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Albuquerque

Ein hohes Piepen dringt immer wieder durch mein Bewusstsein. Ein schweres Gewicht liegt auf meinen Augen, das mich in die Tiefe zieht. In die schiere Dunkelheit, in der mein Geist immer wieder in Träume hinabgleitet. Träume von ihm. Träume von mir. Rennend. Blutend. Schreiend.

Schüsse. Blut. So viel kräftiges, rotes Blut.

Dunkle, herzzerreißende Träume voller Qualen verwandeln sich in Träume von mir, wie ich ihn liebe. In Millionen von Farben, die das Herz sehen und die Seele fühlen kann. In meinen Träumen küsse ich ihn fieberhaft und fahre mit meinen Fingern seinen Körper hinunter. Haut auf Haut. Wärme an Wärme. Seine tiefe Stimme, die mich Sweetheart nennt. Immer und immer wieder. Seine eisblauen Augen, die mich wie ein Anker festhalten und mich zu ihm ziehen. Zu seinem Herzen. Meine Lippen liegen an der Kuhle seines Halses, sein gleichmäßiger Herzschlag, den ich unter ihnen spüren kann.

Mein Bewusstsein schweift immer wieder ab. Mein Geist befindet sich in einem dunstigen Nebel. Zwischen Wachsein und Schlafen spüre ich, wie etwas an meine Lippen gehalten wird und mir anschließend kalte Flüssigkeit die Kehle hinunterläuft. Das schwere Gewicht auf meinen Lidern ist immer noch zu schwer um meine Augen zu öffnen, weshalb ich erneut in einen traumähnlichen Zustand verfalle. In einen traumähnlichen Zustand in dem alles in Ordnung ist.

Als ich endlich meine Augen öffne, werden sie von einem hellen Neonlicht geblendet. Ich blinzele gegen das Licht, während ein starker Schmerz durch meinen Körper zuckt. Meine Kehle schnürt sich zusammen und meine Nase beginnt zu brennen. Aber es ist nicht der Schmerz, der von meiner Lende kommt, der mich umbringt, sondern der Schmerz in meiner Brust, der mich mit Haut und Haaren zu verschlingen scheint.

Erinnerungen tauchen vor meinen Augen auf. Sie sind so lebendig, so real, dass ich schwer schlucken muss. Jays Gesicht ist blass, seine blauen Augen sind eingefallen. Sein Bauch ist mit Blut bedeckt. So viel rotes Blut. Mehr Blut, als ein Mensch je verlieren könnte. Ich kann beinahe seinen metallischen Geschmack auf meiner Zunge schmecken. Galle steigt mir die Kehle hoch und dreht mir den Magen um.

Er ist nicht hier und er ist verletzt.

Meine Augen brennen und mein Kopf schmerzt. Das stetige Geräusch eines Herzmonitors dringt rechts von mir an meine Ohren. Ich bekomme keine Luft. Meine Lunge fühlt sich zu eng an.

„Jay.", würge ich mit einem erstickten Schrei hervor, während ich versuche mich im Bett aufzurichten.

Ein pochender Schmerz schießt sofort durch meinen Kopf, gefolgt von Übelkeit, die meine Kehle hochschießt. Schwarze Flecken erscheinen vor meinen Augen. Eine starke Hand legt sich plötzlich auf meine Schulter und drückt mich wieder in die Matratze .

„Lass mich los.", wimmere ich Cian zu, doch mein Körper ist zu schwach, um sich gegen ihn zu wehren.

Der hässliche blaue Vorhang um mein Bett scheint immer näher zu kommen. Er engt mich ein. Ich musste ihn sehen. Ich musste es. Die Herzfrequenz auf meinem Monitor erhöht sich.

„Nein, Darling.", sagt Cian schließlich leise. „Du brauchst Ruhe.", eine seiner Hände landet dabei erneut auf meiner Schulter.

„Wo ist er?", frage ich Cian mit schwacher, aber dennoch aufgebrachter Stimme, während meine Augen sein Gesicht nun hektisch entlanggleiten. Ich versuche etwas zu finden, woran ich mich festhalten kann. Irgendetwas, das mir ein Anzeichen dafür gibt, wie es Jay geht.

Wenn er tot wäre, würde ich es in Cians Gesicht sehen, oder?

Ein Schatten zieht über sein Gesicht, der Ausdruck in seinen Augen wird ernst. Furcht erfüllt mich und lässt mein Herz langsamer schlagen.

„Er ist gerade aus dem OP gekommen.", antwortet Cian sachlich, sein Gesicht ist jetzt frei von jeglichen Emotionen.

„Ich muss ihn sehen.", bringe ich hervor, meine Stimme bricht dabei fast vor Emotionen, während ich versuche mich im Bett aufzurichten.

Schmerz durchströmt meinen Körper. Ein zischendes Geräusch kommt über meine Lippen.

Cian schüttelt seinen Kopf. „Er ist noch nicht aufgewacht. Niemand darf ihn sehen, bis er aus der Narkose erwacht ist."

„Aber ich bin seine Freundin.", gebe ich mit emotionsbehangener Stimme von mir. „Ich muss für ihn da sein, er könnte...", meine Stimme bricht.

„Darling.", unterbricht mich Cian mit einer Stimme so sanft, dass ich das Gefühl habe eine Decke legt sich um mich, während seine Finger mir dabei flüchtig eine Haarsträhne aus der Stirn streichen. „Ich werde mich bei dir melden, sobald er aufwacht, versprochen.", sagt er ernst, seine blauen Augen blicken mich dabei aufrichtig an. „Bis dahin ruh dich aus. Er ist nicht der Einzige, der angegriffen wurde. Du wurdest von einem Messer angegriffen. Der Arzt hat dich gerade eben erst zusammengenäht."

Meine Augen weiten sich leicht bei seinen Worten, bevor sie auf die Seite meines Körpers landen, auf die eingestochen wurde. Ich kann nichts sehen, weil ich einen hässlichen, blauen Krankenhauskittel trage.

„Was ist passiert?", flüstere ich. „Und warum bist du hier? Ich dachte du wärst wieder in Texas.", füge ich fragend hinzu.

„Ich war nie wirklich weg. Jay und ich sind zusammen durch die Hölle gegangen. Auf keinen Fall hätte ich ihn durch diese Scheiße alleine gehen lassen. Ich habe es ihm nur nicht gesagt, dass ich nicht zurückgehen werde. Er kann ziemlich stur sein. Schlimmer noch als du, Darling.", antwortet er mit tiefer Stimme, seine blauen Augen, die eine Nuance dunkler sind, als Jays, liegen dabei sanft auf meinen.

Ein wackliges Lächeln erscheint auf meinem Gesicht bei seinen Worten, während mein Herz schwer in meiner Brust schlägt.

„Sobald ich Blake an der Bushaltestelle abgesetzt habe, bin ich ebenfalls nach Albuquerque gefahren. Als du anriefst, wusste ich sofort, dass etwas nicht in Ordnung ist. Und ich hatte Recht, Ariel.", schnauft er.

„Ich bin verdammt erleichtert, dass ich genau im richtigen Moment gekommen bin. Dieser Wichser hätte dich fast umgebracht und Jay wäre verblutet.", ein finsterer Ausdruck, gemischt mit dem Ausdruck von rohem Schmerz, überschattet Cians Gesicht. Ein eiskaltes Gefühl des Schreckens läuft meinen Rücken herunter.

„Wie geht es ihm?", stottere ich die Worte heraus, während meine Augen erneut zu brennen beginnen.

Es musste ihm gut gehen. Ich wusste nicht, was ich ohne ihn tun sollte. Ohne ihn würde ich nur noch die Hülle meines Körpers sein.

Meine Gedanken lassen mich innehalten. Eine plötzliche Erkenntnis fährt durch meinen Kopf und erschüttert alles woran ich jemals einmal geglaubt habe. Zum ersten Mal in meinem Leben zerriss mich der Gedanke daran ohne einen Mann zu leben. Ohne Jay zu leben. Und dies lag nicht an Sex und Bestätigung, sondern an einer tiefen, intensiven Sehnsucht meines Herzens nach seinem. Nach seinem süßen, geduldigen, liebenden Herzen.

„Es wird ihm wieder gut gehen, Darling.", unterbricht Cians sanfte Stimme meine Gedanken. „ Allerdings wird er hiernach eine Menge Physiotherapie brauchen. Der Schuss hat seine Leber verletzt und er hat eine Menge Blut verloren. Die Ärzte mussten ihn notoperieren, um die Blutung zu stoppen.", beendet er seine Erklärung.

Seine Worte tun mir im Herzen weh. Mein süßer, starker Löwe. Verletzt. Meine Augen brennen und ehe ich mich versehen kann, weine ich.

„Darling...", bringt Cian mit seinem starken, irischen Akzent hervor, bevor eine seiner Hände auf meinem Kopf landet und ihn fast brüderlich tätschelt. „ Nicht weinen er wird wieder gesund werden."

♥♥♥

Als ich das nächste Mal aufwache, umgibt mich Dunkelheit. Die Nacht hüllt den Raum in eine dunkle Decke. So schwarz, wie mein Herz in diesem Moment war. Cian ist weg. Die Ärzte haben ihn nicht über Nacht bleiben lassen und ich war froh darüber. Er war ein guter Freund, aber ich musste Jay sehen. Ich musste den Mann sehen, den ich liebe.

Ein leises Schnarchen dringt an mein Ohr, als ich schließlich versuche mich langsam in meinem Bett aufzurichten. Für eine Sekunde ist mir schwindelig, aber nicht so schwindelig wie beim letzten Mal. Langsam hebe ich meine Beine über den Rand des Bettes.

Der Boden ist kalt unter meinen nackten Füßen. Die Schwärze, die mich umgibt, macht es mir schwer, einen Fuß vor den Anderen zu setzen. Ich halte meine Hand vor mir und gehe ein paar Schritte vorwärts, bis ich den weichen Stoff des Vorhangs berühre, der mein Bett von einem anderen Bett trennt. Vorsichtig schiebe ich ihn zur Seite und gehe mit der Hand vor mir ein paar Schritte. Ich drehe mich um und laufe weiter. Meine Seite schmerzt, aber ich stoppe nicht, bis ich schließlich eine Tür erreiche. Meine Hand sucht in der Dunkelheit nach der Türklinke. Als ich sie schließlich gefunden habe, drücke ich sie herunter und öffne die Tür. Ein heller Lichtstrahl dringt durch den Türschlitz. Schnell schiebe ich mich durch ihn hindurch und schließe die Tür hinter mir.

Helligkeit blendet meine Augen für ein paar Sekunden, bevor ich nach links abbiege und barfuß über den Krankenhausflur laufe. Die Etage ist menschenleer, die weißen Neonröhren über mir tauchen den Flur in einen unheimlichen Schimmer. Mein blauer Krankenhauskittel streift über meine Oberschenkel, während ich über den weißen, eiskalten Krankenhausboden laufe und nicht weiß, wo ich mit der Suche beginnen soll.

Ich muss ihn finden. Meinen süßen, starken Löwen.

„Miss Havering, warum sind Sie nicht im Bett?" dringt plötzlich eine schneidende Stimme an mein Ohr. Mein Blick fällt sofort auf das Gesicht einer Krankenschwester. Sie hat einen strengen Ausdruck auf ihrem Gesicht.

„Ich muss ihn sehen.", hauche ich.

„Alles was Sie tun müssen, ist ins Bett zu gehen.", sagt sie streng, bevor sie mich an der Schulter packt.

„Sie verstehen das nicht...", krächze ich. „Mein Freund..."

„Sie müssen zurück ins Bett.", unterbricht sie mich und führt mich zurück über den Krankenhausflur.

„Nein.", sage ich lauter und versuche ihre Hand abzuschütteln. „Ich muss ihn sehen. Das muss ich. Er wurde angeschossen und ... ich liebe ihn!", schreie ich fast hysterisch, bevor mir Tränen über das Gesicht laufen.

Die Krankenschwester hält plötzlich inne. „Miss, Sie können nicht in sein Zimmer gehen. Abgesehen davon, dass es mitten in der Nacht ist, gehören Sie nicht zur Familie.", sagt sie jetzt etwas leiser.

Ein Schluchzen verlässt mich bei ihren Worten, gefolgt von einem Anflug von Wut. „Ich bin seine Familie! , zische ich ihr zu. „Ich liebe ihn, also sagen Sie mir nicht, ich gehöre nicht zur Familie. Wir sind vielleicht nicht auf dem Papier verheiratet, aber unsere Liebe geht tiefer, als diese blöde Urkunde je beweisen könnte!", spucke ich ihr die Worte entgegen meine Hände sind dabei zu Fäusten geballt, während mir die Tränen die Sicht verschleiern.

Für ein paar Sekunden herrscht völlige Stille um uns herum, bevor ich ein scharfes Einatmen höre.

„In Ordnung, ich bringe Sie zu ihm."

♥♥♥

Nichts hätte mich auf den Anblick von Jay in seinem Krankenhausbett vorbereiten können. Nichts. Er liegt in dem Bett, das am nächsten am Fenster steht. Die Krankenschwestern haben den Vorhang in seinem Zimmer nicht zugezogen, weshalb sanftes Mondlicht über sein Gesicht streicht. Blaue und violette Schatten bedecken sein schlafendes Gesicht. Mein Herz zieht sich bei dem Anblick zusammen, während ich am Rande seines Bettes stehe. Unheimlich still und ruhig. Tränen steigen in meine Augen, als mein Blick über seinen nackten Oberkörper wandert, der zur Hälfte mit einer Bandage umwickelt ist. Seine Beine sind nur mit schwarzen Boxerbriefs bedeckt.

Ein Schluchzen verlässt meine Lippen, gleichzeitig stürze ich auf eine seiner Bettseiten zu. Kurz vorm Rand bleibe ich stehen und klettere dann langsam zu Jay ins Bett. Ich schmiege vorsichtig an seine Seite, um ihm nicht wehzutun. Mein Kopf landet auf dem Bett, mein Bein ist über seinen Körper gelegt. Leise Tränen fließen über mein Gesicht, während ich mich näher an ihn schmiege. Ich drücke meinen Körper an seine Seite und atme einen schwachen Geruch von Desinfektionsmittel ein. Sein Körper fühlt sich kraftlos an meinem an. Ein Schluchzen kommt über meine Lippen. Sofort beiße ich mir auf sie drauf und versuche es herunterzuschlucken.

Auf einmal legt sich eine große Handfläche auf mein Haar. Ein Schrei entweicht meinem Herzen, während ein erschrockenes Keuchen meinen Mund verlässt. Es folgt ein leises Wimmern, als die Finger der Hand nun kaum merklich durch mein Haar fahren und es kaum spürbar streichen.

„Sweetheart.", ein tiefes, mir so vertrautes Krächzen erfüllt die Luft.

Es zerreißt meine Seele fast in zwei Teile. Ein erneutes, schmerzhaftes Schluchzen dringt über meine Lippen und erfüllt die Stille um uns herum. Langsam hebe ich meinen Kopf, bis meine tränenverschleierten Augen auf dem Gesicht des Mannes landen, den ich von ganzem Herzen und mit ganzer Seele liebe.

„Jay.", wimmere ich und greife nach seinem Gesicht. Seine blassen Wangen liegen in meinen Handflächen, als mein Blick seine Augen trifft. Seine eisblauen Augen, die mich wie ein Blitzschlag direkt in mein Herz treffen.

„Oh mein Gott, Jay.", weine ich nun noch mehr. „Du bist... Gott, du bist.... Du lebst. Du bist hier. Du bist...", meine Stimme bricht vor Emotionen, während meine Hände nun hektisch über sein Gesicht wandern.

Er sagt kein Wort. Er sieht nur zu, wie ich vor seinen Augen fast auseinanderbreche. Plötzlich berührt eine seiner Hände mein Gesicht, woraufhin ein hässlicher Schluchzer meine Lippen verlässt.

„Sch, Sweetheart. Ich bin hier.", bringt er mit einem leisen Krächzen hervor, bevor er meinen Kopf langsam auf seine Brust legt.

Eine seiner Hände ruht auf meinem Kopf und so schlafe ich ein.

♥♥♥

Es heißt, der schlimmste Schmerz sei nicht physisch, sondern emotional. Es ist nicht der Schmerz, den du in deinem Körper fühlst oder in deinen Gliedmaßen, sondern der Schmerz in deinem Herzen, der dich umbringt.

Ich weiß bereits, dass etwas nicht stimmt, als ich aufwache. Jays Hand ist nicht mehr auf meinem Kopf. Langsam hebe ich meinen Kopf von seiner Brust und blicke nun in seine schiefergrauen Augen, die leicht geweitet sind.

„Jay?", sein Name kommt fragend über meine Lippen, während ich mich auf dem Bett aufrichte. Jay richtet seinen Körper ebenfalls in eine Sitzposition.

Er sagt dabei nichts. Stattdessen sehen mich seine Augen mit solch rohen Emotionen an, dass ich spüre, wie etwas in meinem Herzen zerspringt. Seine Augenlider sind schwer und seine dunklen Augenbrauen nach innen gestellt.

„Jay?", sein Name dringt in einem leichten Wimmer über meine Lippen. Mein Atem bleibt mir plötzlich im Hals stecken, als ich die offene, rohe Traurigkeit beobachte, die seine Gesichtszüge in sich zusammenfallen lässt. „Jay?", meine Stimme klingt nicht wie meine eigene, als sie nun aus meinem Mund dringt.

Für eine kurze Sekunde schließt Jay seine Augen. „Ariel.", krächzt er, bevor er sie wieder öffnet. Ungefilterter, tiefer Schmerz liegt nun in ihnen.

Mich Ariel statt Sweetheart zu nennen, ist wie ein Schlag in die Magengrube. Meine Augen schwellen an und fühlen sich nun unglaublich schwer an. Ich beiße mir auf die Unterlippe und schüttle den Kopf. Wie sind wir auf einmal hierhin gekommen?

„Glaub mir, Sweetheart, es ist das Schwerste, was ich je in meinem Leben tun musste.", stößt Jay mit zittriger, heiser Stimme hervor. „Noch schwerer als Blake zurückzulassen.", er schluckt hart bei seinen Worten.

„Und wenn mein Leben anders wäre, würde ich... Ich...", seine Stimme bricht und ich sehe, wie er erneut schluckt.

Die Ränder seiner schiefergrauen Augen sind plötzlich feucht. Sie gleiten über mein Gesicht mit einem Ausdruck von so wilder Liebe, dass ein schmerzhaftes Wimmern meine Lippen verlässt. Mein Herz krampft sich zusammen bei Jays Anblick. Sofort greift eine von seinen Handflächen meine Wange und umschließt sie. Ich sehe, wie eine einzelne Träne aus seinen Augen tritt und nun über seine Wange rollt.

„Sweetheart, wenn mein Leben anders wäre, würde ich dich heiraten. Ich würde deinen süßen, kleinen Körper in Weiß auf mich zukommen sehen...und du wärst meine sexy Babymama.", bringt er mit erstickter Stimme hervor.

Ein lautes Schluchzen entweicht meinen Lippen. „Ich kann nicht schwanger werden, Jay.", würge ich hervor.

„Dann würden wir adoptieren.", sagt Jay mit erstickter, tiefer Stimme, gefolgt von einem leisen Schluchzen, das aus seinem Mund kommt. „Scheiße, ich wünschte das Leben wäre anders.", bringt er mit rauer Stimme hervor und senkt plötzlich seine Stirn gegen meine.

Seine grauen Iriden blicken tief in meine, während sich der Griff seiner rauen Hand um meine Wange festigt. Das bringt mich noch mehr zum Weinen. Ein Hauch seiner Wärme umhüllt meinen Körper und verstärkt den Schmerz in meinem Herzen. Er wird noch intensiver, als eine seiner Hände langsam zu meinem Nacken wandert und seine Finger sanft in meine Haut drücken.

„Jay...", schluchze ich ungehemmt. „Du hast es versprochen. Du hast versprochen, du würdest mich nicht gehen lassen.", bricht meine Stimme, als meine Hände jetzt seine Arme ergreifen und sich an ihnen festkrallen wie an einem persönlichen Anker. Weil ich am Ertrinken war. Ich ertrank in den schlimmsten Schmerzen, die man sich vorstellen konnte.

„Ich weiß.", krächzt Jay heraus, seine grauen Augen sind dabei flüssig. Die Hand in meinem Nacken wandert herum und berührt jetzt die andere Seite meines Gesichts.

„Aber ich muss dich loslassen, Sweetheart. Ich liebe dich. Verdammt, ich liebe dich so sehr, aber es ist zu gefährlich. Verstehst du das?", seine Stimme bricht und ein leiser, schmerzhafter Laut entweicht seinem Mund. „Es ist zu gefährlich für dich. Sie hätten dich fast umgebracht. Ich kann nicht mit dir zusammen sein, wenn ich nicht frei bin. Wenn ich ständig Angst um dich haben muss.", flüstert er mit rauer Stimme, während sein Daumen nun sanft über meine Wange streicht.

„Nein, tue ich nicht, Jay. Ich verstehe es nicht.", weine ich, meine Schluchzer erschüttern meinen ganzen Körper und erfüllen den Raum. „Du liebst mich und ich liebe dich. Warum können wir nicht zusammen sein? Es ist mir egal, ob ich in Gefahr bin. Du hast gesagt, wir würden uns nicht trennen, Jay.", meine Stimme zittert, während ein Schluckauf nun über meine Lippen dringt.

„Sweetheart.", sagt Jay sanft, bevor sein Kopf mir näher kommt.

„Nein, Jay.", flehe ich ihn mit tränenerstickter Stimme an, während meine Lippen zittern. „Nein."

Er hört nicht auf mein Flehen. Stattdessen presst er seine Lippen auf meine. Ein letztes Mal. Ich weine an seinem Mund, als seine weichen, vollen Lippen über die meinen streichen. Seine rauen Hände wandern dabei liebevoll über mein Gesicht. Es dauert nur ein paar Sekunden, bevor er mich loslässt. Bevor er mich für immer loslassen wird.

Seine grauen, flüssigen Augen blicken nun in meine. „Ich liebe dich, Sweetheart. Vergiss das nie.", sagt Jay mit gebrochener Stimme an meinen Lippen, sein Gesicht ist nun von Schmerz überzogen.

„Ich glaub dir nicht, Jay.", flüstere ich mit schluchzender Stimme.

„Sweetheart...", beginnt er wieder, sichtbarer Schmerz nun auf seinem Gesicht.

„Ich glaub dir nicht!", schreie ich nun lauter, meine Stimme dröhnt dabei durch den Raum. Ich stürze mich auf ihn und greife nach seinen Armen.

Eine meiner Hände umschließt sein Gesicht. „Jay, du willst mich nicht verlassen." , wimmere ich nun herzzereißend, während mir Tränen über das Gesicht laufen.

Ich wusste nicht, wer diese Frau war. Diese Frau war nicht ich. Dieses weinende Wesen war nicht ich.

Jay legt seine Hand auf meine und sieht mich mit rohem Schmerz an. „Sweetheart, ich...", beginnt er, aber kommt nicht weiter, weil er von einer lauten, schneidenden Stimme unterbrochen wird.

„Was machen Sie hier? Warum sind Sie nicht in ihrem Bett?", ein lautes Geräusch teilt mir mit, dass der Vorhang zu Seite gezogen wurde.

Sofort werde ich aus dem Bett gezerrt. Meine Augen kleben an Jays Gesicht, das mich mit so viel Schmerz ansieht, dass ich noch mehr weine.

„Nein.", keuche ich hervor. „Nein.", wimmere ich erneut, während eine ältere Krankenschwester mich mit einem festen Griff an meinem Ellenbogen durch den Raum führt. Ich habe nicht die Kraft mich gegen sie zu wehren. Alles tut weh.

Schwach bekomme ich mit wie sie die Tür des Krankenzimmers öffnet und mich auf den Flur führt.

„Nur Familie darf ihn besuchen.", sagt sie emotionslos.

Ihre Worte tun mir im Herzen weh. Meine Kehle schnürt sich zu, während immer mehr Tränen über mein Gesicht laufen. Mein Herz war ein Friedhof.

Ich weiß nicht, wie ich es bis dahin schaffe, aber ein paar Minuten später- es könnten auch Stunden sein- befinde ich mich wieder in meinem Zimmer. Die Krankenschwester zieht den Vorhang zu und ich lasse mich betäubt in mein Bett fallen.

Jay.

Er wollte mich nicht mehr.

Mein süßer, starker Löwe, wollte mich nicht mehr. 


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Ich kann nicht beschreiben, wie weh mir dieses Kapitel getan hat. Ich hab wirklich mehrfach geweint und musste mehrfach Pause machen, während des Schreibens. Und selbst jetzt, während ich das hier schreibe hab ich einen Kloß im Hals und bin traurig. Ich bin kein Fan von unnötigem Drama, aber ich finde auch, dass das Leben nicht immer schön ist und auch solche Emotionen zum Vorschein kommen sollten in Büchern. Manche Dinge sind für mich auch einfach realistisch. So auch die Trennung zwischen Jay und Ariel. 

Wenn du als Leser nun sauer auf mich sein solltest, solltest du wissen, dass ich dieses Schiff mit der Zeit in einen sicheren Hafen bringen werde. 

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