Kapitel 17: Spontante „Überraschung"
Kapitel 17:
Spontane „Überraschung"
~*~
Sie hörte nicht auf Malfoy.
Noch am selben Tag setzte sie sich an ihren Schreibtisch, ein Stück Pergament vor sich, die Feder in der Hand. Sie wollte ihren Freunden zu Hause schreiben, wollte all die Worte auf das Pergament bringen, die sie so lange in sich getragen hatte. Doch sobald die Feder die Seite berührte, schien etwas in ihr zu blockieren. Gedanken, die vor wenigen Augenblicken noch klar und greifbar gewesen waren, zerflossen, wurden flüchtig, als würden sie im selben Moment verschwinden, in dem sie sie festhalten wollte.
Hermine seufzte und ließ die Feder sinken, starrte auf das leere Pergament vor sich. Es war, als ob all das, was sie ihren Freunden sagen wollte, in der Stille verschwommen und schwer fassbar wurde. Sie wusste, was sie ihnen mitteilen wollte, doch jedes Wort fühlte sich plötzlich falsch an, unvollständig, unzureichend.
Trotz all der Zweifel und Unsicherheit setzte Hermine die Feder erneut an. Nach langem Zögern begann sie zu schreiben, obwohl die Worte mühsam über das Pergament flossen. Sie hatte so viel, worüber sie schreiben musste. – eine Erklärung für ihr plötzliches Verschwinden, ihre Entscheidung, nach New York zu gehen und sich von allem und jedem zurückzuziehen. Und besonders, um ihre Freunde vor der drohenden Gefahr zu warnen.
„Hallo an Alle. Harry, Ginny, Ron...," begann sie, doch selbst diese einfachen Worte fühlten sich ungewohnt an, als hätte die Distanz der letzten Jahre eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen errichtet. Sie dachte an all die Fragen, die vielleicht in ihren Köpfen kreisten, die Enttäuschung, das Unverständnis. Würden sie verstehen, warum sie den Kontakt abgebrochen hatte? Würden sie den Schmerz nachvollziehen können, der sie gezwungen hatte, alles hinter sich zu lassen, um zu heilen?
Ein weiterer Gedanke ließ sie innehalten – würden sie ihr überhaupt zurückschreiben? Nach all dieser Zeit war sie nicht sicher, ob ihre Worte noch willkommen waren oder ob das Band der Freundschaft etwas verblasst war. Doch Hermine zwang sich weiterzuschreiben, Zeile für Zeile.
Sie schrieb von der Sorge, die sie umgab, als sie von den dunklen Gruppierungen gehört hatte, die sich in London und anderen Städten formierten. Sie schrieb von der Furcht, dass der Krieg, der so viel Zerstörung hinterlassen hatte, nicht wirklich vorbei war – und dass sie nicht wollte, dass ihre Freunde unvorbereitet wären.
Als sie die letzten Worte setzte, atmete Hermine tief durch. Sie hoffte, dass der Brief ein Anfang sein könnte, eine Brücke über die Jahre hinweg. Als sie fertig war, betrachtete sie das Pergament zögerlich.
~*~
...
es fällt mir schwer, diese Zeilen zu schreiben, nach all der Zeit und dem Abstand, den ich geschaffen habe. Ich weiß, dass mein Weggang abrupt war und ihr vielleicht noch Fragen habt, die ich nie beantwortet habe. Meine Entscheidung, nach New York zu ziehen und den Kontakt abzubrechen, war nicht leichtfertig. Es war der einzige Weg, den ich damals gesehen habe, um die Wunden des Krieges zu heilen, die in mir zu tief saßen, um sie einfach zu ignorieren.
Vielleicht versteht ihr es, vielleicht auch nicht – und ich würde es euch nicht verdenken, wenn ihr meine Gründe als egoistisch anseht. Doch das Leben hier hat mir geholfen, eine gewisse Ruhe zu finden und die Lasten, die mich ständig an die Vergangenheit erinnerten, zumindest ein Stück weit abzulegen. Aber auch aus der Ferne habe ich euch nie vergessen, und meine Sorge um euch ist geblieben.
Deshalb schreibe ich jetzt. Ich habe von Vorfällen gehört, von Gruppen, die sich angeblich in unserer Welt formieren, in London und auch anderswo. Radikale, die wieder...diese Schatten der Vergangenheit beschwören und drohen, das fragile Gleichgewicht, das wir nach dem Krieg mühsam aufgebaut haben, zu gefährden. Ich weiß nicht, was davon wahr ist oder wie ernst es tatsächlich ist. Aber ich möchte, dass ihr wachsam seid. Passt gut auf euch auf und bereitet euch vor.
Ich weiß nicht, ob ihr auf diesen Brief antworten werdet oder überhaupt antworten wollt. Vielleicht braucht ihr auch Zeit, um ihn zu lesen, um zu verstehen, warum ich gegangen bin und warum ich jetzt schreibe. Was auch immer ihr entscheidet – ich hoffe nur, dass es euch gut geht und ihr in Sicherheit seid.
Herzlichst,
Hermine
Zögerlich versiegelte sie das Pergament, ungewiss, ob es die Vergangenheit heilen oder alte Wunden nur neu öffnen würde. Doch sie wusste, dass sie es versuchen musste.
Es würde zwar einige Tage dauern, bis der Brief sie erreichen würde, aber zumindest hatte sie nun die Gewissheit etwas getan zu haben.
~*~
Sie trat schließlich an das Fenster und rief ihre treue Eule, die sich mit einem sanften Flügelschlag auf dem Fensterbrett vor ihr niederließ. Hermine befestigte den Brief sicher, an ihrem kleinen Fuß. „Ich weiß, du wirst einige Tage brauchen, um zu ihnen zu fliegen", murmelte sie und reichte der Eule ein paar Stücke Trockenfutter und frische Beeren. „Du musst stark sein für die Reise. Und vergiss nicht, dir unterwegs Ruhe zu gönnen."
Mit einem letzten Blick auf die Eule atmete sie tief durch, als ob sie sich von der Schwere ihrer Entscheidung befreien könnte. Die Eule scharrte ungeduldig mit den Füßen und blickte sie an, als würde sie verstehen, wie viel dieser Brief für sie bedeutete. Hermine streichelte sanft über die Federn des Tieres, bevor sie es schließlich auf den Weg schickte und die Eule in den Himmel aufstieg.
Sie wusste, dass Harry zwar ein Handy besaß und das Verfassen einer simplen SMS um einiges unkomplizierter war, aber das Schreiben eines Briefes fühlte sich um Weiten persönlicher an. Worte auf Pergament hatten etwas Unvergängliches, etwas, das ihre Gefühle in der richtigen Weise einfing. Und so beobachtete sie, wie die Eule in die Ferne flog, das Herz schwer, aber die Hoffnung lebendig.
Nachdem sie den Brief sorgfältig versiegelt und der Eule anvertraut hatte, fühlte sich Hermine zunächst erleichtert. Doch kaum war der Vogel in der Ferne verschwunden, da kehrte eine leichte Beklommenheit zurück – Gedanken an die Sorge um ihre Freunde, die Ungewissheit, ob der Brief sie erreichen würde, und vor allem, wie sie reagieren würden. Sie schüttelte den Kopf, als wolle sie diese düsteren Gedanken abschütteln. Ein wenig Ablenkung konnte jetzt nicht schaden, beschloss sie.
~*~
Die Straßen von New York empfingen sie mit ihrem lebhaften Treiben. Ohne klares Ziel ließ Hermine sich von der Stadt treiben und fand sich wenig später in der Nähe eines kleinen Cafés wieder, das sie vor ein paar Tagen entdeckt hatte. Der Duft nach frisch gebrühtem Kaffee und warmen Croissants wehte ihr bereits entgegen, und sie spürte, wie der Geruch sie etwas zur Ruhe kommen ließ.
Mit einem kleinen Lächeln betrat sie das Café und ließ ihren Blick über die warme, einladende Einrichtung schweifen. Die Wände waren in einem beruhigenden Pastellton gestrichen, und Regale mit kleinen Pflanzen und Büchern schmückten die Ecken. In einer Vitrine standen Kuchen, Gebäck und frisch gebackene Bagels, die fast verführerisch leuchteten. Ein leiser Jazzsong spielte im Hintergrund, und das Murmeln der anderen Gäste vermischte sich mit dem zischenden Geräusch der Kaffeemaschine.
Die Theke war gerade frei geworden, und sie trat vor, um ihren Latte zu bestellen. Sie beobachtete, wie die Barista den Kaffee sorgfältig zubereitete und ihm ein kleines Herz aus Milchschaum verpasste. Gerade, als sie bezahlen wollte, bemerkte sie den Mann vor ihr in der Schlange. Er wirkte etwas nervös und tastete in seinen Taschen herum.
„Oh, verdammt... Ich glaube, ich habe mein Portemonnaie zu Hause gelassen", murmelte er und sah zu der Barista, die ihn freundlich, aber etwas ratlos ansah.
Hermine lächelte kurz und trat spontan vor. „Kein Problem, ich übernehme das."
Der Mann drehte sich überrascht zu ihr um, und in dem Moment erkannte sie ihn. Ein breites, warmes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, und seine Augen funkelten amüsiert.
„Na sowas", sagte er, ein leicht verschmitztes Lächeln auf den Lippen. „Ich kenne Sie doch."
Für einen Moment war Hermine sprachlos, dann erwiderte sie etwas unsicher sein Lächeln. „Ja... richtig. Hallo, Liam."
„Scheint, als hätten Sie ein Talent dafür, im richtigen Moment aufzutauchen", bemerkte er mit einem leichten Augenzwinkern. „Ich tue dann mal so, als würde es mir absolut nichts ausmachen, dass Sie nicht angerufen haben."
Hermine spürte, wie ihre Wangen leicht heiß wurden, und räusperte sich. „Das tut mir leid. Sie wissen ja, wie schnelllebig das Leben hier sein kann." Sie versuchte, so gelassen wie möglich zu klingen, doch seine lockere, freundliche Art ließ sie ungewollt lächeln.
„Ach, machen Sie sich keine Gedanken", erwiderte Liam mit einem nachsichtigen Nicken. „Ich nehme es Ihnen nicht übel." Er hielt kurz inne, musterte ihren Latte und ließ seinen Blick dann durch die große Glasfront des Cafés hinaus auf den nahen Park schweifen. Die Nachmittagssonne legte sich warm über die herbstlichen Bäume, und das leise Rauschen der Stadt erfüllte die Luft. „Aber da wir uns hier zufällig begegnen – wie wäre es mit einem Spaziergang durch den Park? Mit einem To-Go-Kaffee in der Hand lässt es sich doch wunderbar schlendern."
Hermine hielt ihr Getränk in der Hand und zögerte einen Moment, bevor sie nickte und sein Angebot annahm. „Das klingt tatsächlich verlockend."
Zusammen verließen sie das Café und traten hinaus in die kühle, frische Herbstluft.
~*~
Während sie nebeneinander den breiten Weg durch den Park entlanggingen, nippte Hermine gedankenverloren an ihrem Latte. Die Blätter der Bäume hatten bereits herbstliche Farben angenommen, leuchteten in warmen Rot- und Orangetönen und raschelten leise im Wind. Der Moment fühlte sich friedlich an, fast wie eine kleine Pause vom sonst so hektischen Alltag.
Liams entspannte, unaufdringliche Art beruhigte sie, und je länger sie neben ihm herging, desto stärker wurde das Gefühl, endlich eine Art Verbindung gefunden zu haben – einen neuen Bekannten, der nicht in die alten Erinnerungen und die Narben ihrer Vergangenheit verwickelt war. Es tat gut, mit jemandem zu sprechen, der nichts über die Kämpfe, den Krieg oder die Lasten wusste, die sie aus ihrer alten Welt mit sich trug. Jemanden, der sie einfach so akzeptierte, wie sie jetzt war.
Ein leichtes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen, und sie fühlte sich für einen Moment fast leicht, als wäre sie wirklich hier angekommen, in diesem neuen Leben, in dem sie sich eine Zukunft ohne die Schatten der Vergangenheit vorstellen konnte. Sie hatte es nicht erwartet, aber die Begegnung mit Liam gab ihr das Gefühl, dass es tatsächlich möglich war, sich neu zu verwurzeln – und vielleicht sogar, Freundschaften zu schließen, die unbeschwert und unbelastet waren.
Liam warf ihr einen neugierigen Blick zu, als sie durch den Park spazierten. „Was beschäftigt Sie, Hermine?" fragte er schließlich. „Sie haben diesen nachdenklichen Ausdruck."
Die Brünette zögerte, doch die Offenheit in Liams Blick schien sie zu ermutigen. „Ich denke nur darüber nach, wie gut es tut, hier jemanden kennenzulernen, der... nun, der einfach ein ganz neuer Mensch ist. Keine schon ewige Bekanntschaft, keine Erwartungen aus der Vergangenheit."
Liam lächelte. „Das kann ich verstehen. Manchmal ist ein Neuanfang genau das, was man braucht, um sich wieder ganz bei sich selbst zu fühlen." Er hob seinen Kaffee und sah zu ihr hinüber. „Auf Neuanfänge, oder?"
Hermine lächelte und hob ebenfalls ihren Becher, leise lachend. „Auf Neuanfänge."
Für einen Moment gingen sie schweigend weiter, während der Duft von frisch gefallenen Blättern und herbstlicher Erde die Luft erfüllte. Dann begann Liam, in seiner ruhigen, ungezwungenen Art, von seiner eigenen Entscheidung zu erzählen, von London nach New York zu ziehen. Er erzählte ihr von den Herausforderungen und der Freiheit, die er in der Anonymität der Stadt fand.
Hermine hörte ihm aufmerksam zu, beeindruckt davon, wie leicht er von sich erzählen konnte, ohne dabei aufdringlich oder prahlerisch zu wirken. Irgendetwas in seinem Wesen wirkte beruhigend – und das machte ihn so angenehm und anders als die meisten Menschen, die sie bislang getroffen hatte.
Als sie eine kleine Lichtung erreichten, setzte sich Liam auf eine Bank und klopfte neben sich, einladend. „Setzen Sie sich, wenn Sie noch ein paar Minuten haben," sagte er. „Hier ist einer meiner Lieblingsplätze im Park. Man kann das Kommen und Gehen der Leute beobachten – es ist fast wie ein Buch, das man nicht ganz lesen kann."
Hermine setzte sich neben ihn und schaute über die Parklandschaft, die sich ruhig und in sanften Farbtönen vor ihnen ausbreitete. Es war eine ungewöhnlich friedliche Szenerie für New York, und sie verstand, warum Liam diesen Ort mochte.
Während Hermine sich auf der Bank umsah, fiel ihr auf, wie überraschend nah dieser Park an der Stadtbibliothek lag. Sie wunderte sich, warum sie ihn nicht früher bemerkt hatte. Es war beinahe so, als wäre dieser Ort ein gut gehütetes Geheimnis, ein verstecktes Juwel inmitten der geschäftigen Stadt – ein Plätzchen, das Ruhe versprach, während die Welt draußen in Bewegung blieb.
Liam schien ihre Gedanken zu bemerken. „Die meisten Leute laufen hier einfach vorbei," erklärte er mit einem Lächeln, als hätte er ihre Verwunderung erraten. „Vielleicht ist es gerade deshalb so ein besonderer Ort. Manchmal findet man die besten Dinge genau dort, wo man sie am wenigsten erwartet."
Noch nie hatte sich etwa richtiger angefühlt.
~*~
Gerade als sie den Pfad beschlossen weiterzugehen, unterbrochen von kleinen Scherzen und neugierigen Blicken, die sie austauschten, geschah es: Ein plötzliches, scharfes Geräusch durchschnitt die friedliche Atmosphäre des Parks. Hermine hielt inne und ihr Herz setzte einen Moment aus. Die Gespräche und das Lachen um sie herum verstummten, und eine seltsame Stille breitete sich aus.
„Haben Sie das gehört?" fragte Liam, seine Stirn in Falten gelegt. Er blickte sich um, die Augen wachsam. Hermine nickte, und instinktiv griff ihre Hand an den Rand ihrer Tasche, wo ihr Zauberstab verborgen lag. Sie wusste, dass sie hier in New York- inmitten einiger Muggel- mit ihren magischen Fähigkeiten vorsichtig sein musste, aber die Anspannung in der Luft war unübersehbar.
Plötzlich, aus der Ecke ihres Blickfelds, sah sie eine Gestalt, die sich unauffällig durch die Menge bewegte. Die Person trug einen langen, dunklen Mantel, dessen Saum über den Boden schwebte, und eine Kapuze, die das Gesicht verbarg. Es kam ihr so vertraut vor...Ein kalter Schauer lief Hermine über den Rücken. Es erinnerte sie an eine Zeit, die sie dachte, hinter sich gelassen zu haben.
Bevor sie reagieren konnte, zogen drei weitere Personen in identischen Mänteln aus den Schatten hervor und postierten sich in der Nähe des Cafés, das sie gerade verlassen hatten. Eine Welle von Panik ging durch die Menge, und ein unruhiges Murmeln breitete sich aus.
„Bleiben Sie hier," sagte Hermine leise zu Liam, ohne den Blick von den Fremden zu nehmen. Ihr Herz raste. Sie konnte sich nicht sicher sein, aber das Gefühl der Bedrohung war zu stark, um es zu ignorieren.
„Was tun Sie?" fragte Liam, als sie vorsichtig einen Schritt nach vorn machte. Doch Hermine hörte ihn kaum. Der Instinkt übernahm die Kontrolle, eine altvertraute Kampfbereitschaft, die sie aus der Zeit im Orden und auf den Schlachtfeldern kannte.
Eine der Gestalten hob eine Hand, und ein dunkles, flackerndes Licht erschien wie aus dem Nichts. Die Magie fühlte sich schwer und unnatürlich an, als ob sie die Luft mit einem unheilvollen Druck füllte. Hermine atmete tief ein und zog blitzschnell ihren Zauberstab. Sie wusste, dass sie handeln musste, bevor etwas Unwiderrufliches geschah.
„Protego!" rief sie, und eine durchsichtige, schimmernde Barriere entstand zwischen den Fremden und den umstehenden Parkbesuchern. Das dunkle Licht prallte an der Schutzbarriere ab und verpuffte in der Luft, begleitet von einem Zischen, das die Haare in ihrem Nacken aufstellte.
„Was zur...?" stotterte Liam und wich einen Schritt zurück, die Augen weit aufgerissen vor Schreck.
„Keine Zeit für Erklärungen," antwortete Hermine, ihre Stimme fest und entschlossen. „Laufen Sie – und warnen Sie die anderen!"
Die zwei dunkel gekleideten Gestalten disapparierten schneller, als sie gekommen waren. Eine Gestalt blieb allein zurück, zog nun ihre Kapuze zurück und entblößte ihr Gesicht, die in der beginnenden Dämmerung gespenstisch wirkten. Die Augen der Person glühten vor kalter Entschlossenheit. Er trat vor, ein hämisches Grinsen auf den Lippen.
„Also doch eine Granger," spottete er. „Ich hätte nicht gedacht, dass du dich so weit von deiner kleinen Zauberwelt entfernt hast."
Hermine spürte, wie die Erinnerung an die letzten Schlachten in ihr aufflammte, aber sie unterdrückte die Furcht. Sie würde kämpfen, wenn es nötig war. Und diesmal würde sie es nicht allein tun.
Hermines Atem stockte, als sie schließlich das Gesicht des Mannes erkannte, der sich jetzt aus den Schatten löste. Walden Macnair. Der Todesser, dessen Name sie nie vergessen würde. Nicht nach der Schlach in der Ministeriumsabteilung. Er war groß und muskulös, mit dem markanten, dünnen schwarzen Schnurrbart, der sein Gesicht zu einer finsteren Maske machte. Die Erinnerungen an seine Grausamkeit waren unauslöschlich: Macnair, der frühere Henker, der Seidenschnabels Schicksal mit gnadenloser Entschlossenheit besiegeln wollte.
Hermine erinnerte sich noch an das Gefühl der Ohnmacht, als sie das Urteil hörte, das den majestätischen Hippogreif hätte töten sollen. Macnair hatte damals ein kaltes Lächeln auf den Lippen getragen, als er die Axt hob, ohne auch nur einen Funken Reue oder Zögern. Diese Kälte spiegelte sich jetzt in seinen Augen wider, als er sie ansah – die gleiche unbarmherzige Härte, die so viele gefürchtet hatten.
Der Todesser der Luna den Zauberstab an die Kehle gehalten hatte und dem Neville Longbottom mit einem mutigen Stoß ins Auge hatte Einhalt gebieten können.
Nach Voldemorts endgültiger Niederlage hatte sich Macnairs Schicksal im Nebel der Geschichte verloren, und viele hatten geglaubt, er sei entweder tot oder für immer in der Dunkelheit verschwunden. Doch allen Anschein nach, war die Wahrheit eine ganz andere: Dass er nie verurteilt wurde, dass er es geschafft hatte, unterzutauchen, seine Wunden zu lecken und im Verborgenen zu planen. Und jetzt, hier in New York war. Die Frage, die sich hier stellte, war: Wieso? Was wollte er in so einer Metropole?
Viel zu auffällig für seine dunklen Machenschaften.
„Macnair," murmelte Hermine, ihre Stimme rau von der plötzlichen Anspannung. Ein bitterer Geschmack lag auf ihrer Zunge, und die kalte Luft des Herbstabends fühlte sich plötzlich schneidend an. Die Jahre hatten ihn gezeichnet, doch seine bedrohliche Präsenz war ungebrochen. Er lächelte breit, als er ihren erstaunten Blick bemerkte.
„Potters Schlammblut wahrhaftig," erwiderte er, die Worte wie Gift durch die Zähne, seine Stimme voll kalter Verachtung, als müsse er den Geschmack eines verhassten Begriffs loswerden.
„Es ist eine Ewigkeit her, nicht wahr? Was für ein Vergnügen, dich hier zu antreffen, fernab der beschützten Mauern von Hogwarts oder der wachsamen Augen deiner Heldenfreunde."
Hermine spürte, wie sich ihre Muskeln anspannten. Der Wind trug die Kälte der Dämmerung heran, aber es war die drohende Anwesenheit des Mannes vor ihr, die ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Was wollen Sie", wiederholte sie die Worte, die zuvor bereits in ihrem Kopf gewesen waren, ihre Stimme fest, doch ein inneres Zittern verriet ihre Anspannung.
Er ließ seine Blicke langsam über den Park schweifen, als wäre er der Herr über all das, was sich vor ihnen erstreckte. „Was ich will?" Er ließ ein leises, bösartiges Lachen hören. „Oh, Granger, du überschätzt deine Bedeutung. Von dir will ich gar nichts – du bist nur ein Relikt aus einer alten Geschichte, ein Stein, der mir im Weg liegt." Seine Augen funkelten gefährlich, während er einen Schritt näherkam. „Und Steine räumt man aus dem Weg, wenn es nötig ist."
Die Drohung lag klar in der Luft, und Hermine spürte, wie sich ein eisiger Schauer ihren Rücken hinunterzog. Doch sie ließ sich nicht einschüchtern. „Dann wirst du feststellen, dass dieser Stein sich nicht so leicht bewegen lässt," antwortete sie mit schneidender Entschlossenheit, ihren Zauberstab fest in der Hand.
Mit einer blitzschnellen Bewegung richtete Hermine ihren Zauberstab auf Macnair und rief: „Expulso!"
Ein gleißend heller Lichtblitz schoss auf ihn zu, begleitet von einem ohrenbetäubenden Krachen, das die Luft erzittern ließ. Der Zauber sollte ihn wegschleudern, die Wucht der Explosion genug, um selbst einen mächtigen Gegner in die Knie zu zwingen.
Doch Macnair blieb ungerührt. Mit einer beiläufigen Bewegung seines Zauberstabs lenkte er den Zauber ab, sodass die magische Energie nach links ausschlug und einen alten, knorrigen Baum in einer Druckwelle zerschmetterte. Splitter und Rinde flogen durch die Luft, und Hermine spürte die Erschütterung bis in die Knochen.
Ein kaltes, amüsiertes Lächeln huschte über Macnairs Gesicht. „Das war alles?" spottete er, während er sich langsam auf sie zubewegte?
Die Gryffindor suchte nach einem Hinweis, irgendetwas, das sie aus der Fassade von Selbstgefälligkeit lesen konnte. Doch Macnair blieb undurchdringlich. „Du bist also hier, um Anhänger zu rekrutieren," schlussfolgerte sie, während sich die Puzzlestücke in ihrem Kopf zusammensetzten. „Das Gleichgewicht der Welt zu stören, wieder einmal."
Ein kalter, unheilvoller Glanz trat in seine Augen, und er neigte den Kopf, als würde er eine Schülerin belächeln, die eine richtige Antwort gegeben hatte. „Ah, du warst schon immer klug. Aber es ist zu spät, Schlammblut. Die alten Wege lassen sich nicht so leicht begraben, wie du vielleicht gehofft hast." Er ließ seinen Blick kurz zu Liam gleiten, der noch immer einige Meter von ihnen entfernt, in völliger Verwirrung erstarrt war. „Dein neuer Freund sieht aus, als ob er keine Ahnung hat, in welche Gesellschaft du ihn gebracht hast."
Hermine spürte, wie sich ihr Griff um den Zauberstab verstärkte, als ihr Blick auf Liam gerichtet war. Just in diesem Moment dachte sie nicht daran, dass sie gerade in Anwesenheit vieler Muggel gezaubert hatte und diese nicht verstanden was sich vor ihnen abspielte. Nein sie konnte nur daran denken, dass Liam noch immer reglos hier stand. „Liam, lauf," schrie sie, ohne den Blick von Macnair zu lassen. Der Todesser grinste noch breiter und hob langsam den Zauberstab.
„Oh, nein, Granger, wir sind noch nicht fertig. Nicht bevor ich dir eine Botschaft überbracht habe – eine Nachricht an all jene, die dachten, sie könnten in Frieden leben, während wir im Schatten verbleiben."
Liam stand immer noch reglos, als ob er sich nicht bewegen konnte. Er sah zwischen Hermine und dem Todesser hin und her, seine Augen weit aufgerissen, aber es schien, als würde er plötzlich wirklich verstehen, was vor sich ging. In seinen Augen war das zuvor alles vielleicht noch ein seltsames Spiel gewesen, doch in dem Moment, in dem Macnair seinen Zauberstab hob, schien etwas in ihm zu erwachen.
„Liam, geh in Sicherheit!", rief Hermine, panisch und ohne ihren Blick von Macnair abzuwenden. Doch Liam rührte sich nicht. Etwas hielt ihn hier, als ob er nicht fähig war, sich aus dieser Gefahr zu befreien.
„Oh, Granger, du kannst dich noch so sehr anstrengen, aber es ist zu spät", grinste Macnair und zog seinen Zauberstab bedrohlich in die Höhe. „Du hast das Spiel verloren, und jetzt musst du dafür bezahlen."
Hermine kämpfte gegen die aufsteigende Verzweiflung an. Sie wusste, dass Liam nichts tun konnte – er war kein Zauberer. Er war ein Muggel, ein völlig ahnungsloser Mensch, der nicht einmal in der Lage war, sich vor der Gefahr zu schützen, die vor ihm stand.
„Bitte!" Ihre Stimme war jetzt verzweifelt, als sie versuchte, ihn zu bewegen. „Du musst laufen!"
Doch er reagierte nicht. Stattdessen war es, als ob ein schrecklicher Moment des Verstehens in ihm erwachte. Er zuckte zusammen, als er spürte, dass die Bedrohung näher rückte. In seinen Augen flackerte eine Erkenntnis auf, die Hermine in diesem Moment nicht verstand.
Es war fast schon so, als könnte Liam die Magie sehen. Aber das war völlig unmöglich. Er war kein Zauberer.
„Liam...", murmelte sie, doch da war es zu spät. Macnair hatte seinen Zauberstab nun vollständig erhoben und fauchte: „Genug!"
Macnair drehte sich zu Liam um, Erkenntnis in seinen unnachgiebigen Zügen.
„Du bist nicht nur ein Muggel! Was bist du wirklich", fragte der Todesser.
Hermine drehte sich in völliger Verwirrung zu Liam um.
„Hermine. Ich... bin nicht, wer du denkst, dass ich bin." Er sah sie an, nur sie. Versuchte nicht in Richtung der Gefahr zu sehen.
Und erst jetzt, in diesem Moment, als die Wahrheit sich langsam, wie ein Schatten über sie legte, begann Hermine zu begreifen. Er wusste über Magie Bescheid?
„Ich bin kein normaler Muggel. Ich... ich bin ein Squib."
Hermine erstarrte. „Was? Ein Squib?"
Liam nickte. „Ja. Ich wusste immer, dass ich anders war, aber... ich konnte nie etwas mit der Magie anfangen. Meine Eltern waren Zauberer, aber ich habe nie die Fähigkeiten geerbt.
Hermine stand völlig sprachlos da. „Du... ein Squib? Du hast... du kannst also dir Magie um dich herum sehen, aber du hast keine Fähigkeiten?"
„Genau", antwortete Liam, und es war das erste Mal, dass Hermine sah, wie viel Last in seinen Augen lag. „Ich kenne die Gefahr, ich habe sie die ganze Zeit über gespürt. Und ich habe gesehen, das du ihn versucht hast ihn aufzuhalten. Aber wollte nicht einfach nur zusehen, aber gleichzeitig konnte ich nicht eingreifen."
~*~
Hermine hatte keine Zeit mehr, weiter über Liams Offenbarung nachzudenken. Der Todesser, Macnair, war noch immer da, und die Bedrohung war greifbar. Ihr Herz raste, als sie die Gefahr realisierte, in der sie steckten. Wenn sie keine Verstärkung rief, würde alles verloren sein.
„Liam, du musst jetzt gehen", befahl Hermine, ihre Stimme drängend und fest. „Geh in Lunas Bar, drei Blocks von hier. Frag nach Luna Lovegood oder Draco Malfoy. Sie sind die einzigen, die uns jetzt helfen können."
Liam sah sie mit weit aufgerissenen Augen an, als er die Dringlichkeit ihrer Worte erfasste. „Aber... aber du kannst ihn nicht alleine bekämpfen, Hermine. Was ist, wenn—"
„Ich halte ihn hin, Liam", unterbrach sie ihn scharf. „Du musst es jetzt tun. Es ist die einzige Chance, die wir haben. Ich kann hier nicht ohne Hilfe bleiben."
Hermine drehte sich wieder zu Macnair, der sie mit einem verächtlichen Lächeln anstarrte. „Und du glaubst wirklich, dass du entkommen kannst, Schlammblut?", sprach der Todesser spöttisch. „Selbst wenn du Verstärkung holst, wird es zu spät sein. Du hast dich selbst in diese Situation gebracht, Granger. Wenn du mir einfach aus dem Weg gehen würdest..."
„Ich werde kämpfen, bis zum Ende", entgegnete die Brünette, entschlossen, ihm nicht die Genugtuung zu geben, sie zu besiegen.
„Schön", erwiderte Macnair mit einem gierigen Grinsen.
„Liam", fuhr Hermine fort, ihre Stimme nun ruhiger und eindringlicher. „Du kannst ihm nicht entkommen. Aber du kannst mir helfen. Hol Luna oder Draco, schnell. Wir haben keine Zeit zu verlieren."
Liam zögerte einen Moment, dann nickte er endlich, als er die Ernsthaftigkeit in Hermines Blick sah. „Ich werde es tun", sagte er. „Du hältst durch, Hermine. Ich komme so schnell ich kann."
„Ich vertraue dir", antwortete Hermine, und für einen Moment trafen sich ihre Blicke, voller unausgesprochener Worte. Dann lief Liam, schnell und entschlossen, in die entgegengesetzte Richtung.
Hermine blickte zurück zu Macnair, der einen weiteren Schritt auf sie zu machte. Sie konnte spüren, wie der Druck in der Luft zunahm, die Spannung fast greifbar war.
„Das ist deine letzte Chance, Schlammblut", warnte Macnair mit drohender Stimme. „Sei klug und geh aus dem Weg."
„Kannst du vergessen", entgegnete Hermine. Sie wusste, dass die Zeit knapp war, aber sie musste stark bleiben. Sie konnte nicht zulassen, dass Macnair entkam.
Lieber würde sie sich selbst Avadern.
In ihrem Inneren sammelte sich eine Welle aus Entschlossenheit und Mut.
Insgeheim wusste Hermine, dass Macnair kämpfen wollte – er wollte sie umbringen, sie war für ihn der Dreck unter seinen Schuhen, den er auslöschen wollte. Ein Schlammblut hatte in seinen Augen keinen Platz in dieser Welt. Aber noch mehr als das, wusste sie, dass er sie nicht einfach so verschwinden lassen würde. Sie war nicht nur ein Hindernis für ihn, sie war der symbolische Widerstand, den er vernichten musste.
Er könnte es viel einfacher haben, dachte Hermine. Wenn er wollte, konnte er einfach Apparieren und sie mit einem einzigen Zauber verschwinden lassen. Doch er tat es nicht. Warum? Warum zog er das Ganze in die Länge, wenn er sich doch einfach befreien könnte?
Es war, weil ihm das Spiel gefiel. Er wollte sie brechen, sie unterwerfen. Er wollte sehen, wie sie sich der Unvermeidlichkeit beugte.
„Du willst kämpfen, nicht wahr, Macnair?" Ihre Stimme war ruhig, aber fest. „Du willst dich nicht einfach zurückziehen. Du willst, dass ich auf meine Knie gehe und mich dir unterwerfe. Aber das wird nicht passieren. Nicht mit mir."
Macnair lachte bitter, ein hohles, fast schon wahnsinniges Lachen, das in der bedrückenden Stille der Straße widerhallte. „Du bist naiv, Mädchen", zischte er, seine Augen funkelten vor Hass und Überheblichkeit.
„Ich werde dich in Stücke reißen, wenn du nicht gehst."
„Dann fang an", erwiderte Hermine, ihre Stimme fest und ruhig, doch der kalte Schweiß lief ihr über den Rücken. Sie wusste, dass dies kein harmloses Spiel war - es war ein Kampf auf Leben und Tod. Ihre Hand umklammerte ihren Zauberstab fester, während ihr Herz immer schneller schlug.
Kaum hatte sie das Wort ausgesprochen, flog der erste Fluch. „Stupor!" brüllte Macnair, der mit einer wilden Bewegung des Zauberstabs den Fluch auf sie schleuderte. Ein grelles, rot-orangefarbenes Licht schoss in ihre Richtung, prasselte durch die Luft wie ein explodierendes Feuerwerk. Hermine reagierte blitzschnell, sprang zur Seite und hörte das Zischen des Fluchs an ihrer Schulter vorbeiziehen. Der Zauber zerschmetterte ein nahegelegenes Fenster, das mit einem ohrenbetäubenden Knall zerbarst.
„Protego!", rief Hermine und ließ ihren Zauberstab nach vorne schnellen. Ein helles, durchscheinendes Schild bildete sich vor ihr und blockierte den nächsten Fluch von Macnair, der in einem gelben Lichtblitz auf sie zubrauste. Der Fluch prallte von ihrem Schild ab und jagte in die Luft, wo er eine Reihe von Funken sprühte, als er explodierte.
Doch Macnair ließ nicht locker. „Reducto!", rief er mit einem wilden Zischen, und ein gewaltiger, blauer Lichtstrahl schoss auf sie zu. Der Zauber zerfetzte die Straße vor ihr, und ein dicker, schwarzer Rauch stieg auf, als das Pflaster unter der Wucht des Zaubers zerbrach. Hermine rutschte nach hinten, als der Druck der Explosion sie zurückwarf, aber sie fand schnell wieder ihren Halt.
„Expelliarmus!", rief Hermine, als sie sich wieder aufrichtete und den Zauberstab auf ihn richtete.
Sie wollte ihn nur hinhalten, bis Verstärkung kam. Denn sie konnte ihn nicht umbringen. Sie waren inmitten eines Parkes. Der nun zwar verlassener war, allerdings spürte Hermine die neugierigen Blicke der wenigen Muggel auf sich, die sich noch irgendwo hier versteckt hielten. Und eine Leiche würden die Muggel sicherlich bemerken.
Ein kräftiger Strahl schoss auf ihn zu, doch Macnair wich geschickt aus und drehte sich zur Seite, während sein eigener Zauberstab erneut in der Luft zuckte.
„Avada Kedavra!" schrie Macnair mit einem zornigen Fauchen, und ein grell-grüner Blitz schoss aus seinem Zauberstab, wie ein gieriger Strom aus magischer Energie, der die Luft mit einer fast greifbaren Dunkelheit füllte. Der Fluch raste auf Hermine zu, der leuchtende grüne Lichtstrahl blinder Zorn und tödlicher Absicht.
Instinktiv sprang Hermine zur Seite und rollte sich in den Staub. Der grüne Lichtstrahl verfehlte sie nur um Haaresbreite und zerschmetterte erneut einen alten Baumstamm hinter ihr, der in einem dichten, glühenden Rauch aufbrach. Hermine konnte den Geruch von verbranntem Holz in der Luft riechen, während ihr Herz noch immer in rasendem Tempo pochte.
„Petrificus Totalus!", stieß sie laut aus, als sie sich wieder aufrichtete und den Zauberstab mit einer schnellen Bewegung auf die Gefahr in Person richtete. Der Zauber schnitt durch die Luft, blitzte in einem tiefen blauen Licht auf Doch der Todesser, der blitzschnell reagierte, hob seinen Zauberstab und schleuderte ihn zur Seite.
„Du wirst dich noch wundern, Granger", zischte Macnair, während er weiter auf sie zu stürmte. „Das Ende für dich wird schneller kommen, als du denkst."
„Du bist der Einzige hier, der es nicht begreifen will", murmelte Hermine, als sie sich erneut auf den Kampf konzentrierte. Die Zeit schien in diesem Moment stillzustehen, jeder Zauber, jede Bewegung und jede Entscheidung von ihr war entscheidend. Wenn sie einen Fehler machte, würde er sie ohne Zweifel töten.
Macnair grinste bösartig, als er auf sie zuschritt, doch Hermine wusste, dass er sich nicht mehr lange in seinem Übermut wiegen konnte. Sie brauchte nur einen Moment - nur einen einzigen Augenblick, in dem er sich auf einen Angriff konzentrierte, damit sie handeln konnte.
„Impedimenta!", schrie sie plötzlich und richtete ihren Zauberstab mit voller Kraft auf ihn. Ein pulsierendes Licht schoss wie ein gewaltiger Strahl aus dem Zauberstab und traf Macnair mitten in der Brust. Der Fluch hatte sofort Wirkung: Macnair wurde förmlich in die Luft geschleudert, sein Körper erstarrte für eine kurze, aber entscheidende Sekunde. Es war, als würde die Zeit für einen Moment anhalten. Der Zorn und die Aggression in seinen Augen wichen einer seltsamen Starre, und er konnte sich nicht mehr bewegen, während er wie in einem unsichtbaren Gefängnis gefangen war.
Hermine wusste, dass dies ihre Gelegenheit war. Sie wusste, dass sie jetzt schnell handeln musste, bevor er sich wieder befreien konnte. In einem fließenden, schnellen Bewegungsablauf richtete sie ihren Zauberstab erneut auf ihn.
„Expelliarmus.", sprach sie entschlossen. Ein greller roter Blitz schoss aus ihrem Zauberstab, traf Macnair mitten auf die Brust und zischte durch die Luft. In einem raschen, zitternden Aufblitzen wurde sein Zauberstab aus seiner Hand geschleudert und flog einige Meter durch die Luft, um dann klirrend auf den Boden zu fallen. Der Todesser taumelte, konnte sich jedoch nur mit Mühe auf den Beinen halten. Der Verlust seiner Waffe war ein schwerer Schlag, aber Macnair war immer noch gefährlich.
Doch Hermine ließ ihm keine Zeit, sich zu erholen.
Sie wusste, dass sie jetzt handeln musste, um ihn endgültig außer Gefecht zu setzen.
„Incarcerous!", rief sie mit fester Stimme, wahrend sie ihren Zauberstab in einer eleganten, entschlossenen Bewegung auf den, noch immer gelähmten, Macnair richtete. Mit einem Zischen bildeten sich Fesseln, die wie unsichtbare Seile um Macnair's Körper schlugen. Bevor er auch nur realisieren konnte, was geschehen war, fühlte er, wie sich die Fesseln um ihn wanden, ihn festhielten und sein gesamter Körper bewegungsunfähig wurde.
Mit einem Schrei versuchte er sich zu wehren, doch es war zu spät - der Zauber hatte seine Wirkung voll entfaltet. Macnair war jetzt vollständig gefesselt sowie entwaffnet, seine Arme und Beine starr und unbeweglich.
Er versuchte zu fluchen, versuchte zu kämpfen, doch Hermine hatte ihn in einer kurzen, entscheidenden Aktion vollig ausmanövriert. Für einen Moment stand sie nur da und atmete schwer, den Zauberstab fest umklammert. Ihr Herz pochte, aber sie wusste, dass sie gewonnen hatte - zumindest für den Moment. Denn die eigentliche Gefahr war zahlreich, erneut, in ihrer Welt verteilt.
Macnair lag nun in einem unschönen Haufen auf dem Boden, wütend, aber unfähig, sich zu rühren. Hermine stand immer noch mit gezücktem Zauberstab über ihm, als sie den Geräuschen hinter sich lauschte. In der Ferne hörte sie schnelle Schritte und dann die vertraute Stimme von Luna Lovegood.
„Hermine! Hermine, wir sind hier!" Luna trat aus der Ferne hervor, und zu ihrer Seite stand Draco Malfoy, dessen Gesicht ernst und angespannt war.
„Was ist passiert?"
„Macnair", sagte Hermine atemlos und zeigte auf den gefesselten Todesser. „Er wollte mich töten, aber ich habe ihn gestoppt. Er ist jetzt außer Gefecht- aber er ist noch nicht besiegt. Ich brauche euch hier."
Draco trat einen Schritt vor, seine Augen fest auf sie und dem Todesser gerichtet. „Geht...geht es dir gut Granger."
„Mir fehlt nichts" versicherte sie dem Slytherin.
„Warum ist er in New York", fragte Luna.
„Er hat nach Verbündeten gesucht. Leuten, die ihm helfen einen Aufstand anzuzetteln. Es war in den Nachrichten. Jetzt wissen wir, dass es stimmt."
Luna trat an ihre Seite und warf einen prüfenden Blick auf Macnair, der immer noch mit den Fesseln kämpfte.
„Gut gemacht, Hermine", sagte die Ravenclaw anerkennen mit einem sanften Lächeln. „Was sollen wir mit ihm machen? Hast du einen Plan?"
Hermine nickte und blickte auf den gefesselten Todesser. „Er wird uns so nicht entkommen", bemerkte sie ruhig, und in ihren Augen war eine feste Entschlossenheit zu sehen. „Aber er sollte, nie wieder eine Bedrohung darstellen."
„Ich verständige die Auroren im Ministerium", schaltete Draco sich ein und richtete seinen Zauberstab zum Himmel hin. Hermine beobachtete, wie er in einer fließenden Bewegung eine komplizierte Geste vollführte. Ein silberner Funkenregen schoss aus der Spitze seines Zauberstabs und formte sich zu einem majestätischen Greif, der mit einem leuchtenden Glanz in die Dunkelheit jagte, bis er in der Ferne verschwand.
Er konnte den Verständigungszauber der Auroren?
Hermine warf ihm einen verwirrten Blick zu. Der Slytherin bemerkte ihre Verwunderung und zog eine Augenbraue hoch. „Das lernt man, wenn man in der Aurorenzentrale in New York gearbeitet hat", erklärte er mit einem Hauch von Stolz in der Stimme. „Schnelle Kommunikation für Notfälle. Diese Nachricht erreicht die Auroren in wenigen Minuten."
Hermine nickte, beeindruckt von Dracos Geschick. Doch jetzt war keine Zeit für Überraschungen – sie mussten sicherstellen, dass Macnair in Gewahrsam blieb, bis die Verstärkung eintraf.
Luna trat vor und kniete sich neben den Todesser, der jetzt nur noch zischte und fluchte, unfähig, sich aus seinen Fesseln zu befreien. „Die Auroren sollten die Umgebung absichern. Wo ein Todesser ist, sind oft noch mehr", bemerkte sie ruhig, ihre Stimme von der üblichen Sanftheit durchzogen, aber mit einem ernsten Unterton.
„Du hast recht", erwiderte Hermine und straffte die Schultern.
„Sie werden in Kürze eintreffen, alles sicherstellen, ihn mitnehmen und die Muggel, die etwas gesehen haben könnten, oblivieren", erklärte der Malfoy, während er den Bereich mit scharfen Augen absuchte. Die Nacht um sie herum schien stiller geworden zu sein, als ob sie den Atem anhielt, doch Hermine wusste, dass es der Moment war, bevor die Welle der Ereignisse die Ruhe hinwegspülen würde.
Macnair, immer noch gefesselt und mit Wut im Blick, schnaubte vor Zorn, doch er konnte nichts weiter tun als zischend zu drohen. „Ihr glaubt, das wird mich aufhalten? Ihr seid alle Narren!"
„Und du...Dreckiger Blutsverrärer. Was würde dein Vater jetzt wohl sagen, Draco."
Dracos Mine wurde ausdruckslos. Für eine Sekunde hätte Hermine schwören können, dass ein Anflug von Schmerz in seinen Augen aufblitzte. Doch so schnell wandte er sich auch wieder ab, als sei nichts gewesen.
Luna ließ sich nicht beirren und hob sanft ihren Zauberstab. „Silencio", flüsterte sie, und Macnairs Stimme erstarb abrupt. Die Stille war drückend, aber sie gewährte ihnen einen kurzen Moment der Erleichterung. Draco schenkte ihr ein aufrichtiges Lächeln. Etwas, das sie selten bei ihm zu Gesicht bekam.
Und etwas, so stellte sie fest, was ihr eindeutig zu gefallen schien.
Hermine trat einen Schritt zurück und ließ ihren Blick über den Platz gleiten, wo die vereinzelten neugierigen Augen der Muggel, die die Szene aus der Ferne beobachtet hatten, langsam verschwanden. Sie wusste, dass es nur eine Frage von Minuten war, bis die Auroren mit ihren Umhängen und der charakteristischen Entschlossenheit auftauchen würden.
Als sie das schließlich taten, hoffte sie, dass es nicht noch mehr Aufsehen erregen würde.
„Das war knapp", flüsterte Hermine leise und sah Draco an, der ihr einen flüchtigen, fast erleichterten Blick zuwarf.
„Zu knapp", antwortete er, während die ersten Silhouetten der ankommenden Auroren sich in der Ferne abzeichneten. Die Rettung war gekommen- glücklicherweise sehr diskret- und der Albtraum dieses Tages würde bald ein Ende haben.
~*~
Der Weg zurück zur Bar war erfüllt von dem goldenen Licht der Dämmerung, das die Welt in warme Farben tauchte. Die Geräusche der Bar wurden lauter, je näher sie kamen, doch die Spannung zwischen Draco und Hermine schien den Klang zu überlagern. Vor ihnen gingen Luna zusammen mit Liam, dem sie auf ein Butterbier in die Bar eingeladen hatte,, ihre Umrisse vom letzten Sonnenlicht umrahmt. Lunas fröhliches Lachen wehte zu ihnen herüber, und Liam lächelte entspannt.
Draco hielt plötzlich inne, sodass Hermine gezwungen war, stehen zu bleiben. Er drehte sich zu ihr, sein Blick war scharf und von einer Spur verletzter Neugier durchzogen. „Und, Granger, wann hattest du vor, mir von dem da zu erzählen?" Er nickte in Liams Richtung. „Ein neuer Freund, von dem ich nichts wissen soll?"
Hermine blinzelte überrascht, ihre Augen suchten sein Gesicht nach einem Anzeichen dafür ab, dass er scherzte. Doch sein Kiefer war angespannt, und seine grauen Augen funkelten im schwächer werdenden Licht mit einem Ausdruck, den sie nicht oft sah: Eifersucht.
„Draco, es ist nicht—"begann sie, doch er hob eine Hand, als wolle er die Worte abwehren, die er nicht hören wollte.
„Schon gut, Granger." Seine Stimme klang leise, fast resigniert, bevor er sich abwandte und die restlichen Schritte zur Bar alleine zurücklegte, ohne sich noch einmal umzusehen.
tbc...
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top