54 | sein herz.

Logan traf Fred noch zwei Mal hinter den abgeschiedenen Wänden im fünften Stock. Und jedes Mal, wenn sie ankam, saß er auf einem Sofa, das zuvor nicht dagewesen war, hatte sich über die gesamte Armlänge ausgebreitet und dachte nach.

Die Aufrufe zu ihren Treffen schickte er ihr unerwartet. Beim Frühstück, nach dem Training, während Wahrsagen; wann immer ihm danach war. Und jedes Mal hielt Logan die Galleone so lange umschlungen, bis die Wärme daraus verschwunden war.

Letzten Endes dauerte es nicht lange, bis sie besser wurde. Bis sie ein Schutzschild errichtete, das nicht bei einem von Freds Angriffzaubern zerbarst.

„Nicht schlecht!", rief er bei ihrem zweiten Treffen, das rote Haar von den energetischen Luftstößen ihrer Duellflüche zerzaust, die Krawatte offen. „Vielleicht sollten wirs mit einem Doppelten versuchen. Schon mal gemacht?"

„Du meinst den Duo?"

Fred zuckte die Achseln. Und Logan blinzelte gegen den Sonnenuntergang über den Ländereien an. Und dachte daran, wie instabil ihr Schutzschild damals im Ruinenraum gewesen war.

„Oder den Maxima", entgegnete Fred.

Als sie den versuchte, klingelten Dumbledores Worte in ihrem Hinterkopf nach: Ich möchte nicht, dass du diese Bürde trägst. Was auch immer das am Ende bedeuten mag.

Also fuhr sie sich mit ihrem Ärmel übers schweißbeperlte Gesicht. Ignorierte das androhende Krampfen in ihrer Hand, den schwachen Arm.

„Beides", entschloss sie bloß und Fred strahlte. „Ich will alles können."

„Danke", sagte sie ihm irgendwann. Am Ende ihres dritten Treffens, die Nacht war längst über das Schloss hineingebrochen. Es war Sonntag, doch die Wochenenderschöpfung war aus Logans Gliedern gebrannt. Die Hitze der gebrochenen Zauber spannte durch den Raum.

Fred stand zwei Armlängen entfernt und schnappte sich seinen Umhang zurück. Sah sie aufmerksam an, beinah geduldig.

„Dass du das hier wirklich machst", erklärte sie und er ließ eine unwirsche Handbewegung sehen. „Warum ist es dir so wichtig, den Patronus zu lernen?"

Fred warf sich den Umhang zurecht, ummantelte seine Schultern. Spannte den Rücken. Überlegte kurz, sah Logan mit seiner Unverblümtheit an.

„Ich schätze mal, in Irland ist es ruhig gewesen, bis zum letzten Jahr?", fragte er und in seinem Tonfall schwang eine Sachlichkeit mit, die für ihn beinah unüblich war.

Logan konnte darüber gar nicht nachdenken. Alle Bindungen zu Irland waren schwummrig verwoben.

„Hier zumindest nicht." Fred sprach das mit einer Klarheit aus, die an ihm bohrte. „Man hat Du-Weißt-Schon-Wen auch die letzten Jahre gespürt. Selbst als er noch nicht zurück war."

Er vergrub die Hände in den Taschen und sah aus dem Fenster hinaus, Logan trat neben ihn. Ihre Spiegelung brach auf dem Regen, der sachte gegen die Scheiben fiel. 

Fred schielte zu ihr hinab und lächelte. Flüchtig nur, bevor er wieder ernster war.

„Es ist nicht das erste Jahr, dass Dementoren in den Straßen sind. Bei uns im Nachbarort haben sie letzten Sommer zwei Muggel angefallen. Mein Dad, vom Ministerium, er erzählt -" Fred unterbrach sich selbst. Seine Pupille schoss von der Dunkelheit in den Raum zurück, schrank rapide ein. Und mit dem Licht fiel auch die Offenheit auf ihn zurück. Als könne man ihn lesen wie ein Buch. Nur einen Moment lang, bevor er es zuschlug.

„Ich hatte zwei Onkel. Hab sie nie wirklich gekannt, Brüder meiner Mum." Seine Mundwinkel zuckten. Logan kannte diesen Stolz zu einem fremden Tod. „Sie sind gestorben, weil sie's alleine mit fünf Todessern aufnehmen wollten. Haben uns damals gerettet. Meine Mum erzählt noch heute von den Dementoren in dieser Nacht." Seine Lippen schmälerten sich. Achseln zuckten. Relativierter: „Es ist das Gleiche wie bei dir, ich will mich schützen können."

„Was ist, wenn ich dir nicht helfen kann?" Das war, was sie eigentlich hören musste. „Fred, ich habe nie wirklich ein Patronus gekonnt. Das eine Mal war Glück."

Er blinzelte sie an. Verschmitzt, als genieße er jedes Wort. Trotzdem flüsterte er, weil er ahnte, dass es eigentlich ein Geheimnis war: „Was war seine Form?"

Logan musterte den Regenfluss. Klammheimlich und verhalten gegen das dünne Glas; wie der Wandvorhang im Schatten des Kaminfeuers über die Sandsteine fiel. Und dachte an den Moment, an dem die Gestalt aus ihrem Zauberstab gebrochen war. Wie gleißend hell sie im Nachmittagslicht geschienen hatte, als hallte der ferne Sommertag nach.

„Ein Luchs", sagte sie und dachte an das kurze Fell. Den pirschenden Gang. Reeds Staunen: Irre cool!

Es auszusprechen war überraschend leicht gewesen.

Fred hatte sich zur Tür aufgemacht. Lehnte schon gegen die Klinke an. Und auf seine Lippen zog sich milde Zufriedenheit, als er alles sagte, was Logan brauchte: „Es reicht mir, wenn du es versuchst."

Wenn sie Abends gingen, sah Logan ihm immer nach. Oder er ihr, je nachdem, wer zuerst aus dem aufgeladenen Raum entfloh, in dem die partikelbehangene Luft vor spleißenden Lichtern und zerknallten Flüchen drückte. Dabei war nicht immer bloß Logans Körper warm. Und ihr Herz schlug nicht bloß vor Erschöpfung schnell.

Auch, wenn sie sich bemühte, außerhalb ihrer Unterrichtsstunden nicht daran zu denken. Doch irgendetwas hatte es unmöglich gemacht, Fred anzusehen, ohne sich an seine spannenden Sehnen zu erinnern. Oder daran wie sein Lachen klang, wenn es laut und heiser und unkontrolliert bis an den Wandteppich stieß, weil er sich vor ihr nicht verschloss. Nicht, solange die Tür des Raums der Wünsche versiegelt war.

George hatte immer bloß beißende Blicke für sie, wenn sie sich in Geschichte neben ihm fallen ließ. Als wäre es viel zu lange verräterisch ruhig um sie gewesen.

Dabei entstammten die Stunden mit Fred einer anderen Realität. Einer, die Logan jedes Mal verließ, wenn sie abends von ihm ging.

Am nächsten Morgen wartete meist Anne auf sie, wenn Naome sich schon vor Ungeduld zum Frühstück aufgemacht hatte. Und jedes Mal war es für Logan wirr, dass sich die Zeit im Schloss weiterdrehte, ohne, dass jemand ahnte, dass Fred und sie in einem anderen Leben gewesen waren.

Bloß die sich anbahnenden Quidditcheinheiten, die nach und nach ihre letzten wurden, banden sie an die Wirklichkeit.

„Du weißt schon, dass man dich nicht ersetzen kann?"

Corben fragte das am Donnerstag, als sie sich auf den Weg zu Zaubertränke begaben. 

„Also, ich meine, ich kann dich nicht ersetzen."

In den tanzenden Flammen des Kerkers sah er müde aus, doch der altbekannte Funken grenzenloser Aufrichtigkeit lag trotzdem auf seinem kantigen Profil.

Er hatte einen Arm um sie gelegt, so wie er es seit einiger Zeit häufig tat, wenn sie alleine waren und sein Umhang scheuerte an ihrem entlang. Der Duft nach frischem Gras und herbem Duschgel umwab ihn als hätte er sich nie vom Quidditchfeld getrennt.

„Ich dachte, Turner wär ne gute Wahl", erzählte er und nahm mit ihr gemeinsam mehrere Treppenstufen auf einmal, „aber ich hab auf meine Notizen vom Auswahltraining geschaut. Er war nicht halb so gut wie du." Amüsiert schielte er zu Logan hinüber. „Also, zumindest hab ich mir das so aufgeschrieben."

„Achso, was genau hast du dir denn zu mir aufgeschrieben?"

Corben feixte. „Das bleibt mein Geheimnis."

Logan hob ihren Arm ebenfalls um seine Schultern. „Ach komm, ich verrat's auch keinem."

„Reichts dir nicht zu wissen, dass ich damals schon auf dich stand?"

Sie waren langsamer geworden und schamlose Belustigung streckte sich über Corbens Gesicht. Seine grauen Augen ließen sie nicht los. Sahen sie genau so durchdringend an, wie sie das beim Auswahltraining getan hatten und in nahezu jedem Moment danach.

Und Logan dachte bloß daran, wie gut sie sich an sein Trikot von jenem Nachmittag erinnerte und daran, wie eng es um seine Haut gefallen war. Und, wie sehr sie Corben wollen sollte.

„Nein", befand sie. „Nein, ich möchte alle Lobgesänge auf mich hören."

Corben lachte, doch seine Stimme wurde tief: „Reichts nicht, wenn ich dir die Lobgesänge zeige?"

Und weil es dort plötzlich so warm war, weil Corbens Gesicht ihrem nah war und sie seinen Atem inhalierte, mit weicherer Spannung als bei Fred, die sie nicht betörte, sie klar denken ließ, sie aber trotzdem lockte – ließ Logan zu, dass Corben sie küsste.

Und sie versank in dem Gefühl, das Schutz und Zuflucht am nächsten kam. All dem, was sie fühlen wollte, wenn Fred sie anstarrte, wenn die Luft im Raum der Wünsche noch viel drängender war.

„Ach komm, nehmt euch ein Zimmer!"

Naomes Stimme hallte durch den Korridor, bevor sie um die Ecke getreten war.

Corben fuhr nicht von Logan zurück. Anders, als er es vielleicht vor Weihnachten getan hätte, grinste er bloß in ihren Kuss hinein; solch ein Geheimnis waren sie lange nicht mehr.

„Sorry Naome, das -"

Weiter kam er nicht.

Denn er erstarrte doch. Genauso wie der andere Junge, der hinter Anne und Naome in den Korridor gelaufen kam.

Fred Weasley blinzelte durch die Kerkerdunkelheit. Und es war nur ein Moment, nur ein kurzer Augenblick, an dem ihm die Fassung entglitt. Ein Wimpernschlag, den nur Logan sah, als sie sich von Corben schob. Einen Moment nur. Danach war es vorbei.

„Zählt das schon zu Sporteinheiten?", witzelte er trocken, Logan strich ihren Umhang glatt. „Brauch man für sowas Energetisches nicht eine Reservierung auf dem Sportplatz?"

„Ach halt den Rand, Weasley", entgegnete Corben. Aber trotzdem lachte er.

Und Logan glaubte fast, Fred lachte mit. Auch, wenn er sie nicht ansah. Nicht, bis sie die Zaubertrankräume erreichten.

Doch diesmal starrte Logan nicht zurück. Stattdessen prickelte die plötzliche Anspannung wie Giggelsekt unter ihrer Haut, spürte das Ziehen in ihrer Brust und jeden Blick wie einen Messerstich. Und umso stärker das nachträgliche Gefühl von Corbens salzigen Lippen. Die Resignation stand Fred Weasley nicht.

Und doch wusste Logan es in diesem Augenblick mehr denn je, als Corben sich zu ihr beugte und ihr ungeniert von irgendetwas Witzigem erzählte: Einen von beiden würde sie verraten müssen.

„Mein Kopf ist voller Besenstaub", stöhnte Naome am Abend so herzhaft in die Nacht hinaus, dass es fast nach masochistischem Genuss klang. „Ich kann nicht denken! Was sind Bezoarwurzeln in Siebensteinextrakt? Woher soll ich das wissen?"

Logan saß auf ihrem Bett und blätterte in ihrem Verwandlungsbuch. Die stumme Galleone lag auf der Decke neben ihr und erwärmte sich nicht. Eine närrische Vorstellung, dass er reden wollte.

Naome lehnte sich herzhaft aus dem sperangelweit geöffneten Schlafsaalfenster. Milde Winterluft kroch in den kreisrunden Raum hinein, dabei hing Anne kopfüber von ihrer Matratze und malte mit ihrem Zauberstab Ranken an die Badezimmertür.

„Vielleicht ist es ein Trick. Um diejenigen auszuselektieren, die zu schwach sind."

„Leute, es ist nur die Zwischenprüfung."

Naome stieß sich vom Fenstersims ab. Ihr Haar stand in alle Richtungen, sie hatte nicht zu Abend gegessen – „Oh ja und wenn ich mit was Schlechterem als Erwartungen Übertroffen vorbenotet werde, muss ich leider den Corben machen und mich im Quidditchfeld begraben."

„Wann hat er sich denn –"

Doch Naome antwortete nicht. Stattdessen schmiss sie sich mit einem herzhaften Grummeln auf ihr pergamentbeladenes Bett zurück.

„Reichen dir nicht fünf UTZe?"

„Um Aurorin zu werden? Niemals, bist du verrückt, Anne?"

„Was weiß ich, mein Dad -"

„Ist Bibliothekar!"

„Ich sag doch nur –"

Logan hatte lange aufgehört, ihrem Gezanke zu lauschen und starrte stattdessen teilnahmslos in den Raum. Spürte ihr Schulbuch schrecklich schwer im Schoss und drehte die Galleone in ihrer Hand. Beinah kompasskalt. 

So lange, bis das Scharben dünner Krallen auf dem Sims ertönte. Naome und Anne bemerkten rein gar nichts davon.

Dabei hatte sich ein anmutiger, tiefdunkler Waldkauz in das offene Fenster gesetzt und starrte sie an. An seinem Fuß, den er grotesk abspreizte, hing ein Brief.

Logans erster Verdacht war: Theo?

Doch Reeds Waldkautz hätte ihr schon lange in die Schulter gebissen. Dieser Vogel beäugte sie mit einer Weitsicht, die unheimlich war. Flink zog Logan die Pergamentrolle ab – und binnen eines Wimpernschlages hatte der Vogel sich vom Turmfenster abgestoßen.

Naome fuhr herum.

„Was war das?"

„Was?"

Logan blinzelte sie an. Das Papier unter ihrem Verwandlungsbuch verborgen.

Für einen Moment lang horchten sie in die Stille hinein, dann stöhnte Naome aus: „Ich werde verrückt."

Und Logan zog mit einem Nachtgruß die Vorhänge zu.

Dabei las sie, was auf dem dünnen, hageren Zettel stand, in dieser Nacht noch sieben Mal. Hielt es in dem spärlichen Licht ihres Zauberstabes und spürte, was vielleicht ein Knoten der Unausweichlichkeit war. Als würde ihr Schicksal sie rufen.

Logan. Es gibt etwas, das ich dir zeigen muss. Sonntag Abend, 19 Uhr. Zuckerfrittée. A.D.

Albus Dumbledore war nach Hogwarts zurückgekehrt.

In den kommenden Tagen bemühte sich Logan energisch, nicht an Fred zu denken. Nicht an den Raum der Wünsche, nicht an die Galleone in ihrer Jackentasche, die weiter kalt blieb als könne sie sich gar nicht erst erwärmen. 

„Sag nicht, dass sie sich wegen den Zwischenprüfungen verrückt machen", raunte George ihr am nächsten Mittag zu, als sie Binns Klassenraum verließen. Logan hatte die Hand in ihrem Umhang um zwei Dinge gekerbt. Die Notiz von Albus Dumbledore wurde knittrig, die Münze blieb kahl. Dumbledore hatte heute Morgen nicht beim Frühstück gesessen.

Naome und Anne waren vor ihnen in eine ergiebige Diskussion über Alte Runen vertieft. 

„Ich hab schon gehört, dass das nicht euer Gebiet ist", antwortete sie.

George raffte die Schulbücher zurecht, die seine Tasche nicht mehr tragen konnte, weil die voller Krimskrams war.

„Ich hätte Fred den Mund zuhexen sollen, als es noch möglich war", grummelte er und starrte auf den Rotschopf, der mit Lee gemeinsam am anderen Ende des Korridors zur großen Halle ausscherte.

Er hatte Logan an diesem Morgen nicht einmal ein verschwörerisches Grinsen geschenkt. Dabei war das nach ihren vergangenen Treffen das ungenierte Minimum gewesen. 

„Glaubst du, dass wir Freunde sein können?", fragte sie also gerade heraus, weil sie es nicht ertrug, dass Freds Gestalt hinter der nächsten Biegung verschwand. Dass er ihr außer Vorwurf gar nichts gab. „Fred und ich?"

Überrascht schielte George zu ihr hinab. „Wieso nicht?"

Sie ließ die Münze los. Sie beide kannten die Antwort schon. 

„Weil immer etwas zwischen uns bleibt."

Dabei ahnte Logan, dass es ein Versprechen war, das sie für ihn gebrochen haben musste. Sie ahnte es, wann immer er vor ihr im Gang verschwand. Ein Versprechen, unausgesprochen hoffnungsvoll, und nicht einmal der prasselnde Regen wischte es davon.

Lediglich der auf sie zu preschende Montag konnte das tun. Der Montag, an dem ihr letztes Quidditch Training begann. Denn dann waren ihre zwei Wochen Bedenkzeit rum.

Auch Corben rief sich diese Tatsache zu oft in Erinnerung und es war Samstag, als sie neben ihm beim Mittag saß. Naome und Anne waren noch in der Bücherei verschollen.

„Du weißt, dass es nur noch ein einziges Spiel ist?", fragte er aus dem Nichts heraus, weil er vermutlich ahnte, dass sie sich über genau dasselbe Thema den Kopf zerbrachen; Corben darüber, wie er es ansprach, und Logan, wie sie es vermied.

Sie sah dabei zu, wie er Bratensoße über die Kartoffeln träufelte, und schwieg.

„Wenn du mir sagst, welches Fach dich wegen den Prüfungen stresst, könnten wir vielleicht gemeinsam -"

„Corbs", wandte Logan ein und sah wie sehr er sich bemühte, nicht verdrossen dreinzusehen. Dabei wusste sie, wie unfair sie war. „Ich werd euch anfeuern. Versprochen. Und wenn alle Stricke reißen –"

Die Hitze stieg zuerst an ihrem Oberschenkel auf. Dort, wo ihre Umhangtasche war – hastig, und ohne ihren Satz zu Ende zu denken, zog sie die Galleone hervor.

Verwundert schielte Corben darauf. „Hast du die gerade aus deinem –"

„Ich hab noch zwei Tage Überlegungszeit", wandte sie ein, damit sie zu ihrem ursprünglichen Thema zurückfanden. Dabei hatte sie die Notiz an der Münzenkannte genau erfasst. Ihre Augen glitten durch den Speisesaal, doch am Gryffindortisch war niemand zu sehen. Heute Abend, 18.00 Uhr. „Lass uns bis dahin nicht drüber reden, okay?"

Corben schlürfte seinen Kürbissaft, ließ sie aber trotzdem nicht aus seinem Blick. Vielleicht hätte sie daran denken sollen, dass er Münzen dieser Art kannte. Doch anstelle sie zu konfrontieren, schwieg er; Okay.

Fred wartete an diesem Abend schon lange auf sie, als sie in den Raum der Wünsche trat. Er hatte es sich auf seiner Sitzecke bequem gemacht und fistelte äußerst konzentriert an etwas herum, das verräterisch nach einem der Box-Teleskope aussah, die sie über Weihnachten erfunden hatten. Erst als Logan die Tür hinter sich zuzog, sah er auf.

„Hi", sagte sie.

„Hi", erwiderte er. Das Leder knatschte, als er sich aufschwang.

„Fred –"

Sie hätte ihm rein gar nichts erklären können.

„Den Maxima", erwiderte er nur, weil er das wahrscheinlich ahnte. Das Hemd, das er trug, war gespannt und er baute sich schon vor der Spiegelfront auf. „Zeig her."

Sie reihte sich neben ihm auf. Versuchte, Luft zu holen, ohne an ihn zu denken. Ohne die Schuld wie ihre eigene Galle im Gaumen zu schmecken. Fred ließ keinen einzigen Ausdruck entgleisen.

„Komm", forderte er, als Logan bloß da gestanden und ihn angesehen hatte. Er sah nicht zurück, sondern starrte bloß verbissen an die Spiegelwand. „Jetzt leg schon los."

Also tat sie das auch – Protego Maxima!

Und diesmal strengte sie die Arbeit nicht so an wie beim letzten Mal. Auch, wenn es ihr noch immer jegliche Kraft aus den Armen zog: Sie gewöhnte sich an das Schläfenpochen. Sie adaptierte eine Tonlage, fand einen schnellen Schwung – sie gewöhnte sich dran. Und sie war besser geworden, denn Fred war ihr gegenüber gnadenlos.

„Versuch es", hallte er durch den Raum, als Logans silbriger Schutzschild in sich zerbrach. Diesmal stand er weiter entfernt. „Noch einmal."

Und sie bildete sich ein, dass seine Flüche sie heute härter trafen.

„Fred, ich –"

Doch er ließ sie nicht – Expelliarmus

Protego Maxima!

Der gleißend rote Strahl zerschoss direkt vor ihrer Hand. Barst an der Kuppel, die sie um sich herum aufbeschwört hatte.

„Nicht schlecht." Fred sah den niederprasselnden Funken hinterher, bis sie verglühten. Dann drehte er sich um. „Reicht für heute."

„Fred." Logan sprach seinen Namen mit einer Bestimmtheit, die ihn erreichen und die er verstehen musste.

Doch er schnürte sich bloß seine Krawatte und sah sich nicht zu ihr um.

„Nächstes Mal übertragen wir das Schild auf Objekte."

„Fred."

„Dann kannst du eigentlich schon alles."

„Fred."

„Danach können wir's auch bleiben lassen."

Er hatte schon nach seinem Umhang gegriffen – Flippendo!

Logan war schnell.

Fred fuhr herum – Protego!

Der lilane Funkenschauer zerbarst. Erschrocken sah Fred sie an, angespannt, doch endlich schaute er zu ihr: „Was ist?"

„Ich dachte, dass du den Patronus noch lernen willst."

Nur zu gerne hätte sie einen Schritt auf ihn zugemacht. Ihre Stimme klang seltsam dünn und hohl in diesem gigantischen Raum.

Fred wog den Umhang in seinem Arm.

„Nein." Er sprach entschlossener als sein Ausdruck war. Und als er ausatmete, entglitt er ihm. „Nein. Ist schon gut."

„Ich habs dir versprochen." Sie wich ihm nicht aus. „Dann werd ich's auch tun."

Fred spannte seinen Kiefer an. Sah haarscharf an ihr vorbei und seine Brauen zuckten nicht. Für einen Moment war Logan sich sicher, dass er etwas sagen musste, es tanzte schon über seinen verzerrten Blick. Doch dann wandte er sich bloß um. Und Logan starrte in den Kamin hinein. Sah den Flammen beim Flackern zu.

Fred hob das Boxteleskop auf. Beförderte es ungalant in seinen Rucksack, undefinierbare Einzelteile rappelten.

„Fred?"

Er hatte sich die Tasche bereits übergeworfen, da richtete er sich auf. Sprach ihren Namen seltsam gedehnt: „Logan?"

„Darf ich dich was fragen, das dir nicht gefällt?"

Genüsslich vergrub Fred die Hände in seinen Taschen. Doch die in Falten fallende Stirn verriet ihn. Er blieb kühl: „Versuchs."

Sie wartete, einen Augenblick bloß, bis er ein wenig näher zu ihr hinüber geschlendert war. Als wüsste sie, dass sie ihn vielleicht verschreckte, spräche sie nur ein wenig zu laut.

„Nach dem Spiel", setzte sie an und bemühte sich, nicht zu sehr auf den Saum ihres eigenen Umhangs zu schielen „unserem Spiel."

Fred stöhnte zur Decke. „Das mit dem Klatscher?" Trotzdem lachte er. „Oh wirklich jetzt, Logan?"

„Nein", auch sie konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

Geduldig legte Fred den Kopf schräg und wagte noch einen Schritt auf sie zu. Er roch nach Glut und Holzleim, vielleicht auch ein wenig nach Karamell.

„Nein, es geht darum, was du mir danach gesagt hast."

Ehrlich verblüfft schmälerte er seine Augen. „Was genau hab ich dir denn gesagt?"

Logan keilte ihre Finger in ihren Umhang hinein, um ihren festen Stand zu wahren. Sie musste es wissen und sie wünschte sich, sie hätte ihn schon beim letzten Mal gefragt. Denn sie ahnte: Ehrlicher und offener als in den Momenten, an denen sie niemand sah, bekam sie Fred Weasley nie mehr zurück.

„Dass du all deine Fehler kennst. Und, dass du sie trotzdem begehst."

Für einen kurzen Atemzug verlor sich Freds Blick an der thronenden Fensterfront, diesmal ging draußen die Sonne unter und ein zartes Rot schimmerte in den dunsenen Wolken. Das Kaminfeuer umrahmte sein Profil.

Dann atmete er aus und die Luft streifte ihr Haar.

„Denkst du da immer noch drüber nach?"

Sie blinzelte zu ihm als wär das Licht zu grell. „Manchmal ja."

Freds Lippen kräuselten sich und es schwang etwas Verschwörerisches in seinen Worten mit: „Vielleicht solltest du nicht zu viel in meine Worte hineininterpretieren?"

„Du hast auch mal gesagt, dass Liebe überbewertet ist."

Sein Seufzen formte sich auf seinem Mund, doch es entwich ihm nicht. Stattdessen raffte er seine Schulter vor und es war, als wenn die Luft zwischen ihnen wie pyrobehafteter Neujahrssmog brannte; seine beißenden Augen durchdrangen sie nun.

„Was möchtest du von mir hören?", flüsterte er und Logan hasste, dass er immer die entscheidenden Fragen stellen musste.

Beinah schmeckte sie das Butterbier der Silvesternacht.

„Ich weiß es nicht", musste sie ihm eingestehen. „Ich versuch nur, zu verstehen."

Das Lachen, was er hören ließ, war beinahe kehlig.

„Weißt du, das ist das, was an euch Ravenclaws manchmal nervt." Amüsiert schüttelte er den Kopf. Aber Logan sah, dass in seinem Blick etwas ganz anderes lag, dass er sie fast bat, aufzuhören. Fred Weasley flehte sie an. „Man kann nicht immer alles verstehen."

Wenn sie ihren Arm reckte, könnte sie ihn berühren. Doch Logan hatte sich dazu entschieden, es mit Worten zu versuchen: „Was hat zu deinem Sinneswandel geführt?"

Freds Kiefer spannten sich, weil er genau wusste, was kam.

„Warum hast du das mit Angelina beendet?"

„Weil ich sie nicht liebe." Er sagte es gerade heraus als tue es ihm nicht weh, dabei schlängelten sich diese gequälten Falten über seine Haut, den ganzen Abend schon. „Das weiß ich jetzt."

Und dann fragte sie, was sie ihn schon immer hatte fragen wollen, seitdem er sie in dem Seitengang zurückgelassen hatte, ganz am Anfang noch – Liebe ist überbewertet.

„Hast du dich überhaupt jemals getraut, jemanden zu lieben?"

Fred atmete fest und auf seinem Gesicht zog sich das selbe hohle Lächeln wie beim letzten Mal. Reuelos, doch auch nicht frei.

Er baute sich vor ihr auf, während er seine Lider schloss. Als koste ihm das alle Kraft. Dabei hauchte er die Worte so zart, sie strichen Logans Haut.

„Einmal."

Er grinste fast. Dabei schrie alles an ihm nach innerer Qual. Denn wieder einmal riss er sich von ihr fort.

„Und jetzt gerade bricht es mir das Herz."


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Das hier. this one right here, das ist mein liebster Satz, den Fred in der ganzen Geschichte sagt. Oder mein Zweitliebster? Keine Ahnung, ich mag ihn arg, 'cause he's opening up.

Ich hoffe, Fred und Logan machen euch genau so verrückt wie mich, aber auf all die guten Arten und Weisen.

Nächstes Kapitel gehen wir zu Dumbledore. Was er uns wohl zu zeigen hat?

Glaubt ihr, Corben ahnt, was sich da zwischen Logan und Fred anbahnt? Was glaubt ihr, wie findet er es heraus?

Schnallt euch an, bitte, wir tauchen jetzt wortwörtlich in Kalgans Jugend ein. Mehr Warnungen gebe ich nicht.

Ich liebe euch und sehe euch Samstag, bei Dumbledore im Büro. Luft anhalten, wenn ihr ins Denkarium schaut.

Unendlich viel Liebe, Ally x

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