I'm not them.
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Kᴀᴘɪᴛᴇʟ ₁₇ ﹕ I'ᴍ ɴᴏᴛ ᴛʜᴇᴍ
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Ein tiefes und zugleich amüsiertes Schnauben verließ die Lippen des Jungen neben mir, sodass ich meinen Kopf zu ihm heraufwandern ließ, nachdem ich mich keuchend auf meine zitternden Knie gestützt hatte. Sogleich erkannte ich, dass Taehyung sein Kinn auf eine arrogante Art und Weise angehoben hatte und dabei leicht den Kopf schüttelte. Augenblicklich richtete ich mich wieder auf und straffte meine Schultern, dann betrachtete ich ihn aus forschen Augen. Mein Herz hämmerte immer noch unaufhörlich und in einem wilden Tempo in meiner Brust und das elektrisierte und so berauschende Kribbeln in meinen Adern wollte einfach nicht verschwinden.
„Was? Was ist denn?", fragte ich deshalb eine ganze Portion mutiger, als ich es sonst von mir gewohnt war und hüpfte dabei einen Schritt auf ihn zu. „Woah woah komm mal runter", kicherte Taehyung allerdings nur in sich hinein und hob dabei seine Hände in die Höhe, um mir zu bedeuten, nicht näher zu kommen. Kurz blieben meine Augen an dem goldenen Saxophon kleben, bevor sie jedoch wieder in das Gesicht meines Gegenübers wanderten. Doch der Blick, mit welchem er mich nun bedachte, nahm meinem rasenden Herzen sofort die Geschwindigkeit, sodass es antriebslos und irgendwie enttäuscht weiterklopfte.
„Ich denke unsere Wege trennen sich dann jetzt hier." In der Stimme des Größeren lag so viel Dringlichkeit und Nachdruck, dass sie mir einen kalten Schauer über den Rücken jagte. Mit großen Augen starrte ich ihn an, blickte tief in seine fast schwarzen Iriden und fühlte mich plötzlich wieder so klein und unwichtig. Und ohne es zu wollen, tauchte in meinem Kopf ein Gedanke auf, der sich langsam von einem unwahrscheinlichen Zufall zu einer sicheren Feststellung entwickelte. Denn so war ich – wie sollte es auch anders sein, wenn ich immerzu von den Menschen in meinem Umfeld enttäuscht wurde oder gar ausgenutzt. Ich war für sie doch nicht viel mehr als ein Objekt mit dem sie machen konnten, was sie wollten und der es ihrer Meinung nach nie zu etwas bringen würde. Wie also hatte ich erwarten können, dass ausgerechnet Taehyung – der Neue, so beliebte und von allen gemochte Junge – da anders von mir denken würde.
„H-hast du...", für einen Moment hielt ich inne, presste meine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen und versuchte verzweifelt nicht gänzlich in mich zusammenzufallen, „hast du mich nur mitgenommen, damit du es wieder auf mich schieben kannst, falls es schief geht... du es mir anhängen kannst und dann fein raus bist?" Langsam kroch die Wut auf meine eigene Leichtgläubigkeit in meine Glieder, sodass ich meine Hände zu Fäusten schloss und meinen Blick weiterhin starr auf den grauen Asphalt gesenkt hielt.
Dadurch, dass die Endorphine vor einigen Minuten noch wie ein Schwarm Ameisen durch meinen Körper gerauscht waren, fühlte sich die Ernüchterung nun um einiges Schlimmer an. Als würde ich in ein tiefes Loch fallen und gleichzeitig bekam auch mein Herz einen neuen Riss. Denn dort neben mir stand er... der Junge, den auch ich anhimmelte. Den ich sonst nur aus der Ferne wie ein verliebter Teenager beobachtete – und genau das war ich doch auch.
„Es ist wirklich traurig, dass du so etwas denkst", sprach der Dunkelhaarige mit einem Mal, als die angespannte Stille zwischen uns beinahe unerträglich wurde. Jedoch lag nun nicht ein Funken Sarkasmus oder Amüsement in seiner Stimme. Vielleicht täuschte ich mich auch, aber irgendwie klang er verletzt. „Ich begehe einen Fehler nicht zwei Mal, Jungkook", ergänzte er dann und ich konnte hören, dass er erneut einen Schritt auf mich zutrat. „Und ich bin nicht wie die anderen."
Gleich nachdem diese Worte seinen Mund verlassen hatten, erwachte ich aus meiner Trance und drehte mich schwungvoll zu ihm herum. Noch immer waren meine Hände zu Fäusten geballt und die Gänsehaut ließ mich erzittern, denn ich hatte Angst. Wie eigentlich immer, wenn meine Gesellschaft aus jemand anderem als Jimin bestand. Denn ja, ich hatte mir zwar eine dicke und ziemlich robuste Schale aufgebaut... aber diese hielt nicht immer. Manchmal waren die Wassermassen in meinem Inneren einfach zu stark, um von dem schmalen Staudamm aufgehalten zu werden.
Genau in diesem Augenblick trat der Junge noch einen Schritt auf mich zu, verkürzte den Abstand zwischen uns auf eine halbe Armlänge und warf mich in den Schatten seiner Statur. Alles in mir schrie danach einfach wegzurennen und schnell zu verschwinden, doch dann echoten seine Worte in meinem Ohr. Und mit einem Mal konnte ich plötzlich eine hauchzarte Berührung an meiner Stirn fühlen, zuckte augenblicklich zusammen und zog meinen Kopf ängstlich ein. Ich erwartete einen Schlag, einen Schubser, irgendwas – doch alles, was ich mit einem Mal spüren konnte, waren mehrere Fingerkuppen und wie sie mir samtweich über meine Stirn und herab zu meiner Schläfe strichen.
Erst da traute ich mich, meinen Blick zu Taehyung heraufwandern zu lassen. Sofort trafen unsere Augen aufeinander und für den Bruchteil einer Sekunde vermeinte ich ein kurzes Funkeln in den seinen zu sehen, bevor er jedoch scharf die Luft einzog, mit einer letzten flüssigen Bewegung meine Haare hinter mein Ohr strich und dann hastig von mir abließ.
„Es tut mir leid", nuschelte er dann und biss sich auf seine Unterlippe, nur um gleich wieder zu verstummen. „W-was?", kam es mir stotternd über die Lippen, denn gerade sprach dieser Junge für mich in Rätseln. Erneut legte sich Stille über unsere Köpfe und brachte mein Herz zum Schnellerschlagen.
Doch Taehyung überging meine Frage einfach, fuhr sich fahrig durch die dunklen Strähnen und seufzte dann geschafft auf. „Ich muss wirklich gehen, Jungkook. Es tut mit leid." Etwas traurig und mit schief gelegtem Kopf musterte er mich, bevor plötzlich jedoch das typische schiefe Grinsen zurück auf seine Lippen wanderte, seine Mundwinkel nach oben zog und ihn wie ausgewechselt aussehen ließ. „Jetzt hör auf zu schmollen", kicherte er dann, „und sei lieber froh, dass ich dich nicht umbringe."
Und auf eine verdrehte Art und Weise zuckten bei diesen Worten auch meine Mundwinkel ein Stückchen nach oben und verscheuchten all die negativen Gedanken. Ein belustigtes Schnauben verließ meine Lippen, während ich ungläubig den Kopf schüttelte – zumindest war ich mir jetzt sicher, dass er einen der miestesten schwarzen Humore hatte. „Also ich...", ergriff da aber wieder die Unsicherheit Besitz von mir und ließ mich unruhig meine Finger kneten, „können wir so etwas noch einmal machen?"
Erneut lachte der Junge neben mir auf und ich konnte beobachten, dass er langsam begann rückwärts die Straße herunterzulaufen und sich von mir zu entfernen. Die Mittagshitze stand nun schon wie eine wabernde Masse auf dem dunklen Asphalt und ließ die dunkle Silhouette des Jungen wie eine Fata Morgana aufflimmern. Dann breitete er seine Arme aus, in der linken Hand das gold glänzende Instrument. „Als ob mir ein Saxophon reichen würde", schallte seine Stimme lachend zu mir herüber und mit diesen Worten drehte er sich herum und lief immer weiter dem blauen Horizont entgegen. Für eine Weile verweilte ich mit meinen Augen noch auf ihm, grinste stumm in mich hinein und lauschte meinem schnell pochenden Herzen, bevor auch ich mich herumdrehte und glücklich nach Hause schlenderte.
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