Kapitel 29: Verräter in unseren Reihen
Kapitel 29:
Verräter in unseren Reihen
~*~
„Öffne die verdammte Tür, Parkinson!"
Seine Stimme war schneidend und ließ keinen Raum für Widerrede. Er stand vor der Tür eines kleinen, unscheinbaren Apartments in einer Seitengasse, die nach abgestandener Luft und feuchtem Stein roch. Er hob die Hand, zögerte kurz, bevor er gegen die Tür pochte. Keine Antwort. Seine Geduld war nie seine Stärke gewesen, und er klopfte erneut, härter diesmal.
Die schwere, hölzerne Tür vor ihm blieb jedoch unbewegt. Er knirschte mit den Zähnen.
Einige Sekunden vergingen, dann hörte er Schritte von der anderen Seite. Die Wohnungstür öffnete sich einen Spalt, gerade so weit, dass ein Paar kalter, graugrüner Augen hervorsah- so
schmal und abweisend, wie die einer Katze, die nicht gestreichelt werden wollten.
„Was willst du, Malfoy?" Pansys Stimme war genauso scharf wie sein Ton, aber sie zischte wie eine Schlange, die gerade gestört wurde.
„Wir müssen reden." Er starrte sie eindringlich an. „Und zwar jetzt."
Die Slytherin seufzte theatralisch, bevor sie die Tür widerwillig öffnete und zur Seite trat. „Rein mit dir. Aber halt es kurz, ich habe keine Zeit für deine Spielchen."
Der Raum, in den er trat, war klein und karg. Nichts erinnerte an die glamourösen Slytherin-Jahre, die sie beide einmal geteilt hatten. Ein abgewetztes Sofa, ein schiefer Tisch, ein paar zerlesene Bücher auf dem Boden. Er hob eine Augenbraue.
Er schloss die Tür mit einem knappen Geräusch hinter sich. Es war offensichtlich ein scharfer Kontrast zu dem Luxus, den sie beide aus ihrer Kindheit gewohnt waren.
„Nett hier", bemerkte er trocken, sein Blick über die abgenutzten Möbel und die spärliche Beleuchtung wandernd.
Pansy funkelte ihn an. „Spar dir die Kommentare, Draco. Du bist nicht hier, um meine Inneneinrichtung zu bewerten."
Er drehte sich zu ihr um, ein leichtes Lächeln auf den Lippen, das jedoch nicht seine Augen erreichte. „Nein, das bin ich nicht."
„Also...Du bist wieder in England?" Sie verschränkte die Arme vor der Brust und fixierte ihn mit einem genervten Blick. „Was ist so wichtig, dass du hier aufkreuzen musst?"
Der Slytherin drehte sich zu ihr um, seine Haltung war angespannt, und seine grauen Augen funkelten kalt. „Ich habe etwas erfahren. Ich dachte, ich komme direkt zu dir, bevor ich voreilige Schlüsse ziehe."
Pansy zog eine Augenbraue hoch. „Oh, das klingt ja spannend. Bitte, erleuchte mich."
Er schritt langsam durch den Raum, ließ seinen Blick über die spärlichen Möbel gleiten, bevor er wieder zu ihr sah. „Weißt du, was ich am meisten hasse, Pansy? Verrat."
Ihre Augen verengten sich, und ihre Stimme war ein gefährliches Flüstern. „Du bist hier, um mich eine Verräterin zu nennen? Hast du den Verstand verloren?"
„Vielleicht." Der Zauberer schloss die Distanz zwischen ihnen, bis er direkt vor ihr stand. „Vielleicht habe ich auch nur das Glück, jemanden wie dich besser zu kennen, als du glaubst. Also lass mich das klarstellen: Ich weiß, dass du der Insider bist, der Informationen an die verbleibende Todesserbewegung weitergibt."
Die Parkinson zuckte zusammen, doch sie fing sich schnell, setzte eine Maske aus Stolz und Abwehr auf. „Du hast keine Ahnung, wovon du redest."
„Ach, wirklich?" Dracos Stimme war eiskalt. „Man hat dich mehrfach in der Nähe der Nokturngasse gesehen. Dein Name taucht in Berichten auf. Und plötzlich stimmen Informationen, die nur ein paar Leute wissen konnten, mit den Plänen der Todesser überein."
Sie schnaubte, ihre Hände zu Fäusten geballt. „Das beweist gar nichts."
„Vielleicht nicht." Er trat noch einen Schritt näher, seine Stimme ein gefährliches Flüstern. „Aber es macht dich verdammt verdächtig. Und wenn du nicht willst, dass wir das hier auf die harte Tour klären, dann erklär mir lieber, warum du es getan hast."
Pansy funkelte ihn an, ihre Lippen zitterten vor unterdrückter Wut – oder war es Angst? Schließlich brach sie das Schweigen.
„Als würde dich das wirklich interessieren."
„Natürlich interessiert es mich", entgegnete er kühl. „Ich will wissen, was dich dazu gebracht hat, Informationen an die falschen Leute weiterzugeben. Komm schon, du bist nicht dumm Pans. War es Geld? Angst? Oder einfach nur Langeweile?"
Ihre Stimme war leise, doch sie bebte vor Emotionen. „Warum sollte ich dir überhaupt irgendetwas erklären?"
Er hielt ihrem Blick stand, ließ sich nicht von ihrer Bitterkeit einschüchtern. „Weil ich wissen will, ob es einen verdammten Grund gibt, warum du uns alle in Gefahr bringst."
„Einen Grund...oh ja den habe ich. Du willst es also wissen, du der mir jahrelang zu verstehen gegeben hat, dass ich nur ein Mittel zum Zweck bin? Dass ich nichts weiter als eine Schachfigur in deinem Spiel war?"
Der Malfoy blieb ruhig, ließ sie reden, obwohl ihre Worte wie kleine Messerstiche wirkten.
„Weißt du, wie es ist, jemanden aus ganzem Herzen zu lieben?" Ihre Stimme war plötzlich leiser, brüchiger. „Wirklich zu lieben, Draco?"
Er runzelte die Stirn, überrascht von der plötzlichen Wendung. „Was hat das hiermit zu tun?"
Pansy wandte den Blick ab, als würde sie sich für das schämen, was sie sagen musste. „Ich habe es für Blaise getan."
Er starrte sie an, als hätte sie ihn gerade geohrfeigt. „Blaise? Das ist doch wohl ein Witz."
„Nein", zischte sie und funkelte ihn an. „Ich würde für ihn töten, Draco. Verstehst du das? Ich habe es getan, damit sie ihn in Ruhe lassen. Nachdem sein Vater in Askaban gelandet ist, wollten sie, dass er die Todesserbewegung unterstützt. Sie hätten nie aufgehört, ihn zu verfolgen, wenn ich nichts gesagt hätte."
Draco stand da, unfähig zu sprechen. Für einen Moment war er überwältigt – von ihren Worten, von ihrer verzweifelten Wahrheit.
„Du hast also aus Liebe gehandelt", merkte er schließlich an, seine Stimme weniger scharf, fast... nachdenklich. „Und du hast Informationen verraten, um ihn zu schützen."
Die Slytherin nickte, und ihre Augen glänzten. „Ja, Draco. Aus Liebe. Aber was weißt du schon davon?"
Er schwieg lange, bevor er sich schließlich abwandte, seine Gedanken rasend. Pansy Parkinson hatte ihn überrascht – auf eine Weise, die ihn zutiefst verstörte. Und zum ersten Mal seit langer Zeit wusste er nicht, was er als Nächstes tun sollte.
Draco verschränkte die Arme und musterte sie. „Komm schon, Pans. Seit wann geht das mit dir und Blaise?"
Pansy hob das Kinn, als wolle sie ihre Verletzlichkeit hinter einer Fassade aus Stolz verbergen. „Lange genug, um zu wissen, dass er mir wichtiger ist als alles andere. Und bevor du fragst, ja, er weiß, was ich getan habe. Er hat es nicht gutgeheißen, aber er versteht es."
Draco betrachtete sie schweigend, sein Gesichtsausdruck undurchdringlich. „Du hast also alles riskiert, weil du dachtest, das sei der einzige Weg, ihn zu retten?"
„Ich hatte keine Wahl!" „Ich habe keine Familie außer ihm.. nach...nachdem meine Eltern mich enterbt hatten, weil ich ihre Ansichten nach dem Krieg nicht unterstützte, blieb mir nur er. Er sollte nicht für die Fehler seines Vaters in ihren Kreisen verkehren. Salazar, gerade du , solltest das verstehen Draco." Ihre Stimme brach, und sie fuhr sich mit einer zittrigen Hand durch das dunkle Haar. „Du kennst die Todesser. Sie lassen nie locker. Blaise hätte keine Ruhe gefunden, hätte ich nicht gehandelt. Sein Name war ein Ziel, seine Verbindung zu seinem Vater ein Fluch. Also habe ich getan, was getan werden musste."
„Und dabei hast du ihnen verraten, dass wir ihnen auf der Spur sind... dank deines Postens im Ministerium".
„In der Abteilung für magische Transportwesen- noch eine Sache die du nicht weißt...als der Antrag reinkam, dass ihr einreisen wollt...war ich...besorgt und neugierig. Weil ich nicht verstand, wieso du so dumm wärst, hierher zurückzukommen. Nach all dem, was du erlebt hattest...na ja, jedenfalls kam die Information durch und ich begann mich zu fragen, was der Grund für eure Anreise war. Ich wolle, dass es die Reformation der Todesser ist...dass ihr sie endlich zur Strecke bringt. Einige Tage später, bekam ich zufällig ein Gespräch zwischen Kingsley und einem Auror mit...und dem Rest kannst du dir denken, nehme ich an?"
Seine Stimme war kalt als er antwortete, aber es lag auch ein Hauch von Verständnis darin, so verborgen wie ein Messer unter einem Mantel. „Hast du jemals darüber nachgedacht, dass es andere Wege gegeben hätte? Dass du zu mir hättest kommen können? Zu uns?"
Pansy lachte bitter. „Zu dir? Zu Potter und deiner neuen kleinen Heldentruppe? Du hilfst ihnen doch, oder nicht? Glaubst du wirklich, ich hätte bei euch Hilfe gefunden? Das hier ist nicht Hogwarts, Draco. Das ist die Realität. Und in der Realität kümmert sich jeder um seinen eigenen Dreck."
Der Slytherin trat einen Schritt näher, seine grauen Augen fixierten ihre. „Das ist eine billige Ausrede, Parkinson. Aber ich gebe zu, es klingt nach dir."
Die Hexe funkelte ihn an, doch sie wirkte nicht mehr so furchtlos wie zuvor. „Du hast keine Ahnung, was ich durchgemacht habe. Blaise hätte dein Schicksal wiederholt. Und ich konnte das nicht zulassen."
„Und was glaubst du, was jetzt passiert, Pansy?" Seine Stimme war leiser, aber nicht weniger bedrohlich. „Du steckst tiefer drin, als du denkst. Es wird nicht einfach verschwinden. Diese Leute werden dich nicht in Ruhe lassen, nur weil du sie einmal gefüttert hast. Du hast ein Loch gegraben, aus dem du nicht mehr herauskommst."
Sie sackte auf das abgenutzte Sofa, die Schultern hingen schwer. „Das weiß ich. Glaubst du, ich schlafe nachts ruhig? Glaubst du, ich genieße mein Leben?"
Der Zauberer ließ sich in einen wackeligen Sessel sinken und stützte die Ellbogen auf die Knie, seine Hände ineinander verschränkt. „Ich verstehe, warum du es getan hast. Aber was ich nicht verstehe, ist, warum du nicht früher die Wahrheit gesagt hast. Du weißt, dass wir in der Lage gewesen wären, Blaise zu schützen. Du hättest dich nicht allein aufopfern müssen."
„Vielleicht." Pansys Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Aber ich habe gelernt, dass Slytherins nur sich selbst vertrauen können. Und ich habe dir schon einmal vertraut, Draco. Es hat nicht gut geendet."
Malfoy starrte sie lange an, bevor er sich zurücklehnte und tief durchatmete. „Das mag sein, Parkinson. Aber jetzt sitzen wir hier. Was zwischen mir und dir feschen ist, war Kinderkram. Du wusstest, ich wollte nichts Festes von Anfang an. Und jetzt...wenn du nicht willst, dass alles, was du zu retten versucht hast, auseinanderbricht, dann solltest du anfangen, mit mir zusammenzuarbeiten."
Die Slytherin hob den Blick, ihre Augen voller Misstrauen und einer Spur Hoffnung. „Was schlägst du vor?"
Ein schiefes Lächeln schlich sich auf Dracos Gesicht, doch es erreichte seine Augen nicht. „Ich schlage vor, dass wir diese verdammte Schachpartie gewinnen. Zusammen. Und glaub mir, ich spiele immer, um zu gewinnen."
„Charmant...also habt...habt ihr sie aufhalten können. Bitte Draco...ich hoffe doch, dass..."
„Ich weiß nicht, wie es um die anderen Länder steht, aber London ist sauber", erwiderte Malfoy kühl, sein Ton nüchtern. „Möglicherweise treiben sich noch kleinere Ausreißer herum, aber sie stellen keine Bedrohung dar."
Die Parkinson ließ erleichtert Luft entweichen, ihre Hände verkrampft ineinander verschlungen. Ihre Haltung wirkte, als hätte die Last der letzten Wochen und Monate sie beinahe zerbrochen. „Das hoffe ich... Ich hoffe wirklich, dass es vorbei ist. Du hast keine Ahnung, wie..."
Er unterbrach sie mit einer erhobenen Hand. „Spar dir die sentimentalen Anflüge, Pans." Seine Stimme war schneidend, doch seine Augen musterten sie aufmerksam.
Sie funkelte ihn an, doch die Schärfe in ihrem Blick war mehr Verteidigungsmechanismus als echte Wut. „Salazar bewahre, dass wir wieder anfangen, etwas höflicher zueinander zu sein."
Er ignorierte ihren sarkastischen Ton und fuhr fort: „Du hast uns mit deinem kleinen Verrat in eine verdammt schwierige Lage gebracht. Aber jetzt kannst du etwas gutmachen. Wenn du tatsächlich aus Liebe gehandelt hast – und glaub mir, das fällt mir immer noch schwer zu glauben –, dann wirst du beweisen, dass du auf unserer Seite stehst."
„Wie?" Ihre Stimme klang brüchig, als sie den Blick hob. „Was soll ich tun?"
Draco lehnte sich gegen die Wand, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte sie kühl. „Du wirst du jede einzelne Information, die du den Todessern gegeben hast, auflisten. Alles was du gehört oder gesehen hast...ob du willst oder nicht."
„Ich habe ihnen nur verraten, dass ihr ihnen auf den Fersen seid...dass ihr das Haus in Yorkshire durchsuchen wolltet...sodass sie das Ihre retten konnten."
„Du meinst wohl, alles Abfackeln."
Sagte er leise: „Was für Pläne waren das?"
„Keine Ahnung, ich war keine von ihnen Draco!"
„Das kann ich dir nicht so einfach glauben...nicht nach diesem Verrat...aber weißt du was...egal, was für Pläne das waren, es ist jetzt nicht mehr von Bedeutung."
Sie zögerte, ihre Finger gruben sich in den Stoff ihrer Hose, während sie ihm ins Gesicht sah. „Und was ist mit Blaise? Was passiert mit ihm?"
„Blaise ist nicht mein Problem", entgegnete Draco kalt.
Er hatte ihn schließlich nicht verraten
„Mein Problem bist du. Aber wenn du deinen Teil dazu beiträgst, den Schaden, den du angerichtet hast, zu beheben, werde ich dafür sorgen, dass er nichts von unserem kleinen Treffen erfährt. Solange du keinen weiteren Mist baust, bleibt er sauber."
Pansy schluckte schwer, ihre Augen flackerten zwischen Wut und Resignation hin und her. Schließlich nickte sie. „Gut. Aber das mache ich nicht für dich, Draco. Ich mache es für ihn."
„Das war mir klar." Draco stieß sich von der Wand ab, griff nach seinem Mantel und wandte sich zur Tür. „Ich erwarte bis morgen früh einen vollständigen Bericht. Enttäusch mich nicht, Pans."
„Draco." Ihre Stimme hielt ihn auf, als er gerade die Tür öffnen wollte.
Er drehte sich halb zu ihr um, eine Augenbraue fragend hochgezogen.
„Ich bin froh, dich wiederzusehen."
Der Malfoy nickte: „Ich auch, ich auch Pans."
Er wolle sich dem Gehen zuwenden, da rief sie ihm ein letzes Mal noch nach:
„Warte kurz, ich hab gesagt, dass ich Blaise von ganzem Herzen zu liebe", erwähnte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Weißt du es denn?"
Wie es ist jemanden zu lieben.
Wollte sie damit andeuten.
Er hielt ihrem Blick für einen Moment stand, dann gab er ihr die Antwort, auf die sie offensichtlich so sehr brannte:
„Ja...jetzt schon."
~*~
Ein paar Stunden später, saßen Hermine, Harry und Draco versammelt im Büro von Kingsley Shacklebold. Das Büro war in ein schummriges Licht getaucht. Der Minister saß hinter seinem schweren, hölzernen Schreibtisch, während Hermine neben Draco und Harry Platz genommen hatte. Ihr Blick war angespannt, während der Zauberer scheinbar lässig in seinem Stuhl lehnte, auch wenn die Anspannung in seinem Kiefer deutlich sichtbar war.
Kingsley sah müde aus, doch seine Haltung verriet, dass er mit eiserner Entschlossenheit handelte. Er lehnte sich leicht vor, die Fingerspitzen aneinandergelegt, und begann ohne Umschweife.
„Wir haben die Ergebnisse der Verhörungen," begann er mit seiner tiefen, resonanten Stimme. „Und es sieht düster aus. Die Überreste der Todesserbewegung haben versucht, wie wir vermutet hatten, sich mit anderen Gruppierungen aus verschiedenen Ländern zu verbrüdern. Sie nennen es ‚Die Große Konsolidierung'."
Hermine zog die Stirn kraus. „Was soll das bedeuten? Eine Art internationaler Zusammenschluss der Dunklen Künste?"
Kingsley nickte. „Genau das. Die Idee ist, dass diese Gruppierungen ihre Kräfte bündeln, um nicht nur Großbritannien, sondern auch andere magische Regierungen zu untergraben. Island scheint dabei eine zentrale Rolle zu spielen. Es gibt Berichte über sogenannte ‚Urformen' – uralte magische Gegenstände oder Rituale, die angeblich in Island noch existieren und von denen die Todesser glauben, dass sie sie nutzen könnten."
Draco schnaubte leise. „Urformen. Klingt, als würden sie versuchen, Geschichten aus den Märchen von Beedel dem Barden wahr werden zu lassen."
Der Minister ließ sich nicht beirren. „Mag sein, aber es ist ernst. Unsere Kontakte in Island berichten, dass es dort tatsächlich Hinweise auf mächtige, fast vergessene Magie gibt. Ich habe einige unserer besten Leute dorthin geschickt, um sich ein Bild zu verschaffen. Sollte es notwendig sein, werden wir eingreifen."
„Und die anderen Länder?" fragte Hermine, die sich leicht nach vorne beugte.
„Wir wissen außerdem noch von Gruppen in Deutschland, Amerika, Italien und Russland. Diese Zellen agieren unabhängig voneinander, aber es gibt Hinweise darauf, dass sie alle denselben Anführergruppen folgen – ‚Die Großen Vier'."
Dracos Augen verengten sich. „Die Großen Vier, die die jetzt in Gewahrsam sind, nehme ich doch stark an."
Kingsley griff nach einer Pergamentrolle und entrollte sie sorgfältig „Natürlich...nun anscheinend kamen drei von ihnen aus andern Ländern, flohen allerdings während des Krieges nach Großbritannien,wo sie dann –im Geheimen– Pläne vervollständigten. „Vier Schlüsselfiguren. Jeder von ihnen hat eine lange Geschichte im Umgang mit dunkler Magie und Todesserideologien:
• Anton Gregorov aus Russland. Ein ehemaliger Fluchbrecher, der sich der schwarzen Magie verschrieben hat, nachdem seine Familie während des Krieges ausgelöscht wurde.
• Amilie Williams aus England. Eine brillante Zaubertrankmeisterin, die Gerüchten zufolge einen Weg gefunden hat, den Imperiusfluch auf Tränke zu übertragen.
• Cesare Ferrucci aus Italien. Ein charismatischer Redner, der ganze Gemeinden davon überzeugt hat, dass die Reinblutideologie die einzig wahre ist.
• Solveig Eiríksdóttir aus Island. Eine Hexe, die angeblich direkten Kontakt zu den sogenannten Urformen hat und sie kontrollieren kann."
„Was sind diese Urformen", fragte Harry.
„Im Prinzip alle Fähigkeiten die schwarzmagische Magie enthalten...genauer alle von ihnen, die diese Magie weitergeben können oder auch Bücher, die strengstens Verboten sind."
„Und sie agierten offenbar gezielt. Solveig hat seiner Anhörung die ganze Zeit das selbe Gesagt. Fast sie ein Mantra. Sie lautet: ‚Das Blut hat gesprochen, und der Norden wird euch verschlingen.'"
Draco runzelte die Stirn. „Klingt ein bisschen melodramatisch, wenn ihr mich fragst."
Die Brünette drehte sich zu ihm um, die Stirn in Falten gelegt. „Wenn sie tatsächlich Zugriff auf diese uralten Mächte haben, und wissen wo wie sich befinden....dann haben sie doch bestimmt Ersatzleute...die ihre Mission für sie beenden."
„Nun eigentlich wollte ich mit den erfreulichen Neuigkeiten noch warten, allerdings überrascht mich ihre Intelligenz außerordentlich, Miss Granger."
„Streitkräfte haben den Stützpunkt in Island gefunden. Vor wenigen Stunden. Es war gut getarnt, verborgen durch mächtige Schutzzauber und Illusionen, aber unsere Leute haben es aufgespürt. Sie sind dabei, alles, was schwarzmagisch ist, sicherzustellen und zu neutralisieren."
Harry, der bisher eher schweigend zugehört hatte, lehnte sich nach vorne. „Und was haben sie gefunden? Bücher, Artefakte? Oder schlimmeres?"
„Eine Mischung aus allem", antwortete Kingsley. „Bücher, die seit Jahrhunderten verboten sind. Rituale, die so alt sind, dass die meisten Zauberer und Hexen nicht einmal wissen, dass sie existieren. Und dann gibt es noch die sogenannten Urformen –Gegenstäde und Ähnliches, die sich mit schwarzer Magie verbinden und diese Macht weitergeben können."
Mit dessesn Hilfe die Todesser schwarzmagische Magie praktizieren können.
Hermine schnappte nach Luft. „Sie haben also nicht nur die Theorie. Sie haben die Praxis. Sie wollten diese Kräfte nutzen, um eine neue Welle des Schreckens auszulösen."
Kingsley nickte erneut. „Genau. Und Solveig war der Schlüssel dazu. Sie hat behauptet, die ‚Sprache des Nordens' zu verstehen – das Verständnis von diesen Urformen. Sie nennt es eine Gabe, die nur wenige besitzen."
Draco schnaubte abfällig. „Eine Gabe? Klingt mehr nach Wahnsinn, wenn du ihr mich fragst."
„Das mag sein", erwiderte Kingsley ruhig. „Aber ihr Wahnsinn hat Methode. Solveig hat in ihrer Anhörung immer wieder denselben Satz gesagt, wie ihr bereits wisst: Das Blut hat gesprochen, und der Norden wird euch verschlingen.'"
Hermine runzelte die Stirn und biss sich auf die Unterlippe. „Das Blut hat gesprochen... Das klingt nach einem Blutritual."
„Das war auch unsere Vermutung", bestätigte Kingsley. „Und das macht die Sache noch dringender. Wir müssen sicherstellen, dass keine Reste ihrer Arbeit in Island zurückbleiben. Und vor allem dürfen wir ihre Anhänger nicht unterschätzen. Es gibt keinen Zweifel, dass sie Ersatzleute haben, die ihre Mission fortsetzen könnten."
Draco verschränkte die Arme vor der Brust, seine grauen Augen blitzten kühl. „Ersatzleute oder nicht, wenn euer Trupp dort ist und alles sichert, sollten sie keine Chance mehr haben, oder?"
Kingsley atmete tief ein. „Das hoffen wir. Aber die großen Vier haben eine Anhängerschaft, die nicht nur in Island aktiv ist. Diese Gruppen sind verstreut – und was uns Sorgen macht, ist, dass sie trotz ihrer Isolation so gut koordiniert sind. Es ist kein Zufall, dass wir erst jetzt Zugang zu diesem Stützpunkt bekommen haben."
Harry schüttelte den Kopf, sein Gesicht verfinstert. „Und was ist mit den anderen Ländern? Deutschland, Frankreich zum Beispiel?"
Kingsley zögerte einen Moment, bevor er antwortete. „Unsere Ermittler arbeiten daran. Aber wir wissen, dass sie alle irgendwie miteinander verbunden sind. Wenn wir einen von ihnen zerschlagen, reagieren die anderen. Sie sind gefährlich, weil sie wissen, wie sie sich gegenseitig absichern können."
Hermine lehnte sich zurück und ließ die Worte sacken. „Das ist nicht einfach nur eine Gruppe von Todesser-Anhängern. Das ist eine internationale Bewegung."
Draco sah zu Kingsley, ein gefährliches Lächeln auf seinen Lippen. „Also, Minister, was ist der Plan? Sitzen wir hier herum und diskutieren, oder gibt es etwas Konkretes, das wir tun können?"
Kingsley sah ihn eindringlich an. „Wir arbeiten daran, Malfoy. Abermals jetzt stellen die Anhänger keine Bedrohung dar und werden es auch nicht, ihre Anführer sind geschnappt worden und alleine fehlen ihnen die Mittel."
Malfoy hob eine Augenbraue und lehnte sich zurück, seine Haltung gelassen, doch seine grauen Augen funkelten aufmerksam. „Dann ist das Ganze also endlich vorbei?"
Kingsley nickte, seine Miene war gelöst, doch der Ernst der letzten Wochen lag noch immer schwer auf seinen Schultern. „Ja, Malfoy. Dank eurer Unterstützung konnten wir nicht nur die Bewegung zerschlagen, sondern auch verhindern, dass ihre Pläne weitergeführt werden. Ihr habt alle einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet. Und dafür möchte ich euch danken."
Hermine lächelte erleichtert und Harry nickte, doch Draco zuckte nur mit den Schultern.
„Danken Sie uns nicht, Minister", erwiderte der Slytherin mit einer Spur von Müdigkeit in seiner Stimme. „Ich habe nur getan, was nötig war."
Kingsley fuhr fort. „Ich werde eine offizielle Ehrung ansetzen. Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu erfahren, wer dazu beigetragen hat, dass diese Bedrohung gestoppt wurde. Es ist wichtig, dass ihr dafür die Anerkennung bekommt, die ihr verdient."
Das Gesicht des Malfoy's verhärtete sich, und er schüttelte den Kopf. „Das ist nichts für mich. Es reicht mir, dass die, die Bescheid wissen, es zu schätzen wissen. Die Welt muss meinen Namen nicht hören."
Hermine drehte sich zu ihm um, ein Ausdruck von Entschlossenheit auf ihrem Gesicht. „Draco, das kannst du nicht einfach so abtun. Es geht nicht nur um dich. Wenn die Leute sehen, was du getan hast, wird das helfen, die Vorurteile gegen dich zu zerstreuen. Sie werden endlich sehen, dass du nicht der bist, für den sie dich halten."
Der platinblonde Zauberer sah sie an, seine Lippen zu einem schmalen Lächeln verzogen. „Und warum sollte mich das kümmern, Granger? Ich habe gelernt, dass die Meinung anderer nicht von Dauer ist. Heute sehen sie dich als Held, morgen als Feind. Es reicht mir, dass ich weiß, was ich getan habe."
„Nein, das tut es nicht", erwiderte Hermine mit Nachdruck. „Wenn du willst, dass die Menschen eine andere Seite von dir sehen, musst du sie ihnen zeigen. Du kannst nicht erwarten, dass sie einfach aufhören, Vorurteile zu haben, wenn du ihnen keinen Grund gibst, sie zu hinterfragen."
Der Minister sah zwischen den beiden hin und her, bevor er leise hinzufügte: „Hermine hat nicht ganz unrecht, Malfoy. Deine Geschichte könnte mehr bewirken, als du denkst."
Der Slytherin musterte die beiden, seine Miene nachdenklich, aber abweisend. Schließlich schnaubte er leise und sah zur Seite. „Ich werde darüber nachdenken. Aber erwartet nicht zu viel."
Hermine lächelte triumphierend. „Das ist alles, was ich verlange."
Kingsley nickte zufrieden und erhob sich. „Wir lassen euch wissen, wann die Zeremonie stattfindet. Aber bis dahin – ruht euch aus. Ihr habt es euch verdient."
Während sie das Büro verließen, blieb die Gryffindor einen Moment hinter ihrem Freund stehen. „Ich meine es ernst, Draco. Du hast das Recht, dass die Welt erfährt, was du getan hast. Und ich werde nicht zulassen, dass du dich davor drückst."
Draco warf ihr einen Seitenblick zu, ein schwaches Lächeln auf seinen Lippen. „Du bist wirklich unermüdlich, Granger."
„Und du bist viel zu stur."
Beide gingen schließlich schweigend den Flur hinunter, doch die Erleichterung, dass es nun endlich vorbei sein sollte, dass ein Kapitel endlich abgeschlossen war, begleitete sie noch den ganzen Tag über.
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