16 | verbündete.
Bis in den Beginn der nächsten Woche hinein sah Logan Rob kein einziges Mal wieder. Weder am Tisch der Slytherins, noch auf den Kerkerfluren und auch Corben erfuhr nichts von ihm. Stattdessen verging ein ruhiges Wochenende, das sie fast ausschließlich in der ungemütlichen Nässe des Quidditchplatzes verbrachte.
An manchen Abenden schrieb sie mit Anne an ihren Verwandlungsaufgaben oder las gemeinsam mit Naome im Tagespropheten, während draußen der Herbsteinbruch ströhmenden Regen brachte. Und manchmal, wenn es nach einem sowieso kaum erhellten Nachmittag dunkel wurde, sah sie über die Ländereien, erahnte das Treiben im Gryffindorturm und fragte sich, wann genau es sein würde, das Fred und George zum Nachsitzen bei Dolores Jane Umbridge erscheinen mussten.
Die Auflösung dieses Rätsels erhielt sie am Mittwoch, als sich ein äußerst verschlafene Katie Bell in der ersten Stunde auf die Reihe hinter ihr quetschte, während Professor Flitwick in aller seelenruhe das Klassenzimmer betrat. Die Plätze ihr schräg gegenüber, von wo aus Fred und George immer Grimassen schnitten, waren leer.
„Hey, Katie", zischte Logan der Gryffindor zu. Katie horchte auf und beugte sich vor. „Wo sind die Zwillinge?"
Sie verzog den Mund. „Ihr Nachsitzen bei Umbridge war gestern Abend." Etwas Verheißungsvolles schwang in ihren Worten mit und Angelina zeigte nicht mindere Besorgnis.
„Seit gestern Nachmittag hat sie keiner mehr gesehen. Nicht einmal Lee."
„Was glaubt ihr, wo sie sind?", raunte Logan Anne und Naome später zu, als sie auch in Verwandlung keine Spur der Zwillinge fanden.
Anne war grade dabei gewesen, ihr Silberbesteck in einen Vogel zu verwandeln und Naome sah ihr belustigt dabei zu, während blaue Federn aus ihrem Zauberstab schossen. Trotzdem antwortete sie, bloß beiläufig an Logan gewandt: „Ach, die zwei sind schlimmer als Rob. Die verschwinden ständig von der Bildfläche, ist gar nichts bei."
Insgeheim wünschte Logan sich, die gleiche Masse an Sorglosigkeit sammeln zu können, aber trotzdem huschte ihr Blick rasant durch die große Halle, als sie zum Mittagessen über die Schwelle traten.
„In der vierten waren sie mal ganze drei Tage weg", erinnerte sich Anne, die Logans lugende Mine gelesen hatte, und quetschte sich mit ihr an einer Schar Hufflepuffs zu ihrem Haustisch hindurch. „Solange, bis sie eine Taktik gefunden hatten, Snapes Haar lila zu färben und es ihm massig heimzuzahlen. Für was auch immer."
Doch auch diese Tatsache beruhigte sie nicht. Und so fühlte sich Logan, als brächte sie den ganzen Tag mit der ergebnislosen Suche nach Antworten zu, die ihr von beiden Hallenseiten fehlten: Weder Robs heller Lockenschopf tauchte in der Masse auf, noch hallte schallendes Gelächter vom Gryffindortisch und die Weasley Zwillinge blieben verschwunden.
Solange, bis die herbstliche Abenddämmerung kam und Logan sich gemeinsam mit Corben zum Abendessen unter das Abdach des Innenhofes verzog. Dünne Regenfäden nieselten auf den Stein und Logan spürte, wie ihr die frische Luft die von Wahrsagen übrig gebliebenen Kopfschmerzen vertrieb.
Corben war grade dabei gewesen, seine Pläne für den morgigen Trainingsabend in den Stein vor ihnen zu zeichnen; seine Nase war von der Kälte lange rot. Und beinahe hätte sie ihn verpasst. Den Jungen und dessen flüchtige Gestalt, die sich durch den prasselnden Regen vor ihnen davonzog. Bloß die Strähne eines Feuerroten Haares verriet ihn.
Überrascht sah Corben ihr hinterher - Warte mal kurz.
Die dumpfen Wassertropfen trommelten auf das Abdach des Innenhofes, als Logan den Weasley erreichte. Seine Schritte hatten sich verlangsamt und seine Kapuze glitt zäh in seinen Nacken. Trotz Logans hallender Schritte drehte er sich nicht um. Sie hätte ihn gegen das tiefste Herbstunwetter erkannt.
„Fred?"
Sein Rücken spannte sich. Als hätte sie ihn bei einer Missetat ertappt, fuhr er auf dem Absatz herum. Schrecklich zäh und das Gesicht zu einer Grimasse verzogen. Irgendetwas an ihm war fremd, ohne dass Logan es betiteln konnte; sie wusste nicht, ob es seine Ernsthaftigkeit oder die Ringe unter seinen Augen war.
Abwartend sah er sie an.
„Ihr wart nicht im Unterricht. Den ganzen Tag."
Leichtfertig hob er die Schultern. „Du dafür scheinbar schon." Leger deutete er einen Knicks an: „Sehr löblich."
„Ach komm schon, Fred - ich weiß, dass ihr nachgesessen habt, gestern Abend."
Er seufzte.
„Wo seid ihr den ganzen Tag gewesen?"
„Irgendwer muss doch unseren Rachefeldzug planen." Seine Stimme triefte vor Sarkasmus. Trotzdem wusste Logan, dass auch ein Hauch Ernsthaftigkeit darin lag. So wie in allem, was er sagte.
Für einen Moment überlegte sie, was sie ihm erwidern sollte. Fragte sich, was sie sich überhaupt von seinem Gesicht erhoffte und warum sie eigentlich den ganzen Tag danach Ausschau gehalten hatte. Nun starrte er sie an und es half ihr doch nichts. Er blieb unergründlich.
„Hey", raunte er schließlich und auch, wenn er Sanftmut in seine Stimme lang, war sein Blick pikiert. „Euer kleines Gespräch sah wichtig aus. Ich will dich nicht von dem Starkapitän des Jahrhunderts -"
„Ernsthaft, wars bei Umbridge so schlimm?"
Überrascht blinzelte Fred gegen den wolkenverhangenen Himmel an. „Wie?"
„Dass du mich anscheißen musst, obwohl ich nichts dafür kann?" Fred entwich ihrem Blick. „Zeig mir deine Hand."
„Jetzt sei nicht Angelina!"
„Ich dachte wir wären Freunde."
Sie hatte gar nicht gemerkt, wie arg ihre Lungen gespannt gewesen waren, bis all die Luft daraus entwich. Perplex starrte Fred in ihr blasses Gesicht.
„Sind wir doch auch, oder nicht?", erwiderte er, die Augen fest auf sie gepinnt.
Selbst aus der Entfernung, die sich zwischen sie zog wie zähes Gummi, konnte Logan den lilanen Fleck und die eitrige Schwellung auf seinem Handrücken sehen. Einfach, weil der Umhangsaum nicht reichte, um es vollständig vor ihr zu verschirmen. Und mit ihm, die dünne, krakelige Schrift, die sich tief unter seine Haut gesetzt hatte: Gehorsam ist der Weg zur Ordnung.
„Ich habs den ganzen Tag in Murplap-Essenz eingelegt, keine Sorge", versicherte Fred, als er ihrem Blick gefolgt war. Angestrebgt bemühte er sich, keine Miene zu verziehen, als er seine Han in der Umhangatsche verbarg. Das Zucken seines Kiefers verriet ihn.
Logan hingegen stand bloß da und verbot sich den Drang, ihn zu berühren, als richte das überhaupt etwas aus. Dabei sah er im drückenden Halbschatten und faden Schimmer des hereinwehenden Nieselregens kaum noch aus wie er selbst und nach rostigem Schutt und wohligem Feuerholz roch er lange nicht mehr. Und erst da begriff Logan, dass sie ihn in den vergangenen zwei Monaten noch nie wirklich verstanden hatte.
„Hast du nicht gleich noch Training?", bemühte er sich an einem seiner galanten Themenumschwünge und sein Visier huschte hinaus zum den Hinterhof, wo Corben sitzen und ihnen hinterhersehen musste. Dann sah er Logan an und grinste wieder. Sein altes, schelmisches Lachen; fast. Fast, denn die Winkel seiner Augen, die sich eigentlich immer in Falten warfen, blieben regungslos. „Darauf solltest du dich konzentrieren. Du willst ja nicht nächsten Samstag gegen uns verlieren."
Und dann, noch bevor sie ihm auch nur irgendetwas hätte entgegenbringen können, ging er. Und so, wie sie ihm hinterhersah, im dunsenen Licht dieses regnerischen Mittwochabends, da begriff sie viel zu spät, was eigentlich das Schlimmste an der ganzen Sache war. Erst dann, als er schon lange ging. Denn die Schrift, tief gekerbt in seinen Handrücken, die war nicht seine eigene gewesen. Es war Georges.
Nach ihrer eintägigen Abwesenheit erschienen die beiden Zwillinge am kommenden Tag wieder bei all ihren gemeinsamen Unterrichtsstunden. Beide trugen an ihrer jeweils linken Hand gräuliche Bandagen, die verschwörerisch selbstgebunden aussahen. Dennoch teilten sie sich während ihrer Zaubertrankstunde mit Lee einen Kessel und manchmal konnte Logan ihr gemeinsames Lachen hören.
Corben hingegen war an diesem Morgen während ihrer gesamten Doppelstunde schweigsam. Steif rieb er seine Lippen übereinander und Logan musste ihn davon abhalten, die Wurzeln der Tandespflanze anstelle ihrer Blüten in seinen Trank zu schütten.
„Bist du so nervös?", raunte sie, als Snape mit gerümpfter Nase und peitschendem Umhang davonwehte.
Corben, der grade dabei war, Blätter unter seinem Kolben zu zermalmen, sah zu ihr hinauf.
„Ich meine, es sind noch zehn Tage bis zum Spiel und wir stehen echt gut da. Kannst du dich nicht etwas entspannen?"
„Ich weiß." Rein stimmlich bemühte sich Corben vielleicht ruhig zu sein, doch sein ständig gegen ihr Tischbein tippelnder Fuß verriet vom Gegenteil. Also gab er nach: „Professor Flitwick war eben bei mir. Übernächste Woche werden Morren und Trenback von dem Ligavorstand da sein und sich das Spiel ansehen. Die wichtigsten Scouts der Liga."
Erstaunt spitzte Logan ihre Lippen. „Nein - wegen dir?"
Corben zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Wohl auch wegen Johnson von den Gryffindors." Flüchtig huschte sein Grau hinüber auf die andere Seite des Klassenzimmers, wo Angelina gerade in ihrem Trank rührte.
„Weiß sie das?", hauchte Logan, kaum sahen sie sich wieder gegenseitig an.
„Keinen Schimmer." Und dann sog er tief die Kerkerluft ein, wobei er sich beinahe an dem nebligen Rauch um sie verschluckte: „Aber ich nehme an, wessen Team das Spiel gewinnt, der bekommt den Platz. Für gewöhnlich vergeben sie nur ein einziges Stipendium pro Jahr. "
Und dieser Gedanke, gemeinsam mit Corbens Nervosität, verließ Logan bis zum kommenden Training nicht
George Weasley hingegen ließ sich mit später nur einem lauten Klonk seines vollgeladenen Rucksacks neben Logan auf der hintersten Bank in Professor Bins Unterrichtszimmer fallen. Seine sonst so vollen Wangen waren unter grauen Ringen eingefallen und er probierte sich gar nicht erst an einem Lächeln, als er Logan mit einem Gähnen begrüßte.
Sie musterte seine einbandagierte Hand, blieb aber still, als George den Verband zurechzupfte.
Die Unbekümmertheit, die er nun schon zwei Stunden aufrecht erhalten hatte, zehrte an seinen Kräften und er malmte beim Abschreiben von der Tafeln unaufhörlich mit den Backenzähnen. Aber trotzdem fragte Logan nicht. Sie dachte an Freds gleichgültigen Tonfall und verschluckte ihre Sorgen unter knappen, scheinfröhlichen Wortwechseln mit George - Langweiliger kann es gar nicht werden lassen; Toll, da sprechen wir schon über Grindelwald und ich schlaf trotzdem fast ein; Weißt du, was es heute zum Mittag gibt?
Und als sie dann das Klassenzimmer zum Essen verließen, hatte Logan die Bandage an seiner Hand zwar nicht vergessen, sich jedoch mit der Tatsache abgefunden, das keiner der Zwillinge wirklich erpicht auf einen Gefühlsaustausch war.
Corben hingegen brannte regelrecht auf seelischen Beistand und war bezüglich der Ankündigung der beiden Talentscouts so aufgelöst, dass er sich zum Abendessen ausversehen Kaffee in sein Müsli schüttete.
„Als es noch 'n Gerücht war, war ja alles okay", beteuerte er einer augenrollenden Naome, die sich genüsslich über seine Zerstreutheit amüsierte. Auch Brixton feixte. „Als mir mein Dad davon geschrieben hatte, er hätte sowas gehört und die Liga wär vielleicht interessiert - da hätte es ja auch Quatsch sein können, aber jetzt -"
„Entscheidet sich dein Leben für immer und ewig an diesem einen Tag da draußen auf dem Quidditchfeld", dramatisierte Naome und erfreute sich daran, Corbens Wangen noch mehr erbleichen zu sehen.
„Hör gar nicht hin." Anne dagegen zerrupfte gelassen ihr Käsebrot. Doch plötzlich flüsterte sie Logan hinter hervorgehaltener Hand zu: „Logan, sorg bloß dafür, dass die letzten Trainingseinheiten gut laufen, sonst fällt er nächste Woche vom Besen, bevor er überhaupt drauf sitzt."
Und das schien, während Corben mit apathischem Blick über die Menge hinweg an einem Sonnenblumenkern nagte, gar nicht mal so unwahrscheinlich.
Doch mittlerweile hatte Logan auch unabhängig von Corben das Feuer des Siegeswillens gepackt. Weil Fred und George aufgehört hatten, lauthals über die Flure zu schreien - Achtung achtung, neue Jägerin, letzte Ravenclaw Hoffnung, nicht berühren, sonst befleckt ihr ihr Können mit eurer Unfähigkeit - gab es für sie keine Antwort mehr, die sie Markus Flint noch entgegenbringen konnte, wenn sie vor Wahrsagen im Treppenhaus warteten: „Hey Ainsley, schon Flugangst?"
Und auch Rob kam ihr kein weiteres Mal zur Hilfe. Allgemein blieb er vollends verborgen und mit ihm auch ihr Kompass, was Logan mittlerweile ungeduldig werden ließ und ihr das Gefühl gab, mit der ganzen Sache einen Fehler begangen zu haben. Vielleicht hätte sie ihn nicht weggeben dürfen, vielleicht tat er in der Zeit etwas Wichtiges, was sie jetzt verpasste; vielleicht fand Rob tatsächlich etwas und zeigte ihr es nie. Vielleicht liefe er damit direkt zu Dumbledore und der würde dann erfahren, was für eine vielleicht wichtige Sache sie ihm verschwiegen hatte - Aber vielleicht war er auch nutzlos, vielleicht hatte Robert ihn vergessen und sie bekam ihn nun nie wieder zurück.
Das dachte sie sechs zehrende Tage lang, bevor Robs Silhouette am fernen Ende eines Korridors auftauchte.
Logan und Corben waren nach einem äußerst erfolgreichen Training - Corben hatte ihnen fürs Wochenende sogar einen freien Tag in Hogsmead versprochen -, grade auf dem Weg in den Gemeinschaftsraum gewesen, als Corben sein unrhythmisches Summen unterbrach. Das Peitschen eilender Schritte auf kaltem Stein war erschienen. Und mit ihm eine Gestalt am Ende des Zentralflurs.
„Hey, Jägerduo!" Bei dem Klang der schlackernden Stimme verzerrten sich Logans Eingeweide. Ein Slytherin, mit loser Krawatte und wehendem Lockenhaar, kam zu ihnen hinüber geeilt. „Ey ihr, bloß nicht bewegen!"
„Rob, was gibt's?"
Das laute Klatschen von Robs Sohlen auf dem kargen Stein verklang, als er schlitternd und mit schwerem Atem vor ihnen zum Stehen kam. Allerdings sah er seinen besten Freund gar nicht an. Seine Aufmerksam galt einzig und allein Logan, die den Ursprung seines drängenden Blicks direkt erahnte. Sie konnte es in seiner Umhangatsche sehen.
„Logan, es geht um den Kompass", sagte Rob dann auch schon ganz unverblümt und dort lag dieselbe Aufregung um ihn, wie auch schon an dem Nachmittag, an dem sie ihn übergeben hatte.
„Wieso? Hast du den etwa schon repariert?"
„Nein", Rob stemmte die Hände in die Hüften. „Ich hab noch nichts aus ihm rausbekommen. Aber ich hab einiges versucht und nicht mal der Offenbarungszauber zeigt etwas." Er holte tief Luft, damit sich sein noch immer unkontrollierter Atem beruhigte und presste die Finger fester in seine Seite. „Das ist ungewöhnlich. Ich meine, selbst wenns da nichts dran gäbe, müsste es mir das auch zeigen. Aber stattdessen krieg ich einfach gar nichts, keine Reaktion."
Der Regen draußen auf den Ländereien war leiser geworden, bloß das dumpfe Plomp einiger vereinzelten, von der Regenrinne abprallenden Tropfen fand noch seinen Weg zu ihnen. Ohne das monotone Rauschen im Hintergrund erschien die Szenerie schrecklich erstorben.
Corbens Blick jagte zwischen seinen Mitschülern hin und her, doch keiner von beiden beachtete ihn. Bis: „Welcher Kompass?"
Rob fuhr sich durch sein knotiges Haar und einzelne Strähnen lösten sich aus seinen Wimpern. „Logans Wegweiser."
Überrascht sah Corben zu ihr. „Du hast einen - was?"
Sie quittierte seine Verwunderung mit einem resignierten Achselzucken. „Ja, aber er ist kaputt."
„Deswegen ist er bei mir." Rob deutete mit beiden Daumen auf sich. „Aber er ist ungewöhnlich. Anders als alle, die man sonst so kennt." Dann kramte er in seiner Jackentasche und zog ihn hervor. Im spärlichen Licht des Korridors blitzte der Schalk aus seinen Augen, als er seine Handfläche vor die Nase hob und grinste: „Aber natürlich hab ich noch 'ne Idee."
„Und die wäre?"
Rob reckte das Kinn. „Hogsmead. Ich hab dort meine Kontakte."
Der Kompass sah genau so aus wie vor einer Woche. Das Summen, das aus dem hölzernen Gehäuse drang, hatte sich um keinen Deut verändert und noch immer raste die Nadel über das Zifferblatt.
„Was für Kontakte?" Logans Blick fixierte ausschließlich den spinnenden Zeiger, was ihr mehr Eingeweide verknotete als Cho beim Bilansky-Bluff zuzusehen.
Corben hatte seine Arme verschränkt und aus irgendeinem Grund erschien er der einzige zu sein, der dem Gegenstand zwischen ihnen erhaben war. Anstatt ihn anzustarren, huschten seine grauen Augen zwischen seinen Freunden hin und her, bis er in seltsam gedehnten Ton nachharkte: „Rob, mit Kontakten in Hogsmead meinst du doch nicht die Gormocks, oder?"
Robs Finger schlossen sich um dem Kompass und binnen Sekunden war er wieder verschwunden. Die Trance um Logan war gebrochen. Der Slytherin sah nun fast trotzig drein.
„Doch." Er hielt Logan den Kompass vor die Brust, bevor er ihn in ihre Hände fallen ließ. „Na klaro die Gormocks."
Corbens Seufzen musste seine Lippen gar nicht verlassen, damit Logan es in ihren Ohren hallen hörte.
„Irgendetwas ist mit dem Ding", schloss Rob unberührt und sprach nun ausschließlich zu Logan. „Und wenn du wissen willst, was es ist, dann musst du mit 'nem Profi sprechen, der dich nicht bescheißt. Und zu dem kann ich dich bringen."
„Ich kann aber nicht nach Hogsmead." Logan straffte ihre Schultern, noch während sie den Griff so fest um den Kompass schloss, dass er in ihre Gelenke schnitt. Die Aufregung, die sie bei Robs Vorschlag verspürt hatte, war verpufft. Bis vor dreißig Sekunden hätte sie nicht gedacht, dass sie angesichts dieser Tatsache einmal einen Kloß im Hals spüren würde. Naome, Anne und den Zwillingen hatte sie ihre Begleitung in das Zaubererdorf ja noch auf unsinnige Weise ausreden können, doch nun gingen ihr die Begründungen aus. Vor allem, weil ihr diese Verlockung unter den Nägeln brannte.
„Warum nicht?"
„Die Erlaubnis meiner Eltern kommt nicht mehr rechtzeitig an."
Für einen Moment zweifelte sie, dass die beiden Jungen diese lahme Begründung schlucken würden, doch keiner von beiden widersprach.
Eine kurze Stille trat ein, der Regen draußen auf den Ländereien hatte wieder eingesetzt und begleitete sie nun wie äußerst penetrante Hintergrundmusik. Logan biss fest auf ihre Wange; hätte sie es doch wenigstens versucht, hätte sie Professor Flitwick nur gefragt, ob man nicht eine Ausnahme machen könnte - ob es nun, zwei Tage zuvor, zu spät war?
Corbens Blick sah derweil äußerst gequält aus. So als wisse er, er würde seinen Vorschlag bereuen und als verstünde er, dass alle Logik dagegen sprach. Aber dennoch sagte er: „Was ist mit den Zwillingen?"
Logan wandte den Kopf. Ihr Quidditchkapitän erschien ziemlichen Widerwillen hinunter zu würgen.
„Die Weasleyzwillinge. Die kennen einen Weg nach Hogsmead, garantiert." Nun fiel Corbens Blick auf Rob, dessen Grinsen ihn bloß noch widerspenstiger werden ließ. Trotzdem schlug er vor: „Frag sie. Sie bringen dich sicher dorthin." Und dann, nur an seinen Freund gewandt: „Aber Rob, ihr geht da nicht alleine hin, diesmal geh ich mit." Er verschränkte die Arme noch enger vor der Brust. „Und ihr erzählt mir alles über das Ding. Und wehe, jemand von euch lügt."
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Ich habs schonmal gefragt, aber ich werd euch das noch ganz oft fragen: Was glaubt ihr, wer erfährt Logans Geheimnis zuerst, wem sagt sie es und wer erfährt es vielleicht nie?
Wir bewegen uns übrigens klar Richtung Antworten, was unser Kompass-Rätsel angeht. Und wir haben unsere Rätselallianz gefunden: Lust, mit Rob, Corben und Logan ein paar Geheimnisse aufzudecken? Und was glaubt ihr, was die Gormocks für Menschen sind?
Am Samstag streifen wir mit den Zwillingen Nachts durch die Gänge. Also zieht was Warmes an und nehmt Proviant mit. Soll heißen: Das Kapitel wird lang. Und mein liebstes bisher.
Ganz viel Liebe, Al
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