5. Tränen

Als Toni am Abend mit dem Essen für Danny wieder kam hatte er alle Mühe, Mr. Biggles, der es sich anscheinend fest in den Kopf gesetzt hatte, in sein Schlafzimmer zu wollen, aus der Tür rauszuhalten und bis er es endlich schaffte, die Tür hinter sich abzuschließen, hätte er diesem Kater am liebsten einfach einen kräftigen Tritt versetzt.

Also, nein, nicht wirklich. Das war nichts, was Toni jemals wirklich tun würde. Trotz allem und aus irgebdwelchen nicht nachvollziehbaren Gründen mochte er das Vieh ja doch ab und zu ganz gern. So oder so hätte er ihm nie absichtlich weh getan - ihn plagte immer noch das schlechte Gewissen, weil er ihm vor einem halben Jahr aus Versehen den Schwanz in der Kühlschranktür eingeklemmt hatte - aber das Verhalten des Katers machte es ihm schwer, sich das wieder vor Augen zu führen.

In dem Moment jedoch, in dem er Danny sah, verrauchte seine Wut augenblicklich und hinterließ bloß ein sanftes Lächeln. Der Omega saß im Schneidersitz auf dem Bett, neben ihm auf dem Kissen ein Buch, und grinste verschmitzt.

»Hey.«

Antonio freute sich über die anscheinend gute Laune seines Gasts und setzte sich ihm gegenüber auf die Matratze.

»Hey.«

Danny klang schon lange nicht mehr so unsicher, wie gestern und als Toni ihm den Teller mit dem Abendessen hinhielt, nahm er ihn sofort entgegen.

»Danke.«

»Bitte. Ess einfach so viel du willst.«

Danny nickte und begann, die ersten der Nudeln auf seine Gabel zu spießen.

»Was liest du da?«

Der Omega brummte kurz, schluckte dann seine Nudeln runter und setzte zu einer Antwort an.

»Ist aus dem Schrank da.«

Von seiner Unsicherheit war kaum mehr eine Spur übrig und während er Gabel für Gabel seine Nudeln aß, unterhielten sie sich so entspannt über seine Lektüre - die Toni damals ganz okay gefunden hatte, Danny aber scheinbar total zu begeistern schien - dass der Omega für eine Zeit sogar merkbar vergaß, dass er nicht freiwillig hier war.

Toni schweifte gerade in Gedanken etwas ab - morgen war Montag, er musste sich auf der Arbeit krank melden. Hier konnte er noch nicht weg. Und seine nächtlichen Ausflüge würden auch erst einmal ausfallen müssen - als Danny ihn wieder in die Wirklichkeit zurückholte.

»Wer war das vorhin?«

Toni legte den Kopf schief. Er wusste nicht, von wem der Omega sprach. »Die Katze?«

»Oh. Er ist ein Kater. Mr. Biggles.«

»Ernsthaft? Du nennst deine Katze Mr. Biggles?«

Toni zuckte mit den Schultern und Danny lachte leise, während er seinen fast leer gegessenen Teller zur Seite stellte.

»Warum hast du ihn nicht rein gelassen?«

»Mr. Biggles kann sehr ... eigensinnig sein. Wenn es nach ihm geht gehört ihm alles hier und man selbst ist nur geduldet.«

Danny grinste.

»So sind Katzen.«

»Ja, schon. Aber der werte Herr nochmal ganz besonders. Wenn ihm etwas nicht passt, wischt er dir eine. Und ich glaube, er mag mich nicht sonderlich.«

»Wie kann er nur.«

»Ja ... frag ich mich auch. Dabei bin ich eigentlich so liebenswert.« Kurz zögerte Toni. »Soll ich ihn holen?«

Danny nickte eifrig, also stand der Größere auf und ging aus dem Zimmer, das er hinter sich wieder verschloss, um sich auf die Suche nach seinem Mitbewohner zu machen. Er fand ihn auf dem Tisch sitzend - wo er eigentlich gar nicht hin durfte, was ihn aber natürlich nicht im geringsten interessierte - und als Toni ihn hochhob zeigte er seinen Unmut darüber deutlich.

Irgendwie schaffte er es, die Tür trotz Kater auf dem Arm wieder aufzusperren und als er kaum zwei Meter dahinter Danny auf den Boden sitzen sah, zuckte er kurz erschrocken zusammen. Sofort fing er sich jedoch wieder, schloss die Tür, damit der Kater nicht sofort wieder herausspazieren würde (der schien nämlich sein Interesse daran, unbedingt in dieses Zimmer zu müssen schon wieder verloren zu haben und wirkte nun eher missmutig über die Verschleppung seiner Wenigkeit durch unwürdige Untergebene)eher und ging dann in die Hocke, wo er das Tier wieder frei ließ. Mr. Biggles würdigte Danny keines Blickes und verschwand dafür sofort unter das Bett. Toni zuckte mit den Schultern.

»Sag ich doch. Der ist sich zu gut für uns.«

Danny lachte und der Alpha setzte sich ihm gegenüber aufbdenm den Boden. Toni hielt ihm anklagend seine Unterarme entgegen, die nun feine Kratzer zierten.

Danny lächelte, doch dann wurde seine Miene ernst und der Ausdruck in seinen Augen traurig.

Auch er streckte seine Arme aus und zog dann mit einer flüssigen Bewegung die Ärmel der Sweatjacke, die Toni ihm gegeben hatte, hoch. Sein Blick wanderte zur Seite, mied den des Alphas und schien am Boden festzukleben, während Toni kurz den Atem anhielt. Dannys Unterarme zierten Schnitte, Wunden, die längst noch nicht verheilt waren, und darunter alte Narben. Toni stockte. Warum zeigte Danny ihm das? Vertraute er ihm schon so weit? Wollte er Hilfe? Was erwartete er von Toni? Wie sollte er reagieren?

Ehe er weiter darüber nachdenken konnte, war er näher an den Omega herangerutscht und seine Arme um ihn gelegt. Er wünschte, er hätte Danny vor all dem beschützen können. Der Omega versteifte sich kurz, ließ die Berührungen des Größeren dann aber zu und kuschelte sich ein Stück näher an ihn.

»Kann ich dir irgendwie helfen? Irgendetwas für dich tun?«

Danny schüttelte den Kopf, sein leises Schluchzen verriet Toni, dass er weinte.

»Wenn irgendetwas ist ... Du kannst damit zu mir kommen. Ich werde dir helfen. Versprochen.«

Danny zitterte leicht in seinen Armen. Seine Stimme klang erstickt.

»Danke.«

»Es wird alles wieder gut werden. Ich verspreche es dir. Dir wird es gut gehen.«

Danny nickte bloß schwach. Toni tat nichts, als den Kleineren festzuhalten und zu streicheln, während er sich langsam wieder beruhigte, bis er sich irgendwann wieder aufsetzte, mit der Hand über das Gesicht wischte und schließlich seine Ärmel wieder nach unten zog.

Toni strich ein weiteres Mal sanft über die nun wieder mit Stoff bedeckte Haut.

»Du brauchst dich nicht zu verstecken. Wenn es dir zu warm wird oder so ... Zieh die Jacke bitte aus. Du musst deine Arme nicht bedecken. Dich wird hier keiner sehen.«

Danny nickte.

»Danke.«

»Wusste dein Alpha hiervon?«

Der Kleinere schüttelte deb Kopf, nickte dann.

»Ich wollte es ihm nie erzählen, aber ... er hat es irgendwann entdeckt.«

Toni schluckte. Dieser Alpha hatte zugelassen, dass es Danny so schlecht ging, war vielleicht sogar der Grund dafür.

»Was ... Wie hat er reagiert?«

»Er hat gelacht. Er hat gesagt, dass -« Danny schluchzte auf und sofort zog Toni ihn wieder in seine Arme. »Dass ich selbst schuld sei. Dass ich ruhig weiter machen solle und dass ... dass ich noch viel mehr Schmerzen verdient hätte als das da. Dann hat er mich ge - geschlagen und mir gedroht, dass ich gefälligst aufpassen solle, dass das niemand sieht und ich es ansonsten bereuen würde. Er hat gesagt, dass ich lächerlich sei und mich ruhig umbringen solle. Er hat - Er hat mir den Mund und die Nase zugehalten, bis ich das Gefühl hatte, ersticken zu müssen und gefragt - gefragt, ob es das sei, was ich wollte. Ich ... ich hab geheult und er - er hat nur gelacht und ist dann irgendwann gegangen.«

Dannys Stimme war immer mehr von seinen Schluchzern verschluckt worden und wieder einmal wusste Tony nichts zu tun, als den Kleineren an sich zu drücken, zu streicheln und leise mit ihm zu reden. Es dauerte eine ganze Weile, bis Danny sich wieder halbwegs beruhigt hatte. Ernst sah Toni ihn an.

»Ich verspreche dir, wenn du nicht willst, musst du nie wieder zu diesem ...« Er unterbrach sich selbst. Keine Beleidigung schien dem, was Dannys Alpha getan hatte, gerecht zu werden. »... nie wieder zurück. So etwas wird nie wieder passieren. Wenn es dir schlecht geht, dann ist das etwas, was ernst zu nehmen ist und nichts, über das man sich lustig machen darf. Du hast etwas sehr viel besseres verdient.«

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Superviel Spaß im Auto ... denn wir stehn schon wieder im Stau.

Heute einfach ungelogen durch Stau ne 6 h Autofahrt in 9 Stunden geschafft ... (sind jetzt endlich fast Zuhause)
Ich hab mir so sehr meinen Laptop hergewünscht, um besser schreiben zu können ...

Feedback? Heute wurde es ja wieder mal eher ernster.

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