- L to the rescue ღ - L.

Vorsichtig streichle ich meinem Freund über die Wange und versuche meine Sorge etwas zu verstecken. Er sieht schrecklich aus. Diese blassen, trockenen Lippen, tiefe Ränder unter den Augen, Schweißtropfen auf der Stirn und er hat noch immer nicht komplett aufgehört zu zittern. Obwohl ich weiß, dass ich nichts für die Situation konnte, hat sich meine Angst offensichtlich bewahrheitet: Meine Inhaftierung war der Tropfen, der das brodelnde Harry-Fass zum überlaufen gebracht hat.

Ich habe mich so erschrocken, als ich ihn vorhin hochgehoben habe, um ihn ins Wohnzimmer zu tragen. Er wiegt gefühlt nur noch die Hälfte und ich konnte seine Rippen sogar durch den dicken Pulli spüren. "Auf was hast du Lust, Schatz?" frage ich daher, weshalb er mich allerdings nur verwirrt ansieht. "...zu essen." füge ich hinzu und er kneift kurz nachdenklich die Augen zusammen. Dann beginnt er zu schmunzeln, sagt dann allerdings "Ihr musst Euch nicht extra die Mühe machen, ich esse was übrig ist." Ich grinse ihn an. "Hazza... Sag mir woran du gerade gedacht hast." Er schüttelt bockig den Kopf. "Haaaaaz." Ich pikse ihm in die Wange, weshalb er sich ergibt. "Frag mich nicht, wie ich darauf komme und vermutlich habt ihr die auch gar nicht hier, aber... irgendwie hatte ich grade Lust auf Buchstabensuppe." 

Ich muss lachen, drücke ihm dann einen Kuss auf die Stirn und murmle "Wenn mein Schatz Buchstabensuppe will, dann bekommt er die natürlich." Er blinzelt mich an. "Ihr habt welche da?" Meine Mum, die in die Küche geeilt war, kommt damit in der Hand zurück ins Wohnzimmer und sagt "Selbstverständlich, das hier ist ein Großfamilienhaushalt. Ich hab auch nicht immer Bock so viele Mäuler zu stopfen." Sie will zurück in die Küche laufen, doch ich rufe ihr "Ich mach schon, Mum. Geh ins Bett, du musst doch morgen früh raus." hinterher. Wir haben mittlerweile 10 Uhr abends. "Bist du sicher?" fragt sie mit besorgtem Blick.

"Mum, es ist eine scheiß Tütensuppe. Wenn ich damit schaffe, die Küche in Brand zu setzen, verdiene ich ne Auszeichnung." Zum ersten Mal heute sehe ich meinen Freund lachen und es stört mich überhaupt nicht, dass das auf meine Kosten geht. Nachdem meine Mutter sich in Bett verabschiedet hat, lege ich noch einmal sanft meine Lippen auf seine, bevor ich "Bin sofort wieder da." flüstere, ihn noch etwas mehr zudecke und in die Küche husche, um die Suppe aufzusetzen. Als sie vor sich hin köchelt, kehre ich ins Wohnzimmer zurück, in dem Harry sich gerade den Rest seines Schokoriegels zwischen die Lippen schiebt.

"Du hättest dir aber wirklich nicht so viel Mühe machen müssen um die Uhrzeit..." murmelt er bedröppelt und sieht auf seine Finger, als ich mich vor ihn hocke. "Harry, ich konnte jetzt viel zu lange nicht für dich da sein und eine Tütensuppe aufzukochen ist nun wirklich nicht viel Arbeit. Außerdem hab ich auch einiges wieder gut zu machen..." Er schüttelt den Kopf und nimmt meine Hand. "Du konntest doch nichts für deine Situation, Love-" Doch ich lasse ihn nicht ausreden. "Du weißt, dass ich nicht von meiner Inhaftierung rede..." Er lächelt mich an. "Schon okay, Schatz." Ich schüttle den Kopf. "Nein, nicht okay. Es tut mir so unfassbar leid, was ich gesagt habe, Hazza. Ich will, dass du weißt, dass ich dich niemals verlassen würde, vor allem nicht wegen sowas." Er zieht mich in einen liebevollen Kuss. "Das weiß ich, Hase." Ich nicke, murmle dann "Ich bin einfach manchmal so ein scheiß Sturkopf und will mir nicht helfen lassen und das, gepaart mit meiner Unfähigkeit, mit Stresssituationen umzugehen, hat wohl einen Kurzschluss hervorgerufen." Erneut gibt er mir einen Kuss. "Wir sind beide Sturköpfe, Schatz. Es wundert mich fast, dass wir in dem halben Jahr vorher nicht einmal aneinander geraten sind." schmunzelt er.

Auch ich muss jetzt grinsen. "Bitte verzeih mir, wenn ich mich in Zukunft vielleicht noch das ein oder andere Mal schwer tun sollte, Hilfe anzunehmen, aber..." leise seufze ich. "...so sehr ich es hasse, ich weiß, dass ich in den nächsten Wochen nicht drum herum kommen werde, Hilfe von dir annehmen zu müssen. Ich will meiner Familie nicht auf der Tasche hängen und du..." Ich schlucke schwer und senke den Kopf. "Ich habe mehr als genug, um uns beide damit zu versorgen." beendet er den Satz, den ich mich nicht getraut habe, auszusprechen. Noch immer mit gesenktem Blick nicke ich betreten. "Hey, Lou." Er hebt mein Kinn sanft mit zwei Fingern an. "Ich bin stolz auf dich. Ich weiß, wie schwer dir das fällt und ich will, dass du weißt, wie viel Respekt ich davor habe, dass du über deinen Schatten springst. Wenn es nach mir gehen würde, würdest du nie wieder arbeiten gehen und ich würde dich einfach überall hin mitnehmen, aber ich weiß, dass das nichts für dich ist. Du willst auf eigenen Beinen stehen und das ist vollkommen ok. Ich drücke dir die Daumen, dass du ganz bald wieder was findest, was dir Spaß macht, mein Schatz. Eventuell ja sogar in London..."

Den letzten Satz hat er bloß leise vor sich hin gemurmelt, aber natürlich verstehe ich ihn trotzdem. "Ich hoffe es. Ich werde mich auf jeden Fall fürs Erste nur in London bewerben." Überrascht sieht er mich an. "Wirklich?" Ich nicke lächelnd. "Ja. Ich habe schon ab und an mal den Gedanken gehabt, mir eventuell etwas in London zu suchen, damit wir uns die Pendelei sparen können und... ich sehe die ganze Geschichte jetzt einfach als Wink des Universums. Vielleicht soll es einfach so sein, das jetzt der Moment gekommen ist, wo wir... es wagen sollten?" Als hätte ich ihm gerade sämtliche Last der letzten Wochen auf einmal abgenommen, beginnt er schluchzend zu weinen und greift nach meiner Hand. Ich setze mich neben ihn auf die Sofakante und drücke seinen Kopf sanft an meine Brust. "Das wäre so so schön, Lou..." sagt er, bekommt vor lauter Tränen kaum Luft. 

"Wenn du dann wirklich i-irgendwann einfach immer da wärst, wenn ich abends nach H-Hause komme, du mich einfach fest in den Arm nimmst, wenn es mir alles zu v-viel wird... ich glaube, dann wäre meine Welt endlich in Ordnung." Er klammert sich fest um meine Taille und drückt seinen Kopf in meinen Hoodie. "Wenn du mit 'irgendwann' ab sofort meinst, dann bin ich einverstanden." Mit großen, feuchten Augen sieht er auf. "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dich jetzt nochmal alleine lasse, Hazza." schmunzle ich. "Ich bin arbeitslos und bis ich was Neues habe, besteht meine einzige Aufgabe darin, dafür zu sorgen, dass es dir gut geht. Ich begleite dich von jetzt an wohin du willst, Schatz."

Komplett aufgelöst legt er mir die Hand auf die Wange und flüstert "Ich liebe dich so sehr, Louis." bevor er seine Lippen auf meine drückt. Kurz darauf rutscht der Kopf des armen Nervenbündels in meinen Armen in meine Halsbeuge und schluchzt leise vor sich hin, bevor ich meine Arme unter seinen Rücken und Kniekehlen schiebe und ihn hochhebe. Erschrocken hebt er den Kopf und fragt etwas weggetreten "W-Was machs'u?" Ich drücke ihm ein Küsschen auf die Schläfe und flüstere "Ich bringe dich schon mal hoch, du darfst im Bett essen." Er nickt geistesabwesend, murmelt dann "O-Okay, a-aber ich kann se-selbst laufen, du m-musst nicht-" Ich unterbreche ihn. "Ich trage dich von jetzt an nur noch auf Händen, Hazza. Gewöhn dich dran." Leise kichernd vergräbt er seine Nase wieder an meiner Halsbeuge und lässt mich ihn dann ohne weitere Proteste in mein Zimmer unterm Dach tragen. Vorsichtig lege ich ihn auf meinem Bett ab und sage "Kuschel dich schon mal ein, ich hole eben die Suppe, bevor die Nudeln gleich aufs Doppelte angewachsen sind."

Er nickt grinsend, fragt dann kleinlaut "Meinst du, du könntest mir eventuell noch meine Tasche aus dem Auto holen?" was ich natürlich bejahe, bevor ich wieder herunter hüpfe und wie versprochen erst die Suppe vom Herd hole und dann noch einmal in die Kälte tapse, um seinen Sachen aus dem Kofferraum zu holen. Als ich gerade wieder rein will, höre ich meinen Namen hinter mir. "Louis, warte!" Lottie kommt angejoggt und schlüpft dann durch die Tür, bevor ich sie von innen abschließe. "Ich dachte du wolltest bei Mary schlafen, weil es ihr so kacke ging?" frage ich überrascht. Ihre beste Freundin hatte wohl ganz schrecklichen Liebeskummer und brauchte sie heute Abend. "Ja, aber James kam angekrochen und hat sich mit einem riesigen Strauß Rosen entschuldigt und... dann war ich eine zu viel." Grinsend verdrehe ich die Augen.

"Ist- Ist Harry hier?" fragt sie dann, als sie die Gucci Reisetasche im Micky-Mouse-Design und mit den Initialen 'H.E.S' darauf in meiner Hand erblickt. Ich nicke, sage dann "Ja, der kleine Idiot ist vollkommen ausgehungert und mit Kreislaufproblemen über 6 Stunden hier hochgefahren, weil er sich so Sorgen gemacht hat. Ich sorge jetzt erstmal dafür, dass er wieder zu Kräften kommt." Ich hole die Suppe aus der Küche, weshalb sie mich belustigt ansieht. "Buchstabensuppe?" grinst sie. "Die hat er sich gewünscht." lache ich, weshalb sie nur wissend nickt. "Ist er oben? Ich wollte ihm noch persönlich dafür danken, dass er dich daraus geholt hat." Mit großen Augen sehe ich sie an.

"W-Was?" stammle ich. "Jetzt sag mir nicht, die haben dir gar nichts gesagt." sagt sie entsetzt. "Mir wurde nur gesagt, ich wäre entlastet worden und sie hätten George gefasst, deshalb dürfte ich gehen." sage ich und sehe sie verwirrt an. 

Wie meint sie das, Harry hätte mich da raus geholt?

"Ja, richtig. Du bist entlastet worden. Weil Harry sich daran erinnert hat, dass du die handschriftlichen Originale der Buchhaltung in deinem Zimmer liegen hattest. Er hat erst Donna, Harveys Assistentin, angerufen und dann mich, damit ich Bescheid weiß, dass jemand herkommt und die Unterlagen mitnimmt. Wusstest du von dem Ganzen gar nichts?" Mit offenem Mund starre ich sie an. "Nein! Mir hat kein Mensch was gesagt, Harvey hatte noch ein Meeting und Donna... falls sie da war, wusste ich es nicht, ich kenne sie ja nicht." Kopfschüttelnd atme ich schwer durch.

Er-... wow. Obwohl ich ihm so schreckliche Dinge an den Kopf geworfen habe, hat er Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um mich da irgendwie rauszubekommen. Und ist dann komplett dehydriert und kurz vorm Kreislaufkollaps 6 Stunden hergefahren, weil er sich so Sorgen um mich gemacht hat.

Ich merke wie mir die Tränen kommen und ich laufe so schnell ich kann mit dem Tablett mit Suppe und Tee darauf die Stufen zu meinem Zimmer hinauf. Lottie folgt mir mit seiner Tasche in der Hand. Erschrocken sieht er mich an, als ich heulend auf ihn zu stolpere, das Tablett auf dem Tischchen vorm Bett abstelle und ihm um den Hals falle. "I-Ist alles okay? Schatz, was ist los?" fragt er besorgt, doch ich schluchze lediglich in seine Halsbeuge. "Ihm hat auf der Wache niemand gesagt, wer ihn da rausgeholt hat, deshalb hab ich das gerade mal nachgeholt." höre ich meine Schwester erklären. "Oh..." Leise schmunzelt er und drückt mich fest an seine Brust. "Ich brauchte auch einen kleinen Denkanstoß von Jeff, aber dann hab ich mich gottseidank an deine Unterlagen erinnern können."

"Ich liebe dich so sehr, Harry." schluchze ich und übersähe seinen Hals mit Küsschen. "Ich lasse Euch mal in Ruhe, schlaft gut, ihr beiden." Ich höre, wie sie meine Zimmertür schließt, doch bevor sie ins Schloss fällt, fügt sie hinzu "Oh und Harry? Danke, wirklich." Ich merke wie er nickt, bevor die Tür geschlossen wird. 

"Ganz schön tränenreicher Abend heute..." murmelt er nach ein paar Minuten, in meine Haare. Ich schmunzle leise, ziehe die Nase hoch und hebe dann den Kopf. "Schon... aber ich vermute, das musste alles irgendwie mal raus." Er nickt und küsst mir die Tränen aus dem Gesicht, bevor er sich streckt und an mir vorbei richtig Tischchen sieht. "Oh stimmt! Die Suppe wird kalt..." murmle ich und richte mich auf, um sie ihm anzureichen. 

Grinsend versenkt er kurz darauf einen Löffel voller, zugegebenermaßen durch die lange Standzeit etwas zu aufgequollenen, Buchstaben in seinem Mund. Innerhalb von wenigen Minuten hat er die Schüssel leer geputzt, schlürft den Rest Flüssigkeit heraus und fällt dann voller Freude über das großzügige Stück Brownie her, den Fizzy gestern gebacken hat. Ich beobachte ihn dabei und lehne auch beim 5. Mal ab, als er mich fragt, ob ich wirklich nichts abhaben mag. Ich bin einfach nur wahnsinnig froh, dass er so viel isst und knapp 1 Stunde nach seiner Ankunft hier langsam wieder etwas fitter aussieht.

Schmunzelnd wische ich ihm ein paar Krümel aus dem Mundwinkel, als mir plötzlich wieder etwas einfällt. Ich springe auf und grinse ihn breit an, als ich ihm ein kleines, weiches Päckchen überreiche. "Ich hab da noch was für dich." Kritisch sieht er mich an. "Ich hab das schon vor knapp 2 Wochen gekauft, mach dir keinen Kopf. Es ist auch nur ein bisschen Blödsinn, aber ich musste sofort an dich denken, als ich es gesehen habe." Etwas verlegen blickt er auf das kleine Päckchen auf seinem Schoß. "Jetzt mach's schon auf." sage ich ungeduldig, als ich mich vor ihn aufs Bett fallen lasse. Er grinst mich an, bevor er wie ein kleines, ungeduldiges Kind das Papier abreißt.

Er ließt die Aufschrift auf der flauschigen Rolle und strahlt mich dann mit großen Augen an. "Oh mein Gott, nicht dein Ernst!" Er beginnt im Bett auf und ab und zu hüpfen und reißt die Pappe ab, um das Stoffbündel zu entrollen. "Aaaaaah!" Schneller als ich gucken kann springt er auf und hüpft in die Decke in Form einer Meerjungfrauen-Flosse. "Die glitzert sogar, ich raste aus!" Er steckt die Füße in die Flossenenden und watschelt in meinem Zimmer auf und ab. Grinsend frage ich "Ich glaube, du magst sie, oder?" Er dreht sich um, hüpft auf mich zu und wirft sich dann auf mich. "Ich liiiiiiiiebe sie!" 

Er verteilt Küsschen in meinem ganzen Gesicht und hört gar nicht mehr auf, sich zu bedanken.

Echt witzig, wie einfach man einen so reichen Mann mit einer Decke für weniger als 15 Pfund glücklich machen kann...

Da wir nicht beide in seine Flosse passen, zwingt er sich dazu, sich für die Nacht wieder davon zu trennen, denn er will, dass nicht mal ein Stück Stoff uns noch trennt. Er kuschelt sich eng an meine Brust und spielt mit meinen Fingern, während ich ihm über den Rücken streichle. "Und du bleibst jetzt wirklich erstmal bei mir?" fragt er unsicher, als könnte er es noch immer nicht glauben. "Ja, ich weiß dass du mich brauchst, Hazza und ich hab jetzt endlich die Zeit, für dich da zu sein." Nachdenklich drückt er an meinem Zeigefinger herum. "Aber... deine Familie, du hilfst deinen Eltern doch so viel, kriegen die das denn überhaupt ohne dich hin?" fragt er besorgt. "Ja, tun sie. Es war sogar Mamas Idee, dass ich dich nach London begleite." Er hebt überrascht den Kopf. "Sie merkt, dass ich ohne dich nicht glücklich bin und will nur das Beste für mich. Für uns. Und dadurch, dass es bei ihr im Laden so gut läuft, kann sie die Aushilfe fest einstellen und hat etwas mehr Zeit für die Familie. Glaub mir, es ist wirklich für alle okay. Ich bin ja auch nicht aus der Welt, es sind nur 3 Stunden bis London, ich kann sie ja immer noch regelmäßig besuchen."

Er nickt lächelnd und scheint dann etwas beruhigter zu sein, als er seinen Kopf wieder auf meiner Brust bettet und seinen Arm fest um meine Taille schlingt. Ich höre ihn leise kichern, als er meiner Brust einen Kuss gibt. "Das können wir ab jetzt jeden Abend machen..." brummt er und reibt sein Gesicht gegen mich. "Nur du und ich, in unserem Zuhause."

"Ich kanns gar nicht erwarten."


♪I can't promise picket fences or sunny afternoons. But at night when I close my eyes I see us in black and white, Crystal clear on a star lit night. There'll never be another, I promise that I'll love ya for the rest of my life.♫



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