57 | patronuslicht.
Als Logan an diesem Abend zurück in den Gemeinschaftssaal kam, begrüßte Naome sie mit einer Vorwurfstirade. Einer liebgemeinten, dezenten Vorwurfstirade, wohlgemerkt.
Sie und Brixton hatten sich, über eine Partie Zauberschach gebeugt, gegenüber gesessen und Corben hatte ihnen dabei zugesehen. Die Erschöpfung des Trainings stand auf sein Gesicht geschrieben und die Spitzen seiner Haare waren noch feucht von der dampfenden Dusche.
Kaum hatte Logan die Adlertür durchquert, war Naome jedoch auf den Beinen.
„Sag mal, bist du von 'nem Hippogreif überrannt worden?", war das Erste, was sie ihr entgegen fauchte, kaum hatte sie sie unter die Treppen gezerrt. Sie waren einer der letzten, die meisten Schüler ihres Hauses schliefen schon. „Du verlässt das Team? Was ist los?"
Logan ahnte, was sie eigentlich sagen wollte – Rede mit mir.
Am Rande ihres Blickfeldes schielte Corben mit einem müden Lächeln zu ihnen hinüber, bevor er den freien Platz vor Brixtons Schachbrett einnahm und seine Hand in seinem dunklen Haar vergrub.
Logan beobachtete Corbens Fingerkuppen, wie sie seinen Scheitel massierten, bevor sie wieder zu Naome sah. Die Anstrengung der Schutzzauber hatte ihr die Energie aus den Armen gezerrt und sie fühlte sich als hinge ihr Kopf der Realität hinterher.
„Hör zu, ich hab das lang und breit mit Corben besprochen. Ich brauch Zeit für den Abschluss, meine Noten sind echt nicht die besten." Und dann zitierte sie ganz bewusst, was Fred ihr vor einer Weile am Seeufer erzählt hatte, und spürte ihre Magengegend krampfen: „Ich will es richtig machen."
Der Ausdruck auf Naomes Gesicht war milde, nicht lange so streng und fordernd, wie ihre verschränkten Arme es deuteten und Logan war ihr dankbar, dass sie immer dann ihr hohes Ross der Verurteilungen verließ, wenn sie sie brauchte.
Deshalb sprach sie nun auch gedämpft: „Weißt du, erst benimmt sich Rob wie ein Verrückter, und jetzt du. Wo bist du so lang gewesen? Heckt ihr beide was aus?"
In Logans Gedankenzirkel war etwas zerbrochen.
„Wieso benimmt sich Rob wie ein Verrückter?"
Naome starrte an das Wandbild hinter und rieb sich den Nacken, um Worte verlegen als wisse sie –
„Er hat irgendwas, doch er will es mir nicht sagen. Er redet nicht. Normalerweise hat er immer geredet."
Erleichterung stach in Logans Mark. Sie schmunzelte: „Ich dachte, ihr hasst euch?"
Naome verzog das Gesicht.
„Ein bisschen. Nicht ganz so sehr." Doch ihr verstohlenes Grinsen verschwand schon im nächsten Atemzug: „Weißt du, sein Vater ist ja scheinbar vor Weihnachten gestorben, er war ewig nicht in Hogwarts, aber er will auch nicht drüber reden. Ich bekomm ihn kaum noch zu fassen."
Sie hielt inne, ihre langen Fingernägel hatten sich in einer Nat ihres Pulli verkrallt. Unter ihren kurzen Haaren sah sie zu Logan hinauf, mit einer Verunsicherung, die noch nie zuvor an ihr zu sehen gewesen war. Eine Verunsicherung, die es nur gab, wenn man jemanden wirklich mochte.
„Wenn du etwas wüsstest, Lo, dann – dann würdest du es mir sagen, oder? Was ihn so umtreibt? Ich mach mir wirklich Sorgen, er –"
„Ich treff mich nicht mit ihm, Naome. Ehrlich nicht."
Ein Schatten ehrlicher Überraschung flüchtete über Naomes Miene und ihre Lippen formten ein entwaffnetes 'O'.
Doch so schnell, wie es gekommen war, war es auch wieder vorbei und die alte Naome mit ihrer ungebrochenen Entschlossenheit war zurück, als sie sie nun aus Argusaugen traktierte: „Wo warst du dann?"
Logan sah keinen Grund mehr, sie anzulügen. Zumindest nicht vollständig: „Fred bringt mir Zauber bei. Für die Prüfungen." Und weil Naome schon Luft holte, ergänzte sie: „Aber ich will nicht zur DA, das sind zu viele Leute, das ist zu riskant."
„Corben würde dir mit Sicherheit auch helfen, das weißt du?", war dann jedoch alles, was Naome sagte. Doch auch, wenn ihr Tonfall schüttern war, war dort etwas Verschwörerisches.
Logan bemühte sich, nicht an ihr vorbei zu den Jungen um das Schachbrett zu sehen.
„Ich weiß." Sie ahnte, dass Naome einen Teil von ihr verstand, auch wenn sie ihn nie ausgesprochen hatte. „Aber Fred und ich haben da so einen, naja, einen Deal."
Naome seufzte. Und jetzt verstand Logan auch, warum sie ständig an ihr vorbei zu dem Portrait schielte: In der Spiegelung des Glases war Corbens Silhouette zu sehen.
„Es ist ja nicht so, dass ich dich nicht verstehe", sagte Naome schließlich, als ihre Blicke sich trafen. „Vielleicht haben wir beide ein Schwäche für die falschen Problem-Bringer."
Logan lächelte.
„Trotzdem würde Corben –", hatte Naome jedoch schon im nächsten Moment angesetzt, unterbrach sich selbst. „Er würde echt viel für dich tun, Lo. Versau das nicht."
Und damit ließ Naome Logan zurück. Mit dem Wissen, nicht ganz allein und nicht vollkommen egoistisch zu sein. Und mit dem Gefühl einer Hand an ihrer Schulter, die sie begleitete.
Vielleicht hatte sie Naomes Forschheit eine ganze Weile lang unrecht getan. Und vielleicht, war es nicht schlimm, wenn sie ihre unüberwindbare Hingezogenheit zu Fred nur damit auslebte, wenn sie ihm im Raum der Wünsche regelmäßig Zauber entgegen jagte. Solange sie nicht ganz zu ihm ging, solange sie ihm nie wirklich verfiel und auch Corben vor sich bewahrte, blieb alles gut.
Denn sie war ein wandelnder Schlüssel. Und durch die Tür, die sie öffnete, sollte ihr niemand folgen.
„Tina wird dir noch den Kopf abreißen."
Am nächsten Morgen fühlte sich Logan, als hätte eine Dampfwalze sie überrollt. Aber eine liebevoll weiche.
Corben saß ihr gegenüber am Frühstückstisch und grinste hinter seinem Marmeladenbrot hervor.
„Das soll sie mal versuchen", erwiderte Logan und schielte den Tisch hinab. Der brünette Haarshopf einer Tina Bigstein war nicht zu sehen „Fünf Wochen vor einem Spiel darf sie sich nicht in unerhörte Gefahr begeben. Also sollte sie mir nicht zu doof kommen."
„Erst verlässt du das Team und jetzt willst du es von innen heraus zerreißen", witzelte Corben und schob ihr die Sonnenblumenkerne zu.
„Naja", Logan zuckte mit den Achseln „Wenn die Meisterschafts-Chancen wegfallen, findest du vielleicht den Weg vom Quiddicthfeld weg."
Corben hob die Brauen. „Daher weht also der Wind."
Und so ganz Unrecht hatte sie nicht. Denn der Februar war langsam im Keim erstickt, die ersten Knospen wagten sich auf dem Schlossgelände hervor und die Luft war reiner und klarer denn je. Und mit ihr näherte sich für die Ravenclaws das Abschlussspiel der Saison. Das eine, entscheidende, gegen Slytherin. Das, welches bestimmte, ob Corben der Doppelcoup wirklich gelang: Die Aufnahme in die National-Liga und die Hogwarts'sche Meisterschaft.
Noch saß er ihr jedoch gegenüber und zuckte gelassen mit den Schultern. Auch, wenn Logan erahnte, dass es hinter seiner Fassade langsam zu brodeln begann.
Die Nachricht, dass Logan das ravenclaw'sche Erfolgsteam verlassen hatte, das als einziges Haus Gryffindor noch den Pokal streitig machen konnte, schleppte sich langsam durch ganz Hogwarts. Manchmal, während Zauberkunst oder Verwandlung, musste sie anderen Leuten, wie Angelina Johnson oder Mark Gabris aus Hufflepuff eine kurze Antwort stehen, die aber alle ohne große Vorwürfe verstanden.
„Du bist da nicht die erste", hatte Angelina ihr über die Bank gebeugt erklärt, während Professor Flitwick mit seinem Zauberstab durch die Luft schnippte. „Pudrey von den Slytherins ist auch schon ausgestiegen und im letzten Jahr waren es noch mehr."
Was sie eigentlich damit sagen wollte, war: Ist okay.
Und das glaubte Logan ihr.
Solange, bis sie am Donnerstag ein herzhafter Schulterstoß aus ihren ihren Gedanken riss. George, mit einer knallbunten Holzkiste unter dem Arm, grinste zu ihr hinab. Fred hatte die Brauen gerafft.
„Wir haben gehört, du folgst unserem Beispiel und versagst dem Quidditch?"
Logan zuckte die Achseln. „Naja, anders als bei euch wars meine freie Entscheidung."
George tat als wenn er Logans Temperatur fühlte: „Aber dir gehts gut? Die Pokal-Niederlage gegen uns hat dich nicht in einen Fieberwahn gestürzt?"
„Ist ja nicht so, dass ihr würdevoll gewonnen –"
George war stehen geblieben. Und seine riesige Hand an Logans Stirn zwang sie dazu, es ihm gleich zu tun.
Denn eigentlich sah sie schon gar nicht mehr an. Sondern starrte ungeachtet ihres Konters schamlos über ihren Kopf hinweg.
„Wir sehen uns bei Binns", war dann plötzlich alles, was er noch sagte.
Drückte seinem Bruder die Holzkiste in die Hand und verschwand um die nächste Biegung, hinter der ein letzter Schweif von Tracie Warwicks' nussbraunem Haar gerade noch so zu erahnen war.
Kopfschüttelnd sah Fred ihm nach.
„Der Junge würde aus einem Fenster springen, um sie zu sehen, sag ich dir."
Auch Logan schielte ihm belustigt hinterher, bevor sie sich wieder in Gang setzten.
„Solange sie ihn auffängt".
Fred verzog das Gesicht. „Schräge Vorstellung."
Doch schon im nächsten Moment sah er zu Logan hinab und die harten Falten um seine Augen legten sich.
„Apropros", sagte er möglichst beiläufig und wich einer Traube Erstklässler aus. „bleibts bei unserer Patronus-Abmachung?"
Logan vergrub die Hände in ihrem Umhang. „Ich habs dir versprochen."
Ganz so locker, wie sie klang, fühlte sie sich allerdings nicht.
Und Fred bemerkte das: „Du weißt, dass ich dich zu nichts dränge?", betonte er und für einen Moment fragte sie sich, ob er damit mehr meinte als bloß einen Patronus-Zauber.
Allerdings war der Gedanke schnell verflogen. Sie grinste: „Untypisch für dich, aber ja."
Fred lachte zurück. Dann holte er Luft: „Also, heute Abend?"
Logan wäre fast stehen geblieben. „Heute schon?"
Mit einer ausladenden Geste klemmte Fred sich die Kiste unter den Arm. „Wenn du nicht magst –"
„Ist okay."
Das war eine Lüge und Fred musste es sehen. Er musste es sehen, weil er an ihr mit Sicherheit mehr sah als Logan ihm je zuschreiben würde.
Aus Binns Klassenzimmer drang bereits der Chor einer Durcheinanderquatschenden Schülerschar, sie waren stehen geblieben und Fred beugte sich zu ihr hinab, mit einem vielsagenden Grinsen: „Später am Abend ist noch ein DA-Treffen. Wenn wir bis dahin fertig sind, bekommst du einen lebenslangen Scherzartikelrabatt."
Logan lachte. „Dann musst du mich aber umhauen, Weasley."
Doch Fred reckte sein Kinn, rappelte mit der Holzkiste: „Oh, das werde ich."
Und als sie Platz nahm fragte Logan sich, ob sie ihm diesen Gefallen würde erwidern können.
Noch während der Tag verstrich, George sie während Geschichte mit Zauberschnippschnapp ablenkte und sie beim Abend teilnahmslos Brixtons Aufreger über Kräuterkunde lauschte, überlegte Logan ernsthaft, ob sie Fred nicht absagen sollte. Ihm eingestehen, dass es ein Witz gewesen war, dass sie gar keinen Patronus konnte, dass –
Dabei beruhigte sie der Gedanke, am heutigen Abend nicht alleine im Ravenclawturm zu sein. In den Raum der Wünsche flüchten und mit Fred wenigstens für einen Augenblick in eine andere Welt tauchen zu dürfen. Eine, in der es das auf sie wartende Ende gar nicht gab.
Einen Versuch zumindest, entschloss sie also, als sie ihn und George die große Halle verlassen sah und ihre Blicke sich kreuzten, war sie ihm zumindest schuldig.
Als sie an diesem Abend in den Raum der Wünsche trat, war Fred bereits da. Nicht wie sonst auf dem Sofa über einen seiner Scherzartikel brütend, sondern auf dem Sims der deckenhohen Fenstern, während in seinem Rücken die schottische Sonne hinter den Länderein versank. Das Rot der Wattewolken biss sich mit seinem Haar und er sah erst auf, als die Tür mit einem sanften Klacken hinter Logan ins Schloss fiel.
„Jetzt schon so konzentriert?"
Ihre Stimme echote durch den Raum als wäre Fred Welten entfernt.
Mit einer agilen Bewegung landete er auf seinen Füßen und schob seinen Zauberstab in die Tasche, hatte die Achseln hochgezogen: „Na, vielleicht will ich's endlich können."
Im hellen Licht des Kronleuchters sah er wachsam aus.
„George hat seinen vor Weihnachten geschafft."
Logan reckte die Brauen. „Sind die anderen schon so weit?"
Mit einem theatralischen Ausdruck baute Fred sich vor der Spiegelfront auf und signalisierte ihr, dass er anfangen wollte. Ein Gedehntes 'Hmmmm' verließ seine Lippen.
Eine dunsene Wärme lag in der Luft und Logan bemühte sich, sich zu überzeugen, dass das einzig und allein an dem Schwarztee lag, den sie eben beim Abendesse getrunken hatte. Und nicht an Freds Präsenz, die ihre Hitze wie kleine Fangarme durch den gesamten Raum zog.
Bedacht auf zwei Armlängen Abstand baute Logan sich neben ihm auf.
„Woran liegts denn?", fragte sie stattdessen und Fred sah sie an, als hätte sie einen Kröter verschluckt.
„Er kriegt keine Form. Es ist 'ne Wand, er wird nicht stark genug."
Amüsiert stemmte Logan die Hände in die Hüfte. „Du weißt schon, dass du eine schöne Vorstellung brauchst? Eine Erinnerung, oder –"
Dramatisch rollte Fred mit den Augen: „Ja danke, Meister."
Mit einer laschen Zauberstabbewegung schnippte Logan ihm einen Funkenregen entgegen, dem er ohne zu zucken auswich.
„Na schön", erwiderte sie und schob sich die Ärmel in die Ellenbeuge. Kopierte, was er bei ihr getan hatte. „Dann zuerst die Zauberstabbewegung." Fred baute sich vor ihr auf. „Lass mal sehen."
In den folgenden beiden Stunden, die kamen und in denen Logan sich bemühte, alle Zweifel an ihr selbst auszusperren wie das Prickeln unter ihrer Haut, das sie zu Fred Weasley zog, war das Feuer im Kamin lodernd heiß. Es knisterte wie eine Einladung und hätte sie wie an anderen Abenden dösig machen können, wäre sie nicht so sehr auf den Jungen ihr gegenüber fixiert gewesen.
Auf ihn und auf die Art und Weise, wie er durch den Raum schritt. Wie er sprach, wie er atmete, wie sein Lachen die Wände um sie besang. Wie er sich beschwerte, wenn sie ihn ärgerte – Eine stärkere Vision, Fred, jetzt stell dir mal was Gutes vor.
Sie erzählte ihm, was sie wusste. Sprach davon, wie sie das erste Mal einen Patronus erschaffen hatte, von der bestimmten Handbewegung, die ihr schwergefallen war, die er aber schon beherrschte, von dem Kribbeln in den Fingern und der Leichtigkeit im Herzen.
Und wann immer sie sprach, einfach nur redete, ohne dass es ihnen half, war Freds Miene hellwach. Als wäre es ihm diesmal wirklich ernst. Und spätestens ab dann war all die Sorge und all das Ziehen in Logans Magengegend wie von selbst verschwunden.
Und ab dann war es, als hätte sie Fred auf eine Wiese entführt. In einen irischen Garten, hinter ein flaches Bauernhaus, irgendwo nicht weit von Galway entfernt. Dort, wo ihre beste Freundin Reed aufgewachsen war und wo sie damals ihren ersten Patronus gelernt hatte. Als wäre Fred schon immer dabei gewesen.
Sie sagte ihm, was Reeds Onkel damals auch gesagt hatte: Die Finger müssen gespannter sein als beim Quaffelwurf – Reed, glaub an deine Erinnerung – Sprich es mit mehr Leichtigkeit!
„Du musst dich konzentrieren!"
Eine Weile später hallte ihre Stimme durch den hohlen Raum als wäre sie meilenweit entfernt.
„Tu ich doch!"
Er hingegen war greifend nah.
Mittlerweile stand die Luft im Raum der Wünsche in Flammen. Nicht wirklich, und doch spannte sie sich wie ein elektrisches Feld durch die gesamte Halle, tanzte eins mit der Dunkelheit durch die sich um sie ausbreitende Nacht.
„Du musst dich mehr auf deine Bewegung konzentrieren." Logan stand Fred gegenüber und sah dabei zu, wie der silbrig fade Schleier aus der Spitze seines Zauberstabes zwischen ihnen zerfloss. „Und auf deine Erinnerung."
„Wie gesagt", Fred richtete sich auf, die Hand so fest das Holz geschlungen, seine Adern traten wie Schlangen daraus hervor, „tu ich doch."
Es war spät geworden, die Wattewolken, die sie begrüßt hatten, waren lange am dunkler werdenden Himmel zerfallen und wenn Logan sich nicht täuschte, waren sie von ihrem Ziel eigentlich gar nicht so weit entfernt. Ziemlich nah sogar. Denn Freds Bewegung war gut, seine Betonung richtig, der silberne Patronusschleier groß – nur eben gestaltlos.
„Warte", machte Logan schließlich und hielt seinen Zauberstab fest, bevor er ihn erneut in die Luft schwang, „ich glaube, deine Erinnerung ist nicht stark genug. Probier etwas Neues."
Ungeduldig verlagerte Fred sein Gewicht.
„Du brauchst etwas, das dich erfüllt, alles klar?" Und weil sie den Schalk schon auf seinen Lippen sah, ergänzte sie: „Mit Glück, nicht mit Schadenfreude. Wie Umbridge in euren Sumpf gestolpert ist, zählt nicht."
„Autsch", lachte er und Logan gab seinen Zauberstab frei. „Dabei ist das doch das Schönste, das je in meinem Leben passiert ist."
Amüsiert verkniff sie sich ein Grinsen und rollte ausnahmsweise nicht mit den Augen. Stattdessen festigte sie ihren Stand, ihren eigenen Zauberstab in der Hand.
Dabei war alles, woran sie dachte, der Ausdruck auf Gus' Gesicht, den Freudenruf ihrer Mutter im Hintergrund.
„Es muss etwas Bedeutendes sein", erklärte sie ihm, ohne an der Wehmut in ihr festzuhalten.
„Und wenn ich keine bedeutende Erinnerung hab?"
Im ersten Moment glaubte sie, er würde sie ärgern wollen. Doch als sie in sein angespanntes Gesicht sah, verstand sie seinen Trotz: Es war ihm ernst.
„Ich hab alles versucht. Mein erstes Quidditchspiel, meinen elften Geburtstag, als ich nach Gryffindor kam, mein erster Ku –"
Er blockte ab. Und seine angespannten Schultern sanken ein.
„Meine Erinnerung reicht nicht."
„Na und?"
Logan blinzelte ihn herausfordernd an. Spiegelte die Süffisanz, die er ihr gegenüber immer getragen hatte – Schon schlapp, Logan? Stell dich nicht so an, das können Hagrids Kröter besser.
Fred schien nicht zu verstehen. Also trat Logan vor.
„Dann denk dir eben was aus. Stell es dir vor: Euren Laden, dein Leben später. Es ist egal, was es ist. Es muss dich nur glücklich machen, mehr als alles andere."
Fred runzelte die Stirn. „Warte, es genügt eine Vorstellung?"
Logan ruckte die Schultern. „Manchmal reicht eine Idee. Bei meiner besten Freundin hats geklappt."
Ich hab mir mich in Bannbrecheruniform vorgestellt, Logan! Wie irre das wär – ich als Bannbrecherin, was Besseres gäbe es nicht! Reeds Stimme hallte noch immer glasklar durch ihren Kopf.
„Es muss etwas sein, dass dich glücklich macht. Egal was."
Doch Fred starrte sie bloß an. Er starrte sie an und die Anspannung an seinen Schultern löste sich. Ein klein wenig zumindest. Weil für ihn der Gedanke an die Zukunft heller war als jede Erinnerung es jemals sein würde.
Das verstand Logan jetzt. Also nahm sie einen Schritt zurück und sah ihm zu.
„Probier's erneut."
Fred fuhr sich übers Gesicht. „Du bist brutal."
Logan zuckte nur die Achseln. „Ich lerne vom Besten."
Also holte Fred Luft. Sah in den Raum über ihnen, in das alle Möglichkeiten bereithaltende Nichts. Spannte seinen Griff und sagte es: Expecto Patronum!
Die milchige Schutzwand, die aus seinem Zauberstab herausschoss, war menschengroß. Stieß hervor wie die peitschende Gischt hoher See –
„Ja, ja es wird besser!", rief Logan, wirbelte herum und sah das silberne Licht den Raum erstrahlen – bis es erstarb.
Mit leuchtenden Augen fuhr sie zu Fred, auf dessen Ausdruck dieselbe Überraschung stand.
„Nochmal. Und an was auch immer du jetzt gedacht hast, stell es dir stärker vor!"
Er protestierte nicht, sondern hob bloß seinen Arm: Expecto Patronum!
Ein gleißender Schein, fast schon klar, tanzte in die Luft, jagte bis an die Decke empor –
„Du musst stärker dran glauben", beteuerte Logan, sah schon gar nicht mehr hin, war ekstatisch, folgte dem Zauber, der wieder aus Freds Zauberstab brach, jedes mal ein bisschen heller – Expecto Patronum!
Silbernes Blau schoss an den Kronleuchter empor, ein Schutzschild in schwummriger Gestalt –
„Noch stärker!"
Expecto Patronum!
„Noch stärker!"
Expecto Patronum!
Und dann stand die Welt um sie still.
Das Rauschen der Aufregung, die fiebrige Begeisterung – alles verflog. Und die Gestalt, die in den Raum brach, sang ihr eigenes Lied.
„Ja, Fred – Fred!", rief Logan, fuhr herum, sah zu ihm, dabei war er gehüllt in gleißenden Schein.
Und die fließende Gestalt brach in die Luft hinein. Stürzte sich zwischen sie wie ein Schutzpatron in der Dunkelheit, tauchte die Wände um sie in blendendes Weiß. Der Fuchs thronte silbern in der finstersten Nacht.
Logan hielt den Atem an.
„Er ist wunderschön."
Als könnte sie ihn je verjagen.
Dabei hatte Fred den Zauberstab lange sinken lassen und der Fuchs war noch immer da. Glitt durch den Raum als gehöre er hier her. Silberner Funkenregen im weichen Fell. Aufmerksame Augen, gewitztes Gesicht.
Und Fred sah plötzlich Logan an.
„Woran hast du gedacht?", fragte sie, hauchte es bloß.
Denn Fred trat durch den Patronusschimmer auf sie zu. Seine Iris nur auf ihr, die Distanz zwischen ihnen gab es nicht mehr –
Und er berührte sie fast.
„Was ist deine Erinnerung?"
„Es ist keine Erinnerung." Auch er flüsterte bald. In seinen Pupillen spiegelte sich das Patronuslicht. Wog sich in ihnen als ließe es sie nie wieder los. Und Logan lag mitten drin.
„Was ist es dann?"
Der Fuchs um sie herum erlosch. Versickerte in der Luft, doch ließ seinen Schein zurück. Noch immer war der Raum heller als je zuvor. Dabei war Fred ihr so nah, er verschluckte die Welt.
Und seine Finger berührten ihr Haar. Sanft als wage er es beinah nicht. Raue Kuppen auf ihrer Haut, sein Atem verlockend süß. Warme Hände, die sie berührten als zerbräche sie sonst. Luft, die nach Verlangen schmeckte und Fred, der vor ihr war. Und nach all der Zeit hatten sie einander nie mehr gewollt.
Seine letzten Worte hörte sie beinahe nicht mehr: „Eine Hoffnung."
Denn da küsste er sie schon.
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hi. wart ihr dafür bereit?
Ich weiß, der Bruch ist gemein. Aber jetzt können wir reden.
Im nächsten Kapitel geht's nämlich ab. Und es ist eines der drei Updates, die ich mit Abstand am allerliebsten geschrieben habe. Neben dem, in dem Rob mit Logans Geheimnis herausplatzt und einem, das ihr noch nicht kennt.
Was glaubt ihr passiert jetzt? Das ist eure letzte Chance für Wetten:
Wird Logan mitmachen? Unterbrechen? Es Corben gestehen? Wird es überhaupt wer erfahren? Was sagt Fred? Was sagt George? Was, bei Merlin, sagt Naome? But most importantly: Was sagt ihr?
Keine weiteren Fragen. Wir sehen uns Mittwoch, danach kehren wir zu unserem üblichen Update-Rythmus zurück. Ich freu mich.
Danke für eure Liebe (18,3k Kommentare. What. the. hell?)
All the love, Ally xx
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