20. Geständnis
»Ich-« Dannys Wangen schienen förmlich zu glühen, nervös ballte er seine Handy zu Fäusten und hatte gleichzeitig den Drang, sich einfach nur verstecken zu wollen. »Könnt- Könntet ihr das Toni fragen?
Die beiden Alphas tauschten einen Blick aus, irgendetwas an Dannys Antwort klang für sie merkwürdig. Denis erwiderte die hochgezogenen Augenbrauen seines Freundes bloß mit einem Schulterzucken. Dann würden sie eben auch Tonis Antwort warten, was auch immer der Grund für den Wunsch war.
Eben dieser tauchte in dem Moment wieder in der Tür auf, trocknete sich gerade die Hände an den Seiten seiner Hosenbeine ab und zog fragend die Augenbrauen hoch.
»Was ist mit mir?«
Danny zögerte. Er war einerseits froh, seinen Alpha zu sehen, mit dem Wissen, nun nicht selbst antworten zu müssen und zumindest so keinen Fehler machen zu können. Andererseits aber würde auch Toni darauf wohl keine passende Antwort wissen.
»Es ging darum, wie ihr euch kennen gelernt habt.«
Dannys wachsamen Blick entging nicht, wie Toni kurz stockte, dann aber langsam nickte und die paar Schritte zu ihnen kam, um sich neben Danny aufs Sofa setzen zu wollen. Der aber hatte reagiert, noch bevor Toni bei ihm angekommen war, war aufgestanden und hatte dem Alpha seinen Platz angeboten, nur um sich dann auf seinen Schoß zu setzen. Zugegeben, so etwas war nicht gerade typisch für ihn, nichts, was er bis jetzt gerne bei einem Alpha getan hatte – oder überhaupt schon einmal getan hätte. Leon hätte ihm niemals erlaubt, sich einfach so auf seinen Schoß zu setzen, wenn er selbst es ihm nicht befohlen hatte. Das hätte seine Autorität als Alpha in Frage stellen können.
Von daher kostete es Danny durchaus ein bisschen Mut, den er aufbringen musste, um sich so vertrauensvoll an Toni zu schmiegen. Dieser erwiderte es jedoch, als wäre es selbstverständlich, indem er seine Arme sanft um den Bauch des Kleineren legte. Und Danny war froh darum. Gerade bei so einer heiklen Frage wollte er - egal, was Toni antworten würde – den beiden Gästen zeigen, dass er sich hier wohlfühlte, dass er Toni vertraute und gerne bei ihm war.
»Danny war schon einmal gebunden, bevor er zu mir gekommen ist. Und diese Bindung wurde nie offiziell gelöst.«
Tonis Finger strichen beruhigend über Dannys Shirt, der warme Atem in seinem Nacken bewies ihm mit jedem Herzschlag, dass Toni bei ihn war und ihn hielt, während der Alpha immer weiter sprach.
»Ich habe Danny auf der Straße getroffen. Es war mitten in der Nacht, ich kam grad vom Sprayen zurück und er saß da auf der Straße. Wir hatten ein paar Worte gewechselt und irgendetwas hatte er, das mich sofort fasziniert und ... ja, irgendwie angezogen hat. Noch dazu hatte ich einfach Mitleid und mir Sorgen gemacht, weil sein Alpha ihn mitten in der Nacht alleine aus dem Haus ausgesperrt hatte. Ich konnte mit ihm reden, ohne dass irgendwer eingegriffen oder uns ins Visier genommen hatte. Ihm hätte sonst was passieren können. Ich wurde immer wütender auf diesen Alpha und Danny ist mir keine Sekunde aus dem Kopf gegangen. Ich wollte ihm so unbedingt helfen. Also bin ich zurück und ... und hab ihn einfach mitgenommen. Hier her gebracht.«
Danny hielt die Luft an, lauerte auf jede noch so kleine Reaktion der beiden fremden Alphas. Es war das erste Mal, dass Toni jemandem die Geschichte erzählte. Der Teil, wo er erklärt hatte, dass Leon ihn ausgesperrt hatte, um ihn zu bestrafen, war ihm aus irgendeinem Grund total unangenehm gewesen, als müsse er sich dafür schämen, bestraft geworden zu sein. Ihre beiden Gäste wechselten bloß einen stummen Blick und während Denis nach Kilians Hand griff und ihre Finger miteinander verschränkte, stieß der bloß hörbar Luft aus, schien aber zu erwarten, dass Toni fortfuhr. Danny war erleichtert. Was Toni getan hatte war schließlich hochgradig illegal gewesen und die beiden hätten bis jetzt deutlich schlimmer reagieren können.
»Ja. Zuhause hab ich Danny ins Schlafzimmer gebracht.« Er warf dem Omega einen unsicheren Blick zu. Diesen Teil zu erzählen fiel ihm fast noch schwerer. Dass er Danny zu sich geholt hatte, bereute er schließlich nicht, wie er ihn dann hier gefangen gehalten hatte, hätte jedoch durchaus um einiges ablaufen können. Gerade jetzt, wo er wusste, welche Erfahrungen Danny damit gemacht hatte, eingesperrt zu sein.
»Und ihm die Hände verbunden am Tag darauf oder so.«, wie zum Beweis griff er sanft nach Dannys Armen und hob sie ein paar Zentimeter an, damit die anderen Beiden die Schiene sehen konnten, »Seine Handgelenke waren gebrochen, ich glaub, ein paar Tage schon, bevor ich dich getroffen hatte, oder«, stumm nickte Danny, »Genau. Die nächste Woche hatte ich mir frei genommen und Danny zuerst einmal im Schlafzimmer eingesperrt. Ich selbst hatte hier auf dem Sofa geschlafen. Ihn her zu holen war einfach eine unüberdachte Kurzschlussreaktion gewesen – die ich aber immer nicht bereue - und ich war halt gar nicht darauf vorbereitet und ziemlich überfordert mit der Situation. Ich wollte ihn auf keinen Fall weh tun und dass es ihm so gut wie möglich geht. Schließlich wollte ich ihm helfen. Ich hoffe, das habe ich halbwegs hinbekommen.«
Still nickte Danny, genoss Tonis Hand, die während dem Erzählen gedankenverloren durch seine Haare fuhr.
»Genau. Irgendwann hat er mir ein bisschen mehr vertraut, ich hab ihn nicht mehr in meinem Schlafzimmer eingesperrt, sondern nur noch die Wohnungstür verschlossen. Dann war schon irgendwann der Punkt, an dem Danny meinte, er würde gerne bei mir bleiben wollen und nicht zurück. Ja und dann habe ich ihn am Freitag das erste Mal mit in die Hall of Fame genommen. Und am Samstag hat Danny dann offiziell zugestimmt, sich an mich binden zu wollen. Deswegen habe ich ihn am Freitag auch noch nicht als meinen Omega vorgestellt, sondern erst am Samstag. Und jetzt sind wir hier und zumindest ich bin ziemlich stolz und glücklich, so einen Omega an mich binden zu dürfen.
Danny nickte nur zustimmend, vergrub dann sein Gesicht in Tonis Hals – ein wenig Angst vor der Reaktion der anderen beiden hatte er eben doch, und murmelte nur eine leise Zustimmung.
Für einen kurzen Moment schienen beide Alphas nur zu schweigen, bevor schließlich Kilian wieder das Wort ergriff.
»Das ist ... Wow, das ist nichts Leichtes. Das ist Entführung und«, er wandte sich Danny zu, »so leid es mir tut, ich hab diesen Begriff nicht eingeführt – Diebstahl einer lebenden Sache. Schließlich war Danny gebunden. Aber – ich kann auch verstehen, dass du ihm nur helfen wolltest.«
Der Blick, den er in diesem Moment seinem Freund zuwarf, sagte mehr, als es hunderte Worte zu tun vermocht hätten. Er sprach stumm von Zuneigung und der Angst, dass dem Anderen etwas Schlimmes passieren könnte. Danny musste innerlich fast schon lachen, als er das sah. Natürlich, auch die Alphas machten sich Sorgen umeinander. Aber die Gefahr, die ihnen im Alltag drohte, war nichts entgegen dem, was die meisten Omegas jeden Tag erleiden mussten. Und das, ohne Rechte oder eine Aussicht auf Besserung zu haben.
Und wieder wurde Danny bei diesem Gedanken bewusst, wie unglaublich dankbar er war, dass Toni ihm geholfen hatte - ohne dass er noch an Hilfe geglaubt hatte.
Kilian fuhr fort: »Ich denke ... Solange es für euch beide eine gute Lösung ist ... ihr werdet da schon einen Weg finden. Weiß dein ehemaliger Alpha, wo du bist?«
Danny schüttelte den Kopf.
»Falls er dich jemals finden sollte, müsstet ihr halt eventuell in Betracht ziehen, in eine andere Stadt zu ziehen. Ansonsten schafft ihr das bestimmt.«
Toni schien ebenso erleichtert über die ermutigenden und bekräftigenden Worte seines Freundes, wie Danny. Erst jetzt, da sie von ihm abfiel, nahmen beide die Anspannung wahr, die auf ihm gelastet hatte und erleichtert, fast schon freudig, zog er Danny noch ein kleines Stück näher an sich.
Eine ganze Weile lang unterhielten sie sich über andere Themen, ein paar neue Pieces, die seit Kilians letztem Aufenthalt in der Stadt gesprayt worden waren. Ein Omega, der in einer Stadt ein paar Kilometer weiter beim Sprayen erwischt worden war und von den Polizisten angeschossen worden war, als er zu fliehen versucht hatte. Er hatte für ein paar Tage in Lebensgefahr geschwebt und noch bevor sicher gewesen war, dass er durchkam, wurde er zu drei Jahren Haft verurteilt. Die Strafe wäre wohl nicht ganz so hart ausgefallen, wäre es nicht ausgerechnet ein alpha-feindliches Motiv gewesen, das einen bekannten Alpha in einer vollkommen entstellenden Pose zeigte.
Über das und anderes unterhielten sie sich eine ganze Weile lang, bevor Toni erneut auf seine Uhr sah und feststellte, dass das Essen nun wirklich langsam fertig sein musste. Danny wollte ihm anbieten, ihm zu helfen, doch Toni bestand darauf, dass er sitzen bleiben sollte. Stattdessen war es Kilian, der wie selbstverständlich aufstand und Toni sich unterhaltend in die Küche folgte, wo Danny sie die Hängeschränke öffnen hören konnte.
Er selbst blieb zurück mit Denis und seinem schlechten Gewissen, weil er nicht in der Küche half.
Ein kurzer Blick zu dem Alpha verriet ihm, dass dieser ihn freundlich, aber auch irgendwie besorgt musterte und es dauerte auch nicht lange, bis dieser mit der Sprache herausrückte.
»Bist du wirklich gerne hier? Willst du hier bleiben? Wenn nicht, musst du das nicht. Toni ist nicht im Recht. Wir können dir helfen, wenn du das hier nicht willst.«
Danny lächelte. Irgendwie berührte ihn dieses Angebot. Dieser Alpha bot ihm, einem fremden Omega an, ihm zu helfen, selbst wenn das bedeutete, dass er sich dafür gegen den besten Freund seines Partners stellen musste.
»Nein. Vielen Dank, wirklich. Aber ich bin wirklich glücklich momentan. Toni ist toll. Er – er ist echt gut zu mir. Und – ich mag ihn. Ich wollte, dass er mich an sich bindet. Ich habe ihn darum gebeten. Ich woll auf keinen Fall wieder zurück. Aber - danke, dass du fragst und dir Sorgen machst. So jemanden, der fragt, wie es ihnen geht, könnten die allermeisten Omegas wohl ziemlich gut gebrauchen. Danke.«
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Jaaaa. Ich probiere heute einmal ein früh morgendliches Update. Um wie viel Uhr müsst ihr zur Schulzeit so aufstehen? Und wer von euch hat eigentlich gerade Ferien?
Ich normal erst um sieben, bin aber seit kurz vor Vier wach und habe bis eben sogar schon das neuste Kapitel dieser Geschichte geschrieben.
Feedback?
Liebe Grüße, minnicat3
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