26 | versprochen.
In den kommenden Tagen wurden die Morgenden zu den schlimmsten Stunden, die Logan je in Hogwarts verbracht hatte. Wann immer die neusten Ausgaben des Tagespropheten über die Schülerschar hinwegsausten, hielt die gesamte Halle in schrecklicher Erwartung den Atem an.
Doch obwohl die Bilder der ausgebrochenen Todesser nicht von den Titelseiten verschwanden, blieben neue Schreckensnachrichten aus. Und wenn man wollte, konnte man den Regen auf den Ländereien vergessen, sobald man in der Wärme der Bibliotheksräume saß.
„Das muss wunderschön sein."
Es war Mittwoch, als Annes träumerische Stimme in die Stille ihrer Lernecke seufzte. Logan hatte ihr unausgesprochenes Versprechen an George nicht gebrochen und es waren bloß solch unangekündigte Momente wie diese, die sie die Idee von Verteidigungsgemeinschaften und geheimen Duelliertreffen vergessen ließ.
„Was? Das?" Naome hatte von ihrem Schulbuch aufgesehen; jetzt verzog sie das Gesicht. „Glaub mir, so gut küsst Zabini gar nicht."
„Wie bitte?"
Abrupt wachte Anne aus ihrem Tagtraum und bemerkte, in welche Richtung sie auf ihrem gedanklichen Weg ins Nichts gestarrt haben musste: Am anderen Ende des Bücherregals versanken zwei Slytherins einander; Logan wusste nicht einmal, wo der zweite Körper begann -
„Wäh, nein!" Anne schüttelte sich. „Doch nicht das - ich mein das!"
Demonstrativ rekte sie das Schulbuch aus ihrem Schoss empor, in das sie alle seit Stunden starrten. Theorien der Verteidigung.
„Patroni." Sie sprach es mit einer Ehrfurcht aus, die nur Träumer wie Anne tragen konnten und Logan wünschte sich, sie würde Hoffnung in sich spüren, die sich so hell anfühlte wie Annes Begeisterung strahlte. „Einen heraufzubeschwören, das muss der Wahnsinn sein."
„Jaah, das muss es wirklich. Nur werden wirs leider nie erfahren."
Manchmal glaubte Logan, Naome war bloß da, um Anne an die Wirklichkeit zu binden.
„Wenn wir wenigstens nicht nur drüber schreiben müssten - so langsam kann ichs nicht mehr hören." Naome schüttelte ihre Hand - „Ich krieg schon Hornhaut auf der Hornhaut" - und verteilte dickflüssige Tintentropfen quer über ihr Pergament. Zwölf Zoll fehlten ihnen noch.
Es war kein seltener Moment, aber trotzdem wünschte Logan sich mehr denn je Reed an diesen Ort. Ihre beste Freundin aus einem anderen Leben, die ihr mit Anekdoten ihres Onkels und seinen glorreichsten Tagen in den Ohren gelegen hätte; Onkel Fenrick, Mads, der hat immer gesagt, 'nen Patroni zu beschwören würde sich wie fliegen anfühlen; besser noch! Trotzdem haben wir's nie geschafft.
„Glaubt ihr, dass ihr euch verteidigen könntet?" Erst, als sie Naomes Feder sinken sah, verstand Logan, dass sie ihren Gedanken laut ausgesprochen hatte. Annes Stirn kräuselte sich, als würde sie nicht verstehen - „Wenn ihr da draußen wärt?"
„Wo?"
Logan nickte zu dem dünnen Fensterglas. „Na draußen." Es drohte lange dunkel zu werden. „Da, wo die Todesser sind."
„Du glaubst doch nicht, dass uns jemand angreifen würde?" Anne ließ ihr Schulbuch so kraftlos sinken, dass Logan ihre Frage augenblicklich bereute - könnte sie ihr bloß den Zauber über Patroni zurückbringen.
„Nein, ich mein - also ja, schon, nur -" Naome anzusehen half. Ihre Miene entglitt ihr fast nie. Also fragte Logan es erneut: „Könntet ihr euch verteidigen?"
„Ich habe mich in meinem Leben genau ein mal duelliert", beteuerte Naome mit gehobener Feder, tinten- wie bedeutungsschwer, bevor sie geradewegs auf Anne deutete. „Und das war gegen die da. Vor drei Jahren. Bei dem miesesten Professor, den wir je in Verteidigung Gegen die Dunklen Künste hatten."
Logan pfiff durch die Zähne. „Mieser als Umbridge?"
Naome schnaubte. „Oh du hast keine Ahnung."
„Meint ihr wirklich, dass wir uns verteidigen müssen?" Auf Annes Lippen war keine Belustigung gekrochen. Stattdessen warfen ihre dicken Brauen nun tiefe Schatten über die eben noch so klar leuchtenden Augen. „Dass wir Todessern begegnen? Eines Tages?"
„Naja", Naome ruckte mit den Achseln „wenn es so weit ist, werd ich es nicht können."
Und Logan hätte sie sich her gewünscht. Reed Macauley und ihre Abenteuerlust, geradewegs an diesen Ort. Reed, die sie aufgebaut und festgemauert hätte, die für die Last schwerwiegender Momente schon immer viel besser gemacht gewesen war.
Und während Anne und Naomes Gedanken wieder in ihren Schulbüchern versanken, sah Logan durch die Worte hindurch. Sah die ausgetrockneten Wiesen hinter einem Bauernhof in Enniscorthy in Irland, die große Linde mitten auf dem Feld. Sah Reed und ihren Bruder Oscar, Haare im Wind. Ihren Onkel, klein und knorpelig und grau, der ihnen jeden Sommer etwas neues gezeigt und von neuen Abenteuern berichtet hatte. Weißt du was, Mads? Bannbrecher muss der coolste Job der Welt sein. Irgendwann werd ich das auch.
„Es fühlt sich leicht an." Logan sagte es unvermittelt, aber trotzdem hob Anne erwartungsvoll den Kopf. „Einen Patroni heraufzubeschwören. Wie eine Feder in die Luft zu pusten."
„Woher weißt du das?"
Naome musste den Erinnerungsschmerz auf Logans Miene sehen, denn zum ersten Mal seit einer Weile sah sie nicht anklagend, sondern mitfühlend aus.
„Der Onkel meiner Freundin ist Bannbrecher. Er hat es mal gekonnt."
Komm, Mads, wir überreden Fenrick, es uns bei zubringen! Vielleicht macht er's ja.
Logan wusste, die Erinnerung, die sie damals mit Glück erfüllte, würde heute nicht mehr funktionieren. Und der silbrig schöne Schleier, der ihre gestaltlosen Patronusversuche einst gewesen waren, wären nun höchstens noch dunkler Ausdruck ihres bitteren Schmerzes.
„Ist das dein Ernst?" Das entfuhr Fred bloß zwei Tage später, nachdem Bins sie aus seinem Raum gescheucht hatte.
Auch George starrte sie an als müsse Logan sich jede Sekunde in Luft auflösen - oder zumindest ihren Kopf verlieren.
„Vollkommen irreversibel?"
Logan seufzte und surrte die Gurrte ihres Stoffrucksacks strämmer. „Ja, Jungs, ich änder meine Meinung nicht."
Fred beschleunigte seine Schritte, wandte sich rückwärts und bremste sie aus: „Aber wieso? Du kannst mir nicht sagen, dass -"
„Ich will mir einfach keinen Ärger einhandeln, verstanden?"
„Tust du doch gar nicht, wir -", bemühte sich Fred auf ein Neues und Logan blieb stehen.
„Ehrlich." Das war all der Nachdruck, den sie aufbringen konnte. „Danke trotzdem, dass ihr's mir erzählt habt."
Sie hatte diese Entscheidung nicht in der Bibliothek gefällt. Auch nicht, als Anne ihr noch beim Abendbrot über Patroni in den Ohren gelegen hatte. Nur die schlaflosen Stunden im Schlafsaal hatten beinahe etwas geändert - als sie die lebhaften Erinnerungen an die Patronus-Übungsstunden im vergangenen Sommer nicht aus ihren Gedanken löschen konnte. Die Anstrengung, die es kostete. Die Verbissenheit, das Gefühl, wenn silbriges Licht aus dem Zauberstab ströhmte; der Jubel, als es Reeds Bruder gelungen war. Aber trotzdem änderte es sich nicht. Dieses garstige Gewissen in ihr, das gegen ihre Schädelwand klopfte. Und so hatte Logan es eigentlich früher gewusst, direkt zu Anfang geahnt und schon immer mit sich herumgetragen wie ein Korn, das ihr fies im Hals stecken geblieben war.
Sich unter der Nase der Ministersekretärin gegen das Ministerium aufzulehnen, war mit Sicherheit nicht das, was der Orden des Phönix unter nicht auffallen definieren würde. Und mit Sicherheit nicht das, was ihr Antworten zu ihrer Familie brachte.
Das, so hoffte Logan, würde Fred vielleicht nie verstehen müssen. Dafür nahm sie aber auch sein herablassendes Schnauben in Kauf, als er sich kopfschüttelnd wieder neben ihr einfädelte.
„Es tut mir leid, Fred", raunte sie ihm zu und wusste ebenfalls, dass er auch das nie verstehen würde: Wie leid es ihr wirklich tat. Und wie sehr sie wollte. „Aber ich hab echt noch 'ne Menge anderes Kram zu tun."
„Is ja gut", entgegnete er und kickte eine Pergamentkugel die Menge entlang. „Solange dieses andere Kram nicht Corben McLaggen ist."
Logan hätte fast ihr Geschichtsbuch fallen gelassen - „Wie bitte?"
Die Zwillinge tauschten bloß einen verstohlenen Blick und Fred grinste. „Schon gut."
Doch das war es nicht. Denn von nun an musste sie bei jeder anstehenden Stunde, in der sie die Rückbank mit George teilte, Andeutungen und Lehrhinweise über sich ergehen lassen, die sie viel eher schlecht als recht zum Umdenken motivieren sollten – Ein Patronus. Wär doch irre, wenn man das könnte, oder?; Meiner wär ein Löwe, bin ich mir sicher; Stell dir vor, du könntest Flint an die Wand nageln, mit einem Zauberspruch!; Umbridge stumm hexen wär doch was, oder etwa nicht?
Jedoch änderte sie ihre Meinung nicht. Auch, wenn sich Fred und Georges Blicke bei jedem Mal, wenn sie sie abblitzen ließ, verfinsterte. Und der Kompass in ihrer Umhangtasche um Zentner schwerer wurde.
Den buchsierte Logan nämlich noch immer quer über die Ländereien und wo auch immer sie hinging: Er begleitete sie. Jedoch blieben weitere Ungewöhnlichkeiten an ihm aus und kein einziges Mal stockte die dünne, silbrige Nadel in Nordrichtung. So war das einzige, was ihr all das Draufgeschiele zwischen den Unterrichtsstunden brachte, eine stets missmutiger werdende Laune.
Einzig die Sonntage, an denen die Ruinentür hinter ihnen ins Schloss fiel und der Kompass endlich in der Tischmitte landete, wandelten sich zu Logans Lichtblicken.
Sie näherten sich nach zwei Wochen langsam den letzten Seiten der zwölf Kapitel und es war der Sonntag, bevor man sie wieder nach Hogsmeade ließ, als Corben in die Hände klatschte - „Ich habs."
Logan sah so schnell auf, dass ihre Wirbelsäule knackte.
„Hier stehts." Er deutete auf den zweitletzten Absatz seines Kapitels und Robs Stuhlbeine scharrten, als er sich über den Tisch zu ihm beugte.
„Wir sind uns doch sicher, dass es sich bei dem Wegweiser und dem Fluch um eine parasitäre Verbindung handelt, richtig?", rekapitulierte er ihre Diskussion der vergangenen Woche und tippte mit der Spitze seines Zauberstabes geistesabwesend gegen den Kompass, während das Grau seiner Augen die Zeilen scannte. „Hier steht: 'Lebt ein Zauber in der Hülle eines anderen, erschließt sich eine parasitäre Klassifizierung. Parasitäre Flüche lassen sich lediglich darin unterscheiden, ob sie versuchen -'"
„'ihren Wirt zu zerstören, oder durch ihn zu handeln'." Logans Netzhaut brannte, als sie ohne zu blinzeln die Worte inhalierte. Sie drückten so fest gegen ihr Bewusstsein und hingen wie blei in der Luft: Ob sie versuchen, ihren Wirt zu zerstören oder durch ihn zu handeln.
Corben stemmte die Arme auf den Tisch. „Glaubt ihr, dass der Fluch den Kompass zerstören will?"
Die Nadel drehte sich und für einen Moment bildete Logan sich ein, sie ginge schneller; als hätte der Wegweiser sie gehört -
Dann sah sie auf. „Hätte er das dann nicht schon lange getan? Ihn zerstört?" Und plötzlich fiel ihr ein, was sie erst vergangenen Morgen bei einbrechendem Sonnenaufgang hinter ihren Schlafsaalvorhängen überflogen war: „Ich glaube, dass es was anderes ist. Schaut mal ein Kapitel weiter."
Die steifen Buchseiten knackten, als Corben sie umwarf - er las vor: „'Unterklassifizierung parasitärer Flüche: Malignativ und vital'."
„Wie du sagst: Entweder will ein festgesessener, schwarzmagischer Fluch in einem anderen Körper seinen Wirt entweder zerstören, oder manipulieren. Und ich glaube nicht, dass dieser Fluch zerstören soll." Sie konnte sehen, wie sich Corbens Blick zu einer Erkenntnis klärte, also beteuerte sie: „Er soll ihn manipulieren."
„Dich also gar nicht zum größten Glück führen. Sondern ganz woanders hin."
Rob, der ihnen abwartend gelauscht hatte, ließ sein Feuerzeug klicken. „Wie eine Schatzkarte."
Logan nickte. „Wie eine Schatzkarte." Corbens Finger umspielten das hölzerne Gehäuse und seine Kuppen blieben dort, wo er ihn berührte, vor Kälte weiß. „Als hätte sich jemand einen Weg gemerkt."
„Meinst du, deshalb dreht er sich? Weil zwei Zauber unterschiedliche Ziele haben und sie gleich stark sind?"
Die Lehne von Robs Stuhl knarzte - „Das würde erklären, was Jope in Hogsmeade gesagt hat."
„Und, warum er manchmal stoppt." Logan hatte es ausgesprochen, weil sie die Worte nicht in sich hatte behalten können. Nicht mehr zumindest.
Diese Tatsache war neu und Corbens Blick schoss zu ihr.
„Er stoppt. Manchmal", wiederholte sie deshalb und widerstand dem Drang, das hölzerne Gehäuse zu berühren. „Es ist Zufall, es gibt kein Muster. Er zeigt einfach irgendwohin. Aber nie lange genug, damit ich ihm folgen kann."
Auf Robs Mine zog sich ein Hauch an Erkenntnis - Deswegen bist du in mich hineingerannt.
Corben missinterpretierte den angespannten Blick, den Logan und Rob tauschten: „Meint ihr, das bedeutet irgendetwas?"
Logan presste sich in ihre Lehen zurück. Wenn sie auf ihr Buch zurück starrte und die Finger um den Einband schlang, musste sie nicht mit der Versuchung spielen. Trotzdem sagte sie, was ihr schon seit Tagen durch den Kopf ging: „Es bedeutet, dass einer der beiden Zauber den anderen besiegt. Nur für einen Moment zumindest."
Rob schnaubte; unter seine Stirn hatten sich schattentiefe Falten gekerbt. „Hoffen wir, dass es nicht der Schwarzmagische ist."
Dieser Gedanke verfolgte Logan bis in ihren Schlaf hinein.
Die Idee, ein gemeinsames Antreten gegen Umbridges zweifelhafte Lehrmethoden in Gang zu setzen, beflügelte derweil bis zum darauffolgenden Wochenende ganz Hogwarts. Und das, ohne die verborgenen Ecken des Schlosses je wirklich zu verlassen.
Weitergereicht hinter hervorgehaltenen Händen und unter strengster Kontrolle seitens Hermine Granger breitete sich die Information eines geheimen Treffens aus wie eine gut gesäte Teufelsschlinge, die sich bloß wählerisch und äußerst prädestiniert um ihre Opfer wand. Und eigentlich konnte es kaum auffallen: Am Samstag Morgen zum Frühstück steckten nicht mehr Leute ihre Köpfe gemeinsam als sonst. Doch mehrere dieser Gruppen sprachen über ein und dasselbe Thema und Logan wusste, worüber drei Hufflepuffs aus dem fünften Jahr diskutieren mussten, als sie immer wieder verstohlene Blicke zu Harry hinüberwarfen.
Was sich wohl als Protestaktion im Gemeinschaftsraum der Gryffindors entwickelt hatte, war also bis zum nächsten Hogsmeade-Wochenende lange über die Grenzen des Westturm hinausgeschwappt und die Weasleyzwillinge brauchten Logan gar nicht mehr unnachgiebig mit Überredungsversuchen quälen, denn Naome trat ihnen am Samstagmorgen ziemlich galant zur Seite.
Mit feurigem Blick und in ihrem Pudding stocherndem Silberlöffel starrte sie nämlich schon zum vierten Mal gebannt ihre Freundinnen an.
„Nein."
Logan warf eine Brötchenhälfte zurück in den gepflochtenen Korb.
Naomes Mine entgleiste, sie beugte sich vor. „Wie bitte?"
„Nein, kommt gar nicht in Frage." Logan stemmte ihren Messergriff auf die Tischplatte. Ohne auch bloß mit der Wimper zu zucken hielt sie dem Kiefermalmen ihrer Freundin stand, als sie erklärte: „Ich will mir keinen Ärger einhandeln."
Anne neben ihr schnippte mit den Fingern. „Da hast dus." Auch sie lehnte sich vor und senkte ihren Kürbissaft nieder; Naome sah drein, als hätten sie ihr eine Backpfeife erteilt. „Ist viel zu riskant, wenn Umbridge euch -"
„Ey! Lerngruppen sind nicht verboten und mehr soll doch gar nicht passieren." Sie sprach so gedrungen, dass heiße Luft pfeifend zwischen ihren Zähnen entwich und die langen Ohrringe unter ihrem kurzen Haar wild gegen ihre Wangen baumelten. Sie erinnerte sie ein wenig an Tonks, wenn man sie unter ihrem vollen Vornamen angesprochen hatte. „Hingehen und anhören wird euch schon nicht weh tun."
Logan rollte mit den Augen. Sie hätte wissen müssen, dass sich ihre Freundin dafür begeistern würde, auch wenn sie auf dem Weg zur großen Halle noch bitter erschrocken gewesen war. Dabei ging es Naome Corner gar nicht ums Regelnbrechen, um Protestaktionen oder Rebellion. Es ging darum, etwas zu lernen, sich auf die UTZ-Prüfungen vorzubereiten und das gleichzeitig mit dem Jungen, der dem dunklen Lord entkam, als ihr Lehrer. Quasi ein ziemlich sicheres "Erwartungen Übertroffen".
Sie war gerade dabei gewesen, das Thema fallen zu lassen und sich der Marmelade zuzuwenden, da kam Logan ein Gedanke.
„Woher weißt du überhaupt davon?"
Naome sah auf.
„Die Zwillinge behandeln es wie ein Heiligtum, von dem niemand -"
„Michael."
Sie sprach die Antwort als hätte es offensichtlich sein sollen, doch Logan zeigte kein Zucken und war dankbar, dass Anne nachharkte: „Dein Bruder?"
„Ja, er datet Ginny Weasley." Sie warf sich einen dicken Wollschal über die Schultern. „Er hats mir erzählt und ich geh hin. Ob ihr dabei seid oder nicht."
Doch Logan schenkte ihr nur ein Achselzucken, wenn im Innern auch recht missmutig. Es war nämlich belanglos wie sie es drehte und wendete, ob sie sich einzureden versuchte - an einem geheimen Verteidigungstreffen teilzunehmen wäre auch nicht viel schlimmer, als Abends alleine in einem Klassenzimmer Bücher über schwarze Magie zu lesen - so wirklich erdrosseln konnte sie die sorgsame Stimme in ihrem Hinterkopf nicht. Die Stimme, die zwar helfen, aber sich vielmehr um ihre eigenen Rätsel sorgen wollte.
Und dieses Wissen bekräftigte sich nur, als Corben sie auf dem Weg aus der großen Halle im Eingangsbereich abfing.
Das schmiedeeiserne Tor stand bereits offen und eisige Herbstluft trug Kälte und trockenes Laub wie einen Lockruf hinein. Corben hatte sich seinen Hausschal um den Hals geschlungen und hielt sie eng am Arm, als er sich zu ihr beugte. Seine Augen glitten die aufbrechende Menge entlang.
„Rob und ich haben beschlossen, zu Jope zu gehen." Er sagte es mit einer Direktheit, die Logans Blick zu ihm schießen ließ.
„Wie?"
Seine Mundwinkel zuckten, der Widerwille von vor drei Wochen war derselbe. Glaub mir, eigentlich will ich nicht.
„Wir hoffen, dass er uns ein bisschen was über Fluchtrennung erzählen kann. Wie wirs am besten angehen können -" Er grinste. „Rob meint immer noch, wir sollten einfach die Hülle sprengen."
Logan schnaubte, sie vergrub ihr Lachen jedoch in ihrem Pulloverkragen. „Kannst ihm sagen, dass das gar nicht in Frage kommt."
Corben bedachte sie mit einer ausladenden Geste; Das sag ich ihm zu oft und er versteht es zu selten.
„Sagst du bescheid, wenn ihr zurück seid?", fragte sie ihn, bevor er seinen Mantel enger zu surren konnte. Das dunkle Braun ließ seine Haut blasser und den Kiefer noch scharfkantiger wirken, als hätte man ihn für so einen Moment geformt. Oder für ein tosendes Quidditchstadion.
Er nickte. „Na klar."
„Passt auf euch auf." Sie sagte es, ohne wirklich zu wissen, wieso. „Lasst euch nicht beschatten."
Sein Lachen war hell, bevor er zum Tor davon zog; Robs Zigarettenqualmduft wehte bis hier her an sie heran.
„Wir doch nicht."
Und damit war er verschwunden.
„Eine letzte Chance hast du noch."
Sie hatte den Jeansstoff hinter sich knistern hören, bevor er gesprochen hatte und sowieso hätte er sich nie an sie anschleichen können. An jeden, nur nicht an sie; seine Anwesenheit war viel zu klar.
Fred stand an den Stufen der Treppen und warf sich seine Jacke über. Sein feuerrotes Haar konkurrierte mit dem hereinwehenden Laub. Und das Grinsen, das er zeigte, sollte herausfordernd sein. In einem anderen Leben hätte das bei ihr gezogen.
„Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen", war in diesem aber alles, was sie zu ihm sagte.
„Wenn du Sorgen hast, dass ich dich in einem Duell platt machen würde, verspreche ich, zumindest nicht zu schummeln."
„Glaub mir, Fred, diese Sorge habe ich nicht im Geringsten."
Er lachte. Ein anderes Lachen als Corbens. Heller und frecher zugleich.
„Dann werden wir dich wohl einfach vermissen müssen, bis du dich erbarmst und dem Ruf zum Abenteuer folgst."
Das hätten Reeds Worte sein können, befand Logan und dachte an den Abend im Astronomieturm, an dem sie Fred Weasley einen Redner genannt hatte. Gerade glaubte sie, er würde nie wirklich verstehen, was sie eigentlich gemeint hatte.
„Dann müsst ihr das wohl", entgegnete sie also und schob sich an ihm vorbei die Treppe entlang. Fern von der letzten Chance, sich in einen vielleicht später angebotenen Arm einzuharken, fern von dem kribbelnden Gefühl verbotenen Abenteuers.
Und Fred stand dort und sah ihr nach. Mit diesem beißenden Grün und diesem schmallippigen Schmunzeln, den Sommersprossen und Logans Gewissheit, dass er ihr nachsehen würde, bis sie hinter der nächsten Biegung verschwunden war.
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Sie tut es also nicht. Logan geht nicht zur DA. Vorerst.
Dafür machen wir uns beim nächsten Treffen mit dem Trio mal 'nen klaren Plan, wie wir den Fluch abspalten, ohne das Gehäuse in die Luft zu jagen (thanks, Rob). So vom Gefühl: Glaubt ihr, wenn der Kompass stehen bleibt, gewinnt der "gute" oder der "schwarzmagische" Fluch? Zeigt er eher dahin, wo Logan für ihr größtes Glück als nächstes sein muss, oder dahin, wo der schwarzmagische Fluch sie haben will?
Out of curiosity: Wer glaubt ihr, macht in diesem Dreiecks-Wirrwar den ersten Move: Logan, Fred oder Corben? Davon sind wir nämlich gar nicht mehr so weit weg.
Eventuell werde ich es Samstag nicht schaffen, zu updaten, fyi. Dann gehts in einer Woche weiter.
Bis dahin möchte ich aber mal kurz die ur geniale Menge an Kommentaren anpreisen, die ihr mir wirklich jedes Mal da lasst. Ich weiß, dass das alles andere als selbstverständlich ist und gerade deshalb bedeutet es mir so viel. Könnte Tage nur damit verbringen, mit euch über all das hier und noch viel mehr zu reden. I mean, that's exactly what I'm doing this for. Also: Danke, für alles.
Wir sehen uns beim nächsten Kapitel, vorm Feuer im Gemeinschaftsraum. All the love as usual, Ally x
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