Kapitel 25: Unerwartetes Zuvorkommen
Kapitel 25:
Unerwartetes Zuvorkommen
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Der Nebel lag dicht über dem verlassenen Herrenhaus, als der Morgen graue Lichtstrahlen durch die dichten Wolken schickte. Der erste Hauch von Tageslicht war nicht genug, um die kalte, drückende Atmosphäre im Inneren des Gebäudes zu vertreiben. Harry, Draco und Hermine standen inmitten des Chaos, das sie während der letzten, dramatischen Konfrontation hinterlassen hatten. Der Raum roch nach verbranntem Holz und zerplatztem Glas, und der scharfe Duft von Magie hing in der Luft.
Draco war der erste, der sich von der Stille befreite. Mit einem leisen Knacken zog er seine Stiefel aus dem weichen Staub des Bodens und blickte zu Hermine.Der Raum war erfüllt von der flimmernden, unaufhörlichen Energie eines Kampfes, der nicht nur um Leben und Tod ging, sondern auch um alles, was sie je gekannt hatten.
„Das war... zu einfach", sagte der Slytherin leise, fast nachdenklich.
Hermine warf ihm einen scharfen Blick zu. „Ich...weiß". Ein ungutes Gefühl machte sich in ihr breit.
„Aber sie haben uns nicht erwartet. Das war der Fehler."
Die Gryffindor trat näher, ihr Gesicht angespannt und besorgt. „Aber wir brauchen mehr Informationen. Mehr über ihre Pläne, wenn wir hinter diese kommen wollen.Diese Pergamente allein reicht nicht aus."
„Es wird nicht bei diesem einen Plan bleiben", erwiderte der Malfoy, „Sie haben wahrscheinlich mehrere davon, gut versteckt. Aber jetzt, da wir wissen, dass sie in London zuschlagen wollen, ist der Zeitpunkt entscheidend."
„Genau", sagte Hermine. „
„Schnell. Und präzise", fügte sie noch hinzu. „Lasst uns zurück nach London gehen."
Der Moment des Schweigens, der folgte, war tief und nachdenklich. Die drei Zauberer wussten, dass der Kampf, den sie führten, mehr war als nur ein weiterer Angriff gegen die Todesser. Es war der Moment, der über das Schicksal der Zauberwelt entscheiden würde. Doch in der Stille der Ruinen wusste jeder von ihnen, dass sie an einem Wendepunkt standen.
~*~
Am Grimmauldplace 12 war es noch früh am Morgen, und die Dunkelheit der Nacht hatte sich gerade von den letzten Ecken des Hauses zurückgezogen. Harry, Draco und Hermine hatten sich schnell eingerichtet und saßen nun am Küchentisch, der mit Papiere und Berichten bedeckt war. Der Minister für Magie, Kingsley Shacklebolt, hatte bereits seine Anweisungen gegeben und wartete auf die neuesten Informationen.
„Das ist also der Plan", sagte Kingsley, während er das Pergament mit den Namen und Angriffsdaten aufnahm. „Die Todesser bereiten sich auf eine offensive Aktion vor. Sie sind gefährlicher als je zuvor, und sie wissen, wie sie sich verstecken können."
„Aber Sie haben einen Fehler gemacht.", sagte Draco de das Wort ergriff. „Wir wissen, wo was sie vorhaben und das gibt uns die Chance, sie zu stoppen."
„Das Problem", sagte Harry, „ist, dass sie nicht alleine sind. Die neuen Verbündeten, die sie sich suchen, sind unberechenbar. Und wenn wir sie nicht schnell genug auslöschen, könnten sie uns alle überrennen."
„Das bedeutet, dass wir schnell handeln müssen", sagte Kingsley und legte das Pergament mit einem entschlossenen Blick zur Seite.
Hermine nickte. „Natürlich allerdings müssen wir auch strategisch vorgehen, nicht nur wild drauflos kämpfen."
„Und wir müssen vorbereitet sein", fügte Draco hinzu.
Der Zaubereiminister sah von einem zum anderen. „Es wird nicht leicht, aber wir haben keine Wahl. Wir müssen sie jetzt treffen – hart und ohne Rücksicht auf Verluste. Es geht um Menschenleben...Wenn wir sie nicht stoppen, wird der nächste Krieg noch schlimmer als der letzte."
Der Raum war erfüllt von der Schwere der Worte. Alle wussten, was auf dem Spiel stand.
„Also", sagte Harry schließlich, „wie lautet der Plan?"
Kingsley lehnte sich zurück und zog einen weiteren Bericht zu sich heran. „Wir kümmern uns für's erste um die Todesser in London. Ministerien auf der ganzen Welt wurden bereits informiert. Jeder schützt das seine."
„Wenn sie von uns erwarten, dass wir nicht's tun und den Auroren die Arbeit überlassen...", fing der Malfoy Erbe an.
Kingsley grinste schief. „Das habe ich nicht gesagt. Ich würde sagen, ihr habt zwar schon genug beigetragen, Malfoy. Aber ja, ich erwarte von euch allen, dass ihr euch nicht zurückhaltet. Sofern ihr damit einverstanden seit. Jede Hilfe zählt."
„Nun denn...dann erwarte ich euch um 2 Uhr in Yorkshire, wir sollten das ganze Haus durchsuchen...jedes Dokument was dort verborgen sein könnte, ist von Nutzen."
„Schön, aber vergessen sie nicht, dass wir auch zum Kampf bereit sind", erwiderte Malfoy.
„Dessen bin ich mir sehr bewusst, Malfoy. Wie Miss Granger allerdings sagte...wir sollten strategisch vorgehen."
„In Ordnung...wir sehen uns dann in zwei Stunden", fragte Harry.
„Schicken sie notfalls ein bis zwei Autoren mit Potter, man kann nie vorbereitet genug sein", damit wandte sich der Zaubereiminister ab und verabschiedete sich.
~*~
„Das ist wirklich nicht nötig, Ron", sagte die Hexe leise, ihre Stimme ein wenig angespannt. „Ich weiß, wie du bist."
Hermine saß auf einem der gemütlichen Sofas im Fuchsbau, ihre Hände in ihrem Schoß verschränkt, als Ron sich gegenüber auf einem Stuhl niederließ. Die Geräusche des Hauses um sie herum – das Knistern des Feuers, das leise Murmeln von Stimmen aus der Küche – schienen sie nur noch mehr an ihre Unruhe zu erinnern.
Der Rotschopf schürzte die Lippen, seine Augen schauten sie mit einer Mischung aus Entschuldigung und Unsicherheit an. „Doch, es ist nötig. Ich hab' mich benommen wie ein Idiot." Er machte eine kurze Pause, als wüsste er nicht, wie er weitermachen sollte. „Ich weiß, dass du mit Malfoy... zusammen bist, und das... das hat mich einfach aus der Bahn geworfen, okay?"
Die Brünette seufzte und rieb sich die Stirn. „Ich verstehe das, Ron."
„Es war eine Kurzschlussreaktion. Ich weiß, es geht mich schon lange nichts mehr an, aber ich war einfach... enttäuscht."
Die Hexe nickte langsam und sah ihn ruhig an, ohne ihm Vorwürfe zu machen. „Es ist okay, Ron. Ich akzeptiere das. Vergessen wir das ganze einfach."
Ron schaute auf, ein wenig überrascht von ihrer Gelassenheit. „Ja das sollten wir wohl. Aber du weißt hoffentlich, wie Leid es mir tut und auch, dass ich mich da einfach nicht unter Kontrolle habe, vor allem wenn es um IHN geht. Was er dir angetan..."
„Hey, Ron sieh mich an, okay? Das ist Vergangenheit, er hat sich aufrichtig entschuldigt und bereut seine Vergangenheit."
„Tut mir leid...Es ist nur...so schwer vorzustellen, weißt du?"
„Ron...duu kennst mich – ich würde niemals mit jemandem zusammen sein, der mich nicht respektiert."
Der Weasley schüttelte leicht den Kopf, als würde er versuchen, das alles zu begreifen. „Ich weiß, ich weiß. Ich will nur, dass du glücklich bist, aber es... es ist einfach schwer, das zu sehen. Wie du schon sagst, ich kenn' dich, und du bist nicht die, die solche Dinge einfach übersehen würde."
„Das tu ich nicht", erwiderte sie sanft. „Ich hab' mich nicht in die falsche Richtung begeben, und das solltest du auch nicht denken."
Er nickte, aber seine Augen zeigten immer noch eine Spur von Unbehagen. „Ich werde versuchen, das zu akzeptieren. Wirklich. Aber ich kann's dir nicht versprechen, dass dieses komische Gefühl von heute auf morgen einfach weg ist."
„Das erwarte ich nicht", antwortete sie. „Aber ich schätze es, dass du versuchst, dich zu ändern. Das bedeutet mir viel."
Ihr bester Freund wirkte nachdenklich, dann stahl sich ein leichtes Lächeln auf sein Gesicht, wenn auch etwas unsicher. „Ich will nicht, dass das zwischen uns steht. Ich will dich nicht verlieren."
„Das wirst du nicht", erwiderte Hermine bestimmt, ihre Stimme jetzt voller Zuversicht. „Nie."
Der Zauberer atmete aus, als würde ein Teil der Last von seinen Schultern fallen. „Ich werde es versuchen. Es tut mir leid, dass ich dich so unter Druck gesetzt habe.„
Die junge Hexe nickte, das Gefühl einer schweren Last, die zwischen ihnen in der Luft gehangen hatte, löste sich langsam auf. „Danke, Ron. Ich weiß, dass du das nicht leicht findest..."
Der Weasley lächelte, ein ehrliches Lächeln, und Hermine konnte die Erleichterung in seinen Augen sehen. „Gut. Dann lassen wir das hinter uns und sehen nach vorne."
Ron nickte, doch ehe die Gryffindor daraufhin etwas erwidern konnte, wurde ihr Gespräch plötzlich von einem lauten Knall aus der Richtung der Küche unterbrochen. Es folgten hektische Stimmen, das Klappern von Geschirr und eilige Schritte, die durch den Flur hallten. Hermine wandte sich irritiert um, als die Tür zum Wohnzimmer aufgerissen wurde und Harry hereinstürzte, völlig außer Atem. Seine Brille war leicht schief, und seine Wangen waren rot, als hätte er einen langen Sprint hinter sich.
„Harry? Alles in Ordnung?", fragte Hermine besorgt, stand auf und trat einen Schritt auf ihn zu. „Bist du etwa gerannt?"
Der Zauberer nickte hastig, hielt sich die Seite, während er tief durchatmete, aber die Worte kamen nur stockend aus ihm heraus. „Ich... es ist.... jetzt...", brachte er hervor.
„Beruhige dich Harry und sag mir was los ist", forderte Hermine mit Nachdruck.
„Draußen...sofort", erwiderte der Zauberer hastig ohne weiter ins Detail zu gehen. Er warf Ron einen entschuldigenden Blick zu, bevor er wieder zu Hermine schaute. „Es ist wichtig. Komm jetzt, Mione. Sorry, Ron."
Die Brünette sah ihn einen Moment lang mit einem gemischten Ausdruck aus Sorge und Verwirrung an, dann nickte sie rasch. „Okay. Ich komme." Sie wandte sich kurz an Ron. „Es tut mir leid, Ron."
Ron hob abwehrend die Hände. „Was ist denn...." fragte er, in seinem Gesicht spiegelte sich seine eigene Sorge wider.
Hermine folgte Harry ohne zurück auf Ron zu sehen hinaus in den kalten Nachmittag. Der Wind wehte scharf durch die kahlen Äste der Bäume, und sie zog ihren Schal fester um den Hals, als Harry abrupt stehen blieb, sich umdrehte und sie mit einer Mischung aus Entsetzen und Entschlossenheit ansah.
„Alles abgebrannt, Mione", stieß er schließlich aus, seine Stimme zitternd vor Emotion. „Das ganze Haus in Yorkshire... einfach weg. Alle Beweise... sie haben es geahnt. Merlin, nochmal!"
Hermine blieb wie angewurzelt stehen, ihre Augen weiteten sich. „Was?" Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch ihre Gedanken überschlugen sich. „Harry, was meinst du? Alle Beweise? Was ist passiert?"
„Die Dokumente, die Listen, die Namen... alles, was wir gegen die Todesser möglicherweise gefunden hätten...Sie wussten, dass wir nochmals kommen würden. Die, die wir abgeführt haben, mussten es den andern gesteckt haben."
„Nein, das ist nicht möglich. Wie denn?"
Die Hexe war sprachlos. Ihre Gedanken rasten. Wie konnten sie das gewusst haben?
Wie hatten sie die anderen Todesser warnen können? Doch bevor sie etwas sagen konnte, fuhr Harry fort, seine Stimme nun drängender.
„Und das ist noch nicht alles." Er holte tief Luft und fuhr sich durch das zerzauste Haar. „Wir haben Grund zur Annahme, dass heute Abend eine große Versammlung stattfindet – in der Nokturngasse. Heimlich, in einem der Keller unter Burgin & Burkes. Unsere Quellen sind sich nicht hundertprozentig sicher, aber... wenn es stimmt, Mione..."
Hermine schluckte schwer. „Was genau wissen wir?"
„Sie nennen sich die ‚Großen Vier'. Die Anführer der Todesser. Alle an einem Ort, heute Abend. Wenn wir sie dort erwischen können..." Harrys Stimme wurde leiser, aber der Nachdruck darin war unüberhörbar. „Dann könnte alles vorbei sein. Wir könnten sie ein für alle Mal stoppen."
Sie spürte, wie sich ein kalter Schauer über ihren Rücken zog. Die Idee war verlockend, ja, aber auch gefährlich. Sie wusste, dass ein solcher Einsatz alles oder nichts bedeutete – und sie hatten nicht viel Zeit, um zu entscheiden, wie sie vorgehen sollten. „Bist du dir sicher, dass die Informationen zuverlässig sind?"
Harry nickte knapp. „So sicher, wie wir es sein können. Die Quelle ist vertrauenswürdig, ein Insider, aber... wir wissen beide, dass das ein Risiko ist. Aber wenn wir diese Chance verpassen..." Seine Stimme brach ab, doch die Bedeutung war klar.
Die Gryffindor sah ihm in die Augen, dar Schatten des nahen Hauses fiel auf sie. „Wir müssen das durchdenken, Harry. Schnell, aber sorgfältig. Wenn wir das falsch angehen, riskieren wir alles."
„Das weiß ich, aber uns bleibt nicht viel Zeit. Kein Wort zu niemandem... auch nicht zu Ron", drängte Harry, seine Stimme war leise, aber eindringlich. „Wenn sie diesmal auch nur ahnen, dass wir kommen..."
„Das wird nicht passieren", entgegnete Hermine bestimmt. „Draco und ich–"
„Nein, Mione. Sorry, aber wir können ihm nicht mehr vertrauen." Harrys Worte kamen scharf und unerwartet, wie ein Dolch, der direkt auf ihr Herz zielte.
Hermine erstarrte, ihr Gesicht spiegelte pure Fassungslosigkeit wider. „Was? Wie kannst du das sagen?" Ihre Stimme war brüchig, eine Mischung aus Schock und Verletzung. „Harry, bitte. Du glaubst doch nicht etwa, dass Draco–"
„Ich weiß nicht, was ich noch glauben soll!", brachte der Zauberer heraus, seine Worte hastig und voller Emotion. Er trat einen Schritt zurück und fuhr sich mit einer fahrigen Hand durchs Haar, bevor er sie wieder auf sie richtete. „Das Ganze macht mich einfach fertig, Hermine! Jedes Mal, wenn wir denken, wir haben die Oberhand, scheinen sie uns einen Schritt voraus zu sein. Wie kann das sein? Wie?"
Sie schluckte hart, die Verletzung in ihrer Brust wuchs. „Draco hat uns nicht verraten, Harry. Er ist nicht der Feind."
Doch Harry schüttelte vehement den Kopf, seine Augen suchten hektisch den Boden, als hätte er Angst, ihren Blick zu erwidern. „Das weißt du nicht. Niemand weiß das. Du glaubst es, weil du... weil du ihn liebst. Aber was, wenn du falsch liegst? Was, wenn–" Seine Stimme brach, und er schluckte schwer, bevor er weitersprach, nun leiser. „Wir müssen sie aufhalten, bevor noch mehr passiert."
Die Panik in seinen Augen ließ Hermines Herz schwer werden. Sie kannte diesen Ausdruck – diese Mischung aus Angst, Wut und Überforderung. Er hatte ihn oft nach der Schlacht von Hogwarts getragen, als die Narben des Krieges noch frisch waren. Und auch wenn er sich in den letzten Jahren bemüht hatte, weiterzumachen, wusste sie, dass er immer noch unter den Schatten seiner Vergangenheit litt.
Hermine erinnerte sich daran, wie sie ihn damals eines Abends völlig aufgelöst in Grimmauldplace gefunden hatte, die Hände zitternd, die Augen leer. Er hatte nicht darüber sprechen können, aber sie hatte gewusst, dass die Erinnerungen ihn überwältigt hatten.
Er hatte unter posttraumatischen Belastungsstörungen nach dem Krieg gelitten. Das war kein Geheimnis gewesen. Und auch keine Seltenheit. Nach all dem was er erlebt hatte.... Aber es ging ihm besser. Er war deswegen in therapeutischer Behandlung gewesen, schon bevor sie nach New York gegangen war.
Seitdem war viel Zeit vergangen. Er hatte Hilfe gesucht. Doch die Narben blieben, auch wenn sie unsichtbar waren.
„Harry...", begann sie vorsichtig und trat einen Schritt näher. Sie wollte ihn erreichen, ihn beruhigen, aber er wich ihrem Blick aus. „Ich verstehe, dass du Angst hast. Ich habe sie auch. Aber wir dürfen uns nicht gegenseitig zerreißen. Draco gehört zu uns, ob du es glaubst oder nicht. Er hat den Keller gefunden im Manor, die Namen der Todesser besorgt, gegen sie gekämpft. Merlin, wie viel Bestätigung brauchst du eigentlich noch?"
Ihr bester Freund starrte sie an, seine Brust hob und senkte sich in unregelmäßigem Rhythmus. „Und wenn du dich irrst? Was, wenn wir deswegen alles verlieren?" Seine Stimme war leise, fast ein Flüstern, aber die Worte hallten in der kalten Luft nach wie ein Donner.
„Ich weiß, wie wir das ganz einfach herausfinden können."
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