42 | vielleicht.

Die heiße Luft schimmerte über der einsamen Kerzenflamme, die verloren auf dem langen, staubigen Tisch der Blacks loderte.

Das Haus am Grimmauldplatz Nummer 12 lag verlassen da, bloß in weiter Ferne rumpelte das Werk eines Hauselfen und sein rasselnder Atem begleitete das entfernte Chaos.

Es war Remus Lupin, der schließlich das Wort ergriff.

„Ich bin froh, dass du hergekommen bist, Logan."

Er trug einen Umhang, der zerschlissener war als all seine Kleidungsstücke im Sommer und die Kälte setzte ihm mehr zu als den Bowtrucklen in Hagrids Besitz. Aber dennoch lächelte er, als er sich von dem Küchentresen abstieß, den als einziges keine Staubschicht überzog.

Ein seichtes Zeichen, dass Molly Weasley in der vergangenen Zeit hier gewesen war.

„Hogwarts kann ziemlich schrecklich sein, wenn es still ist", war alles, was Logan daraufhin über den Rand ihres warmen Butterbiers erwiderte. Auch, wenn das nur ein Teil ihrer Wahrheit war. Dass die Wände eines Schlosses, das eigentlich ihr Schutz war, lange schon zu einem Gefängnis geworden waren, brauchte sie gar nicht zu leugnen.

Es war ein ruhiger Samstag Morgen und unendliche siebenunddreißig Minuten her, seitdem sie durch den Kamin in Professor McGonagalls Büro angekommen war. Ruß klebte noch immer unerträglich hartnäckig auf ihrem Brillenglas, doch sie war zu fokussiert auf ihre Umgebung als dass es sie scheren konnte.

Sie hatte eine ganze Weile mit sich gehadert, war in den Gemeinschaftsraum gegangen, hatte in die Flammen gestarrt; den Aufsatz für Flitwick begonnen, tatsächlich in einem Verwandlungsbuch geblättert, ihr Tintenfass auf und wieder zugedreht - überlegt, ob Professor Trelwaney wirklich einen Kochsherry mit ihr teilen würde. Dabei war ihr doch eigentlich die ganze Zeit über klar gewesen, dass ihr nichts anderes übrig geblieben war.

Auch, wenn ihr die Sorgen, was die Ordensmitglieder bei ihrem Erscheinen wohl sagen würden, die Glider lähmten. Besonders Tonks' schrille Stimme echote durch ihren Hinterkopf - ins Quidditchteam bist du rein? Und vor Umbridges Nase 'nen Wegweiser in die Luft gesprengt? Was haben wir für dich getan, Logan Ainsley -

Doch Tonks war nicht da. Sie hatte nicht an dem langen Tisch im Esszimmer gesessen und ins Nichts gestarrt, als sie angekommen war. Diese Aufgabe hatten Sirius Black und Remus Lupin übernommen und sie hatten ob ihrem Erscheinen doch tatsächlich erfreut ausgesehen. Keiner von ihnen schien auch nur einen Hauch des Trubels der letzten Wochen zu erahnen, die sich durch Logans Gedankenwelt gezogen hatten. Und während ihre Finger nun um die gleißende Flamme schwebten, fragte sie sich, ob sie auch nur irgendetwas davon wussten. Oder ob Snape auf Dumbledores Anweisung hin stumm geblieben war. Und ob Arthur Weasleys Aufenthalt im Ministerium wirklich rein gar nichts mit ihrem so lange verheimlichten Wegweiser zu tun hatte.

Die Wintersonne erreichte den Grimmauldplatz auch für den Rest des Tages nicht, während Logan ihr altes Bett im dritten Stock bezog, oder Sirius half, zwei Doxys aus den Vorhängen im Wohnzimmer zu zerren und mit Remus in falscher Gelassenheit über die vergangenen Askaban-Ausbrüche sprach.

So hingen seine Worte immer noch in ihrem Kopf, als sie am späten Nachmittag auf das Bett an der Wand vor dem schmalen, verdreckten Fenster starrte, auf dem der Tod ihrer Familie zu einer Wirklichkeit geworden war - Es sind viele. Jeder, der ausbricht und in Voldemorts Dienst verfällt, ist einer gegen uns.

Der Duft nach der Zwiebelsuppe, die Sirius ihr an jenem Sommertag ans Bettende gestellt hatte, war immer noch da. Und wenn sie sich konzentrierte, konnte sie Dumbledores Sitzabdruck immer noch auf den dunklen Laken gegenüber sehen, auf denen sich eine Staubschicht niedergelassen hatte.

Als aus weiter Ferne ein dumpfer Schlag ertönte, zuckte sie zusammen - und stieß mit dem Fuß gegen ihren eigenen Koffer.

„Nymphedora!", tönte es von unten und das Eintreten einer ganzen Karawane erfüllte den Hausflur. Neugierig lugte Logan über die Zimmerschwelle und hielt inne.

Alles, was sie erkennen konnte, war ein Meer aus Rotschöpfen zwischen den Geländerrillen.

„Molly", folgte Sirius erfreute Stimme und Reißverschlüsse wurden aufgesurrt „wie geht es Arthur?"

„Den Umständen entsprechend, den Umständen entsprechend."

Logan hatte die Finger um den bröselnden Türrahmen gekrallt. Dabei waren Molly Weasleys Worte wie ein Singsang, hell und voller Erleichterung und nicht schwer von Trauer.

„Er kommt durch", kam es von jemandem, der Ron sein musste.

„Ich mach uns erstmal Abendessen - Ginny, George, Hände weg von dem Bilderrahmen!"

Ein hektisches Rascheln folgte und Logan hatte sich schon auf ein ohrenbetäubendes Gekreische eingestellt, doch es blieb still.

Für den Bruchteil einer Sekunde spielte sie mit dem Gedanken, nicht zu gehen. Hier oben zu bleiben, als Beobachterin außen vor zu bleiben. Die ganzen Ferien so zu verbringen. Dabei konnte sie die Zwillinge am Flurende hantieren sehen und musste sich eingestehen: In nur drei Tagen hatte sie sie ziemlich vermisst.

„Eure Ma hat recht, lasst lieber die Hände weg."

Sie sagte es mit so einer Leichtigkeit, dass George beinahe doch den dunklen Schleier von dem Gemälde gerissen hätte.

„Logan?"

Und Fred, der schon auf dem Weg in die Küche gewesen war, blieb prompt auf seinem Absatz stehen.

„Was tust du denn hier?"

Sie hatte sich kaum wehren können, da wurde sie schon gegen Georges Brust gepresst und schmeckte die Wollfasern seines Pullovers.

„Ich hab das von eurem Vater gehört", nuschelte sie und kämpfte sich frei, bloß um sein glühendes Gesicht vor sich auftauchen zu sehen. „Außerdem -"

„Ich hab sie überredet", kam es von der Seite und Nymphadora, die mit einem vielsagenden Nachdruck sprach, rückte den Jackenständer zurecht, über den sie gestolpert war. „Außerdem ist sie Teil meiner Familie, da feiert niemand Weihnachten allein."

Logan wusste, was der Unterton in ihrer Stimme bedeuten sollte und trotzdem erleichtert sie ihr verschwörerisches Lächeln. Keine Spur heimlichen Vorwurfs. Auch sie hatte nichts von dem Wegweiser gehört.

„Wie geht's eurem Dad?", bemühte sich Logan beim Thema zu bleiben, als auch Fred sie an sich zog. Zum ersten Mal seit sie ihre Freunde in den Kutschen im Wald hatte verschwinden sehen, entkrampften sich Logans Muskeln.

„Ihm geht's gut. Er ist seit gestern wach, aber darüber reden wir lieber später." Er ließ sie los, doch seine Hand blieb an ihrem Arm, sicher und fest. Bevor er das Gesicht verzog: „Wenn wir beim Essen darüber sprechen, bekommt Mum 'nen Zitteranfall."

Die Weasleys sahen gut aus, befand Logan zwanzig Minuten später bei matten Deckenlicht und betäubt vom Bratengeruch, den Molly Weasley binnen Augenblicken herbeigezaubert hatte. George trug zwar nicht mehr diesen Ausdruck himmelhoch jauchzenden Hochgefühls wie noch in Hogwarts, aber eine allgemeine Erleichterung flutete jeden einzelnen von ihnen. Und die Art und Weise, wie Molly mit Ginny über ihr Essverhalten stritt, ließ vermuten, dass sie sich seit einigen Tagen nicht mehr so frei gefühlt hatten.

Lediglich Harry am anderen Ende des Tisches sah bedröppelt drein. Sogar, während Fred in einer Hasstirade über Dolores Jane Umbridge versank.

„Das kann sie nicht machen!", donnerte Sirius herzhaft und verteilte Bratensoße über den Tisch, als George ihm von den Quidditchverbot erzählte. „Ist ja nicht so, dass Lucius Sohn nicht mal 'ne gute Tracht Prügel verdient hätte."

Der mahnende Blick seitens Lupin wurde geschlossen übergangen.

„Auf jeden Fall muss Gryffindor jetzt ohne uns den Hauspokal gewinnen", schloss Fred mit anschwellendem Ton. „Was eigentlich quasi unmöglich ist."

„Na, die Konkurrenz ist mit Ravenclaw dieses Jahr ziemlich hoch", drang es von der Seite. Ginny hatte sich aus ihrem Wortgefecht mit ihrer Mutter befreit und lugte über den Tisch. „Wenn ihr nicht da seid, um euch den Pokal zu schnappen, macht's vielleicht Logan."

Sie wusste, dass Ginny eigentlich nur ihre Brüder hatte ärgern wollen; dass Salz in die Wunde zu streuen befriedigende Glücksgefühle bei Geschwistern wecken konnte. Allerdings war es mit einem Mal schlagartig Still am Tisch geworden.

Verdutzt blickte Ginny in das Gesicht ihrer Mutter. „Was ist denn?"

„Wie? Logan, du spielst Quidditch?", kam es aus der ganz anderen Richtung und Remus Lupin verbarg sein Unbehagen gut hinter Verblüffung.

Neun Augenpaare brannten sich auf ihr Gesicht, doch zum Glück dampften die Kartoffeln noch genug, um sie herzhaft zwischen Gabel und Teller zu zerquetschen.

„Naja. Ich mein - nur etwas."

Fiebrig suchte Logan in dem gelben Matsch ihrer Beilage nach einem Themenwechsel.

„Etwas ist untertrieben", wandte George ein und Logan wünschte sich, er hätte sich einen anderen Zeitpunkt ausgewählt, um gut zu ihr zu sein. „Sie ist Grund für unsere größte Konkurrenz."

„Ja, beim Spiel gegen Gryffindor war George so verzweifelt, dass er sie fast mit 'nem Klatscher mitten ins Gesicht ausknocken wollte."

Molly schnappte nach Luft.

„Aber zum Glück gibt's ja Leute wie Fred, die vergessen, in welchem Team sie spielen."

Ron feixte übers ganze Gesicht.

„Genau, hat wohl gedacht sie wär Katie oder so. Die Rettungsmission mit 'nem Sprint übers halbe Feld hättet ihr sehen sollen!"

Das einzige Ordensmitglied, den diese Geschichte amüsierte, war Sirius, den bei seinem fünften Glas Feuerwhisky vielleicht einfach gar nichts mehr umhauen konnte: „Ach sowas passiert den besten."

Feierlich reckte er seinen Kelch über den ganzen Tisch.

Logan, die erstmals wagte, über den Rand ihres Brillengestells hervor zu schielen, konnte genau erkennen, wie konzentriert Fred damit beschäftigt war, eine Erbse aufzuspießen. Vielleicht lag es an der Wärme im Raum, doch sie war sich sicher, seine Stirn hatten einen matten Rotschimmer angenommen.

„Im sechsten Jahr hab ich Bethany Young aus der Klatscherbahn geschubst und dafür James vom Besen fliegen lassen, weißt du noch, Remus? Haben deshalb haushoch verloren."

Sirius, der seinem Schulfreund über den Tisch hinweg zuprostete, grinste breit und auch auf Lupins Lippen zeichnete sich der Anflug eines Lächelns.

„Stimmt." Seine Mundwinkel zuckten. „Du warst ja auch ganz wild darauf, sie ins Bett zu kriegen."

George prustete Kürbissaft über seinen ganzen Braten. Freds halbherziges „Hat's funktioniert?" ging darin beinah unter.

Der restliche Abend verging in einer unangenehmen Manie des Schweigens, in der Sirius zum Genuss aller Hogwartschüler weiter über Dolores Jane Umbridge herzog und Ginny verbissen versuchte, nicht eine neue Diskussion mit ihrer Mutter zu starten. Doch Georges Blick, der Logans dringend aufzufangen versuchte, wich sie bis zum Ende aus und auch seitens Fred folgten bloß noch halbherzige Witze. So konzentriert, wie er auf der Innenseite seiner Wange kaute, war ihm der Appetit vergangen.

So war es bereits spät, als sie mit dem Klirren des sich selbst abwaschendes Geschirr im Hintergrund neben Ginny auf dem abgewetzten Ledersofa im Wohnzimmer saß und die Zwillinge beim Zauberschach beobachtete.

„Dass es sie überhaupt stört, wie viele Portionen ich esse."

Logan vernahm Ginnys Beschwerden bloß fernab, während sie den weißen Turm in der Mitte des Spielfelds beäugte.

„Ist ja nicht so, dass wir mit Dad größere Sorgen hätten."

„Nun sei mal nicht ganz so streng zu Mum", kam es von George, ohne, dass er den Blick von den Händen seines Bruders nahm, die über seine Figuren kreisten.

„Ja genau", Fred schielte flüchtig zu Ginny empor. „Schließlich braucht sie ein Ventil, wo sie ihre Wut ablassen kann. Bei Dad geht's nicht mehr. Das Risiko, dass dann doch noch sein Herz stehen bleibt, ist zu groß."

Ginny rollte mit den Augen. „Ihr seid makaber."

Fred beendete seinen Zug mit seiner Dame, George schlug seinen Turm.

„Nur, weil's die Wahrheit ist." Allerdings beging George jetzt den Fehler und sah auf. „Gestern waren's wir, weil wir die -"

Seine Dame fiel. Fred lachte: „Schach matt!"

„Niemals!" George fuhr herum. „Mach das nochmal, den Zug hab ich nicht gesehen -"

Doch Logan unterband das sich anbahnende Durcheinander; zum einen, weil es unter ihren Nägeln brannte und zum anderen, weil sie Fred hatte mogeln sehen: „Wisst ihr eigentlich, was genau mit eurem Dad geschehen ist?"

George bedachte Fred mit einem so brennenden Blick, er hätte ihm einen Klammerfluch aufhalsen können. Aber dennoch wandte er sich Logan zu: „Er wurde von einer Schlange angegriffen."

„Mitten in der Nacht im Ministerium?"

Siegessicher sammelte Fred all die geschlagenen Figuren seines Bruders ein.

„Glaub mir, das finden wir genauso ungewöhnlich wie du." Und dann sah er auf, sah sie das erste Mal seit ihrer Ankunft an und dort war nichts, was Verborgen lag. „Aber wir kriegen auch keine Antwort darauf."

An diesem Abend trudelten Kinsgley Shaklebolt und ein untersetzter Zauberer mit glimmendem Spitzhut, der auf den Namen Dädalus Diggel hörte, über die Türschwelle des Grimmauldplatzes, bevor es vollständig dunkel war und Molly scheuchte sie in ihre Zimmer empor, bevor Logan ihnen auch nur hätte über den Weg laufen können.

In diesen Momenten war es beinahe wie im Sommer, an dessen Nächten sich immer eine klammheimliche Stille zwischen die Flure gelegt hatte, wenn die Gespräche aus dem Salon nicht mehr bis an die Treppe drangen. Nur ertrug Logan diesmal die Ruhe nicht.

Die Tür, an die sie später klopfte, war bloß angelehnt. Und die Scharniere knarrten, als sie hineinlugte.

Im Sommer war das hier Ginnys und Hermines Zimmer gewesen. Jetzt stapelten sich verräterisch unscheinbare Pappkisten an den Wänden empor und der Boden war bedeckt mit Schrauben und metallenen Kleinteilen, die Logan an ein ein gewisses neues Boxteleskop erinnerten.

„Kann ich helfen?"

Beinahe hätte sie die Stimme nicht verordnen können.

„Gleiche Frage an dich."

Erst, als Fred seinen Kopf aus dem Chaos hob, konnte sie ihn zwischen den Bergen aus Kartons und buntem Krimskrams ausfindig machen - der rote Funkenregen stoppte, ein blaues Teleskop landete auf dem Boden.

Überrascht stand er auf. In der Kiste neben ihm klimperte es.

„Ich wollte eigentlich zu Ginny", erklärte Logan, was die Wahrheit war, lehnte sich nun aber gegen den hölzernen Türrahmen und lugte verstohlen in das Durcheinander hinein. Aus irgendeinem Grund waren die ungemachten Betten und blank verteilten Klamottenstücke zu privat um einzutreten.

Fred klopfte sich Ruß von den Fingern. „Ein Stockwerk höher."

„Weiß eure Ma von diesem -", hatte Logan mit einer wegwerfenden Handbewegung angesetzt und als Fred ihr folgte, schlängelte sich ein verschwörerisches Grinsen auf sein Gesicht.

„Noch nicht." Er tippte mit seinem Zauberstab gegen eine der Kisten - Confindo.

Plötzlich sah Logan bloß noch Bergeweise Pullover und zerknitterte Schulbücher.

„Chapeau."

Er zuckte resigniert die Achseln.

Unten aus der Küche ertönte ein Donnern, ein brachendes Geschirrklirren folgte.

„Eure Ma ist ziemlich aufgewühlt, kann das sein?"

Dann ein Besteckknallen, heiseres Gefluche, ein schriller Ruf - Ronald Weasley! - und Fred verzog amüsiert das Gesicht.

„Das kannst du laut sagen."

„Ich bin froh, dass euer Vater vor Weihnachten wiederkommt", sagte Logan, bevor sie in Stille verfallen konnten.

Fred holte tief Luft. In seinem Blick lag keinerlei Überraschung und auch nichts an Unbehagen. Stattdessen gab es diese Falte zwischen seinen Brauen, die zeigte, dass er ehrlich war: „Ich auch."

Irgendwo über ihnen trampelten Ron und Ginny über den Flur, doch Logan sah nur zu Fred.

„Wie geht es dir?" Darüber hatte sie in den vergangenen Stunden zu oft nachgedacht. „Wie wars hier?"

„Mies", antwortete er und schüppte wie beiläufig einen rotgoldenen Mannschaftspullover auf eines der Betten. Trotzdem grinste er, als er aufsah. „Aber vermutlich trotzdem besser als in Hogwarts."

„Mit Umbridge?" Logan schnaubte. „Bist du verrückt? Es war wundervoll."

Freds Mundwinkel zuckten. Und Logan fragte sich, ob es die Fahlheit der vergangenen Tage war, die ihn zwischen den Wänden dieses Hauses so anders aussehen ließ als den Jungen, dessen schallendes Gelächter die Große Halle füllte.

In den Gängen von Hogwarts hatte er immer schrecklich unerreichbar ausgesehen. Doch nun, wo er sich gegen das Bettende lehnte und die Hände in den Taschen vergrub, ein undefinierbaren Blick ins Nichts wahrte und mit ihm Erinnerungen an Momenten nachhing, zu denen Logan ihm nie folgen konnte, sah er viel greifbarer aus.

„Schräges Jahr, oder?", flüsterte sie also und wusste, dass dies eigentlich der Moment gewesen wäre, um zu gehen. Doch Fred strahlte schon immer irgendetwas aus, das Gehen unmöglich machte und als er zu ihr aufsah, wusste sie, dass er wollte, dass sie blieb.

Denn die Sorge war von seinem Gesicht verschwunden.

„Weißt du", sagte er und klang plötzlich so als wäre der Fred aus den Schlossgängen nie fort gewesen. Die Theatralik war wieder da: „Eigentlich hat alles angefangen, den Bach runterzugehen, als du nicht mit auf unsere Siegesparty gekommen bist."

Er machte einen schlendernden Schritt auf sie zu und sein herausfordernder Blick war genug, um Logan den Rücken strecken zu lassen.

„Autsch", machte sie und adaptierte das Lächeln, das er ihr entgegen brachte. „Hat dich das so verletzt?"

Fred machte eine ausladende Bewegung, beinah dramatisch. „Oh ich bin ein verdammt guter Tänzer und du wirst es nie erfahren."

Amüsiert schielte Logan in sein Gesicht. Fragte sich, warum mit ihm die Welt immer so viel Leichter war als wäre es eigentlich gar nicht so schwer, glücklich zu sein. Und warum sie sich nun die alles entscheidende Frage stellte, ob Fred Weasley wirklich ein guter Tänzer war. Und wie sich seine schlanken Finger an ihrer Taille anfühlen mussten.

„Manchmal weiß ich wirklich nicht, wo bei dir der Sarkasmus anfängt und wo er aufhört."

Das sagte sie mit genau demselben Witz, den auch er trug. In erster Linie, um sich von ihren Gedanken loszureißen. In zweiter Linie, weil sie Freds entblößtes Schnauben sehen wollte.

Doch der richtete sich bloß noch weiter auf. Und kam auf sie zu. Sprach so eindringlich, sie bereute es fast: „Ich mache keine Scherze. Nie." Wenn er so dicht vor ihr stand, waren seine Lippen ein hämisches Versprechen zu einer anderen Welt. „Alles immer todernst."

Es war nicht möglich, nicht zu ihm zu sehen. Und in solchen Momenten fragte Logan sich, ob Fred das wusste, denn jetzt sah er sie mit genau derselben Unverblümtheit an.

„Todernst?", erwiderte Logan und seine höhnisch verzogenen Lippen wurden zu einem Schmunzeln. Ein sanftes, irgendwie, und die Falten an seiner Nase glätteten sich.

„Hmm", machte er und sie hatte plötzlich das Gefühl, seine tiefer werdende Stimme würde in ihr widerhallen, als klänge sie in ihrem eigenen Brustkorb nach.

Einen winzigen Sekundenbruchteil lang, sah er sie einfach nur an.

„Weißt du, McLaggen -", sagte er dann und seine Augen tanzten über ihr Gesicht, als suchten sie nach einem Fixpunkt, konnten sich aber nicht für einen entscheiden, „ich seh, wie er das ständig macht."

„Was?"

Doch Fred hatte schon seine Hand erhoben und klemmte ihr eine Haarsträhne aus dem Brillengestell, führte sie bis an ihr Ohr. Zog die Fingerkuppen über ihre Haut als wisse er genau, was für ein Feuer er dort hinterließ.

Er schmunzelte noch immer. „Ist das sein Move? Wenn ja, dann versteh ich's. Ehrlich."

„Fred -"

Mit einem gequälten Ausdruck schloss er die Augen.

„Logan", sagte er und klang streng, die Stimme trotzdem unsagbar tief, „Flüster meinen Namen nicht so. Das macht was mit mir."

Sie konnte ihren eigenen Herzschlag bis an ihrem Gaumen spüren.

„Sag nicht, du kannst deine Kontrolle verlieren."

Prompt schlug Fred die Augen auf.

Noch immer waren sie sich so nah, er brauchte nur einen Schritt vorwärts tun und nichts würde sie trennen. Und beinah glaubte Logan, dass er es auch tat. Dass Fred es wollte, in diesem Augenblick, der wie alle anderen Momente mit ihm immer einfach kam, weil man sie nicht aufhalten und nichts an ihnen vorhersehen konnte.

„Niemals."

Und vielleicht hätte er den Schritt getan. Vielleicht bildete Logan sich auch schon die Berührung seiner Hände ein. Schaltete sich schon, weil sie das wollte. Weil sie den ganzen Abend schon nur daran dachte. Doch im nächsten Moment trommelten Schritte über den Flur und Freds Augen glitten von ihrem Gesicht, in die Dunkelheit des Korridors hinein.

„Fred!" In Georges Stimme war genug Dringlichkeit darin, um sie beide herumfahren zu lassen. Fast wäre er an der offen stehenden Zimmertür vorbeigeschliddert, bekam grade noch rechtzeitig den Türrahmen zu greifen - „Fred, sie sind wieder im Salon."

Freds Augen weiteten sich. „Willst du's riskieren?"

George grinste bis über beide Ohren. „Auf jeden Fall!"

Und das, was in seinen Händen baumelte, kannte Logan von den Unterrichtsstunden bei Binns.

Gerne hätte sie gefragt, was es mit diesem kryptischen Trubel auf sich hatte, doch Fred war schneller an ihr vorbei, als dass sie auch nur irgendeine Frage hätte stellen können und als sie den Zwillingen folgte, wurde ihr ein Teil der Lage klar.

Ein Teil, der aus allen anderen Weasley-Geschwistern, Hermine und Harry bestand, die gemeinsam um das Geländer im Treppenhaus kauerten. Unten, im Erdgeschoss des Hauses, drang ein dünner Lichtspalt aus der Salontür, einzelne Schatten tanzten vorher. Kein Laut war zu hören.

Fred packte Logan am Handgelenk und zog sie ebenfalls in die Hocke, während George die rosanen Hörmuscheln der Langziehohren herumreichte.

„Was, bei Merlin -"

Doch George brachte sie mit einem Zischen zum Schweigen. Über ihnen knarrten die Fensterläden.

„Sie dürfen uns nicht hören."

Abwartend drehte Logan die Hörmuscheln in ihrer Hand, während Fred die fleischigen, sich nach Geräuschen reckenden Enden in die Tiefe gleiten ließ.

Ginny beugte sich vor und raunte: „Als wir hergekommen sind, ist fast der ganze Orden jeden Abend hier gewesen."

„Jeden Abend?" Logan folgte ihrem vielsagenden Blick zu dem Lichtschein am Boden hinab. „Worüber reden sie?"

George zuckte die Achseln. „Wissen wir nicht."

Ein klein wenig unsanft stieß er Fred in die Rippen und hielt ihn so an, die Ohren langsamer abzulassen. Dann wandte er sich wieder Logan zu: „Mum ist uns ziemlich schnell mit den Langziehohren auf die Schliche gekommen."

Fred reckte den Kopf. Er sprach so leise, dass sie seinen Atem spürte: „Am Anfang hatten wir noch keine Lösung gegen ihren Muffliato." Sie waren sich so nah, sie konnte seine Arme neben ihr arbeiten fühlen. „Aber jetzt haben wir vielleicht -"

Ron unterbrach ihn mit einem Zischen und prompt pressten sich alle ihre Hörmuschel ans Ohr. Fred hielt inne, die Ohren baumelten knapp über dem Boden.

„Das - uns - keine Antwort sein."

Kingsley Shacklebolts Stimme war fern, brüchig und von einem rauschigen Knistern durchzogen als hätte jemand den Sendeempfänger eines alten Autoradios verstellt. Und doch war sie da. Hermines Augen leuchteten und Fred stieß George gegen die Schulter.

„- ist nur ein Gerücht."

„Gerüchte können gefährlich sein, wenn man sie nicht ernstzunehmen weiß."

„Ist das Mad-Eye?", flüsterte Harry, „Der ist eben noch gar nicht da gewe-"

Hermine brachte ihn zum Schweigen.

„Ich werde es morgen herausfinden."

„Bist du dir sicher, dass dich nicht jemand von uns begleiten sollte?"

„Am besten du selber, Sirius?" Ein rauchiges Lachen folgte.

„Nein, hier - niemand Askaban, wenn - nicht - Fudge -"

George schnippte gegen die blassen Fäden -

„Hey!" Fred war aufgesprungen und zog die Schnüre hinauf, doch ein Widerstand hielt sie am Boden fest.

Hermine hämmerte gegen das Holzgeländer. „Nein, Krummbein -"

Doch es war zu spät. Ein massiger, roter Kater hatte sich ihr Hörgeräte zum Abendessen gemacht.

George ließ seine Hörmuschel fallen. „Na super."

Im blassen Licht des Flures konnten sie das Tier mit den Bändern im Schlepptau in der Dunkelheit verschwinden sehen.

Fred holte den Rest der Schnüre ein, die an den Hörmuscheln übrig geblieben waren. Lehnte sich zurück. Seine Bewegungen waren Logan noch nie so bewusst gewesen.

Er lachte. „Du schuldest uns einen, Hermine, ernsthaft."

Trotzdem sah er Logan an, als sie sich erhoben, während das matte Mondlicht durch die verschlissenen Flurfenster brach. Als teilten sie seit heute ein Geheimnis, so verschwörerisch folgte ihr sein Grün, während sie die Treppen hinauf verschwand.

Und beinah glaubte sie, zu erkennen, dass sein Niemals eigentlich ein Vielleicht gewesen war. Ein kurzer, flüchtiger Moment, den nicht einmal er verstand.

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Hach. It's some kind of home, isn't it? 

Nehmt dieses Kapitel als kleine Ankündigung für all die Dinge, die uns noch treffen werden: Spannung zwischen Logan und Fred und Neuigkeiten vom Orden.

Also, habt ihr eine Idee, worum es in dem Ordengespräch gehen könnte, das wir abgehört haben? Die breaking news dazu lüften sich auch schon am Dienstag, also keine Sorge.

Und, just out of curiosity, wer von Logan und Fred würde wohl den ersten move machen? I mean, I feel like it's obvious but just for the record.

Was ich übrigens eben in meinen Stats gesehen habe und was der absolute Oberhammer ist, ist Folgendes: 10.8k Kommentare hat diese Geschichte. 10.8k KOMMENTARE. Das bedeutet, dass ihr mir im Schnitt gute 5.4k Mal was dagelassen habt. ICH BIN BAFF. Und over the moon. Ich hätte mir nie erträumen können, dass diese Geschichte so viel wertvolle Interaktionen hervorbringen kann, I am beyond thankful.

Ich freue mich irre auf Dienstag.  Until then: Hold on tight to Rob and Corbs as long as you can. 

See you on Tuesday. Please mask up and stay good. 

Alles Liebe, Ally x

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