Kapitel 4: Mut fassen
Kapitel 4:
Mut fassen
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Unschlüssig stand sie mit Luna an der Bar und betrachtete die beiden Slytherins bei ihrem angeregten Gespräch. Hin und wieder lächelte Luna Theo verräterisch zu, welcher dies erwiderte.
Die Ravenclaw stand da, leicht zur Seite gedreht, als ob sie unbemerkt bleiben wollte, während ihre Augen immer wieder zu Theodore Nott hinüberschweiften. Ihre Lippen formten ein geheimnisvolles Lächeln, das andeutete, dass sie mehr wusste, als sie preisgab. Als Theo erneut aufblickte und ihren Blick auffing, huschte ein verschmitztes Lächeln über sein Gesicht. Zwar ließ er sich von Dracos Erzählung nicht ablenken, doch seine Augen funkelten jedes Mal auf, wenn er Lunas Blick traf.
Es war, als ob sie eine stille Konversation führten, nur durch Blicke und Mimik. Theo hob leicht die Augenbraue, als Luna ihm ein neckendes Zwinkern zuwarf. Ihr Lächeln wurde breiter, und sie neigte den Kopf ein wenig zur Seite, als ob sie ihn herausforderte, ihre Gedanken zu erraten.
Theos Lächeln vertiefte sich, und er lehnte sich ein wenig zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete Luna mit einem durchdringenden, doch amüsierten Blick. Die Spannung zwischen ihnen war spürbar, und für einen Moment schien die Welt um sie herum zu verschwimmen, als sie in ihrem stillen Spiel versunken waren.
Hermine beobachtete das Schauspiel fasziniert. Es war, als ob Luna und Theo eine unsichtbare Verbindung teilten, eine stille Übereinkunft, die ohne Worte auskam. Theos Augenbrauen bewegten sich kaum merklich, als er sie ansah, und sein Lächeln war voller Andeutungen und unausgesprochener Worte. Luna antwortete mit einem leichten Kopfnicken und einem weiteren geheimnisvollen Lächeln, das Theo noch mehr zu verzaubern schien.
Draco bemerkte schließlich, dass Theo abgelenkt war, und folgte seinem Blick. Ein leichtes Grinsen breitete sich auf Dracos Gesicht aus, als er die stumme Kommunikation zwischen den beiden bemerkte. Er stieß Theo leicht mit dem Ellbogen an und murmelte etwas, das Theo dazu brachte, die Augen zu verdrehen und ihn leicht an die Seite zu boxen.
Die Gryffindor konnte nicht anders, als ein wenig zu schmunzeln. Es war offensichtlich, dass Luna und Theo eine besondere Verbindung hatten, eine, die sie vielleicht noch nicht vollständig verstanden, aber die dennoch stark und deutlich war. Es war eine Verbindung, die sich in jedem Lächeln, jedem Blick und jeder kleinen Geste widerspiegelte. Nur zu gern würde sie Luna etwas Mut machen mit ihm zu sprechen.
Luna schien Hermine zu bemerken und wandte sich leicht zu ihr, ohne den Kontakt zu Theo ganz abzubrechen. Ihre Augen funkelten vor Freude und Aufregung. Die Brünette erwiderte das Lächeln und beugte sich zu ihr hinüber.
„Warum gehst du nicht zu ihm?", flüsterte Hermine leise und ermutigend.
Luna biss sich auf die Lippe, als sie darüber nachdachte. „Glaubst du, ich sollte?"
„Definitiv" antwortete Hermine mit einem überzeugten Nicken. „Es wird sich nichts ändern, wenn du hier bloß rumstehst und ihm zusiehst."
Luna schien einen Moment lang in Gedanken versunken, dann atmete sie tief ein und nickte. „Du hast recht...kannst...kannst du nicht mitkommen?"
Hermine nickte: „Natürlich."
Mit einem entschlossenen Ausdruck in den Augen ging Luna, dicht gefolgt von Hermine, auf den Tisch der Slytherins zu. Theo bemerkte sie sofort und sein Lächeln wurde breiter. Draco, der die Szene interessiert beobachtete, lehnte sich zurück und machte Platz, um Luna und Hermine jeweils einen Sitzplatz anzubieten.
„Was für eine angenehme Überraschung", sagte Theo mit einer Mischung aus Charme und Aufrichtigkeit in der Stimme. „Sicher dass ihr euch zu Slytherins setzen wollt." Sein Grinsen wurde breiter, als Luna antwortete.
Sie nahm den angebotenen Platz neben Theo ein. „Ich denke wir haben nichts zu befürchten. Danke."
„Das ist gut.", erwiderte Draco mit einem Zwinkern in Theos Richtung. „Wir könnten ein bisschen Ravenclaw-Weisheit gut gebrauchen."
Luna lachte leise und entspannte sich sichtlich. Die Spannung, die zuvor in der Luft gelegen hatte, verwandelte sich in eine entspannte, fast vertraute Atmosphäre. Draco leitete das Gespräch geschickt auf Themen, die Luna und Hermine interessierten, und bald schon waren alle in eine lebhafte Diskussion vertieft.
Hermine fing immer wieder Lunas gedankenverlorenen Blick auf und beobachtete sie beim Umgang mit dem Slytherin. Es war eindeutig, dass sie einander mochten. Sie konnte deshalb nicht anders, als stolz auf Luna zu sein. Die Art und Weise, wie sie mit Theo interagierte, zeigte eine neue Seite von ihr – selbstbewusst und mutig. Sie sah, wie Theo sich immer wieder leicht zu Luna hinüberbeugte, um ihre Worte besser zu hören, und wie seine Augen bei jedem Lächeln von ihr aufleuchteten.
In einem Moment, als Draco gerade erzählte und Lunas Aufmerksamkeit von ihm gefesselt war, nutzte Theo die Gelegenheit, um Hermine einen schnellen, dankbaren Blick zuzuwerfen. Hermine erwiderte ihn mit einem unterstützenden Nicken. Es war klar, dass sich zwischen Theo und Luna etwas Besonderes entwickelte, und Hermine war froh, dass sie einen kleinen Teil davon beigetragen hatte.
~*~
Der Abend schritt voran und die Gespräche wurden tiefer und intensiver. Luna und Theo schienen sich in ihrer eigenen kleinen Welt zu befinden, während Draco und Hermine sich ebenfalls in eine angeregte Unterhaltung verwickelten.
„Ich finde, du solltest mein Angebot nutzen, um dich von mir durch New York führen zu lassen. Ein Abend ist wohl kaum genug, um diese Stadt vollends zu erkunden Granger", sprach Malfoy mit einem charmanten Lächeln.
„Ich fürchte ich muss ablehnen."
Malfoy lachte und sah sie mit einem undurchdringlichen Blick an: „Du hast wohl noch ein Déjà-vu von heute Morgen, was."
Hermines Wangen verfärbten sich sofort rot vor Verlegenheit. Merlin, Malfoy hatte sie im betrunkenen Zustand gesehen, sie in seine Wohnung gebracht, und sie konnte kaum daran denken, ohne dass die Scham sie überkam. Die Erinnerung an seine Arme, die sie gestützt hatten, und sein leicht überhebliches Lächeln, als er sichergestellt hatte, dass es ihr gut ging... Sie wünschte sich nichts sehnlicher als, dass der Boden sich sich auftun würde, um sie verschlucken.
„Das war... nicht mein bester Moment", stammelte sie, ihre Augen auf ihre Hände gerichtet.
„Vielleicht nicht", sagte Malfoy und lehnte sich lässig zurück, „aber es war definitiv einer der interessanteren. Und ehrlich gesagt, es hat mich fasziniert, dich von einer anderen Seite zu sehen."
„Ich bin sicher, es war ein... unvergesslicher Anblick", erwiderte Hermine trocken und versuchte, ihre Verlegenheit hinter einem Hauch von Sarkasmus zu verbergen.
„Unvergesslich ist genau das richtige Wort", antwortete Malfoy, und etwas in seinem Tonfall ließ Hermine aufsehen. Sein Ausdruck war weicher, beinahe nachdenklich. „Vielleicht solltest du mir eine Chance geben, dir zu zeigen, dass ich mehr bin als nur der Typ, der dich betrunken zu mir nach Hause gebracht hat."
Hermines Herz klopfte schneller. Es war schwer zu sagen, ob es die Aufregung oder die Verlegenheit war, die sie erfüllte, aber in diesem Moment war sie sich sicher, dass sie Malfoy in einem neuen Licht sah. Ob das gut oder schlecht war, konnte sie noch nicht entscheiden.
Ihre Gedanken rasten, während sie versuchte, sich zu fassen. Draco Malfoy, der einstige Erzfeind, der arrogante Slytherin-Prinz, hatte sie in einer verletzlichen Situation gesehen, sie unterstützt und nun... bot er ihr an, sie weiter durch New York zu führen? Ihr Kopf war ein Wirrwarr aus Gefühlen und Erinnerungen.
Sie konnte die Bilder nicht verdrängen: wie er sie behutsam gestützt hatte, als sie schwankte, wie er mit überraschender Geduld gewartet hatte, bis sie beide endlich in seiner Wohnung angekommen waren. Als er Schlüssel gefunden hatte, und sie mit einem sachten Lächeln verabschiedet hatte, bevor sie in seinem Bett eingeschlafen war. Diese kleinen Gesten waren so untypisch für den Malfoy, den sie zu kennen geglaubt hatte.
Und was genau hatte er mit „einer anderen Seite" gemeint? Konnte es sein, dass sich Malfoy verändert hatte, dass er tatsächlich ein Mensch mit Tiefgang und Mitgefühl war? Ihre Gedanken sprangen von einem Punkt zum nächsten, während sie versuchte, die vielen Widersprüche in ihrem Kopf zu ordnen.
Vielleicht sollte sie ihm tatsächlich eine Chance geben. Die Vorstellung, dass Menschen sich ändern können, dass sogar ein Draco Malfoy sich ändern konnte, war sowohl beängstigend als auch faszinierend.
Doch dann kam die Erinnerung an all die verletzenden Worte, die hämischen Blicke und die kalten Streiche, die er und seine Freunde ihr in Hogwarts angetan hatten. Konnte sie das wirklich vergessen? Konnte sie ihm wirklich trauen?
Während sie nachdachte, sah sie kurz auf und begegnete erneut seinem Blick. Da war eine Wärme in seinen Augen, die sie irritierte. Es war, als ob er ihre inneren Kämpfe nachvollziehen konnte, als ob er verstand, was in ihr vorging.
„Ich...", begann sie zögernd, unsicher, was sie sagen sollte. Ihre Stimme klang schwach, doch sie zwang sich, fortzufahren. „Ich weiß nicht. Es ist nicht so einfach, all das zu vergessen.
Er nickte, als hätte er nichts anderes erwartet. „Ich verlange auch nicht, dass du alles vergisst, Granger. Nur, dass du mir eine Chance gibst, dir zu zeigen, dass ich mich geändert habe. Dass wir uns beide geändert haben."
Hermione spürte, wie sich etwas in ihr löste. Vielleicht war es die Anspannung, vielleicht war es die Erkenntnis, dass sie nicht mehr dieselbe war wie damals in Hogwarts. Sie war jetzt eine starke, unabhängige Frau, die in der Lage war, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.
„Vielleicht" sagte sie schließlich und sah ihm fest in die Augen. „Vielleicht gebe ich dir diese Chance. Aber nur vielleicht."
Ein sanftes Lächeln huschte über Malfoys Gesicht. „Das ist mehr, als ich erwartet habe. Und mehr, als ich verdienen könnte.
Hermine lächelte schwach zurück. Es war ein kleiner Schritt, aber vielleicht war es der Beginn von etwas Neuem, etwas Unerwartetem.
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„Also, ihr zwei... ich hoffe, ihr habt euch noch nicht die Köpfe eingeschlagen, denn Luna und ich haben da eine brillante Idee," verkündete Theo nach einer Weile grinsend, als sie sich bereits angeregt unterhalten hatte.
Die Bar war mittlerweile geschlossen, und die restlichen Gäste hatten das Lokal verlassen. Theo und Luna hatten es sich nicht nehmen lassen, den Abend auf eine besondere Weise ausklingen zu lassen.
„Was habt ihr vor?" fragte Draco skeptisch, während er seinen Blick von Hermine abwandte und Theo ansah.
Luna strahlte wie immer geheimnisvoll und hielt eine Flasche Feuerwhisky hoch. „Wir dachten, ein kleines Trinkspiel könnte lustig sein. Eine Art ‚Wahrheit oder Pflicht', aber auf Slytherin-Art."
Hermine hob eine Augenbraue, ein amüsiertes Lächeln auf ihren Lippen. „Und was genau bedeutet ‚auf Slytherin-Art'?"
Theo lachte, stand auf und zündete ein paar Kerzen an, die auf einem niedrigen Tisch in der Ecke standen. „Das bedeutet, dass es keine Regeln gibt außer einer: Sei ehrlich oder trink."
Hermine konnte ein kleines Kichern nicht unterdrücken. „Das klingt gefährlich."
„Gefährlich und aufregend," erwiderte Theo mit einem Augenzwinkern. „Los, macht es euch bequem."
Die vier setzten sich auf die gemütlichen Ledersofas in der Ecke, umgeben von Kerzenlicht, das eine warme und intime Atmosphäre schuf. Theo goss großzügig den Feuerwhisky in vier kleinen Gläser und reichte sie herum.
Hermines Blick glitt kurz zu Draco, und sie zögerte, das Glas in die Hand zu nehmen. Sie fühlte sich unwohl, Alkohol zu trinken, besonders in Dracos Gegenwart. Was sie alles dem gestrigen Abend zu verdanken hatte.
Theo bemerkte ihr Zögern und fragte besorgt: „Alles in Ordnung, Granger?"
Bevor Hermine antworten konnte, sprang Draco ein. „Granger hat bis jetzt nur keine guten Erfahrungen mit Alkohol gemacht." Seine Stimme klang fast fürsorglich, was Hermine überraschte und ihr Herz ein wenig schneller schlagen ließ. Außerdem musste sie grinsen, als sie in Theos ratloses Gesicht blickte und Draco ihm einen Blick zuwarf, der sowie wie ‚Vergiss es man', sagte, zuwarf.
Theo nickte verständnisvoll und lächelte. „Kein Problem. Du musst nicht mitspielen, wenn du nicht willst."
Hermine atmete erleichtert auf, schätzte die Rücksichtnahme der beiden Männer. Andererseits wollte sie diesen Abend nicht verderben, vor allem nicht, wenn Luna eindeutige Fortschritte mit Theo machte. „Danke. Das weiß ich zu schätzen. Aber...ich denke ich wage es."
Draco grinste und hob sein Glas. „Nun, dann lass uns Spaß haben. Theo, fang an."
Theo nahm sein Glas und lehnte sich zurück, sein Blick wanderte zwischen den drei anderen hin und her. „In Ordnung. Luna, Wahrheit oder Pflicht?"
Luna lächelte verträumt. „Wahrheit."
„Hast du schon mal etwas getan, was absolut gegen die Regeln war," fragte Theo, seine Augen funkelten im Kerzenschein.
Luna kicherte und schien keine Sekunde nachzudenken. „Ähm ich bin damals in Hogwarts ins Gewächshaus geschlichen, um für Neville eine Pflanze zu stehlen."
Draco lächelte auf. „Das ist alles? Ich hatte mehr erwartet."
Luna drehte sich zu ihrer Freundin. „Hermine, Wahrheit oder Pflicht?"
Die Gryffindor zögerte, bevor sie antwortete. „Wahrheit."Pflicht
„Was war das Peinlichste, das dir je passiert ist?" fragte Luna mit einem schelmischen Grinsen.
Hermine biss sich auf die Lippe und errötete leicht. „Nun, da gibt es viele Momente... aber wahrscheinlich war es, als ich in der vierten Klasse vor der gesamten Schule die Treppen zum Winterball hinabgestiegen bin. Das war mir etwas unangenehm...ehrlich gesagt."
Draco schenken ihr ein ungläubiges Gesicht: „Das war dir peinlich? Du warst...Es sah nicht danach aus."
Alle lachten daraufhin herzlich, und Hermine konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Theo hob sein Glas und prostete Hermine zu. „Gut, Granger, jetzt bist du dran."
Hermine überlegte kurz, dann drehte sie sich zu Draco. „Draco, Wahrheit oder Pflicht?"
Draco lehnte sich zurück, sein Blick herausfordernd. „Pflicht."
Hermine grinste. „Trinke ein Glas Whiskey, ohne deine Hände zu benutzen."
Draco hob eine Augenbraue, setzte sein Glas ab und stand auf. „Na schön, wenn du das willst, Granger."
Er begann, seine Hände hinter dem Rücken zu verschränken und beugte sich langsam über das Glas. Mit einem schiefen Grinsen auf den Lippen versuchte er, das Glas mit seinen Zähnen zu umfassen, während er gleichzeitig darauf achtete, keinen Tropfen zu verschütten. Der Rest der Gruppe schaute gebannt zu, einige kicherten leise, als Draco sein Bestes gab.
Schließlich schaffte er es, das Glas sicher mit den Zähnen zu fassen und hob es vorsichtig an. Langsam und bedacht, um das Glas nicht fallen zu lassen, neigte er den Kopf zurück und ließ den Whiskey in seinen Mund fließen. Mit einem triumphierenden Funkeln in den Augen und einem kräftigen Schluck schaffte er es, das Glas zu leeren.
Nachdem er das leere Glas wieder abgestellt hatte, richtete Draco sich auf und blickte mit einem selbstzufriedenen Grinsen in die Runde. „Na zufrieden, Granger?" fragte er, während er die verschmitzten Blicke der anderen erwiderte
„Äußerst zufrieden", teilte die Gryffindor ihm mit.
„Na los Dray, stell die nächste Frage", drängte Theo.
„Also schön...Theo, Wovon träumst du, wenn du nachts schlafen gehst?"
Theo schluckte schwer und vermied es immer noch, direkt in die Augen zu schauen. Er rutschte noch unruhiger auf seinem Stuhl herum, bevor er sich unsicher durch die Haare strich, was seine sonst so stets kontrollierte Maske bröckeln ließ.
Fast automatisch hob er das Glas an seine Lippen, nahm einen Schluck.
Theodore spürte die Blicke seiner Freunde auf sich und bemerkte das Grinsen, das sich auf ihren Gesichtern abzeichnete. Ein kurzer Seitenblick zu Hermine verriet ihm, dass auch sie ihn aufmerksam beobachtete, während er es vorzog diese Frage nicht zu beantworten.
Da er die Frage nicht direkt beantwortet hatte, stellte er sein Glas ab und versuchte, sich zu sammeln. „Okay, da Dray gerade beschlossen hat, hier etwas einzuheizen..." begann er, und sein Blick wanderte charmant zu Hermine. „Wahrheit oder Pflicht, Granger."
Hermine wog ihre Optionen ab, während sie kurz nachdachte. Tendenziell bevorzugte sie Wahrheit, denn Pflichten konnten manchmal zu peinlich oder riskant sein. Besonders in dieser lockeren Runde mit den Slytherins.
Nach kurzem Überlegen antwortete sie schließlich erneut: „Wahrheit."
Ein selbstbewusstes Lächeln spielte um ihre Lippen, während sie darauf wartete, welche Frage ihr Theodore Nott stellen würde.
„Wen aus dieser Runde findest du am attraktivsten."
Hermine spürte, wie ihre Wangen leicht erwärmten, als sie die Frage hörte. Ein Augenblick der Verblüffung überkam sie, gefolgt von Unsicherheit darüber, wie sie darauf reagieren sollte. Sie blickte kurz zu Nott, der neben Malfoy saß und die Frage gestellt hatte. Sein Blick war ruhig und erwartungsvoll, während er sie herausfordernd ansah.
Klar könnte sie trinken, um die Frage zu umgehen. Sie wollte allerdings auf kein Fall trinken. Denn immer, wenn sie das halb volle Whiskeyglas vor sich auch nur ansah, beschlich ihr die unheimliche Erinnerung an den gestrigen Abend. Sie atmete tief durch und sammelte ihre Gedanken. Ein selbstbewusstes Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie schließlich ganz leise antwortete: „Malfoy." Sie sah den Boden, der just in diesem Moment eindeutig die bessere Wahl war, anstatt in Malfoys sturmgraue Augen zu blicken.
Merlin. Sie hatte gerade gestanden, dass sie Draco Malfoy attraktiv fand.
Die Spannung im Raum war fast greifbar. Draco hob langsam eine Augenbraue, seine grauen Augen fixierten sie, während ein amüsiertes, fast triumphierendes Lächeln seine Lippen umspielte. „Interessant," sagte der Slytherin schließlich mit einer leichten Neigung des Kopfes.
Theo grinste breit und prostete Hermine zu. „Das war mutig, Granger. Respekt."
Luna, die die Situation mit einem verträumten Lächeln beobachtete, zwinkerte Hermine zu. „Ich wusste es!"
Hermine fühlte, wie ihre Wangen weiter erröteten, doch sie erwiderte Lunas Lächeln tapfer. Sie versuchte, ihre Nervosität zu überspielen und spielte mit einer ihrer Haarsträhnen. „Nun, Granger, du bist dran", sagte Malfoy dann zu ihr.
Hermine lehnte sich zurück und nahm einen weiteren Schluck Whiskey. „Wahrheit oder Pflicht, Nott?"
Theo schmunzelte. „Wahrheit."
Sie überlegte kurz, dann sagte sie: „Was ist das größte Geheimnis, das du bisher niemandem erzählt hast?"
Theo zögerte, sein Blick wurde nachdenklich. Er schien mit sich selbst zu ringen, bevor er leise sprach: „Es gibt etwas, das ich nie jemandem erzählt habe... Ich habe London wegen meinen Eltern verlassen. Hab ihnen nie wirklich verziehen, dass sie mich in die Todesesser-Sache hineingezogen haben."
Die Gruppe wurde still, und eine bedrückende Atmosphäre legte sich über sie. Hermine spürte den Schmerz in Theos Stimme und sah, wie er sich unwohl auf seinem Platz bewegte.
Luna ergriff das Wort und legte eine Hand auf Theos Arm. „Danke, dass du das mit uns geteilt hast, Theo."
Theo lächelte dankbar und schien sich ein wenig zu entspannen. „Danke, Luna"
Um die Stimmung zu heben, entschied sich Luna, weiterzumachen. „Okay Theo...ich nehme Pflicht."
„Was...aber du weißt ja gar nicht, ob ich dich nehmen wollte."
„Das wolltest du aber, oder", fragte die Ravenclaw provokativ.
Der Slytherin überlegte einen Moment und grinste dann verschmitzt. „Ich fordere dich heraus, mir einen Kuss auf die Wange zu geben."
Draco hob eine Augenbraue, als er Luna ansah, dann wanderte sein Blick zu seinem Freund. „Na schön," erwiderte Luna und stand auf. Sie ging langsam auf Nott zu, der selbstsicher grinste.
Dann stellte sich Luna langsam auf die Zehenspitzen, bevor sie sanft ihre Lippen auf seine Wange drückte. Die Berührung war kurz, doch sie hinterließ ein warmes Kribbeln auf ihrer Haut.
Als Theo sich zurückzog, konnte Luna nicht anders, als ihn anzusehen. Ein unbestimmtes Gefühl breitete sich in ihr aus, und sie bemerkte, dass auch er einen Moment lang verwirrt wirkte, bevor er sich wieder setzte.
Draco, der die Situation aufmerksam beobachtet hatte, antwortete: „Das kam unerwartet Lovegood."
Die Ravenclaw, die versuchte, ihre Fassung zu bewahren, nickte leicht. „Ich...danke," flüsterte sie leise.
Draco nickte nur und nahm einen weiteren Schluck Whiskey, bevor er seinen Blick zu Hermine schweifen ließ, die nun vor sich hin schmunzelte.
Die vier setzten ihr Spiel fort, und die anfängliche Anspannung wich allmählich einer vertrauten Vertrautheit. Trotz der Herausforderungen und der Vergangenheit schien es, als ob sie an diesem Abend einen Schritt aufeinander zugemacht hatten – ein Schritt hin zu einer ungewöhnlichen, aber echten Verbundenheit.
tbc...
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