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Jisung PoV

Als wir wieder bei mir zu Hause waren, war ich der glücklichste Mensch der Welt und ich hoffte, dass das auch noch sehr lange so bleiben würde. Wir lagen wieder gemeinsam auf dem Sofa. Die Serie hatten wir aufgegeben, da ich fast wieder eingeschlafen war. Es war nicht so spannend wie ich erwartet hatte.

"Minhoooo", jammerte ich.

"Was denn?"

"Mir ist langweilig. Mach was dagegen."

"Es ist zwei Uhr morgens. Vielleicht sollten wir einfach schlafen gehen."

"Nah... Hab ich keine Lust drauf."

Ich setzte mich auf seinen Schoß und sah ihn erwartungsvoll an.

"Komm schon, Minho. Mach irgendwas.", bettelte ich.

"Hätte ich gewusst, dass du ohne viel Schlaf so drauf bist, hätte ich nicht zugestimmt, bei dir zu übernachten.", lachte er.

"Arsch.", sagte ich gespielt beleidigt.

"Sei nicht eingeschnappt, Jisung."

"Pff."

Er begann kleine Küsse auf meinem Gesicht zu verteilen, weshalb ich mein bestes geben musste, um ernst zu bleiben.

"Sungie?"
Ein Kuss auf die Stirn.

"Ji?"
Ein Kuss auf die Wange.

"Kleiner?"
Ein Kuss auf die andere Wange.

"Babe?"
Ein Kuss auf die Lippen, den ich nur allzu gerne erwiderte.

Ich wusste nicht genau wie, aber irgendwann wurde der sanfte Kuss zu einer heftigen Knutscherei. Nicht lange und unsere Shirts fanden den Weg zum Boden. Minho's Hände wanderten über meinen nackten Oberkörper. Alleine diese Berührungen ließen mich bereits unglaublich gut fühlen und bereiteten mir eine Gänsehaut.

Komplett mit den Gedanken bei Minho bemerkte ich nicht, wie die Haustür aufging und meine Eltern rein kamen. Beide kamen ins Wohnzimmer, vermutlich um nachzusehen, warum noch Licht brannte.

Ich zeichnete mit meiner Hand die Umrisse von Minho's leichtem Sixpack nach. "Weißt du eigentlich, wie unglaublich heiß du gerade aussiehst, Minho?", fragte ich ihn zwischen den Küssen, ohne auch nur einen Moment aufzusehen.

"Ignorieren wir das jetzt einfach?", flüsterte meine Mutter mehr oder weniger leise meinem Vater zu, woraufhin ich erschrocken auf sah. Direkt zur Tür und den überraschten Gesichtern meiner Eltern.

"Was ist denn los, Jisung?", fragte Minho, der genau mit dem Rücken zur Tür saß, und drehte dann seinen Kopf in Richtung Tür, so gut es eben ging, wenn ich auf seinem Schoß saß.
"Oh...", hauchte er, als er meine Eltern sah.

"I-Ich dachte ihr kommt erst später.", stammelte ich. Meine Seele hatte anscheinend gerade meinen Körper verlassen und nur eine meiner Gehirnzellen zurückgelassen.

"Ja, das sieht man.", meinte mein Vater und ich ging von Minho's Schoß runter, um mich dem Fragenhagel, der mich und Minho gleich erwarten würde, entgegen zu stellen.

Minho stellte sich neben mich und irgendwie schien keiner von uns Vieren wirklich zu realisieren, das wir hier beide halbnackt standen.

"Ihr habt euch noch vor zwei Monaten gehasst. Wie seid ihr zusammen gekommen? Seit ihr überhaupt richtig zusammen? Oder habt ihr eine dieser Freundschaft plus Geschichten?", fing meine Mutter an uns mit Fragen zu überschütten.

"Wir sind richtig zusammen. Nichts mit Freundschaft plus oder so.", antwortete ich lächelnd und drückte einen kurzen Kuss auf.

"Wie lange seid ihr schon ein Paar? Wer hat gefragt? Oh, oh, oh, wer hat zuerst 'Ich liebe dich' gesagt? Hat Minho Jisung zu erst geküsst oder anders herum?"

"Schatz, so sehr mich das auch interessiert... Es ist zwei Uhr nachts. Könnten wir das vielleicht besprechen, wenn wir alle ausgeschlafen sind?", fragte mein Vater.

"Aber ich möchte das jetzt gerne wissen..."

"Wir erzählen es dir Morgen, Mama. Versprochen."

"Na gut. Dann schlaft schön ihr beiden. Und nehmt bitte eure Klamotten mit hoch. Die sollen hier nicht ewig im Wohnzimmer liegen bleiben."

"Ihr auch. Die Shirts nehmen wir Morgen hoch.", antwortete ich.

"Die brauchen wir gerade eh nicht.", fügte Minho noch hinzu, ehe wir oben in meinem Zimmer verschwanden, wo wir uns beide bis auf die Boxer auszogen, was ja nicht mehr besonders viel war, und und ins Bett legten.

"Wir hätten einfach schlafen gehen sollen, oder?", fragte ich und kuschelte mich an Minho.

"Sieht ganz so aus.", lachte er. Wie sehr ich dieses ehrliche leise Lachen doch liebte. Es zeigte mir einfach, dass er zufrieden war, so wie es jetzt war und das machte mich unbeschreiblich glücklich. Minho nahm mich in die Arme und fuhr mir mit einer Hand durch die Haare, was mich seufzen ließ. Es war so schön mit ihm hier zu liegen und einfach seine Nähe genießen zu können.

"Schlaf schön, Minho.", nuschelte ich an seine Brust, was er nur mit einem "Du auch, Jisung." beantwortete. Dann versank ich langsam wieder in den Traumwelten, die ich eigentlich so sehr fürchtete. Heute konnten sie mir nichts anhaben. Das schwor ich mir.

Wieder verfolgte mich die gleiche Gestalt, die mich immer heimsuchte. "Dieses Mal schaffst du es, Jisung.", sprach ich zu mir selbst und begann zu rennen. Ich rannte schneller als je zuvor. Durch die dicht zusammen wachsenden Bäume und dann am Fluss entlang. Immer schneller trugen meine Beine mich über den unebenen Boden, so dass ich fast das Gefühl hatte, dass ich fliegen konnte. Nie im Leben hätte mich diese Person einholen können. Niemand hätte das gekonnt.

Doch Traumwelten funktionierten nicht so wie die Realität. Das würde auch mir klar, als plötzlich vor mir mein Mörder stand. Ich hatte nicht die Möglichkeit abzubremsen und rannte wortwörtlich ins offene Messer. Das Letzte, was ich hörte, bevor ich leblos zu Boden sank, war das Lachen meines Freundes. Es war nicht das Gleiche Lachen, dass ich sonst von ihm kannte, sondern klang genau so, wie ich mir seine Fake-Lache vorstellte.

Ich schreckte aus meinem Traum hoch und weckte dabei versehentlich Minho. Er hätte eh bald aufstehen müssen, da es schon 11 Uhr war, also war es nicht so dramatisch.

"Was ist los? Wieder ein Alptraum?", fragte er besorgt und sah mich an, woraufhin ich nickte.

"Du hast mich erstochen."

"Jisung, du weißt, dass ich dich nicht verletzen könnte und gar nicht erst umbringen. Dafür liebe ich dich doch viel zu sehr. Es war nur ein Traum, okay?"

"Ich weiß. Trotzdem will ich, dass es endlich aufhört. Das geht schon seit Jahren jede Nacht so."

"Wir schaffen das. Du wirst diese Träume los. Versprochen. Gibt es Ausnahmen? Also Tage an denen du nichts träumst?"

"Erinnerst du dich daran, als wir miteinander geschlafen haben?"

"Natürlich tue ich das, aber ich dachte, dass wir das nicht mehr ansprechen wollten."

"Das war das einzige Mal, dass ich nichts geträumt habe. Deshalb wollte ich damals, dass du nochmal mit mir schläfst. Und weil du halt schon echt gut aussiehst."

"Wir können dein Problem aber nicht lösen, indem wir jeden Tag miteinander schlafen. Da brauchen wir einen anderen Plan."

"Oder einfach einen Psychologen?", schlug ich vor.

"Oh... Daran hatte ich gar nicht gedacht."

"Tztztz... Vielleicht solltest du einfach mal dein Gehirn zum Denken benutzen und weniger schwanzgesteuert denken."

"Was heißt denn hier schwanzgesteuert?"

"Das weißt du ganz genau, mein Lieber.", lachte ich und Minho stimmte mit ein.

"Ich zeige dir gleich, wer von uns beiden schwanzgesteuert ist."

"Tipp: Ich bin es nicht.", grinste ich provokant und gab ihm dann einen langen Kuss.
"Lass uns lieber frühstücken, als unsere Zeit mit einer Diskussion zu verschwenden, bei der wir beide wissen, dass ich Recht habe."

"Klingt gut.", stimmte er mir zu und wir standen beide auf, um uns anzuziehen und Frühstück zu machen.

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