46 | entschieden.
Als Logan in den schmalen Hinterhofgarten des Grimmauldplatzes trat, schoss ihr die beißende Kälte der Silvesternacht entgegen. Aus der halb geöffneten Salontür drang bässerne Rockmusik, die die tiefe Nacht verriet.
Irgendwo in der Ferne Londons erzitterten die ersten Knaller die neblige Luft, auch wenn der Jahreswechsel ihnen noch um eine Stunde voraus war. Molly Weasley drapierte in der Küche bereits das Silbertablett mit dem Giggelsekt und Ginny und Tonks fistelten schon an der Kiste voll buntem Durcheinander herum, die Fred und George heimlich unter dem Sofa verstaut hatten.
„Weißt du, du müsstest mir da was erklären."
Georges Stimme erklang so unvermittelt, dass Logan zusammenzuckte.
Sie hatte ihn gar nicht durch die Tür huschen hören, trotzdem lehnte er als schemenhafte Gestalt in der Dunkelheit. Bis er sein Gewicht verlagerte und zu ihr in das Hoflicht trat.
„George, ehrlich -"
Doch anstatt anklagend, wirkte er viel eher belustigt.
„Ich hab Fred noch nie so durcheinander gesehen. Wenn du mir verrätst, wie du das hinkriegst, mach ich 'ne Nasch-Und-Schwänz-Leckerei draus."
Logan konnte nicht anders, sie grinste gegen den Kragen ihres Pullovers. Trotzdem blieb sie stumm.
„Hey", raunte George und stieß ihr gegen die Schulter, er hatte sich die Butterbierflasche unter den Arm geklemmt. „Ich bin übrigens nicht blind. Ich sitz neben dir bei Bins. Und ich weiß, wie du ihn ansiehst."
Logans Kiefer verhärtete sich.
„Und ich kenn ihn. Und ich weiß von dem Astronomieturm. Und der Nacht vor dem Quidditchspiel. Glaubst du ehrlich, er war nur zufällig in dem Geheimgang?"
Nun kam Logan nicht umhin ihn anzusehen.
„Ich hab ihm davon erzählt, dass du damals in die Bibliothek wolltest", sagte George schließlich und Logan bemühte sich, das Pochern in ihrer Brust mit der kalten Winterluft zu betäuben. „Er war nicht nur Freitag da und hat auf dich gewartet. Donnerstag auch. Und Mittwoch -"
„Wieso?", fragte sie und George grinste.
„Was hat er dich in dieser Nacht gefragt?"
Sie brauchte nicht einmal die Augen zu schließen, um ihn vor sich zu sehen. Den Rotschopf mit dem Wollpullover, den Jungen mit den rosigen Wangen und bindendem Blick. Und auch seine Stimme war nah, so laut in ihrem Kopf, als stünde er neben ihr - Hey Logan, du und McLaggen?
Logan musste ihre Augen zusammenkneifen, um das Bild zu verdrängen.
„George, bitte lass es."
„Du weißt, dass ihr drüber sprechen solltet?"
„Ich schweige Dinge lieber tot."
Erst sein Schnauben ließ sie ihre Lider wieder öffnen. „Oh, das weiß ich"
Und dann standen sie da. George mit seinen Lippen am Hals des Butterbiers, den Blick in die Schwärze des Gartens ertränkt. Das aus dem Salon ströhmende Licht warf sein Profil in ein warmes Gold und verschluckte den Rest seiner Miene in der Winternacht.
„Weißt du", sagte George, auch wenn Logan lange nicht mehr zu ihm sah. „Ich weiß nicht, was du alles über ihn gehört hast. Dass er nichts ernst meinen kann und Angelina -" Er seufzte. „Es ist nicht so, dass er niemanden liebt. Ich glaube manchmal einfach, er hat Angst."
Sie blinzelte. „Wovor?"
George zuckte die Schultern als bedeute es nichts. Als wäre es eigentlich sonnenklar.
„Zu enttäuschen."
Logans Netzhaut brannte, als sie durch das Fenster in den Grimmauldplatz sah. Ginny ließ einen kleinen Trompeten-Käfer aus der Scherzatikelbox durch die Luft sausen, Tonks und Hermine verfolgten den Anblick, und Fred saß am anderen Ende des Raumes, lauschte zwar Lupin und Sirius bei ihrem nostalgischen Gespräch, aber trotzdem beobachtete auch er die Kreation, die um Ginnys Arm sauste. Den Blick so aufmerksam wie vor Quidditchspielen, die langen Finger so fest um ein Butterbier wie um ihre Hand in verlassenen Geheimgängen. Alles an ihm warm wie ein Zuhause, zu dem sie keinen Schlüssel besaß.
„Du magst ihn wirklich, oder?"
Es war ihr nicht aufgefallen, doch jetzt durchschmorte Georges Blick ihre Haut. Dabei konnte sie nicht - es war ihr nicht möglich, wegzusehen. Von Fred und dem Lächeln, das sich auf seine Lippen zog, seine Wangen, die sich spannten -
„Ich - nein. Nein, ich -", versuchte sie standzuhalten, doch die Kraft zu lügen hatte sie schon für andere Dinge verbraucht. Also atmete sie bloß, kurz und fest, bevor sie Fred losließ und George in der Dunkelheit wiederfand. „Sag ihm das nicht."
Georges Miene spannte sich. „Und warum bist du dann bei McLaggen?"
Es sollte vielleicht nicht anklagend klingen, doch letzten Endes war es das und Logan wünschte sich, sie hätte eine Antwort besessen, die nicht vollkommen egoistisch war.
„Warum bist du bei McLaggen und nicht bei ihm?"
Also sagte sie letzten Endes bloß: „Weil ich ihn in Gefahr bringen würde."
Sie wusste seit vier Tagen, dass das stimmte.
Georges Mundwinkel zuckten nur.
„Seltsam", befand er, als er sich an Logan vorbei zurück zur Solantür schob. „Genau das würde ihm gefallen."
Der Rest der Silvsternacht verstrich in zähen Unglaubwürdigkeiten. Molly sah sogar hin, als die Zwillinge ihre Feuerwerkskracher in den Hinterhof zerrten - kein anklagender Spruch verließ ihre Lippen. Sirius verwickelte Logan in eine Diskussion über Quidditchzüge und was die Dubliner Dragons eigentlich wirklich zu bieten hatten. Sie wusste, dass Augustus' Name niemals fiel, aber trotzdem sah sie es dem vom Alkohol verschwommenen Ausdruck auf Sirius Gesicht an, dass er eigentlich doch genau darüber sprach.
Als die Turmuhr einer nahgelegenen Kirche zwölf schlug, explodierten zahlreiche Feuerwerksknaller in den Höfen anderer Familien. Bunte Farbreflexe zuckten über ihre Gesichter, wann immer eine Rakete aus einer freieren Welt zerschellte. Dabei war es, als würde der dunsene Nebel sie von der Freiheit des Himmels abschirmen und als Fred und George ihre Feuerwerkskunst in den Himmel jagen, waren die umhertanzenden Männchen und durch die Luft schießenden Drachen zwar kaum zu sehen, aber allein ihre Existenz nahm Logan Last von den Schultern.
Nachdem sie angestoßen hatten, verflogen die einzelnen Gespräche in Nichtigkeiten und Ginny umarmte Logan zum Jahreswechsel so, als könnten sie irgendwann wirklich Freundinnen sein. Hermine sprach irgendwo in der Kälte mit Tonks und einem, seine Entscheidung bereuenden Ron über ihre bevorstehenden ZAG-Prüfung und Logan sank in einen der rostigen, kalten Metallgartenstühle, die in diesem verwucherten Garten überaus fehl am Platz waren.
Und eigentlich tat sie gut daran, die Zeit verstreichen zu lassen. Den Rest an Alkohol mit einer Flasche Kürbissaft aus ihrem Körper zu spülen. Bis Fred sie erspähte und durch die Nacht zu ihr kam. Der Stuhl neben ihr ächzte, als er sich schwungvoll darauf niederließ.
Mittlerweile roch auch er nach warmem Butterbier und der flüchtigen Ekstase einer Feier, die einem die Freiheit bloß vergaukelte, bevor der nächste Morgen sie einem wieder nahm.
Sein Versprechen schmeckte Logan trotzdem noch.
Fred sprach kein Wort, also schwieg auch sie. Sie saßen einfach bloß nebeneinander und musterten die Grüppchen an Ordensmitgliedern, die tranken, lachten, sprachen oder sich langsam in den Salon zurück bewegten.
„Ich hätte dich geküsst, gerade eben."
Fred sagte das nach einer Weile, in der sich Logan schon damit abgefunden hatte, dass sie schweigen würden. Doch nun hatte er sein Butterbier auf seinen Schoß gestellt und starrte sie unentwegt an. So ehrlich und direkt, dass seine Worte viel zu faktisch klangen.
Logan nahm einen Schluck von ihrem Kürbissaft als ändere das was. „Ich weiß."
„Wäre das schlimm gewesen? Wenn ich dich geküsst hätte?"
Er flüsterte bloß, doch der innere Kampf, den er führte, drang über seine Stimme hinaus. Er konnte den Alkohol nicht aus seinem Kopf vertreiben, auch wenn er das vielleicht grade wollte.
„Nein", sagte Logan. Und wusste, dass sie ihm das schuldig war: „Ich hätte es gewollt."
Der Hauch von Zufriedenheit kitzelte an seinen Lippen, als er flüsterte: „Ich auch."
Aber trotzdem saß er ihr eine Armlänge entfernt. Und berührte sie nicht.
Stattdessen glitt er mit einem herzhaften Seufzen in seinen Stuhl zurück, das Butterbier fest auf seinem Schoß umklammert.
„Ich bin nicht gut in Beziehungen", sagte er dann.
Logan reckte den Kopf. „Warum darfst du das alleine entscheiden?"
Er lachte. Versuchte es zumindest. Am Ende blinzelte er bloß zu dem verschleierten Feuerwerksdunst über ihnen hinauf.
„Weil ich dir nicht weh tun werde. Weil mir das nicht egal ist."
Logan plusterte ihre Brust. Fred entlockte ihr neben Herzrasen vielleicht auch immer trotzigen Widerspruch.
Er sah das, aber trotzdem blieb er so schrecklich ehrlich, obwohl ihm der Feuerwhisky den Blick verdünstete: „Du bist die einzige, die mich für meine Zukunft noch nicht wirklich fertiggemacht hat, ist dir das klar?" Als sie etwas erwidern wollte hob er die Hand: „Nah, deine Witze zählen nicht, die sind meistens schlecht."
Sie schnaubte. Und Fred tat es auch. Freier, diesmal, und seine Stimme klang süß und herb, nach Erlösung und Whisky zugleich.
„Logan", sagte er und wieder sprach er ihren Namen so sanft, am liebsten hätte sie zu ihm geschrien: Hör mit dem Flirten auf, aber dafür bedachte er sie zu direkt und die Hand lies er erhoben: „Alles, was ich je mit irgendwem angefangen habe, ist in die Luft gegangen, weißt du das eigentlich? Das willst du nicht."
Logan knibbelte an dem Kürbissaftflaschenetikett. Und sagte wieder: „Wieso darfst du das entscheiden?"
„Nun", feixte er und wieder war da diese Herausforderung. Als wisse er, dass sie widersprechen würde: „Willst du es?"
„Was?"
Er schaute in den Himmel. „In die Luft gehen."
Sie musterte sein Profil. „Mit dir?"
„Hmm." Er nahm einen Schluck.
In diesem Augenblick hätte Logan nichts lieber gewollt.
„Ich gehe nach Irland zurück." Trotzdem musste sie sagen, was die Wahrheit war. Und sich daran erinnern, wer sie war. Was sie alle in dieser dunsenen Nacht waren.
Fred, um den seine Mutter sich sorgte. Logan, die keine Mutter mehr hatte. Ich gehe nach Irland zurück.
„Ich weiß." Freds Miene zuckte nicht.
Und wieder war es als sähen sie einer fremden Geschichte beim Erzählen zu, als stünden sie Abseits von allen Menschen in diesem Haus und es gäbe nur sie. Niemand anders war da, niemand anders real. Nur sie und Fred, der so tief in seine Lunge atmete, dass der Stoff seines Pullovers sich fest um seine Schultern spannte.
So lange, bis er sagte, was wie eine Endgültigkeit klang: „Du hast dich für Corben McLaggen entschieden."
Logan wusste nicht, ob sie ihre Stimme finden würde, irgendetwas zog sie in eine unermessliche Tiefe hinein. „Und du dich für Angelina."
Auf Freds Lippen zeichnete sich die unendliche Undeutbarkeit. „Sieht ganz danach aus, hm?"
Dann setzte er sich auf, seine Butterbierflasche stieß sachte gegen Logans Kürbissaft. Eine Aufmunterung zu einem Lächeln, das nur ihn, aber nicht sie fand.
Und er sagte: „Frohes Neues Jahr" als er ging. Dabei wusste Logan nicht, wie sie froh werden sollte, wenn ihr das Herz in der Brust zersprang. Und es gab nichts, das sie dagegen tun könnte.
Am Neujahrsmorgen stand Tonks in Logans Zimmer, bevor der Rest des Grimmauldplatzes aus der Trance des Jahreswechsels erwacht war. Draußen rieselten Überbleibsel der Weihnachtszeit vom Himmel, satte Flocken als hätte auch die Welt sich an Mollys Braten übergessen.
Logan stand vor dem Schreibtisch und starrte auf die drei Ampullen, die Tonks dort platziert hatte. Die Straßenlaterne draußen war aus. Der Morgen dämmerte.
„Professor Snape hasst mich."
Tonks schnaubte. „Snape hasst jeden."
„Was passiert, wenn ich es nicht tue?"
Die Dielen knarrten, als Tonks ihr Gewicht verlagerte. Ihr rosanes Haar machte sie zu einem Kontrastpunkt in diesem Raum. Sie brauchte gar nicht zu antworten, die Konsequenzen konnte Logan sich selbst zu gut ausmalen.
„Du kannst trotzdem nicht nach Hause zurück", war alles, was Tonks schließlich entgegnete und es war das, was Logan hören musste, um es zu tun.
Die zähe Flüssigkeit schwabbte in dem bauchigen Glas, als Logan es ins Licht hob. Plötzlich war es als spürte sie den bitteren Nachgeschmack vom August noch immer auf ihrer Zunge. Damals hatte sie nichts von dem geglaubt, was Tonks ihr erzählt hatte - Im Winter wirst dus auffrischen müssen.
Wenn sie ehrlich war, hatte sie gar nicht geglaubt, bis dahin überhaupt noch zu leben. Vier Monate ohne Augustus aufmunternde Worte oder die peinlichen Pakete ihrer Mutter zu überstehen.
Trotzdessen war sie nun hier, stand in ihrem Zimmer des Grimmauldplatzes und schluckte, was verhinderte, dass ihre Haut wieder satter wurde und ihr Körper wieder ein wenig in die Höhe schoss. Es schmeckte wie aufgekochter Teer.
Tonks musterte sie belustigt. Ihr Tonfall war trotzdem ernst: „Ich weiß, dass dus eigentlich nicht tun willst. Aber alle im Orden haben den größten Respekt vor dir. Wir wissen, was du durchmachst."
Logan würgte. Sie hatte vergessen, wie sehr die Farbtinktur nach Essig schmeckte. Das Brennen in ihrer Kehle schoss geradewegs in ihren Haaransatz, als bleiche es alle melaninen Pigmente aus.
„Ich tu das nur, weil ich keine andere Wahl habe", krächzte sie und erzwang sich den dritten Trank. Für einen Moment bildete sie sich ein, dass die Laterne draußen flackerte, doch es waren bloß die Tränen, der ätzende Geschmack in ihre Augen trieb.
Für den Rest des Tages fragte sie sich, was wohl hätte geschehen können, wenn sie es nicht gemacht hätte. Wenn sie Logan Ainsley in die Nichtexistenz fallen und so plötzlich hätte verschwinden lassen, wie sie erschaffen worden war. Dann wäre sie in drei Monaten wieder Maden Bolton gewesen und nach Hause gegangen. Oder zu Reed, irgendwie.
Sie hätte Rob, seine Intrigen und ihre Zerrissenheit um Corben hinter sich gelassen, Freds süßer Duft und das Versprechen, das er war, nur noch eine Erinnerung.
Doch all das tat sie nicht. Stattdessen saß sie ihm beim Frühstück an der langen Tafel gegenüber und schluckte die Male, an denen er verhalten zu ihr hinüberlächelte, während George Sirius eine Anekdote über einen gesprängten Toilettendeckel erzählte.
„Und das war noch das beste Weihnachtsgeschenk, das ich je von euch bekommen habe", war alles, was Molly dazu sagte.
Und Fred saß da, grinste ihr zu. Dabei sah Logan die schmerzliche Entschlossenheit, die in seinem Ausdruck lag. Als risse er sich mit jeder Sekunde, die er sie ansah, nur noch weiter von ihr fort.
Du hast dich für Corben McLaggen entschieden. Frohes neues Jahr.
Wenn der Schnee in den kommenden Tagen gegen die Fenster des Grimmauldplatzes stürmte, war das ununterbrochene Klimpern aus der Küche das Einzige, das dem Tosen des Windes trotzte. Die Neujahrsdepression zog sich wie ein zäher Kaugummi durch das modrige Haus in Westlondon.
Ein Brief von Corben erreichte Logan nicht. Und am dritten Tag nach Neujahr sah der wolkenverhangene Himmel Londons schon fast nicht mehr nach dem Grau seiner Augen aus. Dabei wünschte sie sich wirklich, sie hätte etwas gegen ihr schlechtes Gewissen tun können. Gegen den Strudel aus Gedanken, der sie jedes Mal verschluckte, wenn es still wurde wurde. Oder dann, wenn Fred sie ansah.
Denn das tat er viel zu oft.
Die letzten Tage im Grimmauldplatz kamen Logan vor wie ein langes Warten auf die Erlösung, während die Zeit bloß wie dahinträufelnder Honig verstrich. So, dass ihr die Rückkehr nach Hogwarts beinah wie ein Rettung vorkam. Das Packen ihres Koffers, die wuselige Mrs. Weasley.
Sirius sanftmütiger Blick: „Pass auf dich auf." Dann der zitternde Schnurrbart: „Schreib mir, bevor du was Dummes tust."
In dem Moment hatte Logan gelacht. „Niemals."
Und Fred hatte das gesehen. Und ebenfalls geschmunzelt. Und Logan hoffte, er würde alles aus ihrem Blick verstehen, als sie ihn in diesem Moment ansah: Du bist es, der sich entschieden hat.
Dabei wusste sie, sie hatten es beide getan.
„Alles gut?", fragte Fred sie vielleicht auch gerade deshalb, als sie in den Fahrenden Ritter stiegen und er ihr einen Koffer abnahm.
Logan nickte: „Alles gut."
Dann zog er sie an Bord. Nur ein Augenblick, an dem niemand zu ihnen sah und Fred Weasley hauchte als wäre er erleichtert: „Okay."
Und so standen sie nun, am ersten Samstag dieses neuen Jahres, vor den großen Eichenportalen, wo es schon nach dem Braten aus der Großen Halle duftete. Die ersten Schüler um sie begrüßten sich und Logan sah aufmerksam dabei zu, wie ihr frisch abgeladenes Gepäck mit einem Puffen im Nichts verschwand.
„Das ist es wohl", stöhnte Ron gegen seinen Wollschal, während er die Schlosswände emporschielte „zurück zu miesen Unterrichtsstunden."
„Naja, vielleicht haben wir ja Glück", bekräftigte George, der beobachtete, wie Angelina durch die Menge winkte, „und Umbridge ist über Neujahr erfroren."
„Logan?"
Sie hörte die vielen Schritte und das Mäntelrascheln erst, nachdem Annes helle Stimme erklungen war.
„Was tust du in der Kälte?"
Der Hogwarts-Express musste nicht lange nach dem fahrenden Ritter den Bahnhof von Hogsmeade erreicht haben, die erste Kutschenkarawane kam gerade erst durch das Tor gerollt. Und Anne klopfte sich den Schnee von ihrem Mantel ab.
Naome neben ihr strahlte, auch wenn in ihren Worten Spott widerhallte: „Sag nicht, du bist immer noch so ekelig verknallt und hast extra hier gewartet um - Oh doch, das hat sie."
„Logan!"
Corben McLaggen klang überrascht, als Logan vor ihm zum Stehen kam.
Er sah auf, Ledertasche geschultert, Flocken im Haar. So, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Und das Grau seiner Augen war so anders als jeder schneeversprechende Himmel der vergangenen Tage. Sie waren nicht eisig. In ihnen fegte kein Durcheinander. Sie waren rein. Und sie waren die eines Vertrauten.
Er umarmte sie. Und Logan wartete darauf, dass irgendetwas an ihm anders war. Dunkel. Weniger weich.
„Gehts euch allen gut?", fragte sie, weil sie nichts fand.
Corben war Corben und er war warm.
„Natürlich", erwiderte Naome. „Aber frag Anne nicht, was sie zu Weihnachten bekommen hat oder du stirbst vor Langeweile."
Corben lachte, bevor er Logan einen Schritt beiseite zog.
„Hör mal, ich hab dir Briefe schreiben wollen, aber die sind jedes Mal zu mir zurück -"
„Ich war über Weihnachten nicht in Hogwarts."
Verblüfft sah Corben auf. Die kalte Luft brannte sich in Logans Atemwege wie giftiges Gas.
„Es war ne spontane Sache."
Er runzelte die Stirn. „Konntest du doch zu deiner Familie?"
Ihr heißer Atem stieß in die Luft - „Ja. Ja, es war - ja."
„Das freut mich." Corben klang aufrichtig.
Und George, der Logans Lüge bestens mitgehört hatte, warf ihr im Vorbeigehen einen bedeutungsschweren Blick zu - wir müssen reden. Doch Corben, der sich nun viel mehr auf die wärmeversprechende Eingangshalle konzentrierte, bemerkte das nicht.
„Du musst mir später alles von ihnen erzählen."
Nach Hogwarts zurück zu kehren war wie eine Ankunft in beißende Ungewissheit, die sie damit überraschte, dass sich trotz all den Ereignissen der Weihnachtsferien nichts in den Gängen des Schlosses verändert hatte.
Denn noch immer war die große Halle mit vier Tischen besetzt, noch immer war das Essen gut und noch immer verdrehte Naome bei jedem zweiten Satz von Anne die Augen. Noch immer saß Fred neben Angelina und hielt sie bei ihrem Weg hinauf in den Turm in seinem Arm. Noch immer war der Lehrertisch voll besetzt, noch immer war der Himmel grau.
Doch ein paar wenige, kaum merkliche Dinge waren anders. So wie Logans hastige Blicke, die durch die Halle huschten oder der Rotschopf am Gryffindortisch, der viel zu angestrengt das Gesicht seiner Freundin fixierte, aber trotzdem immer wieder zu den Ravenclaws sah. Und der Junge, der am Slytherintisch fehlte.
Also malmte Logan ihren Kiefer, als sie an diesem Abend auf dem Sofa des ravenclawschen Gemeinschaftsraum saß und von Robert Pierce jegliche Spur fehlte.
„Corben?", sagte sie irgendwann und ihre Netzhaut tränte, als sie die Augen von den gleißenden Flammen zu seinen Fingern nahm. Prompt hörte er auf, gedankenverloren an einem Faden ihrer Socken zu zupfen.
„Hm?"
Sie waren einer der letzten, die es mit dem Festsetzen der Dunkelheit im Gemeinschaftsraum gehalten hatte; die meisten Schülergruppen hatten sich für ausgiebige Austausche über ihre Weihnachtsferien in ihre Schlafsäle zurückgezogen.
Erst, als Logan zögerte, ließ Corben das Verwandlungsbuch vor seiner Nase sinken.
„Rob -"
Er setzte sich auf und ihre Beine rutschten von seinem Schoß. „Er ist noch nicht wieder hier."
„Weißt du, wo er ist?"
Das blasse Blau des Kamins, das sie an den Dämmerungshimmel Londons erinnerte, tänzelte durch Corbens wirres Haar und tauchte seine Spitzen in eisiges Grau. Sie waren länger geworden und Zeit war vergangen.
„Nein, er und seine Mutter waren nicht zuhause. Die ganzen letzten zwei Wochen nicht."
Auf Corbens Miene lag etwas unergründliches und auf verschrobene Art und Weise musste Logan an das Haus ihrer besten Freundin in Irland denken, mit geloschenen Lichtern und kompletter Stille, so wie sie es noch nie gesehen hatte.
„Er hat auch auf keine Nachricht reagiert. Vielleicht kommt er morgen." Fastwar es als bemühe er sich, ausschließlich ihr den sorgenvollen Ausdruck zuzuschreiben, den nun auch ihn heimsuchte. Dann zog er ihre Beine zurück auf seinen Schoß.
„Was ist los?", hauchte er und seine Stimme verlor sich fast im Knistern des Holzes im Kamin. Die wärme seiner Hände war fremd auf ihrer Jeans. „Hast du immer noch ein schlechtes Gewissen?"
Sie seufzte. Ihre Augen tränten nicht mehr, doch nun hatte sich etwas Brennendes in ihre Nervenbahnen geschlichen.
„Nicht ganz", erwiderte sie wahrheitsgemäß. Doch dann dachte sie an die Abende im Grimmauldplatz. Daran, was sie fürchtete, an den möglichen Verrat und was Corben in all dem vielleicht bedeutete. Und an Fred, an den dachte sie auch. „Aber irgendwie schon."
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Okay, this was a long one. Wollte es aber auch nicht halbieren, wir müssen nämlich zu wichtigeren Dingen kommen: Logan muss Corben auf Rob ansprechen. Unverblümter dieses Mal.
Und sie muss sich entscheiden, genau so wie Fred es muss.
Glaubt ihr, Fred ist der erste, der sich von Angelina trennt und sich damit zu Logan bekennt, oder macht sie den ersten Schritt?
We are en route to break some hearts now. Dienstag kommt nur der erste Teil dazu.
Bis dahin, bleibt bitte gesund und bindet euch die Schnürsenkel ordentlich zu. (ENDLICH wieder eine Weisheit)
Liebe euch unendlich, Ally x
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