- they don't know about us ღ - L.

Louis P.o.V.

Mein Handy, das im Minutentakt zu vibrieren beginnt, weckt mich am nächsten Morgen. Harry liegt auf mir, hat seinen Arm um meine Taille geschlungen und seinen Kopf auf meiner Brust platziert. Ich liebe es, ihm bei Schlafen zu zusehen. Er sieht so friedlich und unbesorgt aus, als wäre all der Stress nicht existent. Ich wickle mir eine Locke um den Finger und seufze leise. Was würde ich dafür tun, jeden Morgen genau dieses Bild sehen zu dürfen? 

 Leider kann ich diesen Moment nicht ausreichend genießen, denn meine volle Blase macht mir ziemlich deutlich, das sie zeitnah geleert werden will. Leise grummelt er, als ich ihn vorsichtig von mir schiebe, schläft allerdings anschließend seelenruhig weiter. Mein Handy vibriert erneut, weshalb ich es vom Ladekabel löse und mit ins Bad nehme. Ich will nicht, dass er davon geweckt wird.

Nachdem ich mein erlösendes kleines Geschäft erledigt habe und mir gerade die Hände wasche, vibriert das Handy neben den Waschbecken erneut. Ich sehe auf das aufleuchtenden Display. Es ist Lottie, die mir mittlerweile die gefühlt 25. Nachricht schickt. Wenn sie so einen Terror macht, muss es wichtig sein - zumindest für Lottie-Verhältnisse - deshalb setze ich mich kurz auf den Badewannenrand, um zu sehen, was sie von mir möchte.

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Lottie, 09:47am

»...Ich weiß, du hast im Zweifel gerade besseres zu tun (ich bin mir sogar ziemlich sicher um ehrlich zu sein, weil ich seit deiner 'Bin gut gelandet' Nachricht nichts mehr von dir gehört habe...) aber ich muss dir trotzdem ein paar Sachen zeigen...«

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Darauf folgen diverse Links zu Artikeln, dessen Überschriften nichts Gutes versprechen.

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Lottie, 10:21am

»Es war ja klar, dass Ihr nicht unbemerkt bleibt... Aber was ich eigentlich nur dazu sagen will: Ihr seht glücklich aus - und das macht mich glücklich. Lasst Euch das nicht davon kaputt machen, okay? Love you, Boo Bear <3«

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Kurz überlege ich, ob ich mir überhaupt ansehen soll, was sie mir geschickt hat. Andererseits will ich wissen, was die Leute über uns schreiben, also klicke ich seufzend auf den ersten Artikel mit der Überschrift 'Harry Styles lässt auf Karibiktrip nichts anbrennen'.

Neben einem Bild, auf dem wir uns im Wasser umarmen - vom Kuss ist nichts zu sehen, da Harry mit dem Rücken zur Kamera stand und dieser daher vermutlich nicht zu erkennen war - gibt es noch 3 weitere Bilder. Offensichtlich sind wir ebenfalls auf dem Rückweg vom Joggen fotografiert worden, als ich ihn auf meinem Rücken getragen habe. Er ist zu mir runter gebeugt, eine Hand auf meiner Brust, mit der anderen zieht er mein Shirt ein Stück nach oben. Beide grinsen wir breit, sodass es wenig Interpretationsspielraum gibt. Natürlich kann man sich auch als gute Freunde so nah sein, aber unsere Mimik auf den beiden folgenden Bildern spricht Bände. Sein Kopf liegt in meiner Halsbeuge, meiner ist gesenkt und das Grinsen in meinem Gesicht ist ziemlich eindeutig. Meine Hand liegt an seinem Arm, der mein Shirt bereits bis zur Hälfte hochgeschoben hat. Der zugehörige Text ist genauso reißerisch, wie der Titel vermuten lässt. 

"Superstar Harry Styles gönnt sich gerade eine wohlverdiente Pause von seiner Welttournee, die aufgrund des Vulkanaussbruchs in Asien unterbrochen werden musste. Styles scheint seine neu gewonnenen Freizeit allerdings gut zu nutzen zu wissen, wie diese exklusiven Bilder aus seinem Jamaikaurlaub beweisen. Ungeniert gehen seine Hände auf Wanderschaft, um den Körper seines Begleiters zu erkunden. Doch wer ist der schöne Unbekannte? Das Internet ist sich sicher, dass es sich um den gleichen jungen Mann handelt, mit dem der Teenieschwarm bereits vor einem Monat in London sehr vertraut wirkte. Insidern zufolge soll es sich um 'Louis William Tomlinson' handeln, einen jungen Hobbymusiker aus Nordengland, den er auf einem seiner Konzerte kennengelernt haben soll. Viele Fans witterten daraufhin Ihre Chance, den schönen Briten auf gleiche Weise für sich gewinnen zu können. Durch diese Bilder wurden allerdings sicherlich viele Herzen gebrochen, denn der Sänger sieht nicht aus, als hätte er momentan Augen für etwas Anderes als diesen sexy tattoowierten Schönling. Wir sind gespannt, wohin diese heiße Romanze führt und können kaum erwarten, mehr von dieser heißen Kombi zu sehen!"      

Genervt schließe ich den Artikel und atme stoßartig aus. Es stört mich, dass wir sofort so sexualisiert werden - wie alles was Harry tut. Und das mein Name erwähnt wird, stört mich auch. Mir war klar, dass der über kurz oder lang bekannt werden wird, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass der 'Insider' die junge Dame am Flughafenschalter ist. Sie ist die einzige Quelle, die meinen vollen Namen kennt, überall sonst gebe ich in der Regel den Zweitnamen nicht an, wenn es sich irgendwie verhindern lässt. Nur Zayn hätte noch die Möglichkeit gehabt, mit dieser Info an die Presse zu gehen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er das nicht tun würde. Er hat mir erzählt, dass er vor kurzem als Juniorpartner in der Firma seines Vaters eingestiegen ist, was es ziemlich unwahrscheinlich macht, dass er sowas aus Geldgründen tun könnte. Auch kam er mir nie besonders aufmerksamkeitsgeil vor, sodass er ihm nicht ähnlich sehen würde, dadurch bekannter werden zu wollen. Das hatte er mit dieser Stimme auch nicht nötig. Full Stop Management hat bereits im Camp großes Interesse an ihm gezeigt und ihn anschließend kontaktiert.

Auch die anderen Artikel gehen in eine ähnliche Richtung, besonders regt mich allerdings der Titel des letzten Artikels auf: 'Ist das Harrys Outing, auf das wir alle gewartet haben?'
Warum zur Hölle muss die Gesellschaft ständig händeringend nach Labels suchen, die sie Menschen aufdrücken können? Warum kann man Harry nicht einfach leben und lieben lassen, wie und wen er möchte?

Auch ich habe allerdings keine Ahnung mehr, was ich bin. Harry ist der erste Mann, der mich so verrückt macht, vorher waren ausschließlich Frauen für mich attraktiv. Mir gefällt Harry's Vorstellung von Sexualität ziemlich gut, deshalb versuche ich einfach nicht zu sehr, über meine nachzudenken. Am ehesten bin ich vielleicht einfach Harry-sexuell...

"Loooueh?" höre ich Harrys verschlafene Stimme aus dem Schlafzimmer, weshalb ich schnell mein Handy sperre und die Badezimmertür öffne. "Guten Morgen, Hazza." Sein ganz-Körper-Stretching verwandelt sich zu offenen Armen, in die ich bereitwillig hineinspringe. Als ich auf seiner Brust lande, stöhne ich kurz auf. "Alles ok?" schmunzelt er. "Ja... ich merke nur gerade, dass Laufen in Kombi mit einer Massage und Sex - oder sowas in der Art - echt nicht so geil ist." Meine Beine sind wahnsinnig schwer und auch meine Rückenmuskulatur zeigt mir deutlich, dass sie nicht sonderlich begeistert sind von der vielen Beanspruchung. "Oh nein, habe ich dir doch wehgetan?" sagt Harry besorgt und streicht mir sanft über den Rücken. Ich schüttle den Kopf. "Eine Massage ist erst dann gut, wenn man danach Muskelkater hat." grinse ich.

"Hast du denn gut geschlafen?" frage ich dann. "Ganz fantastisch, danke." murmelt er und vergräbt seine Nase an meinem Hals. "Ich dachte, du schläfst nie gut, in Betten, die nicht deins sind?" stichle ich in Erinnerung an unser nächtliches Telefonat. "Es ging darum, dass es nicht mein Zuhause war." grinst er. "Fühlst du dich in diesem Haus schon so heimisch?" "Lou..." er hebt seinen Kopf und blickt mich von unten an. Ich sitze breitbeinig auf seinem Schoß und habe meine Arme um seinem Nacken geschlungen, während er mir mit anhaltenden Streicheleinheiten eine Gänsehaut an den Rücken zaubert. "Ein Zuhause muss nicht zwingend ein Ort sein. Für mich ist Zuhause eher ein Gefühl. Deshalb habe ich auch so gut geschlafen. Mein Zuhause lag neben mir." 

Ein leichtes Lächeln auf den Lippen, streichelt er mir sanft über die Wange. Ich hingegen bin unfähig, etwas zu erwidern. Mit offenem Mund sitze ich da und versuche zu verarbeiten, was er gerade zu mir gesagt hat. Er hat mich wirklich 'sein Zuhause' genannt. Ich bin für ihn der Ort, an dem man sich wohl und sicher fühlt, man komplett loslassen und entspannen kann. Wo man einfach man selbst sein kann, ohne Angst zu haben, dafür verurteilt zu werden. Eine einzelne Träne kullert über meine Wange, die Harry mit dem Daumen auffängt. "Hey, Baby, nicht weinen." sagt er besorgt. "Was ist denn los?" "Ich... ich bin so... das..." bevor ich die richtigen Worte finden kann, umfasse ich sein Gesicht und küsse ihn. Sofort erwidert er den Kuss liebevoll und drückt mich fester an sich. Einen Moment hält er mich anschließend im Arm und krault mir durch die Haare. 

"Ich kann dich nicht weinen sehen, das tut mir im Herzen weh." murmelt er irgendwann. "Aber das muss es nicht, Harry. Ich habe nicht geweint, weil es mir schlecht geht. Ich habe geweint, weil... was du da gerade zu mir gesagt hast... das war das Schönste, was je jemand zu mir gesagt hat." Er hebt meinen Kopf an und lächelt mich sanft an. "Ich sage es auch gern nochmal, denn es ist die Wahrheit. Du bist mein Zuhause, Louis." Ich schüttle, noch immer ungläubig, den Kopf, bevor ich mich erneut zu ihm runter beuge, um ihn zu küssen. Das Vibrieren seines Handy neben uns unterbricht diesen schönen Moment.

Ohne darüber nachzudenken sehe ich darauf und hasse das Gefühl, das augenblicklich in meiner Brust aufkommt. Eifersucht. Es ist eine Benachrichtigung von Twitter, er hat eine private Nachricht von einer Diana mit dem Inhalt:

'Du bist wirklich der schönste Mensch auf diesem Planeten, Harry. Danke, das bedeutet mir so wahnsinnig viel, du bist alles für mich. Ich liebe dich so sehr!' 

Eine weitere Nachricht geht ein, die ausschließlich aus Herzchen besteht. Ohne darüber nachzudenken, rutscht mir ein viel zu böses "Wer ist Diana?" raus. "Hmn?" murmelt Harry und hebt verträumt seinen Kopf aus meiner Halsbeuge, wo er gerade kleine Küsschen verteilt hat. Mein Blick wandert von seinem Gesicht wieder runter zu seinem Handy. Kurz sieht er verwirrt aus, dann scheint er zu verstehen, wovon ich rede. "Ach, hat sie geantwortet?" Er löst eine Hand von meinem Rücken, um das Handy aufzuheben, lächelt, als er den Text darauf liest. Ich verkrampfe mich auf seinem Schoß und merke, wie mein Puls zu rasen beginnt. Was zur Hölle passiert hier gerade? Liest er gerade eine Nachricht von seiner Freundin und ich bin nur der Lover, mit dem er 2 heiße Wochen verbringt, oder was?! 

"Wer ist Diana, Harry?" Ich greife mit einer Hand nach seinem Gesicht und drehe es zu mir, damit er mich ansieht. Erst jetzt scheint er zu merken, was mit mir los ist. "Babe, hey..." sein Gesicht wird ganz sanft und er lässt seinen Zeigefinger über die kleine Falte zwischen meinen Augen wandern, die sich gebildet hat. "...sie ist ein Fan von mir. Ich habe ihr auf einen Tweet geantwortet, weil ich mir Sorgen gemacht habe und das ist ihre Reaktion darauf." Er dreht den Display zu mir, sodass ich den Chatverlauf sehen kann.

Über ihrer Nachricht ist nur ein kurzer Text von ihm und ein Link, darüber hat er einen Tweet angehangen.

'Bitte pass auf dich auf, Liebes. Mir geht es gut und ich bin wirklich gerade sehr glücklich. Aber dein Leben ist mindestens genauso wichtig, wie meins. Tu bitte nichts Unüberlegtes, nimm dieser Welt keine so schöne Seele wie deine. Hier findest du Hilfe, bitte melde dich, wenn ich etwas für dich tun kann. Lots of Love, H.'  

Der Link darunter verweist auf eine Hilfsorganisation, die sich um psychisch kranke Menschen kümmert. "Guck dir den Tweet an." sagt Harry ruhig, streichelt mir dabei den Rücken auf und ab. Ich klicke auf den Tweet, er kommt ebenfalls von ihr.

'Es geht mir so schlecht wie lange nicht und diese schrecklichen Suizidgedanken verschwinden einfach nicht. Ich kann nicht mehr, ich kann wirklich nicht mehr. Es klingt so jämmerlich, aber alles was meinem beschissenen Leben gerade noch einen Sinn gibt, sind diese Fotos und die Hoffnung - sollte sie auch noch so klein sein - dass E & W wirklich das sein könnten, was wir uns alle wünschen. Alles was ich will, ist das dieser Mann glücklich ist.'   

Ich komme mir so unfassbar dämlich vor, dass ich ernsthaft eifersüchtig auf ein junges Mädchen war, um dessen leibliches Wohl Harry sich sorgt. Er ist nicht mal verlinkt, trotzdem hat dieser Tweet es irgendwie geschafft, ihn zu erreichen und anstatt wegzuschauen, tut er alles, was ihm aus der Ferne möglich ist, um ihr zu helfen. Er bietet ihr sogar seine Hilfe an, obwohl er dafür eigentlich gar keine Zeit hat. Ich drehe meinen Kopf zu ihm und sehe ihn schuldbewusst an. "...sorry." murmle ich. Er gibt mir einen Kuss, dann sagt er "Alles gut, Boo. Ich find's eigentlich ziemlich süß, wie eifersüchtig du bist." grinst er. Ich merke, wie meine Wangen sich rosa färben. Jetzt kann ich definitiv nicht mehr dementieren, wie wichtig er mir ist. 

Erneut wandert mein Blick auf sein Handy, auf dem noch immer der Tweet geöffnet ist. Diesmal bleibt mein Blick an etwas hängen. "E&W?" frage ich. Er muss grinsen. "Meine Fans sind manchmal ziemlich kreativ, wenn Sie über mich reden wollen, ohne das jeder es versteht." Verwirrt ziehe ich eine Augenbraue hoch. "Edward & William." grinst er. Es dauert einen Moment, bis ich es verstehe. Edward & William - unsere Zweitnamen. Es ist eine Art, über uns zu reden, ohne das alle - und vorallem die Presse - es versteht. Plötzlich finde ich meinen Zweitnamen garnicht mehr so schlimm. "Das ist... irgendwie voll schön. So als wäre es ein Geheimnis, dass nur die Richtigen verstehen." lächle ich. Nickend stimmt er mir zu. "Es gibt mittlerweile viele 'Fans', die mich gut findet, seitdem ich so erfolgreich geworden bin, aber all die Leute, die von Anfang an dabei sind, kennen mich tatsächlich ziemlich gut und sind ausnahmslos süße Menschen, die nur mein Bestes wollen. Wie Charlotte zum Beispiel." 

Verwundert sehe ich ihn an. "Meine Schwester?" "Ja, ich sehe sie fast unter jedem Post über mich, Sie unterstützt und verteidigt mich mit Allem was sie hat. Ich kannte sie schon, bevor ich Euch auf dem Konzert kennengelernt habe, ich hab nur nicht gewusst, dass sie es ist. Als ich deine Social Media Profile gestalkt habe ist mir erst bewusst geworden, wer sie ist. Sie war eine der Ersten, die mich damals schon zu X-Factor Zeiten supported hat." Obwohl er von meiner Schwester spricht, ist mir nur ein Satz im Ohr geblieben.

"Du hast mich gestalkt?" frage ich grinsend. "Natürlich? Was du kannst, kann ich schon lange. Denkst du, ich lasse jemanden in mein Bett, ohne ihn vorher durchzuchecken?" lacht er. "Nur das bei mir etwas privatere Sachen auf social media zu finden sind, als bei dir..." murmle ich mit Gedanken an das Foto auf dem Festival vor 2 Jahren, auf dem ich komplett besoffen meine Arsch in die Kamera halte. Immerhin war das vor der verlorenen Wette, der ich das Pinguintattoo auf meinem Hintern verdanke. Ich bin froh, dass er es gestern noch nicht entdeckt hat...  "Naja, kommt drauf an, wie tief man gräbt, Mister 'kennt-meine-lieblings-Kuschelposition' Tomlinson." erwidert er trocken. Ich kratze mich verlegen am Hinterkopf, woraufhin er mich lachend an der Hüfte packt und rückwärts aufs Bett wirft.

Hungrig legt er seine Lippen auf meine und presst sein Becken gegen meins. Kurz bin ich überfordert von diesem plötzlichen Überfall, doch dann erwidere ich den Kuss genauso leidenschaftlich. Das bekannte Kribbeln erfüllt augenblicklich meinen Körper. Ich vergrabe meine Hand in seinen Haaren und ziehe ihn noch näher an mich. Ich merke, wie sich in meiner Hose bereits etwas regt, als es plötzlich an der Tür klingelt. Genervt atmet Harry gegen meine Lippen. "Erwartest du jemanden?" frage ich. Er schüttelt den Kopf. "Dann sind wir nicht da." grinse ich und ziehe ihn erneut zu mir runter. Wieder klingelt es, diesmal etwas länger. Er beginnt zu schmunzeln, bis wir plötzlich eine kratzige Stimme durch das gekippte Fenster hören. 

"Harold? Bist du da? Ich brauche deine Hilfe..." Schlagartig schreckt Harry hoch. "Das ist Mr. Johnson!" sagt er und erhebt sich schnell von mir. "Sorry... was, wenn ihm was passiert ist?" "Alles gut!" sage ich und laufe ihm hinterher. Ich will natürlich auch nicht, dass einem alten Mann etwas zustößt, nur weil ich gerade lieber mit Harry rummache, als zu helfen.

An der Tür angekommen merke ich gottseidank noch rechtzeitig, dass ich nur Boxershorts trage und mein bestes Stück noch nicht mitbekommen hat, dass seine Dienste vorerst nicht mehr gebraucht werden, sodass ich mich schnell hinter Harry stellen kann. Ich will ja nicht, dass der arme, alte Mann wegen mir einen Herzinfarkt bekommt...

Rasch öffnet Harry die Tür, vor dem der Nachbar mit Lucky steht, den er am Halsband festhält. "Aaah, gut ihr seid- Oh.. ich hab Euch gestört, oder?" sagt er, als er sieht, wie spärlich wir bekleidet sind. "Alles gut, Mister Johnson." sagt Harry schnell. "Wir sind gerade erst wach geworden, deshalb unser... Outfit." Ich merke, er muss sich sein Schmunzeln verkneifen, als ich ihn versehentlich mit meiner - gottseindank langsam sinkenden - Erektion berühre. "Habe ich Euch geweckt? Das wollte ich nicht.." murmelt der alte Mann, der Mühe hat den aufgeregten Hund dran zu hindern, auf uns zu zu stürmen. 

"Nein, nein...  wir waren schon... Wie können wir Ihnen den helfen, Mister Johnson?" Harry scheint ähnlich ungeduldig wie ich - und gewisse Teile meines Körpers - zu sein. "Achja... ja... meine Enkelin ist gerade mit Wehen ins Krankenhaus gekommen und ich werde gleich Uropa und meine Tochter holt mich gleich ab, aber ich habe niemanden für Lucky und ich kann ihn nicht alleine lassen und auch nicht mitnehmen und..." "Natürlich können Sie ihn hier lassen, Mister Johnson, das ist doch selbstverständlich. Wünschen Sie Isabella alles Gute von mir!" sagt Harry schnell, um den aufgeregten Herrn vor uns in seinem Redeschwall zu bremsen. "Oh wirklich? Das ist wirklich total lieb von Di- von Euch natürlich, danke auch dir, lieber Lucas!" Ich muss grinsen. Ich kann ihm den falschen Namen nicht übelnehmen, er ist aufgeregt und 91 - und abgesehen davon viel zu niedlich, um ihm überhaupt irgendetwas böse nehmen zu können. "Louis, Mister Johnson." korrigiert Harry ihn trotzdem und nimmt ihm den Hund ab, der durch Harrys Nähe mindestens genauso aufgeregt wird, wie ich immer. 

"Oh natürlich, Louis! Sorry, das alte, löchrige Hirn..." murmelt er, als in der Ferne ein Auto angefahren kommt. "Aaaah, da ist ja schon Sophia, ich muss los ihr Lieben! Ich hole Lucky wieder ab, so schnell ich kann..." "Machen Sie sich keinen Stress, ich glaube die beiden hier freuen sich, Zeit miteinander zu verbringen." sagt er und sieht schmunzelnd zu Lucky und mir. Er hatte sein Halsband losgelassen, woraufhin der fröhliche Fellhaufen auf mich zugehüpft war und nun wild mit dem Schwanz wedelnd um mich herum springt und mich immer wieder mit seiner Nase anstupst. 

Mir geht bei dem Anblick das Herz auf. Ich liebe Hunde, ich wollte immer einen eigenen haben, aber da ich noch zuhause wohne, ist das nicht allein meine Entscheidung. Abgesehen davon sind die vielen Treppen in unserem Haus für jeden großen Hund die Hölle. 

Als Mister Johnson verschwunden ist und ich mit Lucky ein wenig draußen am Strand herumgerannt bin, während Harry uns Frühstück gemacht hat, sitzen wir nun draußen auf der Terrasse um Harrys Meisterwerk zu verspeisen. Lucky hat es sich komplett ausgepowert auf einem der Palettensofas bequem gemacht, das zu dieser Uhrzeit noch im Schatten des Hauses liegt. 

Den Rest des Tages verbringen wir ähnlich wie der Hundeopa nach seinem Morgensport. Die Temperaturen steigen heute weit über 30 Grad, sodass wir nichts weiter machen können, als faul herum zu liegen. Nach dem Stress, den wir beide die letzten Wochen hatten, tut uns das allerdings auch ziemlich gut. Einfach nur rumliegen, die Sonne genießen und ab und an von Harry mit Eistee und kleinen Küsschen auf meinem Körper verwöhnt zu werden - Ja, daran könnte ich mich gewöhnen. 

Nachdem Mister Johnson uns am frühen Abend Lucky wieder weggenommen hat (ja, weggenommen, denn ich hätte den süßen Wirbelwind am liebsten hier behalten) und uns ca. 100 Bilder von seinem, zugegebenermaßen sehr niedlichen, Urenkel gezeigt hat, haben wir nun etwas bei Harrys Lieblingsrestaurant mit einheimischer Küche bestellt. Ich sitze auf der Küchentheke, während ich Harry dabei zuschaue, wie er uns Cocktails mischt. Wie ich seinen eleganten Bewegungen so folge, kommt mir ein anderes Bild wieder in den Sinn: Harrys wahnsinnig entzücktes Gesicht, als er sich die Babyfotos angesehen hat.

Für mich war immer klar, dass ich Kinder haben will. Ich bin in einer riesigen Familie groß geworden und liebe es, dass immer jemand da ist. Ich könnte mir eine Zukunft ohne Kinder nicht vorstellen. Das auch Harry scheinbar so begeistert von Kindern ist, macht mich glücklich, auch wenn wir natürlich noch lange nicht bei sowas wie Familienplanung angekommen sind. Gleichzeitig wird mir allerdings bewusst, dass ich mit Harry niemals eigene Kinder haben könnte - zumindest keine, die unser beide Gene in sich tragen. Kurz bin ich selbst überrascht, dass ich darüber so traurig bin, wo wir doch noch nicht mal offiziell zusammen sind. Aber die Vorstellung, mit diesem, für mich absolut perfekten, Mann ein gemeinsames Kind zu haben, lässt mich nicht los. Sie ist viel zu schön, wenn auch unerreichbar.

Die Türklingel lässt mich meinen verträumten Blick von Harrys wunderschönen Gesicht lösen. "Essen!" sage ich erfreut und springe vom Tresen. "Ich geh schon.." Harry kommt mir zuvor und eilt zur Tür, die fertigen Gläser voll Caipirinha stellt er auf dem Weg im Flur ab. Viel zu spät wird mir bewusst, dass er das vermutlich tut, damit ich nicht auf die Idee komme, bezahlen zu wollen.

Ich hatte kurz erwähnt, dass ich ihm gerne einen Teil der Kosten für diesen Urlaub zurück geben möchte, doch er hat nur lächelnd mit dem Kopf geschüttelt und mich in einen wilden Kuss verwickelt, den ich offensichtlich nicht unterbrechen konnte. Hinterher hatte ich bereits komplett verdrängt, warum er mich überhaupt geküsst hatte, sein Plan war also aufgegangen. 

Schnell laufe ich ihm hinterher, greife nach meinem Portemonnaie auf dem Sideboard und komme in den Eingangsbereich, als er bereits die Tür geöffnet hat. "Haz, lass mich zahlen, bitte." Harry sieht zu mir rüber und schüttelt mit dem Kopf. Leider verstehe ich erst kurze Zeit später, dass dies nicht auf mein Bezahlwunsch bezogen war.

Das junge Mädchen, dass mit unserem Essen in der Hand vor der Tür steht und mich nun mit großen Augen ansieht, trägt eine rosane Jacke, die das Logo des Lieferdienstes aufgedruckt hat. Darunter ein T-Shirt, das ich viel zu gut kenne, denn Lottie hat das Gleiche. 

Die große Aufschrift ist unverkennbar: TREAT PEOPLE WITH KINDNESS.

♪They don't know what we do best, that's between me and you, our little secret.♫

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