Kapitel 2: Dunkle Seiten
Kapitel 2:
Dunkle Seiten
~*~
Als Hermine zurück zu Luna kehrte, war Malfoy schon vorgelaufen und hatte sich inzwischen an die Theke gesetzt und einen weiteren Drink bestellt. Die Brünette konnte spüren, wie er sie aus den Augenwinkeln beobachtete, als sie näher trat und sich zu ihm gesellte, doch diesmal fühlte sie sich nicht mehr so unwohl dabei.
„Also, was hast du hier vor?" fragte Draco schließlich und durchbrach die Stille zwischen ihnen.
Hermine überlegte einen Moment. „Ich weiß es noch nicht genau. Ich möchte einfach die Stadt erkunden, neue Erfahrungen sammeln. Vielleicht finde ich dabei heraus, was ich wirklich will."
Draco nickte verständnisvoll. „Das klingt nach einem Plan. New York ist eine Stadt voller Möglichkeiten. Womöglich kann ich dir zeigen, was sie alles zu bieten hast."
Ein warmes Gefühl breitete sich in Hermines Brust aus. „Das...würdest du tun Draco Malfoy". Fragte sie dann doch mit Skepsis.
„Wieso nicht Granger", antwortet er mit einer Leichtigkeit, die sie nicht von ihm erwartet hätte.
Eigentlich hatte sie gar nichts von ihm erwartet.
Dass er überhaupt mit ihr sprach und sie nicht- wie vorzugsweise- ignorierte, grenze an ein Wunder.
Gleichzeitig aber gefiel es ihr ganz und gar nicht.
Hermine nahm einen Schluck von ihrem eben bestellten, alkoholfreien Drink und ließ den Geschmack auf sich wirken, während sie über Dracos Worte nachdachte. „New York ist wirklich beeindruckend," bemerkte sie und schaute ihm direkt in die Augen. „Aber ich weiß nicht, ob ich auf deine Hilfe angewiesen sein sollte. Ich komme gut alleine zurecht. Mehr als du dir vielleicht vorstellen kannst",betonte sie selbstsicher.
Draco zog eine Augenbraue hoch und ein schiefes Lächeln spielte um seine Lippen. „Ach wirklich? Ich dachte, du wärst immer offen für neue Perspektiven, Granger." Er lehnte sich zurück und strich lässig durch sein Haar, als wolle er betonen, wie entspannt er doch war.
Hermine schmunzelte. „Neue Perspektiven ja, aber von dir? Da bin ich mir noch nicht sicher."
„Tja, vielleicht solltest du es einfach ausprobieren," erwiderte der Slytherin gespannt. „Ich meine, was hast du zu verlieren?"
„Nur meine Geduld," konterte Hermine und hob herausfordernd eine Augenbraue.
Draco lachte leise und nahm einen Schluck von seinem Drink. „Das kann ich mir vorstellen. Aber ich verspreche dir, ich werde mich benehmen." Er stellte sein Glas ab und schaute sie mit einem schelmischen Glitzern in den Augen an.
„Das will ich hoffen," antwortete Hermine neckend. „Also, welche Sehenswürdigkeiten würdest du mir denn zeigen wollen, falls ich auf dein Angebot eingehen sollte?"
„Nun, da wäre dieser kleine versteckte Park mitten in der Stadt," begann Draco und zählte auf seinen Fingern ab. „Ein Café, das angeblich den besten Kaffee der Welt serviert und vielleicht eine Rooftop-Party, falls du dich traust. Aber das ist vermutlich nicht dein Ding." Er beugte sich ein wenig vor und grinste.
„Oh, ich traue mich schon," entgegnete Hermine schmunzelnd. „Die Frage ist eher, ob du mithalten kannst....Außerdem...du kennst mich nicht Malfoy. Woher willst ausgerechnet du wissen, was mein Ding ist und was nicht?"
„Granger, ich bin ein Slytherin," antwortete Draco mit einem selbstsicheren Lächeln. „Feiern steht bei mir jedes Wochenende auf dem Plan."
Hermine schmunzelte und musste sich augenblicklich fragen, was er eigentlich unter der Woche machte, wenn es nicht feiern war. Dann jedoch verbot sie sich den Gedanken. Daran sollte sie nicht denken... Merlin nochmal, dies war Draco Malfoy verdammt!
„Ach ja? Ich frage mich, was du unter der Woche tust, wenn du nicht gerade die Stadt unsicher machst", erwiderte sie spöttisch. „Oder planst du schon die nächste große Feier, während du dich hier vergnügst?"
Draco grinste breit. „Oh, Granger, ich bin ein Mann voller Geheimnisse. Aber keine Sorge, ich habe immer Zeit für ein wenig Vergnügen." Er zwinkerte ihr zu und nahm einen Schluck von seinem Drink. Hermines Wangen röteten sich augenblicklich bei seinen doch recht zweideutigen Worten. Merlin.
Dann schüttelte sie leicht den Kopf, unfähig zu leugnen, dass seine lockere Art sie mehr reizte, als sie zugeben wollte. „Ich hoffe für dich, dass deine Geheimnisse spannender sind, als deine Feierpläne."
„Das werden wir sehen," erwiderte Draco herausfordernd. „Vielleicht entdeckst du ja einige davon, wenn du dich mir anschließt."
Hermine hob skeptisch eine Augenbraue. „Du meinst, wenn ich bereit bin, in die dunkle Seite einzutauchen?"
Draco lachte leise. „Oh, ich bin sicher, dass du das Potenzial dazu hast, Granger. Die Frage ist nur, ob du den Mut dazu aufbringst."
„Mut habe ich genug, Malfoy," konterte Hermine mit einem schelmischen Lächeln. „Aber ich wähle meine Abenteuer mit Bedacht."
„Typisch für dich Granger. Aber es ist immer schlau auf der sicheren Seite zu sein. Wie gesagt, ich denke, dass du Potenzial hast."
Hermine spürte wie ein nervöses Kribbeln ihren Körper durchzog. Sie zwang sich zu einem herausfordernden Lächeln. „Nun, lass uns sehen, ob du das wirklich glaubst."
Draco grinste breit und strich sich galant sein teures Hemd zurecht. „Komm schon, Granger. Die Nacht ist noch jung und wer weiß, was sie uns bringen wird."
Sie fühlte den Hauch seiner Worte auf ihrer Haut und konnte nicht leugnen, dass sie einen Nerv bei ihr trafen. „Und was ist dein Plan, Malfoy? Willst du mir zeigen, wie gefährlich du wirklich sein kannst?"
„Vielleicht," murmelte Draco und rutschte etwas näher an sie heran, sodass ihre Arme sich fast berührten. „Aber sei gewarnt, Granger. Mit mir zu gehen, ist wie mit dem Feuer zu spielen."
Hermine hob herausfordernd das Kinn. „Dann lass uns sehen, wer von uns beiden am Ende den Brand löschen muss."
Mit diesen Worten erhob sie sich und sah ihn entschlossen an. Er schien überrascht zu sein, dass sie ernsthaft auf sein Angebot einging. Die alte Hermine, hätte bei Malfoy's dämlichen Spielchen niemals mitgemacht. Doch sie war nicht mehr die Hermine von früher. Sie war hier, um neu anzufangen, um ihre eigenen Regeln zu setzen und sich nicht von der Vergangenheit beeinflussen zu lassen. Dass Malfoy zwar ein Teil dieser Vergangenheit war, ließ sich nicht leugnen, jedoch verfolgte er- soweit sie die Zeichen richtig gedeutet hatte- Ähnliches wie sie. Er war auch hier, um von London und den, mit einhergehenden Problemen, aus dem Weg zu gehen. Es war zwar nicht besonders schlau, aber es half vorerst mit all dem fertig zu werden.
„Malfoy, ich bin nicht hier, um deine Geheimnisse zu entdecken oder mit dir zu flirten," machte sie ihm dann ruhig klar, aber mit einem Hauch von Herausforderung in ihrer Stimme. „Ich habe meine eigenen Pläne für diesen Abend. Und wenn sich deine, nicht mit den meinen decken, werde ich meinen eigenen Weg gehen."
Dracos Blick glitt über ihr Gesicht, als er ihre Worte aufnahm. Für einen Moment schien er nachdenklich zu sein, bevor er ein selbstsicheres Lächeln aufsetzte. „Das klingt interessant. Nun ich habe dir meine Vorschläge genannt. Vielleicht solltest du dir einen aussuchen, außer du hast was besseres."
„Okay. Ich habe Lust, Dampf abzulassen. Seit ich hier bin, kann ich mich nicht richtig entspannten. Bring mich irgendwo hin, wo dies der Fall ist und wir werden sehen, ob ich dann bei dir bleibe."
Draco trat einen Schritt näher, und Hermine spürte seine Präsenz, seine Anziehungskraft. „Das gefällt mir. Nur eine Frage hätte ich da noch".
Sie nickte langsam darauf wartend, dass er weitersprach.
Er sprach schließlich weiter: „Was ist deine Vorstellung von Dampf ablassen. Wenn es, den ganzen Tag in Büchern Lesen ist, dann ist die nächste Bibliothek um die Ecke."
Er grinste sie schelmisch an und ein freches Grinsen umspielte seine Mundwinkel.
„Du bist ein Idiot Malfoy...ich spreche nicht davon, obwohl das, an sich auch nicht schlecht ist. Ich spreche von etwas Verrücktem, etwas dass mir noch ewig in Erinnerung bleiben wird."
Er sah sie herausfordernd an: „Na wenn das so ist, dann schlage ich vor, gehen wir in die Fifth Avenue. Ins 230 Fifth. Es ist eins der glamourösesten Rooftops der Stadt. Und zufälligerweise findet heute Abend eine Party dort oben statt. Falls du also nach etwas Unvergesslichem suchst, solltest du mit mir auf dieses Dach gehen."
„Ach ja, sollte ich das," fragte sie provokant.
„Nur wenn du dich traust gegen deine Prinzipin zu verstoßen."
Hermine dachte nach. In Gedanken ging sie alle möglichen Szenarien durch, was passieren könnte, wenn sie mit Malfoy auf eine Party über den Dächern von NY ging. Doch dann überlegte sie, wie es wohl wäre, diese einmalige Gelegenheit einfach mal zu nutzen, ihre Prinzipien für einen Moment zu vergessen.
Ein Funke der Aufregung zuckte durch sie hindurch. Es war nicht nur die Anziehungskraft der verbotenen Faszination, sondern auch der Reiz des Unbekannten, der sie lockte. Sie hatte sich schon so oft zurückgehalten, immer darauf bedacht, die richtige Entscheidung zu treffen. Vielleicht war es an der Zeit, etwas Neues zu wagen, etwas, das ihr Herz schneller schlagen ließ.
„Nur wenn du dich traust, gegen deine Prinzipien zu verstoßen," hatte Draco gesagt. Seine Worte hallten in ihrem Kopf wider, eine Herausforderung, die sie kaum ignorieren konnte. Was, wenn sie einfach losließ und sich diesem Abenteuer hingab?
Sie atmete tief durch, spürte die Spannung in der Luft. Eine Party über den Dächern von New York City mit Draco Malfoy – es würde ein Spiel mit dem Feuer sein, das wusste sie. Aber vielleicht war das genau das, was sie brauchte, um sich selbst auf eine neue Art kennenzulernen.
Entschlossenheit flackerte in ihren Augen auf, als sie sich entschied. „Warum nicht?", flüsterte sie leise vor sich hin. „Lass uns sehen, wohin das führt."
Mit diesem Gedanken setzte sie einen Fuß vor den anderen aus der Bar, bereit, sich dem Unbekannten zu stellen, bereit, das Risiko einzugehen – alles im Namen eines Abends, der alles verändern könnte.
~*~
Sie und Malfoy liefen durch die Straßen von New York, ließen ihre Blicke zu den vielen Lichtern und Menschen wandern, fingen sie Atmosphäre der Nacht ein und liefen in Richtung Fifth Avenue.
Hermine spürte die Aufregung, die wie ein elektrisches Prickeln durch ihre Adern pulsierte. Neben ihr bewegte sich der Malfoy Spross mit einer Leichtigkeit und Eleganz, die sie überraschte. Es war, als würde er diese Stadt und ihre nächtliche Atmosphäre wie seine eigene Bühne beherrschen.
„Wer hätte gedacht, dass wir beide hier landen würden?", bemerkte der Slytherin, während sie die belebten Straßen durchquerten. Sein Blick war stets auf Hermine gerichtet, mit einer Mischung aus Neugier und Herausforderung.
Die Brünette zögerte einen Moment, bevor sie antwortete. „Manchmal bringt das Leben die seltsamsten Zusammenkünfte hervor", zitierten sie schließlich, bemüht, ihre Gedanken zu sortieren. Sie hatte nicht erwartet, dass sie und Draco Malfoy jemals in einer Situation wie dieser landen würden. Doch hier waren sie, auf dem Weg zu einer exklusiven Party hoch über den Dächern der Stadt.
Draco lächelte leicht. „Das tut es wohl."
~*~
Als sie die Treppe zur Dachterrasse erreichten, wurden sie von der pulsierenden Musik und dem gedämpften Gespräch der Gäste empfangen. Das Panorama der funkelnden Lichter von Manhattan breitete sich vor ihnen aus, und Hermine konnte nicht anders, als von der Schönheit und dem Überfluss der Stadt beeindruckt zu sein.
Draco hielt kurz inne und drehte sich zu Hermine um. „Also, Granger, bereit für ein wenig Spaß?"
Hermine sah ihn an, ein Funkeln der Entschlossenheit in ihren Augen, als sie langsam nickte.
~*~
Als Hermine und Draco die Dachparty betraten, zog sie die Panoramaterrasse sofort wie ein Magnet an. Die 230 Fifth Avenue war ein spektakulärer Ort, der sie gleichermaßen beeindruckte und einlud, die typische moderne New Yorker Atmosphäre zu genießen.
Die Terrasse bot einen atemberaubenden Blick über die beleuchtete Skyline von Manhattan. Die Wolkenkratzer glitzerten in der Dunkelheit, und die Straßen unter ihnen pulsierten vor Leben. Palmen und subtile Beleuchtung schufen eine elegante Atmosphäre, während die Gäste in gemütlichen Lounge-Möbeln saßen und Cocktails genossen.
In der verglasten Lounge im Inneren herrschte eine pulsierende Atmosphäre. Die gläsernen Wände boten einen klaren Blick auf die Lichter der Stadt, die den Himmel über New York erhellten. Feuerschalen und dezente Beleuchtung schufen eine warme und einladende Stimmung, die perfekt zum urbanen Chic der Location passte.
Draco führte Hermine durch die Menschenmenge, die mit einer Mischung aus Euphorie und Raffinesse gefüllt war. Er selbst wirkte in seinem Element, charismatisch und zugleich geheimnisvoll. Sein Blick streifte immer wieder über Hermine, als ob er ihre Reaktion auf diesen besonderen Ort abschätzte.
Hermine konnte nicht anders, als von der Szenerie beeindruckt zu sein. Diese Nacht über den Dächern von New York versprach nicht nur Abenteuer, sondern auch eine Chance, sich von alten Zwängen zu lösen und das Unbekannte zu umarmen. Sie spürte, wie sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete, während sie die ungewohnte Leichtigkeit genoss.
„Eine erstaunliche Wahl, Malfoy", bemerkte sie, ihre Stimme überraschenderweise voller Anerkennung.
Draco lächelte leicht, ein Hauch von Stolz lag in seinem Blick. „Man muss die besten Aussichten genießen, wenn man die Möglichkeit dazu hat, nicht wahr?"
Sie stimmte ihm zu, während sie weiter über die Terrasse schlenderten, von der Magie der Nacht und der Schönheit der Stadt verzaubert. Es war ein Moment, den sie beide auf ihre eigene Art genossen, als sie auch schon auf eine der vielen Getränkebars zusteuerten.
Ein Barkeeper schenkte ihnen ein höfliches Lächeln, als Malfoy ihre Bestellung abgab.
„Einen Dry Martini", sagte er charmant zum Barkeeper.
Dieser nickte eifrig und ließ seinen Blick dann zu Hermine schweifen.
„Und für sie Miss", erkundigte er sich höflich.
Hermine zögerte einen Moment, sie war sich nicht sicher, was sie bestellen sollte. Sie war keine Kennerin von Cocktails und normalerweise vermied sie alkoholische Getränke. Aber heute Abend war anders. Ein kleiner Teil von ihr wollte sich gehen lassen, das Unbekannte erkunden, und vielleicht war ein Drink der erste Schritt. Sie sah auf die Karte vor ihr und ging sie durch. Als sie schließlich etwas gefunden hatte nickte sie kurz bevor sie zur Antwort ansetzte.
„Ich nehme einen Cosmopolitan, bitte", antwortete sie schließlich mit einem leichten Grinsen.
Der Barkeeper nickte und begann, ihre Getränke vorzubereiten. Während er arbeitete, spürte Hermine Dracos Blick auf sich ruhen. Es war ein Blick voller Neugier und vielleicht auch Überraschung, dass sie sich für einen Drink entschied.
„Einen Cosmopolitan, Granger? Das ist überraschend", bemerkte Draco mit einem Hauch von Amüsement.
Hermine hob leicht eine Augenbraue. „Manchmal muss man eben neue Dinge ausprobieren", entgegnete sie selbstbewusst, während der Barkeeper ihre Cocktails vor sie stellte.
Draco lächelte leicht, bevor er sein Glas hob. „Auf neue Erfahrungen", sagte er und prostete ihr zu.
Hermine lächelte ebenfalls und stieß sanft mit ihm an. „Auf neue Erfahrungen."
Gemeinsam nahmen sie ihre Gläser und tranken, während die Nacht sich um sie herum entfaltete und die Stadt unter ihnen in einem Meer aus Lichtern und Leben schwamm.
~*~
Die Nacht zog sich in einem immer rauschenderen Wirbel aus Lichtern und Musik hin, und Hermine ließ sich ungewöhnlich locker. Etwas in der Atmosphäre, vielleicht der berauschende Blick über die funkelnde Stadt oder die unerwartete Gesellschaft von Draco Malfoy, trieb sie dazu an, mehr zu trinken als sonst.
Nachdem sie ihren Cosmopolitan genossen hatte, folgte plötzlich ein weiterer Drink, und dann noch einer. Malfoy beobachtete dies zunächst mit einer Mischung aus Vergnügen und Neugier. Es war faszinierend, Hermine Granger, die er als diszipliniert und kontrolliert kannte, so gelöst zu sehen. Doch als sie begann, einen Shot nach dem anderen zu kippen, wandelte sich sein Ausdruck langsam in Sorge.
„Noch einen", bestellte Hermine entschlossen und hob das kleine Glas zu den Lippen. Draco, der ebenfalls einen Drink in der Hand hielt, zog eine Augenbraue hoch.
„Granger, vielleicht solltest du einen Gang zurückschalten", riet er ihr, seine Stimme eine Mischung aus Besorgnis und Vorsicht.
Doch Hermine schüttelte den Kopf, ein leichtes Lächeln auf den Lippen, das von Traurigkeit durchzogen war. „Heute nicht, Malfoy. Heute nicht."
Während sie einen weiteren Shot hinunterkippte, konnte Draco plötzlich die Tränen sehen, die sich in ihren Augenwinkeln sammelten. Er wusste, dass dies mehr war als nur ein Wunsch, Spaß zu haben. Etwas tief in ihr schien zerrissen zu sein, und der Alkohol war ein verzweifelter Versuch, den Schmerz zu betäuben.
In ihrem benebelten Zustand flossen ihre Gedanken zurück zu Ron. Er hatte sie verlassen, weil er keine Fernbeziehung wollte. Er hatte ein verlockendes Jobangebot im Ausland angenommen und sie gebeten, mit ihm zu kommen. Doch Hermine hatte damals ihre eigenen Pläne, ihre eigene Karriere in London, die sie hatte nicht aufgeben wollen. Die Trennung war schmerzhaft gewesen, eine Wunde, die noch immer nicht vollständig verheilt war. Sie sah immer wieder sein Gesicht vor sich, hörte seine Worte, als er gegangen war.
„Ich kann das nicht mehr, Hermine", hatte er gesagt. „Ich will keine Beziehung auf Distanz. Entweder kommst du mit mir oder..."
Das „oder" hatte in der Luft gehangen, schwer und unausweichlich. Sie hatte sich entschieden zu bleiben, für sich selbst, für ihre Ziele. Doch der Preis war hoch gewesen, und die Einsamkeit hatte sie oft überwältigt. Und jetzt war sie hier...
Draco bemerkte, wie ihre Hand zitterte, als sie den nächsten Drink griff. Er legte sanft seine Hand auf ihren Arm, um sie davon abzuhalten.
„Hermine", sagte er leise, sein Tonfall ungewöhnlich sanft. „Du musst das nicht tun. Der Alkohol wird nichts besser machen." Es klang so als spreche er da aus Erfahrung.
Sie blickte ihn an, ihre Augen glänzten vor Tränen. „Was weißt du schon, Malfoy?"
„Mehr als du vielleicht denkst", entgegnete er ruhig. „Wir alle haben unsere Dämonen."
Hermine schloss kurz die Augen, kämpfte mit den Emotionen, die in ihr tobten. Sie wollte stark sein, wollte sich nicht verletzlich zeigen, aber der Schmerz war zu groß, die Wunde zu frisch.
„Er hat mich verlassen, weil ich nicht mit ihm gehen wollte", erwiderte sie schließlich, die Worte kamen nur schwer über ihre Lippen. „Er hat mich allein gelassen, weil ich nicht alles aufgeben wollte, was mir wichtig ist", flüsterte sie benebelt vom Alkohol.
Draco nickte langsam. „Und jetzt versuchst du, diesen Schmerz zu ertränken."
Sie nickte, unfähig weiterzusprechen. Draco zog sie sanft in eine Ecke der Terrasse, abseits der lauten Musik, der Bar und den neugierigen Blicken der anderen Gäste. Dort, in der relativen Ruhe, setzte er sich neben sie.
„Hör zu, Hermine", begann er ernst. „Du bist stark. Du hast dich für dich selbst entschieden, und das ist nicht leicht. Aber dich zu betrinken wird den Schmerz nicht lindern. Es wird nur alles schlimmer machen."
Hermine sah ihn an, und in diesem Moment erkannte sie eine Seite an Draco Malfoy, die sie nie zuvor gesehen hatte. Er war nicht nur der arrogante Slytherin, den sie aus Schulzeiten kannte. Er war auch jemand, der Schmerz und Verlust kannte, jemand, der in diesem Augenblick ihre Verwundbarkeit verstand.
Langsam nahm sie einen tiefen Atemzug und legte das Glas beiseite. „Vielleicht hast du recht", murmelte sie.
Draco lächelte leicht und klopfte ihr sanft auf die Schulter. „Es wird besser, Granger. Schritt für Schritt."
Sie nickte und spürte, wie ein kleines Stück Last von ihren Schultern fiel. Doch die Wirkung des Alkohols machte sich inzwischen bemerkbar. Ruckartig erhob sie sich, schwankte leicht und lief mit zittrigen Beinen in Richtung Ausgang.
Ihre Schritte waren unsicher, und sie musste sich immer wieder an den Möbeln und Geländern der Terrasse abstützen, um das Gleichgewicht zu halten. Ihr Kopf fühlte sich schwer an, und die Welt um sie herum begann sich zu drehen. Jeder Schritt war eine Herausforderung, und sie wusste, dass sie weit über ihre Grenzen hinausgegangen war.
„Granger, was soll das werden?", fragte Draco zugleich ernst und amüsiert, als er sie einholte und sanft am Arm packte, um sie vor einem Sturz zu bewahren.
Hermine drehte sich zu ihm um, ihr Blick verschwommen und ihre Augen halb geschlossen. Sie kämpfte, um klar zu denken, aber der Alkohol hatte ihre Sinne benebelt. „Ich... ich muss hier raus", murmelte sie, ihre Stimme war ein schwaches Flüstern.
Draco sah sie aufmerksam an, seine Augen suchten in ihrem Gesicht nach Anzeichen von Klarheit. „Du bist nicht in der Verfassung, alleine zu gehen, Hermine. Lass mich dir helfen."
Sie wollte protestieren, wollte ihm sagen, dass sie das schaffen konnte, aber ihre Beine gaben nach und sie wäre beinahe gefallen, hätte Draco sie nicht festgehalten. Er zog sie näher zu sich, seine Arme um sie gelegt, um ihr Halt zu geben.
„Verdammt, Granger", murmelte er, während er sie stützte. „Du bist ja völlig hinüber."
Hermine lachte leise, aber es klang eher traurig und verloren. „Ich... ich wollte einfach nur... vergessen", sagte sie, während sie gegen die Tränen ankämpfte.
„Ich weiß", sagte Draco sanft. „Aber das hier ist nicht der Weg."
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg zum Ausgang der Terrasse. Hermine lehnte sich gegen Draco, ihre Schritte waren torkelnd und unkoordiniert. Sie fühlte sich leicht und schwer zugleich, als ob sie in einem Traum wandelte, unfähig, sich vollständig zu orientieren.
Als sie die Treppe erreichten, die hinunter zur Straße führte, zog Draco sie noch enger an sich, um sicherzustellen, dass sie nicht stürzte. Schritt für Schritt half er ihr die Stufen hinunter, bis sie schließlich die kühle Nachtluft der Stadt erreichten.
Hermine hob den Kopf und blickte zu den funkelnden Lichtern der Wolkenkratzer auf, während sie tief durchatmete. Die frische Luft half ihr ein wenig, klarer zu denken, aber die Benommenheit blieb. Sie wusste, dass sie sich nicht in dieser Situation befinden sollte, aber gleichzeitig war sie dankbar, dass Draco an ihrer Seite war, um ihr zu helfen.
„Danke", murmelte sie schließlich, als sie auf dem Bürgersteig standen.
Draco nickte, ein ungewöhnlich sanfter Ausdruck in seinen Augen. „Komm Granger. Lass uns dich nach Hause bringen."
Gemeinsam machten sie sich auf den Weg durch die nächtlichen Straßen von New York, Hermine fest an Dracos Seite, während sie langsam versuchte, die Stücke ihrer zerschmetterten Gefühle zusammenzusetzen.
„Ich werde dich tragen müssen", stellte er dann fest, als sie bereits ein Stück gegangen waren.
„Nein", protestierte Hermine.
„Granger, ich bitte dich...".
„Nein Malfoy", sagte sie nun ernster. „Fass mich noch einmal an und du bist tot."
„Ist das dein verdammter Ernst..ohne mich hättest du es von da oben nicht bis nach unten geschafft."
„Ich...weiß", antwortete sie schluchzend.
Malfoy sah sie einfach nur stumm an, fast ein wenig überfordert mit ihrem Gefühlsausbruch.
„Ich kann laufen...wir können es bis zu Lunas Bar schaffen...Ich wohne da nämlich". Sie lachte.
„Das ist lustig oder. Ich wohne bei Luna. Unserer Lunaaaah", lallte sie weiter.
„Okay, Granger...ich wohne um die Ecke. Du kommst mit zu mir.".
„ 'tschuldige was hast du gesagt", fragte sie kichernd.
„Ich hab gesagt, dass du dich bald hinlegen kannst".
„Das...das ist toll", erwiderte sie plötzlich schwach. Müde fielen ihre Augen zu.
„Hey...Granger! Nicht einschlafen, wir sind fast da."
„Okeeyh Dray", antwortet sie noch immer nicht ganz bei Sinnen. Malfoy grinste bei der Erwähnung seines Spitznamens. Das hatte sie zuvor nie zu ihm gesagt.
Ihre Schritte wurden immer unsicherer, und Malfoy musste sie festhalten, um zu verhindern, dass sie stolperte und fiel. Die Straßenlaternen warfen lange Schatten auf den Bürgersteig, und die nächtliche Brise wehte kühl um sie herum. Draco konnte fühlen, wie Hermine zunehmend schwerer wurde, als ihre Beine nachgaben.
„Granger, verdammt noch mal, du machst es mir nicht leicht", murmelte er, als er sie enger an sich zog und mehr von ihrem Gewicht übernahm.
Sie murmelte etwas Unverständliches und lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter. Draco konnte die Erschöpfung in ihren Augen sehen, die Kämpfe und die Müdigkeit, die ihr zusetzten. Es war offensichtlich, dass sie an einem Punkt angelangt war, an dem sie sich nicht länger gegen die Dunkelheit in ihr wehren konnte.
Endlich erreichten sie Dracos Apartmentgebäude, welches sich tatsächlich in der selben Straße befand. Er balancierte Hermine vorsichtig, während er die Tür öffnete und sie hineinzog. Die warme Luft des Treppenhauses empfing sie, und Draco führte sie die wenigen Stufen hinauf zu seiner Wohnung.
„Fast da, Granger", flüsterte er, als er die Tür zu seinem Apartment aufschloss und sie hineinbrachte. Er zog sie in sein Schlafzimmer und half ihr sich auf das Bett zu legen, dann zog er eine Decke über sie und überließ ihr sein Zimmer.
Hermine sank müde in die weichen Kissen und schloss die Augen. „Danke", murmelte sie noch leise, bevor sie in einen unruhigen Schlaf fiel. Er selbst legte sich auf das Sofa in seinem Wohnzimmer.
Er hatte nie gedacht, dass er sich einmal um Hermine Granger kümmern würde, doch hier war er, in einer Situation, die sie beide niemals erwartet hätten. Die ganze Szene war so surreal, dass Draco sich fast zwicken wollte, um sicherzugehen, dass er nicht träumte.
Er erinnerte sich an die vielen Male, als sie sich in Hogwarts gestritten hatten, als sie sich gegenseitig verflucht und beleidigt hatten. Jetzt lag sie auf seinem Sofa, in seiner Wohnung, und er musste dafür sorgen, dass sie sicher war. Es war einfach absurd.
New York war voller Überraschungen, aber diese übertraf alles, was er je erlebt hatte. Er drehte sich um und sah durch den Spalt in der Tür wieder zu Hermine. Sie war so verletzlich in diesem Moment, so anders als die unerschütterliche Hexe, die er kannte.
Es war fast komisch, wenn man darüber nachdachte. Die Welt hatte sie auf seltsame Weise zusammengeführt, und nun war er derjenige, der auf sie aufpassen musste.
Der Slytherin erinnerte sich daran, wie er sie immer als Streberin gesehen hatte, als jemanden, der niemals Spaß hatte. Und jetzt, nach all den Jahren, war sie diejenige, die sich entschieden hatte, die Nacht zu genießen und loszulassen. Es war fast ironisch.
„Wer hätte das gedacht, Granger?", murmelte er erneut und konnte sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Die ganze Situation war einfach zu surreal, um sie ernst zu nehmen.
Es war, als hätte das Universum beschlossen, ihnen beiden einen Streich zu spielen. Er, Draco Malfoy, der Slytherin-Prinz und Hermine Granger, die Gryffindor-Heldin. Es war einfach zum Totlachen, wenn man es so betrachtete.
„Gute Nacht, Granger", flüsterte er leise in die Dunkelheit, während er es sich selbst auf dem Sofa bequem machte und ebenfalls innerhalb weniger Sekunden einschlief.
tbc...
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top