Kapitel 8
Heute war Tommens und Margaerys Hochzeitstag. Er sollte nichts Großes werden - jedenfalls nicht so groß wie auf der letzten königlichen Hochzeit. Die Wachen waren verdoppelt worden, darauf hatte Cersei bestanden. Sie hatte mir einen ewig langen Vortrag gehalten, der von mir letztendlich mit einem »Ich habe mich bereits um alles gekümmert« beendet wurde. Obwohl sie damit nicht zufrieden gewesen war, war sie davongegangen und hatte mich mit den wenigen anderen Vorbereitungen für die Hochzeit allein gelassen.
Ich trug ein Kleid aus dünnem, jedoch vollständig hautbedeckendem Stoff, geziert mit rotem Muster gestickt auf schwarzem Untergrund. Es war nicht im Brustbereich ausgeschnitten, sondern zog sich als Kragen an meinem Hals entlang. Dazu trug ich meine Haare hochgesteckt, eine wunderschöne Brosche hielt alles zusammen.
Auf dem Weg zur Septe von Baelor jubelte das Volk. Es rief Margaerys und Tommens Namen, hauptsächlich den der Frau - sie schien allseits beliebt. Die Sänfte schaukelte hin und her, doch störte mich dies nicht im Geringsten. Ich hatte die Luke geöffnet, um auf die Gesichter außerhalb des Kastens blicken zu können. Sie wirkten überaus glücklich.
In der Septe von Baelor sprachen Tommen und Magaery ihr Eheversprechen, nachdem der König die neue Königin ummantelt hatte. Ein Kuss besiegelte den Bund. Nach der Zeremonie gingen wir zurück zum Roten Bergfried, wo im Thronsaal die Feier stattfinden sollte. Es war keine prunkvolle Feier. Die Gästeanzahl war nicht das, was es laut Geschichten bei Joffreys Hochzeit gewesen war.
Das frischverheiratete Königspaar hatte an der langen Stirnseite der Tafel platz genommen. Adlige wie ich saßen an den Tischen, die quer an dem Königstisch angrenzten.
Nachdem das Mahl gegessen war und sich beinahe die ganze Gesellschaft auf der Tanzfläche befand, erschien jemand neben mir. Er hielt mir die Hand entgegen und ich sah auf.
»Sollte der König nicht mit seiner Frau tanzen?«, fragte ich.
»Königin Margaery tanzt mit jemand anderen«, gab Tommen zurück.
Ich seufzte, ergriff seine Hand und ließ mich von ihm auf die Tanzfläche führen.
»Es wird Geflüster geben«, meinte ich, als ich in den Armen des Königs lag. »Sie werden sich das Maul darüber zerreißen, warum der König mit einer Verräterin tanzt.«
»Ich habe Euch begnadigt und ich bin der König«, erwiderte Tommen.
»Je öfter Ihr den Satz wiederholt, desto mehr verliert er an Gewicht.«
»Ich kann zwei Frau lieben«, sprach der Junge unbeirrt weiter.
Ich nickte. Mein Kopf war neben dem Kopf des Königs, mein Blick starr nach vorne gerichtet, so dass ich einige der Gäste ansah. »Ja, das könnt Ihr«, meinte ich. »Aber ich werde nicht Eure Mätresse sein.« Nun löste ich mich ein wenig von ihm und blickte ihm in die Augen. »Niemals.«
Gerade als Tommen etwas erwidern wollte, verlangten die Anwesenden, nach der Zeremonie des Bettens oder auch der ersten gemeinsamen Nacht des Braut und des Bräutigams. Der Junge ließ mich los und trat lächelnd auf seine Braut zu. Während die Kleider nach und nach auf dem Boden landeten, verließen sie den Saal - der Abend war beendet.
Der nächste Tag war sonnig und fröhlich. Königin Margaery lud mich am frühen Nachmittag zu sich und ihren Hofdamen ein. Auf dem Weg dorthin kam Cersei mir entgegen, die nun vollkommen den Titel Königin Mutter trug. Ihr Blick war finster, als sie mich sah. Ich nickte ihr nur zu - übertriebende Freundlichkeit half am besten bei Feinden, um sie zum Überkochen zu bringen.
Margaery saß mit ihren Hofdamen im Solar. Die Sonne strahlte hell und die Blumen leuchteten mit voller Kraft.
»Schwester«, begrüßte die Königin mich. Mit offenem Armen kam sie mir entgegen und lächelnd drückte sie mich an sich, als sie mich erreicht hatte. Sie ließ mich los und wandte sich an ihre Hofdamen. »Ich werde mit Lady Sienna ein wenig im Garten spazieren gehen. Wenn jemand fragt, ich bin im Schloss.«
Sie nickten beinahe synchron. »Natürlich, Euer Gnaden.«
Margaery lächelte zufrieden und hackte sich bei mir ein. »Lass uns ein Stück gehen.«
Wir betraten den Garten. Die Rosen umschlossen uns sogleich; sie waren ein dichtes Geflecht aus Blüten und Dornen, das alles umschloss und die Außenwelt von dem Leben im Innern abspaltete.
»Ich habe versucht, den König davon zu überzeugen, dass seine Mutter hier fehl am Platze sei«, begann Margaery. »Anscheinend hat er bereits mit ihr gesprochen. Sie war eben bei mir und hat so getan, als sei nichts, doch Cersei kann ihre wahren Gefühle nicht verbergen - jedenfalls nicht vor mir.«
Ich nickte stumm.
»Ich denke, es dauert nicht mehr lange, dann sind wir sie los.« Sie verharrte und brachte mich ebenfalls zum Stehen. »Was ist mit dir los, Schwester?«
»Tommen ... er ...« Ich stockte. Wie sollte ich ihr das erklären, ohne dass sie es falsch verstand?
»Ja?«, hackte Magaery mit leuchtenden Augen nach.
Ich schluckte schwer. »Er begehrt mich, Euer Gnaden ...« Demütig ließ ich den Kopf sinken.
»Und weiter?«, fragte sie.
Ich sah sie an. »Ich wollte es Euch nur erzählen, bevor ein anderer Gerüchte freisetzt, die nicht der Wahrheit entsprechen.«
»Du denkst, ich habe dagegen etwas einzuwenden?«
Verwundert runzelte ich die Stirn. »Er ist Euer Gemahl.«
»Ja, das ist er, und er ist der König«, meinte Margaery. »Wenn er eine Geliebte haben möchte, hat er das Recht, sich eine zu nehmen - was ich darüber denke, spielt keine Rolle.«
Wir liefen weiter.
»Ich empfinde nichts für ihn«, sagte ich ehrlich.
Margaery lachte. »Bei dem, was ihr tun werdet, muss man nichts empfinden. Es muss dem König nur gefallen.«
Entsetzt sah ich sie an. »Soll das etwa heißen, dass ich mich verhuren lassen soll?«, rief ich fassungslos.
»Nein, nein.« Die Königin hatte die Augen weit aufgerissen. »Ich dachte nur, dass er dich deswegen begehrt. Wegen deiner Schönheit und Lieblichkeit. Nur aus einem Grund würde er dich haben wollen. Das ist der einzige Grund, warum Männer Frauen wollen. Wir werden behandelt wie Spielzeuge, welche immer herausgeholt werden, wenn sie das Bedürfnis haben, sie zu benutzen.« Sie lächelte mich an. »Aber der König ist anders, liebste Schwester, das kann ich dir versprechen. Er ist sanft und anmutig wie ein Hirsch.«
Oder wie ein Löwe, dachte ich. Die Jungen sind harmlos, aber wenn du ihnen zu nahe kommst, kommt die Mutter und zerfleischt dich.
Ich lächelte Margaery nur an und nickte verstehend.
1019 Wörter
Nach langer, langer Zeit kommt wieder mal ein Kapi.
Tut mir wirklich leid, doch ich hatte eine Schreibblockade und zudem auch noch wenig Zeit.
Danke für über 1k Reads <3
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