82 | frei.
Die Tür zu Rons freiem Zimmer war bloß angelehnt und ein dünner Lichtstreifen brach auf den Flur, als Logan das oberste Stockwerk des Fuchsbaus erreichte.
Ihre Lungen rebellierten gegen ihre Rippen und die Sommerluft zündete in ihrem Rachen, als stünde jede einzelne ihrer Nervenbahnen in Brand. Trotzdem schluckte sie das Kribbeln in ihren Augenwinkeln hinunter, als sie den Raum betrat. Sie hatte sich in den vergangenen Monaten nie für etwas bereit gefühlt und nun war nicht der Tag, an dem sie damit begann.
Albus Dumbledore stand unter der Dachschrägen und scannte gebannt ein Beiwerk über die letzte Saison der Chudley Cannons, während Logan die Tür hinter sich schloss. Über sein Gesicht spannten sich endlos fremde Falten, die sein Lächeln im matten Deckenlicht entstellten.
Draußen ging die Sonne unter.
„Logan", begrüßte Dumbledore sie und deutete auf das Bett gegenüber dem Matratzenstapel, auf dem er sich niederließ. Sein Spitzhut knickte unter der tiefen Decke ein, doch anders als im Grimmauldplatz nahm er ihn nicht ab.
„Professor."
Er sah älter aus. Älter als Logan ihn in Erinnerung gehabt hatte, und wirkte als zöge sich ihm dieselbe, träge Müdigkeit durch die Glieder.
„Wie geht es dir?", fragte er, gefolgt von einer resignierten Handbewegung: „Wieder bloß reine Höflichkeit. Setz dich."
Sie kannten das Prozedere, hatten es im vergangenen Sommer etliche Male durchgemacht: Sich gegenübersitzen, schweigen, aneinander vorbei starren und auf Antworten warten, die niemals folgten.
Anders als im vergangenen Jahr jedoch nahm Logan nun vor Dumbledore Platz, weil sie ihm wirklich zuhören wollte.
Das Lattenrost von Rons Bett knarrte und eine Staubwolke entwich der roten Tagesdecke. Logan musterte Dumbledore. Das seidene Gewand, das er trug, zerfloss in seinem schütteren Bart.
„Sie tragen ihn", war das Erste, was Logan sagte. Ganz ungeniert, und schielte dabei auf das goldene Metall an seiner knochigen Hand. Die papierene Haut darunter war seltsam äschern, bröselig wie verwelktes Geäst. „Den Ring."
Dumbledore folgte ihren Worten und reckte seine Finger als habe er ihn erst jetzt bemerkt.
„Oh ja", befand er vergnügt, die spleißende Haut schien ihm kaum zu schmerzen. Im gelben Deckenlicht schimmerten die sich rankenden Schlangen golden. „Ich war so frei, ihn an mich zu nehmen, nachdem du ihn abgewehrt hast."
Logan runzelte die Stirn. „Ich habe ihn abgewehrt?"
„In der Tat. Er hat dich verlocken wollen, dich ihm auszuliefern." Dumbledore machte eine ausladende Geste als male er das Bild der zischenden Schatulle in ihr Unterbewusstsein zurück. „Du hast es nicht getan."
„Ich dachte, er könnte meine Familie zurückholen. Sie waren da."
Auf Dumbledores Miene zog sich etwas, das schmerzliches Mitempfinden nahe kam. Oder eine Erinnerung war, die Logan nicht mit ihm teilte.
„Sie waren eine Projektion", befand er und sah dabei in die dunklen Ecken des Raumes hinein; in ein Gedankenkonstrukt, dem Logan nicht folgte. „Es ist Voldemorts große Kunst mit unseren größten Ängsten und Hoffnungen zu spielen. Das hat er in dieser Nacht bewiesen."
Sie brauchte nicht fragen, ob er von den Worten ihrer Familie in der Hütte ahnte. Durch die Art und Weise, wie er sie ansah, mit der Behutsamkeit und der Allwissenheit, die nur er innehielt, ahnte sie, dass er es lange wusste.
„Was ist mit Ihrer Hand passiert?", fragte Logan, nachdem sie eine Weile gemustert hatte, wie seine gesunden Finger an dem breiten Ring spielten. Der schwarze Stein, der einst darin gesessen hatte, war herausgebrochen worden.
Dumbledore musterte sie im schattigen Deckenlicht. War beinahe ein wenig amüsiert, doch in den tiefen Falten um seinen Augen lag Besorgnis.
„Nun, ich fürchte, ich bin ein wenig unvorsichtig gewesen. Bei Voldemorts Experimenten ist doch –", er zögerte und schielte auf das Brandmal, das ähnlich war wie jenes einst an Robs Arm, bloß wesentlich tiefer, „ – Vorsicht geboten."
Mit einem laschen Zucken ließ er das silberne Garn darüber gleiten, und schon verschwand der Gedanke an jene Hogwartsnacht aus Logans Geist.
„Also", sagte Dumbledore und sah sie unverwandt an. „Ich bin mir sicher, du hast Fragen."
„Wo ist Corben?"
Er lächelte. „Und ich hätte nicht erwartet, dass dies deine erste ist." Dennoch ruckte Dumbledore auf den Sitzkissen vor. „Er ist in Hogwarts. Sicher und wohlbehütet." Ein fester Knoten löste sich in Logans Brust. „Seine flüchtige Abwesenheit in dieser einen Nacht ist unbemerkt geblieben. Genau so wie die von Mr. Pierce einen Tag zuvor." Auf Dumbledores Lippen kräuselte sich ein vielsagendes Lächeln. „Mit Ausnahme der Tatsache, dass Miss Corner bereits am nächsten Morgen bei ihm im Krankenflügel saß. Das Ministerium hinterließ einige Schrammen, von denen er sich erholen musste."
Logan atmete fest. Auch, wenn die Spannung in ihr bröckelte, blieb der Keil fremden Schmerzes. Nicht einmal die goldenen Sonne hatte die Erschöpfung in seinen Augen und die Blässe auf seinen Wangen kaschiert.
„Wie geht es ihm? Ich meine, so wirklich?"
„Abgesehen davon, dass auch er einen großen Schrecken zu verarbeiten hatte, soweit gut."
„Und sein Vater?"
Dumbledores Mund schmälerte sich, sein Bart blieb starr.
„Ist tot", sagte er schließlich. „Endgültig."
Logan wusste, dass es Robs Trauer nicht gerechtfertigt war, aber dennoch durchflutete sie wohlige Erleichterung.
„Wie du schon weißt haben die Todesser seinen hüllenlosen Körper mit dem Imperio-Zauber instrumentalisiert."
„Was hat ihn getötet?"
Dumbledore zögerte. „Robert selbst. Oder zumindest sein Schockfluch."
Mit in den Handballen vergrabenen Nägeln dachte Logan an die abstehenden Arme und das willenlose Zucken eines Körpers, den keiner mehr besetzte.
„Ohne eine Seele sind menschliche Körper Hüllen, die leicht zu brechen sind", erklärte Dumbledore und sprach aus, was Rheinar Kalgan ihnen bis zuletzt bewiesen hatte: Seine wahre Stärke hatten schon immer in seinem Innern gelegen. Und vielleicht besaß Rob recht damit, dass er womöglich bloß so seine Ruhe fand.
„Was ist geschehen?", fragte Logan nach einem kurzen Augenblick, in dem sie sich von der Erinnerung, die Rheinar Kalgan nun bloß noch war, verabschiedete. Sie ertrug die wissende Stille Dumbledores nicht. „An jenem Abend in dieser Hütte?"
„Du meinst auf dem Anwesen der Gaunts, Lord Voldemorts Vorfahren", sagte Dumbledore und besah sie über den Rand seiner Halbmondbrille hinweg mit etwas, das beinahe sträflicher Zuspruch war. „Ich bin mir sicher, dass du es eigentlich weißt."
Logan starrte an ihm vorbei in die eingesickerte Juninacht. Der Himmel über dem Fuchsbau war wolkenlos und sie wünschte sich, die Welt vom Ravenclawschlafsaal aus zu sehen, wo die Nahbarkeit einer Gefahr nie so omnipräsent gewesen war. Hier, auf den offenen Feldern von Ottery St. Catchpole, erschienen sie ihr maßlos ausgeliefert.
„Der Kompass ist an sein Ziel gekommen", flüsterte Logan schließlich, wandte ihre Hände als wäre er noch immer dort. „Zu der Spieluhr Merope Gaunts."
„Genau", flüsterte Dumbledore. „Nachdem du ihn so unermüdlich dorthin gebracht hast."
Logan blinzelte nicht. Sie musste sich nur genug konzentrieren, um sich lebhaft an ihn zu erinnern. An das hölzerne Gehäuse. Und an den Schlag seines Herzens.
„Dort hat er sich geöffnet."
„Exakt."
„Und darin war –" Sie hielt inne. Der illusionierende Schimmer der Truhe tanzte noch immer vor ihrem geistigen Auge. Nur Dumbledores piercender Blick durchbrach ihn – „Ein Horkrux."
Dumbledore nickte.
„Das da." Sie deutete auf den Stoff seines Gewandes, das den Ring verbarg. „Ich hab es nicht sofort verstanden. Aber der Kompass hat nie zu einem Horkrux geführt. Er war einer."
Mit einem Ausdruck schmerzlicher Zufriedenheit nahm Dumbledore den Ring ab. Bloß seine Braue zuckte als nehme er etwas von sich selbst.
„Dein Kompass trug die ganze Zeit über einen Horkrux in sich", erklärte er und die Schlangen blitzten im Licht, der fehlende Stein hinterließ ein klaffendes, schwarzes Loch. „Als Wegweiser war er Hülle und Karte zu einem Stück von Voldemorts Seele zugleich. Ein Stück Seele, das ich zerstört habe, wohl bemerkt."
Für einen Moment fürchtete Logan, sie würde den Ring an sich nehmen müssen; Dumbledore würde darauf bestehen. Doch dann sank er wieder in Dumbledores splitternde Handfläche zurück.
„Voldemorts Plan war, dass der Horkrux auf ewig nur für ihn auffindbar wär, indem er den Kompass auf sich selbst geprägt hat. Dann nahm er die Spieluhr seiner Mutter, der letzte Rest ihres Besitzes, und machte ihn zu einem Gegenstück. Niemand, dem der Kompass nicht gehörte, hätte je dorthin finden können." Nun glänzte etwas in Dumbledores Miene, das ähnlich war zu seinem Ausdruck von Wehmut und Stolz. „Gut, dass Rheinar Kalgan dies lange vor uns durchschaute."
„Wussten Sie das damals schon?", fragte Logan und musterte, wie das Metall über seine verbrannten Hautfetzen schürfte. „Als Sie mir den Kompass zurückgeschickt haben? Dass er ein Horkrux ist und dass er versuchen wird, mich zu benutzen?"
Ein Seufzen tanzte durch den Raum.
„Gewusst habe ich es nicht", sagte Dumbledore. „Aber ich habe es geahnt."
Logan hätte Wut empfunden, wären die schmerzlindernden Beruhigungstränke nicht noch immer so hochkonzentriert durch ihren Körper geflossen. Wut, die diesmal wirklich ihre eigene war. Doch stattdessen rauschte bloß schwummrige Dehydration in ihren Ohren, als sie Dumbledore ansah. So verbissen, dass ihre Zunge taub wurde.
„Trotzdem haben Sie mich all das tun lassen. In Ihr Büro einbrechen. Dem Kompass folgen. Wie hätten Sie wissen sollen, wohin er mich bringt?"
Ein Hauch Selbstzufriedenheit kroch über Dumbledores Blick. „Mr. Pierce unterrichtete mich nahezu jeden Tag." Draußen rauschten die Apfelbäume im Sommernachtsschein. „Er hatte es schon vor jener Nacht getan in der du das erste Mal versucht hast, das Schloss zu verlassen. Und genau genommen hatte auch Mr. Gormock mir eine Eule geschrieben, lange bevor ich verschwand."
Beinahe war sie sich sicher, Robs Stimme und die kahlen Steinwände des Krankenflügels noch immer um sich zu spüren. Ich wäre zu spät gewesen, weißt du?
„Mr. Pierce cleverer Einfall machte es möglich, jeden deiner Schritte zu verfolgen. Auch, wenn externe Schutzzauber die Spur seines Kompass hemmten. Mr. McLaggen war es nicht möglich, dich aufzuspüren, solange du mit den Zwillingen in dem Haus ihrer Tante warst. Erst, als du und Mr. Weasley das Schutzschild verließen, fand er dich."
Logan musterte ihn. Trotz des schmalen Raumes war er unendlich weit entfernt und anders als damals im Grimmauldplatz hatte er nun nicht mehr die Macht der Wahrheit über sie.
„Ich hätte sterben können."
Dumbledores Miene zuckte nicht.
„Das hättest du."
„Fred und Rob –"
„Hätten sterben können. Das weiß ich, Logan." Er trug einen Nachdruck in seiner Stimme, den Logan jetzt für Selbstverteidigung hielt, in einigen Jahren vielleicht aber als etwas anderes verstand. Etwas, das vielleicht Reue war. „Und nichts davon ist mir leicht gefallen. Oh und Molly – lassen wir das." Er verzog das Gesicht mit einer trockenen Belustigung, die ihm die Brille zurecht rückte. Bis die Ernsthaftigkeit ihn wiederfand und der durchdringende Blick wieder dort war, wo er Logan an Ort und Stelle an die Wand bohrte. Damit sie auch wirklich verstand, was er zu sagen hatte: „Aber trotzdem führte kein Weg daran vorbei. Es gibt Banne, die zu stark sind, um sie zu brechen. Glaube mir, ich habe es versucht."
Bedeutsam musterte er seine Hand in seinem eigenen Schoß als gehöre sie ihm nicht mehr.
Logan hingegen zwang sich, die staubige Luft dieses Zimmers zu inhalieren und den Grimmauldplatz zu vergessen. Und mit ihm alles, was in den vergangenen Tagen geschehen war.
„Ich habe versucht, die Prägung auf dich zu lösen, doch es ist mir nicht gelungen. Ginge es nach mir, dann hast du längst genug für zahllose Lebzeiten durchgemacht."
Vor elf Monaten noch hätte Logan Dumbledore zu mehr gezwungen. Zu mehr Wahrheiten, mehr Erklärungen, mehr Wegen aus dem Chaos hinaus. Doch mittlerweile hatte sie verstanden, dass auch er nur ein alter Mann war, der die Menschen, die er liebte, zu schützen versuchte. Und das in einem Krieg, der sie alle überstieg.
Auch er konnte ihr nicht mehr geben als die bleierne Gewissheit, dass geschehen war, was sie erlebt hatte, und das blieb, was kam. Egal, wie lange sie sich von ihm die Erlösung erhoffte: Er brachte sie ihr nicht. Vielleicht brachte er sie niemanden, vielleicht am Ende nur sich selbst und vielleicht war das dann auch sein gutes Recht.
„Und", sagte Logan nach einer Weile, in der sie geschwiegen hatten, Logan im Kampf gegen ihren inneren Groll und Dumbledore mit einer Wehmut, die ihn nicht mehr lange aufrecht erhielt, „was passiert nun?"
Eine Spur Leichtmut fiel zu Dumbledore zurück. „Was möchtest du denn, das passiert?"
Wieder sah Logan in die Dunkelheit. Und fand sich selbst in der Spiegelung der fleckigen Fensterscheiben.
„Ich möchte nach Hause gehen."
Auf Dumbledores Lippen glitt ein Lächeln. Ein ehrliches, und sie glaubte es ihm. „Das kannst du. Hogwarts' Absolventenfeier findet in einer Woche statt."
Für einen Moment erschien, Dumbledore müsse sie falsch verstanden haben. Doch so, wie er sie ansah, erkannte sie, das hatte er nicht. Und sie begriff –
„Herzlichen Glückwunsch übrigens. Ich hörte bereits du hättest sogar in Verwandlung deine Erwartungen übertroffen."
Die Unwirklichkeit dieser Worte klingelten in Logans Ohren.
„Wie, ich – ich habe einen Abschluss?"
Ob ihrer Verdatterung sichtlich amüsiert zuckte Dumbledore mit den Achseln. „Wenn du ihn annehmen möchtest."
Logan wusste nicht mehr, wie lange es her war, dass sie an eine Zukunft gedacht hatte. Nun tänzelten die Möglichkeiten vor ihr wie höhnische Einfältigkeiten. Dabei machte Dumbledores Lächeln sie greifbar. Sie hatte vergessen, wie es war, für morgen da zu sein und plötzlich starrte Dumbledore mit ihr gemeinsam in alles, was kam.
„Das hier ist von nun an nicht mehr dein Krieg, Maden", sagte er und fistelte an dem Deckblatt eines Tagespropheten. Das Pergament knisterte zwischen seinen Fingern. „Er war es mal, aber von nun an ist er das nicht mehr."
Er reichte ihr die Titelseite und wieder starrte ihr eigenes Selbst sie an. Ein Mädchen, das vielleicht auf ewig verschwunden, aber nun wieder ein klein wenig mehr zuhause war: Maden Bolton, in irischer Quidditchuniform, mit einem Quaffel in der Hand. Ein anderer Mensch. Und zum ersten Mal seit elf Monaten sah Logan sich selbst und spürte keine Panik mehr.
„Fudge hat mit der Öffentlichmachung von Lord Voldemorts Wiederkehr seinen Rücktritt vom Amt des Ministerpräsidenten angekündigt", sinnierte Dumbledore vergnügt, während Logan den Artikel aufklappten. „Dem irischen Minister Coen wurden Anbindungen an die Todesser nachgewiesen und ich würde behaupten, der Tagesprophet obliegt wenigstens für den Moment keiner ganz so engen Kontrolle mehr."
Die Hommage an eine Heldin - Alle Anklagepunkte gegen Maden Bolton fallengelassen. Todesser ermordeten Familie des irischen Vizeministers. Eine Reportage von Jolanda Pierce.
„Du kannst zurückkehren und Maden sein. Wenn du das möchtest."
Dumbledores Präsenz verschwamm vor einer Leichtigkeit, die Logan die Last zu atmen nahm. Mit klopfendem Herzen und fallendem Druck spürte sie zum ersten Mal wie müde sie war. Als hätte sich nach den vergangenen Monaten endlich ein Tor geöffnet, durch das sie einmal schreiten und danach nie wieder passieren wollte. Sie ging nun und sah nie mehr zurück.
„Ich glaube", befand sie und strich den Artikel auf ihrem Schoss glatt. Die Maden in dem Foto lächelte als wäre sie stolz, „ein Teil von mir ist immer schon Logan gewesen." Und dann sagte sie, was sie auch wirklich meinte, durch all die Distanz zu den vergangenen Stunden und Tagen hindurch: „Danke, Professor."
Schließlich erhob sie sich. Mit zittrigen Knien und den Muskeln zäh vor Erschöpfung, aber dennoch trug ihr Körper das Wissen, nun zum ersten Mal wirklich loslassen zu können, fest in sich. Und so schmerzte selbst das Gehen nicht, als Logan am Türknauf zum Hausflur hin stehen blieb. Einfach, weil sie ahnte, dass dort noch eine Sache in der Luft lag.
„Logan", flüsterte ihr Professor und Logan sah durch die Gläser einer Brille, die sie nun nie wieder brauchen würde, dass er lächelte. Und dass dort Stolz in seinen Augen lag. „Du hast dich in den vergangenen Monaten aufopferungsvoll für das größere Wohl eingesetzt. So etwas verlangt sehr viel Mut."
Sie sah ihn an, nichts an ihr war mehr schwer.
„Ich habe mich nicht für irgendetwas eingesetzt, Professor." Draußen leuchtete der Sternenhimmel klar. Wenn die Sonne schien könnte sie, und dessen war Logan sich sicherer denn je, bis nach Irland sehen. „Ich wollte immer bloß, dass meine Familie nicht umsonst gestorben ist."
Und als sie ging, wusste sie, dass Dumbledore sie verstand. Sie hörte das Knirschen der Scharniere, durchschritt die Tür und sah nicht dorthin zurück. Umklammerte die Titelseite, das Foto von sich selbst, und kehrte endlich heim.
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Dieses Kapitel zu posten hinterlässt mich himmelhochjauchzend und endlos melancholisch zugleich.
Dabei ist das hier eigentlich nicht, wo diese Geschichte endet. Denn eigentlich gibt es noch zwölf Kapitel mehr. Aber ich habe schon lange entschieden, euch die Chance auf ein Happy-End zu schenken – und teile dieses Buch.
Wenn ihr also damit zufrieden seid, dass Logan, Fred, Corben und Robs Wege nach dem kommenden Epilog am Samstag enden, dann ist das so. Dann wisst ihr, dass der Kompass an sein Ziel und Voldemort später einmal nur dadurch auch an sein Ende gekommen ist. Dann wisst ihr, was Logan bewegt und was ihre Familie dafür gegeben hat. Dann ist alles gut.
Aber ich will euch auch nicht vorgaukeln, dass das hier wirklich das Finale ist. Denn ihr alle wisst: Das ist es nicht. Es ist vielleicht das Ende des Kompass-Rätsels, aber zu Logans Welt gibt es so viel mehr. Und die Monate nach dem Kompass verdienen ihr eigenes 12-Kapitel-Kurzbuch. Genauso wie der Junge, der liebt, bevor er stirbt.
Aber erst einmal kommt der Vorläufer-Epilog zu diesem Buch. Ein Moment des Friedens, bevor ein anderer Abschied beginnt.
Ich danke euch für alles, was ihr für mich und für diese Geschichte getan habt. In den nächsten Tagen update ich auch noch mal den Soundtrack, fyi.
Unendlich viel Liebe bis dahin, Ally x
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