Kapitel 10: Besorgniserregend ehrlich


Kapitel 10:
Besorgniserregend ehrlich
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Der Himmel über New York färbte sich in leuchtende Orange- und Rosatöne, während Hermine und Draco nebeneinander auf einer abgelegenen Bank saßen, die sie in einem versteckten Park gefunden hatten. Der Lärm der Stadt schien weit weg, und die Stille zwischen ihnen war beruhigend, fast schon vertraut.

„Es war ein verrückter Tag," sagte Hermine schließlich und brach das Schweigen. Ihre Stimme klang ruhig, aber Draco konnte die leise Anspannung in ihrem Tonfall hören. „Ich hatte ein Vorstellungsgespräch im Ministerium. Aber es ist... anders gelaufen, als ich es mir vorgestellt hatte."

Draco richtete seine Aufmerksamkeit sofort auf sie und hob eine Augenbraue. „Anders? Wie anders?"

Hermine zögerte, bevor sie weitersprach. „Ich wurde von einem Mann namens Thaddäus Crane interviewt. Er ist älter und... ziemlich eingebildet. Schon von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass er mich nicht wirklich ernst nimmt."

Dracos Augen verengten sich, und seine Haltung veränderte sich merklich. Er war zwar noch immer Draco Malfoy – stets mysteriös und zugleich sarkastisch – aber Hermine konnte die Besorgnis und den Ärger in seinen Zügen erkennen. „Was hat er gesagt?" fragte er scharf.

„Das ist nicht wichtig."
„Was hat er gesagt, Granger!?" Seine Miene wurde ernster, entschlossener, als er sie direkt ansah.

Hermine versuchte, sich zu entspannen und nicht noch mehr negative Emotionen in sich aufsteigen zu lassen. „Er meinte, dass Frauen im Ministerium besser in unterstützenden Rollen aufgehoben wären. Du weißt schon, Öffentlichkeitsarbeit, magische Wohlfahrt, sowas in der Art. Er hat es nicht direkt gesagt, aber es war klar, dass er mich nicht für qualifiziert genug hielt, um eine leitende Position zu übernehmen", erklärte sie dann.

Draco presste die Lippen zusammen, seine Augen blitzten vor Wut. „Dieser Bastard," zischte er schließlich. „Was glaubt er, wer er ist? Ich schwöre, bringe ich ihn um."

Hermine lächelte schwach und legte eine Hand auf seinen Arm, um ihn zu beruhigen. „Draco, es ist okay. Ich habe es überstanden. Ehrlich gesagt, hat mir das nur klar gemacht, dass ich dort ohnehin nicht arbeiten möchte. Wenn das die Art von Menschen sind, die im Ministerium das Sagen haben, dann ist es nicht der richtige Ort für mich."

„Das ist alles? Du lässt das einfach so stehen?" Draco lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. „Ich meine, der Typ ist ein Idiot, klar, aber solche Leute sind gefährlich, wenn man sie gewähren lässt."

„Ich habe keine Lust, meine Energie an so jemanden zu verschwenden," entgegnete Hermine und schüttelte den Kopf. „Stattdessen habe ich heute einen Job in der New York Public Library gefunden. In einem geheimen Bereich, in dem magische Projekte erforscht werden. Und nein, bevor du fragst – es hat nichts mit Bücher sortieren zu tun."

„Ah, die gute alte Bibliothek," meinte Draco trocken, sein Tonfall jedoch deutlich interessierter. „Ich hätte schwören können, du würdest irgendwann in einer enden, aber ein geheimes Kellerlabor? Jetzt wird's spannend."

Hermine lächelte schief. „Ja, es ist definitiv nicht das, was ich erwartet hatte, aber es klingt wirklich faszinierend. Endlich ein Ort, an dem ich wirklich etwas bewirken kann, ohne gegen idiotische Vorurteile kämpfen zu müssen."

Draco sah sie an, seine Augen schienen für einen Moment zu weich zu werden, bevor er seine übliche Fassade wieder aufsetzte. „Das freut mich. Du verdienst es, an einem Ort zu sein, der dich nicht nur als Deko in ein nettes kleines Büro setzt. Du bist so viel mehr wert als dieser Crane oder irgendein anderer Idiot, der das nicht erkennt. Du bist eine der klügsten, stärksten Hexen, die ich kenne. Lass dir von so einem Schwachkopf nicht einreden, dass du weniger wert bist. Aber ernsthaft,Granger , wenn dieser Typ dir jemals wieder über den Weg läuft, lass es mich wissen. Ich könnte ein paar... unkonventionelle Maßnahmen in Erwägung ziehen."

Hermine schüttelte amüsiert den Kopf. „Unkonventionell heißt in deinem Fall wahrscheinlich illegal, aber danke für das Angebot."

Draco grinste. „Was bringt es, ein Malfoy zu sein, wenn man sich nicht ab und zu über die Regeln hinwegsetzen kann?"

Hermine spürte, wie ihre Anspannung langsam nachließ. Dracos Worte gaben ihr Kraft, und sie konnte nicht anders, als ihn dankbar anzusehen. „Danke ähm... Das bedeutet mir wirklich viel."

Er nickte, seine Züge weicher werdend, als er ihre Hand nahm.

„Immer gerne. Du solltest dich wirklich nicht mit weniger zufrieden geben," sagte Draco, und obwohl seine Stimme leicht und humorvoll klang, war der Unterton ernst. Dann schüttelte er die leichte Anspannung ab und wechselte das Thema. „Aber genug davon. Was hast du sonst noch so gemacht? Ich bezweifle, dass du den ganzen Tag nur mit alten Kerlen verschwendet hast."

Hermine lächelte leicht und ließ ihren Blick kurz auf den Wolkenkratzern verweilen, deren Fenster in der untergehenden Sonne funkelten. „Abgesehen von meiner epischen Flucht aus den Klauen des Ministeriums? Ich habe mich in der Bibliothek umgesehen, ein paar magische Texte durchgeblättert und versucht, meinen Kopf freizubekommen. Es war ziemlich ruhig... bis ich das Jobangebot bekommen habe."

„Klar, ruhig. Weil sich jemand wie du ja auch total entspannt, wenn er von einem Raum voller Bücher umgeben ist," neckte Draco und hob eine Augenbraue. „Ich wette, du hattest mindestens drei Bücher gleichzeitig aufgeschlagen."

„Vier, wenn du es genau wissen willst," konterte Hermine grinsend. „Aber es hat mir wirklich geholfen, den Kopf freizubekommen. Und dann ist dieser Mann zu mir gekommen und hat mir dieses Angebot gemacht. Es kam irgendwie aus dem Nichts, aber es fühlte sich... richtig an, weißt du?"

Draco beobachtete sie einen Moment schweigend, als wolle er sicherstellen, dass sie wirklich glücklich mit der Entscheidung war. „Es klingt so, als ob es genau das ist, was du brauchst. Etwas, das dich herausfordert und gleichzeitig deinem Bedürfnis nach Wissen gerecht wird. Nicht so wie dieser Büromist."

„Ja, genau," stimmte Hermine zu. „Ich werde morgen anfangen, und ehrlich gesagt, kann ich es kaum erwarten."

„Hermine Granger, die es kaum erwarten kann, zur Arbeit zu gehen. Wer hätte das gedacht?" Draco lachte leise, doch in seinen Augen lag ein Funken Stolz. „Aber im Ernst, das ist großartig. Ich bin froh, dass du diesen Mistkerl im Ministerium hinter dir lassen kannst. Du bist definitiv für größere Dinge bestimmt."

Hermine spürte, wie sich ihr Herz bei seinen Worten ein wenig schneller schlug. Draco mochte es, seine Besorgnis hinter sarkastischen Kommentaren zu verstecken, aber sie wusste, dass er es wirklich ernst meinte. „Danke."

„Aber versuch trotzdem, etwas Spaß zu haben, bevor du dich in diesem Kellerlabyrinth verkriechst. Ich meine, ich weiß, wenn du dich zu sehr auf eine Sache konzentrierst, vergisst du zu leben."

Hermine dachte einen Moment nach, dann zuckte sie mit den Schultern. „Ich kann auf mich aufpassen Mister Malfoy."

„Das überrascht mich nicht", antwortete er ohne einen Funken Sarkasmus in der Stimme.

Die beiden lachten leise und genossen für einen Moment die friedliche Stille, die sich über den Park legte, als die Sonne endgültig hinter dem Horizont verschwand. Hermine fühlte sich zum ersten Mal seit Langem wirklich verstanden und unterstützt – nicht nur beruflich, sondern auch auf eine Weise, die ihr zeigte, dass sie nicht allein war.

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Es war fast seltsam, wie mühelos ihre Gespräche inzwischen liefen. Fast so, als wären sie... gute Freunde. Hermine musste sich eingestehen, dass die Vorstellung, mit Draco Malfoy befreundet zu sein, vor ein paar Jahren noch völlig absurd geklungen hätte. Doch jetzt, hier in diesem ruhigen Moment, fühlte es sich fast natürlich an. Fast.

Und dann gab es wieder diese Phasen, in denen sie ihm am liebsten den Hals umdrehen wollte. Phasen, in denen sein altbekannter Zynismus und diese überhebliche Art zum Vorschein kamen. Es war, als hätte Draco zwei Gesichter – das eines Mannes, der sich aufrichtig um sie sorgte und ihr die Stadt zeigte, und das eines arroganten Reinblutchauvinisten, den sie früher verachtet hatte.

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Sie konnte nicht anders, als ihn von der Seite anzusehen. Seine Gesichtszüge, die früher so hart und unnahbar gewirkt hatten, schienen weicher geworden zu sein, fast nachdenklich. Doch gerade, als sie dachte, dass sie ihn vielleicht doch besser verstehen könnte, schoss Draco ihr einen Blick zu, der ein spöttisches Lächeln begleitete.

„Was ist? Habe ich etwas im Gesicht?" fragte er, ein spielerischer Unterton in seiner Stimme.

Hermine schüttelte den Kopf und sah weg, ein leises Lächeln auf den Lippen. „Nur deine gewohnte Arroganz."

„Arroganz?" wiederholte Draco mit gespielter Entrüstung. „Ich nenne es Selbstbewusstsein. Aber ich kann verstehen, warum das manchmal für andere einschüchternd wirken könnte."

„In der Tat," antwortete Hermine trocken, doch das Lächeln in ihren Augen verriet, dass sie das Gespräch genoss.

Die beiden saßen noch immer auf der Parkbank, die vertraute Dynamik zwischen ihnen immer wieder zwischen Scherz und Ernsthaftigkeit wechselnd. Die Nachtluft war angenehm kühl, und die Lichter der Stadt spiegelten sich in den Fensterfronten der umliegenden Gebäude.

„Weißt du, Granger," begann Draco schließlich und sein Tonfall wurde weicher, „es ist wirklich erstaunlich, wie weit wir gekommen sind. Ich hätte nie gedacht, dass wir zwei jemals so... normal miteinander umgehen könnten."

Hermine hob eine Augenbraue. „Normal? Du nennst das hier normal?"

Draco lächelte leicht. „Okay, vielleicht nicht ganz normal. Aber ich schätze, wir haben eine Art... Einigung gefunden. Du bist die klügste Hexe, die ich kenne, und ich... na ja, ich habe meine Momente."

Die Brünette lachte und der Klang war warm und echt. „Momente, die mich manchmal wirklich überraschen," gestand sie.

„Überraschen?" Malfoy rutschte ein wenig näher an sie heran, so dass sich ihre Schultern fast berührten. „Du meinst also, ich kann dich immer noch überraschen?"

Hermine spürte die plötzliche Nähe und sah zu ihm auf, seine grauen Augen funkelten im schwachen Licht. „Ja," antwortete sie
ehrlich, „und das ist nicht unbedingt eine schlechte Sache."

Die Spannung zwischen ihnen war wieder da, diesmal stärker, intensiver. Es lag eine ungesagte Frage in der Luft, ein Moment, in dem beide spürten, dass sich etwas verändern könnte. Draco hob langsam eine Hand und ließ seine Finger über ihren Arm gleiten, eine zarte, fast scheue Berührung.

„Granger," sagte er leise, sein Blick tief und eindringlich, „es gibt so vieles, was ich noch nicht gesagt habe. Dinge, die..." Er zögerte, als ob er nicht sicher wäre, ob er den Gedanken aussprechen sollte.

Hermine schluckte, die Hitze seiner Berührung brannte auf ihrer Haut, und ihr Herz schlug schneller. „Was denn?" flüsterte sie, ihre Stimme kaum hörbar.

„Dinge, die ich früher nicht gesehen habe," fuhr er fort, seine Hand wanderte nun sanft zu ihrem Gesicht, seine Finger strichen eine lose Strähne hinter ihr Ohr. „Dich, zum Beispiel. Wie du wirklich bist."

Sie hielt den Atem an, unfähig, den Blick von seinen Augen abzuwenden. Es war, als wäre die Welt um sie herum verschwunden, als wäre nur noch dieser Moment wichtig. Draco lehnte sich noch etwas näher zu ihr, und sie konnte den Hauch seines Atems auf ihren Lippen spüren.

„Draco..." Ihre Stimme war ein heiseres Flüstern, und sie wusste nicht, ob sie ihn ermutigen oder stoppen wollte. Die Mischung aus Verlangen und Unsicherheit in ihr war überwältigend.

„Sag nichts," murmelte er und seine Lippen kamen gefährlich nahe an ihre, die Spannung unerträglich. Doch bevor sie den letzten Schritt wagen konnten, hielten sie inne, die Stille zwischen ihnen gefüllt mit unausgesprochenen Gefühlen.

Draco zog sich einen winzigen Moment zurück, als ob er auf ihre Zustimmung wartete, und Hermine spürte, wie ihr Herz hämmerte. Sie war sich nicht sicher, was sie wollte, was dieser Moment bedeuten würde. Aber sie wusste, dass es keinen Weg zurückgab, wenn sie diesen Schritt machten.

„Ich werde nichts tun, was du nicht willst," flüsterte er, seine Augen suchten nach einer Antwort in ihren.

Und in diesem Augenblick, während sie den Duft seines Parfums und die Hitze seines Körpers spürte, wusste Hermine, dass sie sich gerade an einem Scheideweg befand. Egal, wie sie sich entscheiden würde – es würde alles verändern.

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Gerade als Draco sich leicht zeihend herunterbeugte, hielt er abrupt inne. Es war, als hätte er plötzlich die Realität wiedererkannt, die sie beide umgab. Hermine spürte die plötzliche Distanz, als er sich von ihr löste, und blickte ihn überrascht und verwirrt an.

Draco schloss kurz die Augen, als würde er gegen einen inneren Impuls ankämpfen, und rutschte dann von ihr weg. Die Wärme, die zwischen ihnen geflackert hatte, wurde durch die kühle Abendluft ersetzt. Hermine konnte die Enttäuschung nicht verbergen, die sich in ihrem Gesicht widerspiegelte.

„Malfoy?" fragte sie leise, ihre Stimme zitterte leicht, als sie ihn ansah. „Was ist los?"

Er hob eine Hand, als wollte er etwas sagen, doch dann ließ er sie wieder sinken, seine Gesichtszüge wurden hart, fast verschlossen. „Das war ein Fehler," murmelte er schließlich, wobei er sich bemühte, seine Stimme festzuhalten.

Hermine spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog. „Ein Fehler?" wiederholte sie, wobei sie versuchte, die aufsteigende Enttäuschung und den Anflug von Schmerz in Schach zu halten. „Wieso...?"

Draco wich ihrem Blick aus, als ob es ihm zu schwerfiel, sie anzusehen. „Weil ich nicht so bin," sagte er knapp, fast zu sich selbst. „Und du... du verdienst besseres als das hier. Besseres als mich."

Hermine war einen Moment lang sprachlos. Es war nicht die Antwort, die sie erwartet hatte, und doch konnte sie nicht leugnen, dass sie eine gewisse Logik darin sah. Draco Malfoy, der Draco Malfoy, der sie jahrelang verachtet hatte, der sie jetzt zu küssen versuchte... es fühlte sich alles so surreal an. Und doch – sie hatte etwas in ihm gesehen, eine Seite, die sie nie für möglich gehalten hätte. Eine Seite, die sie mehr berührte, als sie es zugeben wollte.

„Malfoy," begann sie vorsichtig, aber er schnitt ihr das Wort ab, schüttelte den Kopf, als wolle er den ganzen Moment einfach wegwischen.

„Vergiss es," sagte er, seine Stimme jetzt entschlossen, aber mit einem leisen Hauch von Bitterkeit. „Wir... sollten das einfach vergessen."

Hermine schluckte schwer, und sie konnte die Enttäuschung nicht länger verstecken. „Ich bin nicht sicher, ob ich das einfach so vergessen kann," gab sie zu, wobei ihre Stimme leiser wurde.

Draco sah sie endlich wieder an, und sie konnte die innere Zerrissenheit in seinen Augen sehen. „Glaub mir, es ist besser so," sagte er leise. „Ich werde jetzt gehen."

Sie konnte sehen, dass er davon überzeugt war, aber es machte es nicht weniger schmerzhaft. Hermine wollte etwas sagen, wollte ihn dazu bringen, seine Meinung zu ändern, aber die Worte blieben in ihrer Kehle stecken.

Stattdessen nickte sie nur, ihre Enttäuschung in einem gezwungenen Lächeln verbergend. „Okay," sagte sie, auch wenn ihr Herz etwas anderes schrie.

Draco drehte sich weg, als ob er das Gespräch beenden wollte, als ob er wusste, dass jeder weitere Moment in ihrer Nähe ihn nur dazu bringen könnte, seine Vorsätze zu brechen. Hermine blieb zurück, den Blick auf den Boden gerichtet, die Enttäuschung wie eine schwere Last auf ihren Schultern, während er in die Nacht schritt.

In diesem Moment realisierte sie, dass egal wie weit sie beide gekommen waren, es immer noch Barrieren gab, die sie vielleicht nie vollständig überwinden würden.

Hermine spürte, wie die Kälte der Nacht sich um sie legte, jetzt, wo Draco sich abgewandt hatte. Es war nicht nur die physische Distanz, die sie spürte, sondern die schmerzhafte Erkenntnis, dass er sich emotional von ihr zurückgezogen hatte. Er hatte sich weggedreht, als ob er das Gespräch beenden wollte, als ob er wusste, dass jeder weitere Moment in ihrer Nähe ihn dazu bringen könnte, seine Vorsätze zu brechen. Und nun war er fort, seine Schritte hallten leise in der Dunkelheit wider, während sie allein zurückblieb.

Die Enttäuschung war wie eine schwere Last auf ihren Schultern, ein bedrückendes Gewicht, das sie beinahe erdrückte. Hermine war es gewohnt, sich auf sich selbst zu verlassen, auf ihre eigene Stärke. Doch in diesem Moment fühlte sie sich unendlich verletzlich, fast so, als wäre ein Schutzschild, das sie immer um sich herumgetragen hatte, endgültig zerbrochen.

Malfoy hatte ihr einmal versichert, dass er niemals eine Frau in der Nacht allein lassen würde. Es sei eine Frage der Ehre, hatte er gesagt, und Hermine hatte ihm geglaubt. Doch jetzt hatte er genau das getan. Die Ironie dieser Situation war nicht an ihr vorbeigegangen, und sie fühlte sich fast verraten. Es war, als hätte er nicht nur sie, sondern auch seine eigenen Prinzipien im Stich gelassen.

Dieser Bruch in seiner Fassade ließ sie zweifeln – an ihm, an sich selbst, an dem, was sie in den letzten Wochen zusammen aufgebaut hatten. Hermine konnte die Tränen kaum zurückhalten, als sie auf die leere Bank neben sich starrte. Die Dunkelheit schien sie zu umschlingen, und die Stille der Nacht war plötzlich bedrückend, als ob sie jede Hoffnung, die sie gehabt hatte, ersticken wollte.

Sie hatte gehofft, dass sie mit Draco etwas gefunden hatte, das echt war, etwas, das über die alten Vorurteile und Fehler hinausging, die sie beide so lange gefangen gehalten hatten. Doch nun, allein in der Nacht, fühlte sich alles so zerbrechlich an, als könnte es mit einem einzigen falschen Schritt in sich zusammenbrechen.

Hermine wusste, dass sie stark war, dass sie in der Lage war, allein zurechtzukommen. Aber in diesem Moment, auf dieser Bank, fühlte sie sich verletzlicher und einsamer als je zuvor. Es war eine Einsamkeit, die nicht nur durch die Abwesenheit von Draco, sondern auch durch die Leere, die er in ihrem Herzen hinterlassen hatte, verstärkt wurde.

Und während sie langsam den Park verließ, sich in die Dunkelheit der Stadt wagte, konnte sie das Gefühl nicht abschütteln, dass diese Nacht etwas verändert hatte – etwas, das sie vielleicht nie wieder zurückbekommen würde.

tbc...

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