Kapitel 14: Die Granger-Phase


Kapitel 14:
Die Granger-Phase
~*~

Das Licht in Dracos Apartment war gedämpft, die Atmosphäre gemütlich und doch spürbar geladen. Der Duft von Thymian und Rosmarin lag in der Luft, gemischt mit dem unterschwelligen Aroma eines drohenden Küchen-Debakels. Draco lehnte lässig gegen die Küchentheke und beobachtete Theo, der konzentriert versuchte, eine Sauce zu rühren, während er gleichzeitig das Gemüse im Ofen im Blick behalten wollte. Der Anblick war, milde ausgedrückt, ein wenig komisch.

„Du weißt, dass du das Zeug nicht hypnotisieren kannst, oder?", zog Draco ihn grinsend auf, als er Theos starren Blick bemerkte. „Es wird nicht schneller gar, nur weil du es böse ansiehst."

Theo hob eine Augenbraue, ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen. „Ich habe alles im Griff, Dray. Glaubst du, ich mache das hier zum ersten Mal?"

Draco stieß ein amüsiertes Lachen aus. „Ich glaube, du hast seit Hogwarts nicht mal eine Teekanne richtig bedient."

„Bitte, ich bin der Meister des Teekochens."

„Tja, lass uns hoffen, dass das bei dieser Sauce auch funktioniert." Draco schnappte sich ein Stück Brot vom Tisch und biss genüsslich hinein. „Sonst müssen wir alle von Hermines  Quinoa leben."

„Du wirst sehen. Ich bin der nächste Muggel-Gordon Ramsay," antwortete Theo todernst, während er eine Prise Salz in die Sauce streute. „Luna wird begeistert sein."

Hermine, die an der Seite stand und die Szenerie amüsiert verfolgte, konnte nicht anders, als zu schmunzeln. „Ich bin mir sicher, sie wird begeistert sein... wenn du sie nicht vergiftest."

„Hey!" Theo tat empört, doch der schelmische Funke in seinen Augen zeigte, dass er den Spaß verstand. „Ich habe mich ordentlich vorbereitet, danke sehr."

Draco lehnte sich näher zu Hermine und sagte in einem verschwörerischen Ton: „Die Vorbereitung bestand vermutlich aus ein paar Kochvideos auf YouTube, die er fünf Minuten vor deiner Ankunft angeschaut hat."

Hermine prustete los und musste sich den Mund halten, um nicht lauthals zu lachen. „Das erklärt einiges."

Theo schnaubte und schüttelte den Kopf. „Lacht nur, ihr Banausen. Wenn Luna erstmal hier ist und diese Sauce probiert, werdet ihr alle verstummen."

„Oh, ich hoffe es für dich", sagte Hermine, ihre Augen blitzten vor Spaß. „Denn falls nicht, sorge ich dafür, dass mein Rettungssnack gut ankommt."

Draco grinste, seine Augenbrauen zogen sich schelmisch zusammen. „Ich bin mir sicher, der Abend wird... feurig. Auf die eine oder andere Weise."

Gerade als Theo den Mund öffnete, um eine weitere charmante Erwiderung zu bringen, klopfte es an der Tür. Hermines Herz machte einen kleinen Sprung, als sie sah, wie Theos Haltung sich sofort veränderte – seine übliche coole Fassade fiel für einen Moment, und ein nervöses Lächeln huschte über seine Lippen.

„Da ist sie", flüsterte Draco leise und zog dabei bedeutungsvoll die Augenbrauen hoch. „Der Moment der Wahrheit, Nott. Mach dich bereit."

Hermine grinste, während Theo sich die Hände an einem Küchentuch abwischte, als wäre er auf dem Weg zu einem Duell und nicht zu einem harmlosen Abendessen. Mit einem letzten tiefen Atemzug ging er zur Tür und öffnete sie.

Luna stand dort, ihr Haar fiel sanft über ihre Schultern, und sie lächelte strahlend, als sie Theo ansah. „Entschuldige die Verspätung. Die zwei älteren Damen an der Bar waren ziemlich aufgebracht, als ich früher geschlossen habe."

„Hast du ihnen gesagt, dass sie es überleben werden?" fragte Hermine mit einem Grinsen, das nur Draco toppen konnte.

Luna schüttelte lachend den Kopf. „Ich habe ihnen versichert, dass ich morgen pünktlich um neun wieder da sein werde."

„Und damit hast du sie gerettet", sagte Draco trocken. „Hut ab, Lovegood, du hast das wahre Heldentum bewiesen."

Luna trat in die Wohnung, und Theo nahm ihr den Mantel ab. Seine Nervosität war spürbar, doch er bemühte sich um eine lockere Haltung. „Ich hoffe, du hast Hunger", sagte er, während er Luna intensiv beobachtete.

„Oh, das habe ich", erwiderte sie mit einem sanften Lächeln, das Theo für einen Moment komplett aus der Fassung brachte.

Hermine beobachtete das Szenario und konnte den Anflug von Zuneigung, der sich zwischen den beiden entwickelte, nicht übersehen. Theo wirkte auf einmal so anders – offener, weicher. Es war eine Seite, die sie selten bei ihm gesehen hatte, und sie konnte spüren, dass dies einer jener Abende werden könnte, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen würde.

Draco schien das auch zu bemerken. Er warf Hermine einen vielsagenden Blick zu und grinste. „Nun, Granger, ich glaube, unser Job als Verkuppler hat offiziell begonnen."

Hermine verdrehte die Augen, aber das Lächeln auf ihrem Gesicht blieb. „Lass uns hoffen, dass es besser läüuft als das was Nott in der Küche fabriziert."

„Oh glaub mir Granger. Das wird es. Auf meine Weise."

Die Brünette verdrehte nur die Augen über seine Bemerkung. Wollte sie wirklich wissen, was er plante?

~*~

Theo schloss die Tür und wirkte für einen Moment unsicher, fast so, als sei ihm die Anwesenheit von Luna in seiner Wohnung plötzlich zu real geworden. Er führte sie langsam in die Küche, sein Blick blieb für einen Augenblick an ihren leuchtenden Augen hängen. „Also, ähm... du musst mir versprechen, dass du nicht allzu streng bist", sagte er mit einem unsicheren Lächeln, während er den Herd überprüfte. „Ich habe mein Bestes gegeben, aber Muggel-Kochen ist doch etwas... herausfordernder, als ich dachte."

Luna legte sanft ihre Hand auf seinen Unterarm, was ihn innehalten ließ. „Theo, ich bin sicher, es wird großartig. Und selbst wenn nicht... es ist der Gedanke, der zählt."

Ihr Blick war sanft und verständnisvoll, und für einen kurzen Moment wirkte der Slytherin, als hätte er jegliche Anspannung verloren. Sein Grinsen wurde breiter, und er strich sich durch sein dunkles Haar, das ihm etwas ins Gesicht fiel. „Na dann, du rettest mich also vor dem Untergang, falls es schiefgeht."

„Das war mein Plan", erwiderte sie mit einem leichten Schmunzeln.

Hinter ihnen tauschten Draco und Hermine vielsagende Blicke. Draco lehnte sich in seinem Stuhl zurück und flüsterte: „Sieh dir Nott an, als ob er in der Schlacht seines Lebens steht."

Hermine lachte leise. „Ja, aber ehrlich gesagt... es ist irgendwie süß, wie nervös er ist. Wer hätte gedacht, dass Theodore Nott so sein kann?"

„Oh, er kann noch ganz anders sein", murmelte Draco mit einem Grinsen, das Hermine neugierig machte, aber sie beschloss, das Thema nicht weiter zu vertiefen. Stattdessen richtete sie ihren Blick wieder auf das Paar, das sich nun in einer stillen, aber intensiven Unterhaltung befand.

„Du siehst toll aus", sagte Theo, etwas nervös, aber seine Stimme hatte diesen warmen, tiefen Klang, der Lunas Herz immer schneller schlagen ließ.

„Danke, du auch", erwiderte sie mit einem scheuen Lächeln, während sie ihre Haare zurück hinter die Ohren strich. Theos Augen folgten dieser Bewegung, als ob er sich selbst daran erinnern musste, zu atmen.

„Ich hoffe, die Wohnung gefällt dir", sagte er dann, seine Stimme ein wenig fester, doch seine Augen suchten weiterhin Lunas Gesicht, als ob er jede ihrer Reaktionen studieren würde. „Sie ist nicht besonders winzig , aber... ich dachte, es wäre gemütlich."

„Es ist perfekt", antwortete Luna ehrlich, ihre Stimme ruhig und sanft. Sie trat näher an ihn heran, und er konnte den süßen Duft ihres Parfüms riechen. „Wirklich, Theo. Es fühlt sich... nach dir an."

Theo lächelte, ein echtes, scheues Lächeln, und obwohl seine Nervosität spürbar war, konnte er nicht anders, als zu flirten. „Nach mir? Also chaotisch, aber irgendwie charmant?"

Luna lachte leise, ein weiches, klingendes Geräusch, das Theo wie ein Echo in den Ohren blieb. „Vielleicht ein bisschen", gab sie zu, „aber ich mag chaotisch und charmant."

Theo spürte, wie seine Nervosität langsam in den Hintergrund trat, sein Blick wurde intensiver, während er Lunas Augen nicht losließ. „Vielleicht sollten wir den Abend einfach... noch charmanter gestalten", sagte er, ein schelmisches Lächeln auf den Lippen, als er sich etwas näher zu ihr beugte.

Luna schluckte leicht und erwiderte seinen Blick, ihre Wangen färbten sich leicht rosa. „Ich bin gespannt, wie charmant du sein kannst", flüsterte sie, bevor sie sich von ihm wegdrehte und in Richtung Küche ging, dabei aber mit einem verlegenen Lächeln zu ihm zurücksah.

Theo stand für einen Moment wie versteinert da, ein nervöses Lächeln auf den Lippen, als er ihr hinterherblickte.

Er ahm sich einen Moment, um tief durchzuatmen, bevor er ihr folgte und schließlich den Stuhl anbot. „Setz dich. Ich hoffe, du magst Risotto... Es war das einzige, das nicht komplett verbrannt ist", fügte er mit einem nervösen Lachen hinzu.

Luna setzte sich und beobachtete ihn, wie er zwischen Herd und Tisch hin- und herging, bemüht, alles perfekt herzurichten. „Risotto klingt perfekt", antwortete sie, und ihre Stimme hatte diese beruhigende Wirkung auf ihn.

Als schließlich alle Platz genommen hatten, und Theo schließlich noch einen Kartoffelauflauf aus dem Ofen in der Mitte des Tisches abgestellt hatte, setzte er sich neben Luna, zwar immer noch etwas steif, doch die Wärme, die von Luna ausging, schien ihn allmählich zu beruhigen. „Es sieht wirklich lecker aus", sagte dir Ravenclaw anerkennend.

Hermine konnte ein Grinsen nicht unterdrücken, als sie bemerkte, dass der Käse auf dem Auflauf fehlte. Es war fast zu komisch, um wahr zu sein – Theo, der sich bemüht hatte, einen schmackhaften Abend zu organisieren, und dann dieser kleine, aber entscheidende Fehler. Doch anstatt es zu kommentieren, entschied sich Hermine, die Situation für sich zu behalten und zu sehen, wie es sich entwickeln würde.

„Hier, das Risotto ist eine meiner Spezialitäten", erklärte Theo stolz, während er die dampfenden Portionen auf die Teller verteilte. Seine Hände zitterten leicht, und es war offensichtlich, dass er nervös war, aber sein Lächeln war ansteckend. „Ich hoffe, es schmeckt euch", sagte er, sah aber direkt zu Luna und wagte es, sie intensiver anzusehen, als er es vielleicht sollte.

Theo beobachtete sie nervös, als sie den ersten Bissen nahm. Für einen Moment schien alles still zu stehen, als würde das Urteil über sein Risotto den gesamten Abend bestimmen.

Luna kaute langsam und nickte schließlich anerkennend. „Theo... es schmeckt wirklich gut."

Sein erleichtertes Lächeln war unverkennbar, und zum ersten Mal an diesem Abend wirkte er, als könne er wirklich loslassen. „Ich schätze, das ist das Beste, was mir heute passieren konnte", antwortete er leise und lächelte sie an.

Luna erwiderte das Lächeln, und in diesem Moment schien der Raum um sie herum still zu werden. Es war einer dieser magischen Momente, in denen Worte nicht mehr nötig waren – eine stille, aber tiefgehende Verbindung, die sie beide spüren konnten.

Draco konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und sah über den Tisch zu seinem Freund . „Also, Theo. Wer hätte gedacht, dass du auch ohne einen Zauberstab beeindrucken kannst?"

Theo schnaubte amüsiert und schüttelte den Kopf. „Spar dir die Kommentare, Dray. Wenn ich gewusst hätte, dass hier ein Drei-Gänge-Menü erwartet wird, hätte ich vielleicht sogar noch eine Vorspeise vorbereitet." Der Sarkasmus in seiner Stimme war unverkennbar.

„Oh, ich glaube, du hast dich gut geschlagen", warf Hermine ein und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie an den fehlenden Käse im Auflauf dachte.

Luna, deren Lächeln sich in ihren Augen widerspiegelte, sah Theo an. „Ja, du hast wirklich einen tollen Job gemacht. Du solltest öfters kochen."

Theo wich ihrem Blick aus, schien für einen Moment nervös und leicht angespannt. Doch dann erwiderte er ihren Blick, und seine sonst so ruhige Fassade bröckelte ein wenig. „Vielleicht... wenn du öfter vorbeikommst", sagte er fast flüsternd, und die Unsicherheit in seiner Stimme war nicht zu überhören.

Luna hielt seinem Blick stand, ihr Lächeln weicher, fast nachdenklich. „Vielleicht sollte ich das tun."

Hermine versuchte, das Kichern zu unterdrücken, das ihr bei dieser neckenden Atmosphäre entweichen wollte. Es war seltsam, fast surreal, wie die vier hier zusammen saßen – Slytherins und Gryffindors, die früher unüberwindbare Differenzen  hatten, jetzt aber zusammen lachten und sich gegenseitig aufzogen, als wäre all das längst Vergangenheit.

„Sag mir, Theo", begann Hermine schließlich, die eine leichte Stirnrunzelung nicht verbergen konnte, „wie hast du es geschafft, so still und leise die perfekte Abendgesellschaft auf die Beine zu stellen? Hat Malfoy dir etwa geholfen?"

Theo lachte leise und schüttelte den Kopf. „Draco hat die meiste Zeit nur dummes Zeug geredet und mich abgelenkt. Das hier ist alles mein Verdienst."

„Dummes Zeug?" Draco tat empört und klopfte sich auf die Brust. „Ich habe dir moralische Unterstützung gegeben. Ohne mich hättest du niemals den Kampf gegen den Ofen gewonnen."

„Das ist nicht einmal wahr, und das weißt du." Theo versuchte, ernst zu bleiben, doch ein leises Lächeln blitzte durch.

Luna blickte zwischen den beiden hin und her und schien zu genießen, wie sie sich gegenseitig auf die Schippe nahmen. Schließlich sagte sie in die Runde: „Es ist schön, dass wir hier alle zusammen sind... und ich finde, das Essen ist ein voller Erfolg. Auch ohne den Käse."

Hermines Augen weiteten sich leicht, und sie biss sich auf die Lippe, um nicht laut loszulachen.
Die Katze war aus dem Sack.

„Käse? Wo...wovon sprichst du Darling", fragte Theo ratlos an Luna gerichtet. Die Augen der Ravenclaw weiteten sich für einige Sekunden lang bei ihrem neuen „Kosenamen". Hermine und Draco war dies ebenfalls nicht entgangen. Doch anstatt ihre Mundwinkel über Lunas Scham zu verziehen, sahen sie einander bloß wissend an.

„Äh...wie soll ich das jetzt am besten sagen, ohne dein Ego zu verletzen..."

„Beim Kartoffelauflauf fehlt der...Käse", antwortete Hermine an Lunas Stelle.

Draco grinste amüsiert in die Runde, während er seinem besten Freund tröstend auf die Schulter klopfte. „Der arme Nott, gibt sich Mühe, und dann das!"

Theodore schien sich ernsthafte Vorwürfe zu machen, als er fragte: „Ihr wollt mich doch wohl verarschen. Luna...bitte sag mir das ihr mich auf den Arm nehmt..."

Die Ravenclaw hob entschuldigend die Arme: „Hey, es schmeckt trotzdem fantastisch", warf sie dann schnell ein und lächelte Theo aufmunternd zu, während sie sich zurückhielt, selbst in Gelächter auszubrechen.

Theo seufzte leise und rieb sich den Nacken. „Salazar. Ich hatte keine Ahnung von irgendeinem Käse. Also, ich schätze, ich werde mich mit meinem ersten Versuch zufriedengeben müssen – ohne den Käse."

Draco lehnte sich grinsend zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. „Na ja, Kumpel, ein Kartoffelauflauf ohne Käse... das sind ja wohl nur Kartoffeln, oder?" Er zog eine Augenbraue hoch und warf Theo einen gespielten, mitleidigen Blick zu. „Aber hey, zumindest steht die Küche noch. Das ist doch auch was."

Hermine konnte sich das Lachen nicht mehr verkneifen und Luna kicherte leise, während Theo nur den Kopf schüttelte, den humorvollen Kommentar aber nicht ohne ein schiefes Lächeln hinnehmen konnte.

„Ihr seid allesamt Idioten", sagte Theo mit einem gespielten Frust. „Da gibt man sich einmal Mühe, und schon wird man für jeden kleinen Fehler verurteilt."

Gelächter brach im Tisch aus, während alle ihr Abendessen genoßen.

„Ihr könnt jetzt mit der Nummer aufhören und stattdessen darüber quatschen, wie charmant ich bin – so als Gastgeber", sagte Theo und imitierte dabei das Lächeln eines perfekten Gentlemen.

„In meiner Wohnung", korrigierte Draco mit einem scharfen Blick.

„Haha, formal ja – deine Wohnung", erwiderte Theo mit einem schelmischen Grinsen. „Aber ganz ehrlich, wir leben hier, weil mein großes, zu großes Haus einfach zu leer und einsam ist. Es ist doch viel geselliger so, oder?"

„Geselliger?" Draco hob eine Augenbraue und sah Theo herausfordernd an. „Es fühlt sich fast wie ein Déjà-vu an, als ob ich wieder in Hogwarts wäre, mit dir in einem Schlafsaal. Den Feuerwhiskey, den du immer unter meinem Bett versteckt hast, anstatt deinen eigenen zu nehmen, oder dein Sockensalat auf meinen Quidditch-Trophäen."

„Ich muss doch bitten", protestierte Theo und schüttelte den Kopf, ein Lächeln auf den Lippen. „Gerade beim Essen ist das nicht der allerbeste Moment, um über meine Socken zu sprechen. Außerdem fand ich es damals schon merkwürdig, mit dir einen Schlafsaal zu teilen. Du und dein Ordnungswahn!"

„Mein Ordnungswahn?", wiederholte Draco, ein Grinsen im Gesicht. „Es ist ein Grundpfeiler meiner Existenz. Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass das eine gute Sache ist."

„Eine gute Sache? Vielleicht für dich", schmunzelte Theo. „Du warst ja schlimmer als jeder Perfektionist. Der reinste Alptraum! Ich habe nie verstanden, wieso du deine drecks Trophän jede verdammte Minute polieren musstest.

„Du übertreibst."

„Nee mein Freund, so einer warst du, und bist es heute, in gewisser Weise, noch immer. Und all deine Facetten erst."

Luna und Hermie blickten zwischen den beiden hin und her und konnten sich ein Lächeln nicht verkneifen. Die Stimmung war gelöst und fröhlich, und es war, als ob die Rivalitäten der Vergangenheit in diesem Moment für immer verblasst waren.

Außerdem hatte die Gryffindor in keinster Weise erwartet, dass sie sich einmal über Nott und Malfoy's Mitbewohnergeschichten aus alten Zeiten amüsieren würde.

Nun ja für alles gab es ein erstes Mal.

Als sie sich wieder auf die beiden konzentrierte, konnte sie es sich nicht verkneifen genauer nachzufragen, was Theo mit Draco's Facetten gemeint hatte: „Welche Facetten denn?"

Draco warf seinem Freund Todesblicke zu, die keinem der Anwesenden am Tisch entgangen waren.

„Ich schöre Theo, ich hack dir deinen Kopf ab, wenn...", drohte der Malfoy.

„Okay, jetzt will ich es erst recht wissen", entgegnete Hermine.
„Oh ja, bin dabei", stimmte Luna zu.

Theo grinste breit, als er die Blicke der beiden Frauen auf sich spürte. „Nun, wo soll ich anfangen? Es gibt so viele Facetten des großen Draco Malfoy. Wir fangen mal mit der ‚Ich bin der Größte'-Phase an. Das war die Zeit, in der er glaubte, die ganze Welt müsse ihm zu Füßen liegen, nur weil er Malfoy hieß."

Draco schnitt eine Grimasse, aber die Schmeichelei des Scherzes war nicht zu übersehen. „Jeder hat schließlich seinen Stolz", murmelte er defensiv.

„Stolz? Das war pure Arroganz!", konterte Theo mit einem schallenden Lachen. „Dann kam die Phase, die du Monatelang in der Schulbibliothek verbracht hast. Und nein, sieh mich nicht so an Dray. Wir beide wissen, dass du nicht zum Lernen da warst."

„Und dann hatten wir die Phase, in der du deinen eigenen Stylingberater engagiert hast", fügte Theo hinzu und grinste, während er auf Dracos Haar deutete. „Das war das Jahr, als du wie ein wandelndes, verzaubertes Modeplakat aussahst."

Luna und Hermine lachten laut auf, und Draco verschränkte die Arme vor der Brust, als ob er versuchen würde, seine Ehre zu retten. „Ich habe nur darauf geachtet, gut auszusehen. Ein Malfoy muss schließlich einen bestimmten Eindruck hinterlassen."

„Das stimmt! Aber was ist mit der ‚Ich-hasse-Granger Phase'.Diese hat ihn am meisten gequält. Unbezahlbar. Der kleine Dray konnte einfach nicht verstehen, wieso ihm ausgerechnet Hermine Granger, Potters beste Freundin, nicht aus dem Kopf ging. Ehrlich mal, dein Gejammer war unerträglich."

Hermine hob eine Augenbraue und sah Draco an. Das konnte einfach nicht wahr sein.

Sie spürte ein mulmiges Gefühl in ihrer Magengegend, als sie Theo sprechen hörte. Die Erinnerungen an all die Male, in denen Draco sie „Schlammblut" genannt hatte, schossen ihr durch den Kopf. Es war nicht nur der verletzende Begriff; es war die Art und Weise, wie er sie und Harry stets beleidigt hatte, als ob sie nichts wert seien. Jedes dieser Worte war wie ein Stich ins Herz gewesen, und sie hatte oft darüber nachgedacht, wie viel einfacher ihr Leben gewesen wäre, hätte sie nicht immer wieder mit ihm konfrontiert werden müssen.

Die Worte von Theo hallten in ihrem Kopf wider, während sie Draco ansah. „Die ich hasse Granger-Phase", hatte Nott gesagt. Das war es also – er hatte sie wirklich gehasst, und sie hatte es so oft gefühlt. Das Gefühl, dass Draco sie nicht nur als Gegner, sondern als jemand, den er tief im Inneren verachtete, sah.

Aber dann – da war dieser andere Draco. Der, der hinter der Maske der Arroganz und des Überlegenheitsgehabes versteckt war. Der kleine Dray, der nicht verstehen konnte, wieso ihn ausgerechnet Hermine Granger, Potters beste Freundin, nicht aus dem Kopf ging. Ein leises Lächeln zuckte an ihren Lippen, und gleichzeitig schoss ein warmer Schauer durch ihren Körper. Hatte er tatsächlich so oft an sie gedacht, während er sich selbst gequält hatte?

Hermine schüttelte unbewusst den Kopf. So oft hatte sie das Gefühl, nichts weiter als ein Spielball in seinen Händen zu sein, und dennoch – sie konnte nicht leugnen, dass ein Teil von ihr sich freute, dass er sie nicht ganz vergessen hatte. Das war die grausame Ironie der Situation. Trotz all der Verletzungen, die er ihr zugefügt hatte, konnte sie nicht anders, als sich zu fragen, ob seine damaligen Gefühle für sie vielleicht doch etwas mehr gewesen waren als nur blanker Hass.

Dracos Blick war herausfordernd, aber in seinen Augen lag etwas, das sie nicht ganz deuten konnte. Vielleicht war es Bedauern, vielleicht auch etwas anderes. Hermine wusste, dass sie nicht weiter in die Gedanken des Slytherins eintauchen sollte, doch sie konnte nicht anders. In diesem Moment, umgeben von Lachen und guten Freunden, fühlte sie sich verwirrt und gleichzeitig seltsam zuversichtlich. Es war ein Kampf zwischen dem, was sie von ihm erlebt hatte, und dem, was sie jetzt vor sich sah – einen Draco, der anders war, als sie ihn damals in Erinnerung hatte.

„Sag mir das das nicht wahr ist Malfoy."

„Granger...vielleicht sollten wir...unter vier Augen reden."

Sie schüttelte vehement den Kopf. Nein sie wollte nicht woanders darüber reden. Was sie wollte, war die verdammte Wahrheit. Nichts als die Wahrheit. Am besten gleich, sofort. Aber sie nicke ihm zu. Wieso nickte sie?

Als Draco sich plötzlich vom Esstisch erhob, tat sie es ihm gleich.

„Lass uns in mein Zimmer gehen Granger, und Theo mit dir werde ich noch reden müssen", erwiderte Draco dabei noch immer gespielt ernst.

~*~

Sie war noch nie in seinem Zimmer gewesen und der Gedanke daran, allein mit Draco Malfoy zu sein, ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen.

Als sie ihm folgte, war sie gespannt und nervös zugleich. Die Tür öffnete sich mit einem leisen Quietschen, und Hermine trat ein. Dracos Zimmer war ordentlich, so wie sie es mittlerweile von ihm kannte. Ein großes Bett stand in der Mitte, umgeben von Regalen, die mit verschiedenen Büchern und Trophäen gefüllt waren. Einige Relike aus Hogwarts hingen an Wänden. Ein Wandteppich in den Farben seines Hauses und eine übergroße Aufnahme der Falmouth Falconsmü, eines Quidditch Teams. Nicht, dass sie eine Ahnung vom beliebigen Zauberersport hatte, gar sich dafür interessierte. Aber Draco tat es offenbar. Das war nicht abzustreiten.

„Setz dich", sagte Malfoy und deutete auf sein Bett, während er selbst sich neben sie setze. Er wirkte irgendwie entspannt und gleichzeitig konzentriert. Hermine setzte sich vorsichtig, ihre Gedanken wirbelten.

„Stimmt es was Nott über die ‚Ich hasse Granger-Phase' gesagt hat."

Hermine sah ihn ernst an, immer noch von der ungewohnten Nähe und der Möglichkeit einer anderen Verbindung zwischen ihnen überwältigt. „Ja, das stimmt",antwortet er  bloß, als wüste er schlicht und ergreifend nicht, was er sagen sollte.

Hermine spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Die Erinnerung an all die Male, als er sie als „Schlammblut" beleidigt hatte, ließ sie nicht los. Sie hatte nie verstehen können, warum er sie so behandelte. Sie war Potters beste Freundin, ja, aber das war kein Grund, sie ständig zu schikanieren. Und trotzdem, in diesem Moment, saß er hier, und etwas in seinem Verhalten war anders. Er war über sein damalige ich hinausgewachsen. Und sie liebte es Zeit mit ihm zu verbringen.

„Wieso hast du das dann alles getan?" fragte sie, ihre Stimme war leise, aber fest. „Hast du mich wirklich gehasst?"

Draco drehte sich zu ihr, und sie konnte in seinen grauen Augen ein Spiel von Emotionen erkennen. „Es war kompliziert", begann er. „Ich wollte nicht, dass du mir so wichtig wirst. Es war leichter dich zu beleidigen, als darüber nachzudenken, dass ich dich womöglich nicht hasste. Gleichzeitig hat es mich verrückt gemacht, wie sehr ich dich nicht aus dem Kopf bekam."

Hermine fühlte, wie ihre anfängliche Wut schwand und Platz für Verwirrung und vielleicht sogar Mitleid machte. „Und jetzt?"

Er zögerte und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Jetzt... ist alles anders. Ich habe dich früher wirklich gehasst, weil ich nicht verstehen konnte, warum ich so über dich fühlte. Du hast mir gezeigt, dass es mehr gibt als das, was ich kannte."

Die ehrlichen Worte hingen in der Luft, und Hermine spürte, dass sie einen Wendepunkt erreicht hatten. Irgendwie schien es, als könnten sie an diesem Abend endlich zu einem neuen Verständnis finden – eines, das jenseits der Vergangenheit lag.

„Aber du hast mich gehasst Granger, und das verstehe ich. Ehrlich gesagt, habe ich mich selbst verabscheut. Es war grausam diese Zeit im Sechsten Jahr und was danach geschah...darüber will ich nicht mehr nachdenken. Ich bin über das hinausgewachsen."

„Das weiß ich doch. Und es stimmt, ich habe dich gehasst, aber ich verstand nach einer Weile, dass du nicht der Böse warst. Ich sah was du durchgemacht hattest und dass du damals, in der Nacht auf dem Astronomieturm, niemals in der Lage gewesen wärst deinen Schulleiter umzubringen. Du bist gut Malfoy. Das warst du schon immer. Und jetzt lass uns zurückkehren und die Sache vergessen."

Sie wollte sich gerade Richtung Tür drehen als Draco sie leicht zurückzog: „Tust du das heute noch ...?"
„Was?"
„Mich hassen."

Sie musste nicht lange überlegen: „Nein. Natürlich nicht, du Idiot. Und ich würde wirklich gerne dort weitermachen, wo wir das letze Mal stehen geblieben sind als ich hier war, aber ich schätze wir sollten zurück zu Luna und Theo."

„Das sollten wir wohl", erwiderte Malfoy mit einem Grinsen.

~*~

Hermine spürte, wie sich ein Knoten in ihrer Brust löste. Die Ehrlichkeit zwischen ihnen war etwas Neues, etwas, das sie sich nie hätten vorstellen können. Sie nickte leicht und lächelte Draco an, bevor sie sich endgültig zur Tür drehte.

„Also gut", sagte sie und öffnete die Tür einen Spalt, „zurück zu den anderen."

Draco folgte ihr, und gemeinsam gingen sie in Richtung Küche. Doch kaum näherten sie sich dem Esszimmer, hörten sie ein rasches Rascheln, gefolgt von einem leisen Aufstoßen.

Hermine blinzelte überrascht, als sie Luna und Theo am Tisch entdeckte, beide mit hochroten Gesichtern. Es war offensichtlich, dass sie sich gerade hastig voneinander getrennt hatten, als sie Hermines und Dracos Schritte gehört hatten.

Luna schaute unschuldig zur Seite und spielte nervös mit einer Haarsträhne, während Theo hektisch versuchte, sich den Hemdkragen zurechtzurücken. Hermine musste sich ein Lachen verkneifen. Es war offensichtlich, was hier gerade geschehen war, auch wenn niemand es offen aussprach.

„Ist... alles in Ordnung hier?" fragte Draco, eine Augenbraue skeptisch hochgezogen. Er musterte die beiden mit einem kaum merklichen Grinsen.

„Ja, alles bestens!", antwortete Theo schnell, fast zu schnell, während er sich bemühte, so gelassen wie möglich zu wirken.

Luna warf Hermine einen kurzen Blick zu, als würde sie stumm um Hilfe bitten, doch Hermine konnte nur lächeln. „Sicher, dass ihr uns nicht irgendetwas erzählen wollt?" fragte sie, ihre Stimme leicht neckend.

Luna und Theo tauschten einen schnellen Blick, bevor sie beide wie aus einem Mund antworteten: „Nein!"

Draco schüttelte lachend den Kopf. „Ihr seid wirklich die schlechtesten Lügner, die ich je gesehen habe."

Hermine stupste Draco leicht von der Seite an: „Es hat geklappt, du Genie. Dabei haben wir fast gar nicht gemacht."

„Ich sagte doch, wir sollten es auf meine Weise machen, ihnen nur einen Stupser in die richtige Richtung geben."
„Ja du hattest recht."

Draco lächelte sanft und sah dann zu den zwei hochroten Gesichtern: „Ich schätze, das ist der perfekte Moment um dir mitzuteilen, dass Granger und ich in dein Haus eingebrochen sind, Theo."

tbc...

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top