- late-night tingels ღ - L.
Louis P.o.V.
Ein letztes Mal drehe ich mich mit der Gitarrentasche in der Hand um, bevor ich mich wahnsinnig beeilen muss. Ein leises Seufzen kommt aus meiner Kehle. Ich will nicht gehen. Ich beobachte einen Moment, wie sein Oberkörper sich in gleichmäßigem Rhythmus langsam auf und ab bewegt. Ich muss schmunzeln. Er hat mein Kissen im Arm, er klammert sich regelrecht daran fest, als wollte es ihm jemand wegnehmen. Seine Locken hängen ihm im Gesicht, eine bewegt sich sachte im Strom seiner Atmung hin und her. Er sieht so friedlich aus und ich will gerade nichts mehr, als wieder den Platz des Kissens einzunehmen.
Auch ich bin letzte Nacht schnell eingeschlafen, als ich die Augen geschlossen habe. Es wurde bereits langsam hell und ich wusste, zumindest ein paar Stunden Schlaf sollte ich mir gönnen. Als mein Wecker klingelte, ich hatte gefühlt gerade erst die Augen zugemacht, lag Harry mit seinem halben Körper auf mir. Sein Bein etwas angewinkelt zwischen meinen und mit seiner Brust auf meinem Bauch, der Kopf war wieder etwas tiefer gerutscht und lag eng angeschmiegt auf meinem Herz. Sein einer Arm hielt mich noch immer fest an meiner Position, der andere lag neben meinem Kopf, seine Hand tief in meine Haare vergraben. Nachdem ich meine Finger ebenfalls einen Moment durch seine wuschelige Mähne hab wandern lassen, was ihm ein zufriedenes Brummen entlockte, war ich sowieso schon zu spät dran, was die Aufgabe, ihn vorsichtig von mir runter zu bekommen, noch deutlich schwerer gemacht hat.
Ich gehe noch einmal zu ihm rüber und lege ihm eine der Locken aus der Stirn, um ihm anschließend an die gleiche Stelle ein sanftes Küsschen zu geben. Ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen, bevor er sein Gesicht erneut sanft ins Kissen drückt. Ich bin nicht mal sicher, ob er es überhaupt wirklich mitbekommen hat. Dann drehe ich mich um und haste schnell zum vereinbarten Treffpunkt.
Gottseindank kenne ich mich mittlerweile ein wenig in London aus, sonst hätte ich es nie rechtzeitig geschafft. Der Kleinbus bringt mich zu einem kleinen Studio, wo bereits ein Junge und 2 Mädchen auf mich warten. Schüchtern grinse ich in die Runde, als im gleichen Moment eine junge Dame ebenfalls den Raum betritt und "Oh Louis, richtig?" sagt. Ich nicke sie an. "Wunderbar, dann sind wir ja komplett." erwidert sie lächelnd und setzt sich zu den anderen, was ich ebenfalls tue. Der Typ neben mir lächelt mich freundlich an, als ich mich neben ihm niederlasse. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, möchte sie uns alle einmal singen hören und mir wird schlagartig schlecht. Natürlich ist mir bewusst, dass ich vor den Leuten hier singen werden muss, aber trotzdem bin ich wahnsinnig nervös. Das der bereits erwähnte Junge neben mir, der sich als Zayn vorgestellt hat, gerade ein engelsgleiches Solo hingelegt hat, macht den Druck ehrlich gesagt auch nicht grade geringer.
Ich atme tief durch und senke kurz mit geschlossenen Augen meinen Kopf, als die Erinnerung an Harrys Worte wieder auftauchen. Nachdem ich den Refrain für Ihn mehrmals eingesungen habe, meinte er irgendwann "Damn, ich liebe den Klang deiner Stimme." Seine war dabei wahnsinnig tief und ich hoffe immer noch, dass er meine Gänsehaut deswegen nicht mitbekommen hat. Er liebt meine Stimme. Diese Erinnerung ist genau das, was ich gerade brauche, um genug Selbstsicherheit hierfür aufzubauen. Ich entscheide mich spontan wieder für 'End of the Day', da Harry davon letzten Abend so begeistert war. Diesmal beschränke ich mich nur auf den Refrain und die Bridge, gerade die hat für mich nach letzter Nacht noch einmal eine ganz andere Bedeutung.
'...and when the city's sleeping, you and me can stay awake and keep on dreaming'
Auch dieses Mal treffe ich den Ton am Ende perfekt und das Gefühl von Stolz durchfährt meinen Körper. Nie hätte ich gedacht, mich so zu fühlen, nachdem ich gesungen habe. Stille erfüllt den Raum, als ich aufhöre zu singen. Als ich die Augen öffne, sehen mich insgesamt 4 Augenpaare groß an, abgesehen von unserer Gruppenleiterin steht allen der Mund offen. Ich muss schlucken, beiße mir kurz auf die Lippe. Könnte bitte jemand was sagen? Unsere Leiterin findet gottseidank schnell Ihre Sprache wieder. "Wow, Louis.. sich diesen Part für ein Vorsingen auszusuchen, ist ziemlich.. mutig." Ich halte die Luft an, die Selbstsicherheit sackt ein Stück in mir zusammen. "Das war wirklich beeindruckend, ich bin sehr gespannt, mehr von dir zu hören." fügt sie mit einem Lächeln hinzu, Zayn neben mir stimmt ihr mit einem Nicken zu. Erleichtert atme ich aus und bin froh, die erste Hemmung losgeworden zu sein.
Der Rest des Tages besteht aus viel Stimmtraining, eine Menge Tipps zum Thema Songs schreiben und ersten Einzelcoachings. Der Input ist immens, aber so skeptisch ich der Sache anfangs auch gegenüber stand, ich liebe jede Sekunde. Als ich gerade mit meinem Einzelcoaching durch bin, setze ich mich in einer ruhigen Ecke im Flur mit meiner Gitarre auf den Boden. Zum hundertsten mal sehe ich seit heute Morgen auf mein Handy, doch ich habe noch immer keine Nachricht von ihm. Es macht mich wahnsinnig, dass ich an nichts anderes denken kann, sobald niemand mit mir redet. Seufzend lege ich es zur Seite, dann beginne ich etwas auf meiner Gitarre herum zu klimpern. Die Akkorde von 'A.M.' kommen mir wieder in den Kopf und ich singe nachdenklich etwas vor mich hin, als plötzlich mein Handy neben mir vibriert. Schlagartig greife ich danach, doch zu meiner Enttäuschung ist es nicht Harry, der mich kontaktiert.
"Hey, Lottie." sage ich daher etwas zu unbegeistert, als ich den Videocall annehme. "Hallöööööchen, Bruderherz. Stör' ich? Du siehst so genervt aus.." Schnell versuche ich meine Enttäuschung herunter zu schlucken, denn im Grunde freue ich mich ja auch, sie zu sehen. "Ne, ne.. alles gut, ich war nur grade in Gedanken." sage ich lächelnd. "Okay." sie scheint es mir abzukaufen. "Uuuuuuund, wie ist es?" will sie dann wissen. Sie war noch viel aufgeregter vor diesem Camp als ich. "Gut tatsächlich, ich hab innerhalb von nur 4 Stunden so mega viel gelernt, ich bin fast froh, dass du mich überredet hast, muss ich zugeben." sage ich und meine das wirklich ernst. "Ich weiß halt was gut für dich ist!" prahlt sie und hebt dabei die freie Hand eingebildet unters Kinn. "Natürlich weißt du das, Kleine." sage ich sarkastisch. "Ey, ich bin fast so groß wie du.. obwohl man das ja auch nicht groß nennen kann." lacht sie. "HEY! Ich bin fast 1,77cm." "Bist du nicht, Lou, und das wissen wir beide." Sie grinst mich frech an. Sie hat Recht und ich hasse es.
"Weißt du, ich hatte dich bis grade echt ganz lieb, aber scheinbar ist di-" weiter komme ich nicht, da in diesem Moment eine Benachrichtigung über Ihrem Gesicht aufploppt. Eine ungespeicherte Nummer mit dem Anzeigenamen ~ Harry hat mir eine Nachricht geschrieben. Mein Herz setzt einen Schlag aus und ich bin kurz unfähig zu denken. Anstatt den Satz zu beenden, beginne ich unkontrolliert zu grinsen. "Lou? Was ist passiert?" fragt Charlotte, die ich kurzzeitig ganz vergessen hatte. "Äääh.. nichts, alles gut." sage ich, kann mein Grinsen aber noch immer nicht kontrollieren. "Louis William Tomlinson, ich kenne dich seit meiner Geburt, verarsch mich nicht. Du hast gerade ne Nachricht bekommen und kannst jetzt nicht mehr aufhören zu grinsen. Sag mir, was da los ist. Wer schafft es dich so glücklich zu machen? Wie heißt sie?"
Ihr letzter Satz versetzt mir einen Stich. Ich weiß, dass das in keinster Weise Ihre Absicht war, denn es gab bisher nie einen Grund dafür, dass sie nicht davon ausgehen kann, dass es sich auf jeden Fall um eine Frau handeln muss. Erst jetzt denke ich darüber nach, das Harry ein Mann ist und es noch immer viele Menschen gibt, die es komisch finden, wie nah wir uns gestern Nacht waren. Ich habe mir überhaupt keine Gedanken über sein Geschlecht gemacht, seine Anwesenheit tat einfach nur unfassbar gut. Das ich ihn sexuell anziehend finde, fühlt sich überhaupt nicht falsch oder fremd an, obwohl er der erste Mann ist, bei dem ich solche Gefühle habe. Nur durch Lotties Aussage fällt mir auf, dass es in der Gesellschaft noch immer nicht 'normal' ist, schlichtweg einen Menschen attraktiv finden zu können, ohne sich in eine Schublade stecken lassen zu müssen.
"Ähm.. nicht hier ok? Ich erzähl's dir später." sage ich schnell, denn ich sehe, wie Zayn den Flur betritt. Abgesehen davon will ich auch allgemein nicht, dass hier jemand Harrys Namen hört. "Versprochen?" bohrt Lottie nach. "Ja, Charlotte. Versprochen." sage ich, als Zayn mir symbolisiert, dass ich wieder reinkommen soll. "Du, es geht weiter, ich meld mich später, okay?" sage ich daher schnell, bevor ich auflege.
"Sorry, dass ich dich stören muss, aber Maggy meinte sie hätte noch eine Überraschung für uns, bevor wir zum Mittagsessen gehen." sagt Zayn mit entschuldigendem Ton. "Alles gut, ich komme." sage ich und richte mich auf, um ihm zu folgen. Das Handy in meiner Hosentasche glüht förmlich vor Aufregung, da ich endlich seine Nachricht lesen will. Leider wurde uns zu Beginn gesagt, das Handys als ablenkendes Medium strengstens untersagt sind und ich will mir nicht direkt am ersten Tag alles versauen.
Wir setzen uns in den gleichen Raum wie heute Morgen, wo uns Maggy, unsere Campleitung, die frohe Kunde verkünden möchte. "Ich habe noch etwas, worauf ihr Euch freuen könnt. Wir vertiefen das Thema Songwriting morgen noch einmal deutlich mehr und ich freue mich sehr, dass Eurer Lehrer heute spontan hier ist, sodass ich Ihn Euch schon mal kurz vorstellen kann. Ich schaue mal eben, ob er..." Sie öffnet die Tür, die zum Flur mit den Proberäumen führt. "..ah ja, da ist er ja. Niall, kommst du kurz?" Ich vergrabe mein Gesicht in meiner Hand. Warum hat er mir nicht gesagt, dass er selbst Teil des Camps ist? Dann hätte ich mich vielleicht nicht so sehr mit ihm angefreundet.. So viel Blödsinn wie wir die letzten 2 Wochen geschrieben haben, kann ich ihn doch niemals als Lehrer ernst nehmen.
Als er den Raum betritt stößt Zayn mir in die Seite und flüstert aufgeregt "Oh mein Gott, das ist Niall Horan. Der schreibt die Songs für Harry Styles!" "Mit, nicht für." rutscht es mir raus. Verdammt, ich fange sogar schon an, Harry reflexartig verteidigen zu wollen. "Hmn?" fragt Zayn, der Niall noch immer begeistert anstarrt. Scheinbar habe ich leise genug gemurmelt, das er mich nicht verstanden hat, daher sage ich einfach schnell "Nichts, schon gut." Nialls Blick wandert rüber zu mir und ich möchte ihn spontan für das dreiste Grinsen ohrfeigen. Er stellt sich für alle anderen, die nicht wissen wer er ist, kurz vor und sagt, dass er sich sehr auf morgen freut. Als wir nun alle zum Essen geschickt werden, werfe ich ihm einen bösen Blick zu, weshalb er mich kurz zu sich rüber winkt.
Auch jetzt kann er sich das Grinsen nicht verkneifen. "Geh ruhig schon mal vor, ich komme gleich." sage ich zu Zayn, der zwar ziemlich verwirrt guckt, aber nichts weiter sagt. Als die Gruppe ein paar Schritte entfernt ist, raune ich ihm "Warum sagst du denn nichts, meine Güte?" entgegen. Er lacht laut und genießt sichtlich, das ich so aufgebracht bin. "So wars viel lustiger." "Ja, mega witzig. Siehst du wie sehr ich lache?" sage ich. Leider kann ich nicht so ernst bleiben, wie ich gerne würde, weshalb er mit "Ja, sehe ich." antwortet und erneut anfängt zu lachen. Ich kann nichts dafür, seine Lache ist so ansteckend.
"Aber warum ich eigentlich mit dir reden wollte.." beginnt er seinen nächsten Satz, kann ihn allerdings nicht beenden. "Nialler!" ruft ihn jemand aus dem Raum, aus dem er gerade gekommen ist. Er sieht seufzend in die Richtung, aus dem die Stimme kommt, dann wieder augenrollend zu mir. "Wir reden später.." sagt er, als er sich umdreht und wieder verschwindet. Na super, denke ich, jetzt spekuliere ich die ganze Zeit, was er mir sagen will. Was, wenn es was mit Harry zutun hat? Haben die beiden wohl über mich geredet?
Auf dem Weg zum Restaurant nehme ich mein Handy wieder zur Hand. Ich bleibe stehen, weil ich viel zu nervös bin, um beim gehen mein Handy zu bedienen. Bevor ich es verhindern kann, fängt mein Hirn schon wieder an zu arbeiten. Was, wenn er mir sagt, ich solle ihn in Ruhe lassen? Aber dann könnte er sich ja auch einfach garnicht melden, ich hätte ja kaum eine Möglichkeit, ihn zu kontaktieren. Ich zwinge mich, meine Gedanken zu ignorieren und öffne stattdessen mit zittrigen Händen seine Nachricht. Ein Stein, so groß wie der Mount Everest fällt von mir ab, als ich sie lese. Kurz überlege ich, was ich antworte, dann tippe ich meine Antwort in das Handy.
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Harry, 01:16pm
»Hi. Dein Angebot ist notiert und ich komme gerne darauf zurück...C: Ich hoffe, du hast eine schöne Zeit heute im Camp, vielleicht hast du ja später etwas Zeit, dann ruf mich doch mal an (: P.S.: Ich schnarche nicht.«
Louis, 01:41pm
»Hey, das freut mich sehr zu hören C: Bisher ist es wirklich interessant! ich wünschte nur ich hätte vorher gewusst, dass Niall mich unterrichten wird - wie nimmt man jemanden ernst, dem man schon besoffen ein Selfie geschickt hat? :D ich melde mich, sobald ich nachher wieder im Hotel bin. Dir einen schönen Tag bis dahin C: <3 P.S.: Doch, tust du. Aber du warst dabei ziemlich niedlich :> «
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Mein Herz beginnt zu rasen, als ich auf Senden drücke. Ich atme tief ein und aus. Sollte ich so offensichtlich mit ihm flirten? Was, wenn ich doch alles etwas überinterpretiere, was er getan und gesagt hat, nur weil ich mir tief im Innern wünsche, er würde in mir auch mehr sehen, als einen Kumpel, der mit ihm kuschelt, wenn er einsam ist? Ich sehe erneut auf mein Handy und die Anzeige hinter seinem Namen ändert sich zu 'online'. Als er zu tippen beginnt, halte ich die Luft an. Verdammt nochmal, Louis, was ist los mit dir? Ich komme mir vor wie ein verknaller Teenie, während ich mir aufgeregt an meinen Daumen rumknibble. "Louis? Alles ok?" Zayns Stimme lässt mich zusammenzucken. Er steht nur ein paar Meter von mir entfernt und sieht mich besorgt an. Bevor ich antworten kann, vibriert das Handy in meiner Hand.
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Harry, 01:42pm
»Ich freue mich schon auf deinen Anruf C: (das mit dem Nialler kriegen wir auch hin, keine Sorge haha) bis später <3«
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Mein Herz, das bis gerade ungesund schnell war, springt mir jetzt fast aus der Brust. Er freut sich auf meinen Anruf. Und hat mir ebenfalls ein Herzchen geschickt. Ich grinse verträumt mein Handy an, als Zayn plötzlich direkt vor mir steht. "Hast du gerade ein Nude bekommen, oder warum grinst du so dämlich?" fragt er grinsend. "Äh.. Ne, ich.. schon gut. Sorry, ich komme." sage ich schnell, bevor er auf die Idee kommt, auf mein Handy zu sehen. Ich antworte Harry mit einem grinsenden Smile, bevor ich mein Handy schnell wieder in meine Hosentasche stecke. "Ich weiß auf jeden Fall, das man anders guckt, wenn einem die Mutter schreibt. Aber ich lasse dir mal deine Privatsphäre - für Erste." lacht er und boxt mir gegen die Schulter. "Sehr aufmerksam, danke." erwidere ich, ebenfalls lachend.
Den Rest des Tages schwebe ich mehr durch die Welt, als das ich wirklich etwas mitbekomme. Das Dauergrinsen im meinem Gesicht werde ich nicht mehr los und ich kann das Ende des Camps kaum erwarten. Als ich, dieses Mal gemeinsam mit den anderen Camp-Teilnehmern, zurück ins Hotel fahre, rutsche ich auf meinem Sitz unruhig hin und her. Zayn neben mir, der kopfschüttelnd vor sich hingrinst, versuche ich zu ignorieren - genauso wie sein, von einem Augenzwinkern begleitetes, "Viel Spaß", als ich in mein Zimmer verschwinde. Soll er denken was er will, solange er nicht mitbekommt, wegen wem ich mich so verhalte.
Als ich die Tür abgeschlossen und mich aufs Bett gesetzt habe, sehe ich nervös auf mein Handy. Er ist gerade online, weshalb er vermutlich recht schnell abnehmen wird. Ich weiß nicht mal, warum ich so aufgeregt bin. Es war so unkompliziert gestern, dass es dafür eigentlich keinen Grund gibt. Ich atme noch einmal tief durch, dann drücke ich auf das Hörer-Symbol. Wie erwartet klingelt es nur einmal, bevor er abnimmt.
"Hey." begrüßt mich seine warme, tiefe Stimme und ich bekomme eine Gänsehaut. Das geht ja super los.. "Hey, stör ich?" frage ich aus reiner Höflichkeit - und vermutlich auch, weil die Nervosität kickt. "Nein, überhaupt nicht. Wie geht's dir?" fragt er und ich versuche erneut, mich zu entspannen. "Gut, danke. Mein Kopf brummt ein bisschen, aber sonst ist alles gut. Bei dir?" sage ich und kichere nervös, in der Hoffnung, das er es nicht bemerkt. "Das freut mich. Mir geht's auch gut. So gut wie ich geschlafen habe, ist das aber auch kein Wunder. Ich war seit Monaten nicht so entspannt." sagt er und ich beiße mir grinsend auf die Lippe. Das gleiche Kribbeln wie gestern macht sich in meiner Magengegend breit und ich sage leise "..das freut mich." Ich höre, dass er leise schmunzeln muss. "Bist du heute Abend schon verplant?" fragt er dann und mein Herz beginnt erneut zu hüpfen. Etwas zu schnell sage ich "Nö, ich bin noch frei, warum?" "Ich hab ein paar Freunde eingeladen heute, möchtest du auch kommen? Niall könnte dich mitnehmen, er ist auch noch in London." "Sehr gerne!" auch diesmal kommt meine Antwort zu schnell, aber ich habe aufgegeben, mich zusammen reißen zu wollen. "Ok.." sagt er leise "Ich sag ihm Bescheid, er soll sich bei dir melden. Bis später, Louis." "Bis später, Harry." antworte ich, bevor wir auflegen.
Die gesamte Zeit, bis Niall mich abholt, versuche ich, mich zu beruhigen - ziemlich erfolglos. Als ich durch den Gemeinschaftsraum zum Aufzug gehe, laufe ich Zayn und einer anderen Teilnehmerin, die Ally heißt, in die Arme. "Oh, wo schleichst du dich denn hin?" fragt sie grinsend. "Ich treffe mich noch mit einem Freund." sage ich in der Hoffnung, das sie mir nichts anmerkt. "Oh, männlich also?" antwortet Zayn breit grinsend. "Auch cool." Ich sehe ihn augenrollend an, woraufhin er mir freundschaftlich auf die Schulter klopft und sagt "Sorry, ich ärger dich noch nur, einen schönen Abend dir!" "Danke, Euch auch!" antworte ich, bevor ich mit dem Aufzug hinab in die Lobby fahre. Der Herr hinter der Rezeption informiert mich, dass Niall unten in der Tiefgarage auf mich wartet, weshalb ich noch ein paar Etagen tiefer fahre.
Als ich einsteige begrüßt er mich mit einem "Naaaa?", grinst mich dabei wie immer breit an. "So schnell sieht man sich wieder." erwidere ich. "So ist das, du wirst mich nicht los." lacht er. Einen Moment ist es still zwischen uns, bis ich den Mut fasse und frage, worüber er vorhin mit mir reden wollte. Er grinst etwas, dann sagt er "Ach.. ich hab nur gehört, du willst mir meinen Job streitig machen?" Verwirrt sehe ich ihn von der Seite an. "Was?" frage ich unsicher. "Du schreibst jetzt Songs mit Mister Styles, dann braucht er mich ja nicht mehr.." sagt er und zieht dabei demonstrativ eine Fluppe. "Achso.." schmunzle ich. Er hat ihm also von letzter Nacht erzählt. "..ich hab nur ne Idee in den Raum geworfen." füge ich dann hinzu. "Die war aber offensichtlich so gut, dass er dich direkt zum Dank heute einlädt." Kurz sieht er zu mir rüber. "Vielleicht will er aber auch einfach wieder kuscheln." Grinsend wende ich den Blick ab, was für Niall scheinbar Antwort genug ist. "Schon gut, das muss dir nicht unangenehm sein. Ich sehe doch, wie gut ihr Euch gegenseitig tut. Du schwebst mindestens genauso wie er heute." Jetzt sehe ich ihn wieder an. Ich hebe die Augenbraue, weshalb er "Ich bin nicht blind, Louis. Versuch nur, ihm nicht wehzutun, ok?" sagt. Ich sehe ihm an, das ihm wirklich was an Harry zu liegen scheint. "Hab ich nicht vor." sage ich leise, was er mit einem "Gut." beantwortet.
Auch wenn ich bereits auf der Fahrt realisiere, dass es immer ländlicher wird, bin ich kurz sprachlos, als wir durch das große Tor, das Niall mit einer Fernbedienung öffnet, auf das Grundstück einbiegen. Das alte Herrenhaus auf das wir zu fahren, ist verhältnismäßig klein, im Vergleich zum Garten, der es umgibt. Tausende bunte Blumen werden ergänzt von mehreren alten, großen Bäumen. Ein kleiner Steinweg führt hinter das Haus, ich vermute, das es dort noch eine mindestens genauso schöne Terrasse gibt. Wenn ich überlege, dass Harry erst 19 ist und schon eine solche Immobilie besitzt, wird mir wieder bewusst, wie unfassbar viel Geld er haben muss.
Niall parkt direkt vor dem Eingang und als ich aussteige sehe ich mich noch immer erstaunt um, als ich plötzlich Harrys Stimme hinter mir höre. "Schön, oder?" ich drehe mich um und sehe ihn auf mich zukommen. Er trägt ein dunkelgrünes Bandana in den Haaren, was ihm - wie eigentlich alles - unfassbar gut steht. "Wahnsinnig schön!" sage ich und strahle ihn an. "Du siehst aber auch ziemlich gut aus." flüstert er mir ins Ohr, als er mich dann zur Begrüßung in den Arm nimmt. "Danke. Kann ich nur zurück geben." sage ich grinsend, bevor er mich wieder loslässt.
"Hi. Ich, dein langjähriger bester Freund, bin übrigens auch da." sagt Niall, der mittlerweile neben uns steht. "Ja, aber du bist ja immer da, da ist ja nix besonderes." sagt Harry daraufhin sarkastisch grinsend. "Wenn du mich nicht bezahlen würdest, ne.." murmelt Niall, woraufhin Harry ihm lachend in die Rippen piekt. "Komm, wir gehen mal nach hinten, die anderen müssten auch gleich da sein." sagt er dann. Über den schmalen Steinweg gehen wir hinters Haus und ich mir klappt der Mund auf, als wir um die Ecke biegen. Vor einer kleinen Holzhütte, an der mehrere Lichterketten und Lampions hängen, brennt bereits ein kleines Feuer, drum herum stehen ein paar Stühle und eine Bank. Der ganze Platz ist umgeben von unterschiedlichen, bunt beblumten Büschen, die wahnsinnig gut riechen. "Wow." sage ich leise. "Gott, ist das schön hier." "Danke." antwortet Harry grinsend. "Ich komme immer her, wenn ich abschalten will, deshalb habe ich versucht, es so mir so schön wie möglich zu machen." "Hat geklappt." erwidere ich und lächle ihn an.
"Drinnen ist alles soweit fertig, kann ich noch was tun, Harry?" eine ältere Dame kommt aus dem Haus auf uns zu. "Du bist ein Schatz, Jane. Danke! Und nein, alles gut. Mach ruhig Feierabend." antwortet er ihr. "Oh, wirklich? Brauchst du keine Hilf-" setzt sie an, doch Harry unterbricht sie. "Grüß mir Jasper und Emely, Jane. Wirklich, mach dir nen schönen Abend." Sie lächelt ihn sanft an, dann gibt sie ihm ein Küsschen auf die Wange und flüstert "Danke, Harold." bevor sie zurück ins Haus geht. "Meine Haushälterin." sagt er daraufhin erklärend in meine Richtung. "Oder auch zweite Mama." ergänzt Niall. "Auch das." grinst er daraufhin. "Setzt Euch doch."
Obwohl ich mich unter seinen Freunden wahnsinnig wohl und direkt extrem gut aufgehoben fühle, verschwindet meine Aufregung nicht komplett. Aus irgendeinem Grund bin ich der Meinung, es ist eine gute Idee, dagegen mit möglichst viel Alkohol anzukämpfen, sodass ich recht schnell ziemlich angetrunken bin. Das wird mir leider erst richtig bewusst, als ich das erste mal wieder aufstehe, um zur Toilette zu gehen, denn ich merke wie mir der Alkohol schlagartig in die Beine sackt und mein erster Schritt etwas holprig ist. Harry greift reflexartig nach meinem Arm um mich aufzufangen und sieht mich besorgt an. "Alles gut?" fragt er leise. Die anderen unterhalten sich gerade, deshalb hat mein Schwanken außer Ihm niemand mitbekommen. "Ja.. war nur etwas zu schwungvoll, glaube ich.." murmle ich. Er grinst mich an und streichelt mir noch einmal über den Arm, bevor er diesen wieder loslässt. Das Haus ist von innen mindestens genauso schön wie von außen und ich komme aus dem Stauen nicht mehr heraus.
Als ich wieder zu den anderen stoße, hat Niall eine Gitarre in der Hand und singt voller Leidenschaft einen Song, den ich nicht kenne. Er sitzt nun auf Harrys Platz, da er dort um sich herum mehr Platz für die Gitarre hat. Harry hat sich stattdessen auf die schmale Bank gesetzt, auf der ich zuvor saß. Als er mich erblickt, klopft er neben sich auf die Bank, woraufhin ich mich dicht neben ihn setze. Die Decke, die er sich über die Beine gelegt hat, teilt er mit mir. "Wow, er ist gut." sage ich und zeige in Nialls Richtung. "Ich hab ihm so oft gesagt, er soll was eigenes machen, aber er will nicht." antwortet er schulternzuckend. "Der Song ist auch von ihm, er heißt 'Flicker'." Erzählt er mir dann. "Der ist wahnsinnig schön." murmle ich woraufhin er mir nickend zustimmt.
Als er das nächste Lied anstimmt gibt Harry ein leises "ooooh.." von sich, weshalb Niall ihn breit angrinst. Ich kenne den Song - und liebe ihn. Zu meiner Überraschung beginnt nun Harry neben mir leise zu singen.
"Shut the door, turn the light off
If I wanna be with you, I wanna feel your love, I wanna lay beside you
I cannot hide this, even though I try"
Unter der Decke greift er nach meiner Hand und zieht sie auf seinen Schoß. Niall übernimmt den nächsten Teil, weshalb Harry den Kopf zu mir rüber dreht. "Kennst du den Song?" flüstert er, woraufhin ich nicke. "Dann sing mit. Bitte." Verlegen grinse ich mit gesenkten Kopf. "Du bist so gut, Lou, ich will das alle hier genauso sprachlos sind, wie ich es war. Ich singe auch mit." sagt er und drückt meine Hand in seiner. Als er wieder einsteigt, um die Hook einzuleiten, sieht er mich von der Seite an und streicht mir sanft über die Hand. Ich weiß, dass er das nicht macht, weil er mich bloßstellen will, sondern weil er mich selbstsicherer machen will. Trotzdem schließe ich kurz die Augen. Ich will ihm so gern beweisen, dass ich sicher genug bin, deshalb nehme ich noch einen großen Schluck aus meinem Bier, bevor ich tief durchatme und leise mit ihm in den Refrain einsteige.
"You know I'll be your life, your voice, your reason to be
My love, my heart is breathing for this moment, in time
I'll find the words to say before you leave me today"
Dadurch, dass er mich mit seinen leuchtenden Augen von der Seite angestrahlt hat und währenddessen seine Finger mit meinen verschränkt hat, bin ich immer mutiger geworden und war am Ende genauso laut wie er. Das Lächeln, das er mir jetzt zuwirft ist so voller Stolz und Liebe, das ich mich kurz darin verliere, bis er seinen Kopf zu den anderen dreht. Ich folge seinem Blick und schaue in begeisterte Gesichter. Harry drückt meine Hand noch etwas fester und flüstert mir dann "der nächste Part ist deiner." ins Ohr. Er legt seinen Kopf auf meiner Schulter ab und kuschelt sich etwas enger an mich. Noch einmal atme ich kurz tief ein, bevor ich beginne zu singen.
"Hands are silent, voice's numb
Try to scream out, my lungs
It makes this harder and the tears stream down my face"
Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie er mit geschlossenen Augen selig grinst, bevor er mit mir zusammen erneut in den Refrain einsteigt. Den Rest des Songs singen wir gemeinsam, Niall steigt nur ab und an mit ein, um uns eine Harmonie zu geben. "Krass, Louis, das war echt richtig gut!" sagt einer seiner Freunde anschließend. "Oder? Wenn man ihn nicht immer erst zu seinem Glück zwingen müsste.." sagt Harry neben mir und streicht mir sanft mit dem Fingerknöchel über die Wange. Mit der anderen Hand hält er noch immer meine fest und ich habe das Gefühl, er wird sie auch so schnell nicht wieder loslassen. Ich grinse bescheiden und bedanke mich für das Kompliment.
Die Zeit vergeht wie im Flug und wir werden zu vorgerückter Stunde immer weniger Leute, bis am Ende nur noch Niall da ist. Er sieht auf seine Armbanduhr und sagt "Ok, ich will nicht ungemütlich sein, aber so langsam muss ich auch los.." er sieht hoch zu uns. "..soll ich dich wieder mitnehmen, oder..?" Sein Blick wandert zwischen mir und Harry hin und her, weshalb dieser sich nun zu mir dreht. "Du kannst auch hier bleiben, wenn du magst..." sagt er leise und lächelt mich sanft an. Obwohl der Satz offensichtlich an mich gewendet war, reagiert Niall so schnell, dass ich nicht mal die Möglichkeit habe, selbst zu antworten. "Ok, dann Euch noch eine schöne Nacht.." sagt er, während er bereits aufsteht und anschließend schnellen Schrittes um die Ecke verschwindet.
Ich drehe mich zurück zu Harry, dessen Augen im Licht des Lagerfeuers laubgrün funkeln. Vermutlich sind auch die Tequila-Shots, an dessen genaue Menge ich mich nicht mehr erinnern kann, mit daran Schuld, aber ich kann meinen Blick nicht von ihnen abwenden. "Here we go again." flüstert er und ein leichtes Lächeln umspielt seine Lippen.
♪ Close the door, throw the key. Don't wanna be reminded, don't wanna be seen, don't wanna be without you.♫
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Eventuell bin ich etwas eskaliert, aber.. well. Was soll ich machen, ich kann mich nicht kurz fassen :D Wie immer - you know what to do, tell me, what you think and commeeeeent C:
xoxo, alyssa <3
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