Kapitel 15

Als ich von Cerseis Verhaftung erfuhr, spürte ich augenblicklich jegliche Last von meinen Schultern fallen. Vor einigen Tagen hatte ich mit dem Hohen Spatzen gesprochen. Seitdem ging ich seinen Forderungen nach wie ein braver kleiner Hund, auch wenn sich in meinem Innern alles dagegen sträubte. Mir gefiel es nicht, solch einem Mann unterworfen zu sein, einen Glauben, der nicht einmal der meine war, auszuüben, aber dennoch ich tat es.
Der Hohe Spatz, nun auch Hoher Septon, hatte mir einige Tage Zeit gegeben, mich auf mein Geständnis vorzubereiten. Als es soweit war, standen Tommen und ich auf der Treppe vor der Septe von Baelor. Unzählige Menschenmassen hatten sich am Fuße versammelt. In den vorderen Reihen erkannte ich Lady Olenna. Ihr Blick kalt und eisig auf den Hohen Spatzen neben uns gerichtet.
»Ihr habt Euch hier versammelt, um der Gerüchte Wahrheit zu vernehmen«, begann der Hohe Spatz. Er würde den Menschen die Wahrheit erzählen. Wir standen nur daneben, damit jeder uns sehen und auf seine Weise veruteilen konnte. »Es ist wahr. Lady Sienna und unser König haben das Bett miteinander geteilt, während er bereits mit der Königin Margaery verheiratet war. Die beiden wissen um die Schande und gestehen sich ihren Fehler ein. Sie sündigen und tun Buße, wie es im Gesetz der Sieben niedergeschrieben ist. Nur so können sie rein werden und von neuem Glanze erstrahlen wie einst zuvor. Vergebt ihnen diese Sünde und sie können sich selbst vergeben, und dann müssen sie nur noch auf das Urteil der Sieben warten.« Der Mann lächelte. »Nun betet mit mir, Brüder und Schwestern. Betet mit mir zu den Sieben!«
Eine Zeitlang herrschte Stille, dann löste der Hohe Spatz die Versammlung auf.
»Ihr dürft nun zur Königin Mutter«, erklärte der Mann an mich gewandt.
Ich nickte dankend und eine Septa führte mich in die Kerker. Meine Wachen folgten mir - nach dem Gespräch mit dem Hohen Spatzen hatte Lady Olenna mir welche zugeteilt.
Die Kerker waren kalt und feucht. Ein Schauer lief mir den Rücken hinunter. Die Septa schloss mir Cerseis Zelle auf. Sofort fiel mir die Frau ins Auge. In einem braunen, zerschlissenen Lumpen saß sie auf dem Boden. Die Knie an den Körper gezogen, die lange blonden und nun fettigen Haare ins Gesicht fallend.
»Lasst uns allein«, befahl ich und nach einem Zögern ging meine Wache.
Langsam hob Cersei den Kopf. Ihre blauen Augen blitzten mir finster entgegen. »Wollt Ihr Euch vergewissern, dass es mir gut geht?«, fragte sie.
»Eher das Gegenteil«, meinte ich. Ich sah mich in der Zelle um, dann blickte ich wieder zu ihr. »Es ist beinahe zum Lachen, nicht?«
»Dass Ihr nicht vor mir in einer Zelle landet? Ja, ich hätte dies gern getan, aber Euch erst alles zu nehmen, bevor Ihr Euch selbst zugrunde gerichtet hättet, hätte mir mehr Genugtuung gebracht.«
Ich lachte. »Nein. Dass alles, was Ihr getan hattet, was Ihr aufgebracht hattet, um Margaery aus Eurem Weg zu räumen, letztendlich Euch mehr schadet als ihr. Ihr sitzt genau wie sie in einer Zelle, doch der Ärger und der Hass, der in Euch immer mehr und mehr wächst, ist doch bei Euch weitaus größer als bei unserer Königin. Denn Ihr habt Euch das alles selbst zuzuschreiben. Ihr habt versagt.« Ich lächelte spöttisch.
»Lach nur, du lästige, kleine Hure«, zischte Cersei. »Denn das, was ich bisher erreicht habe, hat Euch noch mehr zerstört, als mich das hier trifft. Das bringt mir die nötige Stärke, um das hier zu überleben.« Sie lachte. »Auch wenn ich hier gefangen bin, draußen sind immer noch jene, die mir untergeben sind und alles für mich tun.«
»Das bezweifle ich«, meinte ich. »Denn sobald sie merken, dass Eure Macht verschwunden ist, werden sie die Chance nutzen und ihre eigenen Entscheidungen treffen - auch gegen Euch. Ihr solltet Euch mehr Gedanken um das Folgende machen, nicht um mich. Der Gang der Buße«, ich lächelte süffisant so wie einst sie immer, »die ganze Stadt wird Euch sehen. Ihr werdet erniedrigt und in Schande fallen, Euer ganzes Leben lang.«
Cersei reckte das Kinn. »Nur weil ich mich nicht mehr in Eurer Nähe befinde und Euch das Leben zur Hölle machen kann, müsst Ihr nicht glauben, dass Ihr über mir steht.«
»Aber das tue ich doch«, erwiderte ich. »Ich bin nicht diejenige, die vor der anderen im Dreck kniet.« Ich lächelte ein letztes Mal, dann wandte ich mich ab.
»Wusstet Ihr, dass Eure Schwester, Sansa, mit Ramsey Bolton verheiratet ist? Eurer Mutter wurde von Roose Bolton die Kehle durchgeschnitten. Es heißt, sein Bastard von Sohn wäre ein Scheusal. Was, glaubt Ihr, wird er mit ihr anrichten, wenn diese Gerüchte der Wahrheit entsprechen. Die süße Sansa ... Sie ist doch noch ein Kind; und Ihr habt sie versucht zu retten. Vergebens. Vielleicht hättet Ihr mehr auf Eure Familie achten sollen, als zu versuchen, mir das Wasser zu reichen.«
Langsam wandte ich mich um und finster starrte ich sie an. »Ihr werdet leiden und sterben und ich werde leben. Würden wir uns irgendwann auf dem Schlachtfeld begegnen, würde ich Euch den Kopf, ohne mit der Wimper zu zucken, vom Hals schneiden.«
»Ein Tod wie der Eures Vaters«, meinte Cersei nur, ohne sich anmerken zu lassen, dass sie diese Drohung in irgendeiner Weise getroffen hatte.
Ich erwiderte nichts, klopfte gegen die hölzerne Tür und wurde herausgelassen. Ohne ein Wort lief ich voran, meine Wache folgte mir. Kleinfinger hatte mich angelogen. Er hatte gemeint, Sansa befände sich in Sicherheit, doch war dem nicht so. Ich kannte die Boltons nicht sonderlich gut. Ab und an hatte mein Vater Roose Bolton zu sich nach Winterfell geladen, doch damals war ich noch zu klein gewesen, um mich an alles erinnern zu können. Ganz anders als jetzt, denn jetzt kannte ich jedes Gesicht und vergaß kaum etwas. Deswegen konnte ich mich an Ramsey Boltons Ruf erinnern, der mir auf meiner Reise zugekommen war.
Ein Scheusal, wie Cersei gesagt hatte, ein Monster. Dass Sansa nun mit ihm verheiratet war, würde nichts Gutes bedeuten. Im Gegenteil.
Dieser Gedanke erfüllte mich mit Angst. Cersei hatte recht. Ich hätte mich mehr um meine Familie kümmern sollen, anstatt zu versuchen, das Leben der Lennister zu zerstören.
Doch nun war es zu spät. Ich war hier gefangen, und nicht einmal mehr von Cersei selbst, sondern von einem Fanatiker, dem die Königin Mutter Macht gegeben hatte und an der nun jeder litt.

1046 Wörter

Es kommen nur noch ca. 3 Kapis, dann ist das Buch beendet.

Es wird ein offenes Ende sein, und da Staffel 7 noch nicht draußen ist, wird die Fortsetzung noch etwas lange dauern ;)

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