- unexpected chances ღ - L.
Louis P.o.V.
"Lou?" Die Stimme meiner Mutter halt durchs Haus, als die Tür hinter mir ins Schloss fällt. "Ja, ich bins." antworte ich ihr. "Du hast Post, ich hab's dir auf die Kommode gelegt." ruft sie aus der Küche. "Hast du Hunger? Nimm dir was von den Nudeln mit hoch, nicht das du mir verhungerst." Sie kommt mit einer viel zu vollen Schüssel in den Flur und reicht sie mir. "Mum, wer soll denn das alles essen?" frage ich grinsend. "Du, mein Schatz. Damit du groß und stark wirst." Sie streichelt mir über die Wange, weshalb ich lächeln muss. In Ihrem Kopf bin ich immer noch ihr kleiner Junge, der mit dem Fußball wie ein wahnsinniger durch den Garten gerannt ist. Das ich mittlerweile eigentlich ein 21-jähriger Mann bin, blendet sie oft aus. "Ich wachse nicht mehr Ma, auch wenn wir uns das vielleicht beide wünschen." sage ich mit unbegeistertem Unterton. "Du bist perfekt, so wie du bist, Boo Bear, mach dich nicht immer schlechter, als du bist." Sie gibt mir ein Küsschen auf die Wange, bevor sie mir die Jacke vom Arm nimmt und mir den Brief auf den Papierstapel in meinem anderen Arm legt.
In meinem Zimmer angekommen werfe ich den Stapel Papierkram, den ich von der Arbeit mitgebracht habe, samt Brief auf mein Bett und beschließe, es mir zum Essen vorerst mit meinem Laptop bequem zu machen, bevor ich mich mit dem Sortieren der Buchhaltungsunterlagen meines Chefs beschäftige. Das gehört eigentlich als Verkäufer in einem Spielzeuggeschäft nicht im Ansatz zu meinem Aufgabengebiet, aber.. was soll ich sagen, Nein sagen wir noch nie meine Stärke. Ich öffne den Laptop auf meinem Schoss und entscheide mich gegen Netflix - weil ich dann ganz sicher heute nichts mehr gebacken bekommen - und stattdessen für ein paar random Unterhaltungsvideos auf Youtube. Als ich das erste Video sehe, dass mir auf der Startseite empfohlen wird, muss ich unweigerlich grinsen. 'you will fall in love with Harry Styles after watching this (part 4)'.
Auf der Rückfahrt von London vor 4 Tagen hatte ich noch mehr mit der Müdigkeit zu kämpfen, als ich befürchtet hatte. Nach knapp 1 3/4 Stunden musste ich eine kurze Pause einlegen, in der ich einen Moment an der frischen Luft auf und ab gelaufen bin und mir eine Zigarette angesteckt habe. Ich hasse es selbst, aber ich komme einfach nicht davon los. Sobald ich gestresst bin oder mich etwas anstrengt, bilde ich mir ein, das mir das Rauchen neue Energie gibt. Eigentlich ist es aber nur eine verkackte Sucht, die mich und meine Gesundheit nach und nach von Innen langsam zerstört. Beim Scrollen durch mein Handy fiel mir damals das Video in meiner Wiedergabeliste wieder ein und ich konnte dem Drang, es mir anzusehen, nicht widerstehen. Ob das nun daran lag, dass ich mich von meiner Müdigkeit ablenken wollte, oder weil ich wissen wollte, ob der Titel die Wahrheit sagt - ich kann mich nicht mehr erinnern.
Das Ende vom Lied war, dass ich in der gleichen Nacht, anstatt zu schlafen, noch Part 2 & 3 dieser Videoreihe angesehen habe und auch danach kaum in den Schlaf gefunden habe. Auch wenn ich durch die Videos selbst daran Schuld war - Ich konnte einfach nicht aufhören, über Harry nachzudenken. So genervt ich auch am Anfang des Abends war, so froh war ich auf dem Nachhauseweg, dort gewesen zu sein. Immer darauf achtend, das Lottie es nicht mitbekommt, höre ich seit des Konzerts sein Album rauf und runter - irgendwie bringt mich seine Stimme immer zum Entspannen, ich fühle mich direkt gechillter, wenn ich den Playbutton drücke. Ohne es verhindern zu können, war ich innerhalb von 4 Tagen zum Fanboy geworden und folgte ihm auf sämtlichen Social Media Kanälen. Leider war er dort kaum aktiv, offenbar um sein Privatleben so gut es geht zu schützen - was absolut nachvollziehbar ist, nach all dem was ich in den letzten Tagen über ihn gelesen habe.
Anfangs war ich komplett verwirrt und nicht mal sicher, ob ich nach der richtigen Person gegoogelt hatte. In keinster Weise kam der Mann, den ich kennengelernt hatte, rüber wie dieser Aufreißer, der er laut den Medien war. Ich meine, seine Art ist wahnsinnig charmant und ich kann mir vorstellen, dass er All diese Menschen sicherlich dazu hätte bringen können, etwas mit ihm anzufangen - aber so respektvoll und zurückhaltend, wie er mit allen umgegangen war, passte das überhaupt nicht in das Bild, das ich von ihm hatte. Generell sollte man ja sowieso kaum Etwas viel Glauben schenken, was durch die Klatschpresse geistert, aber einigen Storys waren so abwegig, das ich nach kürzester Zeit mein Handy genervt in die Ecke geworfen habe. Ich will nicht wissen, wie es ihm gehen muss, wenn er sowas Tag für Tag über sich lesen muss.
Als ich gerade zum gefühlt 15. mal meinen Laptop angrinse - natürlich muss ich mir auch den 4. Teil dieser Videoreihe ansehen -, vibriert mein Handy neben mir. Jemand hat ein geschmackloses, sexualisierendes Bild von einer halbnackten Frau, die sich tief bückt, um ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen, in die Gruppe geschickt, die ich mit meinen Freunden habe. In den meisten Fällen reagiere ich einfach gar nicht auf Nachrichten dieser Art, weil ich es nicht schaffe, einen oberflächlichen Kommentar über die Form ihres Hinterteils abzugeben, ohne von mir selbst angeekelt zu sein. Da eine Diskussion mit den Jungs über die Frauenfeindlichkeit dieser Bilder sowieso sinnlos ist, verschwende ich auch dafür keine Energie. Durch das Image, dass ich mir vor den Jungs aufgebaut habe, würde mir das vermutlich sowieso niemand abnehmen.
Augenrollend werfe ich daher mein Handy wieder aufs Bett, weshalb der Brief von dem Stapel Unterlagen rutscht. Den hatte ich schon wieder ganz vergessen. Ich nehme ihn zur Hand und schaue darauf. Beim Absender muss ich kurz stutzen: 'Full Stop Management' steht auf der Rückseite des Umschlages und ich überlege kurz, warum mir das so bekannt vorkommt. Als ich ihn öffne, fällt mir wieder ein, wessen Management das ist.. Erst überfliege ich das Anschreiben nur flüchtig, da ich es für reine PR halte, weil ich vielleicht vergessen hatte, beim Meet & Greet das Häkchen für 'keine Werbung' zu setzen. Doch als ich eine handgeschriebene Notiz in der unteren rechten Ecke entdecke, beginne ich, mir das Ganze aufmerksam durchzulesen.
Es ist eine Einladung für eine Art 'Musik-Camp', für das man sich offensichtlich bewerben konnte. 'Zur Förderung und zum Austausch junger Talente' heißt es darin. Das Schreiben teilt mir mit, dass ich es in die Endrunde um einen der wenigen, begehrten Plätze geschafft haben soll und ich bin maximal verwirrt. Nur durch die handschriftlich hinzugefügte Info ergibt es alles etwas mehr Sinn für mich.
'...ich war einfach mal so frei, unser Gespräch als Bewerbung zu sehen ;) Ohne dich gehört zu haben, weiß ich, du hast einen Platz verdient. P.S.: Verzeih mir, dass ich meine Position ausnutze um dich zu deinem Glück zu zwingen, manchmal muss man einfach seine Privilegien ausschöpfen.. xoxo Nialler (:'
Sprachlos lasse ich das Schreiben in meiner Hand sinken und versuche zu verarbeiten, was hier gerade passiert. Wie kommt er auf die Idee, dass er mich ernsthaft 'zu meinem Glück zwingen' kann, wie er es so schön nennt? Ich fühle mich so unsicher, wenn es um Musik geht und ich hatte eigentlich auch das Gefühl, dass das bei unserem Gespräch deutlich geworden war. Ich will nicht bei Etwas gefördert werden, was aussichtslos ist. Und Austauschen will ich mich sicher auch mit niemandem. Ich traue mich nicht mal, vor irgendjemanden außerhalb dieses Haushalts zu singen oder Gitarre zu spielen, wie soll ich mich da vor völlig Fremden auch nur im Ansatz wohl genug fühlen, um mich zu öffnen?
Ich werfe das Schreiben neben mein Handy aufs Bett und nehme mir stattdessen die Unterlagen meines Chefs zur Hand. Später am Abend fällt mein Blick allerdings wieder auf die Einladung. Beim Betrachten des Stück Papiers fällt mir auf, dass durch das Licht meiner Nachttischlampe etwas durch das Papier scheint, das auf der Rückseite steht. 'Wenn du Fragen hast (ich bin mir sicher, du hast eine Menge haha), skype me.' hat Niall dort hingeschrieben und seine Kontaktdaten hinzugefügt. Ohne groß darüber nachzudenken, starte ich Skype und beginne den Videocall. Es dauert tatsächlich nicht lange, bis er ihn annimmt und mir freudig entgegen strahlt.
"Loooooooouis, Bro, alles gut? Ich sehe, du hast meinen Brief erhalten?" grinst er. Ohne ihn zu begrüßen sage ich kopfschüttelnd "Ist das dein fucking Ernst, Dude?" Ein breites Grinsen, begleitet von lässig zuckenden Schultern unterstreichen sein absolut überzeugtes "Klar! Das ist genau das, was du brauchst. Etwas mehr Selbstsicherheit, in dem was du tust." "Und du findest nicht, dass du mich vielleicht vorher mal hättest fragen können, bevor du mich in ein Programm einschleust, bei dem sich sicher jemand anderes wahnsinnig über die Chance gefreut hätte, die du mir einfach so geben willst?" sage ich mit zusammengezogenen Augenbrauen. "Du nimmst niemandem den Platz weg, ich hab einfach noch einen hinzugefügt für dich." Ein weiteres, selbstüberzeugtes Grinsen huscht über sein Gesicht. "Den Aufwand hättest du dir sparen können, ich werde es nicht annehmen." "Natürlich tust du das, Lou. Sonst wird das nie was mit der Menschenmenge, die deine Texte singt." Ich wusste, es war eine dumme Idee, ihm das zu erzählen. Aber wer konnte bitte damit rechnen, dass er direkt ein ganzes Projekt manipuliert, um mir Etwas aufzuzwingen, was ich gar nicht wollte?
Gut, dass ich es gar nicht wollte, ist vielleicht nicht ganz richtig. Tief im Innern schlummert schon der Traum, mit Musik Geld verdienen zu können. Wenn ich mit meiner Gitarre, die ich mir für 20 Pfund auf dem Flohmarkt gekauft habe, nachts auf meinem Bett sitze und schnulzige Liebessongs singe, fühle ich mich erst wirklich wie ich selbst. Beim Singen kann ich einfach los- und alles, was mich belastet rauslassen. Ich bin dann so verletzlich, wie ich es sonst nie zeigen würde - was auch der Grund dafür ist, warum ich es vor niemandem außer meiner Familie tue. Allein die Vorstellung vor Menschen aufzutreten, denen ich nicht vertraue - viel schlimmer noch, die ich nicht mal kenne - löst eine kleine Panikattacke in mir aus.
Weil er nicht locker lässt, verspreche ich Niall zumindest darüber nachzudenken. Er gibt mir noch seine Nummer, damit ich ihm innerhalb der nächsten 2 Tage meine Entscheidung mitteilen kann. Ich entscheide, zumindest Lottie davon zu erzählen, auch wenn ich genau weiß, dass auch Sie versuchen wird, mich zu überzeugen. Ich muss auf jeden Fall mit irgendwem darüber reden und irgendwie habe ich das Gefühl, das sie mich am ehesten verstehen könnte.
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10 days later...
Ich kann noch immer nicht fassen, dass Lottie tatsächlich geschafft hat, mich zu überreden. Ich weiß bis heute nicht, wie sie das angestellt hat. Aber ich sitze wirklich gerade im Zug nach London, mit meiner Gitarre und dem Nötigsten für die nächsten 4 Tage dabei. Ich habe ewig überlegt, wie ich mich hätte vorbereiten sollen, aber ich war einfach komplett überfordert mit der Gesamtsituation, sodass ich jetzt nicht im Ansatz weiß, was mich erwartet. Ich habe entschlossen, mich einfach darauf ein- und es auf mich zukommen zu lassen. Mehr bleibt mir sowieso nicht übrig.
Verwirrt stehe ich nun am Bahnhof Kings Cross und versuche mich gerade irgendwie zu orientieren, als ich jemanden hinter mir "Mister Tomlinson?" sagen höre. Ich drehe mich um und bin spontan unbegeistert. Da steht tatsächlich jemand mit einem Schild mit der Aufschrift 'Louis William Tomlinson' in der Hand vor mir. Vorallem, dass ich vermutlich die nächsten Tage ständig meinen Zweitnamen lesen muss, nervt mich jetzt schon. Ich begleite ihn zu einer schwarzen Limousine, die mich zu einem wahnsinnig pompösen Hotel in der Londoner Innenstadt bringt. Ich hatte eher mit einem günstigen B&B gerechnet, aber scheinbar hatte Full Stop Management zu viel Geld übrig.
Ich werde mit dem Aufzug auf eine Etage gebracht, die nur mit einem separaten Schlüssel erreichbar ist und mir fallen fast die Augen aus dem Kopf, als ich den Bereich betrete, bei dem ich sich um das Penthouse handeln muss. "Eurer Ernst?" frage ich mit ungläubigem Blick den sympathischen jungen Mann, der mich seit meiner Ankunft hier begleitet. Er schmunzelt etwas und nickt. "Die anderen Bewerber kommen morgen erst an, aber du darfst gern schon mal dein Zimmer beziehen. Im Grunde darfst du hier alles nutzen, aber eventuell wird das Allein etwas einsam." lacht er. "Ganz so allein bist du auch nicht." höre ich dann eine bekannte, irische Stimme aus einer nicht identifizierbaren Ecken kommen. "Du hast Nerven hier aufzutauchen, nachdem du mir das alles eingebrockt hast!" lache ich und gehe auf ihn zu. Wir hatten in den letzten Wochen des Öfteren Kontakt und ich habe den kleinen Idioten echt irgendwie ins Herz geschlossen.
Nachdem mich Niall zur Begrüßung in den Arm genommen und wir kurz gequatscht haben, hat er sich fürs Erste, mit der Begründung, er müsse noch etwas Arbeiten, wieder abgemeldet und ist im Aufzug verschwunden. Ich bin unfassbar schlecht im Schätzen, doch ich bin mir sicher, dass dieses Penthouse locker 100qm hat. Nachdem ich mich etwas umgesehen und mich in meinem Zimmer eingerichtet habe, gehe ich duschen und bestelle mir beim Zimmerservice eine Pizza. Da irgendjemand auf die glorreiche Idee gekommen ist, den großen Kamin im Hauptraum anzustochen und es aufgrund der Höhe dieser Etage nicht möglich ist, ein Fenster zu öffnen, ist es viel zu warm hier drin, sodass ich mich entscheide, mir nur eine Jogginghose anzuziehen und fürs Erste auf das Oberteil zu verzichten. Es ist ja sowieso niemand hier und wenn doch jemand auftauchen sollte, bin ich an der wichtigsten Stelle ja bedeckt.
Da ich trotzdem irgendwie das Bedürfnis habe, mich - auf was auch immer - vorzubereiten, nehme ich meine Gitarre zur Hand und singe ein paar Klassiker. Irgendwann habe ich Lust auf eine Lied, das eine Boygroup vor ein paar Monaten herausgebracht hat. Wenn meine Kumpel wüssten, dass ich sowas ab und an gerne höre - und sogar selbst singe - sie würden mir Worte an den Kopf werfen, die ich am liebsten nicht mal denken möchte. Vermutlich hätten sie vor allem homophobe Züge...Als ich gerade mittendrin bin, klingelt das Telefon. Die Rezeption teilt mir mit, dass meine Pizza fertig ist und bittet um Erlaubnis, sie mir hochzubringen. Wow, da bezieht man einmal im Leben ein solches Zimmer und man wird direkt behandelt, als wäre man jemand besonderes...
Ich sage dem Herrn am Telefon, dass es mich sehr freuen würde, meine Pizza in Empfang nehmen zu dürfen und stimme erneut 'End of the day' an. Ein paar Minuten später höre ich das leise *Ping* des Aufzuges. Da ich gerade kurz vorm Höhepunkt des Liedes angekommen bin, entscheide ich mich, das mit der Selbstsicherheit etwas zu üben (der Zimmerservice wird mich sicher nicht bewerten wollen) und singe ohne Unterbrechung weiter.
"..when the sun goes down I know that you and me and everything will be alright
and when the city's sleeping, you and I can stay awake and keep on dreaming
you and I can stay awake and keep on dreamiiiiiiing"
Der letzte Ton ist ziemlich hoch und langgezogen, sodass ich ehrlich gesagt wahnsinnig stolz bin, ihn tatsächlich recht gut getroffen zu haben. Bevor ich in den nächsten Refrain einsteigen kann, werde ich allerdings von einer tiefen Stimme unterbrochen, die mir mittlerweile viel zu vertraut ist.
"Wow. Das war... Wow." sagt er leise, als er im Türrahmen stehen bleibt.
♪Party died downstairs, had nothing left to do. Just me, him and the moon.♫
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Eine weitere All-Night-Writing-Session später, hier der nächste, ziemlich lange Teil C: Gibt's jemanden, der sowas vermutet hatte? Das Bedürfnis, Harry Lou singen hören zu lassen hat mich auf die Idee gebracht und irgendwie wollte ich Louis zusätzliche challengen. Bin super gespannt, was ihr sagt & freue mich, wenn ihr mich an Euren Gedanken teilhaben lasst. xoxo alyssa <3
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