Take it.








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Kᴀᴘɪᴛᴇʟ ₈ ﹕ Tᴀᴋᴇ ɪᴛ

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Leise vor mich hinsummend schlenderte ich durch die erhitzten Straßen meiner kleinen Stadt. Die Sonne stand im Zenit am Himmelzelt und brannte auf meiner Haut. Winzige Schweißperlen bildeten sich in meinem Nacken, doch ich störte mich nicht weiter daran. Ich liebte den Sommer, genauso wie den Frühling. In den Monaten strotzte alles vor Leben und Fülle und man konnte draußen das schöne Wetter genießen, an den See fahren und einfach in der Sonne liegen. Letzteres war das, was ich am meisten tat, wobei ich fast nie dazu kam, weil ein mich gewisses Nervenbündel namens Park Jimin, das sich zu allem Überfluss auch noch meinen besten Freund nennen durfte, davon abhielt.

Im Moment wurde ich noch von ihm verschont, was sich jedoch in wenigen Minuten ändern würde, da ich mich mit ihm zum Eis essen treffen wollte. Jimin hatte darauf bestanden mich auf einen Freundschaftsbecher einzuladen und als er mir damit gedroht hatte, mich jeden Morgen um halb sechs aus dem Bett zu klingeln, konnte ich natürlich nicht ablehnen. Auch, wenn ich wusste, dass die Rechnung wahrscheinlich auf meine Kappe gehen würde. So war es jedes Mal.

Aber was versuchte ich mir hier einzureden – ich liebte diesen Jungen doch. Er war eben einer der besten Freunde, die sich einfach jeder wünschte und man sich niemals mehr wegdenken konnte. Und all die anderen Idioten, die mich sowieso als Abschaum betrachteten, konnten mir auch weiterhin gestohlen bleiben. Ich brauchte niemand anderen außer Jimin. Alleine wenn ich an den letzten Besuch am Badesee vor knapp zwei Wochen zurückdachte, bekam ich schon das große Kotzen.

Zumindest wollte ich mir das Einreden, denn dass ich seitdem ständig an den Neuen dachte, würde Jimin überhaupt nicht gefallen. Er hatte seit dem Unfall nicht ein einziges gutes Wort über den Schwarzhaarigen verloren und das würde sich bestimmt auch in naher Zukunft nicht mehr ändern. Deshalb behielt ich es auch lieber weiterhin für mich, dass ich jeden Abend nicht einschlafen konnte, weil mir die tiefbraunen Augen Taehyungs nicht aus dem Kopf gehen wollten.

Ein leichter rosa Schimmer schlich sich auf meine Wangen, als ich um die nächste Ecke bog und damit den Marktplatz mit dem großen Springbrunnen ansteuerte. Hier tummelten sich bereits einige Menschen, Kinder plantschten in dem Wasser und die Cafés waren alle gut besucht. Sofort zog ich meinen Kopf etwas ein und als ich im Augenwinkel einen Jungen aus meiner Stufe erkennen konnte, der gerade den kleinen Kiosk direkt neben mir betrat, versuchte ich mich noch kleiner zu machen. Ich wollte nicht auffallen. Ich wollte nicht von ihm gesehen werden und erst recht mir wieder all die Beleidigungen anhören müssen, die er mir so wie alle anderen an den Kopf werfen würde.

Am liebsten wäre ich gleich wieder umgedreht und hätte Jimin geschrieben, dass er das Eis mit zu mir bringen sollte, doch das konnte ich nicht schon wieder bringen. Schließlich lief ich immerzu weg; heute würde ich nicht weglaufen. Das hatte ich mir fest vorgenommen.

Deshalb blieb ich kurz stehen, räusperte mich einmal, um all den Mut in meinem Inneren und das winzige Bisschen Selbstwertgefühl wieder zusammenzukratzen ehe ich meinen Weg direkt an dem Kiosk vorbei fortsetzte.

Plötzlich konnte ich jedoch mehrere laute Schreie vernehmen und wie mit einem Mal nicht nur einer, sondern gleich drei Jungen aus dem Kiosk gestürmt kamen. Mit weit aufgerissenen Augen riss ich meinen Kopf zu ihnen herum, beobachtete wie sie in einem rasenden Tempo in der nächsten Gasse verschwanden. Keine Sekunde später schoss mein Kopf beinahe wie aus Reflex jedoch wieder zu der Kiosktür herüber, die aufeinmal ein weiteres Mal aufflog und einen schwarzen Haarschopf offenbarte, der sich panisch umsah und schließlich mit seinen Augen an mir hängen blieb.

Sofort gefror ich in meiner Position zusammen, konnte mich nicht mehr bewegen, geschweige denn denken. Mein Kopf hatte sich verabschiedet und auch mein Herz hatte ausgesetzt. Deshalb realisierte ich auch überhaupt nicht, dass ich plötzlich mehrere, schwere Beutel in die Arme gedrückt bekam.

„Hier, nimm!", ein warmer Schauer wanderte meinen Rücken hinab, bei dieser tiefen und so samtweichen Stimme, die ich nur allzu gut kannte. Diese Stimme, wegen der ich abends nicht schlafen, kein Auge zudrücken konnte und mich immer wieder hin und her wälzte. Die Stimme, die ich zusammen mit diesen atemberaubend schönen Augen, die mich für den Bruchteil einer Sekunde musterten, in meinen Träumen sah.

Doch so schnell wie er aufgetaucht war, so schnell verschwand er auch schon wieder um die nächste Ecke, wobei ich ihm mit einem verträumten Blick nachhing. Völlig baff stand ich immer noch an meinem Fleck, wobei sich eine kribbelnde Welle über meinem Rücken ausbreitete.

Plötzlich wurde ich aber aus heiterem Himmel wurde fest im Nacken gepackt. „Ah au", wimmerte ich schmerzerfüllt auf und kniff dabei meine Augen fest zusammen, „was soll das? Ah!" Sofort versuchte ich mich aus dem Griff zu befreien und einige Schritte nach vorne zu machen. Doch anstattdessen wurde ich nur noch fester gepackt, sodass ich einmal aufstöhnen musste. „Was das soll?! Sag mal, was bist du denn für ein unverschämter Bengel?", konnte ich dann eine ziemlich angesäuerte Stimme gleich neben mir vernehmen. „Du wirst jetzt erstmal schön mit reinkommen, Freundchen. Den Rest können dann die Kollegen von der Polizei übernehmen."

So schnell wie ich meine Augen entsetzt aufgerissen hatte, so schnell dämmerte mir auch, was hier soeben passiert war. Ich, Jeon Jungkook, wurde soeben eiskalt ausgenutzt. Wie so häufig. Bis auf, dass es diesmal ziemlich ernst war und mir bei dem Wort Polizei das Herz augenblicklich in die Hose rutschte. Und noch viel schlimmer – die Person, die mich hier in eine riesengroße Scheiße reingeritten hatte, war niemand geringeres als Kim Taehyung.

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