15


Detroit

Jay

Eine luftige Brise, die kalt sein sollte, weht über meinen Körper hinweg. Aus dem Blickwinkel sehe ich, wie eine Gänsehaut meinen Arm hinunterwandert, vom Ärmel meines schwarzen Shirts bis zu meinem Handgelenk, über meine vernarbte Hand bis hin zu der Tätowierung an meinen Fingerknöcheln. Eine Tätowierung, die ich mit meinem ganzen Wesen verachte.

Obwohl mein Körper auf die Kälte reagiert, ist mir jedoch nicht kalt. Mir war schon eine Weile nicht mehr kalt.

Mein Zeigefinger und mein Mittelfinger zittern leicht, als ich den Stängel meiner Zigarette zu meinen Lippen führe und einen langsamen, großen Zug nehme. Er brennt tief in meiner Lunge, sodass meine Augen leicht tränen. Die einzigen Tränen, die ich je wieder vergießen würde. Schließlich atme ich wieder aus. Rauschwaden wirbeln in der Luft, direkt vor meinen Augen. Mein Blick folgt ihnen träge, bis das erste Licht der Morgendämmerung sie einfängt und mich langsam den Kopf heben lässt.

Morgengrauen. Bittersüßer Morgengrauen.

Meine schweren Augen blinzeln gegen das aufsteigende Rot der Morgendämmerung, welches nun durch eines der zerbrochenen Fabrikfenster dringt. Der Beginn eines neuen Tages. Ein neuer Tag in dieser Hölle und ein weiterer Tag ohne sie an meiner Seite. Ohne meinen Bruder an meiner Seite.

Für einen kurzen Moment schließe ich meine Augen. Ich bin so verdammt müde, aber ich kann nicht schlafen. Ich konnte seit Tagen schon nicht mehr richtig schlafen. Ein hoher, durchdringender Schrei voller Angst dringt plötzlich durch meinen Kopf und verspottet mich dafür meine Augen geschlossen zu haben. Evelyn's eingefallenes, hilfloses Gesicht blitzt vor mir auf. Ihre hilflosen Augen flehen mich an, ihr zu helfen. Mein Puls beschleunigt sich augenblicklich und auch mein Atem geht schneller. Ihr Schrei wird in meinen Ohren nun schriller, während schnelle Atemzüge meinen Mund verlassen.

Ich versuche meine Augen zu öffnen, aber wie so oft bin ich hilflos. Meine Augen scheinen wie verklebt. Als wollten sie mich daran erinnern, dass sie Evelyn an die Russen verkauft haben und dass ich sie im Stich gelassen habe.

Mein Körper ist wehrlos und scheint nicht mehr richtig zu funktionieren. Ein heiser, erstickter Laut kommt über meine Lippen, als sich das Gesicht urplötzlich vor mir verändert. Jetzt ist es nicht mehr Evelyns eingefallenes Gesicht, das mich anschaut, sondern ihre grünen, verängstigten Augen. Ein Messer wird gegen ihre zarte Kehle gedrückt. Eine Kehle, die ich schon oft mit meinen Lippen entlang gefahren bin. Eine Haut, für die ich alles geben würde, um sie wieder zu küssen.

Entweder gibst du mir die Waffe oder ich nehme diese Fotze. Und ich habe vor, sie auf jede erdenkliche Weise zu nehmen!

Harsche Worte dringen nun durch meinen Kopf. In meiner Magengrube bildet sich Galle, während mir schwindelig wird. Schweiß rinnt mir über die Stirn.

„Onkel Reinier ist wieder da, ihr Schlampen!"

Ein rauer Atem dringt über meine Lippen und meine Augen reißen auf, als ich augenblicklich in die Realität zurück geholt werde. Meine folgenden Atemzüge sind hektisch, so als ob ich einen Marathon gelaufen wäre.

Fuck!

Nicht in der Lage mich zu bewegen, sitze ich im Dreck. Mein Körper zittert wie ein verdammtes Blatt in der späten Oktoberbrise. Ich versuche mich mit den Händen an beiden Seiten vom Boden abzustoßen, aber mein Bizeps gibt nach und meine Beine fühlen sich an wie Gelee. Meine Augen weiten sich und mein Atem stockt in meiner Kehle.

Ich bin nicht hilflos.

Ich schlucke und versuche es ein weitere Mal. Schließlich gelingt es mir, mich auf die Füße zu ziehen. Mit schwerem Atem drehe ich mich zur Seite, gerade rechtzeitig, um direkt in Reiniers dunkle, seelenlose Augen zu blicken, die nur ein paar Zentimeter vor meinem Gesicht schweben. Sein abgestandener Atem weht über mein Gesicht und bringt mich fast zum Würgen.

Ich gehe ein paar Schritte auf wackeligen Beinen zurück. Ein ekelhaftes Grinsen liegt auf Reiniers Gesicht, welches seine gelben Zähne zum Vorschein bringt. Die gleiche Farbe wie sein Nasenpflaster, das nun seine blau-schwarze Nase bedeckt. Ein Blick auf sein linkes Auge, offenbart ein ebenfalls geschwollenes, blaues Auge mit einer blutverkrusteten Augenbraue. Mein Magen krampft sich zusammen, als mein Blick auf den unbeweglichen Kopf des Mädchens fällt, der unterhalb seiner Brust liegt. Ihr braunes Haar fächelt leicht über seinen Bauch, ihre Arme liegen dicht an seinem Schwanz, der schlaff wie ein Kartoffelsack ist. Schließlich wird der Wichser nur von Schmerz angetörnt.

„Das Arschloch wurde ein bisschen zu großspurig. Deshalb hat er ein paar auf die Fresse bekommen!", ertönt eine Stimme mit einem vertrauten, irischen Klang plötzlich durch die Fabrik, direkt bevor der blonde Haarschopf von meinem besten Freund auftaucht.

Anstatt ebenfalls ein Mädchen wie einen Kartoffelsack über die Schultern zu tragen, trägt Cian es im Arm. In seinen blauen Augen liegt Konflikt und Abscheu, als unsere Blicke sich kurz kreuzen. Er hat eine aufgeplatzte Lippe und einen Kratzer an der Wange.

„Sei still, hijo de puta!", knurrt Reinier. „Ich hätte dich lebendig gehäutet, wenn deine dumme Töle nicht gewesen wäre!", Reinier zieht seine Spucke tief in der Rachen und spuckt sie anschließend aus.

„Was?!, Cian beginnt zu lachen. „Ich brauche Leprechaun nicht, um dir die Fresse zu polieren", fügt er spöttisch hinzu, während er einen warnenden Schritt auf Reinier zu macht.

Ich sehe, wie Reinier das betäubte Mädchen augenblicklich in den Dreck fallen lässt und sich Cian nun zuwendet. Ein unheimliches Glitzern erscheint in seinen Augen, bevor er sich langsam über die Lippen leckt. Er macht ebenfalls einen Schritt nach vorne, bis die beiden nun direkt voreinander stehen.

Ein Knall ertönt von der unteren Etage und lässt uns unsere Köpfe heben. Eine Minute später folgt das Klicken von Absätzen, welche über die Steinstufen, die zur oberen Etage der Fabrik führen, dringt. Es ist ein Geräusch, welches mich einst erregte, mir nun aber die Haare im Nacken zu Berge stehen lässt. Keine drei Sekunden später erscheint Lamia auf der oberen Stufe der Treppe.

„Guten Morgen, meine Herren", haucht sie aus, bevor sie in ihren blutroten Riemchensandalen einen Schritt nach vorne macht.

Ich kann ihr Gesicht nicht sehen, nur ihre blutrot gefärbten Lippen, die sich jetzt leicht nach oben ziehen, während sie ein paar Schritte nach vorne in den Fabrikraum geht und schließlich vor dem betäubten Mädchen auf dem Boden stehen bleibt. Ihr Gesicht ist durch die schwarzen Fransen des Hutes, den sie trägt völlig bedeckt.

„Wie ich sehen kann, seid ihr mit neuen Schlampen angekommen", stellt sie fest, während sie dem betäubten Mädchen mit der Spitze ihres Designerschuhs gegen das Bein stößt.

„So eine Schande, diese reine Haut wird nach unseren Behandlungen nicht mehr so rein sein", seufzt sie dramatisch, bevor sie sich langsam umdreht und nun auf mich zu schlendert.

Kurz vor mir bleibt sie stehen. Aus der Nähe kann ich ihre dunklen Augen durch die Fransen an ihrem Hut sehen. Rasch zieht sie einen ihrer schwarzen Lederhandschuhe aus und greift nach meinem Gesicht. Wut steigt in mir auf, als ihre kalte Handfläche meine Wange berührt. Ich knirsche mit den Zähnen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Fotze den Stich meines Messers spüren wird. Ich werde mit ihrem Gesicht beginnen und das Messer langsam in die Haut ihrer Wangen rammen.

„So ein hübsches Gesicht. Es wäre eine Tragödie, es zu vergeuden", Lamias eiskalte Stimme läuft mir meine Wirbelsäule herunter und für einen kurzen Moment nehme ich an, sie spricht über ihr eigenes Gesicht.

„Ist das so?", frage ich sie mit einem eisigen Tonfall, was dazu führt, dass ihre Lippen sich noch mehr hochziehen.

„Natürlich mein Lieber. Mit diesem hübschen Gesicht wirst du einige Frauen verzaubern", säuselt ihre Stimme anzüglich, während ihre Hand nun mein Gesicht streicht.

Mein Körper versteift sich augenblicklich. Diese Fotze soll ihre Hände von mir nehmen!

„Die Männer und ich haben beschlossen, dass es an der Zeit ist, die Dinge ein wenig zu ändern. Die Mädchen sollen sich nicht zu sehr an dich gewöhnen, mein Lieber", sagte sie, bevor sie mein Gesicht fallen lässt, einen Schritt nach vorne macht und sich nun Cian zuwendet.

„Das ist der Grund warum Cian und du von nun an Mädchen einfangen werdet."

Ein Schauder läuft bei ihren Worten augenblicklich meinen Rücken herunter, als ich einen Protest von Reinier höre. „Aber..."

„RUHIG!", zischt Lamia durch den Raum, gleichzeitig hebt sie dabei einen ihrer Finger, der mit seiner Kralle aussieht, wie der einer Hexe.

„Ihr beide werdet noch heute nach Las Vegas fliegen", sie dreht ihren Kopf wieder zu mir und Cian.

Las Vegas? Eines der größten Territorien der Calicos.

Unfreiwillig formen sich meine Hände zu Fäusten.

„Einer der Bosse unserer Casinos veranstaltet seine jährliche Halloween-Party. Ihr beide werdet diese besuchen und einen Teil des Casinogeldes abschöpfen und uns ein paar neue, frische Schlampen entführen. Vorzugsweise ein paar Touristen", sagt Lamia mit dunkler Stimme.

„Ihr habt keine anderen, um euere Drecksarbeit zu machen, hm?", fragt Cian mit hochgezogener Augenbraue und verschränkt seine tätowierten Arme vor seiner Brust.

Alles um uns herum wird still. Ich beobachte Lamia, die auf Cian nun zugeht und kurz vor ihm stehen bleibt. Mit ihren Absätzen ist sie ihm nun beinahe auf Kinnhöhe. In einer unheimlichen, langsamen Bewegung greift sie an ihren Nacken und nimmt ihre Halskette ab, an dessen Ende ein Kreuz baumelt. Sie öffnet eine ihrer Handflächen und lässt das Kreuz in sie hineinfallen.

„Ist deine Cousine immer noch Jungfrau, Cian?",fragt Lamia auf einmal in einem unheimlich, süßen Ton, während ihre Finger sich nun um das Kreuz legen. „Es wäre eine Schande für Gott, wenn sie es nicht mehr wäre oder nicht ? Wenn jemand sagen wir ... eine Art böser Geist in ihren Körper eindringen würde und diese Reinheit von ihr stehlen würde", sagt sie nun eine Spur dunkler, kurz bevor sie einen Schritt nach vorne macht und ihre Hand plötzlich nach Cian's Bauch ausstreckt.

„Sprich nicht mehr so mit mir, Cian oder ich werde dir den Bauch aufschlitzen und deine Innereien an deinen kleinen winselnden Hund verfüttern", faucht sie, ihre kalte Stimme lässt mir dabei die Haare im Nacken zu Berge stehen. Aus ihrem Kreuzanhänger ragt nun ein kleines Messer, welches sie Cian an den Bauch presst.

Er knirscht mit seinen Zähnen. Sein Gesichtsausdruck ist mörderisch. Ein Wolf, der bereit ist zuzuschlagen. Anstatt sich jedoch auf Lamia zu stürzen, öffnet er seine Arme und lässt sie zur Seite fallen.

„Okay", willigt er nun mit dunkler, zerrissener Stimme ein und stimmt gleichzeitig damit auch unserer beschissen, kranken Mission zu.

***

Ich hasse Las Vegas. Hasste es abgrundtief, seit ich zum ersten Mal einen Fuß in die Stadt gesetzt habe. Die hellen Lichter des Strips, seine Attraktionen und die bunten Farben der Casinos und luxuriösen Hotelkomplexe sind nur eine schöne Oberfläche, hinter der sich die hässlichste, dunkelste Seele verbirgt, wie in keiner anderen Stadt. Sie wurde nicht umsonst vor Jahren als die viert gefährlichste Stadt der ganzen USA gewählt. Die Wichser vom FBI versuchen uns, jedoch nun jahrelang später, etwas anderes zu erzählen . 68, sagen sie. Als ob. Die Arschlöcher kennen die Stadt nicht so gut wie ich. Sie kennen die Giftschlangen nicht, die sich hier verstecken und bereit sind aus ihrem Versteck zu kriechen, sobald ein potenzielles Opfer ihren Weg kreuzt.

„Verdammt diese Kostüme sind lächerlich!", ein ungläubiges Schnaufen verlässt Cians Mund, während er die Fahrertür des alten Chevy öffnet und auf den heißen, asphaltierten Bordstein tritt.

Verdammte Wüstenhitze. Ende Oktober ist sie immer noch stark und lässt die Luft um uns herum leicht flimmern. Ich öffne nun ebenfalls die Beifahrertür und trete auf die Straße. Ich spüre die verweilenden Blicke, derjenigen die unser Auto passieren. Die meisten von ihnen Frauen. Das ist keine Überraschung. Wir sehen aus wie verdammte Irre.

„Wir sehen aus wie verfickte Stripper", ruft Cian aufgebracht aus.

Ein schmerzhafter Laut entweicht als Antwort meinen Lippen, während mein Blick über seinen nackten Oberkörper wandert und schließlich an der dunkelroten Fliege um seinen Hals hängen bleibt. Die Sache ist, dass ich genau so aussehe. Meine Schleife ist nur blau.

„Die Schlampe hat nicht gelogen, als sie sagte, wir sollen ein paar Frauen bezirzen", gebe ich zwischen knirschenden Zähnen von mir.

Cian schüttelt den Kopf. „Nein hat sie nicht."

Wir setzen uns beide in Bewegung und laufen die letzten Meter zum Casino. Es ist eines der größten der Stadt. Die Calicos machen keine kleinen Sachen. Die Türsteher am Eingang müssen nicht einmal auf unsere Eintrittskarten schauen, da sie uns kennen. Wir kennen ihre Namen nicht, aber ihre Gesichter. Der Tod ist in ihren Augen zu sehen, so wie in jedem von uns. Wir schlüpfen an ihnen vorbei und schon bald sind wir drinnen.

Schwere Gitarrenriffs dringen an mein Ohr, gefolgt von Bon Jovis anklagender Stimme, die von einer Frau singt, welche einem Mann das Herz gebrochen hat und nun mit seinen Gefühlen spielt.

„Jesus Christus!", hauche ich aus, kurz bevor mein Blick durch das Casino schweift.

Überall tanzen verkleidete Menschen. Auf dem Boden, auf Barstühlen und auf Casinotischen. Ohne eine Sorge in der Welt. Ohne zu wissen, dass sie sich in der Hölle von Mördern befinden.

„Wichser!", ruft Cian neben mir aus, kurz bevor das Leben mir eine verdammte Faust in die Brust rammt und mich atemlos zurücklässt.

Direkt auf einem der Roulettetische einige Meter vor mir, ist die schönste dunkelhaarige Frau, die ich je gesehen habe. Sie. Mein Sweetheart.

Es ist als würde sich die Luft um mich herum zusammenziehen. Mein Herz klopft wild in meiner Brust, während ich meine Augen nicht von ihr lassen kann. Alles um mich herum verblasst zu Nichts, bis nur noch sie da ist. Wie ein wilder Schuss Schönheit durch meine verkorksten Adern.

Sie.

Ist.

Hier.

Ein Stich fährt durch meine Brust, gefolgt von einer schrecklichen Welle der Sehnsucht. Ich atme tief und röchelnd ein. Ist es ein Traum oder ist sie wirklich hier?

Ein tiefer, rauer Laut verlässt meine Lippen und wird von der Musik verschluckt, als mein Blick über ihren sexy, durchtrainierten Körper gleitet. Ein Schweißtropfen rinnt ihr den Hals hinunter bis zu ihren süßen, festen Brüsten. Ich bin fasziniert von den Bewegungen ihrer weiblichen Kurven. Ihre Hüfte, wie sie sich in ihrem kleinen schwarzen Minikleid von einer Seite zur anderen bewegt. Sie ist atemberaubend. So viel kleiner als ich. So viel weicher. Ihr femininer Duft, der an manchen Tagen immer noch in meiner Nase verweilte, ist das einzige Parfüm, von dem ich keine Kopfschmerzen bekomme. Ihre weichen Locken sind bereit, um meine Faust gewickelt zu werden oder sich auf meiner Brust auszubreiten, während ihr Kopf perfekt in meine Halsbeuge passt.

Wie ein ausgehungerter Mann, mache ich nun einen Schritt nach vorne. Und noch einen. Meine Augen sind auf ihr Gesicht gerichtet und saugen ihren Anblick auf wie ein verdammter Cracksüchtiger. Ihre vollen Lippen. Sie sind alles, wonach ich mich sehne. Nur eine Kostprobe davon. Nur eine kleine Kostprobe, die mich ins verdammte Paradies schießen würde.

Ein Hauch von Luft entweicht meine Lippen, als sie ihren Kopf plötzlich zur Seite dreht und ihre Augen mit meinen kollidieren. Sie sind grün. So verdammt grün und sie streifen über mich wie eine frische Frühlingsbrise und erwecken alles in mir für einen kurzen Moment wieder zum Leben.

Mein Herz setzt aus.

Meine Finger jucken.

Mein Schwanz spannt in meiner Hose.

Kurz bevor ein rasender, eiskalter Sturm durch mich hindurchfährt und jedes einzelne, lebende Ding in mir mit sich reißt, als mein Blick nun auf die männliche Hand fällt, die sich um ihren Knöchel schlingt. Besitzgier wütet in mir und kämpft mit meinem rationalen Verstand.

Sie gehört mir nicht mehr.

FUCK!

Ich beiße die Zähne zusammen und trete einen Schritt vor, ihre Augen weiten sich nun langsam. Selbst aus der Ferne kann ich ihren Puls wild an ihrem Hals pochen sehen.

Sie gehört mir.

Mein Sweetheart.

Los Angeles

ein Tag zuvor

Ariel

In meinem Leben hatte ich eine Handvoll von Männern getroffen, die mir Angst machten. Texas, der Präsident des Dullahan MC, gehört nun offiziell dazu. Es ist keine Überraschung, dass er der Präsident eines Motorrad-Clubs ist, denn sein Gesicht schreit nach Gefahr. Hinter seiner Gesichtsbehaarung sind Narben zu sehen , die aussehen, als ob er schon ein paar Mal in Messerstechereien verwickelt gewesen wäre und seine Augen wirken kalt. Emotionslos beurteilen sie mich, während Rider meine Hand in seiner hält und sie leicht drückt.

Texas wartete bereits auf uns, als wir das Clubhaus erreichten. Seine Pistole ist an seinen Gürtel befestigt, als er mich weiter mit verschränkten Armen durchdringend mustert. Seine Augen wandern für einen kurzen Moment zu Rider, bevor er schließlich zur Seite tritt.

„Schließt die Tür hinter euch", sagt er mit barscher Stimme, bevor er im dunklen Clubhaus verschwindet.

Ich kann endlich wieder atmen, als er verschwunden ist. Nachdem Rider die Tür geschlossen hat, führt er mich durch das dunkle Clubhaus, bis wir schließlich eine Tür am Ende eines Gangs erreichen. Er dreht den Türknauf und wir treten in einen großen Raum mit einem langen Tisch, an dem wahrscheinlich über 30 Personen Platz haben. Texas sitzt am anderen Ende des Tisches. Sein langes schwarzes, verknotetes Haar geht ihm bis zur Brust, während seine Kutte sich über seine massiven Schultern spannt.

Ein Klicken ertönt und signalisiert mir, dass Rider die Tür hinter uns geschlossen hat. Er erscheint schließlich an meiner Seite, kurz bevor Texas Stimme den Raum erfüllt.

„Sprich!", befiehlt er, was ich sofort tue.

Es dauert ein paar Minuten, bis Rider und ich ihm alles erzählt haben. Für eine Minute spricht Texas nicht. Er kratzt sich nur mit der Hand am Bart und denkt nach. Endlich spricht er.

„Ihr müsst nach Vegas reisen und dort herumfragen. Die Calicos werden nicht wissen, dass ein Mitglied ihrer Feinde ihr Gebiet betreten hat. Du bist noch nicht lange genug bei uns, um erkannt zu werden, plus mit dem richtigen Outfit könntest du als College -Junge durchgehen"

Rider runzelt die Stirn.

„Und was glaubst du, wie werden wir genug Calicos treffen, um sie nach Elliot zu befragen?"

„Nun, ich habe von einem unserer Insider im Vegas MC gehört, dass sie dieses Jahr eine riesige Halloween-Party in einem ihrer Casinos veranstalten"

„Und lass mich raten, wir sollen dort auftauchen", stellt Rider fest.

„Ganz genau", erwidert Texas, während sich seine Lippen zu einem leichten Grinsen hochziehen und beendet das Gespräch damit.

♥♥♥

Die Musik vibriert durch meinen Körper, während ich mich in meinem schwarzen Samt-Minikleid von dem Beat der Musik führen lasse. Meine Bewegungen passen zu den rauen, rockigen Klängen von Bon Jovis „You give love a bad name" . Mein offenes Haar schwingt von einer Seite zur anderen, während ich meine Füße im 4/4-Takt zur Seite bewege und meine Hüften zum Schlagzeug im Takt bewege. Ich liebe diesen Song.

Mit einer Hand richte ich meine Hasenohren, die mir ein wenig vom Kopf gerutscht sind, während meine Füße weiter über den Roulettetisch wandern. Rider steht direkt vor dem Tisch und schreit den Text aus voller Kehle und macht in seinem Matrosenkostüm alle Frauen verrückt. Er hat bisher mit drei Person gesprochen, aber noch keine weiteren Informationen herausgefunden. Also haben wir beschlossen, uns zwischendurch ein bisschen zu amüsieren. Mein Körper ist immer noch angespannt von der langen Autofahrt hierhin. Er muss sich lockern.

Mit einem Lächeln im Gesicht lasse ich die Musik meinen Körper bewegen. Mühelos, so wie früher. Ich bewege meinen Kopf leicht zur Seite. Mein Atem stockt, als ich mit einem eisblauen Blick zusammenstoße. Ein eisblauer Blick, der direkt in meine Seele starrt. Tränen steigen in mir hoch und meine Kehle schnürt sich augenblicklich zusammen. Mein Herz, das seit einem Monat leblos in meiner Brust liegt, beginnt wild zu pochen.

Das kann nicht sein.

Oh mein Gott!

Er kann es nicht sein.

Mir wird warm ums Herz, als sein Blick sich weiter in mich senkt und ein riesiges Ding mit Flügeln beginnt in meiner Magengrube sein Unwesen zu treiben. Wie kann das sein? Ein Monat ohne ihn und er gibt mir immer noch dieses Gefühl.

Dieser Bastard.

Wie kann er es wagen?

Die Luft um uns herum ist aufgeladen, während ich mich in seinen eisblauen Augen verliere. Mein Blick gleitet zu seiner Unterlippe, auf die er jetzt abwesend beißt. Mein Körper sehnt sich danach, meine Lippen auf seine zu pressen.

Ein Schmerz durchzuckt meine Brust. Er gehört nicht mehr mir. Vielleicht ist er mit einer anderen Frau hier? Vielleicht hat er eine Neue, die er nun Sweetheart nennt? Er ist nicht mein Prinz.

Geistesabwesend spüre ich, wie Rider nach meinem Knöchel greift. Sekunden später sehe ich, wie sich sein eisblauer Blick verdunkelt und er einen Schritt nach vorne macht. Meine Augen weiten sich, als ich sehe , wie er sich wie ein Löwe auf mich zubewegt. Mein süßer, starker Löwe, der nun auf mich zukommt und meine Seele entflammt, als ob er nicht derjenige gewesen ist, der sie geteilt hat. 

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