19. Besuch

Nervös warf Danny immer wieder einen Blick in den Ofen, in dem das Abendessen für heute so langsam Farbe annahm. Toni hatte Kilian und seinen Freund für heute zum Essen eingeladen und machte sich jetzt gerade im Bad fertig, während Danny versprochen hatte, ein Auge auf den Auflauf zu haben.

Er war nervös, wenn er daran dachte, den Abend mit drei Alphas zu verbringen und auch, wenn er Toni eigentlich vertraute, schaffte er es nicht, die alten Erinnerungen und Ängste ganz aus seinem Kopf zu verbannen. Wenn Leon Besuch gehabt hatte, war das nie allzu angenehm für ihn gewesen. Natürlich glaubte Danny nicht, dass Toni ihm Ähnliches antun würde – er hatte auch gar keinen Grund, das anzunehmen – aber dennoch: Die Nervosität blieb.

Als Toni wieder in die Küche kam, mit gestylten Haaren und Jeans anstatt Jogginghose, versuchte Danny bestmöglich, seine Nervosität zu verbergen – und scheiterte natürlich kläglich. Ein Blick genügte dem Alpha, um zu erkennen, dass etwas nicht stimmte und wortlos nahm er den Kleineren in den Arm, um ihn dann besorgt zu mustern.

»Was ist los, Süßer?«

»Eigentlich ist nichts. Ich bin bloß ... nervös. Es ist einfach ... mit drei Alphas alleine zu sein und so ... Ich weiß, dass du nicht Leon bist, tut mir leid. Ich tue dir unrecht, wenn ich Angst davor habe, das weiß ich. Und trotzdem ...«

Wortlos zog Toni seinen Kleinen wieder ein Stückchen näher an sich, spürte, wie der ganze Körper des Omegas leicht zitterte und hätte diesem Leon in dem Moment am Liebsten eine reingehauen. Wie auch immer er es geschafft hatte, dass Danny jetzt so nervös war – er hätte es auf jeden Fall verdient. Und das Wissen, dass diese Schmerzen nur ein Bruchteil dessen wären, was Danny hatte ertragen müssen, machte Toni nur noch wütender.

»Soll ich den beiden absagen?«

Sofort schüttelte Danny wie verrückt den Kopf.

»Nein, quatsch. Sie sind deine Freunde und normal nicht da und so ... Du musst das nicht machen, ich schaff das schon.«

»Wirklich, Kleiner. Wenn es dir so unwohl ist ... Du bist wichtiger. Ich kann die beiden auch alleine irgendwann treffen.«

Danny zögerte kurz, zog das Angebot für einen Moment in Betracht, schüttelte dann aber den Kopf.

»Nein. Schon okay, wirklich. Ich weiß ja, dass das eigentlich quatsch ist. Ich meine ... an dich bin ich gebunden, mit dir bin ich eh immer alleine. Und die beiden: Selbst wenn sie nicht zusammen wären ...«

»Wenn irgendetwas ist, es doch nicht geht - sag es mir. Bitte.«

Danny lächelte über die Besorgnis seines Alphas, nickte und wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als das Piepsen des Timers ihn unterbrach. Tonis Arme um ihn herum lockerten sich ein wenig und gaben ihn frei. Danny beschränkte sich auf ein letztes Lächeln, bevor er zum Ofen ging, um den Auflauf herauszuholen. Noch bevor er jedoch nach den Küchenhandschuhen greifen konnte, spürte er Tonis Hände, die sich auf seine Unterarme legten und ihn so davon abhielten.

»Nicht.« Toni deutete auf Dannys Handgelenke, strich mit einer Hand wie beiläufig über die Schiene, die seine Arme immer noch stützte und griff an Danny vorbei zur Ofentüre, um sie an seiner Stelle zu öffnen. Sofort kam ihnen eine Wolke heißer Luft entgegen und ließ Toni überrascht schnauben. »Lass mich das machen, die Auflaufform wiegt doch ein bisschen was. Ich will nicht, dass du wieder mehr Schmerzen kriegst.«

Eigentlich hatte Danny protestieren wollen, widersprechen, dass er das selbst auch gekonnt hatte, aber Tonis Sorge um ihn und der liebevolle Blick, mit dem er ihn dabei bedachte, hielten ihn davon ab.

Toni erkundigte sich regelmäßig nach Dannys Handgelenken, fragte, wie es ihm ging und schien sich allgemein mehr Sorgen um seine Gesundheit zu machen, als Danny selbst. Die Schmerzen hatten zum Glück tatsächlich nachgelassen, teilweise war es inzwischen sogar so gut, dass Danny vergaß, die Schienen anzuziehen. Toni fand das meistens allerdings gar nicht so witzig, wenn er bemerkte, dass Danny seine Handgelenksstützen nicht trug. Er war so fürsorglich, dass es sogar schwer gewesen war, ihn davon zu überzeugen, dass Danny die Dinger zumindest nachts ablegen durfte. Und wäre diese Sorge um seine Gesundheit nicht viel zu süß gewesen, wäre Danny wohl schon längst ziemlich genervt davon. So aber genoss er bloß die Aufmerksamkeit und Liebe, die sein Alpha ihm schenkte.

*

Auch als es schließlich an der Tür klingelte und Kilian und sein Freund kamen, schien Toni sich daran zu erinnern, dass er es sich zur Aufgabe gemacht hatte, Danny zu beschützen und Sicherheit zu geben. Jetzt, da er so nervös war, erst recht. So ließ er ihn keine Sekunde aus den Augen, hielt seinen Kleinen die ganze Zeit über nah bei sich – immer eine Hand auf Dannys Rücken, Arm oder mit seinen Fingern verschränkt und befürchtete sogar schon, den Omega damit ein bisschen zu sehr zu bedrängen. Dieser jedoch genoss die Sicherheit, die ihm die Nähe seines Alphas gab und nach kurzer Zeit begann er sogar, die Anwesenheit von Kilian und seinem Freund ein wenig zu genießen.

Kilians Freund war ein großer, breit gebauter Alpha mit kurzen Haaren und sonnengebräunter Haut. Auch, wenn Kilian nicht gerade klein war – immerhin war er ein Alpha und überragte Danny damit schon automatisch um mehr als einen halben Kopf – wirkte der Blauhaarige neben seinem Freund fast schon zierlich. Doch entgegen seinem Auftreten - alles in allem war Kilians Freund ein Alpha, vor dem Danny auf der Straße auf jeden Fall ziemlich Respekt gehabt hätte, ohne dass dieser etwas dafür tun musste - war Denis ein ruhiger, stiller Alpha. Zwar unterhielt er sich mit Toni und schien sich auch mit ihm gut zu verstehen, aber dennoch hielt er sich eher im Hintergrund, beobachtete still seinen Freund und lauschte dessen Gesprächen.

Sogar Danny wurde regelmäßig ins Gespräch mit einbezogen. Immer wieder fragte Toni ihn nach seiner Meinung zu einem bestimmten Thema und hörte ihm scheinbar wirklich interessiert zu, wenn er redete. All das war für Danny eine wahnsinnig verwirrende Erfahrung. Er war es nicht gewöhnt, von Alphas als vollwertiger Gesprächspartner gesehen zu werden, die wenigsten Omegas waren das. Und dennoch - auch als Toni ihn irgendwann von seinem Schoß schob und mit Kilian und Denis alleine ließ, um nach dem Essen zu sehen, unterhielten die sich weiter mit ihm, als wäre er ein Alpha oder Beta. Ein bisschen nervös machte Danny das Gespräch mit den Alphas schon, doch allgemein ging es ihm unerwartet gut.

Bis zu diesem Moment, als Kilian eine Frage stellte und Danny spürte, wie alles in ihm sich auf einmal nervös nach Toni sehnte. Warum war sein Alpha jetzt nicht hier, um ihn zu beschützen, dieser unangenehmen Frage aus dem Weg zu gehen oder sie für ihn zu beantworten? Woher sollte Danny wissen, was er dazu sagen sollte? Warum hatte Toni ihm dazu nie Anweisungen gegeben?

»Woher kennt ihr beiden euch?«

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Jaaaaa, verzwickte Situation. Wie wird Danny darauf reagieren?

Es wurde gewünscht, ob man wieder Fragen an die Charaktere stellen dürfte. Wer will kann das ab jetzt gerne in den Kommentaren tun und ich werde sie in den nächsten Kapiteln wieder im Nachwort beantworten.

(Toni Pirosa hat heute im Stream erzählt, dass er in echt Antonio heißt ... DAS WAR SO NICHT GEPLANT! Mein Toni ist selbstverständlich NICHT Toni Pirosa, sondern ein OC)

Liebe Grüße, minnicat3

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