- stuck in my head ღ - H.

Harry P.o.V.

Gelangweilt kaue ich mir auf der Wange herum, während ich durch die große Fensterfront die Uhr des Big Ben betrachte. Wir haben fast 22 Uhr und mir entfährt ein leises Seufzen, als die große Glocke zur vollen Stunde ein kurzes, dumpfes Läuten von sich gibt. Ich blicke runter zu dem Getränk in meiner Hand. Es ist immer noch das erste, das ich seit fast 1 1/2 lustlos in der Hand hin und her schwenke. Die Eiswürfel haben sich bereits fast vollständig aufgelöst und vermutlich schmeckt es mittlerweile absolut grottig, weil es so verwässert ist.

"Bro, geh nach Hause, ich seh doch, dass du heute keine Lust auf Party hast." Liams Stimme holt mich aus meinen Gedanken, während er mir sanft die Hand auf die Schulter legt. "Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass du hier bist, obwohl du vor ein paar Stunden erst aus LA gekommen bist, aber ich will nicht, dass du dich quälst." Er lächelt mich verständnisvoll an. Er hat Recht, ich bin heute eigentlich überhaupt nicht in Partylaune und wäre gerade viel lieber in dem kleinen, gemütlichen Landhaus, dass ich mir vor einem Jahr etwas außerhalb von London gekauft habe.

Liam hat damals in meiner Staffel den ersten Platz belegt und seitdem einen Senkrechtstart hingelegt. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden und sind noch immer sehr gute Freunde. Eigentliche wollte ich in den paar Off-Days, die ich während meiner Welttour habe, meine Mum besuchen, allerdings ist sie heute leider noch beruflich unterwegs, sodass mein Plan für heute sich spontan geändert hat. Mir fiel Liams Einladung zu seiner Album-Release-Party wieder ein und obwohl ich seit über 30 Stunden nicht geschlafen habe, habe ich mich irgendwie verpflichtet gefühlt herzukommen, wenn ich schon in London war und heute Abend theoretisch nichts zu tun hatte. Ich vergesse leider viel zu oft, einfach mal an mich selbst zu denken, anstatt ständig alle Menschen um mich herum glücklich machen zu wollen.  

"Wahrscheinlich hast du Recht.." sage ich zu ihm und blicke erneut auf das noch fast volle Glas in meiner Hand. "Lass stehen." sagt er und stellt es für mich auf einem Tischchen neben mir ab. "Danke, das du hier warst, du weißt, wie viel mir das bedeutet." flüstert er mir ins Ohr, als wir uns zur Verabschiedung kurz in den Arm nehmen. Auf dem Weg zum Aufzug laufe ich noch 3 weiteren Leuten in die Arme, sodass ich erst eine Viertelstunde später die Lifttür vor mir zugehen sehen darf. 

Die plötzliche absolute Stille tut so gut, dass ich kurz die Augen schließe. Als ich realisiere, das sich um mich herum nichts tut, wird mir bewusst, dass ich dem Aufzug noch kein Stockwerk genannt habe, in das ich möchte. Als ich gerade die Tiefgarage auswählen will, stoppe ich kurz in meiner Bewegung. Ehrlich gesagt fühle ich mich nicht danach, nun noch eine Stunde fahren zu müssen, deshalb entscheide ich mich spontan um und krame nach dem Chip an meinem Schlüsselbund, um die Taste zum Penthouse zu aktivieren. Mein Management hat es dauerhaft gemietet und immer wenn ich beruflich in London bin, komme ich dort unter. Ich bin fast öfter hier als in meinem eigenen Haus knapp eine Stunde von London City, weshalb ich mich nahezu heimisch fühle, wenn ich vor dem großen Kamin sitze. Heute Nacht hier zu bleiben klingt nach einer sehr einladenden Alternative.

Durch meine spontane Entscheidung habe ich völlig ignoriert, dass ich gar nicht weiß, ob das Penthouse momentan überhaupt unbenutzt ist. Normalerweise ist mein Aufenthalt ja immer von meinem Management organisiert, aber heute weiß niemand das ich hier bin. Da ich weiß, dass mein Schlafzimmer hier auf meinen Wunsch hin allerdings nie anderweitig vergeben wird, wäre es mir gerade fast egal, wenn noch jemand anderes dort wäre. Die Türen sind schallschutzverstärkt, also hätte ich trotzdem meine Ruhe. 

Ein Ruck geht durch den Aufzug und Sekunden später öffnet sich langsam mit einem leisen *Ping* die Tür vor meinen Augen wieder. Meine Befürchtung scheint sich zu bewahrheiten, denn die Stille im Aufzug wird nun von einer singenden Stimme abgelöst, die aus einem der insgesamt 5 Schlafzimmer zu kommen scheint. Kurz bilde ich mir ein, dass Sie mir bekannt vorkommt, doch dann schüttle ich nur seufzend den Kopf. 

Seit dem Konzert hier in London vor 2 Wochen bilde ich mir ständig ein, seine Stimme zu hören. Immer wenn ich allein bin, im Schlaf, ja selbst auf der Bühne, wenn die Menge gerade ganz still ist, weil ich eine ruhige Ballade singe - überall höre ich ihn seitdem meinen Namen sagen oder sein leises, niedliches Lachen geht mir durch den Kopf. Es macht mich nahezu wahnsinnig, dass ich ihn nicht vergessen kann. Nachdem Niall mir anfangs so viel Hoffnung gemacht hatte, vertröstet er mich mittlerweile ständig nur noch mit Aussagen wie 'Ich kümmere mich drum' oder 'Ich sag dir, wenn es was Neues gibt, lass dich überraschen'. Ich habe einfach keine Lust mehr nachzufragen, weil ich weiß, dass ich wieder keine brauchbare Antwort von ihm bekommen werde. Keine Ahnung, warum er so geheimnisvoll tut, aber aktuell nervt es mich nur noch.

Ich folge der Stimme den Flur entlang, sodass sie immer lauter wird. Sie hat wirklich etwas Besonderes, einen beeindruckenden Wiedererkennungswert und klingt irgendwie kräftig und verletzlich zugleich. Die Person singt einen 0815-Boybandsong, aber macht es gerade irgendwie zu seinem Eigenen und gibt dem Ganzen einen besonderen Touch. Ich öffne die angelehnte Tür etwas weiter um hineinsehen zu können. Als ich die Person mit der Gitarre auf dem Bett sitzen sehe, setzt mein Herz einen Schlag aus. Ich blinzle ein paar Mal, um sicher zu gehen, dass die fehlenden Stunden Schlaf meinem Hirn keinen Streich spielen. Nein. Er ist es wirklich. 

Oberkörperfrei sitzt er im Schneidersitz da und scheint komplett woanders zu sein, als er mit geschlossenen Augen die Bridge singt. Ich kann es nicht verhindern, ich muss ihn anstarren. Als er den hohen Ton am Ende absolut perfekt trifft, bekomme ich Gänsehaut am ganzen Körper. Ohne darüber nachzudenken entfährt mit ein leises "Wow. Das war.. Wow." 

Er zuckt kurz zusammen und öffnet erschrocken die Augen. Als er mich erblickt, steht ihm kurz der Mund offen, bevor er mindestens genauso leise wie ich zuvor, mit etwas brechender Stimme überrascht "H-Harry.." sagt. Mir wird bewusst, dass er offensichtlich nicht damit gerechnet hat, das jemand hereinkommen könnte - vorallem nicht ich. Irgendwie schaffe ich es, mich wieder einigermaßen zu fangen und lächle ihn leicht an. "Hey, Lou. Ich wollte dich nicht erschrecken, tut mir Leid..." Obwohl er sich mir nie namentlich vorgestellt hat, weiß ich natürlich mittlerweile, wie er heißt. Noch am Abend des Konzerts habe ich mir die Unterlagen gegriffen und nach dem einzigen männlichen Namen gesucht. Warum genau ich ihm allerdings gerade einen Spitznamen gebe, weiß ich selbst nicht genau. Eigentlich kenne wir uns ja gar nicht wirklich..

"H-Hey.." antwortet er, immer noch sichtlich irritiert. "Was.. was machst du denn hier?" "Ich äähm..." mir fällt wieder ein, dass ich ja eigentlich gar nicht hier sein sollte. "...äh, ich war hier im Hotel auf einem Album-Release und war zu faul, noch nach Hause zu fahren. Meinem Management gehört dieses Penthouse quasi, deshalb schlafe ich hier oft." Ohne darüber nachzudenken, dass ich dadurch in seine Privatsphäre eingreife, trete ich ein paar Schritte weiter ins Zimmer. "Darf ich auch fragen, was du hier machst, Louis?" frage ich dann. Er legt die Gitarre neben sich aufs Bett, weshalb mir freier Blick auf seinen nackten Oberkörper gewährt wird. Er ist, ähnlich wie ich, eher schmal gebaut, scheint aber trotzdem etwas Sport zu machen, denn es zeichnen sich leichte Muskeln ab. Unweigerlich fällt mein Blick auf den Schriftzug auf seiner Brust, den ich nun zum ersten Mal komplett erkennen kann: in schnörkeliger Schrift steht dort 'It is what it is'. Irgendwie kann ich mich damit spontan ziemlich gut identifizieren. Manche Dinge sind einfach, was sie sind, ohne das man darüber diskutieren sollte, warum.

"Äh.. Niall, er.. ich bin.. dein Management macht so ein Talent-Förderungs-Ding..." Er scheint noch die richtigen Worte zu suchen, als er plötzlich ratlos die Arme hebt. "..ganz ehrlich, ich weiß selbst nicht so genau, warum ich eigentlich hier bin." sagt er dann, weshalb ich kurz schmunzeln muss. Seit er Nialls Namen erwähnt hat, schwant mir langsam, was dessen Plan sein könnte. Er wusste, das ich in diesen Tagen wieder in England war und nichts berufliches zu tun hatte. Vermutlich war das Talentförderungsprogramm nur als ein Ablenkungsmanöver gedacht, obwohl ich mir sicher bin, dass Louis unabhängig von Nialls Plan wirklich darein gehört.   

 Auch er hat nun kurz ein Lächeln auf dem Gesicht, bevor er mich plötzlich irritiert ansieht. "Warte.. du erinnerst dich an mich?" fragt er dann. Scheinbar fällt ihm erst jetzt auf, das ich ihn mit seinem Namen angesprochen habe. "Natürlich erinnere ich mich an dich." sage ich leise. "Du meinst, weil ich der einzige Mann bin, der jemals auf einem deiner Meet & Greets war?" grinst er. Kurz verliere ich mich in seinen Augen, die im warmen Licht der Nachttischlampe fast ein bisschen ins Lilane gehen. "Nicht nur deswegen..." sage ich noch etwas leiser und schüttle ganz leicht den Kopf.

Einen kurzen Moment starrt er mich genauso an, wie ich ihn, bis eine Stimme uns zurück in die Wirklichkeit holt. "Ihre Pizza, Mister Tomlin- Oh, Mister Styles.. Entschuldigen Sie, Ich wusste gar nicht, dass Sie heute im Hause sind!" Der junge Herr im Anzug, den ich bereits von meinen vielen Aufenthalten hier gut kenne, stellt das Tablett auf ein Tischchen in der Sitzecke des Zimmers. "Ich habe mich auch nicht angemeldet, Jake, alles gut! Ich war spontan bei Liam auf der Party und da hat es sich angeboten, einfach hier zu bleiben." kläre ich ihn auf. "Da haben Sie Recht, Mister Styles, das klingt wirklich naheliegend." sagt er zustimmend. "Jake bitte, ich hab dir schon so oft gesagt, du sollst mich Harry nennen. Ich bin jünger als du und niemand, der so wichtig ist, dass man mich Siezen müsste." "S-Sorry.. Natürlich, H-Harry. Wenn ich gerade nichts mehr für S.. für dich tun kann, wünsche ich eine gute Nacht... Euch beiden natürlich." Der mit der Situation sichtlich überforderte Jake nickt mir noch einmal höfflich zu, bevor er den Raum wieder verlässt.

Leise schmunzelnd beiße ich mir auf die Unterlippe, um mir das Lachen zu verkneifen. Als ich rüber zu Louis schaue, sehe ich, dass auch er sich zusammenreißen muss, nicht laut loszulachen. Kurz bin ich froh, dass die Stimmung durch den intensiven Blickkontakt gerade nun nicht komisch ist und versuche schnell ein Thema zu finden, um die entspannte Atmosphäre aufrecht zu erhalten - und außerdem, weil ich noch nicht wieder gehen will. Die Müdigkeit und Erschöpfung ist plötzlich wie weggeblasen, seit er in meiner Nähe ist. Mein Blick fällt auf die Pizza und ich sage "Die sieht aber wirklich gut aus!" "Willst du was abhaben? So riesig, wie die ist, schaffe ich die sowieso nicht alleine.." sagt er und lächelt mich sanft an. Mein Herz macht einen kleinen Hüpfer, da auch er mich scheinbar nicht direkt wieder loswerden will. Ich erwidere sein Lächeln und nicke leicht.

Er räumt die Gitarre zur Seite und geht dann mit dem Satz "Ich.. ziehe mir mal besser was an.." auf den Lippen rüber zu dem offenen Kleiderschrank, aus dem er sich ein simples, weißes Shirt holt. Für mich hätte er sich nicht zwingend was anziehen müssen, aber das behalte ich lieber für mich. "Sorry, es ist nur so unfassbar warm hier drin, da war mir irgendwie nach weniger Kleidung." fügt er hinzu. Ich nehme daraufhin die Fernbedienung für das Smart-Home-System vom Tisch und stelle die Klimaanlage an. Er sieht mich etwas beschämt grinsend an und sagt "..das war mir alles zu kompliziert hier, ich dachte, bevor ich irgendwas kaputt mache, laufe ich lieber halbnackt rum." "Nackt sein ist ja auch generell was sehr schönes.." sage ich, ohne darüber nachzudenken, wie das klingt. Ich laufe einfach schlichtweg zuhause ständig nackt rum, weil ich mich so einfach wahnsinnig wohl fühle. Zum Glück bekomme ich von Louis nur ein zustimmendes Nicken, das von einem süßen Lächeln begleitet wird, also scheint er sich wegen der Aussage nicht unwohl zu fühlen.

"Also ich esse ja am liebsten im Bett.." sagt er dann mit fragendem Blick in meine Richtung. Grinsend nicke ich und nehme die Pizza vom Tisch, um sie neben Louis zu stellen, der sich erneut im Schneidersitz aufs Bett gesetzt hat. "..soll ich dir eine Jogginghose von mir leihen? Das ist doch sicher wahnsinnig unbequem wenn man sitzt.." sagt er und zeigt auf meine hochsitzende Leinenhose. "Ja.. wäre wahrscheinlich besser, gebe ich zu." sage ich. Direkt steht er erneut auf um mir eine graue, kurze Jogginghose aus dem Schrank zu holen. Da er mir dabei den Rücken zudreht, fällt mein Blick automatisch auf seinen äußerst ansehnlichen Po. Seine Hose ist ihm bei Sitzen ein wenig zwischen die Backen gerutscht und ich kann nicht verhindern, mir auf die Unterlippe beißen zu müssen. Heilige Scheiße, dieser Mann ist so verdammt sexy, ich würde ihn so gerne...

Bevor ich diesen Gedanken zu Ende bringen kann, dreht er sich wieder zu mir um und ich brauche einen kurzen Moment, um wieder klar denken zu können, in dem ich ihn weiterhin anstarre. Meine Fresse, Harold, reiß dich zusammen. Wie sollst du dich gleich vor ihm umziehen, wenn du dir gerade ausmalst, was du mit seinem süßen Arsch anstellen willst?  Meine Augen treffen wieder auf seine und den Blick, den er mir in diesem Moment zuwirft, kann ich absolut nicht deuten.

♪ I had a few, got drunk on you and now I'm wasted and when I sleep I'm gonna dream of how you... ♫ 

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Gut, ich glaube ich finde mich einfach damit ab, dass die Kapitel immer länger werden :D Jemand eine Vermutung, was Louis wohl gedacht hat, als er Harrys.. nennen wir es mal 'lüsternen' Blick gesehen hat? 

Wie immer, lasst mich an Euren Gedanken teilhaben (wie Harry uns an seinen hat teilhaben lassen, höhö :D). Ich freu sehr mich auf Eure Kommentare C: xoxo alyssa <3

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