7
Bayamo
In einer Villa, thronend auf einem großen Hügel, abseits von den neugierigen Augen des kubanischen Volkes, sitzt er, wartend. Sein mitternachtsschwarzer Anzug spannt sich über seine Brust, während seine langen Finger immer wieder in schweren, langsamen rhythmischen Bewegungen auf den schwarzen Ebenholztisch vor ihm tippen. Kurz wandern seine dunklen, kalten Augen über einen der schwarzen Kronleuchter an der Decke. Seine Augen, die genauso wachsam wie die eines Adlers sind, entdecken eine kleine rote Spur, an einem der Arme des Kronleuchters. Unzufrieden wendet er seinen Blick ab. Einer seiner Männer hatte seine Arbeit nicht richtig erledigt. Er würde dafür sorgen, dass das nicht noch einmal passierte.
Er richtet seinen Blick nun auf die große, schwere, alte Eichentür vor ihm. Plötzlich öffnet sich diese und einer seiner Männer betritt den Raum.
„Lui é qui." Er ist hier.
„Bene, mandalo dentro". Gut, schick ihn rein.
Sein Handlanger verschwindet und erscheint nach ein paar Minuten wieder mit seinem Besucher am Arm.
„Signore", ertönt die akzentbesetzte Stimme seines Besuchers durch den Raum, während dieser sich tief vor ihm verbeugt.
Wenigstens zollt er ihm gebührenden Respekt.
„Vorrei scambiare due parole con te."Ich hätte gerne ein Wort mit Ihnen.
Sein Besucher, immer noch in seiner Verbeugung verharrend, als er spricht. Solange er ihn nicht erlöst, würde er in dieser Position für eine Weile verharren.
Mit einer Handbewegung schickt er seinen Handlanger schließlich aus dem Zimmer und erhebt sich nun von dem großen Tisch.
Mit langsamen, zielgerichteten Schritten umrundet er ihn und kommt nun auf seinen Besucher zu gelaufen. Seine schwarzen, teuren Halbschuhe hinterlassen ein dumpfes Geräusch auf dem glatten Marmorboden. Er bleibt kurz vor seinem Besucher stehen, seine Augen auf dessen dunklen Haarschopf gerichtet.
„In piedi!", dringt seine autoritäre, schneidende Stimme durch den Raum. Richte dich auf!
Der Oberkörper des Mannes richtet sich langsam auf und blickt ihm nun in die Augen. Sie waren gleich groß. Es kam nicht oft vor, dass ihm jemand direkt in die Augen schaute. Doch der Junge hatte es von Anfang an getan.
„È passato un anno", sagt sein Besucher schließlich. Es ist ein Jahr her.
„E questo significia?", fragt er gelangweilt, gleichzeitig zieht er eine seiner dunklen Augenbrauen hoch. Und das heißt?
Die Augen des Besuchers, die in seine blicken, sind hell. Sie repräsentieren Hoffnung und Licht, an einem Ort an dem nur Platz für Dunkelheit ist. Und er duldet dies nicht.
„Che i nostri affari sono finite!", er sieht etwas in den Augen des Mannes aufblitzen, das sich sofort als Wut identifizieren lässt. Dass unser Geschäft zu Ende ist.
Er lacht laut auf, während er den Jungen anblickt. Naivität war eine Eigenschaft, die er ihm eigentlich nicht zugeschrieben hätte. Impulsivität ja, aber keine Naivität.
„Bene, bene ragazzo. Dovresti conoscerci meglio ormai per sapere che non è così facile", er schnalzt missbilligend mit der Zunge, während er mit dem Kopf schüttelt. Na, na Junge du solltest uns mittlerweile besser kennen, um zu wissen, dass es nicht so einfach ist.
Er löst seinen Blick schließlich gelangweilt von seinem Besucher und schlendert auf seine Bar zu. Er hatte keine Zeit für seine Probleme. Es gab wichtigere Angelegenheiten, die seine Aufmerksamkeit erforderten.
„Ho fatto tutto quell oche volevi!", ruft sein Besucher schließlich aufgebracht aus. Ich habe alles getan, was sie wollten!
„Non mi interessa! Finché non hai adempiuto alla parte del tuo patto, rimarrai con noi", sagt er schneidend, öffnet dabei eine Flasche teuren Rum und füllt ein wenig davon in eines der bereitstehenden Gläser. Das ist mir egal. Solange ihr nicht den Teil euer Abmachung erfüllt habt, wirst du bei uns bleiben.
Er schwenkt die braune Flüssigkeit leicht hin und her, bevor er kurz an seinem Glas nippt. Seine Position verlangt Respekt und den sollte man ihm gebühren.
„ долго?", knurrt sein Besucher auf einmal hinter ihm.
Der abrupte Sprachenwechsel lässt ihn aufhorchen und sich langsam umdrehen. Wie lange?
Manchmal vergaß er, wie gut er seine Männer trainierte. Sie konnten nicht nur in sehr weniger Zeit einem Menschen Schmerzen zufügen, sondern auch mehrere Sprachen sprechen.
„Русский. Впечатляющий", geschmeidig wechselt er ebenfalls in dieselbe Sprache, mit der ihn sein Besucher zuvor adressiert hat. Russisch. Beeindruckend.
„Я учился у лучших", kontert sein Besucher. Ich hab von den Besten gelernt.
Blanke Wut spiegelt sich nun im Gesicht seines Besuchers wieder.
„Как долго?", knurrt dieser erneut. Wie lange?
Ihm fällt auf, dass sein Akzent in Russisch nicht so ausgeprägt ist, wie im Italienischen. Sein Aufenthalt in Russland hatte ihm gut getaDas Gesicht seines Besuchers ist hart wie Stein, als er ihn abwartend anblickt.
„Un altro anno", wechselt er schließlich wieder in seine Muttersprache. Ein weiteres Jahr.
„No!", ruft der Mann zornig aus, seine Zähne knirschen dabei hart aufeinander. Er beginnt nun unruhig durch den Raum zu laufen, seine Hände ziehen dabei aufgebracht an seinem dunklen Haar.
„Ma", sagt er nur knapp und nimmt einen weiteren Schluck seines Rums. Doch.
Genugtuung schießt durch ihn hindurch, als er seinen Besucher so aufgewühlt sieht. Er liebte es, wenn sie unter seinen Füßen zusammenbrachen.
„Non posso...lasciarme andare!", bittet sein Besucher ihn, Verzweiflung dringt nun in seinen Worten mit. Ich kann nicht... lass mich gehen!
„No. Non sono ancora soddisfatto e finché non sarò soddisfatto tu restrai", sagt er bestimmend, während er mit dem Kopf schüttelt. Nein. Ich bin noch nicht zufrieden und solange ich nicht zufrieden bin, wirst du bleiben.
„Come faccio a sapere che non mi mentirai di nuovo?", Woher soll ich wissen, dass du mich nicht wieder anlügst?
„Proteggi la tua lingua!", schallt er seinen Besucher, seine Augen nun missbilligend auf ihn gerichtet. Hüte deine Zunge.
Er würde den Mangel an Respekt des Jungen nicht dulden. Noch ein weiteres Mal und er würde härtere Maßnahmen ergreifen müssen.
„Come faccio a sapere che non mi mentirai di nuovo?", wiederholt der Besucher seine Frage nun respektvoller. Woher soll ich wissen, dass Sie mich nicht wieder anlügen?
„Perché hai la mia parola" Weil du mein Wort hast.
„Questo non è abbastanza!", ruft der junge Mann aufgebracht aus. Das ist nicht genug
„Bene... allora siediti.", er deutet mit seiner tätowierten Hand auf einen der Stühle am Tisch. Gut... dann setz dich hin.
Sein Besucher bleibt hartnäckig stehen, bewegt sich keinen Zentimeter von der Stelle.
„Sedere!", es ist nun ein Befehl. Setz dich.
„Preferisco stare in piedi", ein leicht unterschwelliger Ton von Arroganz liegt jetzt in der Stimme seines Besuchers. Ich stehe lieber.
Keine zwei Sekunden später fliegt die Tür auf. Die Augen des Mannes sind nun weit aufgerissen, als fünf seiner Männer ihre Waffen auf ihn gerichtet haben.
„Non era intelligente venire qui disarmati", seine Worte sind bedrohlich, während er sich von der Bar abstützt und nun in langen Schritten wieder zurück auf das Ende des großen Ebenholztisches zu gelaufen kommt. Seine dunklen Augen blicken nun in die seines Besuchers. Es war nicht schlau unbewaffnet hier hinzukommen.
„Sedere!", Setz dich.
__________________________________________
Erst einmal an alle Leute, die das hier lesen: Fühlt euch gedrückt ! Ihr seid toll !<3
Ich hoffe, dass Kapitel war spannend für euch und ihr seid nicht allzu verwirrt hiernach... I promise in my head everything makes sense :)
Habt ein schönes Wochenende und bleibt gesund! :)
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top