One condition.






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Kᴀᴘɪᴛᴇʟ ₁₅ ﹕ Oɴᴇ ᴄᴏɴᴅɪᴛɪᴏɴ

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„W-wie bitte?" Mit weit aufgerissenen Augen und offenen Mund starrte ich den Jungen vor mir an, dessen Lippen von einem schiefen Grinsen geziert wurden. Ein Grinsen, welches mir nur umso mehr vedeutlichte, dass ich ihn schon ganz richtig verstanden hatte. „Na wir beide werden heute nicht zur Schule gehen", wiederholte Taehyung sich dennoch und trat einen Schritt auf mich zu. „Schwänzen. Das Wort ist doch Bestandteil deines Streber-Wortschatzes, oder?"

Immer noch perplex blinzelte ich dem Dunkelhaarigen einige Male entgegen, bevor ich endlich aus meiner Starre erwachte, hastig wieder ausreichend Abstand zwischen Taehyung und mich brachte und vehement mit dem Kopf schüttelte. „Niemals!", presste ich bemüht fest hervor und schloss meine Hände zu Fäusten. „Ich werde jetzt zur Schule gehen!" Entschlossen nahm ich meinen Blick von meinem Gegenüber und wollte schleunigst an ihm vorbei marschieren, doch gerade als ich einen großen Bogen um ihn herummachen wollte, wurde ich plötzlich grob am Arm gepackt und schwungvoll herumgerissen.

„Du wirst heute nirgendwo hingehen, außer es ist mit mir", ertönte die raue Stimme Taehyungs direkt an meinem Ohr, nachdem er sich bis auf wenige Zentimeter zu mir vorgelehnt hatte. Sofort hielt ich meinen Atem an und zuckte ängstlich zusammen. Gleichzeitig begann mein Herz aber auch wie wild zu klopfen und das ganz bestimmt nicht aus Angst – und trotzdem wollte ich am liebsten einfach nur von hier verschwinden. Es war schon schlimm genug, dass ausgerechnet Kim Taehyung hier vor mir stand und jetzt wollte er auch noch etwas mit mir unternehmen? Was er wohl machen würde, wenn ich ihm damit drohen würde ihn doch anzuzeigen...

Doch bei dem Gedanken bildete sich augenblicklich ein Kloß in meinem Hals und ich musste schwer Schlucken. Nein, ich würde es nicht übers Herz bringen ihn bei der Polizei zu verpfeifen und genauso wenig würde ich es schaffen mich ihm bei dieser Angelegenheit zu widersetzen. Zudem gab mir sein Vorschlag, trotz dass er wirklich absurd und wahrscheinlich die bis jetzt dümmste Tat meines Lebens sein würde, ein gutes Gefühl – in meiner Magengrube schwoll das aufgeregte Kribbeln immer weiter an und half meinem Kopf enorm dabei all die Zweifel und Ängste über Taehyungs Plan hinfortzuschieben.

„Also sind wir uns einig?", ertönte da mit einem Mal wieder die Stimme des Jungen vor mir, wobei ich noch einen leichten Windzug seines Atems auf meinem Hals spüren konnte, bevor er sich wieder zurücklehnte und mich mit abwartenden Augen musterte. Und selbst, wenn ich ihm nun ein weiteres Mal eine Absage erteilt hätte, wusste ich, dass ich ihm sowieso ausgeliefert war, weshalb ich mich kurz räusperte. „O-okay", nickte ich dann stumm und besiegelte damit meinen Untergang – zumindest fühlte es sich in dem Moment so an.

Ich, unterwegs mit Kim Taehyung – ich musste doch träumen. Ein ganz fieser Traum, bei dem man sich nicht sicher war, ob es nun eine dieser Illusionen war, aus denen man am liebsten nicht mehr aufwachen würde oder doch eine, die sich allmählich in einen Albtraum entwickelte. Doch mein kleines Herzchen war wohl eher von ersterem überzeugt und schlug ganz nervös und fröhlich in meiner Brust umher.

„Na geht doch", nickte Taehyung selbstgefällig, bevor er sich einfach auf dem Absatz umdrehte und den Bürgersteig in die entgegengesetzte Richtung herauflief. „H-hey! Hey warte mal", rief ich einige Sekunden später aufgebracht hinterher und holte zu ihm auf. Doch Taehyung dachte überhaupt nicht daran stehen zu bleiben. Er lief nur immer weiter in Richtung Innenstadt, hatte seine Hände in seinen Jeanstaschen vergraben und blickte auf den grauen Asphalt. „Hey, wo gehen wir denn überhaupt hin?", versuchte ich es ein weiteres Mal, weil ich definitiv nicht vorhatte erneut in irgendeine kleinkriminelle Aktion verwickelt zu werden. „Jetzt warte doch mal!"

„Reg dich ab, okay?", brummte der Dunkelhaarige allerdings nur unbeeindruckt und setzte seinen Weg stumm fort. Eingeschnappt blieb ich stehen, meine Augen lagen auf dem schlanken Rücken des Neuen, während ich meine Stirn krauszog und meine Arme vor meiner Brust verschränkte. Wenn er sich so gleichgültig verhielt und mir nicht einmal sagen konnte, wohin wir überhaupt gingen, dann könnte ich ja auch gehen.

Aber in genau dem Moment, wo ich mich still und heimlich auf dem Bürgersteig umdrehen wollte, blieb auch Taehyung stehen und seufzte schwermütig auf. „Du willst wirklich nicht mitkommen, oder?", raunte er mir entgegen, ohne sich zu mir umzudrehen. Und dennoch konnte ich genau erkennen, dass sich seine Rückenmuskulatur merklich anspannte und er mit sich zu ringen schien. Kurz überlegte ich tatsächlich auf ihn zuzugehen und ihm eine Hand auf seine Schulter zu legen, doch da seufzte er ein weiteres Mal auf, drehte seinen Kopf über seine Schulter zu mir herüber und betrachtete mich mit seinen dunkelbraunen Augen.

„Ich habe gewartet... ganze drei Tage", sprach er mit einer Stimmfarbe, die mir völlig neu war. Nicht ein Funken Konfrontation oder gar Abneigung haftete seinen Worten bei – einzig und allein die Wärme und wenn mich nicht alles täuschte auch Aufrichtigkeit drangen zu meinen Ohren durch. „Aber die Bullen kamen nicht", fuhr er schließlich fort und damit verstand ich auch endlich, worauf er hinauswollte, „du hast also nichts gesagt."

„I-ich-", begann ich zu sprechen, verschluckte die Worte auf meiner Zunge jedoch sogleich wieder und presste meine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. Am liebsten hätte ich ihm nun so einiges an den Kopf geworfen, aber ich brachte es nicht übers Herz. Nicht, wenn er mich so anschaute wie er es gerade eben tat.

„Darf ich mich bei dir revanchieren, Jungkook?" Bei dem Klang meines Names aus seinem Mund jagte ein prickelnder Schauer wie ein Schwarm Ameisen über meinen Rücken und ließ mich kurz erschaudern. Die ganze Zeit über hatte ich den Blickkontakt zu dem Dunkelhaarigen nicht abgebrochen und nun blitzte es in seinen Iriden sogar flüchtig auf. „Bitte", murmelte er dann, wobei er sich gänzlich zu mir drehte und ihm an dieser Aktion plötzlich doch so einiges zu liegen schien, denn die Gleichgültigkeit und auch die bedrohliche Art war mit einem Mal gänzlich verflogen.

Wie könnte ich denn da noch ‚Nein' sagen?

„Okay", entschied ich mich also letztendlich dazu und trat einige Schritte auf den Neuen zu. „Unter einer Bedingung", fügte ich dann jedoch noch an, während nun meine Lippen ein schiefes Grinsen zierte, „wir machen nichts Kriminelles, denn sonst stehen die netten Männer in Uniformen schneller vor deiner Haustür, als du gucken kannst."

Im nächsten Moment entwich der Kehle Taehyungs ein tiefes Kichern, bevor er den Kopf schüttelte und sich gleichzeitig mit seiner Hand durch die dunklen Haare fuhr. „Dann werde ich dich nach heute eben umbringen müssen", scherzte er und drehte sich anschließend mit einem hämischen Grinsen auf den Lippen wieder zurück in Richtung Stadt. Und für einen kurzen Moment blieb mein Herz stehen und war drauf und dran ihm diese Worte zu glauben und doch besser wegzurennen, bevor es zu spät wäre.

Doch dann entwich auch meinem Mund ein Kichern, wenn auch ein deutlich besorgtes.

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