...none of you
2024
Februar
Die neue Saison steht so gut wie in den Startlöchern und ich kann es gar nicht abwarten, dass es endlich los geht.
In der Winterpause habe ich für mich entdeckt, dass Arbeiten mich unglaublich gut von meinem Problem namens Robert ablenken kann.
Ob das so gut ist, das weiß ich auch nicht und mir wurde schon öfter geraten, dass ich auch mal eine Pause machen soll, aber wenn der Kopf mit so vielen anderen Dingen beschäftigt ist, dann lenkt es halt gut ab und das ist ja auch genau das, was ich erreichen will.
Einfach ein wenig Ruhe und Frieden und vielleicht die Aussicht auf jemanden Neuen.
Sei es nun ein Mann, oder eine Frau.
Der Frage bin ich ebenfalls nachgegangen.
Lando hatte mir geraten, dass ich vielleicht erst einmal darüber nachdenken sollte, wie genau ich jetzt zu meiner Sexualität stehe, bevor ich mich eventuell ablenken gehe.
Gerade das hat aber auch nich nicht so wirklich geklappt, aber spätestens ab Bahrain sollte es was werden, denn Lando wird mich bestimmt sonst wo hinziehen, wenn er sieht, dass ich wirklich nur am Arbeiten bin, aber wenn ich schon in der Liebe Pech habe, wieso dann nicht wenigstens Glück im Job und da mein Job eben nicht nur aus Glück besteht, muss ich dafür sorgen, dass ich leichter Glück anziehe und wir geht das?
Richtig, durch hartes Arbeiten, was sich hoffentlich auszahlen wird.
Die Testtage werden es zeigen, ja, aber da sowohl Lando als auch ich ziemlich optimistisch sind, dass wir Fortschritte gemacht haben, wird das bestimmt gut werden.
März
Überglücklich strecke ich meinen Arm in die Höhe und lächle auf meinen Teamkollegen, der ebenfalls neben Charles auf dem Podium steht.
Platz zwei für mich und Platz drei für Lando.
Fast der perfekte Saisonstart, von dem wir geträumt haben und wenn es so weiter geht, dann haben wir eine durchaus positive Saison vor uns, da bin ich sicher.
Während wir also da stehen und der monegassischen und italienischen Nationalhymne lauschen, kann ich es nicht verhindern, dass mein Blick nach unten wandert und in der roten Menge nach einer ganz bestimmten Person sucht.
Mist.
Genau das sollte ja nicht passieren.
Kurz schlucke ich, als ich Robert gar nicht in der Menge erkennen kann.
Komisch... sonst ist er doch auch immer bei Ferrari dabei.
Vielleicht ist er in Saudi Arabien ja wieder dabei.
Trotzdem nistet sich ein ungutes Gefühl in mir ein, als ich den Russen nicht erblicke und zu meinem Leidwesen sollte dieses Gefühl recht behalten.
Juni
„Robert Shwartzmann ab sofort kein Ferrari-Fahrer mehr, bedeutet das nun das Ende seiner Karriere?"
Wie bitte?
Was?
Nein, nein, das kann doch nicht sein?
Vollkommen fassungslos starre ich auf meinen Handybildschirm, während alles andere in mir einfriert.
Sich nur auf diese Anzeige fokussiert.
Das kann doch wirklich nicht wahr sein.
Wie kam es denn bitte dazu?
Schnell tippe ich auf die Eilmeldung, die von der offiziellen F1-App auf mein Handy geploppt kam.
„Unzureichende Leistungen", wird meine Frage direkt beantwortet.
Super, aber hat Robert überhaupt seine Chance bekommen?
Klar, er hat ein paar mal in der Formel 1 getestet, aber sonst...
Ferrari hätte auch ihn statt Zhou in den Alfa Romeo setzen können, jedoch haben sie sich gegen ihn entschieden.
War das schon das Todesurteil für seine Karriere?
Charles und Carlos sahen nie so aus, als würden sie Ferrari verlassen, jedoch war Robert ja immer der fest gesetzte Testfahrer und auch in der Langstrecke eingesetzt.
Wieso sollten sie ihn also abgeben?
Hat Robert etwas Neues gefunden?
Oder hat Ferrari den Fokus einfach auf Ollie gelegt, welcher die Meisterschaft in der Formel 2 anführt?
Er hat gute Chancen auf den Titel und wenn er es wirklich werden sollte...
Es gibt so viele Talente, die nachrücken könnten, würde es nur so zehn Sitze mehr geben würde.
Ich für meinen Teil hatte da einfach nur Glück...und vielleicht ein wenig mehr Talent, aber hauptsächlich mehr Glück.
Seufzend lasse ich mein Hand sinken...
Robert einfach so in der Saison zu entlassen ist aber auch ein komischer Weg...
Keine Ahnung...
Aber warte...
Wieder öffne ich den Artikel.
Überfliege ihn.
Dabei sticht mir das „mit sofortiger Wirkung" in die Augen, gepaart mit dem „Medienberichten zur Folge reißt der Russe nach heute von der Strecke ab"
Heute?
Heute?
Es ist Mittwoch, also habe ich meinen freien Tag.
Mein Kopf beginnt zu rattern und doch weiß mein Herz direkt, wo ich hin muss.
Aus diesem Grund mache ich mich schnell auf den Weg raus aus meinem Hotelzimmer, raus aus dem Hotel generell...
Mein ganzer Kopf ist stumpf ausgerichtet auf mein Ziel..
Den Flughafen.
Ich kann Robert nicht einfach so gehen lassen.
Nicht ohne, dass ich mich in irgendeiner Art verabschiedet habe.
Die spanische Sonne, die auf meine Haut brennt, schiebe ich ebenfalls in den Hintergrund, denn das schöne Wetter, welches über Spanien hängt, schafft es nicht meine Laune zu heben.
Hoffentlich ist es nicht zu spät...
Das könnte ich mir nie verzeihen.
Klar habe ich versucht, den Russen zu vergessen, aber...
Tief in meinem Herzen wusste ich immer, immer, seid 2021, dass ich noch immer Gefühle für den Russen habe.
Es hat nie aufgehört, es war niemals wirklich weg.
Vielleicht habe ich es mir nur eingeredet, jedoch das Herzklopfen, die schwitzenden Hände sprechen dafür, dass alles so wie früher ist.
Nichts ist passiert, rein gar nichts.
Nun hat es wohl diesen Wachruf gebraucht, um mich erneut mit meinen Gefühlen zu konfrontieren.
Und dies Mal stärker denn je.
Ich könnte nicht mit dem Wissen leben, dass ich es nicht einmal versucht habe.
Also jetzt oder nie!
In alle den Gedanken habe ich sogar vergessen, mir ein Taxi zu holen, jedoch ist das Workout, welches ich durch den Sprint durch halb Barcelona zurücklege, es mir Wert.
Es geht hier immerhin um Rob.
All die Menschen, die mich herumirren sehen, sie bedeuten mir in diesem rein Moment gar nichts.
Robert ist das, was zählt.
Einmal noch um die Kurve und schon ragt mir das riesige Gebäude mit der großen Fensterfront entgegen.
Du hast es fast geschafft Oscar.
Fest entschlossen lege ich noch einen Zahn zu, renne bestimmt unglaublich viele Leute fast um, was mir auch egal ist.
Erleichtert atme ich aus, als ich in die kühle Luft der Eingangshalle trete, jedoch wird mir dann erst richtig bewusst, dass in all den tausenden Menschen, die hier herumirren, meinen ehemaligen Teamkollegen zu finden.
Schon hier in der Eingangshalle wimmelt es nur so von Menschen und er jetzt wird mir bewusst, dass ich nicht einmal weiß, ob Robert überhaupt fliegt und wenn ja, zu welchem Gate er gehen muss.
Wie von selbst schellt mein Blick nach oben zu Tafel.
Nach Russland wird er nicht fliegen, genauso wenig wie nach Israel.
Das wäre zu gefährlich...
Aber wohin soll er sonst...
Irgendwas übersiehst du Oscar..
Mit unglaublich stark klopfendem Herzen tigere ich durch die Halle.
Wo kann er sein?
Wo kann er sein?
Ich kann ihn einfach nicht verpasst haben, ich muss ihn finden.
Genau in dem Moment ertönt eine Durchsage, die mir die Wahrheit praktisch auftischt.
„Der Check-In für den Flug nach Bologna hat begonnen. Bitte alle zum Gate zwölf."
Bologna, natürlich.
Robs Wohnung in Italien.
Da wird er hingehen.
Gate zwölf...Gate zwölf.
Fast panisch drehe ich meinen Kopf herum, suche den Weg und nach wenigen Sekunden habe ich ihn gefunden.
Links runter.
Okay Oscar, dann los.
Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals so schnell gerannt zu sein.
Durch noch mehr Menschen, zwischen Koffern und Taschen hin und her...
Als wären sie gar nicht da.
Links, dann rechts, dann wieder links...
Und da bin ich.
Gate zwölf.
Hier sollte Robert sein.
Aber ist er es wirklich.
Da ich kein Ticket habe, kann ich nicht in den Gate hineinlaufen, allerdings ist die Fläche davor ebenfalls riesig und wimmelt nur von Menschen.
Wie soll ich Robert denn in dem Getümmel finden?
Ich fühle mich, als könnte ich auf der Stelle anfangen zu weinen, aber ich sollte nicht aufgeben.
Also schaue ich mich wieder um, links, rechts...doch finde nichts.
Enttäuscht lasse ich meine Schultern hängen.
Ich habe es verkackt.
Er ist weg.
Traurig lasse ich meinen Kopf hängen, will schon kehrt machen, als ich mich noch einmal umdrehe und in der Menge in rotes Shirt aufblitzen sehe.
Das, das kann nur er sein.
Wie vom Blitz getroffen sprinte ich los, durch die Menge, ohne Rücksicht auf Verluste.
Wenn es wirklich Robert ist, dann muss ich diese Chance jetzt nutzen.
Egal, wie viel Aufmerksamkeit ich dadurch auf mich ziehe.
Das muss jetzt sein.
Je näher ich der Person komme, desto sicherer werde ich mir, dass es tatsächlich Robert ist.
Vielleicht ist ja noch nicht alles verloren.
„Robert!",rufe ich laut und tatsächlich.
Der Mann in dem roten Shirt stellt sich wirklich als der Russe heraus, welcher sich auf meinen Schrei hin umgedreht hat und mich nun überrascht und verwirrt mustert.
Gerade wollte er ins Gate laufen, hält jedoch noch einmal inne, als ich zwei Meter vor ihm zum Stehen komme.
„Oscar, mein Flug geht bald",stellt er leise fest.
„Wie...wieso haben sie das getan?",kommt es genauso leise über meine Lippen.
„Die Leistungen waren einfach nicht die, die sie sehen wollten und für mich gibt es einfach keine andere Option mehr. Ich werde jetzt nach Italien gehen, meine Wohnung ausräumen und dann zurück zu meiner Familie gehen"
„Aber...aber das ist in Russland. In Russland ist Krieg. Robert nein. Was ist, wenn du dann kämpfen musst?",trete ich einen Schritt auf ihn zu.
„Wieso kümmert es dich? Das ist meine Sache und nicht deine",kommt es kalt von ihm, was mein Herz schon anknacksen lässt.
Nein, Nein...
„Wieso es mich kümmert..? Robert es geht um dich! Um Dich! Aus diesem Grund kümmert es mich.",werde ich langsam panisch.
Irgendwie läuft es nicht so, wie ich es mir gewünscht habe.
„Aber es hat dich doch zuvor doch nie gekümmert. Du hattest Lily und ab dann..."
„Verdammt noch mal. Es hat mich immer gekümmert. Vor Lily, während ihr und nach ihr. Immer. Jeder Tag. Jede Stunde. Jede verdammte Sekunde der letzten Jahre warst du in meinem Kopf.",merke ich, wie ich immer lauter werde, meine Stimme jedoch beginnt zu brechen.
„Und wieso, wieso kommst du erst jetzt damit um die Ecke?",zieht Robert seine Augenbrauen hoch.
„Keine Ahnung ich...Du hattest Alina und dann habe ich den Mut verloren. Danach warst du so fern, ich..."
„Ach, jetzt sagst du, dass ich Schuld habe?",ist Robert immer noch absolut ruhig.
„Nein, so nicht, aber ach keine Ahnung. Ich habe meine Gedanken ja selbst nicht verstanden, aber ich...es fühlt sich falsch an, so zu gehen. Ohne es dich wissen zu lassen",hauche ich nun komplett leise.
„Mich was wissen zu lassen?",erhebt der Ältere nun seine Stimme.
„Ist das nicht klar? Ich...Ich habe mich in dich...verdammter Mist. Ich bin in dich verliebt. Schon seid 2021.",hauche ich leise, während mir die Tränen schon über die Wangen kullern.
Es ist raus.
Ich habe es ausgesprochen.
„Oh"
Roberts Stimme ist immer noch ungewöhnlich tonlos.
Fast traue ich mich nicht, in Roberts Gesicht zu schauen, jedoch muss ich es jetzt auch durchziehen.
Also erhebe ich meinen Blick ganz leicht.
Hoffe, auch nur den kleinsten Funken eines positiven Gefühls zu finden.
Jedoch bleibt dieser aus.
„Oscar ich...",setzt Robert an, Wird dann aber wieder unterbrochen.
„Alle Passagiere von Gate zwölf bitte zum Flugzeug."
„...es tut mir echt leid, dir das so sagen zu müssen, aber ich kann deine Gefühle leider nicht erwidern. Ich war tatsächlich mal in der selben Situation, aber das ist Jahre her. Da hattest du gerade Lily und ich habe dich dann durch den nötigen Abstand aus dem Kopf bekommen.
Wir beide. Das soll wohl einfach nicht sein. Es tut mir leid Oscar. Wirklich. Ich hätte dir gerne die Sterne vom Himmel geholt, aber du und ich. Wir sind nicht füreinander bestimmt. Ich habe keine Gefühle für dich und ich kann auch jetzt nicht einfach welche herzaubern, das wäre unfair dir gegenüber. Du hast jemand besseren verdient. Ich muss jetzt los.", höre ich Robert mit durchaus bedrückter Miene schlucken, denn ich habe meinen Blick wieder sinken lassen.
Fühle mich leer.
Als wären alle Energie, aller Wille, alle Gefühle aus mir verschwunden.
Nur mein Herz.
Mein armes, kleines zerbrochenes Herz, das spüre ich.
Aber schlägt es noch?
Es fühlt sich nicht so an.
Ich fühle mich einfach nur elend.
Das alles hier für nichts.
Ich stehe einfach nur da.
Rühre mich nicht.
Kann mich auch nicht bewegen.
Fühle mich wie gelähmt.
Erst das Wegrollen von Roberts Koffer bringt mich wieder in die Welt zurück, zumindest halbwegs.
Meine Beine geben nach, ich sacke auf den Boden.
Tränen verschleiern meine Sicht, während meine Ohren zu piepen beginnen.
Es fühlt sich an, als wäre mein schlimmster Alptraum wahr geworden.
Als wäre alles Glückliche in mir zerstört.
Wie soll es denn bitte jetzt weitergehen?
Robert war irgendwie immer eine Konstante, welche immer da war, obwohl wir zwischendurch keinen Kontakt hatten.
Diese Konstante ist jetzt weg, was ich noch gar nicht so realisiere.
Und doch fühlt es sich an, als wäre ein riesiges Loch in dem Scherbenhaufen, der gerade in mir zusammen gebrochen ist.
Wird es jemals wieder okay werden?
„Oscar..? Oscar!"
Eine Stimme.
Mir bekannt, doch nicht identifizierbar, dringt zu mir.
Werde ich jetzt verrückt?
„Oscar, Oscar. Hey, hey...höre mir zu. Du...ach du Scheiße, was ist passiert?"
Ein Paar warmer Arme schlägt sich um mich, zieht mich an eine warme Brust.
„Oscar? Kannst du mich hören?"
Zu gerne würde ich der Stimme antworten, schaffe es aber nicht.
Sacke einfach nur in dem Paar Arme zusammen, welches mich fest hält.
Weiß nicht mehr, wo links ist, wo rechts ist.
Spüre nichts, außer den Schmerz, welcher immer schlimmer zu werden scheint.
Fühle mich, als würde ich in diesem ertrinken.
Ohne Halt und ohne Anker.
Tief, in den Schluchten des Schmerzes.
✨
„Die Liebe...sie kann so weh tun.
Man findet Komfort nicht mehr da, wo man es früher tat.
Man findet das Glück nicht mehr, wo man es immer für möglich gehalten hätte.
Die Erinnerungen erscheinen einem so fremd...
Ähnlich, wie das negative Gefühl, was sich in einem breit macht.
Doch gibt man ihr noch eine Chance, der Liebe,
so wird sie euch eines Besseren belehren.
Du musst es nur zulassen
✨
Ja, was soll ich noch sagen, außer, dass es mir leid tut und ihr mich bitte nicht steinigt...(Nachtrag: Tut es bitte doch, schreibe sechs Stunden Vorabi heute) aber manchmal nehmen Geschichten kein glückliches Ende und zwischen Robert und Oscar sollte es hier wohl wirklich nicht sein🙈
Aber es war mir wichtig auch nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen ausgehen zu lassen, denn manchmal ist es eben nicht so.
Falls ihr Oscar doch noch glücklich werden sehen wollt, dann würde ich über eine Fortsetzung nachdenken ☺️
Erst einmal hoffe ich jedoch, dass die Geschichte euch gefallen hat und bedanke mich bei allen, die hier mitgelesen/kommentiert/gevotet haben. ✨
Ihr seid wirklich toll🫶🏼🫶🏼
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