Pebble stone.
––––•(-••-)•––––
Kᴀᴘɪᴛᴇʟ ₂₄ ﹕ Pᴇʙʙʟᴇ Sᴛᴏɴᴇ
––––•(-••-)•––––
Gelangweilt lag ich in meinem Bett, scrollte durch meinen Instagram-Feed ohne die mir angezeigten Beiträge überhaupt richtig zu beachten. Mein Zeigefinger fuhr über das kalte Display, immer und immer wieder, während meine Augen nicht ein einziges Mal blinzelten. Die letzten Tage hatte sich eine komische Stimmung über meinen Geist gelegt. Ich wurde einfach das Gefühl nicht mehr los, dass ich an nichts mehr wirklich Freude empfinden konnte. Die Schule war mit einem Mal ein lästiger Ort, an dem ich sowieso nichts lernte, was auf irgendeine Art und Weise anspruchsvoll für mich gewesen wäre. Meinen besten Freund Jimin hatte ich sporadisch einige Mal getroffen, doch inzwischen hatte sich auch das gute Wetter verzogen und machte kräftigem Sommerregen Platz. Deshalb konnten wir auch nicht wirklich mehr viel machen, als zusammen zu zocken oder einfach nur an die kahle Zimmerdecke zu starren. Nichts machte mir mehr richtig Spaß... nicht seitdem ich diesen unglaublichen Adrenalinkick gespürt hatte.
Plötzlich blitzte etwas in meinen Augen auf und ließ mich hastig meinen Finger auf das Display drücken. Sofort stoppte der Feed vor mir und brachte mein Herz zum Schnellerschlagen. Wie gebannt starrte ich auf den Beitrag vor mir. Zwei dunkelbraune Augen funkelten mir warm entgegen, ein kastenartiges Grinsen brachte auch meine Mundwinkel dazu, unwillkürlich nach oben zu zucken. Schnell ließ ich meinen Blick über die dunklen Haare wandern, die der Person verwegen in die Stirn fielen, sah dann herab zu der linken Ecke des Bildes, wo ein beiger Jutebeutel von der Person auf dem Bild in die Höhe gehalten wurde. Fragend zog ich meine Stirn kraus und versuchte herauszufinden, was es damit auf sich hatte, doch unter dem Post war nicht mehr als ein Farbpalletten Emoji abgebildet.
Für einige Sekunden betrachtete ich den Jungen noch, spürte die kribbelnde Welle, die dabei durch meinen Körper jagte und eine Gänsehaut auf meine Arme warf. Dann seufzte ich kopfschüttelnd auf und ließ meinen Zeigefinger über den Bildschirm fahren – mir hätte doch von vorneherein klar sein können, dass Taehyung keine Lust darauf hätte, noch einmal etwas mit mir... dem langweiligen Streber zu unternehmen. Wer würde das auch freiwillig wollen? Jimin war immer noch der Einzige, der anscheinend kein Problem mit mir hatte, der mich seinen Worten nach zu urteilen, sogar lustig, hübsch und besonders fand. Nur war er mit dieser Ansicht allein. Ich konnte mich ja nicht einmal selbst im Spiegel anschauen.
Niedergeschlagen warf ich mein Handy auf meine Matratze und wollte mich gerade unter meiner Bettdecke verkriechen, als plötzlich jedoch ein dumpfer Knall an meine Ohren drang und das stetige Plätschern der Regentropfen an meinen Fensterscheiben für einen flüchtigen Moment übertönte. Im ersten Moment schenkte ich dem nicht wirklich Beachtung, wahrscheinlich war es nur ein armer Vogel, der gegen das Glas geflogen war. Als aber mit einem Mal erneut ein Geräusch an der Fensterscheibe ertönte, riss ich meinen Kopf ruckartig herum und starrte gegen das nasse Glas.
Klack.
Klack.
Immer wieder erklangen die dumpfen Töne nun und brachten mich dazu, mich hastig aufzusetzen und zu meinem Fenster herüber zu krabbeln. Mit klopfendem Herzen näherte ich mich dem Glas, als plötzlich ein weiteres Mal etwas Dunkles gegen die Scheibe flog und mich erschrocken zurückschrecken ließ.
War das ein... Kieselstein?
Ohne länger darüber nachzudenken, drückte ich meine Nase flach gegen das Glas und richtete meinen Blick herunter auf unsere Auffahrt. Mein Herz, das vor einer Sekunde noch heftig in meiner Brust geklopft hatte, setzte mit einem Mal aus. Das konnte doch gar nicht wahr sein... das konnte doch nicht-
Schnell lehnte ich mich ein Stück zurück, rieb mir mit meinen Händen über die Augen und sah dann erneut aus dem Fenster, in der Hoffnung, dass ich mir das alles nur eingebildet hatte. Doch keine Sekunde später jagte bereits ein warmer Schauer meinen Rücken hinab und nun begann auch mein Herz um einiges an Fahrt aufzunehmen.
Denn dort unten auf der Auffahrt zu unserem Haus, gleich vor meinem Fenster stand eine Person, die einen schwarzen Hoodie, dessen Kapuze sie tief in ihr Gesicht gezogen hatte, und eine hellverwaschene, aber gänzlich durchnässte Jeans trug. In der Hand hielt sie einen beigen Jutebeutel, der ziemlich voll zu sein schien und mit der anderen winkte sie mich nun auffordernd zu sich, während mir zwei Reihen strahlend weißer Zähne entgegenblitzten.
Dort unten, direkt vor meinem Zimmer, stand Taehyung.
Vollkommen verwirrt legte ich meinen Kopf schief, blinzelte einige Male zu ihm herunter und versuchte meinen nervösen Herzschlag wieder unter Kontrolle zu bringen. Hastig wandte ich mich wieder von dem Fenster ab, versuchte wahllos einen Punkt in meinem Zimmer zu fokussieren. Jedoch stellte sich das als unmöglich lösbare Aufgabe heraus, sodass ich letztendlich doch wieder aus dem verregneten Glas schaute. Was machte er denn hier?
Als ich dann allerdings erkennen konnte, dass das Lachen aus dem Gesicht des Jungen verschwunden war und er seine Arme sichtlich genervt vor seiner Brust verschränkt hatte, wurde mir mit einem Schlag bewusst, wie unhöflich ich mich gerade verhielt. Er stand dort draußen in dem strömenden Regen und ich dachte gar nicht erst daran ihn hereinzulassen. Apropos hereinlassen, warum hatte er denn nicht geklingelt? Obwohl... meine Mutter hätte ihn bei den Klamotten und den Tattoos bestimmt hochkant wieder aus unserem Haus geworfen.
Meinen Mut und Anstand also zusammennehmend, öffnete ich schließlich das Fenster. Sogleich wehte mir ein beißender Wind ins Gesicht und benetzte meine Haut mit einigen Tropfen des Sommerregens. Nachdem ich einen tiefen Atemzug der Luft in meine Lungen gezogen und die Tropfen von meinen Wimpern geblinzelt hatte, lehnte ich mich zu Taehyung herab.
„W-was macht d-du denn hier?", meine aufgeregte Stimme wurde halb von dem Wind hinfort getragen, während ich mich mit meinen Fingern in die Fensterbank krallte. „Wie wäre es vielleicht erst einmal mit 'Hallo! Entschuldigung, dass ich dir erst jetzt das Fenster aufmache'?", meckerte er jedoch nur und trat einen Schritt vor. Ohne es zu wollen, spürte ich, wie mir die Hitze in die Wangen schoss und ich meinen Blick beschämt zur Seite drehte. „T-tut mit leid", nuschelte ich und hatte Zweifel, dass der Junge es überhaupt gehört hatte.
Doch als ich ein ‚Kein Problem' seinerseits vernahm und aus dem Augenwinkel heraus erkannte, dass er schnell abwinkte und mir dann wieder zulächelte, verschwand das unangenehme Ziehen aus meiner Magengegend und machte erneut dem aufgeregten Kribbeln Platz. „W-willst du rein... reinkommen?" Mich über meine eigene Stammelei ärgernd, biss ich mir fest auf die Unterlippe. „Willst du nicht lieber runterkommen?", warf Taehyung mir jedoch augenblicklich seine Gegenfrage entgegen und brachte mich damit nur noch mehr aus dem Konzept.
„Ich- ich soll... ich soll zu d-dir runterkommen?" Mit großen Augen und rasendem Herzen fixierte ich den Dunkelhaarigen, brachte nicht einen sinnvollen Satz über meine Lippen. „Warum denn nicht?", kicherte Taehyung amüsiert auf und trat noch einen Schritt näher. „Du warst doch derjenige, der so eine Aktion wie die Letzte wiederholen wollte. Oder hast du etwa Angst?" Herausfordernd formte sich sein Grinsen zu einem schiefen Lächeln, während er mir einmal verspielt zuzwinkerte.
Unschlüssig kniete ich auf meiner Matratze, krallte mich noch fester in den kalten Stein des Fenstersimses und ließ die Regentropfen in mein Gesicht fallen. Es gab so unglaublich viele Gründe, die dagegensprachen zu Taehyung herunterzugehen. Beim letzten Mal hatten wir etwas Kriminelles gemacht. Wir wurden beinahe erwischt. Er war definitiv kein Junge, dem man vertrauen konnte und sollte. Und außerdem würde ich mir bei diesem Wetter eine fiese Erkältung holen.
Aber andererseits spürte ich, wie mir erneut das Adrenalin durch die Adern jagte und mir das Gefühl gab, welches ich die letzten Tage so schmerzlich vermisst hatte. Plötzlich verschwand der graue Schleier über meinem Gemüt und brachte meine Mundwinkel dazu sich zu heben. Vielleicht wollte Taehyung ja wirklich etwas mit mir zutun haben? Konnte es tatsächlich sein, dass er mich irgendwie mochte?
„Was ist jetzt, Jungkook?", riss mich die ungeduldige Stimme des Älteren da wieder aus meinen Gedanken. Einige Male winkte er mich erneut mit der Hand zu sich herunter und grinste mir weiterhin mit diesem unglaublichen Lächeln entgegen, das mir einen Schauer nach dem anderen, über den Rücken jagte. „Komm schon, sei mutig."
Mutig sein – das war noch nie meine Stärke.
Aber vielleicht würde ich das heute tatsächlich einmal sein. Mutig... oder töricht. Eins von beidem. Jedoch machte es keinen Unterschied, denn das Resultat war das Gleiche.
Mit einem tiefen Atemzug sprang ich von meinem Bett, zog meinen Regenparker von meiner Geraderobe und krabbelte dann über meine Matratze zurück zu meinem Fenster. „Okay!", bestimmte ich, konnte erkennen, wie Taehyung freudig aufhüpfte und anschließend zu mir geeilt kam, um mir irgendwie unbeschadet auf den Boden zu helfen. Daraufhin schwang ich mein erstes Bein über das Fensterbrett und begann mir mutig meinen Weg nach unten zu bahnen.
––––•(-••-)•––––
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top