- eagle eyes ღ - L.

Louis P.o.V.

Das Klappern von Geschirr dringt in meinen Traum ein. Es macht überhaupt keinen Sinn, bei dem was ich gerade träume, aber Träume sind ja schon mal komisch. Moment, warum ist mir überhaupt klar, dass ich träume? Normalerweise weiß ich doch gar nicht, wenn ich träume?

Grummelnd drehe ich mich um und kuschle mich an den Körper neben mir. Als wäre er dafür gemacht, passt er perfekt an meinen. Sanft drücke ich mein Becken an den warmen, wohlgeformten Po vor mir und lege meinen Arm um die schmale Taille, um mich noch etwas näher heran zu kuscheln. Als ich gerade wieder etwas wegschlummere, höre ich eine kratzige Stimme vor mir leise "Fuck.." sagen.

Die Person in meinem Arm versucht langsam sich zu drehen, doch ich halte meinen Arm fest um sie geschlungen. Leise brumme ich ein verneinendes "Hm-Hm" an den Rücken vor mir. Ich höre ein leises Schmunzeln gefolgt von einem "Lou.. Lou, wach auf, wir müssen wirklich aufstehen.." "Ich will nicht.." murmle ich und reibe meinen Kopf verschlafen gegen die Brust, die nun statt des Rückens vor mir liegt. Ich merke, wie mir durch die Haare gefahren wird und ein zufriedenes Brummen verlässt meinen Körper. "Louis, wir haben verschlafen, du musst in einer Stunde in London sein." sagt die tiefe Stimme nun etwas lauter.

Schlagartig öffne ich die Augen, als mir bewusst wird, was los ist. Ich schrecke hoch und blinzle ein paar mal, um meine Augen an das Licht zu gewöhnen. Die Sonne geht gerade auf und scheint durch das Sprossenfenster direkt in das Bett, in dem ich liege. "Was..?" frage ich perplex. Noch immer nicht ganz wach reibe ich mir die Augen. "Es tut mir so Leid, ich hab ganz vergessen, einen Wecker zu stellen.. sorry, das ist meine Schuld.." Harry sitzt aufrecht im Bett vor mir und streicht sich mit schuldbewusstem Blick die Haare aus dem Gesicht.

Ich strecke meinen Rücken durch, um die Müdigkeit aus meinem Körper zu vertreiben und schüttle kurz meinen Kopf, in der Hoffnung, dann etwas klarer Denken zu können. "Eine Stunde? Kann man das schaffen?" frage ich dann. "...wenn ich fahre, ja." sagt er mit einem leichten Grinsen auf den Lippen. "Wie lange hab ich? Kann ich noch kurz ins Bad, oder springe ich so wie ich bin ins Auto?" Ich schaffe es mittlerweile, die Augen offen zu behalten. Er dreht sich noch einmal zu der Uhr auf seinem Nachttischchen um. "10 Minuten, 15 maximal - schaffst du das?" Ich gehe mir durch die Haare und gebe ein leises 'Puh' von mir. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich letzte Nacht noch geduscht, also sollte das machbar sein. "Ja.. krieg ich hin." sage ich und schlage die Decke von meinen Beinen. "Lou?" mit der Hand bereits an der Badtür, drehe ich mich noch einmal um. "Tut mir wirklich Leid.." Er sieht mich mit gesenktem Kopf an, während er an seiner Bettdecke herumfummelt. Ich lächle ihn sanft an und sage leise "Alles gut, Harry. Wirklich." Er schenkt mir ein leichtes, wenn auch unsicheres Lächeln, bevor ich die Tür hinter mir schließe.

Ich stelle mich vor den Spiegel und versuche mich zu sammeln. Mit zusammengekniffenen Augen suche ich nach all den Erinnerungsbrocken in meinem Kopf. Bilder von Tequila-Shots - viel zu vielen Tequila-Shots - erscheinen vor meinem inneren Auge, gefolgt von Gedankenschnipseln die Pfannkuchen, die bereits erwähnte Dusche und einen wahnsinnig kuscheligen Hoodie beinhalten. Das nächste Bild, das durch mein Hirn flackert, ist Harrys gieriger Blick - dann ich, halbnackt und breitbeinig auf seinem Schoß sitzend.

Abrupt öffne ich die Augen und starre mein Spiegelbild an. Shit, ist das wirklich passiert? Ich meine mich erinnern zu können, dass ich ihn regelrecht überfallen habe, mein Hirn komplett ausgesetzt hat und ich, wie man so schön sagt, absolut schwanzgesteuert gehandelt habe. Gott, sowas ist mir noch nie passiert. War ich wirklich SO betrunken? Apropos, warum geht es mir eigentlich rein körperlich so gut? Achja.. Pfannkuchen, Kuschelpulli, da war ja was.

Einen weiteren Moment starre ich mich selbst an, bis mir wieder einfällt, dass ich ja eigentlich gar keine Zeit habe. Ich drehe den Wasserhahn vor mir auf und spritze mir mit beiden Händen eiskaltes Wasser ins Gesicht. Wach bin ich jetzt definitiv. Ich greife nach der Zahnbürste, die Harry mir gestern gegeben hat und versuche mich relativ entspannt fertig zu machen - was relativ erfolglos ist. Als ich gerade verzweifelt versuche, meine Haare zu bändigen, klopft es an der Tür. "Darf ich reinkommen?" "Klar." sage ich, obwohl ich, nachdem meine Erinnerung an gestern zurück gekehrt ist, etwas nervös bin, in seiner Nähe zu sein.

Er stellt sich hinter mich und grinst mich durch den Spiegel an. "Wenn ich die nicht direkt nach dem Waschen style und dann auch noch darauf schlafe, ist das echt ne Katastrophe.." murmle ich, um zu erklären, was ich hier veranstalte. "Lass mich mal.." sagt er dann und zieht mich an der Schulter sanft zurück, sodass ich mich automatisch zu ihm umdrehe. Er steht so nah vor mir, das ich automatisch schlucken muss und die Luft anhalte. Da er beginnt, mir eine Frisur zu basteln, sieht er mir nicht in die Augen, sodass mein Blick runter an seinen Hals wandert. Ein kleiner, ziemlich runder Bluterguss ziert die Stelle ein paar Zentimeter unter seinem Ohr. Fuck, meine Erinnerung ist also wirklich wahr. Ein weites Mal muss ich schlucken und ziehe unbewusst beide Lippen zwischen meine Zähne.

Sekunden später sieht er mir kurz in die Augen, bevor er mich an der Schulter wieder sanft zum Spiegel dreht. "Und?" fragt er und schaut mir lächelnd über die Schulter, kommt dabei noch einen Schritt näher. Auch wenn es mir wahnsinnig schwer fällt, löse ich meinen Blick von seinem wunderschönen Spiegelbild, um meine eigenes zu betrachten. Verdammt, ich sah noch nie so gut aus. Was kann dieser Mann eigentlich nicht? "Kannst du jeden Morgen vorbeikommen und mir die Haare machen?" frage ich möglichst locker, um die aufkommende Nervosität durch seinen warmen Körper hinter mir zu überspielen. "Sehr gerne." sagt er leise, nah an meinem Ohr. Seine Stimme ist noch immer ziemlich gerade-erst-aufgewacht-rau und sorgt bei mir für einen Gänsehautschauer.

Sein rechter Mundwinkel geht ein Stück nach oben. Ich frage mich, ob er realisiert, was er in mir ausgelöst hat. "Ready?" fragt er dann, wieder etwas weiter weg von meiner Halsbeuge und ich nicke nur. Ich bin gerade nicht in der Lage zu sprechen. Im Schlafzimmer reicht er mir bereits mein Handy und ich sehe mich kurz um, um sicherzugehen, dass ich nichts vergessen habe. Mir fällt der Hoodie, den ich noch immer trage, wieder ein und ich greife nach dem Stoff an meiner Brust. "Lass ihn an." Ich sehe ihn ungläubig an. "Ich hab deine Klamotten schon Jane gegeben, du wärst sonst ein laufendes Lagerfeuer. Ich lasse sie dir morgen ins Hotel schicken." sagt er. "Komm, wir müssen echt langsam los.." Er zieht sanft am Ärmel des Hoodies, um mich zum Gehen zu animieren.

Unten im Flur ziehe ich mir schnell meine Vans an, Harry steht währenddessen am Türrahmen gelehnt vor mir. "Hier, der Tee und das Frühstück, Hazza." Jane kommt mit einer großen Thermoskanne und einer Lunchbox in den Flur. "Ah perfekt, danke meine Liebe." Er drückt ihr einen Schmatzer auf die Wange, als er Ihr beides aus der Hand nimmt. "...ich hoffe, es schmeckt dir." sagt sie dann in meine Richtung. Ich stehe auf und sehe sie verwirrt an. "Warte.. das ist für mich?" "Selbstverständlich, im Hause Styles verlässt niemand ohne Frühstück das Haus." Sie lächelt mich an. Es ist ein so herzerwärmendes Lächeln. "Wow.. Danke." sage ich aufrichtig und erwidere ihr Lächeln. "Immer wieder gern, Louis. Bis bald." sagt sie, bevor sie zurück in die Küche geht, aus der sie kam. Bis bald. Sie geht also davon aus, dass ich wieder komme? Und sie weiß, wie ich heiße? Ich hab mich ihr gestern nicht vorgestellt, also muss Harry ihr meinen Namen gesagt haben.

Auf dem Weg zu Harrys Garage, die voll mit diversen Autos ist, eins schöner als das andere, sehe ich ihn von der Seite an. "Hazza?" frage ich. Er schmunzelt. "Ja, ein Spitzname, so nennen mich Familie und enge Freunde schon mal.." "Ich mag den.. irgendwie." murmle ich. Ich würde ihn auch gerne so nennen dürfen, aber will mich nicht selbst zu dem Kreis der Leute, die ihn so nennen dürfen, dazumogeln. "Ich find ihn auch schön." Er lächelt mich an. "Wir nehmen den hier." sagt er dann und zeigt auf einen großen, schwarzen Range Rover. Ich kann meine Enttäuschung nicht verstecken. Er muss mir im Gesicht ablesen können, dass ich lieber das weiße, alte Mercedes-Cabrio genommen hätte. Der rote Jaguar wäre auch ok gewesen..

"Ich weiß, ich hätte auch mehr Freude an was anderem, aber das ist der Unauffälligste.." sagt er, als er mein Gesicht sieht. Auch wenn es durch den riesigen Fuhrpark recht offensichtlich ist, fällt mir erst jetzt wieder ein, wer Harry eigentlich ist. Es ist kurios, wie wenig ich daran denken muss, wenn ich mit ihm alleine bin. Aber er hat Recht. Ein Range Rover ist doch nochmal weniger auffällig, als einer der wunderschönen Oldtimer, die er hier stehen hat.

Als er losfährt und es fürs Erste still zwischen uns ist, gehen mir beim Blick auf die Ländereien an denen wir vorbei kommen, einige Dinge durch den Kopf. Was, wenn uns jemand in London sieht? Auch wenn das Auto nicht direkt auffällt, wimmelt es dort von Paparazzis und die kennen im Zweifel auch seinen Range Rover und das Kennzeichen. Mir wird plötzlich unwohl bei dem Gedanken, ich könnte der Grund für Harrys nächste Affären-Spekulationen sein. Obwohl es diesmal ja gar nicht mal so weit entfernt von der Wahrheit wäre...

Wäre es das? Ich habe absolut keine Ahnung, was das zwischen uns ist. Wir haben noch nicht über das gesprochen, was letzte Nacht passiert ist und ich werde das sicherlich auch nicht von mir aus ansprechen. Mein Blick wandert zu ihm rüber. Auch er sieht irgendwie nachdenklich aus, fast schon angespannt sitzt er da und starrt auf die Straße. "Alles ok?" frage ich vorsichtig, weshalb sich die Falte zwischen seinen Augen etwas lockert. "Ja.. ja, alles gut." sagt er und versucht dabei, möglichst entspannt auszusehen. Ich sehe ihm allerdings an, dass es eine Lüge ist.

Ein paar weitere Minuten ist es still, dann sagt er leise "Lou?" Ich drehe meinen Kopf zu ihm und mustere sein Gesicht. "Ja?" flüstere ich. "Ich muss dir was sagen." Ein Kloß bildet sich in meinem Hals und seine Anspannung überträgt sich auf mich. "Ok..?" "Ich muss heute noch nach Berlin und fliege anschließend direkt wieder nach LA, wo meine Tour übermorgen weiter geht." Die Anspannung löst sich etwas in mir, da meine größte Angst, von ihm abgewiesen zu werden, fürs Erste vom Tisch ist. Als mir dann allerdings bewusst wird, was er gerade zu mir gesagt hat, ist der Kloß in meinem Hals direkt wieder präsent. Er fliegt heute noch nach Berlin und anschließend zurück nach LA. Ich sehe ihn gerade zum letzten Mal auf unbestimmte Zeit.

"Oh.." gebe ich fast tonlos von mir. "Es tut mir aufrichtig Leid, wirklich. Eigentlich hätte ich noch 2 Tage frei, aber mein Manager hat mich vorhin angerufen und meinte, es wäre ein wichtiger Termin, der zur Promo für mein kommendes Album und die Tour in Deutschland dienen soll. Ich wurde nicht gefragt, es war eher ein 'Wir holen dich dann und dann ab, pack das und das ein.'..." Seinem Gesicht sehe ich an, dass es ihm wirklich Leid zu tun scheint, denn seine Stirn wirft noch immer tiefe Falten.

"Alles gut, das ist dein Job, Harry." sage ich und lege sanft die Hand auf seine, die auf dem Schaltknüppel liegt. "... ich weiß." Er klingt gerade nicht, als wäre er besonders glücklich über diesen vermeintlich Traumjob. "Ich melde mich zwischendurch, so viel ich kann, versprochen." sagt er und streicht mit seinem Daumen über meinen Finger, der daneben liegt. Kurz sieht er von der Straße zu mir rüber. Ich frage mich, wie er es schafft, danach wieder auf die Straße zu sehen. Ich hätte mich jetzt nicht mehr konzentrieren können. "Stress dich bitte nicht, ich freue mich auch, wenn es nur eine einzige Nachricht ist." sage ich leise, weshalb seine Mundwinkel ein Stück nach oben zucken.

Wir biegen in die Straße ein, in der das Hotel liegt. Harry hat sich bereits vor ein paar Minuten, als wir nach London reingefahren sind, die Kaputze seines schwarzen Hoodies und die Sonnenbrille aufgesetzt. Schlagartig tut er mir leid, dass er sich ständig verstecken muss, wenn er unerkannt bleiben will.

Ich werde hier in knapp 15 Minuten abgeholt, also habe ich tatsächlich noch Zeit, kurz hoch zu gehen um zumindest die Jogginghose gegen eine Jeans zu tauschen. Ich bin noch nicht sicher, ob ich schon bereit bin, den Hoodie ausziehen. Dafür riecht er eigentlich viel zu gut nach ihm...

Beim Gedanken an meine Kleidung fällt mir auf, dass etwas fehlt. "Oh shit, ich hab meine Jeansjacke bei dir vergessen.." "Oh, echt?" sagt er und schaut besorgt. "Ja.. aber nicht schlimm, ich hab noch eine andere Jacke mit. Bring sie mir einfach beim nächsten Mal mit." Bewusst erwähne ich ein 'nächstes Mal', in der Hoffnung, das es das geben wird. Er nickt lächelnd, sodass diese Hoffnung ein Fünkchen aufzufunkeln beginnt.

"There we are." sagt er dann. Vorsorglich ist er in die Querstraße gefahren, um die Chance, das uns jemand direkt vor diesem Hotel, das dafür bekannt ist, das viele Stars dort unterkommen, sehen könnte, etwas zu verringern. "There we are.." zitiere ich ihn und der Kloß in meinem Hals wächst ins Unermessliche.

Ich will mich nicht verabschieden. Ich will ihn nicht fahren lassen, ohne Gewissheit, dass ich ihn zeitnah wieder sehen kann. Denn das ist nahezu unmöglich. Er ist in ein paar Tagen wieder auf Tour und reist quer über die Weltkugel. Ich werde ihn so schnell nicht wieder sehen, das steht fest.

Beide sehen wir zur Frontscheibe hinaus und scheinen das Unvermeidbare herauszögern zu wollen. Aus dem Augenwinkel sehen ich, das sein Blick auf die Uhr im Armaturenbrett fällt. Aus den 15 Minuten sind schon nur noch 11 geworden. Sein Blick wandert rüber zu mir und auch ich sehe ihn nun an. "Komm her." flüstert er und greift nach meinem Arm, um mich in seine zu ziehen.

Mehrere Minuten verweilen wir so, fest aneinander gekuschelt, soweit es die riesige Mittelkonsole dieses Autos zulässt. "Du solltest echt langsam los.." murmelt er irgendwann in meinen Nacken. "Ich weiß." flüstere ich. "...aber ich will nicht." füge ich noch leiser hinzu, in der Hoffnung, dass er es vielleicht nicht hört. "Ich auch nicht." bestätigt er mir dann, dass er mein Gemurmel doch verstanden hat. Mit einem leisen Seufzen löse ich mich dann schweren Herzens doch von ihm und sehe ihm einen kurzen Moment in seine waldgrünen Augen. Er legt mir eine Hand auf die Wange und flüstert "Ich meld' mich, versprochen." bevor er mir einen leichten Kuss auf die Stirn gibt.

Augenblicklich verzieht sich mein trauriges Gesicht zu einem leichten Grinsen, was auch Harry nicht entgeht. Ein weiteres Mal beugt er sich vor, um mir einen zweiten Kuss an die gleiche Stelle zu geben. Dieses Mal verweilt er allerdings etwas länger. "Du hast noch 6 Minuten." brummt er gegen meine Stirn. "Fuck." seufze ich leise. Ich sehe ihm ein allerletztes Mal tief in die Augen, er drückt meine Hand sanft, bevor ich die Tür neben mir öffne. "Bis bald, Harry." flüstere ich. "Bis ganz bald, Louis."

Das Loch, das sich in meinem Herz aufreißt, als ich den Motor neben mir aufheulen höre, tut von der ersten Sekunde an weh. Leider - oder vielleicht sogar gottseidank? - habe ich gerade keine Zeit, mich darauf zu konzentrieren. Ich laufe los in Richtung Eingang des Hotels, in dessen Eingangshalle Zayn gelangweilt mit seinem Handy in der Hand auf einem Sessel sitzt. Als er mich erblickt beginnt er breit zu grinsen. "Sag einfach nichts, ok?" brumme ich, bevor er den Mund öffnen kann. "Ich weiß nicht wovon du redst.." Das Grinsen in seinem Gesicht wird von Sekunde zu Sekunde breiter.

"Der Van steht im Stau, also atme mal tief durch, geh hoch und wasch dein... Arbeitswerkzeug." Sein Blick wandert zwischen meine Beine, das Grinsen wird nochmal versauter. Ich sehe ihn entgeistert an. "Das ist nicht notwendig, aber Danke für den Tipp. Wie lange hab ich noch?" "10 Minuten ca..?" "Alles klar, ich beeil mich."

Mit schnellen Schritten haste ich zum Lift, halte meinen Chip vor den Penthouse Button und fahre in den 22. Stock. Oben angekommen laufe ich in mein Zimmer, werfe Harrys Jogginghose aufs Bett und ziehe eine schwarze Röhrenjeans aus dem Schrank. Den Hoodie lasse ich an. Ich habe das Gefühl, dass der Geruch die beiden Hälften meines Herzens, die unangenehm in entgegengesetzte Richtung ziehen, zusammenhält. So sehr ich mir auch einzureden versuche, das es mir nicht viel ausmacht, desto bewusster wird mir, dass das eine riesengroße Lüge ist, als ich meine Nase in den weichen Stoff drücke.

Mit dem größten Seufzen des Jahrhunderts greife ich nach meiner Gitarre, die noch an der gleichen Stelle steht, wo ich sie gestern abgestellt habe und mache mich wieder auf den Weg nach unten. Knapp 15 Minuten später sitze ich neben Zayn im Van und beobachte einen Regentropfen, der sich an der Scheibe einen Weg nach unten sucht. Wie nett, dass sich das Wetter meiner Stimmung anpasst. "Du riecht gut.." komplett verwirrt drehe ich mich zu dem Schwarzhaarigen neben mir. "Was?" "Ich hab gesagt, du riechst gut. Aber anders als gestern." Die Neugier in seinem Blick ist nicht zu übersehen.

"Ja..." sage ich und suche nach einer Erklärung dafür. "Wo ich war gab es ein Lagerfeuer, deshalb hab ich dort geduscht um den Rauchgeruch loszuwerden und musste nutzen, was da war." Ich entscheide mich einfach für die Wahrheit, denn da ist im Grunde ja nichts schlimmes dran. "Ah.." Auch wenn sein Gesicht mir sagt, dass er von meiner Erklärung etwas irritiert ist, nimmt er sie so hin. Das vibrieren meines Handys beendet das Gespräch fürs Erste. Lottie erinnert mich daran, dass ich ihr gestern eigentlich noch was erzählen wollte..

Achja, die hatte ich nach Harrys Anruf gestern komplett vergessen. Schnell antworte ich Ihr, dass mir was dazwischen gekommen ist und verspreche ihr, in der Mittagspause eine ausführliche Nachricht zu schreiben. Auch wenn ich selbst noch nicht weiß, was darin stehen wird. Wie soll ich ihr bitte erklären, dass das verknallte Grinsen gestern Ihrem größten Star galt? Das ich letzte Nacht fast Sex mit ihm hatte, hätte er nicht vorher die Reißleine gezogen? Mein Puls steigt in die Höhe und ich bin schon jetzt komplett überfordert.

Angekommen am Studio von Full Stop gehe ich schon vor in unseren Raum, während Zayn sich noch kurz aufs Klo verabschiedet. Als ich hereinkomme, steht Niall bereits vorn und scheint etwas auf seinem MacBook vorzubereiten. Sein Blick trifft meinen und ein breites Grinsen umspielt seine Lippen. "Oh, hast du's pünktlich geschafft?" fragt er mit einer erhobenen Augenbraue. "Selbstverständlich, was hätte mich daran hindern sollen?" sage ich gespielt locker. Ally, die ebenfalls schon oben angekommen ist, guckt etwas irritiert, steckt sich dann allerdings ihre Kopfhörer in die Ohren, die sie eigentlich immer trägt, sobald niemand ihre Aufmerksamkeit möchte.

Trotzdem gehe ich ein paar Schritte auf ihn zu, in der Hoffnung dass man uns dann nicht mehr versteht. "Fit siehst du aus..." "Fitter als du auf jeden Fall." kontere ich. "In Anbetracht dessen, dass ich nur Wasser getrunken habe und du eine halbe Flasche Tequila + Bier gebe ich dir da mal Recht. Aber ernsthaft, warum geht's dir so gut?" Irgendwie scheint ihn das echt zu nerven, obwohl ihm sicherlich nicht lieber gewesen wäre, wenn ich heute komplett verkatert in seinem Kurs gesessen hätte.

"Ich wurde halt noch gut umsorgt." sage ich zufrieden grinsend. "Okay, mehr will ich garnicht hören, ich muss mir alles immer bildlich vorstellen..." Ich räuspere mich. "Nialler, dein Ernst? Als ob ich besoffen direkt mit jedem in die Kiste springe." Ich hoffe einfach, Harry erzählt ihm nicht, was wirklich passiert ist. "Warum trägst du dann seinen Lieblingshoodie?" Er hat den Papiestapel, die er gerade noch in der Hand hatte, abgelegt und stemmt sich, eine Antwort fordernd, die Fäuste in die Seiten. Ich komme mir vor wie im Kreuzverhör meine Mum, also ich das erste Mal unangekündigt über Nacht weggeblieben war.

Shit, mir hätte klar sein müssen, dass er den Hoodie kennt. "Weil... meine Klamotten so nach Lagerfeuer gestunken haben." sage ich wahrheitsgemäß. "... und du wolltest ihn nicht wieder ausziehen, weil er nach ihm riecht." Ich möchte ihm das provokant wissende Grinsen aus dem Gesicht schlagen. Nein, natürlich will ich das nicht, aber es nervt mich trotzdem, dass er genau weiß, warum ich ihn immer noch trage. Anstatt zu antworten boxe ich ihm mit der Faust gegen den Oberarm. Mir ist bewusst, dass es sinnlos ist, ihn anzulügen.

"Du weißt schon, dass du dich hier nicht wie früher beim Lehrer einschleimen muss, oder?" Zayn hatte den Raum betreten und lacht spöttisch. "Hahaha." gebe ich ein sarkastisches Lachen von mir, als ich zurück zu meinem Platz gehe. "Seit ihr irgendwie best friends, oder sowas? Oder warum quatscht ihr immer so geheimnisvoll, als sollte keiner Zuhören?" fragt er dann etwas leiser, so das Niall uns nicht hören kann. "Wir... hatten vor dem Camp schon etwas Kontakt, weil ich als Nachzügler hinterher gerutscht bin und er sich darum gekümmert hat. Deshalb kennen wir uns schon etwas besser..." Auch das war keine Lüge. "Ah, okay. Cool, ich hätte auch gerne regen Kontakt zu einem der größten Songschreiber unserer Zeit..." Das klang tatsächlich wie einer der ersten, ernstgemeinte Sätze aus seinem Mund heute.

Bevor ich darauf antworten konnte, vibriert mein Handy, das ich auf den Tisch vor meinem Platz gelegt hatte. "Was ist Hazza denn bitte für ein Name?" Zayn zog mit Blick auf die Benachrichtigung belustigt eine Augenbraue in die Höhe. Ich hatte den Namen vorhin im Aufzug geändert, damit ich ihn wenigstens in meinem Herzen so nennen konnte. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie Niall sich wegdreht um sein viel zu offensichtliches Grinsen zu verstecken. Dieser Mann hat seine Mimik aber auch echt Null im Griff. "Ist ein Spitzname.." sage ich beiläufig und greife schnell nach meinem Handy.

Er hat mir das Foto von gestern Nacht geschickt und ein simples 'Danke <3' darunter gesetzt. Mein Herz macht einen Hüpfer und ich versuche, nicht allzu verknallt auszusehen. Ein Blick zu Zayn neben mir verrät mir, dass mein Versuch ziemlich erfolglos zu sein scheint. "Nude?" fragt er mit anzüglichem Grinsen. Augenrollend erwidere ich "Kannst du dir vorstellen, dass man sich auch über andere Dinge freuen kann, als über Nacktfotos?" Er lacht auf, wird allerdings von Niall abgehalten, zu antworten. "Louis, legst du bitte das Handy weg? Ich bin zwar nicht so streng wie andere Lehrer hier, aber trotzdem bitte ich Euch, Euch an die Grundregeln zu halten." Ich glaube, ich habe noch nie einen so ernsten Satz aus seinem Mund gehört. Ich versuche krampfhaft, mein Schmunzeln zu unterdrücken, sage dann aber höflich "Selbstverständlich, Entschuldigung Mister Horan."

Ich antworte Harry schnell mit einem Herzchen, dann versenke ich meine Handy wieder in meiner Hosentasche. Irgendwie schaffe ich es tatsächlich, Niall als Lehrer ernst zu nehmen. Er macht sein Ding wirklich gut und erst jetzt wird mir richtig bewusst, dass hinter der oft albernen, aber liebenswerten Fassade ein Mann steckt, der unfassbar viel Erfahrung und Ahnung hat, bei dem was er tut. Eifrig notiere ich mir jeden noch so kleinen Tipp und fühle mich nach 4 Stunden tatsächlich fast bereit dafür, einen eigenen Song zu schreiben.

Auf dem Weg zum Mittagessen sehen ich zum ersten Mal wieder auf mein Handy. Wie mir befohlen wurde, habe ich mich davon nicht ablenken lassen. Zu meiner Enttäuschung ist keine Nachricht von Harry dabei. Stattdessen habe ich aber mehrere von Lottie.

Über den Morgen verteilt haben die Nachrichten sich von
'okay, ich freu mich auf deinen Anruf (:'
über
'Lou, sag mir bitte sofort Bescheid wenn du Mittagspause hast, ich muss dich was fragen...'
bis hin zu
'Ruf mich sofort an, wenn du kannst, Louis. Es ist WICHTIG.' entwickelt.

Mit der Befürchtung, es könnte etwas passiert sein, sage ich Zayn, ich käme sofort nach und gehe auf die Dachterrasse, die neben der Mensa liegt.

Es tutet nur einmal, bis sie abnimmt. "LOUIS!" Sie brüllt mir nahezu ins Ohr. "Lottie, was ist denn los, ist was passiert?" frage ich besorgt. "Ob was passiert ist? Louis William Tomlinson, das frage ich dich. Kannst du mir eventuell erklären, warum du DEN Harry Edward Styles minutenlang zum Abschied umarmst und er im Livestream aus Berlin, der gerade weltweit online übertragen wird, deine Jeansjacke trägt?"

♪I want to write you a song, one that's beautiful as you are sweet
With just a hint of pain, for the feeling that I get when you are gone
I want to write you a song.♫

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Scheinbar war Harrys Versuch, inkognito zu bleiben, doch nicht von Erfolg gekrönt...

Ich habe mich von der liebe Anna (_Hazzabear_) inspirieren lassen und einfach mal einen richtig ekligen Cliffhanger rausgehauen - i'm sorry. not. haha :D

xoxo alyssa <3

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