53 | der raum der wünsche.

„Du bist dir sicher, dass du das willst?"

Freds Lippen strafften sich mit solch einer Selbstgefälligkeit, dass Logan sich beinahe wieder umentschieden hätte. Beinahe.

„Ja, ich bin mir sicher." Stattdessen zog sie eine der Wildhuhnfedern aus ihrem Umhang, die sie von Hagrids Unterrichtsstunde eingeschleppt hatte.

Der Wochenanfang hatte sich mit den Unannehmlichkeiten eines vom Feiern zurückgebliebenen Katers über das Schloss gezogen – vielleicht kam es ihr aber auch bloß so vor, weil ihr ganzes Haus selbst zwei Tage nach ihrer Siegesfeier noch nicht wieder ganz beisammen war. Trotzdem schien die Sonne über den Februaranfang und es war das erste Mal seit Wochen, dass Logan ihren Atem nicht mehr über den Ländereien emporsteigen sah, als es Mittag wurde. Der Frühling kam.

„Aber Fred, eine Bedingung."

Er hatte sie auf ihrem Weg zu Wahrsagen abgefangen, Anne wartete am Ende des Korridors und wischte sich den Rest Huhnfutter von ihrem Kinn, den Naome dort verteilt hatte.

Sie waren stehen geblieben und Freds Augen brannten sich in ihr Mark. Aufmerksam als könne sie ihm nichts. Als hätte er gerade gewonnen.

„Zuerst üben wir Schutzzauber, hörst du? Patroni kommen später."

Fred pfiff durch seine Zähne.

„Du bist eine harte Verhandlungspartnerin." Trotzdem grinste er, als George von der Haupttreppe zu ihnen gestolpert kam. Tracie Warwicks Haarschopf verschwand irgendwo in der Menge. „Einverstanden."

Logan hatte sich den ganzen Sonntag Zeit genommen, um zu evaluieren, was sie für eine Entscheidung traf und was es bedeutete, sich Corben McLaggens Team ab und Freds Unterrichtsstunden zuzuwenden. Besonders, weil sie zweifelte, wie viel Fred ihr wirklich beibringen konnte. Dabei schwebte doch sein Schutzschild um Corben noch stark genug vor ihrem geistigen Auge und wenn sie an Robs Überlegenheit in den Kerkern dachte, brannten wieder die Striemen an ihrem Oberkörper, die eigentlich lange verschwunden waren.

Sie wusste, sie hatte eine Aufgabe zu erfüllen. Sie wusste – oder viel mehr, sie musste sich daran erinnern – dass sie sich in einem Krieg befand. Und dass ihre Zone der Sicherheit, ihr Schutz hinter den Hogwartsmauern in der Nähe von Albus Dumbledore, in wenigen Monaten enden würde. Und, dass Mad Eye Moody vielleicht recht besaß: Sie wusste nicht, wer dort draußen nach ihr suchte.

Deshalb hatte sie ihre Entscheidung eigentlich schon gefällt, als George eine Weile später in Binns Klassenzimmer in seinen Stuhl fiel und sich zu ihr beugte: „Sicher, dass das eine gute Idee ist?"

„George."

Abwehrend hob er seine Hände. „Ich mein ja nur."

Er schielte zu seinem Bruder, der am anderen Ende des Raumes gegen Alicia Zauberschnippschnapp spielte.

„Das letzte Mal, dass man euch in einem Raum allein gelassen hat –"

„Ich muss es lernen." Sie wusste genau, worauf er hinaus wollte. Als hätte sie sich über diese Tatsache nicht genug Gedanken gemacht. „Dringend."

George sah sich theatralisch im Raum um: „Okay, wer will dich anfallen? Ist es Flint? Hat er Angst vorm Spiel gegen euch?"

Doch als er sah, mit welchem Ausdruck sie ihn strafte, ließ er die scherzhafte Fassade fallen.

„Logan, du solltest –"

Er rückte näher zu ihr heran, als Professor Binns die Tafel empor schweben ließ.

„Ich meins echt ernst –"

„Ich auch."

Und George wusste, er konnte nichts weiter tun als sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen in seine Stuhllehne gleiten zu lassen.

Logan, für ihren Teil, hatte ihre Entscheidung getroffen. Irgendwann an diesem Wochenende. Und wenn sie durch die Korridore lief, Rob beim Abendessen mit ausdrucksloser Miene zu ihr hinüber schielte oder die Tageszeitungen morgens auf ihren Tellern landeten, da entschied sie sich jedes Mal neu dafür. Sie hatte keine andere Wahl.

Vielleicht war es an der Zeit, die Illusion eines neuen Lebens in Hogwarts loszulassen.

Der Sieg ihrer Hausmannschaft schob sich derweil wie eine Welle der Ekstase durch den Rest der ravenclaw'schen Hogwartsschüler. Bis in die Woche hinein explodierten zu unerwarteten Momenten Jubelknaller in den Gängen, manchem regnete blau-silbernes Konfetti aus der Schultasche und immer, wenn jemand Corben auf den Fluren sah, klatschten sie so laut mit ihm ein, dass es bis in die Klassenzimmer hallte: McLaggen, du Genie!

So lange, bis ihr nächstes Training kam.

„Den Hauspokal, Corbs, den Hauspokal!", rief Tina über das Stöhnen ihres gesamten Teams hinweg, als Corben am Mittwochabend Aufwärmsprints ankündigte – seine Spezialität.

„Ich weiß, Tina", erwiderte er und streifte sich genussvoll wie vergnügt die Handschuhe über seine Finger, während es um das Stadion immer schwärzer wurde. Das gleißend weiße Scheinwerferlicht tanzte wie ein Feuer in seiner Iris. „Der Hauspokal ist wieder greifend nah, also müssen wir auch dafür trainieren."

„Aber –"

„Nein, du hast es am Samstag selbst gesagt." Selbstgefällig lehnte er sich gegen seinen Feuerblitz und schlug die Füße übereinander. „Ich bin –"

„Hallo, ich war betrunken?"

Corben deutete mit ausladender Geste auf sich selbst: „– der beste Trainer der Welt." Schwungvoll stieß er sich von seinem Besen ab und klatschte in die Hände: „Also los, laufen!"

„So, der beste Trainer der Welt also?", lachte Logan anderthalb Stunden später, als Corben vor den Kabinen auf sie wartete. Sie war sich sicher, er hatte das ganze Team bloß aus Genüsslichkeit Zusatzrunden laufen lassen.

Schamlos zuckte er die Achseln. „Ich hab nur zitiert."

Logan hatte ihn in den vergangenen Tagen abseits ihrer Unterrichtsstunden kaum zu Gesicht bekommen und insgeheim ahnte sie, dass er seine Freizeit damit verbracht hatte, Briefe an jeden Menschen aus seiner Familie zu schreiben – Wir sind wieder ganz nah am Hauspokal dran, ich kann ihn quasi riechen. Aber diese Vermutung verkniff sie sich. Auch, wenn sie meinte, die Wögen des Hochgefühls noch immer in seiner Miene tanzen zu sehen, als er seinen Arm um sie schlang. Wäre sie nicht das einzige, das diese Freude dämmente.

„Hast du's dir nochmal überlegt?", fragte er nämlich, als sie die Zentraltreppe des Schlosses erreichten. Das Treppenhaus über ihnen lag in vollkommener Stille da und die Augen neugieriger Porträts folgten ihnen.

Logan seufzte und wartete, dass er den Arm von ihrer Schulter nahm, doch das tat er nicht. Er sah sie bloß abwartend an.

Auch, als sie Luft holte: „Nein Corbs, ich bleib dabei."

„Mit wem soll ich dich ersetzen? Ausgerechnet fürs letzte Spiel."

Sie musterte ihn und sein kantiges Profil, geradewegs im gleißenden Licht der tanzenden Fackeln. Als hätte sie nicht schon mehrfach gedacht, es vielleicht auch einfach durchziehen zu können. Ein letztes Spiel, ein letzter Auftakt. Doch die Stimme der Vernunft, die in ihr bebte wie ein bald ausschlagendes Barometer, wie der Zeiger auf dem Kompass-Ziffernblatt, wusste: Sie konnte es nicht riskieren. Robs Wissen, die Gerüchte, das Risiko.

Solange Rob da war, solange jemand alles wusste, konnte sie nicht noch einmal so in das Blickfeld der gesamten Schule treten.

„Du wirst schon wen finden."

Trotz ihrer Entschossenheit lächelte er. Trotz allem, was sie gegen ihn tat. Und Logan wünschte sich, sie würde ihn und seine wärmende Nähe nicht brauchen wie ein beißendes Lebenselixir.

Denn Corben McLaggen stand prunkvoll vor den Früchten seiner harten Arbeit und Logan wusste nur zu gut: Nach und nach steckte sie all die Felder seines Erfolges in Brand. Und er konnte es nicht einmal sehen.

Der Februar kam also mit einem ersten Versprechen wärmerer Tage und bis zum kommenden Wochenende sah Logan nicht mehr viel von dem selbstgefälligen Grinsen Fred Weasleys, das sie noch am Montag vor Wahrsagen abgefangen hatte. Auch, wenn sie liebend gerne wüsste, was es ihn so lange brauchte, sich einen Abend für die Schutzzauber-Übungsstunde freizuschaufeln, von der Logan mittlerweile wusste, wie dringend sie sie brauchte. So dringend, sie tänzelte schon mit dem Gedanken, Naome nach den Geheimtreffen zu Fragen, von denen auch Corben schon seit Wochen nichts mehr erzählt hatte. Sie bekam lediglich an manchen, unglaublich zusammenhangslosen Abenden mit, dass sie sich noch immer aus dem Gemeinschaftssaal schlichen.

Fast glaubte Logan also, während all die Tage verstrichen, Fred Weasley hätte ihre Abmachung vergessen. Und beinah konnte sie es ihm auch gar nicht übel nehmen.

Allerdings, so musste sie sich eines Morgens eingestehen, war sie ziemlich gut darin, sich an ihm zu verschätzen. Denn als er ihr auf ihrem gemeinsamen Weg zu Binns Geschichtsstunde eine Galleone unter die Nase hielt, hätte er nicht breiter grinsen können.

Logan war vor Überraschung beinahe stehen geblieben. Schielend bemühte sie sich, das goldschimmernde Ding vor sich scharf zu stellen, da warf Fred es hoch und fing es aus der Luft, patschte es auf seine Rückhand: Kopf.

„Was ist das?"

Logan musterte die Münze und hob sie von seinem Handrücken empor.

„Unser Kommunikationsgerät."

Mit geschmälerten Augen stierte sie zu ihm.

„Ernsthaft, Fred."

Empört schnappte er nach Luft: „Ist ernst!"

Er stahl sich die Galleone zurück und drehte sie auf die Seite.

„Sowas Ähnliches benutzen wir für die DA."

Logan musterte ihn. George zu ihrer Rechten hatte sich längst mit einem Kopfschütteln abgewandt als wolle er betonen, wie wenig er in diesen Irrsinn verstrickt war.

Aber Logan fragte trotzdem: „DA?"

„DA", wiederholte Fred. „Die Geheimtreffen." Dann gab er ihr die Münze zurück und strich mit seinem Daumen vielsagend den gerillten Rand hinab. Anstatt der üblichen Gravuren prangte ein Schriftzug darauf. „Wenn das Ding glüht, hab ich dir eine Uhrzeit eingestellt, zu der wir uns treffen. Hier am Rand kannst dus lesen."

„Können wir nicht einfach -"

„Ts, ts, nein."

Selbstzufrieden sah Fred dabei zu, wie Logan die Münze in ihre Umhangtasche gleiten ließ. Dramatiker.

„Alles klar", seufzte Logan, „wo treffen wir uns?"

Freds Lippen dehnten sich.

„Morgen Nacht im Geheimgang hinter dem Wandvorhang, vor dem Ravenclaw-Gemeinschaftsraum."

Gemeinsam bogen sie in das Klassenzimmer ein. Logan grinste. Die Galeone in ihrer Handfläche war tatsächlich noch immer warm.

„Deal."

Am nächsten Abend dämpfte sie ihre Stimme durch den Stoff ihres Ärmels.

„Sag nicht, dass du dich verlaufen hast."

Die Dunkelheit fiel bedeutungsschwer um das Schloss. Und auch, wenn Logan sich bemühte, so leise wie möglich zu sein, hallten ihre Worte verboten klar im Westflügel nach.

„Hab ich nicht." Fred klang entschlossen und selbst, als Logan ihr Gesicht zu einer Grimasse verzog, sah er nicht auf. Er fixierte lediglich den Boden vor sich; so verbissen, dass er die Finger streckte.

Irgendwo in weiter Ferne eilte eine Traube Schüler die nahgelegenen Wendeltreppe hinunter. Doch alles, was Logan bedachte, war die Gestalt des Jungen vor ihr, der nun zum zweiten Mal auf dem Absatz kehrt machte und an einer langen, kargen Wand vorbei rauschte. Seine Sohlen bohrten sich in den kalten Stein.

„Oh, das hast du sowas von."

Abgehakt fuhr Fred herum – „Ich hab mich nicht verlaufen."

Genugtuend verschränkte Logan die Arme vor der Brust.

„Kannst du mal still sein? Nur ganz kurz?"

Und dann tat er das, was er schon drei Mal getan hatte, seitdem sie in diesem Flur abseits jeglichen Schülertreibens gelandet waren: Er fuhr herum, ließ seine Lippen konzentrierte Worte formen, die sie nicht verstand und sah hoch, unmittelbar an die karge Wand. Bis –

Logan hätte sich fast an gar nichts verschluckt. „Was bei Merlin -"

Auf Freds Gesicht trat schamloser Genuss.

„Na bitte."

Gewinnbringend deutete er zu der anmutigen Flügeltür, die wie aus dem Nichts in den Stein floss. Lautlos und unwirklich graziös.

Mit einem raschen Blick über die Schulter drückte Fred die Türklinke hinab und deutete Logan einzutreten, noch während er flötete: „Und ab jetzt zweifeln wir nie wieder an mir."

Es war zehn Minuten her, dass sie Fred hinter dem Wandvorhang von Friedrich dem Flüchtigen getroffen und er sie voller Tatendrang hinter der erleuchteten Spitze seines Zauberstabs hergezogen hatte. Zehn Minuten, in denen Logan treu hinterhergetrottet war und so wenig Fragen gestellt hatte, wie sie sich nur verkneifen konnte. Und nun versank das restliche Schülertreiben hinter ihr, als Fred die große, dunkle Tür mit einem dumpfen Klacken schloss.

Der Raum, in dem sie stand, war gigantisch. So gigantisch, Logan war sich sicher, er durfte gar nicht in dieses Stockwerk passen, denn unter die Decke hätte sie sich mit Sicherheitn siebzehn Mal stapeln können. Der steinerne Hallenbogen prangte über ihnen, mit schwergewichtigen Kronleuchtern, die die mit Teppichen behangenen Wände in gleißendem Tageslicht tauchten als würde die Sonne nicht grade hinter dem verbotenen Wald untergehen.

„Was ist das für ein Ort?"

Logan sprach, bevor sie irgendetwas begriff. Ihre Augen tanzten von den deckenhohen Fenstern über die glasklare Spiegelfront bis zu Fred, der seine Hauskrawatte über einen Klamottenständer warf, der vorher mit Sicherheit nicht dagewesen war. Irgendwo hinter ihnen knisterte ein Feuer im Kamin.

Fred knöpfte sich die Ärmel seines Hemdes auf als wäre er kein bisschen berührt.

„Der Raum der Wünsche." Dann raffte er sich den Stoff in die Ellenbeugen und Logan sah zu, wie sich die Sehnen an seinen Armen spannten. „Er ist immer das, was du brauchst, wenn du es brauchst."

Sie wusste, sie konnte sich ihr Staunen nicht aus der Miene schreiben, deswegen versuchte sie es anders mit Gelassenheit: „Nett."

Doch Fred hatte schon nonchalant seinen Zauberstab gezogen. Stand vor dem Kamin und wog ihn abwartend hin und her.

„Du hast gesagt, du willst mit Schutzzaubern anfangen?"

„Ja."

„Sicher?"

Logan folgte seinem Beispiel und zog ihren Zauberstab. Auch, wenn sie sich gerne noch einen Moment gegeben hätte, um sich umzusehen.

Stattdessen fixierte sie ihn jedoch: „Lass mich nicht meine Zeit verschwenden, Weasley."

Fred lachte. „Das kann ich faktisch gar nicht – Confundo."

Logan würde gerne behaupten, sie hätte es kommen sehen. Denn grelllilanen Zauber, der rücklings aus Freds Zauberstab jagte – Protego!

Doch sie war zu spät. Beinah, denn der Fluch zerschellte zwar vor ihr, doch das Schild barst und schlug sie einige Schritte zurück.

Scharf zog Fred die Luft ein: „Alles klar, wir fangen also ganz vorne an. Das war wirklich erbärmlich, Lo –"

„Petrificus Totalus!"

„Protego." Fred zuckte bloß mit der Hand.

Logans Roter Gegenangriff zerschellte, Fred rollte die Augen: „Ehrlich?" Dann grinste er. „Das musst du noch üben."

Fred Weasley war, entgegen ihrer Erwartung, kein ganz grausamer Lehrer. Natürlich war er, und das bemerkte Logan allein daran, wie er sie an der Armhaltung zu korrigieren versuchte, nicht Corben, aber trotzdem schaffte er es, dass Logan all seine Punkte verstand.

„Spann die Finger etwas mehr", verlangte er ganz am Anfang, als sie sich nebeneinander vor den langen Spiegeln aufgereihten und ihre Zauberstäbe von sich reckten. Das Grün seiner Augen traktierte sie durch das Glas und sie wünschte sich, sie hätte ein wenig von der Lockerheit haben können, mit der er sich neben sie stellte. „Okay, ist gut so."

Und dann forderte er von ihr, dass sie es probierte. Wieder, wieder und wieder. Erst nur die Armbewegung. Anschließend wollte er sehen, wie schnell sie war.

„Schwach, Logan", witzelte er, als sein Schockzauber ihr verspätetes Schutzschild mit so einer Wucht traf, dass sie beinah fiel.

„Hey, du bist der Lehrer!"

„Stimmt." Genüsslich drehte er den Zauberstab durch seine langen Finger. „Aber wir sind ja auch erst am Anfang, komm her."

Logan merkte kaum, dass die Zeit verging. Allein der sich verfinsternde Himmel hinter der thronenden Fensterfront verriet, dass es dunkel wurde, während das Licht des Feuers intensiver und die Kronleuchten greller wurden. Fred ließ sie Schutzzauber errichten, kleine Wände, ganze Kugeln, mal schnell, mal langsam, mal konzentriert, mal unerwartet.

„Es ist nicht so, dass du prinzipiell schlecht bist", befand er nach einem kurzen Duell mit schnell gehender Brust und Logan bemühte sich, sich nicht anmerken zu lassen, dass er sie viel mehr außer Atem brachte als sie ihn. „Du brauchst nur mehr Übung."

Und auch, wenn es kein Kompliment war, verstand Logan: Er meinte es wirklich so. Und in der abgeschotteten Blase ihrer Existenz, fernab von irgendwelchen Geschehnissen, fernab vom Schülergetrappel und der verstreichenden Zeit, gab es nur sie und es gab nur ihn. Und alles in ihr wünschte sich, es könnte für eine Weile länger so bleiben.

Doch am Ende lenkte Fred seinen eigenen Schwebezauber, der von Logans Schutzschild abgeprallt war, mit einer lockeren Handbewegung an die Decke. Ein blauer Funkenregen rieselte auf sie nieder.

„Genug für heute, meinst du nicht?" Er deutete mit einem Kopfnicken zu der tiefschwarzen Nacht, die sich draußen erstreckte. „Oder reichts noch nicht?"

„Doch." Sie holte Luft, „doch, ist gut."

Elegant fischte Fred die rotgoldene Krawatte von dem Garderobenständer und warf sie sich um den mit leisen Schweißperlen überzogenen Nacken. Mit einem verstohlenen Seitenblick musterte er sie und ihren abflachenden Atem.

„Die nächsten Male sollten wir uns direkt hier treffen. Zeitversetzt, damit es nicht auffällt", befand er, während er die Krawatte zuschnürte. „Ich werd hier auf dich warten."

Er hatte sich schon der schweren Eisentür zum Gehen zugewandt. Sie prangte vor ihnen wie eine Endgültigkeit. Logan reihte sich neben ihm auf. Anstatt jedoch das Schloss aufzustoßen, schielte Fred an ihr hinab.

„Wie geht es dir?"

Die Spannung der fliegenden Zauber war aus der Luft gesickert und trotzdem spürte Logan penetrant, wie warm das Feuer in der Ecke des Raumes war. Beinahe drohte sie, müde zu werden.

Sie wusste, dass Fred an ihren Moment am Weihanchtsabend dachte, sie sah es in der Art und Weise, wie sich seine Brauen zueinander reckten.

Trotzdem lächelte sie.

„Wenn Flitwick noch einmal das Wort Abschlussprüfung sagt, platzt mein Kopf."

Also tat er es ihr gleich. Ließ seinen Zauberstab in seine Hosnetasche gleiten.

„Gut, dass ich mich damit gar nicht erst auseinandersetze."

Verblüfft wandte sich Logan ihm zu. „Was meinst du?"

Die Tür spielte keine Rolle mehr. Sie gingen noch nicht.

Fred zuckte die Achseln, doch sein Ausdruck war eher verschwörerisch als ahnungslos.

„Ich weiß nicht. Vielleicht machen wir die Prüfungen nicht, George und ich." Für einen Moment war sie sich nicht sicher, ob er ihr zuzwinkerte oder doch nur blinzelte. „Vielleicht gehen wir früher."

Und auch, wenn sich etwas in ihr zusammenzog, ihre Magengegend klammheimlich krampfte als hätte sie ein ganz ungenießbares Glas Feuerwhisky geschluckt, war sie nicht überrascht von ihm. Als hätte sie es ein klein wenig schon immer geahnt.

„Ist das einer der grandiosen Plänen für eure Zukunft, die ihr habt?"

Mit einer dramatischen Armbewegung malte Fred ihr ein Bild vors geistige Auge: „Oh, ein leuchtend klarer."

„Ist es deswegen?"

Fast hätte Logan sich auf die Zunge gebissen. Überrascht von ihrem noch immer so ernsthaften Ton wandte Fred sich ihr zu, sah sie wirklich an.

„Taucht ihr deshalb manchmal nicht im Unterricht auf?" Und Logan bereute, was sie sagte, noch während sie sprach: „Hast du deswegen mit Angelina Schluss gemacht? Weil ihr Hogwarts früher verlasst?"

Freds Wangen plusterten sich und für einen Moment wusste sie, er würde nicht antworten.

Doch dann stieß er die Luft aus: „Nein." Das Lächeln, an dem er sich versuchte, ertrank in Qual. „Aber deswegen wäre es früher oder später auch dazu gekommen."

„Wie geht es dir damit?" Logan würde nicht fragen, wenn sie die Antwort nicht wirklich wissen wollte und beim Himmel, sie hatte versucht aus seiner Miene zu lesen, doch Fred Weasley war für sie kein offenes Buch. „Wir haben lange nicht gesprochen. Nicht wirklich, seit –"

„Seit Weihnachten, hm?" Er lächelte, diesmal wirklich, auch wenn dort etwas Gequältes in seinem Ausdruck mitschwang, während er die Ärmel seines Hemdes aus seiner Ellenboge krempelte. Sie wusste, sie dachten das gleiche.

„Ich hab dir gesagt, dass ich kein Mensch für Beziehungen bin."

„Ich glaube, du willst es mehr als dass es stimmt."

Fred schnaubte. Sein Hemd glitt bis an seine Handgelenke zurück. Logans Augen klebten an ihm. Egal wie dröhnend voll oder dunsen leer ein Raum war, sie sah immer bloß zu ihm. Und dass sie wusste, wie seine Nähe war, half ihr nicht dabei.

Wenn sie nur einen Schritt auf ihn zu machte, konnte sie seine Wärme wieder spüren. Und die Spannung aus dem Keller des Grimmauldplatzes wäre wieder da.

Doch Fred wandte sich der Tür zu. Endgültig, diesmal. Mehr konnte er ihr zu all dem vielleicht nie geben.

„Du kennst mich doch, Logan", sagte er und wieder wusste sie, dass er mehr erzählte als er sprach. „Ich weiß immer genau, was ich tue."

Sie schüttelte den Kopf. „Ich wünschte, dass ich dir das glauben könnte."

Fred stemmte bloß seinen Ellenbogen gegen die Türklinke und sah zu ihr hinab. „Gute Nacht, Logan. Bis zum nächsten Mal."

Und dann war er verschwunden. Und Logan hatte das erste Mal Zeit, sich in diesem Raum umzusehen, Freds Worte von jenem Herbstnachmittag tosend laut in ihrem Hinterkopf: Ich kenne die Fehler, die ich begehe, Logan. Und trotzdem mache ich sie jedes Mal.

Zum ersten Mal in all den Monaten glaubte sie ihn zu verstehen.

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I am loving it. And I hope so are you. 

Glaubt ihr, dass Logan Fred einen Patronus beibringen kann, wenn es mal so weit ist? 

Und wer erfährt wohl als erstes von ihren nicht ganz so geheimen Geheimtreffen? 

Ach ja, und was denkt ihr kommt als erstes: Logans und Freds Kuss, die Antwort zum Kompass oder der große Knall um Logans Geheimnis? 

Ich freu mich so. Im nächsten Kapitel gehen wir mal direkt wieder in den Raum der Wünsche zurück. Und Fred bicht mal so richtig schön unser Herz, nur um es dabei ganz zu halten. Eine ganze Weile lang dachte ich, es wär meine Zweitlieblingsszene zwischen ihm und Logan, aber vielleicht ist es auch meine Liebste, denn sie wird powerful. 

Bis dahin: Stay safe, übt den Protego und lasst euch von Fred nicht hinterrücks erwischen. 

See you on tuesday, Ally x

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