraucht hatte, um zu verstehen, was vor sich ging.

Jeongin nickte, was man auch sehen konnte, obwohl man sein Gesicht nicht erkannte.

"Niemand hat danach gefragt, aber ich bin Seungmin.", stellte sich der Junge vor, der die ganze Zeit über nicht ein Wort gesagt hatte.

"Ich bin Minho und das ist Jisung.", stellte ich uns vor. Sie kannten uns zwar beide schon, da sie mit uns in eine Klasse gingen, Jeongin erst seit Beginn des Schuljahres, weil er übersprungen hatte, aber irgendwie kam es mir seltsam vor, uns nicht vorzustellen.

"Hey Leute, was habt ihr hier so Spannendes zu besprechen?", fragte Felix, der gerade mit Changbin zusammen zu uns kam.

"Jisung und ich sind zusammen."

"Weniger überraschend. Was noch?", fragte Changbin.

"Die beiden haben unsere halbe Klasse in Schockstarre versetzt.", antwortete Seungmin. Jeongin wurde weniger rot und sah zu Felix und Changbin.

"Oh mein Gott, ist der süß! Können wir ihn adoptieren, Binnie?", fragte Felix aufgeregt, als er Jeongins Gesicht sah.
Changbin sah eher weniger begeistert aus.

"Kannst du komplett vergessen. Der bleibt bei mir.", erwiderte Hyunjin.

"Warum holt ihr euch nicht erstmal was, das kleiner ist als Changbin? Eine Maus oder so.", kam es von Jisung und Changbin ging auf ihn los.

"Ich bin vielleicht klein, aber das heißt nicht, dass ich dir nicht das Schienbein brechen kann.", knurrte Changbin und ging auf Jisung los. Dieser schrie kurz und lief dann so schnell er konnte. Changbin blieb ihm jedoch dicht auf den Versen.

"FELIX! MACH IRGENDWAS! DER KAMPFZWERG BRINGT MICH NOCH UM!"

"Wen nennst du hier einen Zwerg!?"

Felix war viel zu beschäftigt damit sich tot zu lachen, um irgendetwas zu machen und sah einfach weiter dabei zu, wie sein Freund meinen über den Schulhof hetzte. Bis Jisung jedoch plötzlich abbremste und mit vollem Schwung hinfiel. Ein ungesundes Knacken war zu hören, als er sich mit seiner rechten Hand auffangen wollte.

"Argh... Fuck! Scheiße!", fluchte er laut vor sich hin und ich lief zu ihm. Changbin und einer der Schüler aus dem höheren Jahrgang waren schon bei ihm. Ich glaube, er war auch einer der Schulsanitäter, zumindest prüfte er gerade, wie gut Jisung sein Handgelenk noch bewegen konnte.

"Ist alles gut, Jisung?", fragte ich.

"Natürlich. Ich dachte mir, ich lege mich mal eben auf die Klappe und verletze mich, weil es Spaß macht."

"Ja okay. Dumme Frage."

"Er sollte damit ins Krankenhaus. Keine Ahnung wie er das geschafft hat, obwohl er ja eigentlich nur hin gefallen ist, aber es sieht so aus, als ob er sich das Handgelenk schlimmer verletzt hat. Am besten wir stabilisieren das Ganze im Krankenzimmer gleich erstmal mit einem Verband.", meinte der Junge.

Unsere anderen Freunde kamen auch langsam dazu, ebenso wie Seungmin und Jeongin.

"Hey, Minnie. Ich hab dich schon gesucht." Anscheinend war der Junge, der Jisung geholfen hatte, Chan. "Kannst du aufstehen?"

Jisung nickte und hiefte sich auf die Beine, wobei ich ihn stützte. Er wäre wohl kaum Jisung gewesen, wenn er sich nicht auch noch das Bein verletzt hätte und jetzt nur noch auf einem Bein stehen würde.

"Was machst du bloß für Sachen...?", seufzte ich und hob ihn hoch, sodass er nicht laufen musste. Jisung lehnte seinen Kopf an mich.

"Ich kann doch auch nichts dafür.", murmelte Jisung.

"Ich mach deinem Kumpel hier gleich drinnen einen Verband und dann komm ich wieder raus, okay?", fragte Chan Seungmin, der daraufhin nur nickte. Dann  öffnete Chan und die Türen und ich trug Jisung ins Krankenzimmer, wo ich ihn auf die Liege setzte.

"Das ist gleich vielleicht ein bisschen unangenehm, wenn ich den Verband drum mache, aber es muss sein. Und das Desinfektionsmittel brennt wie sonst was. Keine Sorge, das muss so.", warnte Chan vor und kramte Verband und Desinfektionsmittel aus dem Schrank.

"Seid ihr beide ein Paar?", fragte er und sprühte das Desinfektionsmittel auf Jisung's aufgescheuerte Hand, was ihn aufzischen ließ.

"Ja, sind wir.", meinte er. Ich denke, Chan versuchte gerade ihn so ein bisschen von den Schmerzen abzulenken, also ließ ich Jisung erzählen.

"Magst du mir erzählen, wie ihr euch kennengelernt habt?", fragte Chan und begann den Verband zu wickeln und hörte Jisung aufmerksam bei seiner Erzählung zu, stellte ab und zu ein paar Fragen, die ihn einfach interessierten, und befestigte dann das Ende des Verbands.

"So und jetzt solltest du dich von deinen Eltern ins Krankenhaus bringen lassen.", meinte Chan zu Jisung.

"Mach ich. Danke dir."

"Kein Ding. Dann auf Wiedersehen.", verabschiedete sich Chan und ging.

Jisung holte sein Handy raus und rief seine Mutter an.

"Sie kommt in 10 Minuten.", sagte er und sah zu mir.

"Soll ich in den Klassenraum und deine Sachen holen? Dann hast du die gleich bei dir."

"Mh-mh. Du sollst einfach bei mir bleiben. Ich will nicht alleine hier sitzen. Meine Sachen kannst du auch vorbeibringen, wenn ich wieder zu Hause bin, falls du Zeit hast."

"Mach ich. Schreib mir einfach, wenn du wieder zu Hause bist, ja?"

Er nickte und legte sich hin. Seinen Kopf legte er auf meine Oberschenkel und ich strich ihm mit meiner Hand immer wieder durchs Haar.

"Minho, ich bin müde und ich hab Schmerzen.", nuschelte er.

"Das wird wieder, Jisung. Ruh dich einfach aus und werd schnell wieder gesund."

"Hm..."

Er schloss die Augen und entspannte sich ein wenig. Wieso hatte er überhaupt so abrupt abbremsen müssen? Es war überhaupt nichts im Weg gewesen.

Unbewusst stoppte meine Hand und Jisung brummelte unzufrieden, ehe er meine Hand wieder durch seine Haare streichen ließ.

"Nicht aufhören."

Irgendwann kam dann auch seine Mutter und brachte ihn ins Krankenhaus. Ich ging ihn noch am Abend besuchen, um ihm seine Sachen vorbei zu bringen, zusammen mit einem mehr oder weniger guten Käsekuchen um ihn aufzuheitern. Wenigstens hatte ich versucht ihm etwas zu backen, was er würdigte, in dem er sich aufs Bett setzte und den ganzen Kuchen alleine aß ohne mir auch nur einen Bissen abzugeben, mit der Begründung ich hätte mir einen zweiten backen sollen.

Alles in allem war es ein schöner Abend zusammen mit Jisung und auch als ich nach Hause ging, wich mir mein Lächeln einfach nicht von den Lippen.

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