26 Elias
Nachdenklich lag ich nur in einem Bademantel verpackt neben meiner Kleinen im Bett und starrte zu Decke hoch. Sie war nachdem Höhepunkt und dem duschen eingeschlafen. Wahrscheinlich hatte sie die Nacht auch kaum geschlafen und musste einiges nachholen. Auch ich hatte einiges nachholen müssen und war deshalb gerade vor 30 Minuten aufgewach. Draußen ging die Sonnen schon langsam Richtung Horizont und zeigte mir demnach, dass der Tag somit auch fast vorbei war. Paul hatte mir noch gesimst, dass er vor dem Haus stand und alles bzgl. dem Ball morgen koordinierte. Er hatte auch ein Auge auf Celets Freundin. Mein Blick glitt zu ihr, dessen Haare ich sanft streichelte und ihrem ruhigen Atem zuhörte. Sie war also schwanger und es bestand eine hohe Chance das es mein Kind war. Sie war nicht Aylin.
Ich sollte mich demnach wohl darauf einstellen, dass sie nicht gelogen hatte. Ich würde Vater werden und wusste noch gar nicht wohin mit der Freude.
»Wie spät ist es?«, nuschelte meine kleine und drückte sich in die Kissen, während sie die Decke enger an sich zog.
»Halb 6.« antwortete ich und drehte mich zur Seite. Ich musterte sie und strich ihr die Strähnen aus dem Gesicht.
Sie lächelte. »Können wir einfach hierbleiben? Für immer? Genauso?«
»Auf keinen Fall. Dieses Zimmer ist viel zu klein und hässlich.« lachte ich und meine Hand glitt ihrem Körper hinab. »Aber weißt du, was ich mich gerade frage, was du neben Pfirsichen noch magst?«
Ihre Augen blieben geschlossen, aber ihr Lächeln wurde breiter. »Du meinst meine Großen 4?«
»Was meinst du damit?« fragte ich neugierig. Ich wollte mehr über sie erfahren. Was, wenn unser Kind auch Pfirsiche mochte? Das wäre ziemlich amüsant.
Sich leicht drehend, öffnete sie die Augen und sah mir entgegen. »Ich habe vier große Schwächen. Die Großen 4«, wiederholte sie und fragte dann, sich auf die Lippe beißend: »Wie geht's deinem Rücken?«
»Scheiß auf mein Rücken. Und was sind das für 4 große Schwächen?« fragte ich und beobachtete sie.
Sie lachte leise. »Wenn ich das jetzt sage, muss ich dich umbringen? Ist dir das klar?«
Ich sah sie kurz verwirrt an, bis ich lachte. »Tust du eh nicht, sonst dürftest du kein Fuß mehr in mein Haus setzen.«
Nun lachte Celest auch, dann sah sie mich verliebt an und sagte: »Offensichtlich Pfirsiche, Butterblumen, Mimosas und, die Schande meines Lebens, ich lieb es Papierflieger zu basteln und Wettkämpfe damit zu veranstalten. Nur ganz Kleine.« Sie zeigte mit dem Daumen und dem Zeigefinger einen winzigen Abstand.
Ich nickte bei allem, aber bei den Papierfliegern, zog ich die Brauen zusammen. »Wieso Papierflieger?«
Sie zuckte mit der Schulter. »Wieso Papierflieger? Keine Ahnung. Ich bin eben unschlagbar darin, die Dinger zu basteln.«
»Das musst du mir irgendwann mal zeigen. Aber wenigstens weiß ich jetzt mehr über dich.« meinte ich schmunzelnd und beugte mich vor, um sie zu küssen. »Freust du dich auf den Ball? Alle, bis auf 2, haben zugesagt.«
Ihr Lächeln wankte etwas. »Klar, ich ... ja, ich freu mich.«
»Sicher? Oder sollen wir den Ball doch absagen. Ist dir das vermutlich zu viel Stress?« fragte ich besorgt nach und setzte mich auf.
Sie folgte mir mit ihrem Blick. »Nein, das ist es nicht nur ...« sie biss sich auf die Unterlippe. »Darf ich dich um etwas bitten?«
»Ja selbstverständlich, alles was du willst.«
Sie sah mich an. »Kannst du bitte keine Verkaufsgespräche führen?«
Ich sah Celest an. »Wieso nicht? Du bist doch da, um das Haus zu schätzen.« fragte ich sie sichtlich irritiert.
Meine kleine hob die Hand und schob den Bademantel beiseite und strich über meinen Rücken, der mehr oder weniger komplett verkratzt war und den wirklich einige fiese, blutige Linien zierten. Langsam fuhr sie jede einzelne nach und betrachtete meine muskulöse Rückseite. »Es ist so, dass ... ich ungern ungenaue Angaben mache, und solange ich nicht mit jeden Raum fertig bin, will ich einfach keine Aussage machen.« Ihre Hand senkte sich wieder und sie strich damit gedankenverloren über ihren noch flachen Bauch. Ihr Blick wurde etwas müder. »Biete es einfach erst an, wenn ich fertig bin, ja?«
»Na schön, dann werde ich die potentiellen Käufer dennoch das Haus begutachten. Richtige Kenner werden auf den ersten Blick schon wissen, was das Haus zum Schluss wert sein wird.« fügte ich mich ihrer Bitte, auch, wenn ich nicht verstand, wieso es ihr so wichtig war. Sie war hervorragend in ihrem Job, das hieß, sie würde sich wohl kaum so verschätzen, dass ein gänzlich anderer Preis entstehen würde. Aber nun gut, es war ihr Wunsch und wie könnte ich ihr noch irgendetwas ausschlagen. Ich beugte mich vor, küsste sie und drehte mich dann weg, um aufzustehen. »Lass uns nachhause. Deine Freundin sollte nicht so lange dort allein sein.« sagte ich und ließ mein Gefühl, dass ich ihr nicht vertraute, weg.
Celest schmollte und drehte sich auf den Rücken. Dabei glitt ihr Bademantel auf. »Ich bin zu schwach und zu müde. Lass mich einfach hier liegen und hol mich in neun Monaten ab.«
Ich drehte mich zu ihr herum und musste lächeln. Sie war wirklich so unglaublich anders als Aylin. Sie versuchte gar nicht erst perfekt zu wirken. Sie war einfach sie. Ich glaube das war eine der Gründe, weshalb ich mich in sie verliebt hatte. »Du willst mir also sagen, das du keine Lust hast in das Haus zurückzukehren, in das du dich verliebt hast, bevor du dich in mich verliebt hast? Kurz gesagt in das Haus, dass mein größter Konkurrent ist?« fragte ich amüsiert und meine Augen wanderten ungehindert über ihre Rundungen. Sie würde schwanger toll aussehen. Ich hoffte nur, ich konnte ihr trotz allem die nötige Aufmerksamkeit geben. Ich wollte ihr glauben. Das konnte ich einfach nur immer wieder wiederholen. Ich wollte ihr glauben.
Meine kleine seufzte und richtete sich so auf, dass sie sich auf den Ellenbogen abstützen konnte. Sie zog die Beine an, sah zu mir hoch und ihr Blick huschte über meine gesamte Erscheinung. »Also erst mal ... hast du vollkommen recht. Aber Haus steht weit über dir, also bist du keine Konkurrenz.« Sie grinste mich an und gähnte dann. »Aber dein Glück ist wohl, dass ich noch was organisieren muss, also ... muss ich wohl.« Doch statt aufzustehen, ließ sie sich nach hinten fallen und streckte die Arme aus. »Weißt du, du musst mir gerade gar nicht die Welt zu Füßen legen, sondern meinen fürchterlich müden Körper tragen. Überallhin. Ins Bad. Zum Schrank. Zur Rezeption, um auszuchecken. Ans Auto. Aus dem Auto raus und dann in das Haus, dass ich mehr liebe als dich rein.« Sie streckte sich genüsslich und gähnte dann wieder. »Ganz einfach, hm?«
Ich legte den Kopf schief und schmunzelte über ihre Art. »Wenn du dich anziehst, kann ich dich gerne in das Auto tragen.« sagte ich und plötzlich fiel mir noch ein, über was mit ihr reden wollte. »Ich habe noch etwas zu fragen, Celest.« wurde ich mit einem Mal ernst. »Viele Gäste werden morgen auf dem Ball sein. Manche sind da weil sie das Haus sehen möchten, manche wegen meinem Geburtstag und manche einfach nur, weil sie gerne Geschäfte mit mir eingehen. Das bedeutet, alle werden wissen, dass ich aktuell noch mit Aylin verheiratet bin und in der Scheidung stecke.« Ich sah Celest intensiv an. »Die Frage hierzu ist also, möchtest du, dass ich dich als meine neue Partnerin vorstelle, oder wäre es dir lieber, erst einmal nur als meine Historikerin vorgestellt zu werden, bis die Scheidung durch ist?« Ich stellte ihr die Frage, da ich selbst noch nicht die Antwort kannte. Vermutlich war es das beste, wenn sie entschied, was sie gerne hätte. Würde sie mit dem Stress zurecht kommen? Sie wäre dann kein normaler Mensch mehr, zumindest in dieser Stadt nicht mehr. Langsam ging ich auf sie zu und blieb vor dem Bettende stehen. Ich musterte ihren nur noch zu Hälfte im Bademantel verpackten Körper und dann in ihre Augen.
Sie sah mir entgegen, biss sich auf die Lippe und seufzte. Sie hob den nackten Fuß und drückte ihn leicht an meine Brust. »Ich denke, ich ... habe eine Gegenfrage, Elias.«
Ich starrte auf ihre Mitte. »Und die wäre?« fragte ich mit tiefer Stimme.
»Wenn du mich als deine Freundin vorstellst, werde ich wohl das neue Medienobjekt werden, denn du«, sagte Celest, und ihr Fuß wanderte meinen Bauch hinab, und sie spreizte das andere Bein etwas, »bist leider ziemlich bekannt in der Wirtschaftswelt der Reichen und Schönen, und ebenfalls sehr bekannt bei den Damen in dieser Welt. Ich ... weiß nicht, ob ich dazu bereit bin. Die Fragen, die Aufmerksamkeit, das ... alles ist ziemlich viel. Gerade jetzt«, sie strich über ihren Bauch. »Aber ... wenn du mich nicht morgen vorstellst und in neun Monaten dann herauskommt, dass ich ein Kind von dir habe, besteht dann nicht die Gefahr, dass ich als die geldgeile Angestellte bekannt werde, die ihrem Boss ein Kind untergejubelt hat? Bin ich dann nicht, ich weiß nicht ... eventuell auch das Miststück, dass zwischen dich und Aylin getreten ist? Ich weiß ja, dass es nicht so ist, aber ... die Leute, die die Geschichte nicht kennen, reden. Und so wie ich deine Ex-Frau kennengelernt habe, wird sie sicher mitspielen und in der Opferrolle aufgehen. Ich möchte nicht, dass wir, nein, dass DU dann als der Böse dastehst, der seine Frau betrogen hat. Mit mir. DU bist kein Betrüger.«
Dass _ich schon_, konnte man ihr von den Augen ablesen.
Ich sah ihr wieder in die Augen und zog die Brauen zusammen. »Meine kleine Peach, sehe ich wirklich so aus, als würde es mich interessieren, was die Leute da draußen von mir denken?« nun musste ich doch lachen. »So lange meine Geschäfte laufen, geht es mir am Arsch vorbei. Die Männer, die mit mir zusammenarbeiten haben kein Interesse an irgendwelche Schlagzeilen.« erklärte ich ihr meine Welt. »Es geht mir nur um dich, weil du vielleicht nicht so leicht damit umgehen kannst. Aber weißt du was? Ich werde dich morgen auf dem Ball als meine neue Freundin vorstellen. Sollte Aylin danach reagieren und irgendwelchen Mist erzählen, dann werde ich der Presse offenbaren, weshalb wir uns wirklich getrennt haben. Denn aktuell kursieren nur Vermutungen, weshalb ich meine hochschwangere Frau verlassen habe und selbst das geht es mir am arsch vorbei, was die Leute von mir denken. Denn die Menschen, die mich kennen, wissen, dass da mehr dahinter steckt, als es auf den ersten Blick aussieht.« Ich seufzte und rieb mir die Stirn. Dabei überlegte ich, ob ich zu ihrem komischen Blick etwas sagen sollte. Nein, ich würde sie nicht dazu drängen, egal was es war, sie würde es mir schon sagen, wenn sie bereit war.
Celest nickte, stand auf, stellte sich dabei auf die Matratze und war nun etwas größer als ich. Die Arme um meinen Nacken gelegt griff sie mein Haar und zog meinen Kopf so zurück, dass ich zu ihr hochsehen musste. Sie küsste mich sacht und lächelte an meine Lippen. »Okay, Mr. Gelbero. Dann mach es morgen offiziell.«
Meine Hände wanderten ihren nackten Beinen hoch. »Möchtest du mir noch etwas sagen, bevor ich es morgen offiziell mache?« fragte ich nun doch und sah sie an, während meine Hände auf ihrem Arsch lagen.
Celest versteifte sich etwas und öffnete den Mund, aber bevor sie ein Wort herausbringen konnte, klingelte ihr Handy und Phils Name erschien darauf. Sie seufzte und sah dann zu mir. »Er hat gestern schon mehrmals versucht anzurufen«, erklärte sie. »Ich bin aber nicht ran.«
»Verstehe. Willst du denn ran gehen?« fragte ich ruhig, obwohl mich das nervte. Dieser Haufen Scheiße soll Celest endlich in Ruhe lassen!
Meine kleine bis auf die Innenseite ihrer Wange, während ihr Handy vor sich hin klingelte. »Es gibt nichts, was ich ihm sagen will und auch nichts, was er mir sagen kann, also ... ich weiß nicht.«
»Na dann.« raunte ich und hob sie hoch. Mit ihr ging ich ins Badezimmer zurück und setzte sie neben dem Waschbecken ab. Die Tür fiel ins Schloss und das klingeln ihres Handys war nur noch gedämpft zu hören. Zwischen ihren Beinen stehend, sah ich sie an und fragte: »Besser?«
Sie lächelte und schüttelte den Kopf. »Alles mit dir«, sie spreizte die Beine und zog mich am Bademantel zu sich, »ist besser.«
Celest küsste mich, nur um mich dann wegzustoßen und plötzlich rauszuplatzen: »Dein Urgroßmutter hatte eine Affäre! Dieser A. aus den Briefen, das ist nicht ihr Ehemann gewesen, Elias. Und in dem letzten Brief stand drin, dass ... dass A. glaubte, das Kind, sei seines. Aber es muss vor deiner Großmutter geboren worden sein, wenn ich die Daten der Briefe mit denen zur Geburt deiner Großmutter vergleiche.« Sie legte ihre Hand auf den Mund. »Oh, das ... wollte ich dir eigentlich erst später sagen. Ich weiß nicht, warum ich das jetzt gesagt habe. Ich bin ... etwas durch den Wind in letzter Zeit.«
Ich starrte sie an. »Was?!«
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