- all eyes on me ღ - L.
Louis P.o.V.
Fast rutscht mir vor Schock das Handy aus der Hand. "W-Was?" Mein Puls beginnt zu rasen und ich sehe mich verzweifelt auf der Suche nach einer Sitzmöglichkeit um. Meine Beine werden zu Pudding und mein Kreislauf verabschiedet sich langsam aber sicher. Was hat sie da gerade gesagt? Wurde wir etwa doch beobachtet? Ich habe nach dem Aussteigen doch gar keine Paparazzis gesehen..? "Wie..?" schiebe ich noch eine Frage hinterher.
"Harry ist schwer zu erkennen. Aber mich kann man nicht täuschen, diese Kieferpartie erkenne ich, egal wie schlecht die Auflösung ist." Sie gibt ein leises Quieken von sich. Wäre ich nicht gerade kurz vorm Kollaps würde ich vermutlich die Augen verdrehen. "Aber was viel wichtiger ist. Ich erkenne meinen Bruder, Louis. Man kann auf keinem der Bilder dein Gesicht erkennen, aber ich weiß wie der Hinterkopf meines Bruders aussieht. - und das '28'-Tattoo auf deiner Hand. Und die verknoteten Schiffstaue am anderen Handgelenk..." Ich schließe die Augen und atme schwer aus. Fuck. Ich hatte befürchtet, dass sowas passieren könnte. Aber es war er, der mich in seine Arme gezogen hatte, ich war schlichtweg unfähig mich dagegen zu währen. Dieser Moment gehörte ganz alleine Harry und mir und nun nimmt das ganze Internet daran teil und versucht vermutlich gerade krampfhaft herauszufinden, wer ich bin.
"Und die Jeansjacke.. Lou, ich weiß, dass es deine ist. Die kleine, aufgeribbelte Stelle am linken Ärmel - ich war dabei, als du auf Opas Geburtstag an der Hauswand entlang geschrappt bist, weil du nicht wahrhaben wolltest, das er dich unter den Tisch trinken kann. Du kannst mich nicht anlügen, Louis. Was zur Hölle ist da los?" Ich habe mich mittlerweile an einer Wand herabsinken lassen und reibe mir nun, immer noch mit geschlossenen Augen, mit der freien Hand durchs Gesicht. Da ich gerade nicht in der Lage bin zu antworten, beginnt Lottie erneut. "Louis, rede mit mir! War er der Grund für dein verknalltes Grinsen gestern?" Langsam beginne ich zu nicken, bis mir bewusst wird, dass sie das nicht sehen kann. "Ja." gebe ich zu. Meine Stimme bricht an diesem einen Wort und ich merke, wie eine kleine Träne mir über die Wange läuft.
Ein lautes 'Uff' kommt von der anderen Seite der Leitung. Obwohl ihr meine Antwort offensichtlich schon klar gewesen war, überrascht sie die Bestätigung nun wohl doch mehr als gedacht. "Aber.. wie? Also.. ich.. Seit wann? Warum weiß ich davon nichts, verdammt nochmal?" Sie hört sich an, als wäre sie komplett außer sich. Naja, wer kann ihr das verübeln, sie hat gerade erfahren, dass ihr Bruder, von dem sie bis gerade noch dachte, er wäre zu 100% Heterosexuell, irgendwas mit einem männlichen Weltstar am Laufen hat.
"Weil ich selbst nicht weiß, was das ist, okay?" schluchze ich. Ich habe mittlerweile aufgegeben, die Tränen zurück zu halten. Ich hasse es, wie nah ich am Wasser gebaut bin, aber das Alles stresst mich gerade so sehr, das ich nicht die Kraft habe, es zu unterdrücken. Ich höre, wie sie schockiert Luft einzieht, dann sagt sie "OH MEIN GOTT LOUIS, IST DAS EIN KNUTSCHFLECK AN SEINEM HALS?" Unweigerlich lecke ich mir grinsend über die Lippen bei der Erinnerung, wie ich sanft an seinem Hals gesaugt habe. Dieses tiefe, raue Stöhnen das dabei aus seiner Brust kam war so unfassbar sexy. Schnell wird dieser Gedanke allerdings wieder von meiner kompletten, emotionalen Überforderung übermannt.
Verzweifelt versuche ich, meine Atmung in den Griff zu bekommen. "Lou..? Louis, sagmal weinst du?" Lotties Stimme wird plötzlich ganz weich und besorgt. "Hey, so schlimm ist das doch gar nicht, niemand außer mir weiß, dass du das bist. Die Bildqualität ist so grottig, dass viele Online nicht mal sicher sind, ob es sich um Harry handelt. Ich bin mir sicher, dass das übermorgen schon wieder vergessen i-" Sie stockt mitten im Satz, was mich extrem verwirrt.
"Was ist los?" will ich wissen. "Oh fuck." "Lottie, was ist los?!" Ihre Reaktion gefällt mir gar nicht. "Sei mal kurz still, Lou." sagt sie leise. "LOTTIE!" Wie soll ich still sein, wenn sie 'oh fuck' sagt?! "PSCHT!" raunt sie durchs Telefon. Ein paar Sekunden höre ich sie nur aufgeregt atmen, dann sagt sie leise "...okay."
"Lottie, verdammt was ist los?" Ich bin kurz vorm Nervenzusammenbruch. "Sorry, ich musste kurz zuhören.." "Charlotte, bitte. Ich bin gerade knapp davor, einen Herzstillstand zu erleiden, was ist passiert?!" Meine Stimme überschlägt sich mehrmals und ich habe mich lange nicht so genervt angehört. "Ist ja gut, Lou, beruhig dich. Es gibt in dem Livestream die Möglichkeit, über Twitter Fragen reinzuschicken und.. die Interviewerin hat ihn gerade auf die Fotos angesprochen." Mein Herz setzt einen Schlag aus und reflexartig ziehe ich meine Beine ran, um sie anschließend zu umfassen. "Was hat er gesagt?" flüstere ich. "Auf die Frage hin, ob er das auf den Bildern wäre, meinte er, dass selbst er das bei dieser Bildqualität nicht sagen könnte. Sie hat dann nochmal nachgehakt und gefragt, ob er denn heute Morgen in London war. 'Ich bin von London aus hergeflogen, ja.' war seine Antwort. Dann wollte sie wissen, ob es denn momentan jemanden in seinem Leben gäbe, den er theoretisch mit einer mehrmenütigen Umarmung und einem Stirnkuss verabschieden würde."
Ich halte die Luft an. Einerseits würde ich mir wünschen, seine Antwort wäre 'Ja' und er würde aller Welt erzählen, dass ich ihn super glücklich mache. Anderseits weiß ich auch, was so eine Aussage lostreten würde und das würde weder er noch ich wollen. "Jetzt sag's halt, Lottie. Ich weiß doch eh, was die Antwort war." sage ich und versetze mir damit selbst einen Stich ins Herz. "Es gab keine." sagt sie. "Wie?" verwirrt öffne ich meine Augen - ich hatte sie die letzten Minuten über nicht einmal geöffnet. "Er hat gar nichts gesagt. Er hat nur freundlich gelächelt und gefragt, was die nächste Frage ist." "Oh.." über diese Möglichkeit habe ich nicht mal nachgedacht. "Das ist kein schlechtes Zeichen, Lou, ok? Er beantwortet solche Fragen zu seinem Privatleben eigentlich nie." versucht sie mich zu beruhigen. "Ich weiß.." erwidere ich.
"Was denkst du?" fragt sie nach ein paar Sekunden Stille. "Ganz ehrlich? Ich hab keine Ahnung." Habe ich wirklich nicht. Ich weiß gerade nicht, was ich denken soll. Alles was ich weiß, ist das ich nachher mit ihm reden muss. Ich hoffe so sehr, er hat Zeit heute Abend. "Weiß man denn, wo die Bilder überhaupt herkommen?" frage ich dann. "Ich hab es nicht komplett zurückverfolgen können, aber vermutlich hat sie ein Fan mit seinem Handy gemacht und bei Twitter hochgeladen." Spöttisch gebe ich ein 'Tz' von mir. "Fan.." "Ja, in dem Zusammenhang passt der Begriff 'sensationsgieriges Arschloch' vielleicht besser, gebe ich dir Recht." Mal wieder liebe ich sie dafür, dass sie das gleich dreckige Mundwerk hat, wie ich.
Aus dem Augenwinkel sehe ich Zayn, der mit suchendem Blick in den Flur tritt. "Ich muss mal langsam zum Essen, da sucht schon jemand nach mir." sage ich. Noch einmal wische ich mir mit dem Ärmel des Hoodies über die Wange, um die letzte, schon fast getrocknete Tränenspur verschwinden zu lassen. Ich vermute, dass das keinen Unterschied machen wird, Zayn wird mir auch so ansehen, das ich geweint habe. "Ich muss auch los, irgendwie verarbeiten, dass mein Bruder ein Verhältnis mit Harry Fucking Styles hat." "Pscht, Lottie! Bitte. Du darfst niemandem davon erzählen, wenn das rauskommt, bevor es überhaupt irgendwas ist, worüber man reden könnte.. er reißt mir den Kopf ab." Allein der Gedanke, er könnte sauer auf mich sein, macht mich fertig.
"Natürlich nicht, Louis. Ich bin nicht bescheuert, ich weiß was es anrichten würde, wenn das die Runde macht. Aber Lou?" Sie macht eine kurze Pause, bevor sie weiter redet. "Erzähl mir bitte, wenn es etwas gibt, worüber man reden kann, okay?" "Als könnte ich das lange vor dir verstecken..." ich muss grinsen. "Pass auf dich auf, hörst du?" sagt sie nun, deutlich leiser. "Hab dich lieb, BooBear." Schmunzelnd schüttle ich den Kopf. Das mich meine Familie, vor allem meine Mum noch immer liebevoll so nennt, obwohl ich ein erwachsener Mann bin, ist manchmal echt witzig - und mindestens genauso schön.
"Ich dich auch, Lottie." Beide schicken wir noch kurz Küsschen durch die Hörer, bevor wir auflegen. Seufzend lasse ich das Handy sinken und reibe mir noch einmal durchs Gesicht. "Alles okay bei dir, Bro?" Ich sehe hoch. Zayn kommt langsam auf mich zu und hockt sich dann vor mir hin. "Du hast geweint, oder?" Seine Stimme ist sanft und besorgt, keine Spur von dem Zayn, der mich vorhin noch zwinkernd nach Nudes gefragt hat. "Ach alles gut, mach dir keine Sorgen.." winke ich ab, ziehe dabei die Nase hoch. "Schon ok, du musst nicht drüber reden, wenn du nicht willst. Geht mich ja auch gar nichts an. Aber wenn du doch irgendwann wen zum reden brauchst..." Er lächelt mich an. "Danke. Wirklich." sage ich und schenke ihm ein dankbares Lächeln zurück.
"Du hast aber auch eine kleine Gefühlsachterbahn im Moment, kann das sein?" Er hat sich nach hinten fallen lassen, sodass er nun im Schneidersitz vor mir sitzt. Nervös lachend erwidere ich "..könnte man so sagen, ja." Kurz gehe ich mir durch die Haare, die überraschenderweise noch immer gut zu sitzen scheinen. Was auch immer Harry damit gemacht hat, er muss es mir beibringen - falls er dazu die Chance bekommt... "Weißt du was, ich hab nen Kumpel, der hier in London studiert. Wir drei machen heute Abend mal 'ne richtige Kneipentour, dann kommst du mal auf andere Gedanken." sagt er und tätschelt mir das Knie. "Wir müssen morgen um 9 wieder hier sein, Zayn." lache ich. "Wir müssen uns ja nicht betrinken, es geht mir darum, dass du mal rauskommst, nicht das du dir das Hirn wegsäufst." Noch immer etwas skeptisch kaue ich auf meiner Unterlippe herum. "Komm, das wird gut." Ermutigend stupst er mir mit der Faust gegen die Schulter. "Ja, ist ja gut, ich komm mit." lenke ich dann ein.
"Nice! Ich schreib Shawn gleich mal, zu einem Bier sagt er nie nein." Er richtet sich wieder auf und reicht mir dann die Hand. "Komm, wir holen dir mal was zu essen, bevor Niall alles auffrisst." Lachend greife ich nach seiner Hand und lasse mich von ihm hochziehen. Vielleicht hat er Recht. Ein bisschen Ablenkung tut vielleicht ganz gut.
Der Rest des Camptages verläuft ähnlich, wie er begonnen hat. Müde lasse ich mich aufs Bett fallen, als wir gegen halb 5 wieder im Hotel ankommen. Zayn's Kumpel war tatsächlich ganz und garnicht abgeneigt von seiner Idee und wir verabreden uns für halb 8 in einem Pub. Mit Zayn habe ich ausgemacht, dass wir uns um kurz vor sieben am Aufzug treffen. Kurz überlege ich, einen Moment zu dösen, befürchte aber, dass ich dann nachher gar nicht mehr klar komme. Ich habe die letzten 2 Nächte ziemlich wenig Schlaf bekommen, auch wenn ich mit dem Grund recht gut klarkomme. Trotzdem hängt mir die Müdigkeit in den Knochen. ich drehe mich vom Rücken auf den Bauch und sehe auf mein Handy. Noch immer hat sich außer den 2 blauen Haken hinter meinem Herzchen in unserem Chat nichts getan.
Ich bin mir fast sicher, dass zu bereuen, aber trotzdem öffne ich Twitter und suche nach den letzten Tweets, die 'Harry Styles' beinhalten. Es dauert natürlich nicht lang, bis ich über die Bilder stolpere. Es ist extrem rangezoomt worden, wodurch die reinste Pixelparty entsteht. Trotzdem kann auch ich genau die Tattoos an meinen Händen erkennen. Jeder, der sie nicht kennt, sollte damit aber wirklich Probleme haben, was mich etwas beruhigt. Auf einem weiteren Bild gibt er mir einen Kuss auf die Stirn. Auch hier sieht man nur die verpixelte Version meines Profils, aber Harry ist hier ehrlich gesagt trotz Sonnenbrille und Hoodie schon schwer zu leugnen.
Ich scrolle durch ein paar Tweets und die zugehörigen Kommentare. Natürlich ist Thema Nummer eins, wer Harrys geheimnisvolles Gegenüber ist. Überraschenderweise finde ich nicht einen negativen Kommentar darüber, dass er so vertraut mit einem Mann umgeht. Eher wollen alle wissen, um wen es sich handelt, weil Harry lt. seiner Fans so liebevoll aussieht.
'Die beiden sehen so vertraut aus, ich will wissen wer ihn so glücklich macht!'
'Wie schön, es sieht aus, als hätte er jemanden gefunden, bei dem er abschalten kann.'
'Guckt Euch diesen Stirnkuss an, mein Herz schmilzt!'
Seine Fans scheinen wirklich charakterlich ähnlich schön zu sein, wie er. Bei all dem positiven Feedback geht es meinem Herz schon etwas besser. Was ich allerdings ein paar Minuten später finde, beunruhigt mich doch etwas. Jemand hat es geschafft, meine Tattoos auszuschneiden und die Auflösung künstlich zu verbessern. Hier ist es wirklich nicht mehr schwer zu erkennen, was sich unter meine Haut für Motive verstecken. Die ersten Theorien werden in den Kommentaren gestreut und eine meint sogar, eine erste Fährte gefunden zu haben. Eine andere meint, sich an einen Jungen in der ersten Reihe auf einem seiner London-Konzerte erinnern zu können. Sie sagt, dass sie sich an das Schiffstau-Tattoo erinnern könne, da sie den Arm oft vor sich hat hochgehen sehen. Als ich auf Ihr Profil gehe, wird mir schlecht. Auch ich erinnere mich an sie, sie hat tatsächlich hinter mir gestanden. Ich mache ein paar Screenshots und schicke Sie anschließend mit einem 'Hilfe..?' an Lottie. Nach wenigen Minuten antworten sie mir.
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Lottie 05:07pm
»...well, ja. Harry's Fandom ist manchmal besser als das FBI«
Louis 05:08pm
»Holy fuck, das ist ja gruselig.. als ob das eine Mädchen, dass hinter mir stand, wirklich direkt unter diesem Tweet auftaucht. Das macht mich jetzt doch etwas nervös ehrlich gesagt...«
Lottie 05:08pm
»Ach, die tun doch nichts, mach dir nicht son Kopf.«
Louis 05:09pm
»Es hat nicht mal 5h gedauert bis mich eine erkannt hat, Charlotte. Du bist ja nicht derjenige, der Angst haben muss, bald selbst von Paparazzis verfolgt zu werden.«
Lottie 05:11pm
»...och, das würde ich aber in Kauf nehmen, wenn ich dann mit dir tauschen dürfte.. (:«
Louis 05:11pm
»...dein Ernst, Charlotte Tomlinson?«
Lottie 05:12pm
»Hahaha, sorry. Du lebst den Traum eines jeden Fangirls, ich hoffe, das ist dir bewusst, Bruderherz.«
Louis 05:13pm
»Es wäre so schön, wenn du einmal bei Thema bleiben könntest, anstatt wieder nur hier rum zu fangirlen.«
Lottie 05:15pm
»..ist ja gut, tut mir leid. Aber ernsthaft, mach dich nicht so fertig. Das einzige was wichtig ist, ist was Harry über dich denkt. Hast du ihn schon gesprochen?«
Louis 05:16pm
»Ne, er war vor 4h das letzte mal online :(«
Lottie 05:16pm
»...so ist das halt, wenn man sich Großbritanniens erfolgreichsten Newcomer des Jahres als Betthasen aussucht.«
Louis 05:17pm
»WTF LOTTIE?!«
Lottie 05:17pm
»HAHAHAHAHA SORRY i couldn't resist hahahaha«
Louis 05:18pm
»Ok, ich bin raus, ich muss noch duschen und das wird mir zu doof hier..«
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Sie schick ein paar Lachsmilies hinterher, als ich mein Handy genervt aus Bett werfe. Kurz sehe ich an die Decke, bevor ich mein Handy wieder zur Hand nehme. Ich schließe den Chat und gehe zurück in Harrys. Ich will ihm nicht auf den Sack gehen und er hat mir versprochen, sich von sich aus zu melden. Aber trotzdem fällt es mir wahnsinnig schwer, ihm nicht alle 5 Minuten eine Nachricht zu schicken. Seufzend stelle ich mir einen Wecker, bevor ich für einen kurzen Moment doch die Augen schließe.
Der Abend mit den Jungs ist echt witzig. Obwohl ich mit mehrere neuen Menschen unterwegs bin - Shawn hat noch ein paar seiner Kommilitonen mitgebracht - bin ich einfach ich selbst. Ich verspüre hier einfach nicht den Drang, mich zu verstellen, alle nehmen mich einfach an, wie ich bin.
Trotzdem komme ich mit meinen Gedanken nicht weg von Harry. Regelmäßig schaue ich auf mein Handy, ohne eine neue Nachricht von Ihm. Dabei war er zwischendurch online. Es frustriert mich, so wenig von Ihm zu hören, aber ich weiß, dass ich das nicht verlangen kann. Erstens ist er mir zu nichts verpflichtet und zweitens weiß ich, dass er eine Menge anderen Kram um die Ohren hat.
Gegen halb 1 liege ich in meinem Bett und blicke zum gefühlt tausendsten Mal in unseren Chat, als er plötzlich ebenfalls online kommt. Ich versuche mir nicht allzu große Hoffnungen zu machen, doch dann beginnt er zu tippen. 'bist du noch wach?' Obwohl mir gerade noch fast die Augen zugefallen sind, kann ich diese Frage jetzt guten Gewissens mit 'Ja' beantworten. 'Darf ich dich noch kurz anrufen?' fragt er dann. Mein Herz beginnt zu rasen bei dem Gedanken, seine Stimme vor dem Schlafengehen noch einmal hören zu dürfen. Schnell schreibe ich ihm, dass er gern anrufen darf, woraufhin innerhalb von Sekunden ein Anruf eingeht. Anders als ich erwartet hatte, ist es allerdings ein Videoanruf, was mich spontan überfordert.
Ich trage nur seinen Hoodie und Boxershorts. Meine Haare hängen mir mittlerweile schlaff im Gesicht. Ich sehe gerade nicht wirklich sexy aus, aber daran kann ich jetzt auch nichts mehr ändern. Wenn er dich gut findet, muss er dich auch so nehmen! rede ich mir ein und drücke auf den Annahmebutton. Augenblicklich verzieht sich sein Gesicht zu einem strahlendem Lächeln, als er mich erblickt. "Heeey" sagt er freudig. "Hi." antworte ich und muss ebenfalls grinsen. Mein Herz beginnt zu rasen, als ich das Glitzern in seinen Augen sehe. Er scheint draußen zu sein. Um ihn herum ist es stockdunkel, aber ich meine den Mond in seinen Augen spiegeln zu sehen. "Wie geht's dir?" Seine tiefe, warme Stimme sorgt für ein Kribbeln bei mir. Ich bin selbst überrascht, dass das sogar durch ein Video so viel bei mir auslöst.
"Gut.. denke ich. Dir?" Er nickt. "Auch soweit.. Müde bin ich, aber schlafen kann ich trotzdem nicht." "Oh, echt? Warum nicht?" frage ich besorgt. Er zuckt mit den Schultern, weshalb mir bewusst wird, dass er kein Oberteil trägt. "Ach, Hotelbetten.. Zuhause schläft's sich einfach besser, als wenn man sich jede Nacht an ein anderes Bett gewöhnen muss." "Kann ich verstehen.." murmle ich. "Warum bist du noch wach?" fragt er dann. "Ich war mit einem Campkollegen und seinen Freunden noch in einem Pub, war echt ganz lustig." erzähle ich. "Oh, bist du betrunken?" Er wirkt plötzlich ganz aufmerksam. "Ich hab nur 2 Bier getrunken, also im Vergleich zu gestern bin ich stocknüchtern." Etwas verlegen wuschle ich mir durch die Haare. "Schade.." flüstert er.
Er lässt seinen Kopf etwas sinken, aber ich kann trotzdem sehen, dass er sich grinsend über die Lippen leckt. Dann blickt er mich, immer noch mit gesenktem Kopf, mit seinen tiefgrünen Augen direkt an. Er beißt sich auf die Lippe, grinst verschmitzt. Mein Körper spannt sich an und ich merke, wie sich in meiner unterer Körperhälfte ein Kribbeln bildet. Verdammt, ein bisschen Alkohol und es reicht ein Blick, um mich komplett aus dem Konzept zu bringen. Ich räuspere mich und wende kurz den Blick ab, um mich zu sammeln. Ein leises Schmunzeln kommt aus meinem Handy. Er weiß genau, was er tut und hat offensichtlich wahnsinnig viel Spaß daran.
Auch wenn ich mir eigentlich geschworen hatte, ihn nicht von mir aus darauf anzusprechen, fasse ich meinen Mut zusammen. "Sorry.. übrigens. Also, dass ich dich gestern so... überfallen habe.." Noch einmal räuspere ich mich. Als würde dadurch weniger auffallen, wie unangenehm es mir ist, darüber zu reden... "Lass das Lou." sagt er direkt. "Was?" frage ich. "Dich dafür zu entschuldigen. Du warst betrunken und deine Hormone haben verrückt gespielt. Gefährliche Mischung, aber kein Grund sich zu schämen." grinst er. Immer noch ziemlich verlegen knibble ich an meinem Armbändchen herum, das ich seit dem Konzert noch immer nicht abgenommen habe.
"Mit dem gleichen Alkoholpegel hätte ich das gleiche getan." Mit gerunzelter Stirn sehe ich hoch. "Ich hab's dir letzte Nacht schon gesagt, Louis. Ich wollte das mindestens genauso sehr wie du. Aber du bist kein One-Night-Stand, du bist viel mehr wert als das und das ist der einzige Grund, weshalb ich das abgebrochen habe. Ich verzichte lieber auf eine heiße Nacht, wenn ich dafür tausende-" Jetzt sieht er verlegen zur Seite und geht sich durch die Haare, anstatt den Satz zu beenden. Das Mondlicht legt sich auf sein Profil und ohne eine Sekunde nachzudenken mache ich einen Screenshot. Er sieht aus wie gemalt, ich habe noch nie etwas so Perfektes gesehen und ich kann mich nicht daran hindern, dieses Anblick für die Ewigkeit festhalten zu wollen.
"Wie kann ein Mensch so schön sein?" rutscht es mir raus. Er dreht sich zurück zur Kamera und sein Gesicht wandelt sich von überrascht zu gerührt lächelnd. "Wie süß bist du denn?" fragt er grinsend mit brummender Stimme. "Sorry.. ich hab irgendwie.. laut gedacht." sage ich und verstecke mein Gesicht etwas hinter meiner Hand. "Solltest du öfter machen." Er lächelt mich sanft an, als ich mich wieder traue, auf meinen Bildschirm zu schauen. Dann beginnt er plötzlich zu gähnen. "Vielleicht versuchst du es doch nochmal mit dem Schlafen?" sage ich. Ich will zwar nicht auflegen, aber ich habe auch irgendwie ein schlechtes Gewissen, ihn vom Schlafen abzuhalten. "Ich wälze mich eh nur hin und her, egal wie müde ich bin.." sagt er genervt. Trotzdem macht er sich offensichtlich wieder auf den Weg nach Drinnen, denn ich höre eine Balkontür, die geöffnet und anschließend wieder verriegelt wird. Ein weiters Mal gähnt er in die Kamera.
"Soll ich.." setze ich an und stocke kurz, entscheide dann aber schnell, nicht wieder alles zu zerdenken und einfach zu sagen, was ich denke, wie er es mir gerade empfohlen hat. "Soll ich so lange dran bleiben, bis du eingeschlafen bist? Dann ist es vielleicht ein bisschen so, als wäre ich da.." Ich sehe, wie er sich ins Bett legt und in die Decke kuschelt. "Das ist eine ganz wundervolle Idee, Louis." flüstert er, als er sich auf die Seite dreht und sein Gesicht tiefer ins Kissen drückt. "Ich find's übrigens wahnsinnig süß, dass du meinen Hoodie immer noch trägst." ergänzt er dann. "Du meinst, so wie du meine Jeansjacke?" grinse ich. "Hast du das Interview gesehen?" fragt er. "Den Livestream leider nicht, aber ich habe Fotos gesehen davon hinterher - und Lottie hat mich direkt mit Fragen bombardiert." schmunzle ich. "Hast du ihr von uns erzählt?" fragt er. Kurz wird mir mulmig, aus Angst er könnte es mir übel nehmen, dass ich mit ihr über sein Privatleben rede. "Äh.. es war nicht mehr nötig, nachdem sie die Fotos von heute Morgen gesehen hat.." sage ich etwas bedröppelt. "Ja.. die wurden mir natürlich auch gezeigt."
Ich kann sein Gesicht nicht deuten, aber bevor ich zu sehr darüber nachdenken kann sagt er "Ich wollte dich nicht leugnen, wirklich. Ich wollte dich schützen vor all den Monstern da draußen." "Alles gut, mir ist klar, dass du nicht sagst 'Ja, das war ich und ich habe 2 Nächte mit ihm verbracht, war schön.'" sage ich nervös. "War es übrigens wirklich." flüstert er. "Find ich auch." stimme ich ihm zu. Kurz lächeln wir uns einfach nur an. "Ich fürchte, dass das trotzdem noch ein paar Tage durchs Internet geistern wird, wenn es einmal da ist, verschwindet das nicht direkt wieder.. tut mir Leid, dass ich dich da mit reinziehe." Seine Stimme hat einen so traurigen Unterton, das es mir im Herzen wehtut. "Jetzt hör du auf, Harry." Er sieht mich mit großen Augen an. "Mir ist bewusst, dass das Teil deines Lebens ist und.. wenn ich das auch sein will, dann muss ich mich damit arrangieren."
Möglichst unauffällig atme ich schwer aus. Ja, ich habe das tatsächlich gerade ausgesprochen. Ich habe ihm gesagt, dass ich Teil seines Lebens sein will. Der Moment nachdem ich es ausgesprochen habe, fühlt sich an wie eine Ewigkeit. Ich starre den Bildschirm meines Handys an und versuche jede seiner Bewegungen zu analysieren. Allerdings brauche ich da gar nicht viel zu analysieren.
Sein Gesicht wird plötzlich ganz sanft, das kleine Grübchen, das ich so liebe, bildet sich neben seinem Mundwinkel, der sich langsam nach oben schiebt. "Ich hab dich gar nicht verdient, Louis." flüstert er. "Sag sowas nicht. Wenn jemand alles Glück der Welt verdient, dann bist das du." Er presst seine Lippen aufeinander und schließt kurz die Augen. Als er sie wieder öffnet, treffen sie genau auf meine. "Danke." flüstert er. "Danke, dass du Teil meines Lebens bist, Louis."
♪Every heart breaks the same, every tear leaves a stain, can't I just be the same?♫
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Meint ihr, Harrys Schweigen feuert die Gerüchte eher an oder wird sich die Aufregung um die beiden schnell wieder legen?
Werden die beiden es trotz Harrys Beruf wohl schaffen, sich möglichst bald wieder zu sehen?
xoxo, alyssa C:
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