75 | fallende masken.
Mit einem dumpfen Schlag donnerten ihre Knie auf das morsche Laminat. Das Stimmengewirr existierte, noch bevor Logan es verstand und als die staubige Luft ihre Lunge durchschoss, brannte Salz in ihren Augen.
Für einen schmerzlich quälenden Atemzug lang starrte sie in die Dunkelheit. Bis Robs Stöhnen in ihren Ohren klingelte – und sie erst da begriff, dass ihre Nägel sich in seine Haut kerbten wie ihr Atem in das brache Holz. In der Dunkelheit, nur einen Augenblick lang.
Bis die Tür aufschlug.
Und sie wusste, wo sie war, bevor der Lichtblitz über sie hinweg jagte.
Esperencia!
„Sirius!"
Es war nur ein Krächzen, hilflos und verloren in dem Hausflur des Grimmauldplatzes.
Der rote Schuss streifte sie so knapp, er versenkte ihr das Haar und der Wahnsinn stand ihm bis aufs Mark gebrannt –
„Sirius! Nicht, Sirius, ich bins –"
„Logan?"
Es war eine andere Stimme, die den zerplatzenden Fluch übertönte; die sich aus dem einfallenden Licht des Salons erhob. Remus Lupin blockierte den Türrahmen, starrte in die Schwärze des Flures hinein. Irgendwo hinter ihm rückten Stühle, knisterten Mäntel – Mad Eye Moodies gesundes Auge starrte sie an, sein magisches war in seinen Hinterkopf verdreht.
„Wie, bei Merlin, ist sie hier rein appariert?"
„Wer ist das?"
„Logan?"
Doch alles, was sie verstand, war Robs dumpfes Stöhnen: „Wo sind wir?"
Das Geländer ächzte, als sie sich daran hinauf zog. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie aus der Lippe blutete, der metallische Geschmack betäubte ihren Mund. Es war, als hätte der Sprung durch Raum und Zeit jedes ihrer Gelenke verhärtet, als hätte sich Staub und Sand mit Angst und unerbittlicher Bereitschaft bis in ihre Blutbahn gezogen. Bis sie die Erleichterung wie ein Pfeil durchschoss: Sie war in Sicherheit.
Mit einem Ruck zog sie Rob auf die Beine.
„Hauptquartier des Phönixordens."
Sirius ließ seinen Zauberstab sinken. Seine Wangen waren fahler als an Weihnachten und eingefallener als im letzten Sommer. Als hätte er in den vergangenen Wochen gleiches Grauen gesehen.
„Und du bist sicher, dass sie es waren, Aberforth?"
Kingsley Schacklebolts sonore Stimme zerriss den Moment, sprengte die Perplexision. Er war der einzige, der nicht in der Tür stand.
Dabei antwortete eine fremde Stimme, dumpf wie durch eine dünne Wand: „Ich bin mir sicher. Fünf Kids haben das Schloss verlassen."
Moody stapfte in den Salon zurück und nun, wo auch Sirius sich ruckartig aus seiner Starre riss, war Kingsley zu sehen, der vor dem Kamin kniete und in die Glut starrte. Ein bärtiger Zauberer flammte ihm entgegen.
„Ich wüsste nicht, wer außer Potter auf Thestralen die Ländereien von Hogwarts verlässt."
„Was ist hier los?", raunte Logan, die Schulter dicht an Lupin gedrängt und ihre Augen brannten, als sie sich an das gleißende Licht des Salons gewöhnten.
„Harry und einige seiner Freunde haben das Schloss verlassen." Remus sprach gedämpft und besah sie mit einer Strenge, die vermuten ließ, was für ein wunderbarer Lehrer er gewesen sein musste. „Wisst ihr etwas davon?"
Logans sah zu Rob, der hinter ihr in der Dunkelheit zurückgeblieben war. Er zuckte die Achseln. Der Kompass lag fest in seiner Hand. Und im blassen Licht zuckte die Nadel als wäre sie unentschlossen.
Lupin hatte sich von ihnen abgewandt, da trat Logan an Rob hinan.
„Was meinst du hat das zu bedeuten?"
Behutsam nahm sie den Kompass. Obwohl er kalt war, pulsierte er stärker denn je, beinah aufgeregt.
„Vielleicht, dass es hier nicht viel zu tun gibt."
Hinter ihnen erhob sich ein dumpfes Gemurmel. Eine Aufruhr, eine baldige Diskussion. Raschelnde Umhänge und Wortfetzen, die sich verirrten. Dann erlischte das Kaminfeuer, der Mann verschwand –
„Das ist nicht genug!", keifte Sirius ihm nach. Doch Aberforth hörte ihn nicht mehr.
Lupin hatte sich wieder zu ihnen gedreht, seine Stimme nun beinahe so eindringlich wie vor Monaten noch, als Logan Rob an die dunkle Seite verflucht hatte: „Logan, was wollt ihr hier?"
Als wäre sie es, die nicht begriff, wie ernst die Lage war.
„Weiß ich noch nicht, wir –"
Doch im nächsten Moment verstummte sie schon. Und alles verlor für immer an Bedeutsamkeit.
Denn ab da an gingen die Dinge viel zu schnell.
Ein gleißender Schein, brennender als das Deckenlicht, schoss durch den Giebel und verkeilte sich in der Luft. Tanzendes Licht, ein Ball aus grellem Schimmer. Und erst, als Logan ihre Augen zusammenkniff, so fest, dass ihre Schläfen schmerzten, erkannte sie die Gestalt eines Wolfes durch die Luft schleichen.
Tonks Stimme erfüllte den Raum.
Potter ist im Ministerium.
Die Luft flirrte.
Todesser sind hier. Beeilt euch.
Und dann verpuffte der Wolf und ließ nichts zurück, wie es vorher gewesen war.
Ein Stuhl knallte, Sirius hechtete durch den Raum. Moodys umklammerte ihn –
„Wo glaubst du, dass du hingehst, Black?"
„Versuch ja nicht, mich aufzuhalten, Mad-Eye!"
Nur Tonks Stimme hallte nach: Sofort.
Für einen Moment wirkte Moody, als würde er Sirius an den Sessel ketten, da rief Kingsley durch den Raum: „Die Zeit haben wir nicht!" Und war disappariert.
Wieder knallte es, Moody verschwand.
Logan krallte sich in Lupins Arm – „Remus, wo wollt ihr hin?"
Er fuhr herum: „Ihr bleibt hier."
„Sirius!"
Sie rief ihm nach. Dem Mann mit dem Purpurumhang und dem silberschwarzen Haar. Dem Feuerwhiskyduft und dieser schicksalhaften Entschlossenheit.
Sirius' Blick fand ihren, bevor er disapparierte. Für Logan für immer ins schwarze Nichts hinein.
„Bleib ja wo du bist!", war das Letzte, was er zu ihr rief.
Lupin war der einzige, der übrig blieb. „Rühr dich nicht vom Fleck."
Und dann verschwand auch er. Mit einem letzten Knall, dröhnend laut in die Leere hinein. Hallender als Robs Körper gegen die Kerkerwand, fester als Freds Schläger gegen einen Klatscher. Bis Stille sie fand.
Logan starrte in den Grimmauldplatz hinein. Bloß silbrig schwarzer Dunst tanzte durch den Raum, wo die Ordensmitglieder verschwunden waren. Das Feuer im Kamin war erloschen.
„Bereit?"
Sie fuhr herum.
Rob hielt den Kompass in seiner Hand. Er hatte jetzt ein anderes Ziel.
Mit einem letzten Blick in den Grimmauldplatz hinein begriff sie: Hier gab es nichts mehr.
Also umschlossen Logans Finger Robs Handgelenk und mit ihnen den Kompass, spürte ihren aufwallenden Puls und eine dunkle Vorahnung. Porteo.
Sie sah ihn an. Rob nickte.
„Los."
Und wieder riss der Wegweiser sie am Nabel aus der Wirklichkeit hinaus.
Als sie auf dem kalten Fliesenboden landeten, war Logan auf den Aufprall vorbereitet. Trotzdem schmetterte es in all ihre Gelenke, als sie unmittelbar neben Rob auf dem Marmorboden einer Eingangshalle landete.
Die steinerne Statuengestalt von Cornelius Fudge starrte auf sie hinab.
„Wo sind wir?"
Diesmal war es Logan, die den Dunst ihrer Reise aus ihrer Lunge hustete.
Rob zog sich am Rande des Podestes empor, neben dem sie gelandet waren. Die Haut an seinen Fingerknöcheln war aufgeplatzt und Logan brauchte all ihre Kraft, um die Rückstände ihres Abendessens ihre Speiseröhre hinabzuwürgen.
„Die Eingangshalle des Zaubereiministeriums."
Rob flüsterte, obwohl die gläserne Kuppel über ihnen keinerlei Regung zeigte und die tiefschwarzen Seitentüren allesamt verschlossen waren. Irgendwo in der Ferne erlischten grüne Flammen aus einem der prunkvollen Kamine, die sich wie Gleise aneinander reihten.
Die Empfangshalle glich einer Geisterstadt.
Schniefend fuhr sich Rob übers Gesicht. „Wir sind in London. Im Ministerium."
Und eine gespenstige Gewissheit, hier richtig zu sein, kribbelte tief in Logans Eingeweiden. So verräterisch, dass sie am liebsten Robs Arm gepackt hätte, nur um zu flüstern: Lass uns abhauen. Ich will zurück.
Doch die Nadel des Kompasses war starr genug, um sie daran zu erinnern, dass alles Unausweichliche ein Teil von ihr war.
Also verfestigte sie den Griff um ihren Zauberstab und horchte in die Stille hinein. Versuchte sich an alles zu erinnern, was Fred ihr je gepredigt hatte; straffer Arm, sag es mit Entschlossenheit, glaub an dich –
Bis ein schmetternder Knall sie zusammenfahren ließ.
Crucio!
Eine der Türen am anderen Ende der Halle schoss auf. Und augenblicklich strömte ein ohrenbetäubendes Tosen hinaus –
Gemeinsam mit einem Schrei, einem gleißenden Lichtblitz. Brennend rot schoss er in die Halle und zerbarst am gläsernen Kuppeldach.
Die massige Gestalt eines vermummten Todessers stolperte rücklings über die Schwelle. Eine tiefe Stimme, donnernd und brach, mit Blut in jedem Wort und blankem Hass - Impedimenta, Crucio, Stupor.
Und da war Tonks, mit ihren klaren Worten, die über alles hinweg schrie: „Protego!"
Logan konnte sie nicht sehen, war geblendet von dem Funkenwechsel und betäubt von all den Schreien und dem Rauschen, fernen Explosionen und sich in dem fremden Raum ergießenden Farbenregen. Sie hielt den Sockel so fest umklammert, dass ihr Puls raste, sie hatte freie Bahn, der Todesser sah sie nicht, er sah bloß grade aus, wo Tonks war, irgendwer –
Sectumsempra –
„Stupor!"
Logan schmetterte ihren roten Lichtstrahl mitten in sein breites Kreuz. Noch im selben Augenblick stürzte er auf die Knie, sein Körper willenlos. Und hinter ihm gefror Nymphedora Tonks in der steinernen Tür.
Für einen Augenblick starrten sie sich an. Quer durch die Halle hinweg. Logan, die ihre Deckung fallen gelassen hatte, mit zitterndem Arm und verblüffter Erleichterung. Und Tonks, trunken in Verwunderung. Bis sich ihre Lippen formten: Logan, was -?
Doch länger hielt ihr Blickkontakt nicht. Ein grellgrüner Blitz schoss an Tonks Kopf vorbei, so haarscharf er sauste bis in die Halle hinein und zerbarst an Cornelius Fudges silberner Brust. Logan duckte sich hinter dem Sockel.
Als sie das nächste Mal hinsah, war Tonks verschwunden. Und der Sturm tobte an.
„Hey, was – Warte!"
Robs Rufen erreichte Logan nicht. Denn sie rannte. Hatte schon beinah die Hälfte der Halle durchquert, ihre Sohlen quietschten über den aalglatten Boden.
„Logan, nein!"
Locomotor Mortis!
Der gelbe Schein blendete sie, als er in ihre Rippen raste. Sie hatte ihn nicht kommen sehen. Und mit ihm nicht die grünen Flammen, die sich hinter den zwei in dem Kaminen auftauchenden Gestalten schlossen.
Dumpf schlug Logan auf dem Boden auf. Ein donnernder Schmerz jagte ihr durch die Schulter, bis in den Kiefer hinein und prompt waren ihre Beine wie festgesogen.
„Stupor!", schrie sie gegen die hereinstürzenden Gestalten an, doch ihr Fluch kam gar nicht so weit –
„Obscuro!" Rob war hinter der Statue hervorgesprungen, traf den hinteren der beiden Männer mitten im Gesicht, verband ihm die Augen – doch der Todesser zuckte nicht einmal.
Stattdessen trottete schrecklich entschlossen hinter seinem Begleiter auf Logan zu.
Sie waren maskiert. Groß und schlank, in dunklen Gewändern und voll von einer Gehässigkeit, die Logans Finger beben ließ.
Sie fand kaum Halt auf den Fliesen, als sie von ihnen weg robbte; den Gestalten, die sich mit festen Schritten auf sie zu bewegten. Wie ein Unheil, dem sie noch nie entkommen war.
Dabei schimmerten durch die silberne Maske die tiefdunklen Augen des ersten Todessers hindurch. Augen, die immer wieder durch den Raum zu Rob huschten, um die hagelnden Lichtblitze abzuwehren, die Rob auf sie zuschoss; sie waren nur ein Händezucken wert.
Incarcerus!
Robs Fluch zerbarst an seinem Schutzschild.
Stupor!
Levicorpus!
Stupor!
Logans Schrei schoss weit ins Leere. Und plötzlich traten hinter ihnen neue, grüne Flammen aus den Kaminen hervor.
Imperio!
Protego!
Gerade rechtzeitig sprang Rob einem Lichtblitz aus dem Weg. Gestalten formten sich am Ende der Halle, erhoben sich aus dem brennenden Grün und verließen das Feuer mit dem Hochgefühl einer Wiedergeburt.
Logan stieß mit dem Kopf gegen die Steinwand, der Todesser vor ihr schoss einen letzten Ruf zu Rob: Incarcerus!
Dann bohrte sich das Ende seines Zauberstabes in ihr Gesicht.
„Hey Rowles", rief er über die Schulter und ein grad erst erschienener Mann peitschte auf sie zu. „Ist das nicht die Bolton?"
Logan erstarrte. Ihr Puls raste nicht mehr. Und zum zweiten Mal in ihrem Leben wusste sie, dass sie sterben würde.
Der Todesser namens Rowles erschien in Schwarz, das Ruß seiner Ankunft noch auf den Schultern. Die Gesichtszüge verhüllt. Und doch wusste Logan es. Ohne, dass er etwas sagte, ohne, dass überhaupt irgendwer irgendetwas tat. Sie konnte es in seinen Augen sehen, die pechschwarz schimmerten wie die Tiefen des großen Sees.
Alle tot.
Das war er. Das war einer von ihnen.
Einen Moment lang starrten sie sich an. Dann sah Logan zu dem Todesser unmittelbar vor sich zurück.
„Weiß nicht, Dolohow, ist sie das?"
Mehr Zeit hatte er nicht.
Denn Logan nutzte den Moment und schrie: „Confringo!"
Die Decke über seinem Kopf explodierte.
Hastig zog sich Logan auf den Fliesen davon, zielte auf ihre Beine, schrie: Finite! Stand auf und rannte.
Drei Meter, weiter kam sie nicht. Bis Rowles' Schockfluch sie verfehlte, die Druckwelle so groß, dass es sie von den Füßen riss –
„Ich hasse diese Biester!", donnerte Dolohow, Schutt und Stein perlte von seiner Kapuze, dem Fels nur knapp entkommen. „Ihr hättet sie töten sollen."
Rowles lachte. Trocken und heiser und voller Hass.
„Oh das hab ich mir gewünscht. Ihr Bruder sah so gebrechlich aus, als er starb."
Logans Atem ging zu schnell als dass sie mithielt. Wie eine rasende Dampflock überfuhr sie ihr eigener Puls, schmeckte keinen Sauerstoff, wünschte, sie hätte sich übergeben, schreien, rennen können. Stattdessen drangen nur die kalten Fliesen zu ihr hindurch.
Rowles und Dolohow näherten sich und der dritte zwischen ihnen, der sich nicht regte, gar nichts sagte, erhob gegen sie ihren Zauberstab.
„Aber wer hätte uns sonst vertuschen können? Ein Sündenbock musste doch überleben."
Rowles atmete so gehässig, dass seine Maske bebte.
„Weißt du, dass wir gelost haben, wer überleben darf? Ich wär ja für deinen Bruder gewesen. Den kleinen. Den Quidditchstar hab ich so gerne sterben sehen –"
Logan schrie: „Stupor!"
Rowles blockte. „Okay, das reicht."
„Komm, Rheinar." Dolohow sah sich um. Ließ eine ausladende Bewegung sehen. „Ein letztes Späßchen, hm?"
Und beinahe hätte Logan keinen Schutzwall gezogen.
Beinahe hätte sie in diesem Moment aufgehört zu existieren. Dabei gelang es ihr gerade noch rechtzeitig als sie begriff: Rheinar Kalgan feuerte einen Folterfluch auf sie hinab –
Protego!
Keine Ton erklang von ihm. Von der vermummten Gestalt, die kaum mehr zuckte. Beinahe willenlos kam er auf sie zu, den Zauberstab in einer einzigen, flüssigen Bewegung, preschte Lichtblitz um Lichtblitz auf sie nieder, immer wieder und wieder, gab ihr keine Pause, keine Sekunde Zeit – war marionettengleich, während Fluch um Fluch auf sie niederschlug.
Die Spannung des Schutzzaubers bebte vor ihr, verzerrte den einzigen Hauch von einem fahlen Gesicht, den die Maske verriet. Nicht einmal der Schimmer eines Willens, eines weit entfernten Blickes war geblieben. Nichts an ihm konnte lebendig sein, und doch war er da.
Und er brachte sie um.
Beinahe, bis Robs Stimme quer durch die Halle schmetterte: „Stupor!"
Dolohow klappte zusammen. Und für einen Moment glaubte Logan, auch Kalgans Gestalt taumeln zu sehen. Bis Rowles Zauberstab ihn fing; Imperio.
Und schon flogen die Flüche weiter, als handle er gegen jeden Verstand, gegen jedes Gut. Und Logan verstand es nicht, wollte ihn anschreien, rufen: Mein Vater ist für dich gestorben!
Doch sie brachte keinen Ton heraus. Stattdessen klammerte sie sich an ihren Zauberstab, der glühte und ihre Haut versenkte, floh rücklings vor den niederdonnernden Flüchen, vor dem Ende, vor Kalgans Lust auf ihren Tod –
„Stupor!"
„Rob, nein!"
Das gleißende Licht traf ihn mitten in der Brust. Und ohne mit der Wimper zu zucken sackte die Gestalt, die Kalgan sein sollte, auf den Schutthaufen der Steindecke nieder.
Logan nutzte Rowles' Perplexision: Incarcerus!
Dicke Seile surrten sich um seinen Körper – Petrificus Totalus! Er fiel nach hinten weg.
Rob stürzte durch die Halle hinweg auf sie zu. Und wurde langsamer, als er sah, was Logan lange begriffen hatte.
Die Maske war von seinem Gesicht gerutscht. Die Steinbrocken, auf denen er gelandet war, ertränkten in grellrotem Blut. Und Rheinar Kalgans willenloser Blick, die Pupillen so geweitet, dass seine Iris kaum noch zu sehen war, starrte ins Leere.
„Rob", flüsterte Logan, Rob hörte sie nicht.
„Dad?"
Für den Rest ihres Lebens würde Logan sich wünschen, die einfallende Erkenntnis auf Robs Miene nie gesehen zu haben.
Aber Rheinar Kalgan war wirklich da. Ausgemergelter als der Mann, der er einmal gewesen war, als sie ihn auf die Titelseite des Tagespropheten gedruckt hatten. Mit dem selben, halblangen Haar, den markanten Knochen und dem spitzen Kinn. Verachtung und Reue allein auf seiner Haut. Aber trotzdem regte er sich nicht. Die Seele in ihm war fort. Und das Leben in ihm auch.
„Finite", hauchte Rob, der goldene Schimmer umfiel Kalgans Körper, der Schockfluch brach, doch er regte sich nicht. „Finite. Finite, Finite, Fin-"
„Rob", zwang Logan sich, beinahe ließ die Übelkeit sie nicht. „Rob, sie haben ihn mit dem Imperius benutzt, er –"
Rob sank zu Boden. Als gäbe die Welt ihnen diese Zeit.
Hinter ihnen explodierte eine Tür, die Angeln rieselten auf den Boden, wahnsinniges Gelächter brach hervor –
Logan suchte nach dem Kompass, in ihrer Tasche war er nicht –
„Rob, wir müssen von hier fort."
Seine Finger hatten sich auf Kalgans Brust gepresst, nicht sicher, ob sie sich überhaupt noch regte.
„Ich kann nicht", befand er und eine Nüchternheit hatte sich in seinen Ton geschlichen, als würde er nun endlich alles verstehen, als ergäbe alles nun einen Sinn. „Ich lass ihn nicht hier."
Eine schallende Stimme brach in die Halle hinein, schrilles Gelächter, gehässiger Genuss –
Stupor!
„Ha!"
Crucio!
„Ich hab Sirius getötet! Ich hab Sirius getötet!"
„Logan. Ihr müsst von hier verschwinden."
Tonks Atem rasselte als hätte die Asche der Kamine sie begraben. Blut klebte auf ihrer Wange, entstellte ihr Gesicht. Irgendwo in weiter Ferne donnerte ein lauter Hall, die hysterische Stimme hing wie Gummi in der Luft. Ich hab Sirius getötet.
Und in Tonks Augen standen die Tränen.
„Tonks, was ist passiert?"
Auf der anderen Seite der Halle preschte Harry Potters hagere Gestalt einer Hexe hinterher.
„Verschwindet", entschied Tonks. Wieder knallte es hinter ihnen, ein Lichtblitz durchschoss den Raum. „Zurück nach Hogwarts. Sofort."
Und erst da erkannte Logan, dass das Feuer wirklich angehalten gewesen war, für einen aberwitzigen Moment lang. Dass niemand geschossen, niemand sich geregt hatte.
Und dann brach es wieder los. Moody stürmte hinter ihnen durch die Tür, dunkle Gestalten sausten in die Halle hinein.
Ein greller Schuss jagte auf sie zu, verfehlte sie knapp. Tonks tauchte ein in den nächsten, gleißenden Blitz - Protego - und rannte davon, Remus Lupin ihr nach.
Logan fiel neben Rob auf die Knie: „Rob, bitte, wir müssen weg."
Rob trug Endgültigkeit, fest wie sein eigenes Schild. „Ich kann nicht gehen."
Seine Finger gruben sich in Rheinars Gewand. Und dessen trüber Blick starrte lediglich durch die gläserne Kuppel hindurch. Als würde sie und der tiefschwarze Abendhimmel darüber als einziger jemals alles verstehen.
Erst mit einem trockenen Gröhlen wachte Logan aus dieser Trance.
„Rowles, hoch mit dir."
„Dolohow. Ich schnapp mir die Bolton."
Plötzlich landete der Kompass in ihrer Hand. Robs Finger umkrampften ihre, drückten sie fest an das Holz. „Du musst los."
Die Nadel zeigte woanders hin.
Und Logan hatte Rob noch nie entschlossener gesehen. Nicht einmal vor dieser winzigen Unendlichkeit dieser Nacht, als sie aus dem Schloss aufgebrochen waren und sich von Corben verabschiedet hatten.
Crucio!
Das rote Licht verfehlte sie knapp.
„Ich meins ernst, Logan." Rob schrie. „Lauf!"
Und sie wusste, sie hatte keine andere Wahl.
Impedimenta!
Protego!
Bevor sie denken konnte, war Logan auf den Beinen. Ihre Füße trugen sie mit beißendem Überlebenswillen fort und in den grellen Reflektionen folgte ihr Rowles, während Rob Flüche gegen den sich aufrappelnden Dolohow schrie –
Stupor!
Sie erreichte den Sockel der Statue, ihre Finger umschlangen den Rucksack.
Sie fuhr herum, Rowles erreichte sie fast –
Imperio!
Protego!
Die Wucht des Imperios traf sie so hart, sie stürzte auf die Knie. Rowles Hand errichtete sich über ihr wie ein Urteilsschlag –
Dann holte sie Luft. Sah Rob, der über Kalgan kniete und Dolohow mit Flüchen beschoss.
Die Ministeriumshalle zog sich in zähe Unendlichkeit. Rowles Finger krallten sich an ihrem Oberarm fest – und sie verschwand.
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Aaaaah Freunde, ab jetzt sind wir mitten drin.
Logan ist appariert. Wohin? Kommt sie in Sicherheit?
Wärt ihr an ihrer Stelle geflohen und hättet Rob zurückgelassen?
Wie findet ihr's, dass unsere erste Kompassstation das Ministerium war, während Harry und die anderen dort waren? Wann glaubt ihr begreift Logan Sirius' Tod? Störts euch, dass wir ihn nicht live gesehen haben?
Ach ja, und: Was haltet ihr von der Auflösung zu Kalgan? Die Todesser haben seine seelenlose Hülle mit dem Imperio benutzt. What do you think?
Hach. Wir sehen uns Mittwoch. Mit einer Begegnung, von der ich gespannt bin, ob ihr sie erwartet.
Unendlich viel Liebe, Ally x
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