- lovely kindness ღ - L.

Louis P.o.V.

"Aua." zische ich Charlotte mit Blick auf meinen Arm entgegen. Sie hält ihn fest umklammert und bohrt mir gerade ihre Fingernägel in die Haut. Sie zuckt kurz zusammen und mumelt leise "..s-sorry." als sie ihre verkrampften Hände etwas löst. "Er ist auch nur ein Mensch, Lottie, versuch dich zu beruhigen." versuche ich ihr gut zu zureden, während wir in einem kleinen Raum mit 12 weiteren glücklichen Mädchen auf Harry warten. Nachdem wir aus Sicherheitsgründen unsere Ausweisdokumente einscannen lassen hatten, wurde uns gesagt, dass er sich noch kurz frisch macht und in ein paar Minuten zu uns kommen würde. Ehrlich gesagt bin ich darauf gerade ziemlich neidisch, denn ich fühle mich absolut ekelhaft, wie ich, noch immer komplett verschwitzt und mit roten, glühenden Wangen an dieser Wand lehne. 

Beim Blick in den Spiegel, als wir eine schnelle Pinkelpause eingelegt hatten, bin ich kurz zusammengezuckt. Meine mühsam drapierte Frisur war einem chaotischen Haufen strähniger, an meiner Stirn festklebender Fusseln gewichen. Meine Augen waren von den letzten 2 anstrengenden Stunden etwas glasig. Mit einem leisen 'Puh..' schaltete ich den Wasserhahn vor mir ein, um mir eine Handvoll Wasser ins Gesicht zu spritzen. Anschließend wuschelte ich mir kurz durch die Haare, in der Hoffnung, ich könnte daraus noch einmal etwas Ansehnliches machen - es war aussichtslos.

Obwohl ich es mir gegenüber Lottie natürlich nicht anmerken lasse, bin auch ich nun etwas nervös. Falls das möglich ist, hat Harry es innerhalb von weniger als 2 Stunden geschafft, mich zum Fan zu machen. Seine Ausstrahlung fasziniert mich einfach, was mir in genau diesem Moment erneut bewusst wird, da er Raum betritt. Ein sanftes und freundliches, aber trotzdem bescheidenes Lächeln zeichnet sich auf seinem Gesicht ab, als er seine Fans erblickt. Ein warmes "Hey" schenkt er jedem von uns, als er nach und nach alle zur Begrüßung in den Arm nimmt. 

Bevor ich darüber nachdenken kann, ob ich ihm lieber lässig die Hand reichen soll, übernimmt er diese Entscheidung bereits für mich, indem er mich mit einer Hand an meiner Taille sanft an seine Brust drückt. Er riecht frisch geduscht, in keinster Weise überparfümiert oder aufdringlich, ich bin nicht mal sicher, ob er überhaupt etwas aufgetragen hat. Es kommt mir eher so vor, als würde sein Eigengeruch etwas durchkommen, der mich irgendwie an einen Laubwald nach einem leichten Sommerregen erinnert. Die Umarmung ist mir auf eine komische Art und Weise angenehm und unangenehm zu gleich. Letzteres allerdings nur, weil ich selbst soweit von frisch geduscht und wohlriechend entfernt bin, wie es nur möglich ist. Ich habe zwar das Glück, nie wirklich penetrant zu riechen, wenn ich schwitze, aber trotzdem fühle ich mich gerade nicht wirklich, als würde ich besonders angenehm duften und kleben tue ich auch noch immer.

"Wie schön, das Ihr hier seid, es tut mir leid, dass Ihr warten musstet." sagt Harry, der daraufhin seine Handflächen aufeinandergelegt vor sein Gesicht führt, als wollte er bei einem Pfarrer um Vergebung für seine Sünden bitten. "Danke, dass Ihr Euch die Zeit für mich nehmt, obwohl es schon so spät ist." Moment, er bedankt sich bei uns, dass wir uns Zeit für ihn nehmen? Entweder bin ich dehydrierter als ich dachte und kann seinen Satz deshalb nicht mehr richtig verstehen, oder dieser Mann ist wirklich so bescheiden und dankbar für die Liebe seiner Fans, dass er das genauso meint, wie er es sagt. Ich hasse mich kurz dafür, dass mein Hirn offenbar doch noch immer so von Stereotypen beeinflusst wird, dass diese Einstellung in meinem Kopf nicht zu einem weltberühmten (und vermutlich steinreichen) Künstler passt. Ich zwinge mich also, sämtliche Vorurteile soweit es geht von mir zu schieben und höre ihm zu, wie er uns erzählt, dass er noch immer nicht auf dieses "atemberaubende Publikum" heute Abend klar komme. Kein anderes wäre bisher so laut und textsicher gewesen, es hätte ihn mehrmals sprachlos gemacht. Sein überwältigtes Strahlen zeigt mir, dass er das vermutlich wirklich ernst meint und nicht zu jeder Meet & Greet Gruppe sagt. 

In der nächsten Stunde nimmt er sich für jeden einzelnen Fan wahnsinnig viel Zeit, beantwortet ruhig alle Fragen, die er gestellt bekommt, macht gefühlt hunderte Fotos, bis jeder mit seinem zu 100% zufrieden ist, und beruhigt mit leisen Worten und einem zarten Streicheln über ihren Arm ein Mädchen, dass nicht aufhören kann, vor Aufregung zu weinen. Er scheint tatsächlich das absolute Gegenteil eines abgehobenen Megastars zu sein und meine anfängliche Vermutung über die Wertschätzung seiner Fans bestätigt sich.

Zu uns kommt er als letztes, da wir in der Ecke des Raumes stehen, die am weitesten von der Tür entfernt ist. Erst jetzt, wo er so dicht vor mir steht, wird mir bewusst, dass er locker 10cm größer ist als ich. "Hey, sorry, dass Ihr so lange warten musstet, ihr seid sicher genauso müde wie ich." lacht er leise brummend und streicht Lottie dabei sanft über den Arm. "Aaach, alles gut, auf dich warte ich zur Not sogar Jahre." sagt Lottie mit zittriger Stimme. "Oh wow, danke! Ich weiß garnicht, was ich sagen soll.." sagt er und legt sich verlegen die Hand auf die Brust. Dann dreht er sich zu mir und sagt "Und.. sorry, wenn ich falsch liege, du bist der arme Freund, den sie hierher mitgeschliffen hat?" fragt er grinsend. Auch ich kann mir daraufhin das Grinsen nicht verkneifen, seins ist einfach viel zu ansteckend. "Er ist mein großer Bruder." antwortet Lottie, bevor ich etwas sagen kann. "Aaah, Bruder also. Wie schön, dass Ihr zusammen zu Konzerten geht. Hat es Euch gefallen?" fragt er. "JA! Es war unglaublich, ich liebe deine Energie!" antwortet Lottie direkt aufgeregt, weshalb er ihr ein dankbares Lächeln schenkt. 

Etwas vorsichtiger melde nun ich mich zu Wort. "..ich muss ehrlich gestehen, dass ich dich vor heute garnicht kannte." beginne ich etwas verlegen. "Oh wirklich? Wow, das.. höre ich tatsächlich viel zu selten." Sein Unterton klingt für mich, als würde er es wirklich genießen, mal nicht gekannt zu werden. "Glaube ich." sage ich mit leichtem Grinsen. "Aber um deine eigentliche Frage zu beantworten: Ich war wirklich überrascht, WIE gut es war. Wie gut du warst." füge ich dann hinzu. Sein rechter Mundwinkel hebt sich leicht und ein leises, nochmal etwas tieferes "Dankeschön." verlässt seine Lippen, während er mich mit etwas schrägem Kopf von der Seite mit seinen mysteriösen Augen anfunkelt.

Nachdem ich ein paar Fotos von Ihm und Lottie gemacht habe, konnte ich mir nicht verkneifen, noch ein Selfie von uns drein zu machen. Er sieht leider noch immer wahnsinnig gut aus, obwohl er nun den glitzernden Anzug gegen ein schlichtes schwarzes Hemd, das nur zur Hälfte zugeknöpft ist, und eine hellbeige, hochsitzende Leinenhose getauscht hat. Durch das halboffene Hemd kann ich zwei Schwalben an seinem Schlüsselbein erkennen, unterhalb seiner Brust meine ich die Fühler eines großen Schmetterlings erahnen zu können. Der neugierige Teil von mir fragt sich gerade, welche anderen Motive wohl noch seinen Körper zieren.   

Ein paar Minuten länger unterhalten wir uns mit Ihm, bis ein junger Mann mit braunen Haaren, dessen Spitzen ein wenig heller sind, als der Rest, und stahlblauen Augen auf uns zukommt und Harry etwas ins Ohr flüstert. Die beiden wechseln ein paar Worte, die wir aufgrund des flüsternden Tons nicht verstehen können. Ich gehe daher davon aus, das es nicht für unsere Ohren bestimmt ist und ich nutze den Moment, um mich etwas im Raum umzusehen. In einer Ecke steht eine der Gitarren, die Harry auf der Bühne benutzt hat. Sie ist wahnsinnig schön und vermutlich mindestens genauso teuer. Da Harry uns nun mitteilt, dass er uns leider verlassen muss, verabschieden wir uns von ihm, bevor er zur Tür hinaus verschwindet.

"Hey, einmal bitte kurz zuhören! Da die Halle bereits abgebaut und gereinigt wird, müssen wir kurz prüfen, wo wir Euch wieder sicher rauslassen können. Dauert maximal ein paar Minuten, danke für Eurer Verständnis." Der Typ, der Harry gerade mit Infos versorgt hat, hat sich mit einem irischen Akzent zu Wort gemeldet und begleitet seine kurze Ansprache nun mit einem breiten Lächeln. Ich sehe auf die Uhr, wir haben mittlerweile kurz nach 12. Obwohl die Straßen vermutlich frei sind, brauche ich locker 3 Stunden zurück nach Doncaster. Von dem Gedanken, dass ich morgen auf der Arbeit nicht komplett im Arsch sein werde, habe ich mich sowieso schon lange verabschiedet. Trotzdem werde ich langsam echt müde und hoffe, dass das Ganze nun wirklich nicht mehr lange dauert. 

Mein Blick wandert wieder rüber zu Harrys Gitarre und der Wunsch, sie einmal kurz anzuspielen kommt in mir auf. "Spielst du?" Harrys Mitarbeiter reißt mich mit dieser Frage aus meinen Gedanken. "Äh.. Öhm, ja. Aber nicht besonders gut." sage ich. Er grinst mich an. "Niall, Hi." stellt er sich vor. "Louis." Ich greife nach der Hand, die er mir reicht. "Ich bin mir sicher, du bist besser, als du zugibst." sagt er dann. "Es ist definitiv noch eine Menge Luft nach oben." versichere ich ihm. "Das ist bei jedem so, man lernt nie aus. Schreibst du denn auch selbst?" will er wissen. Es ist mir etwas unangenehm, darüber zu reden, denn alles, was ich bisher zu Papier gebracht habe, war absolut stümperhaft. Ich war nie auch nur im Ansatz zufrieden, mit dem was ich mir zusammengeschrieben habe und niemand hat es je gehört. "Schreiben würde ich das nicht nennen.." antworte ich deshalb bescheiden. 

"Kannst du denn singen?" fragt er dann. Kurz frage ich mich, warum er so interessiert ist, aber ich vermute, dass es einfach normal ist, musikinteressiert zu sein, wenn man Teil von Harrys Team ist. "..kommt drauf an, wen man fragt." antworte ich mit einem leichten Grinsen. "Meine Schwestern sind große Fans, aber ich selbst bin nicht sonderlich überzeugt von meinem Talent.." "Also ich kann mir schon vorstellen, dass das wirklich besonders klingt, sofern du in der Lage bist, einen Ton zu halten. Hast du den Dialekt auch beim Singen?" fragt er und ich nicke schmunzelt. Selbst wenn ich es versuchen wollte zu verstecken, ich kann meine Herkunft nicht leugnen. Der tief-nordenglische Dialekt ist nicht zu überhören. 

Einen Moment ist es still, dann entscheide ich, den Gedanken, der mir gerade durch den Kopf geht, einfach herauszulassen. Im Zweifel werde ich Niall sowieso nie wieder sehen und das dauerhafte Lächeln auf seinem Gesicht lässt ihn echt sympathisch wirken. "Das Gefühl auf der Bühne zu stehen und zehntausende Menschen die Zeilen singen zu hören, die du dir aus der Seele geschrieben hast muss echt unglaublich sein." sage ich daher etwas gedankenverloren. "Ist es." entgegnet Niall. Ich sehe ihn verwundert an. Habe ich ihm eventuell unrecht getan und er gehört gar nicht zu Harrys Orga-Team? Was, wenn er ein weiterer weltbekannter Künstler ist, der ebenfalls an mir vorbei gegangen ist und ich raffe es bloß nicht? "Ich hab an ein paar von Harrys Songs mitgeschrieben." sagt er dann. Gottseidank. Das klingt nicht so, als wäre er persönlich besonders bekannt, sondern scheint einer der klugen Köpfe im Hintergrund zu sein.

"Nialler!" ruft eine Stimme hinter uns, woraufhin er den Kopf dreht und ein Nicken entgegen geworfen bekommt. "Okay, der nette Herr dort drüben bringt Euch jetzt raus." ruft Niall daraufhin durch den Raum, weshalb sich der Haufen unkontrolliert in Richtung der Tür bewegt. Lottie, die sich mit einem anderen Mädchen neben uns unterhalten hatte, kommt nun wieder zu mir herüber und streckt sich gähnend. Ich werfe ihr einen sarkastischen Blick zu, den Sie direkt versteht. Sie wird die nächsten 3h im Auto schlafen können, während ich irgendwie die Augen auf der Straße halten muss. Daher schließt sie schnell ihren Mund und murmelt leise "..sorry."

"Hat mich echt gefreut! Wer weiß, vielleicht bin ich ja irgendwann mal auf deinem Konzert, ich drück' dir die Daumen, Bro!" sagt der Mann mit dem strahlenden Lächeln und stupst mich dabei leicht mit dem Ellenbogen an. Wir sind noch ein Stück gemeinsam in Richtung Ausgang gegangen, bis er sich nun von uns verabschiedet. "Ganz bestimmt!" sage ich ironisch lachend, bevor er in die Tür rechts neben uns einbiegt. Als ich ihm hinterhersehe, entdecke ich auch Harry in diesem Raum, der plötzlich ganz neugierig wirkt, als er Niall erblickt. Ich bilde mir ein, ihn "Und? Erzähl schon!" sagen zu hören, aber durch das Gewusel um mich herum bin ich mir wirklich nicht sicher. Für eine Sekunde treffen Harrys Augen an diesem Abend ein letztes Mal auf meine, bevor die Tür sich hinter Niall schließt.

 Ich mache mich also mit Lottie auf den Weg nach Hause - zusammen mit zwei Fragen, die mich die gesamte Fahrt über nicht loslassen. Warum war Harry gerade so aufgeregt, als Niall zurück kam? Und warum lässt mich der Gedanke nicht los, dass dieser letzte Augenkontakt mit Harry irgendwas damit zu tun hat?  

♪Maybe we can find a place to feel good and we can treat people with kindness. ♫ 

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Was meint Ihr, hat Lou sich Harrys neugierige Frage wirklich nur eingebildet, oder hatte sie eventuell sogar etwas mit seinem Gespräch mit Niall zu tun? Und wird es ein Wiedersehen zwischen den beiden geben?

Wow, das Kapitel ist lang geworden.. Aber mir ist so vieles durch den Kopf gegangen, was ich einfach mit einbauen musste. Ich bin gespannt, was ihr von Harrys & Louis' erster, richtiger Begegnung haltet. Lasst es mich in den Kommentaren wissen und - ihr wisst Bescheid - Vote if you like C: <3 xoxo, alyssa

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