...most of you...
2022
Januar
„Frohes neues Jahr Robert",schaue ich den Russen warm an, welcher neben mir steht und seinen Becher Vodka mit beiden Händen umklammert.
Ein warmes Lächeln ziert dabei seine Lippen und seinen Augen leuchten im warmen Licht der umherstehenden Lampen.
Sein Blick ist vollkommen auf mich fixiert und zieht mich dadurch, wie so oft im Verlaufe des vergangenen Jahres, in einen starken und gefühlvollen Bann.
Seine Wangen sind rot angehaucht und eine kleine Atemwolke bildet sich vor seinen rosigen Lippen, welche sich nun zu bewegen beginnen.
„Dir auch ein frohes neues Jahr Os",haucht Robert leise und zieht mich, wie auch schon in Bahrain und die etlichen Male danach, fest in seine Arme.
Genau wie jedes Mal fühle ich mich unglaublich geborgen, wohl und sicher.
Als könnte Nichts und Niemand mir etwas anhaben.
Auch bei dem Spitznamen macht mein Herz ungewollter Weise einen kleinen Hüpfer.
Wieso macht es einen kleinen Hüpfer?
Sollte es das?
Vermutlich nicht, aber ich habe gerade auch keine Lust, darüber nachzudenken, denn ich befinde mich in Roberts Armen.
Am schönsten Ort der Welt für mich.
Erneut merke ich, wie Robert seinen Kopf auf meinem ablegt, während wir einfach nur da stehen und dem bunten Feuerwerk, welches um uns herum hochgeht und genießen einfach nur den Augenblick.
Robert und ich haben uns noch ein wenig öfter getroffen, nachdem die Saison letzten Monat zu Ende gegangen ist und das schlechte Gefühl in mir scheint verschwunden.
Zumindest für dieses Augenblick.
Februar
„Hey, ich bin Lily."
„Hi, ich bin Oscar",klopft mein Herz unnatürlich hoch, als die doch sehr sehr hübsche junge Frau mir fest in die Augen schaut und ich mich in ihren Gold-braunen Augen verliere.
Dieses Vertraute...sie wirken beruhigend auf mich.
Über die Party, auf der ich mich befinde, reden und tanzen wir noch eine ganze Weile, ehe wir am Ende unsere Nummern austauschen und uns für ein Date zwei Tage später verabreden und die Verwirrung in meinem Herzen sich erneut zu verabschieden scheint.
März
„Willst, willst du vielleicht meine Freundin werden?",stammle ich schüchtern vor mir hin und merke im nächsten Moment nur, wie Lily mir um den Hals fällt.
„Sehr sehr gerne Os"
Wieder beginnt mein Herz zu schlagen, vermutlich aus dem Grund, dass sie „Ja" gesagt hat.
Freudig nehme ich meine Freundin nun in die Arme und lege meine Lippen sanft auf ihre.
Weich, sanft und intensiv ist der Kuss und fast würde ich ihn als wunderschön bezeichnen und doch...
Ach, ich bilde mir da nur etwas ein, was sonst gar nicht da ist.
Vielleicht sollte ich mal weniger auf meinem Kopf und mehr auf mein Herz und meinen Bauch hören, denn dann mancher man ja bekanntlich das Richtige, oder?
Mai
Mit einem ehrlichen und breiten Lächeln mache ich mich auf den Weg zu dem Russen, welcher vor dem Prema-Zelt auf mich wartet und dabei auf sein Handy schaut.
Wir haben uns seid Silvester nicht gesehen und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht aufgeregt wäre, ihn endlich wieder zu sehen.
Ein nur allzu bekanntes und wohliges Gefühl macht sich in mir breit und mein Herz beginnt erneut verräterisch zu klopfen, was ich dieses Mal jedoch erfolgreich ignoriere.
„Os...entschuldige, Oscar, da bist du ja endlich",schaut Robert auf, kurz bevor ich ihn erreicht habe.
„Robert, lange nicht gesehen",halte ich ihm eine Hand zum Einklatschen hin, denn ich weiß nicht genau, ob eine Umarmung angebracht ist, doch Robert scheint es anders zu sehen.
„Keinen Umarmung?"
Lachend ziehe ich ihn danach In meine Arme und inhaliere seinen mir nur zu bekannten Duft, der sich nicht verändert hat.
„Ich finde es toll, dass wir beide uns trotzdem noch sehen können",beginnt Robert zu reden, als wir uns auf den Weg zu dem Restaurant machen, in dem wir uns heute unser Abendessen gönnen werden.
„Ja, aber als Testfahrer haben wir ja dann doch noch Ein wenig mehr Zeit, als ein Fahrer, der jedes Rennen fährt",spiele ich auf unsere Position auf der Reservebank an, den wir beide dieses Jahr inne haben.
„Da hast du recht...apropos...weißt du, was Ferrari noch alles für mich geplant hat?"
Nach diese Aussage verfallen wir sofort wieder in unser ältestes Muster zurück, was ich so vermisst habe.
Gerade auch ein wenig in Bezug auf Lily, die bei Weitem nicht so gesprächig ist, wie Robert.
Robert erzählt und erzählt und erzählt und ich schlüpfe in die Rolle als Zuhörer, in der ich mich bei Robert immer so wohl gefühlt habe.
Die Art, wie seine Augen leuchten, wenn er etwas erzählt, das ihm gefällt oder sein Lachen, wenn er etwas Lustiges erzählt...
Erst jetzt merke ich, wie sehr mir das alles doch gefehlt hat, aber ich habe jetzt ja Lily und könnte mit ihr nicht glücklicher sein.
„Und,wie steht es bei dir?"kommt die Gegenfrage, als wir in das Restaurant eintreten und uns an unseren Tisch setzen.
„Nichts Wildes tatsächlich. Lily und ich leben uns gerade ein wenig in London ein, seitdem ich aus Italien nach England gezogen bin.."
„Wer ist Lily?",zieht Robert seine Augenbrauen hoch und erst jetzt realisiere ich, dass ich Rob das ja noch gar nicht erzählt habe und das, obwohl ich es sonst fast jedem erzählt habe.
Caio, Dennis, Liam..allen habe ich es irgendwie erzählt.
Nur Robert habe ich es aus irgendwelchen Gründen noch nicht erzählt.
„Meine neue Freundin. Wir sind aber auch erst seid März zusammen.",werden meine Wangen wohl ein wenig rot, denn ich merke die Hitze in meinen Wangen.
„Das hast du ja gar nicht erzählt",räuspert Robert sich in einer Tonlage, die ich so nicht kannte und die mich verunsichert.
„Ja, ich habe es aber bis jetzt auch nicht an die große Glocke gehangen",meine ich und sehe, dass Robert etwas sagen will,jedoch werden wir in genau dem Moment von dem Kellner unterbrochen, der uns bedient.
Über den Verlauf des ganzen Abends merke ich eine kleine negative Stimmungswelle, die über uns liegt...Denke ich zumindest.
Vielleicht bilde ich mir das aber auch nur ein..
Was ich mir allerdings nicht einbilde, ist die Tatsache, dass Robert am Ende nur noch einen Handschlag für mich übrig hat.
Juli
Das soll es also schon gewesen sein?
Mit Tränen in den Augen stehe ich vor Lily, die mich mitleidig ansieht, allerdings auf ihrer Meinung zu verharren scheint.
„Es tut mir leid Oscar",hallen ihre Worte in meinen Ohren wieder,"Aber diese Beziehung passt einfach nicht mehr in meinen neuen Lebensabschnitt."
Eine absolut unverständliche Aussage in meinen Augen.
Wieso passte ich denn nicht hinein?
„Was...was kann ich denn anders machen?",droht meine Stimme fast zu brechen.
Es kam einfach aus dem Nichts.
Der ganze Tag davor war super schön und dann sowas am Ende.
Gerade wollte ich nach Hause und ja...
„nichts Oscar, gar nichts",schaut sie mich traurig an,"Nur ich kann etwas dafür. Es ist meine Schuld. Ich weiß, dass du irgendwann die Person finden wirst, die dich wirklich liebt und wertschätzt."
„Ich...",kommen die Worte nicht über meine Lippen.
„Lass uns doch erst einmal eine Pause machen...?",geht sie auf mich zu, was im Endeffekt eine sehr dumme Idee war, aber am Ende ist man ja immer schlauer.
August
„Ich werde um sie kämpfen..koste es, was es wolle",rede ich viel zu direkt vor Robert heraus.
Wir haben eine kleine Feier unter Kollegen und ich habe schon gut einen sitzen. Vielleicht ein wenig zu viel.
Sonst hätte ich das auch nicht preisgegeben, aber was habe ich mir auch erhofft?
„Da kann ich ja froh sein, dass Alina und ich nicht solche Probleme haben",kommt es nur daraufhin von Robert, was mich für den Moment wieder komplett nüchtern werden lässt.
„Alina?",festigt sich mein Griff um meinen Becher.
„Ja, meine Freundin. Wir haben uns beim Feiern kennengelernt",kramt Robert nach seinem Handy und zeigt mir ein Bild mit einer jungen Frau, vielleicht ein Jahr jünger als er, mit dunkelbraunen Haaren und Augen.
„Oh",kommt es über meine Lippen.
Mehr ist da nicht.
Aber, ist da überhaupt noch etwas?
September
Das erste Mal seid Juli bin ich wirklich wirklich glücklich.
Der Grund?
Nächstes Jahr werde ich Formel 1 fahren und diese Tatsache hat mich sozusagen aus meinem Loch gezogen und mich aus dem tosenden Sturm ans sichere Ufer gespült.
Lily und ich haben unser...was auch immer es am Ende zwischen uns war, beendet.
Naja, eher Lily.
Vielleicht sollte es zwischen uns einfach nicht sein.
Die Tatsache, dass sie jedoch mit der Aussage ankam, das jetzt gar kein Kontakt mehr bestehen sollte, weil sie einen neuen Freund hat, hatte mich schon getroffen.
Besonders, wenn man mir zwei Wochen davor noch Hoffnungen gemacht hat.
Jedoch ist es mal wieder der Sport, den ich schon immer geliebt habe, der mich aus meiner Trauer heraus bringt und ich könnte McLaren für die Chance nicht dankbarer sein.
Die einzige Sache, die mir einen kleinen Stich ins Herz jagt, ist, dass unter all den Glückwünschen keine Nachricht von Robert ist.
Ich warte, und warte, aber nichts kommt.
Gar nichts.
Nicht einmal etwas auf Instagram oder Twitter.
Nichts.
Einfach nichts.
Dezember
„Nur noch eine Stunde, dann haben wir es 2023",kommt meine kleinste Schwester auf mich zu und drückt mich kurz an sich.
Stumm lächle ich zu ihr herunter und drücke sie ebenfalls leicht an mich, ehe ich sie wieder laufen lasse.
Kind müsste man wieder sein.
Allerdings teile ich ihre Aufregung ein wenig.
Ich freue mich auch endlich darauf, dass Jahr 2022 endlich hinter mir lassen zu können.
Es reicht nämlich so langsam und ich sehe voller Freude auf das nächste Jahr in der Hoffnung, dass es wenigstens ein wenig mehr für mich über hat als 2022.
„Und, froh, dass du wieder hier bist?",kommt meine älteste kleine Schwester auf mich zu.
„Definitiv. Ich war in den letzten beiden Jahren wegen Corona so wenig zuhause, da kommt es doch ganz gelegen, länger wieder hier zu sein, ehe es wieder nach Europa geht",meine ich ehrlich, denn ich finde es ist besser so.
Ein wenig Abstand zu Allem tut gut, das muss ich zugeben und ich konnte meine Gedanken fast von allem distanzieren, was mir so viel Kummer bereitet hat.
Von fast allem.
Allem, außer einem gewissen Russen.
Allem, außer Robert.
✨
Naja, 2022 war wohl eher nichts, aber vielleicht wird 2023 ja besser für Oscar✨
Ich hoffe, dass euch das Kapitel gefallen hat und wünsche euch einen schönen Donnerstag 🤍
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