Kapitel 13
»Hört auf zu schmollen und werdet endlich erwachsen!«, ermahnte Lady Olenna. »Ihr seid schon lange kein Kind mehr, doch benehmt Ihr Euch wie eines. Wie lange wollt Ihr noch dabei zusehen, wie Cersei die Stadt zugrunde richtet? Irgendwann wird sie nicht mehr stehen!«
»Cersei oder die Stadt?«, fragte ich spitz, genervt von der ewig haltenden Standpauke der Tyrell.
»Ich verbitte mir diesen Ton!«, rief die Frau sogleich.
»Verzeiht, M'lady. Es war nicht meine Absicht, Euch zu verärgern -«
»Ja, ja.« Lady Olenna fuchtelte mit der Hand herum und ich schwieg. »Wir wissen beiden, was Eure Absicht war und was nicht. Mit dem König zu schlafen ...« Ich öffnete den Mund zum Protest, doch die Frau sah mich scharf an. »Manche Dinge sprechen sich schneller herum als andere. Ihr solltet aufpassen, sonst legen die Spatzen auch Euch in Ketten.«
»Diese Fanatiker schüchtern mich weniger ein als Cersei Lennister«, meinte ich.
»Und das ist Euer Problem.« Lady Olenna hob den Finger und deutete auf mich. »Angst schneidet tiefer als ein Schwert. Ihr solltet sie endlich wegwerfen.« Sie vollführte eine demonstrierende Handbewegung. »Schmeißt sie weg wie Müll, den keiner mehr braucht.«
Ich fuhr mir mit der Hand über mein Gesicht und schwieg.
»Und was den König betrifft -«
»Von keinerlei Bedeutung«, sagte ich sofort, aber mit solcher Ehrlichkeit, die nicht gespielt war, in der Stimme, dass die Großmutter der Königin mich prüfend musterte. »Ich wollte in erster Linie Cersei verletzen. Ihr Sohn verliebt in eine Stark? Das hätte sie zerstört.«
»Und Euch dazu«, meinte Lady Olenna. »Würde sie ihrem Sohn auch nur kurz Aufmerksamkeit schenken und diese Liebe bemerken, wäret Ihr schneller einen Kopf kürzer als Ned Stark den seinen.«
Ich blickte sie eindringlich an. Ein grimmiger Ausdruck zierte mein Gesicht.
»Nun seht mich nicht so an«, sagte die Frau. »Euer Vater war ein ehrlicher Mann, der wohl ehrlichste ins ganz Westeros - und das hat ihm das Leben gekostet. Ihr wisst das.«
Ich seufzte. »Es ist eh schon zu lange her und zu viel passiert, dass es mich noch in irgendeiner Art verletzen könnte.«
»Aber Ihr seid es. Ihr seid verletzt. Ihr habt Angst und seid verletzt. Durch und durch - Ihr seid schwach. Ihr könnt Euch nicht in dieser mickrigen Gestalt gegen Cersei Lennister behaupten. Wie ich bereits sagte, wacht auf und werdet erwachsen!«
»Seid Ihr Euch der Gerüchte um Euch und Renly bewusst?«, fragte der Hohe Spatz Loras Tyrell.
Wir befanden uns in einem kalten, feuchten und steinigen Raum. Loras saß auf einem schäbigen Stuhl in der Mitte. Seine Kleider waren zerschlissen. Ein heller Flaum zierte sein Kinn. Wir saßen ihm gegenüber und sahen uns die Befragung mit an. An jeder Seite des Raumes saßen die Spatzen. Der Hohe Spatz selbst lief vor dem Sündiger auf und ab und würde im Licht der Sieben das Urteil fällen.
»Ich schenke Gerüchten keine Beachtung«, meinte Loras nur, den Kopf zu Boden gesenkt, ab und an kurz aufblickend.
»Es heißt, Ihr ward nach seinem Tod ausgesprochen niedergeschlagen. Laut Zeugen seid Ihr nie von seinem Totenbett gewichen - selbst als Stannis Armee nahte.«
Loras hob die Kopf und blickte den Hohen Spatzen empört an. »Er war mein Freund. Er war mein König.«
»Ach, war nicht Joffrey Euer König?«, hackte der alte Mann nach. »Er war von den Sieben gesalbt, nicht Renly.«
»Es war falsch, Renlys Thronanspruch zu unterstützen, das weiß ich. Aber Joffrey hat es mir verziehen. Ich habe am Schwarzwasser für ihn gekämpft.«
»Ja, und Ihr trugt Renlys Rüstung«, meinte der Hohe Spatz und begann wieder auf- und abzulaufen.
Loras seufzte genervt. »Welche Rolle spielt meine Rüstung?«
Der alte Mann blieb stehen. »Streitet Ihr alle Vorwürfe gegen Euch ab? Unzucht, Sodomie, Blasphemie? «
»Natürlich streite ich sie ab!«, rief Loras Tyrell aufgebracht.
»Ihr hattet keinen Beischlaf mit Renly Baratheon?«, hackte der Hohe Spatz nach.
»Niemals«, sagte Loras, ohne den Mann vor sich anzusehen.
»Und auch mit keinem anderen Mann?«
Abrupt sah der Ritter ihn an. »Niemals.«
Der Hohe Spatz musterte Loras eindringlich, dann nickte er. »Das wäre alles, Ser Loras.«
Loras erhob sich und ließ sich auf dem freien Platz rechts neben seiner Großmutter nieder. Ich selbst saß rechts neben dem König. Normalerweise hätte Margaery dem Platz gebührt, doch war sie zu aufgeregt und abgelenkt gewesen, als sich darüber Gedanken zu machen.
»Gut. Das dürfte dann wohl reichen.« Lady Olenna erhob sich und wollte gehen, doch hielt der Hohe Spatz sie zurück.
»Der Glaube ruft Königin Margaery auf«, verkündete er.
Fassungslos sah die aufgeforderte Frau den Mann an. »Ihr ruft mich auf?«
»Ja. Wir hätten einige Fragen an Euch.«
»Ich bin die Königin«, erwiderte Margaery kühl.
»Das wissen wir«, meinte der Hohe Spatz. »Und laut den Gesetzen der Sieben sind Könige, noch Königinnen davon befreit vor einer heiligen Anhörung, Zeugnis abzulegen.«
Hilfesuchend blickte Margaery zu ihrer Großmutter, die jedoch nur nickte und sich wieder auf ihren Stuhl setzte. Der Königin stand eindeutig ins Gesicht geschrieben, dass sie die Situation missbilligte, aber dennoch ließ sie sich auf dem Stuhl in der Mitte des Raumes nieder.
»Was sagt Ihr zu diesen Vorwürfen gegen Euren Bruder?«, fragte der Hohe Spatz.
»Das sind Lügen«, sagte Margaery ohne mit der Wimper zu zucken.
»Alle?«
»Alle.«
»Königin Margaery, schwört Ihr in Gegenwart der Götter, dass die Vorwürfe, die gegen Euren Bruder erhoben wurden, haltlos sind? Nach bestem Wissen und Gewissen?«
»Ja, das schwöre ich.«
»Danke, Euer Gnaden«, sagte der Mann in der Kutte.
Margaery setzte sich wieder auf ihren Stuhl. Ich sah, wie der Hohe Spatz den beiden Spatzen an der Tür zunickte, und kurz darauf wurde diese geöffnet. Weitere Spatzen brachten einen einfach gekleideten jungen Mann mit blonden Haaren hinein, und anhand Loras' und Margaerys Gesichtsausdruck wusste ich, dass nichts Gutes folgen würde. Der junge Mann setzte sich auf den Stuhl. Er wirkte kein bisschen nervös.
»Kennt Ihr diesen Mann?«, fragte der Hohe Spatz ihn mit einem Blick auf Loras.
»Ja. Sehr gut«, gestand der Unbekannte. »Das ist Ser Loras Tyrell, der Erbe von Rosengarten.«
»Wie seid Ihr ihm begegnet?«, verlangte der alte Mann zu wissen.
»Ich war sein Knappe. Er fand Gefallen an mir und befahl mich in seine Gemächer, gleich am ersten Tag.«
»Und was geschah dort in seinen Gemächern?«
»Dort hatten wir dann gemeinsam intimen Verkehr.«
»Ihr schlieft mit ihm?«
»Damals und noch viele weitere Male.«
»Lügner«, sagte Loras auf einmal. »Er ist ein Lügner!«
Der Hohe Spatz warf ihm nur einen kurzen Blick zu, dann sah er wieder zum Befragten. »Gibt es irgendwelche Zeugen?«
»Ja. Ja, Königin Margaery.«
Sofort blickte Tommen zu seiner Frau, die sich von ihm abwandte.
»Sie erwischte uns dabei. Vor Kurzem erst. Sie wirkte nicht überrascht.«
Cersei sog scharf die Luft ein. »Diese Aussage beleidigt eins unser größten und mächtigsten Häuser. Seit wann ist das Wort eines Knappen mehr wert als das des Erben von Rosengarten?«
Obwohl Cersei sich scheinbar für die Tyrells einsetzte, wusste ich, dass sie insgeheim diese Intrige ausgesponnen hatte.
»Er hat ein Muttermal, Euer Gnaden«, meinte der Knappe. »Es ist recht weit oben auf seinem Oberschenkel. Weinrot und hat ungefähr die Form von Dorne.«
Abrupt erhob Loras sich und wollte den Zeugen mit Gebrüll angreifen, doch hielten ihn die Spatzen zurück. Man zerrte ihn hinaus, und empört erhoben sich seine Schwester und Großmutter. Sie wollten dem Mann folgen, doch wurde ihnen der Weg von zwei Spatzen versperrt.
»Lasst uns durch!«, befahl Lady Olenna.
»Der Glaube sieht die Beweislastung als hinreichend an, um einen Prozess in die Wege zu leiten«, sagte der Hohe Spatz. »Gegen Ser Loras und Königin Margaery.«
»Was?«, rief Lady Olenna fassungslos.
»Falsches Zeugnis vor den Göttern abzulegen, ist eine schwere Sünde, M'lady.« Er nickte den beiden Spatzen zu. »Ergreift sie.« Sofort ergriffen sie die Königin und grob zerrten sie sie aus dem Raum.
»Nein. Tommen! Tommen!«, rief sie verzweifelt ihren Mann um Hilfe. »Das könnt Ihr nicht tun. Ich bin die Königin! Tommen!«
Die Schreie der Frau hallten noch eine ganze Weile zu uns. Ich erhob micb irgendwann und wollte den Raum verlassen - ich konnte eh nichts mehr tun -, doch da legte der Hohe Spatz seine Hand auf meinen Unterarm. »Lady Sienna, ich denke, auch wir sollten uns unterhalten.«
1339 Wörter
Ein neues Kapi. Was, denkt ihr, wird mit Sienna geschehen? Schreibt es in die Kommis! :*
Danke für euer ganzes Feedback <3 und anscheinend mögt ihr Jojen am meisten ^^ Me too *-*
Aber wer von den dreien (Tommen, Jojen, Gendry) ist/war eurer Meinung nach am besten für Sienna geeignet?
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